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Dresdner Nachrichten : 02.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189809029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-02
- Monat1898-09
- Jahr1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.09.1898
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lüge zu bestreiten bez. Briefmarken «inzukaufen. Weise verwendete das unterschlagene Geld im Wesentlichen zur Bezahlung von Schulden und wurde zu lO Monaten Gesängniß, sowie zu 2 Jahren Ehr kinechtsverlust verurthcilt. — Ter Lncihrige Buchhandlungs- aehilse Ferdinand Otto Steinmetz aus Plauen machte sich eines Sittlichkeilsverbrechens in der Richtung von 8 l76. Abs. 3 des Reichsftrosgcsetzbuchs schuldig und erfolgte deshalb seine Venirtheil- ung zu 8 Monaten Gefängnis. — Bor demselben Gerichtshof — Frrienstraskammer 8 — unter Vorsitz des Herrn Landgenchtsrath Ncidhardt, hatte sich der 35 Jahre alte, aus Laubegast gebürtige und noch unbestrafte Kutscher Emil Bruno Unganz wegen fahr lässiger Gefährdung eines Eisenbahntransports zu verantworten. U kam am 15 Juni Nachmittags gegen 5 Uhr mit einem schwer- beladencn Zieaelwage» von der Marienbrücke aus nach dein Platz ;wuchen dem Leipziger und Schlesischen Bahnhof gefahren und versuchte noch, mit seinem Geschirr über das Eisenbahngleis zu gelangen, als bereits die Läutesignale ertönten und von den Ucbergangswärter» die rothen Signalsahncn zum Zeichen für die Anfahrt eines Zuges gcschwcnlt wurden. Tie Behauptung des Kutschers, er habe sich schon aus dem Gleis besunden, als das Läuten begann und der auf dem Platze stationirte Gendarm Enke „Halt!" rief, ist unwahr. Unganz wollte offenbar dem Beispiel vieler seiner Kollegen, welche tagtäglich noch kurz vor dem Hera»- nahen eines Zuges aus gut Glück über das Gleis fahren, folgen, kam aber, obwohl er seine Pferde antricb, nickt schnell genug vor wärts und es mußte schließlich der Zug zum Stehen gebracht wer den, um nickt mit dem Geschirr zrisammenzustoßcn. Der An geklagte wurde dem staatsanwaltschastlichen Anträge gemäß zu -j Tagen Gesängniß vcrurtheilt. — Ans der Strafanstalt Gommern bei Magdeburg Vorgefühls, hatte sich der 21 Jahre alte Arbeiter Earl Friedrich Max Teichmann wegen Diebstahls in> wiederholte» Piickfaue zu verantworten, weil er am 18. April d. I. seinem schlafkameraden eine silberne Uhrkette liebst Schlüssel im Wcrthc vo» etwa 12 Mk. entwendet hatte. Tie nunmehr erkannte Ge- fammtstrafe lautete aus 8 Monate Gesängniß und 3 Jahre Ebren- rechtsvcrlust. — Am 10. Juli Nachmittags fuhr der 22jäyrigc Droschkenkutscher Bernhard Paul Schramm über die Albcrlbrückc nach Altstadt und setzte die Fahrt in gerader Richtung fort, als ein ebenfalls von Neustadt kommender neben ihm fahrender Motor wagen der Deutschen Straßenbahn nach dem Tcrrasseuuser rechts ab bog. Das Geschirr rrsp. dessen linkes Hinterrad stieß dabei mit den, Motorwagen leicht zusammen. Schramm machte zu seiner Recht fertigung geltend, sein Pferd habe in dein Augenblick, als die Droschke das Straßeubahngleis erreichte, gescheut und damit den Zusammenstoß verschuldet. Es war jedoch die Bestrafung des An geklagten wegen fahrlässiger Gefährdung eines Bahntransportes geboten und hiernach erkannte der Gerichtshof ans 1 Woche Gc- sängniß. — Wegen Störung einer gottesdienttlichen Handlung — gemäß H 187 des ReichsstrafgcsetzbuchS — hatte sich der :18 Jahre alte, aus Finstcrwaldc gebürtige und in Pirna wohnhafte Stein metz Carl Eberhard Schaffer zu verantworten. Am 1. Juni d. I. fand auf dem Friedhof zu Pirna die Beerdigung des Maurers Friedrich Stimpcl statt, dessen Schwiegersohn der Angeklagte ist. «schon auf dem Wege vom Draucrhnus nach dem Friedhof be kamen einzelne Leidtragende aus dein Munde Schaffer's die Worte zu hören: „Der Schwarzkittel soll uns nur nicht etwa viel vor machen !" Als der Geistliche, Herr Archidiokomis Wolfs, in der Friedhossballe die Grabprcdigt hielt, fühlte sich S- gemüßigt, aus seinem Stuhle hin und her zu rutschen und den hinter ihm sitzenden Leidtragenden vernehmlich zuzurusen: „Das ist lauter Blech: solchen Mumpitz glaube ich nicht!" Und nach Beendigung der Predigt äußerte der Angeklagte noch verächtlich: „Es ist gut, daß die Papelei alle ist, denn sie hat doch keinen Zweck!" Ueberdies trat Schaffer auch dem Seelsorger in verletzender Weise entgegen, als derselbe nach dem Begräbnißakt betonte, cs gezieme sich, bei einer solch' heilige» Handlung nüchtern zu sein, sonst solle man lieber zu Haus bleiben. Nach de» Aussagen der Zeugen stand fest, daß der Angeklagte durch sein Gebühren die Andacht gestört und allgemeines Aergerniß hervorgerukcn hatte. Er wurde ui Rücksicht auf sein überaus rohes und pietätloses Benehmen zu 3 Monaten Gesängniß vcrurtheilt. — Nachdem der 30 Jahre alte Schncidemüller August Robert Liebsch aus Pirna bis zum 21. Juni 1896 wegen Diebstahls im Rückfall eine Zuchthaus strafe verbüßt hatte, fand er i» der Ehrlicb'schcn Schneidemühle zu Rottwerndorf ein Unterkommen I» der Nacht zum 25. Juni d. I. verschaffte sich L. auf diebischem Wege das mit 157 Mart gefüllte Portemonnaie seines Arbeitgebers, als derselbe im stark berauschten Zustande hcimgekommen war. Allen, Anschein nach hat Liebsch das Geld dem Zeugen Ehrlich aus der Hosentasche entwendet: wenigstens verdient die Behauptung des Diebes, das gefüllte Portemonnaie habe in der Laube vor dem E.'scheu Grundstück gelegen, nicht vollen Glauben. Ter Angeklagte benutzte das ge stohlene Geld zum Ankauf eines Fahrrads und machte sich überdies der Unterschlagung schuldig, da er ein in den Anlagen der Pirnaer -Biehleithe" gefundenes Packet mit Frnuensachen nicht ablicserte, sondern seiner Loaiswirthin als Pfand übergab. Tie 5. Fericn- slrafkamnier unter Vorsitz des Herrn LaudgerichtSdirektor Pöllwitz vemrthcilte Liebsch unter Einrechnung einer vom Dresdner Schöffen gericht gefällten cinwöchigen Gcfängnißslrasc zn l Jahr 7 Monaten Zuchthaus, 5 Jahren EhrenrcchtSverlnst und Stellung unter Polizeiaufsicht. — Der als Zeuge vorgeladcne, aber »neutichuldigt ausgebl icbenc Brettschucidcr Schubert wurde mit einer Ordnungs- strose von 10 Mark cv. 2 Tagen Hast belegt. — Je nach dem Grade ihrer Bctheiligung an einer Reihe von Ladendiebereien resp. sogenannten Bandendiebstählen, bei denen cs sich »in die Weg nahme von Galanteriewaaren, Hosenträgern, Schnhwaaren u. s. w., sowie um die Plünderung mehrerer Jahrmarktsbuden handelte, verwirkten der 15jäl>rigc und schon vorbestrafte Glaseinträgcr Earl Franz Müller 1 Jahr, der 13jährige Schulknabe Emk Reinlich 4 Monate und der ca. 15 Jahre alte Hausburschc Earl Oskar Roßbach 6 Wochen Gesängniß. Außerdem erhielten Müller und Remtsch wegen Entwendung von Gennßmittelu je 2 Tage Hast. Fortsetzung des örtliche» Tsteiles auf Seite 4 und S. Tagesgcschichte. Deutsches Reich. Die Hcrdstparadc des GordekorPS fand gestern früh V-9 Uhr. lommandirt vom General v. Bock-Pollach statt. Es erfolgte ein zweimaliger Vorbeimarsch. Der Kaiser führte der Kaiserin das 1. Garde-Regiment z. F., dessen Uniform er trug, vor. Anwesend waren die Kaiserin zu Pferde, Prinzessin Friedrich Leopold und Prinz Leopold von Bauern, der sich an die «spitze der Kavallerie setzte. Gegen 12 Uhr führte der Kaiser die Fahnen unter dem Jubel der Bevölkerung nach dem Schlosse zu rück. Es war gutes Parade-Wetter. Wie der „Hamb. Korr." aus Berlin meldet, empfing der Staatssekretär des Acußcrcn, v. Bülow. die fremden Botschafter und Gesandten. Mau werde wohl nicht feblgchen mit der An nahme, daß in diesen Unterhandlungen auch der russische Abriist- ungsvorschlag zur spräche gekommen sei. Aus Holtenau wird gemeldet: Nach einer sehr stürmischen Nacht war die Flotte seit gestern früh ini Begriff, in den Kaiser Wilhelm-Kanal einzulauseii. Ter größte Theil der Schiffe halte bereits vor Mittag die Holtenauer schleuse passirt. Aus diplomatische» Kreise» erfährt das „Neue Wiener Tage blatt", daß bereits eine Fühlungnahme zwischen de» Kabinetten über den Konserenzvorschlaa des Ezarcn cingeleitet ist. Man glaubt, daß es sich zunächst uni einen Meinungsaustausch über Vorfragen handelt, bezüglich welcher ein Einklang erzielt werden muß, wenn sich an die prinzipielle Zustimmung zu dem Konferenz- vorschlag die praktische Verwirklichung desselben anreihen soll. Hierbei wird es sich nicht bloS um Formsragcn betreffs des Wahl ortes für den Zusammentritt der Konferenz und der Art de» Ver tretung der Mächte auf derselbe», sondern auch i» erster Linie darum handeln, baß der Konferenz ein auch iin Einzelnen genau umschriebenes Programm zu Grunde gelegt wird. Der römischen Mtalie" zufolge hätten die Drcib»ndmäch>c beschlossen. a»l de» Vorschlag des Czaren zu erwidern, daß sie die Idee der Abrüstung rückhaltlos l?) onnähinrii. Zu der Friedenskundgebung des Ezarcn schreibt die „Rhein. Westsi Ztg." neuerdings: „Es wäre wirklich eine unerhörte Ironie der Weltgeschichte, wenn der vom Oberhaupt eines der größten europäischen Militärstaatc» ausgegangeile Gedanke eines all gemeinen Abrüstunakongicsses geinde seitens der große» über seeischen Republik eine unverblümte Absage erhalten sollte. Vor läufig allerdings wird man die bezügliche Washingtoner Meldung des lediglich englische» Interessen dienende» Londoner Bureaus mit einem Riesensragezeichen versehen müssen. Unwillkommen mag die czarische Anregung den nordamrrikanischen Machthaber» in einem Augenblick sein, wo sie sich anschicken, die Früchte eines vom Zaune gebrochene» blutigen Krieges cinzuliciinsen. Mag Gysndoch doS schlichte Gewisse» die Brsürchtun^ cinslöbcn, dag der ganze Vorschlag gegen sie und ihre Eroberungsgelüste gemünzt sei. Aber von da vis zu einer offenen Ablehnung des Friedens Kongresses dürste doch cm sehr weiter Weg sein. Der kurze aber überaus warme Artikel, den die „Norddeutsche Allg. Ztg.", die als das eigentliche Organ unseres Auswärtigen Amtes zu betrachten ist, der Einladung des Czaren zu einen« allgemeinen Abrüstungs- Kongreß widmet, spricht deutlich dafür, daß die deutsche Regierung dem Gedanken mit voller Sylnpathie gegenübe»steht und es ihrer seits an jedem möglichen Entgegenkommen nicht fehlen lassen wird. Dasselbe gilt unzweifelhaft von de» Regierungen Oesterreich- Ungarns. Italiens und fast aller kleineren Staaten mit Ausnahme Dänemarks vielleicht, vo» wo recht beklommene und die Enttäusch ung schlecht verhehlende Stimmen herübertönen. Bleibe» eigent lich nur noch die Regierungen Großbritanniens, Frankreichs »nd der Vereinigten Staaten. In diesen drei Ländern ist die Presse mehr, als irgendwo sonst, der getreue Spiegel der öffentlichen Meinung und sind die Regierungen mehr, als irgendwo, von der öffentlichen Meinung abhängig. Es kann nach den bereits vor liegende» und neuerdings angekündigte» Preßstimme» von dorther keinem Zweifel iiiitcrliegen. daß dort die Anlegung des russischen Herrschers die denkbar schlechteste Ausiiahme gefunden hat. Gleich wohl glaubt man in hiesigen urtheilsfähigen Kreisen nicht, daß einer dieser drei Staaten sich entschließen konnte, von vornherein und offen den Vorschlag des Czaren abziiwcisen. Von Frankreich wäre dies ohne Weiteres ausgeschlossen, da ein solcher Schritt das jähe Ende der russisch-französischen „Allianz" und demgemäß die Banken otterllärung der von der Republik seit zwei Jahrzehnten verfolgten auswärtige» Politik bedeuten würde. Tie englische Re gierung wird sich aber sicher nach ihrem bisherigen Verhalte» nie und »immer zu dein Entschlüsse ausraffe», die Einladung zur Kon ferenz abzulehiien. Sie wird vielmehr, wie stets, aus Uiüwegen ihr Ziel zu erreichen und zu den vorhandenen natürlichen Schwierig keiten noch künstliche^» schaffen juchen. Die gleiche Haltung ist von den Vereinigten «Staaten zu envarten, die schon ans Klughcits- gniiiden vemieidcn werden, jetzt unniittelbar »ach einem von ihnen hei aiisheschworeiien Kriege das Odium der Vereitelung der Frieden-- Konferenz aus sich zu laden " Die Haltung Englands und Ameri kas gegenüber der Abrüsliingssrage bildet eine bedeutsame Reckt scttiguiig des ciucii der beiden Gesichtspunkte, imtcr dem der Leit artikcl unseres Blattes in Nr. 230 die Kundgebung gleich vo» vornherein betrachtete. Angetsachsenlkuiii ans der einen und euro päischer Kontinent aus der aiidcreu Seite: das ist der natürliche Gegensatz, in den die heutige Kulturwclt zerfällt. Bringt der Eine dieser Gegner durch ein allgemeines kontinentales Mässacrc sich selbst um. so ist der Andere uuniuschränkler Herr der Welt. Deshalb spekulirt auch das Ancieliachiciithum unausgesetzt aus die Uneinigkeit der kontinentalen Mächte und wird sich niemals zur ehrlichen Mitwirkung an einem Werke entschließen, das den Frieden ans dem Koutlncnt gewährleisten könnte. Durch die Presse ginge» in den letzten Tagen mehrfache Nach richten über Militnr-Neusorderiiiigen, die im nächsten Etat dem Reichstag unterbreitet werden würden. Hierzu erfährt die„N. B.E " vo» „kompetenter Seite", daß bestimmte Abmachnilgcu nach dieser Richtung hin durchaus noch nicht getroffen seien, io daß alle Nachrichten über diesen Gegenstand, die bisher in der Presse ver- Mentlicist seien, theilweise unrichtig, tbcilweise übertrieben seien. Von einer Mehrbelastung der Steuerzahler, die durch jene Neu- fmderungen herbeiaeführt werden würde, könne keine Rede sein, da sich die erforderlichen Summen jedenfalls in bescheidenen Gren zen halten würden. Gras Bothmcr. eines der Häupter der deutsche» Friedens- gcsellschast. richtete eine Zuschrift an den „Rheinische» Courier ", in der er feststellt, daß Gras Murawiew seit langen Jahre» seine Shmpathie für die Bestrebungen der Fncdensvercme kuiidgegcben hat und ein ausgesprochener Friedensfreund ist. lieber den Ursprung des nissiicheu Fricdeiismanisestes glaubt die „Mil.-Pol. Korr.", die sich dabei aus Erzählungen innerhalb Berliner diplomatischer Kreise berust. Folgendes mitthcilc» zu können: „Bald nach dein Rücktritt Hauviaur' ließ Frankreich auf vertraulichem Wege unter Hinweis aus die wachiende Mißstimm ung seiner öffentlichen Meinung in Petersburg wiederholt Vor stellungen mache», in denen der Wunsch nach einer intensiveren politischen Bethtttignng des srcuiko-ruffiichcir Bündnisses deutlich erkennbar war. Die russische Regierung verharrte diesen Vorslell- keiner durch die eigenen ringen gegenüber in dem Entschluß, sich zu keine, Jmeresten des Ezarriireichcs nicht gebotenen 2 taffen: andererseits wollte sie es vermeiden, eine verstimmend wirkende Antwort zu erstreiten. In diejeni Zusammenhang wurde die Anregung des i» Petersburg von Hoher Seite schon seil längerer Zeit gehegten Abrüslungsgedankeiis für zweckmäßig er achtet." Diese Meldung muß schon deshalb als unrichtig erscheinen, weil der Kaiser von Rußland, wenn er sich den Wünsche» Front reichs entgegenkommend erweise» wollte, nicht gerade dasienige Mittel ergriffen Irätte, das am wenigsten geeignet war, Frankreichs Wünsche zu eiiüllcn. NebrigenS will auch die „Int. Korr." wissen, daß sich der Czar schon seit Jahren mit jciiicm Plane ge tragen habe. Ter ehemalige Reichskanzler Graf Eaprivi, obgleich Ehe! des 78. Infanterie-Regiments, kommt nicht zu der Parade und dem Manöver nach Haunavcr. Ve! dem FeUinabl. welches die Gencraldnektion der bayerischen Staalsbahneu in München für die Tlieilnehmer an der General- vcriammlung des Vereins deutscher Estenbahnverwaltiingen gab. brachte der Präsident der Eiienbahndireklion Berlin. Gcheiinraih Kranold, ein Hoch aus die Souveräne der im Verein vertretenen Reiche aus und betonte, daß der Verein nur deswegen solche Er folge errungen habe, weil die Souveräne aller Länder dem Eisen- bohnwcien vollstes Verständnis; entgegengebracht haben. Die Versuche mit der Telegraphie ohne Draht, welche kürzlich pon einer Abtheitung des Enciibahn-Regimeists zwilchen dein Pfingstberg bei Potsdam und dem Müggelthurni gemacht wurden, sind mißglückt und werden jetzt erneuert. Aus Dortmund wird czemctdct'. In der Nacht arbeiteten i» der Zeche „Viktor" in dem schachte Pier Bergleute aus freistehen der Bühne, als plötzlich der Anker vom Drahtseil fick lvslvste, wodurch die Bühne ümkipple. Drei Arbeiter verschwanden sofort in der Tiefe. Der vierte stürzte, da keine Hilfe zur Stelle war, ebeistalls nach. Alle vier Arbeiter sind tvdt 'Nachträglich wird ein Vorfall besprochen, der sich in der vorigen Woche in der Gcmcinderalhssitzung in Hciligenhaus tRheinvwvinzj zngctrngcn hat: „LandtagSabgeordneler Böltingcr hatte der Gemeinde als Andenken an den Altreichskanzler ein Atbin» geschenkt, wovon der Bürgermeister dem Gcmeüidcmth in der Sitzung Kennttiiß gab. Sofort nach der Rede des Bürger Meisters »ietdctc sich der Graf v. d. Schnlendurg und erklärte, er . müsse dagegen vrotestirc», daß das Geschenk von der Gemeinde ! angenommen würde: au den Namen Bismarck knüvite» sich für ihn nur üble Erinnerungen. Nachher besprach Fabrikant Kikerl den Fall in großer Erregung und feierte gebührend den großen Dodtcn. Anschließend hieran lici; der Bürgermeister das Andenken des Ent schlafenen dadurch ehren, daß er die Gcmeindeverordneten anf- sordcrte, sich von ihren Sitzen zu erheben. Alle erhoben sich: nur Graf v. d. Schnlenbnrg blieb sitze». Er pwtcslirtc vielmehr noch mals auch hiergegen, und unter lauten Kiindgebungeil des Unwillens verließen säninttlichc Herren daraus den saal." lieber diese „üblen Erinnerungen" erhalten die „B. N. N." folgende Auskunft: Im Wahlkamvs war einst dem Grasen gegenübergestellt Friedrich Kapp. Ter Gras ersuchte nun den Kanzler, gegen diesen sich zu erklären. Bismarck ließ dem Grasen erwidern, er mische sich grundsätzlich nicht in die Wahlen, dann aber, er habe keine Ursache, für einen dieser beiden Wahlkandidate» Partei zu nelnncn, endlich zolle er dem Dr. Kapp seine volle Hochachtung. Daher die „üblen Erinnerungen" des Graten v d. Schnleiibuig-Bcctzcn- dors an den große» Tobte». lieber die führenden Elemente im Beu stier öffeiillichen Leben sprach sich der Stadtverordnete Prctzcl in einer Versammlung des tonservative» Vereins „Moabit" aus. Herr Pretzel tagte: Berlin seufzt unter dem Truck der bürgerlichen und soziale» Tcmvkratic und des JndciithumS. Das geben auch liberale Stadtverordnete zu, wenn man sie unter vier Augen spricht. Sie ballen die Faust gegen die Ucberninclst des Judcnthnnis in der Stadtvcrordncten- Versciinnilung, aber blos in der Taillw Christliche Bürger — so sogt man auch in liberale» Kreisen - oinnicn erst nach lang jähriger cnisopscrndrr Thätigkcit zu einem Mandat und einem Einfluß. Die jüdische» Rechtsanwälte und die iniigen Herren pon „drüben" aber werden ohne Weiteres gewühlt. Und gegen deren Mundwerl kommendste Christen und Dentjchcn nicht auf. Von 12 Rednern in der Stadtverordnetenversammlung sind immer 8 Juden, oder nach einer andere» Statistik: es kommen aus 18 Redner nur 5 Christen. Tlpstsächlich ist Herr Singer der Führer der Mehrheit i» der Stadtverordnetenversammlung, und fast jeder Jude..der dort redet, nelst dann bändereibcnd zu sinaec Ww iraA M/o» et s W «rÜMk habe. Daher auch die revolu tionäre Strömung, die den Oberbürgermeister Zelle »um Rücktritt veranlaßt, die den Antrag auf Verherrlichung der Revolution eingebracht hat. Diele Strömung verfügt etwa über eine Zwei drittelmehrheit. Die Schuld an Viesen Zuständen haben Die. die bei den Wahlen zu Hause bleiben, und das wareir bei den letzten Londtogswahlen bis zu 88 Prozent der Berechtigten. Uebcr die Erfahrungen bei der sozialdemokratische» Land» ogitation erstattete der Obmann der AgitationSkommission für die Provinz Brandenburg, der »engewählte Rcicbstaasabaeordnete Antrick. folgenden Bericht: „Der Bauer ist für die sozialdemokra tische Agitation nicht zugänglich gewesen, es sei daher Thorkeit. für einen Kreis 3000 Mk. auszngeben, wenn man bei der Wahl nur 103 Stimmen erhalte. iZiistiinmnnaJ Während der Wohl hat die Agitativnskommiffion 300,000 Flugblätter und 100,000 andere Schritten verbreiten lassen. Das Breslauer Polizeipräsidium hat der dortigen Schnl- depntation Mittheilnng gemacht, daß sich in neuerer Zeit die von Breslauer Schulkindern an den Kaiser gerichtete» Jmmediat- Gesilche um Verleihung von Spielsachen oder anderen unnützen Gegenständen, z. B- eines Fahrrades, einer Violine, eines Schreibtisches, von Konfekt >c. häufen. Zum größten Theite möge» diele Gesuche dadurch veranlaßt worden sein, daß die Schul linder wahre oder falsche Zeitungsnachrichten über Gnadenerweij ungen des Kaisers an Schulkinder uister sich verbreiten und sich gegenseitig zur Ahsendung solcher Gesuche anspornen. Durch die gctchästliche Behandlung derartiger Gcinche wird das Schreibwerk der Behörden unnöthig vermehrt Alle Ellern seien darum er mahnt. die schriftliche Thätigkcit ihrer Kinder streng zu kontroliren, damit derartiger Unfug vermieden werde. Eine» Stellvertreter für die Stimmabgabe bei der Reichstogs wahl hatte der Fuhrunternehmer Svangenberg in Dortmund an die Wahlurne senden zu können geglaubt, da er selbst keine Zeit hatte Am 16. Juni erschien in einem Dortmunder Wahllokal der Stuckateur Bernhard Adler, zeigte die Einladung für den Fuhr unternehmer spangenbeig vor und wählte. Als sich der Mann wieder fortbegeben hatte, hörte ci» Wahlvorstlindsmitglied, daß der Fortgehendc nicht svangenberg ici. Der Wähler wurde deshalb sofort wieder zinückgeholt. da das Wahlvorstaiidsmitglicd Svaiigeii- bbt persönlich kannte. Adler erklärte nun, daß nun Stiefvater Svangenberg» leine Zeii hätte zum Wählen, deshalb sollte er es ihn». Vor der Dortmunder Jerienstraskammer erklärten 'Adler sowohl wie Svangenberg. daß sie mit der Handlung nichts strai- barcs zu begehen glaubten. Es wurde sestgestclli. daß Spangcn- berg thatsächlich Adler gebeten hatte, für ihn zu wählen. Adler wurde zu einem Tag Gesängniß venirtheilt. Eugen Wolf behauptet in einer an die „Münch. N. Nach« " acrichtcten, im „B Tagcbl." aber vorher nbgcdrnckte» Erklärung: Er fei trotz Eaprivis Auslassungen nicht ausgewiese» worden, sonder» cs sei nur ein Küstenverbot gegen ihn. der damals nr Sansibar gewesen fei. erfolgt. — Das sind lediglich Wort klanbcreien, zumal da Gras Eavrivi selbst, wie Wolf zugiebt, den Ansdruck „Ausweisung" gebraucht bat Engen Wolf fügt in gewohnter rcllamehastcr Weiie noch hinzu« Herr v Eaprivi habe ihm später die Hand init den Worten eistgcgengestteckt: „Herr Wolf, ich habe Ihnen unrecht gethan, wir wollen die Streitaxt zwischen uns begraben." Falls dies richtig ist. will cs doch bei dem von ihm selbst betonten geringen Interesse des Grafen Eaprivi für unsere Kolonialpolitik wenig sagen. Oesterreich, so weit ein offizielles Verzeichnis: der fnrst- tichen Perfönlichkeiten vorliegt, werden bei den zwischen 'dem 20. November und dem 2. Dezember in Wien stattsindcnden großen Jnbiläunisfeicrlichkeiten sich einsinden« Großfürst Wladimir iind Gemahlin, der Kronvrin; von Italien in Vertretung König Hunihcrts, das s ä ch s ische Königsvaar und die Könige von Rumänien und Serbien Ter deutsche Kaiser wird bei diele» offiziellen Feierlichkeiten in Wien nichr zugegen sein, da bis zu obigem Zeitpunkte die Nitrcise »och nicht beendet sei» wird, doch werden Kotier Wilhelm und die Kaiserin am l«. Dezember in Wien erscheinen und persönlich ihre Glückwünsche dem befreundeten Monarchen darbringen. Wie die „Bnd Korr." ans Wien meldet, soll die Einberufung des österreichischen Reicksraths in den nächste» Tagen, und zwar für de» 19, oder 20. September, publizir! werden Für eine der ersten Sitzungen des Rcichsraths dürste die Wahl der Quoten Deputation ans die Tagesrchnnng geletzt werden. Da die Wahl der Delegationen für dieies Jahr nicht wehr erforderlich ist, dürste diese Wahl erst im nächste» Jahre vorgeuommen werden. Frankreich. Aus Anlaß der Henrv 'Affaire schrieb Bois- deffrc folgenden Briei an den Kriegsminister: „Herr Minister! Ich habe soeben die Beweise erhalte», daß mein Vertrauen in den Oberstleutnant Henro, Chef des Nachrichtendienstes, nicht bereck tigt war. Dieses Vertrauen, das ein unbegrenztes war, bat mich dahin gcsührt, mich täuschen ;n tassen und ein Dokument für echt zu erklären, weiches es nickt war, und Ihnen als ci» solches vor zulegen. linier diesen Itmständen habe ick die Eine. Herr Minister. Tie um Enthebung von meinem Arme z» ei suchen. Boisdcffre." — Der Kriegsmiilister antwortete: „Mein lieber Genera!! Es- erscheint mir »vthwendig, daß Sie selbst als Hauptperson bei der Unterdrückung der Handlungen, welche den von Ihnen in voller Loyalität begangenen Jrrthnm veranlafue», snngire», und erst danach kann ich. wenn Sie aus Ihrem Verlangen beharren, dem mir vorgelegte» Gesuche entsprechen. Genehmigen sie die Ver sicheunig meiner herzlichen Gesinnung. Eavaignae!" Boisdesirc sprach hieians dem Minister »einen Dank dafür ans, daß er an seine Lovalität glaube, ersuchte ihn aber zugleich, unter Versicher ung feiner ehrfurchtsvolle» Ergebenheit, ans seiner Bitte beharren zu dürfen. Wie gemeldet, nahm der Kriegsminister hieraus die Demission Boisdesirc's an. Im Miilisierrath Unterzeichnete Präsident Faurc die Dienst eiitlafsimg des Majors Esterhazy. — Nachmittags trat der Ministcr- rath zu einer zweiten Sitzung zusammen, in weicher der Minister des Acnßercn Dcleasso Mittheilring von dein Rundschreiben des Grasen Murawiew mackste. Ter Kriegsminister Eavaignae^thcilte seinen Kollegen die näheren Umstände der Verhaftung des Oberst Icntiiants Henrv mit. Ferner gab der Finanzniinistcr sein Expois über das Budget. (WicderhostJ — Dein „svir" zufolge sollen Brisson. Trouillot und Maruojouls im Ministerrath energisch die Revision des Drcnsns Prozesses und die sofortige Entlastung ge wisser Generate gefordert haben: Eavaignac habe jedoch mit seiner Demission gedroht, falls diele Forderungen nnsrcchterhalten würden. Italien. Ter Papst ist «war gesund, aber doch so schwach, daß er zuweilen ein Dokument tan», zn unterzeichnen vennag. Er ließ sich deshalb eine» eigenen 'Apparat Herstellen, ans den er die Hand legt, um sie beim Unterzeichnen fest!,alten zu können. Spanien. Wie dem „Sun" ans Manila gemeldet wird, toll Agninatdo an die fremden Mächte eine Prottaniation gerichtet i haben, in der er sie um die Anerkennung der Unabhängigkeit einer Republik der Philippinen ersucht. § Belgien. Tic Uebnngen im Feldlager von Bevcrlov sind durch die vielen Erkrantnugen in Frage gestellt. Sonntag mußten l N6. Montag 157 Lotdate» in s spital gebracht werden, besonders aus den Jäger- und Grenadier-Regimentern. Tie Gcsamnst- übniigen fallen wahrscheinlich ans. England. Die Kohlengruben,irbciter in Cardiff nahmen mit mehr als 21.00«» Stimmen die Bedingungen der Grubenbesitzer an. Ter Aiisstand ist damit beendet. iWredcrholt.j Finnland. In dem Kaiserlichen Schreiben cm den General Bobrilofs, in welchem diesem seine Erncnnung zum General- Gouverneur von Finland mttgctheilt wird, heißt es: „Ihre Er fahrung und vielseitige Begabung hochschähend, erkor Ich Sic gegenwärtig zmn sinländische» Generalgonverncilr und Kommkm- direildcn der Truvven des sinländncheii Militärbezirks- Indem Ich den Wohlstand und das Blühen des Meinem Herzen nahe stehenden Gebietes Ihrer Fürsorge anvertrane, bin Ich überzeugt, daß bei nnentwegter Befolgung Meiner Fingerzeige die Erfüllung Ihrer neuen Obliegenheiten als höchster Vertreter der Staats gewalt in diesem Gebiete getestet sein wird von dem Bestreben, im Bewußtsein der Bevölkerung in folgerichtiger Weise die für das Wohl Fintands wichtige Thatsache Wurzel fassen zu lassen, daß Finland mit dem für alle treuen Untcrthanen gemeinsamen Bater- laiide auf's Engste vereinigt ist." Ter Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland sind zum Besuche der Großmutter des Krouvrinzen. Großfürstin Alexan dra Josiphowna, in Pawlowsk eingetroffen. Ter frühere KriegSininister Mstjutin wurde zum Gciieralscld- inarschall ernannt. Generalleutnant v. Leer, Chef der Militär- Akademie des Gencrnlstabs, wurde von seinem Posten abberufcn. bleibt icdoch Mitglied des Kriegsraths. An seine «stelle tritt der Kommandircndc der 3. Kavallerie-Division Ssiichotin. Das Gerückt von einer Verlobung des Prinzen Louis Bona» parle mit der hübschen Großfürstin Helene, einzigen Tochter des Großfürsten Wladimir, ist in st Petersburg verbreitet. Prinz LouiS Et Offizier in den, russischen Garde-Regiment „Kaiserin cs I «5 2
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