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Dresdner Nachrichten : 28.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189110288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18911028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18911028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-28
- Monat1891-10
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.10.1891
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bald so wrniaer Minuten eine >o einareisende Zeraliederittia eine- menschliche» Körper- auszusühre». Linen widerlichen Lindruck machte der sich wahrend des ganzen Tages an der Moidslelle aus ballende „Bräutigam" der Nillchr. Robert Gaid» Terselbe er klärte. früher Bäckergeselle und dann Eie»,träger gewesen r>l lein, bis er schlieblich die Niliche kennen grleriit habe und vvn ihr „miter- stützt" worden sei. Gaida st'iellr die riiolle eine» Verzweifelte» und ries wiederlivlt au»: »Arb, wir habe ich sie geliebt; ich nehme mir da» Leben." Aus den Einwaiid. das, er doch de» Namen eines Zuhälter« veidirne. fuhr er ans und wie» darnushin. dab er eine eigene Wohnung besitze, Liese .eigene Wohnung" besieht aus einem vier Treppen hoch hoswiirls belegenen kleinen Zimmerchen. welches an der Thür eine» Zettel mit dem Namen ,R. Gaida" trägt. Hauptsächlich schien Gaida de» Verlust der Kleidung der Ermordeten zu beklagen: denn er kam immer wieder daraus zunick, dab das neue Kleid 56 Mt gekostet habe und nun wie auch die übrigen Kleidungsstücke zerschnitten und zerrissen worden sei. 2» Bezug ans dir grausige Zurschaustellung de» Leichnam» wird ge meldet. dasi eS dir Mitglieder eines Taiizkrünzchrns waren, welche, au» der Ohrngnsse kommend, an der» Leichnam gleichsam vvrbei- de füllten!! Tie Ermordete war früher Tienstmndche» und bat sehr anständige Verwandtschaft, Ei» Bruder von ihr ist Werkmeister in Berlin, ein Onkel Vvn ihr Bahnhossbearnter, Lte Nilschr hat vor nicht langer Zeit erst die Eharttö verlassen, wo sie nicht weni ger al» dreizebirnial vperirt worden ist, tOcsterreich. Ter Herzog von Württemberg verabschiede le sich tn Graz von dem Oisiziettorvs de» drille» Alincelorp», Er sagte bierbct. es sei nicht sein Wille gewesen, schon seht ans der österreichischen Armee zu scheiden: er habe erst nach Vollendung de» fünfzigsten Tienstjahres um seine Enthebung bitten wollen, aber die Verhält,risse t» seiner» Konigshanie. hervorgerusen durch den Tod des Königs, brachten diese» Enljchlnh Irnhcr zur Anssiih rung. Trotzdem er sich wohl bemüht, dah er nach menschliche» Voraussicht schwerlich de» Thron Württembergs besteigen würde, habe er dem Nute seines Landes und dem Wunsche seines könig liche» Herr», sich svrla» mehr mit den heimischen Reginnngs- getchäften zu besassen, als nächster Agent des Königshauses Folge leisten müssen, um so mehr, al» er es sür »nmililärlsch halte, noch länger hier zu diene» und sich mit der Polilil eines anderen Staa te» zu beschästigen. Mit blutendem Herze» scheide er vom Loipe, Sei» höchstes LNeben werde sein, sich der Gnade des Kaisers wür dig zu erweisen, wenn cS gellen sollte, sür Kaiser und Vaterland zu kämpfen Las relativ günstige Befinden der Erzherzogin Margaretha Sofia hielt am Montag an. sedoch ist die Gcsahr noch innncr nicht beseitigt. Der Kaiser und die Kaiserin, der König von Sachsen und die Königin von Spanien, welche sich nach dem Befinde» der Erzherzogin telegraphisch erkundigte», wurden in diesem Sinne ver ständigt. In Wie» fand eine Versammlung von Arbeiterinnen statt, welche denA»iehlub an die sozialdemokratische Partei beichlvh, Tie Genossin Spiclnian übcrbrachlc Gruse der sozialistischen Genossin nen Deutschlands; andere Genossinnen sprachen gegen den Antisc- initiSlnuS; die Arbeiterinnen seien international und interkonfessio nell. Tie Versammlung schlvy mit Absingnng dcS Liedes der Arbeit 2n ganz Galizien gewinnt die 2nsluenza an Ansbrcilniig, Frankreich. Mehrere i» sranzösischen Teparlemenis statl- gebavlk Parlamentswavlen zeigen einen starken Fortschritt dcS Radikalismus. Bei der Ahgeordnetcnwahi in Lille erhielt der augenblicklich elngesperrle Sozialist Lasargnc 5.667 Stimmen, wäh rend der gcmähiglcre Roche bles 26'se, der Opportunist Tcpasic 2928 bekam. Vei der Abgeordneteiiwahl in s!!nzerre siiminlen sür de» radikale» Donme lt.516 Wühler. für de» Opporlunislen Richard 2515. für den zur slrepnblik ne» bekehrte» Konserbativen de 9tvr- mandie 41-16. 2n beiden Wahlkreiicn ist ein zweiter Wnhlgang nvthwendig- Ter Sieg des am Acnhcrslcn links sichenden Be werbers ist jedoch unzweifelhast, Ter Minister des Aeuseieii Ribot erklärte i» dcr Tcpntitten kammcr bei der Beralhnng des Etats des auswärtigen Anrtes nnler lebhaslcm Beifall, das; das Einoelsländnik mit siruhland nnmittel bare folgen nicht allein für die Wicdcurnsrichlnng FraiitteichS. sondern auch sür die Erhaltung und Beseitigung des Friedens haben müsse. Ter Pcuoncnziig zwischen Lvon und Grenoble ist bei dein Bahnhof Mvirnns entgleist. Tic Zahl dcr Tvdlen wird auf etwa 8. diejenigen dcr Schwervcrwnndctcn ans 20 dis 25 angcgcbe». Tic „Voss, Zig," schreibt: „Tie Znhällcr-Frage ist auch in Paris eine brennende geworden. Polizei-Lchätzniigen gebe» die Zahl der Männer, die in Paris ansichliehlich pan de» Ansbenlnng der Proslilnirlc» leben, ans.5,5,606 an. Tas Veispicl des lci hlcn imd angenehmen Lebens der Zuhälter wirkt so zerstörend ans die Sittlichkeit dcr unlcren Vollsllasscn, das; cs in Paris Vorslädtc giclit, wo sozusagen alle jüngeren Männer dieses Lcbandgcwerbr treiben, Tie 55,660 Zuhälter, von denen nach dcr Versicherung dcr Polizei manche bis zu 2)60 FreS, monatlich ans ihrer Sklavin ziehen sollen, stelle» daö slelS ans dem KriegSsnsjc lcbcndc Heer des Verbrechens dar A»S ihren Reihen gehen die Linbeccher, Raubmörder, Falschspieler und Urheber nächtlicher Uebersiille hervor, Sir sind es, welche die ankeren Bonleoards nur den Wallgraben so geiälnlich machen wie ein indisches Ticbnngcl, wo eS von Tigern wimmelt. Ter Geietzgehc, bat ichon vor Jahren die Absicht gehabt, Paris von dieser Pest zu säubern. 2»> Hinblick aus die Zuhälter ivurde im Mai 1865 daö berühnite Geich über die rücksalligen Vcibeecher geschassen. dessen Arlikel 1 diesenigen Personen, welche von der Ansbenlnng dcr Dirnen leben, ebensalls mit Verbannung nach Stras-Kolonicn bedroht, Ter Wortlaut der gut gemeinten Bestimmung ist aber ein io nngeickncktcr, das; die Rieh ler cS un möglich finde», uiiler diesem Art. 4 einen Zuhälter, der nicht zu gleich rückfälliger Verhicchcr ist, zur Verhannnng zu vernrthcilen, Ter Versuch ist seit sechs 2ahrc» oft gemnebl worden, die Zuhälter vor Gericht zu stellen, aber immer mit demselben Erfolge: sic wurden freigesprochcn, 2» den lichten drei Wochen hat die Polizei 6)0 dicier Kerle al>acsas;t und dein Strafrichter vorgesührt, ader blvs vierzehn wurde» veinrlheilt, 286 srcigelasscn TaS ltzcictz sagt nämlich, das; nur dcr Mann verbannt werden darf, dcr „anS- schlirs;lich vom Schuhe lebt, den er ans vssencr Slrasic dcr aui der ösienllichcir Elreche geübten Prostitution angedrihen lätzl". Sinn wissen cs die Zuhälter so einzurichtcn. das: sie cl» Scheingcweebc treiben, etwa daS eines fliegende» ZcitnngshändlerS, oder bas; sic einen Tag lang alle vierzehn Tage als Tagelöhner oder in irgend einer Werkstatt arbeite». Mn» kann also nicht inchr behandle», daß sie .aiisschlicklich" von dcr Prostitution lebe». Auch schuhen sie ihre Tirnc nicht „aus offener Strasse", sondern halten sich gruppenweise trinkend und kartenspiclend in einer Wcinschcnke ans. durch deren Fenster sie ihre „ciabo", wie ihr KuirstanSdrnck sür die Tirnc lautet isrllher hieb sic „niainiito", „Kochtopf" oder „Koch kessel"). bcanfsichligc», »in Im Rudel hinnnSznstürzcn, wem, dlc .chrdv" einen Hilferuf ertönen lägt. Tic Merkmale des Geschrs treffen also nicht zu und dcr Richter behauptet, nicht vernilheileii zu können. Es gilt nun, eine Fassung zu finden, welche die Be- denken des Richters beichwichtigt und der Straflosigkeit dcr Ritter mit den Scidcnmühe» <.,c.i!n,»vUo8 n trom pouts"), und de» ,rnufliiguetto8' jSchläscnhaar) ei» Ende machte. Die anhallendcn Wvlkciihrüchc und Regengüsse kni Süden Frankreichs baden sämmtliche Flüsse irr ungeahnter Weise zun, steigen gebracht, Tie Ebenen sind säst überall schwer bedroht, Die Negierung entsendet Truppen nach den am meisten gefähr deten Ortschaften, um die Dämme zu verstärken und dcrEtnwohner- Ichast in jeder Weise Hilfe zu bringen. AuS Vevch wird von einem niyslcriöseii Mordversuch gemeldcl, welchen ein französischer Leutnant, Molos d'Estrcnx, verllbic. Der selbe näherte sich mit Mutter und Schwester dem Gclctsc Ler elek trischen Bahn lind warf, den vorheidiausenden Zug abwartcnd, die Schivester mit einem plöhiichcn Stoh aus die Schienen, indem er ausrief: „TaS mich ein Ende nehmen, ich will sie tödtrn." Glück licherweise hatte der Leutnant den Stob nicht rasch genug gefühlt und die Schwester fiel, anstatt vor den Wagen, ans das Trittbrett, von dem sic anßcihalb des Geleises geschlendert wurde. Hieraus kehrten alle Drei in daS Hotel zurück, aus dem sie verschwunden waren, als der Leutnant vcrhaslet welvcn sollte. 2n Paris erregt daS Verbrechen Aufsehen, da der Leutnant einer der bekanntesten Familien angehört und ein Nesse des Generals Matot, des Kom mandanten der Kriegsschule von Saint E»r, ist. Italien. In San Michele zi» dcr Stäbe von Ravenna) ent standen während eines Volksfestes heilige Streitigkeiten zwischen Sozialisten und deren Gegnern, wobei vier Personen durch Re- volverschüsse und Messerstiche grtödtct und sechs schwer verwundet wurden. Eine entsetzliche Bkutthnt erregt in Nom infolge der Stellung der betheiligten Personen grobe Sensationen. Jngravagam. Sekre tär im Post» und Telcarapycnministerium, besuchte de» Sekretär in, Finanzministerium Rossi. ES entspann sich ein Streit, im Ver lause dessen Rossi leinen Gegner durch einen Messerstich in'S Herz tlldtete. Rossi wurde verhaktet. Wege» der Pilgerskandale richtete de» Paps» eine diplomatische Note a» alle beim Vatikan vertretenen Machte, in weicher aus die Gefahr hingewiesru wird, die daraus entspringe, dab Rom der Sih zweier Mächte sei. und dab die Unterdrückung der Pilgersahrle» dem Papste den scrien Verkehr benehme. Ter „Rhein. Courier" ersähet von authentischer Seite, das; der König von Italien Henri v. GierS erklärt habe, er werde dciunächsl eine Flotte »ach Kronstadt schicke«. Herr v. Gierö weilt gegenwär tig t» Wiesbaden. Schweiz. TaS inmitten reizender Naturschönheiten gelegene Tors Mellingen ist er» Trümiuermeer. aus welchem nur wenige er haltene Gebäude bervorrage». Die Bewohner sind ganz konslcrnirt vom Unglück. Tie Vrandsirecke ist dreivirrlel Stunden lang; sie reicht von dcr Brauerei bis zu dem bei Meiringen gelegene» Weiterbau,e» Ei» gewaltiger Föhnsturm, der säst Menschen so,l- rib und von zwei Seilen kui», vervreilele das Feuer niit Blitzes schnelle, svdab manche Familie» nichts retteten, als die Kleider am Leid, Hoch in die Lust recke» sich die ausgebrannten Mauern der groben HolelS „Viktoria" und „Mriringer Hvs". Mit Notv konn ten Pfarrhaus und Kirche gerettet werden TaS Feuer brach in einem kleinen, von einer Wittive bewohnten Hänschen bei der Vraucici »ach sieden Uhr trüb aus. Man ineiitt. cs dürste beim Kochen enlslandrn lei». — Meiringen, inr Haslilhale an der Kreuz ung von seevs Alvenslraben gelegen, ist ei» Lannnriplatz oller Rei senden, die das Verner Oberland brsnchrn. da von dort die Wege zu de» lohnendsten Parlier», namentlich nackt der Grimirl und der grvljkn Scheiden» und zu de» Rcichcnbachsitlle» anSgehc» Ter Ort ist 466 Meter hoch über dem Meere gelegen, Scho» im Jahre 187!) wurde Meiringen von einem schwere» Brande heiingesueht, ^ Vis dahin war eS das Muster rincS echte» Berner LberlanddorieS ! mit engen Eiraben und nllcesbraiinci, Holzhänler» mit weit vor- ! iplingcndcii Dächern. Nach seiiem Brande ist es ganz ne» und I modern nufgebanl worden und zählte viele elegante Hotels und Prnsione», Ter grösste Theil der Einwohner beschäftigt sich mit Holzschnitzerei, da die Aebeilen von den Fremde» mit Vorliebe gc- kansl werbe», E'nglnnd. Tie Maschinenbauer am Time »nd Wcair <Lou- doii) haben ihren Arbeitgebern zum Ende dcr Woche gekündigt, weil die Arbeitgeber die Forderung der Arbeiter betreffs der Ueber- zeii nicht bewillige» wollen. Via» schützt die Zahl der Arbeiter, die durch einen Streit beschäftigungslos werden düitten, an! etwa 66,1X6. In Tnblin wurde vor dem Bureau der „Nntivnal-Preksc" eine Bombe geworfen, welche ans dem Strabcnpslasicr rzplodirle und die Fenster und Thüren des Vnrenns und dcr gegeiiubett,egenden Häuser zertrümmerte. Grober Schaden wurde nur am nntrren Thcile des Hauses angerichtck, Ter Thäler ist »nbckannl Per sonen sind nicht verletzt morde», TaS diesjährige Olloherweltce ist das schlechteste, welches das Vereinigte Königreich seit langen Iahte» erlebt bat. Sturm und Rege» wechieln miteinander ab und auch der Nebel ist kein let tener Gast. Zu Anfang dcr Woche hatten sich die Elemente ein wcnig bclnhigt, aber am Mittwoch entluden sich wieder heftige Ge Witter und Regengüsse über die iiidliche», östliche» »nd nördlichen Theile Englands und ei» Orkan segle über den Kanal dahin. Sehr zu bedauern sind die armen Landieute, welche in vielen Theilen Grobbritannicns ihre Ernte »och nicht unter Tach und Fach haben. In Svmcisctihire sind über 160,660 Morgen Landes üdeistutbek und Uebcnchwemmnngc» haben gleichfalls in Lineoluihirc. in Nene und On'c-Thal bedeutende Verheerungen angerichlet. Viele Landstraße» stehen meilenweit unter Wasser und sind kaum oder nur mit Gefahr gangbar. Eine plötzliche Flu», suchte die Stadt Leighton Blizzard heim und setzte die Sttabe» nntcrWasser, Nicht minder ivic die Landwirlbjchnst hatte die Schifssahit von dem Tosen der Elemente zu leiden, I» Liverpool kamen der gerettete Theil der Besatzungen von nicht weniger als sieden vernnglücklcn Schisse», insgeiammt 46 Man», an. Van der Mannschntt dcS „Woivislon" werden der Kapitän und 1l Matrosen vernicht Ter .Mandego". Vvn Montreal ans dem Wege nach Dundee, hatte 561 lchendc Rinder an Bord, vvn denen 567 ertranken und nur 67 ans Land gelangten. Bci Tungcncb lies die norwegische Bark „Jarlen", von Ameula nach Rotterdam niiterwcgS, am den Strand, Tie 16 Kövse starke Mannschaft und die Frau dcS Kapitäns wurde von dem Littlcsloner Rettungsboot gerettet, Tiineniart. Eine große Fcmersbr,»ist zerstörte die bedeutende 'Feestew'iche Eenlraldenckcrci in Frcderiksberg, wobei viele werth- volle Mannssuptc und Trnckiachcn verloren gingen, Ter Schaden bcttägl über 250,(66 Mark, Türkei. Ter cngliichc Bolschastcr in Konsianlinopel telc- graphirle an Salisbnrh, das; die Pforte ans hygienischen Guinde» die Einwanderniig aller Inden, nicht nur der rnstischen. verboten habe. Einzelnen Individuen sei die Einwanderung gestaltet. Argentinien. In Evrdava sind neue Aufstände auSgcbrvrhen, weil versucht wnrde, die Wahle» zu fälschen. Es kam wiedcrhvit zu blutige» Znsammcnstvben mit der Polizei und der Gcndarmcric, Tie anfstänti'che Bewegung ist noch nicht nntcedrückl, Chile. Ter llnionSgeinndle Ega» hat Namens seiner Negier ung von der chileniiehen Regierung sofortige E»lläri»igc» wegen des Angriffes ans Matrosen des amerikanischen Schis,cS „Balti more" vcelangi und dein Unwillen der Unionsiegiernng über die Haltung der chilenischen Polizei Ausdruck gegeben, welche die Mn- leoien mit Bajonetten angegrlfsen und gefangen genommen habe, Ter Gesandte hat zugleich eine rnliptechendc Entschädigung ge fordert^ Kirnst «,,d SM'eilschall. f Königl, Hofschanspiel, „I mögen" (Eymbcli») von W, Shakespeare, Unter den Sonate» Beethoven? aus dcr letzte» Zeit des Meisters finden sich mehierc Werte, welche sich durch eine ganz wundersame, schier inbrünstige Innigtctt der Slimmuna anSzeichnen, aber gleichzeitig bcinabe in das Unsabdarc, Unveiständliche sich verlieren. Nur die tiefsten Musikkenner vermögen diese Sprache zu versiehe», die sali weiter»?,emdel zn n»S spuckst und oftmals einen Ausdruck zn sinken scheint, den sie nicht findet, nach dem sie inend nmherlaslcl, bis sie in einer nndesstiirbaik» Eiimmnng am- geht, Plan wird beim Leie» und Anschane» einiger Werke Shakespeare s ans seiner spateren Zeit ans'S Lebhafteste an diese letzten Sonate» Beethovens erinnert „Sturm". „Wintcunärchen" - gehören dazu; und nicht zum Wenigsten trägt auch da? gcheimnib- i volle Schauspiel „Ehnibcstne" einen solchen Eharakler, Zielst man ! gänzlich ab. was ans den Unterschied geschichtlichen Wissens zn ! schieben ist. der nnsere Zeit von den Zeilen der Hvünshcdfchen i Elnonik »ntcrscheidct, so bleibt in den dramatischen und poclischcn Ersindnngcn und Szenen, die Eltakcspearc vor unS ansslcltt, noch ! so viel RälhseihafteS, daS unS grhcimnibvoll gcsange» nimmt, ohne das; wir es io recht verstehen, dab der Vergleich mit dem gealterten Beethoven sich nur erst recht anfdrängt. Versucht man die natür lichc Symbolik, welche ans der ganzen, viclvelichlniigencn Handlung zu nnS spricht, ans ein klares Wort zu bringen, so scheint die richiige Auslassung des TramaS, dab Shakespeare habe ein Bild germanischer Gattenliebc und Gattentcene ausslcllcn wollen, mit dem unzwei- denligc» Hinweis, das; ein Volk, wo eine so reine, strenge und am opfernde Auflassung ehelicher Liebe heerscht. wie sic Imogcn und Leonalns bewerten, auch ei» siegreiches Volk, eine danerlcirsligr Nation sein müsse, der die Zukunft gehört, ES ist ein Festspiel zur Verherrlichung seines geliebte» Britannien?, in welchem daS sittliche und palrivtische Interesse sich vermählen, ES ist dcr SegenSsprnch dcS Tichters für sein Volk, mit welchem er den Eharakler germanischer oder, wie er eS verstand, vritamiiichcr Treue, sei cs die Treue dcr Ehe als die höchste und wichtigste Treue, sei es die Ticncrlrene (Pisanio), die Treue der Ficnndichaft ! lPolydor, Eadwall) als Grundlage dcr wahre» Volk, krau icncr wülichen, rönii'chc» Vcrdcrhnib cnlgegcnslellt, die in Iachimo und der lazen Anssassnng der Ehe geschildert ist, welche die jungen Römer im Stücke verrathen. Wirschen, wie am Hose des Eymbcli» ein halblullivirlcS Barbarenlbmn dcr Gefahr innerer Fäulnis; »er ^ fällt: wir sehen, wie dic>c Halbknllnr in der Berührung mit j rpmischcr Spätttiltur sittliche Oiesrhren zeitigt; »nd cS mnb ge- ! wissermabcn die nnyerdorbciic Nalnrkrast, wie sie in den halbwilde» l Söhnen des Königs erwacht, es mnb die herrliche lstattentrenc Iinogen? den Sieg dcr edlen Eigenschasten des PplkSgeistcS über > die Gefahr der Verderbnis; versinnlichen. Sieht man, wie Shakespeare auS verschiedenste» Quellen seine Handlung znsammrngesteltt hat, so erhellt ans'S Klarste, dab die Absicht dicier Zusammenstellung nur die ist, das Bild dcr Gattcnlrrne, wie eS Image» loic Zinepra des Voecgccio) giebt, zugleich z» einem Bilde britannische, Tugend zu machen als eine Mahnung an die edelste» und slaalkerlinttendiien VolkSleästc. „Eumbelin" ist sür die Zeit Shakespeare s ungefähr TaS, waS wntutiü »uitancli!? LiZerle von Felix T-rhn wie der „Kampf n», lliom", „Felicitas" u. s, w, sür rinscic Tage sind. Vieles, was »ns nach unserem Wissen kn „Eymbcli»" phantastisch erlchciiit, war für Shakespeare geschichtliche Thastache nach der Chronik seines Hvlinihcd, Allerdings hat die Bcnntznng dcr mlttelaltertichen Zinevranovclle auch mancherlei mittelalterliches üolorit kn daö Stuck gebracht, welches nun neben der spälrömischen und balbbarbmiichen Eymbelinkultur etwas unvermittelt steht und Manchem de» Genntz des Drama'» eliehivercn mag, Buithauvl hat elne „Jniogcir" auS dem Stücke gemacht, d, h d»S ganze Licht der Handlung auf daS Bild dle'er herrlichen Franengeslalt gesam melt; aber srlvsl io, wie er die Sbalespeare iche Handlung Hai bestehe» lassen, regiebt sich doch, dab Shakeipeare's Titel „Eumvrlrn" das Bezeichnendere ist. weil er die allgemeinere Absicht des Drama s andeulrt. — Welche ielliame», tiäuinrriich inniqen Szenen enthält daS Stück, Wie wnirdersam rirhreird iil das Todlenopser Jmogeir»! Man fühlt, liier sucht der Dichter eine ganz eigene Sprache der bildlichen Anschauung, man rmpsindct voll den poetische» Eharakter derselben und weib sic doch im Grunde nicht zu deuten. ES ist. als habe Shakespeare, ähnlich wie Beethoven, nach einer neuen Kunstsprache gesucht sür daS Tiefste und Reichste, was er in sich hatte, als habe er die dranmliichc Kunst und Schauspielkunst aewisseouaben über ihre Grenze» hiuaussülirc» wollen, eine Beobachtung, die man auch an der zur» Theil ganz epische» Führung tiniger Szenen bemerke» kann. Tadel zeichnet sich gerade ein Drama wie „Eymbeliu" durch die gesteigerte Innigkeit seine» Ebaraklerislik auS, eine Innigkeit, welche in der Todlenopserizene u, A- sieh nur in Stimmung zu verlieren scheint und die Musik zur E'Nänzung dclickbcn hcrauzcchl — „Eymbeliu" kann nach all diesen Umständen nur unter günstigen Verhältnisse» aus ein gröberes Publikum wirken Ticselben sind augenblicklich in TrcSden gegeben, denn in Feänlci» Sntboch besitzt man zur Zeit eine Imvgen, deren reine, edle, poetische Ericheinnng allein icho» das Interesse am Stucke wachciball Man mochte dieser Gestalt in den Angenblickr» dcr auSbrechendc» Leidenschaft und Rührung vielleicht noch etwas mehr vom Nntnilant dcS Schmerzes und der Liebe wünsche», weiche ans,dem innerste» Mitlcbc» der Handlung durch die Künstlerin entspringen; in allen Siinnlivnc», Szenen und Reden, wo eS mehr daraus antommt, durch die Pc>esie der Er schtinnng und dcr Gebcrde an sich zn wirken, wird man diele Gestatt »niihcrtrcsslich finde». So wird gerade der geiahrlichsie Punkt im Stücke, die Szene, wo Imogcn in Mannesklridern erscheint, znm Schönsten, Feinsinnigsten und Edelsten: die Mummerei wird durch den Geschmack, mit welchem sie geschieht, zur zartesten Poesie, und die ganze Liebenswürdigkeit dieses ZnsammenIcbeirS ; der Geschwister, die nur „-wntta '-8imü»spom<-erfinden konnte, ans'S Schönste gehoben. Man darf in diesem Zusammenhänge auch der Regie des Herr» MnrckS besondere Erwäbnnng thun, welche de» poetischen Stimmungsbildern dcS Stückes eine bewnderc Regielnnst entgegenbringt. Von wichtigen und gröberen Rollen verdient dcr LeonatnS des Herrn Trach rühmende Anetten»,»,«, eine wahrhaft originelle und geistreiche Leistung ist aber vor Allem der Elvten dcS Herr» Bauer. Er bat diese» Troddel in einer jo richtigen Mischung von Komik und schier „»heimlicher Ebaraktcrislik gegeben, dab er sich, bei der Gefährlichkeit eines solchen Vorhabens, einen schanspielcrische» Preis verdient haben sollte. Ten Iachimo denkt man sich woki noch etwas anders, als dab gerade Herr Wienc so recht das Bild dieses rasfiniitc» Geselle» wäre; gesellschaftlich glatter, aalhäutiger müsste er im Gcivräch mit Imvgen erscheinen, wenn ihr Wesen unS so ganz verständlich werden sollte dabei. Wir fürchten, die Kille wäre nicmals i» ihre Kammer gekommen, wenn Iachimo mlt Herrn Wiene identisch gewesen wäre. Herr Busse halte besonders i»r letzte» Akte schöne Momente als Bclarms, während Herr Pvrlh seinen König säst allzu convcntioncll a»S- slattete. Zahlreiche andere Milwirkeirde wie Frl. Gninand. Her» Crdmann, Herr Gunz, Herr Lcichert, Herr Zink u. A. halte» zi. wenig Gelegenheit z» selbstständigem schausvielerischc» Heevortreten. Ihnen Allen aber gebührt gemeinsam die Anerkennung de» ganze» Vorstellung, welche als eine sehr schöne zu rühmen ist. Ta2 Publikum »ahm das Werk dankbar au, Tie Musik von Albert dietrich z» „Ey,»Veline" ist sehr eigenartig, und sie hat unter der seinsühlichen Leitung keS Herrn Musikdirektors Drache durch daS Ncuslädter Orchester eine sehr glückliche musikalische Verkörperung ersahren. Wolsgang Kirchback. s Erster QnarIettabe» d dcr Herren Rappoldi, Grütz- macher, Frvhberg und Ncmmclc Unter de» gleichen Ehren und der gleichen allgemeinen und warmen Anerkennung, mit welcher sich die vorzügliche O-narlettvereinigung im vorigen Jahre von ihrem, ans der Elite unscrcr musikalischen Kreise sich bildenden Audi torium! vcrabichicdcle, hat sie, vorgestern ihre Quartcltabende sür die laufende Saison wieder anfgcnommcn und mit dem graziösen k8->I»r Quartett <Rr 20 der Dresdner Ausgabe) von I. Haydn eröffnet. Tie Melvdiecnsülle. die dieses Werk enthält, der Reichst),»» seiner Harmvmec», der köstliche Humor und vor Allem die Frische »nd Jugend dcr Empfindungen, mit denen cs kein an- dc,cl Meister mit Haydn aufnchmen kann, wnrde» wieder von all gemein entzückendem Eindrücke Ter schlichte» Größe und keuschen Meistcrschasl Haydu's gegenüber stand das Nubinslein'sche U-clur- Qnarlelt (op. 47. Nr 2), ci»es dcr vollendetsten und schönstcn Werke dieses Eoinpvnislcn. Wohl gehen seine Formen öfter über das Mas; dessen hinaus, was den, Kammcrmusilstil als Ziel und Zweck pargeschricben ist, aber ans Allein athnict doch eine edle feurige Leidcnichast, eine brillante Erfindung, eine meisterliche Durchfüh rung dcr Themen, von welchen daS Hauptlhemn des Vivace im Piolincello eine Berühmtheit erlangt hat, und eine Ursprünglich keit, wie sic Rnbinslei» nur in seinen besten Schöpsnngcn eigen ist. Dcr meisterlichen Aussiibrung der Quartetts applandirte Anton Rublnslein selbst lebhaft und sprach später sich im höchsten Lobe über die Nappoldi'sche Qnartettpereinignng aus- „So vollendet i» der Auslassung und technisch vollkommen", sagte er. „hätte er dieses sei» Werk überhaupt noch nicht gehört". WaS in einem sülchen Aussprüche ans solche», Munde liegt, mag von den anssührcndcn Künstler» als Ppllgiltlge und verdiente Anette,im»ig sür ihr von ecinen Kunstzwcckcn grlcilctes Slrevcn bingciiommc» werden. AIS Schlnbnummcr hörte man daS O-clni-Quartett, o>>. 59. Nr. 6 vvn Beethoven- Direkten Antrieb dazu cmpsing Beethoven durch den Grasen Rasonmowsk»- Ticscr er,„chic den Aceister uin s Jahr 1805, Streichlsaarteste über russiichc stcationalinciodiceir zu knmponircn- Mit russischen Vvttsgesange» habe» dieic Quartette indes; nur wcnig zu thun- Zwar sind die einzelnen Bcstandlhcilc des ..'l'ilemc? rn^emit) welchem daS Finale des I'-cicu-Quarteils beginnt, in diesem Satz motivisch veiwcrthet, sonst aber komm» nur noch eine sechstattigc Melodie slavischeir Ursprungs in dem O-moll-Onartett vor- TaS dritte (O-ciur) enthalt kein einziges derartiges Motiv, es ist unter Bcnntznng völlig frei rmpsundener Themen entstanden „nd zeigt, wenigstens in dem Anfang- und Schlich,»tz, welch' grobe loiilünsilcuichc Wittlinge» auch ohne pvciiichen Hintergrund zu erreichen sind- Dem Vorträge dcr genannten Werke ist die höchste und wärnisle Anerkennung zu zollen und die Rappoldi ichen Qncrr- icttabcndc sind unsere» niniikalisch höher stehenden Kreisen als das Beste und Volle,weifte unserer hiesigen Qiiartctl-Plvdnklioncn zu ewpsehlcii- Hcrrma » n SIarcke- v Tic Königs. Hosthcater bleiben morgen, am Todestage König Iohann's, gcschloi > en. v Iin R e > ideii z t hc n tc r gelangt heute Nachmittag 4 Uhr zn crmichigten P,cise» die Zellcr'scye Operette „Ter Vogeihändler" zur Ansiührnng. Abends geht die drastisch komiiche GciangSvossc „Mamsell Nilvnchc" mit Frl. Poldi Augustin als Gast in Lerne j Im Berliner Königs. Lpcrnhansc ist heute eine Festvor stelinng aus Befehl Sr. Maicslät des Kaisers angeiagt worden, i» welcher der erste Alt de§ „Taiinhüiiscr" und der zwc»e Akt dcS „Laheiigriil" znr Darstellung gelangen. Ein Billctvcikaut zu dieser Vvrslellnng findet nicht statt. -s Tas Beauiischwcigcr Hostheatcr hat eine neue Oper „ Lan, elot" von R. L. Hermann mit bedeutendem Erfolg znr Aiifstilnnng gebracht. s Frau Margarethe Stern giebt heute im Gewerbe- Hause ihren Bcelhovcn-Abcnd unter Mitwirkung dcr Heuen Kammer iänger Schcidemantcl, Eonccrtmcistcr Petri und Herrn Müller- > R'cnlcr. s Prof. August Wilbelmi mich seine berühmte Geige für einige Zeit znr Ruhe legen. Er ist von einem Gchörlciden befallen wo,den, sür welche? er Heilung in einer hiesigen Klinik sucht. 's Tie öfter aciiamttc breiartige Oper „Wem die Krone" ist bei ihrer Aufführung am Leipziger Stndkthcciler von keinem durchschlagende» Erfolg begleitet gewesen. Mit aller Anerkennung sür da? hervorragende Talent Ritter? betont die Leipziger Kritik die Schwächen des Werke? mit dem Hinweise aui die übertriebene Polyphonic dcS Satzes und das Aussehen Ritter? in Wagncr'sche? Wesen. 's In der vorgestrigen Aiissühnmg der „Walküre" am Mün chener Hostheatcr stammle im ersten Akte das Hcrdscucr sa heilig an», das; Geiabr entstand. Herr Vogl <Sicgmund), schnell entschlösse", verlies; die offene Scene »nd holte ans dcr Konliste einen Wasscttnbcl. mit dessen Inhalt er die Flamme löschte, indem er zugleich das Publikum beruhigte. Es wurde dann anstandslos weite,gespielt. , 's „Högni' s lebte Heerfahrt", nordische Scene nach einer Sage dcr Edda von Hermann Linas, hat bei ihrer ersten Aiifsiibning am Münchener Hostheatcr nur einen freundlichen Er« folg enielt. 9tr.s2U1. Seile ». »» Mittwoch. 28. Oct. L8V1
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