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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187706035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-03
- Monat1877-06
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1877
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Boll-männern auch im Schooße der Social- demokratie selbst bereits aufgegangen ist. Mit dem Beginn de- Reiches der Socialdemokratte soll bekanntlich, wie uns ihre Propheten ver künden. a»ch die Aera der wahren Wissenschaft beginnen. Ts muß für die Herren Liebknecht und Aehnliche eine tief betrübende Erfahrung sein, daß schon ihre ersten Versuche zur Erfüllung dieser Verheißung au dem Widerstande ihrer eigenen Genossen scheitern — Die für die Zukunft der socialistischen Partei bedenklichste Erscheinung aber staden wir in der von dem officiellen Bericht mit« gelheilten Bilanz über die Zeit vom 11 April 1878 bi- 3». April 1877. Bei Licht besehen ergiebt sich nämlich, daß die Bilanz mit einem starken Deficit abschließt. Freilich bleibt die-mal allerdings ein Cassenbestand von 3,582 während die vorhergehende Rechnung-Periode mit einem Deficit von 458 abschloß. Aber dieser Ueberschuß ist nur ermög licht durch die außerordentlichen Anstrengungen, welche zum Zwecke der Wahl gemacht wurden. An regelmäßigen Beiträgen hat die letzte Periode nur 6019 aufjuweisen, während die Kosten der Verwaltung allein 6133 betrugen. Der Agitation-fond- hatte eine Einnahme von 663 dagegen erheischte die ständige Agitation einen Aufwand von 12,856 die zeitweilige Agitation (nicht zu verwechseln mit der Wahlagitation, welche 21,734 verschlang) einen solchen von 1285 Der Unterstützung-sonds vereinnahmte 2558 und verausgabte 5144 In die gewöhnliche Budgetsprache übertragen heißt daS: die laufenden Ausgaben wurden zum größten Theile im Wege de- Extraordinarium gedeckt. Diese Tbatsache fällt aber bei einer Partei, deren ganze Existenz von der „ständigen Agitation" abhängt, auf- Schwerste in- Gewicht. Die „Wrserzeitung" schreibt zu den Verhand lungendeS Gothaer Social isten-CongrcsfeS: „Bi- jetzt hat die ganze socialdemokratische Agi tation dem von der heutigen Gesetzgebung „un gerecht behandelten" arbeitenden Volke Nicht eingetragen, al- Kosten, welche vorwiegend von dm Herren „Führern" und deren Pleßorganen verschlungen worden sind. Da- mag nun Jahre, Jahrzehnte lang recht gut in dieser Weise au» führbar gewesen sein und auch noch ferner sein, Werl der socialistischen Menge Langmuth und Hoffnung gegmüber den Vorspiegelungm ihrer eigenen Propheten geradezu grenzenlos sind, einmal aber muß dock»nothgedrungen der Zeitpuncteintreten, wo leere Aus flüchte nicht mehr verfangen und katego risch eine Gegenleistung der Führer verlangt wird. Die socialbcmokcatisch: Führerschaft dürfte unter Umständen einen fürchterlichen Gegner gegen sich auserstehen sehen, den sie bis jetzt immer als BundeSgenoffen zu betrachten gewohnt war, näm lich die Nothlage, den Hunger, von bloßen Ber sprechungen feiner Führer wird auch der socia listische Magen nicht gesättigt, und sobald nur die Grkenntniß der Wahrheit, daß ein Haupt hinderniß de- Eintreten- eine- wirthschaft lichen Wiederaufschwunge- eben die so- cialistische Agitation selbst ist, mehr Bodm in dm wirklich „arbeitenden" Claffen gefunden hat, dürfte e- mit der Herrlichkeit der „Volk- männer" bald vorbei sein." Und in der That, hat denn der Congreß von den Arbeitern und von Dem, waS man für sie thun will und kann, gar Nicht-, gar Nicht- zu reden gewußt? Wir haben 4 Tage hinter einander ausführlich referirt, aber vergeblich gewartet, daß endlich aus dem Congreß einmal auch der Arbeiter gedacht werde. Von sich, von ihren mehr oder minder einträglichen Schriften, von ihren persön lichen Erfolgen bei der Agitation haben die Herrm viel, sehr viel zu reden gewußt, über — wa- kauft sich der Arbeiter dafür? Gehen Euch die Augen nun auf. ihr Bethörten? Bebel wird sich am 12. d. M. vor der VII Deputation ve- Berliner CriminalgerichtS in Folge seiner Schrift „Parlamentarische Thätig keit" zu verantwortm haben. Die Anklage stützt sich auf vergehen gegm tz 131 de- StrafgesetzeS (wiffentliche Verbreitung falscher Thatsachen behuf- verächtlich machuug staatlicher Einrichtungen) und Beleidigung wider den Reichskanzler Fürsten Bismarck Auch Liebknecht hat vor derselben Gericht-deputation und zwar an demselbm Tage zu erscheinen und sich wegm PreßvergehmS zu verantwortm. Bekanntlich hat der Papst bei seiner neulichen Anrede an die deutschen Pilger vorsichtiger Weise in Zweifel gelaffen, wen er al- „deutschen Attila" gemeint hat, dm deutschen Kaiser oder dm Reichskanzler Fürsten Bi-marck. Die ultra montaum B älter gebehrdm sich über die Maßm entrüstet, wmn man da- Erstere annimmt. Leider können sie indeß nicht dm Anspruch erheben, authentische Interpretationen der Vergleichungen de- ,,puter iakallidilis" zu geben, und so würde die Streitfrage auf immer ungeschlichtet bleiben müssen, wenn nicht ein günstige- Geschick die Möglichkeit gewährt hätte, eine Aufklärung zu erlangen. Besäße da- deutsche Reich einen Ge sandtm bei der römischen Curie, so würde dieser selbstverständlich «ine nähere Erläuterung der bezeichneten Aeußerung fordern. Em solcher Ge saudter ist aber zur Zeit nicht vorhanden. Woh aber hält Bayern »n der Person de- Grasen Paumgarten noch immer einm Gesandten beim Papste Wohl ist zuzugebm, daß derselbe sich im vorliegmden Falle nicht für verpflichtet zu er achten braucht, gemäß dem Versa,ller Protokol vom 23. November 1870 die Functionen eine- Reichsgesandten wahrzunebmen; dennoch könnte man auzeficht- der E kläruna der daher,schm Bevollmächtigten in demselben Protokoll, „daß die bayerischen Gesandten angewie'en sein würden, in allen Fällen, tu welchen die- zur Geltenvmachun allgemein deutscher Inter« ssen erforderlich oder von Nutzen sein wird, dem BundeSgesandtm ihre Zrihülfe zu leisten", wohl erwarten, daß Graf paumgarten die Geschichte von dem „deutschen lttila" nicht vollständig ignoriren werde. Biel eicht bietet sich auf dem für dm nächsten Monat »«vorstehenden bayerischen Landtage Gelegenheit, estzustellm, inwieweit Graf Paumgarten diesem Lrwartm entsprochen hat. Wa- wir bereit- früher über da- Befinden de- Papste- mittheilten, wird jetzt nach weiter eingezogmen Erkundigungen bestätigt Der „Allg kvang.-Lutb. Kirchenztg." wird au- Italien ge- chriebm: PiuS IX. ist sehr hinfällig geworden und wird bei den ununterbrochen sich folgenden ludimzm fast immer in einem eigen- zu diesem Zwecke angesertigtenLehnstuhl durch die kniemden stechen getragen. Wir hörten a«S guter Quelle, »aß der schwache Mann kürzlich dm Wunsch äußerte, die Stadt Rom sich anzusehm, von der man ihm gesagt, daß sie unter den neuen Ber- chltniffen so schön geworden sei. Da- wird nun wohl ein frommer Wunsch bleiben; dmn e- ist verbürgte Thatsache, daß die im Batican Herr- chenden Herren dem Oberhaupte der katholischen Kirche nicht einmal gestatteten, seinen todkranken freund, dm Cardinalvicar Patricci, vor dessen knde noch einmal zu sehen, obgleich der Sterbmde e- wünschte und PiuS IX. e- wollte. Um de- höheren Zwecke- willen sagte man dem Papste, es gehe Patricci besser, so daß dieser sich berühmte, bi- die Todesnachricht ankam. Im Uebrigen sieht PiuS IX. in seinem freiwilligen Gesängniß und Märtyrerthum jetzt auch den Beweis dafür, daß er nicht bloS de- herrschenden, sondern auch de- leidenden Christ«- Stellvertreter auf Erden ist. Zu wiederholten Malen hat er DaS in seinen Ansprachen während der Fastenzeit ausgesprochen. Und damit man nicht darüber in Zweifel sein könne, wie DaS zu verstehen sei, geben seine Freunde bereitwilligst alle wünschenSwerthe Aus kunft. In Rom verkauft man seit Wochen schon fliegende Blätter mit einem Bilde, daS PiuS IX mit einem Rohrstab in der Hand alS „Loee domo" darstellt, und einem Gedicht, welche- «»-spricht, daß der Batican zum Golgatha geworden, wo der Stellvertreter Christi ebenso, ja noch mehr alS Dieser selbst leide. Nun, die Pilger, welche auS allen Theilen der Welt, wo die römische Kirche ihre Anhänger zählt, in Schaaren herbei eilen, wie sie Rom noch nie gesehen, und mit Geschenken, wie sie noch kein Papst bei aller früheren Pracht und Herrlichkeit erhal ten hat, werden ja, wenn sie von der Kuppel der PeterSklrche den Batican mit seinem Häuser- complex und seinen vielen Gärten übersehen, mit eigenen Augen sich von der Wirklichkeit überzeugen können. Auch ist e- wohl eine etwas seltsame „Verfolgung", „Tyrannei" und Sklaverei", welche PiuS IX. gestattet, sich in solcher Weise über die Maßnahmen der Regierung in ihrer eigenen Hauptstadt auSzu sprechen, wie er es erst in seiner jüngsten Allo cution gethan hat. Man kann sich vielmehr nur Wundern über die Geduld eine- JustizministerS, der dem neuen, a»S Männern der Linken gebil- dcten Cabinet angehört und doch auf die Anfrage der StaatSanwälte auS allen Theilen de- König reiche-, ob sie gegen die Zeitungen, welche dle päpstliche Anrede vom 12. März abdruckten, Vor gehen sollten, nur antwortete: „Wohl sei die Anrede nicht bloS offen angreifend, sondern auch aushetzend und ermächtige vollkommen zu einem energischen Borgehen; allein er halte daffelbe doch nicht für gerathen, da die Ehre und Würde der Regierung darin bestehe. Europa zu zeigen, daß in Italien so viel Freiheit sei, daß der Papst frei fei, zu schmähen, so viel er wolle". DieseMäßigung der Regierung ist gewiß am Platze mit Rücksicht auf ihre Lage wie auf den Charakter der Be völkerung, die, um dem Papst einen Gefallen zu thun, nie und nimmer auf die politische Einheit de- Lande- verzichten wird. Aber auch sonst scheint man von den päpstlichen Wünschen keine sonderliche Notiz zu nehmen, und es kann Die- um so weniger befremden, da eS hier innerhalb der katholischen Kirche und selbst unter den Je suiten verständige Leute giebt, die sich nicht bloS eingestehen, sondern e- auch öffentlich zugestehen, daß der Papst zur Au-übung seiner geistlichen Gewalt keiner weltlichen Heirschast bedarf. Der Präsident de- preußischen Abgeordnetenhauses, ». Bennigsen, der während seine- AufenrhalteS in Rom auch von dem Kronprinzen Humbert empfangen wurde, ist nach Neapel abgereist. Wie die „Nordd. Allg Ztg." constatirt, ist der vor wenigen Tagen verstorbene Baron v. Min nig er o de nicht, wie allgemein angenommen wurde, der bekannte conservative Abgeordnete gleichen Namens, sondern ein Onkel desselben. Die von mehreren Blättern gebrachte Nachricht von einer demnächst erfolgenden Reise de- deutschen Botschafter- Fürsten Hohenlohe nach Kissingen ist zuverlässiger Mittheilung zu folge ohne alle Begründung. Neber den bekannten Vorfall in Nancy druckt die , Gtraßb. Ztg " einen Bericht de- in Nancy erscheinenden „Courrier de Meurthe et-Moselle' nach, dessen Genauigkeit da- letztere Blatt ver bürgt. Demnach wären die Oificiere auf de« Meßplatz von einem Bäckergesellen erkannt wor> dev, welcher die Menge mit dem Bemerken gege« sie aushetzte, daß man die preußischen Spione sestnehmen müsse. Die Oificiere wurden darauf von mehreren Individuen umringt, herumgerüttelt und in einen Tramwaywagen, den sie bestiegen hatten, hinein verfolgt, so daß sie genöthigt waren, denselben zu verlassen Sie mußten ihre Zuflucht nach dem Polizeibu,eau nehmen, wo der m Eile he, be'gerufene Centialcommissar ihre Joentität seststellte und seinem Bevauern über die ihnen widerfahrene Behandlung AuS'ruck gab. DerEom wissar begleitete die Herren sodann nach ihrem Absteigequartier. dem Hotel d'itngleterre, wo alS- bald der Bataillon-chef Bonner vom 26 Regiment in seiner Eigenschaft al- Platzmajor erschien und ick bei ihnen erkundigte, welche Haltung die fran- ösischen Militair- bei dem Tumult beobachtet »Litten. Die beiden Osficiere erklärten, daß eine Einmischung von Soldaten, soweit sie stattgefuu- den, nur zu ihrem (der Osficiere) Schutz zu con- latiren gewesen sei; sie dankten dem Herrn Platz major für seinen Besuch und überreichten demselben ihre Karlen. Die Polizei hat sich der beiden Irheber de- Skandal-, des schon erwähnten Bäckergesellen und eine- Gerber-, versichert und werden diese sich vor dem Gericht zu verant worten haben. — Da- Nancy'er Blatt sügt hinzu, daß keiner der beiden Osficiere verwundet wurde, und schließt mit folgenden Worten: „Wir haben kaum nöthig, zu sagen, daß der weitaus größte Theil der Bevölkerung von Nancy auf- Strengste diesen nicht zu recht- ertigenden Anfall mißbilligt, dessen Urheber die Konsequenzen ihrer That sicherlich nicht zu be messen vermochten. Wo würde man hinkommen, wenn ein französischer Soldat seinen Fuß nicht auf deutsche- Gebiet setzen dürfte, ohne einer ähn- ichen Behandlung au-gesetzt zu sein ? ES zeugt weder von Patriotismus noch von Math, über »wei Männer herzufallen, die sich nicht vertheidigen können; und Diejenigen, welche dem französischen Namen durch ein derartige- Benehmen Ehre zu machen glauben, täuschen sich gewaltig. DaS ist e-, waS sie demnächst zu ihrem Schaden erfahren werden." Wie der „D. Z " von einem in Pau sich auf haltenden glaubwürdigen LandSmann geschrieben wird, herrscht dort, wie überhaupt in dm fran zösischen Provinzen eine allgemein auf- ;eregte Stimmung, so daß die sensationellsten Nachrichten verbreitet werden und allgemein Glauben finden. Alle irgendwie brauchbaren Pferde sollen von der Militairbehörde requirirt werden. weShalb die zahlreich in dem schönen Pau an sässigen reichen Engländer ihre Reit- und Equi pagenpferde bei Zeiten verkaufen oder außer Lande- schaffen. Jeder Franzose glaubt in Pau, daß eine französische Mobilmachung und ein Krieg gegen Deutschland unmittelbar bevorstehe. Wenn diese Gerüchte auch nicht auf Thatsachen basiren, so ersieht man doch daraus, daß die Frauzofen sich seit dem 16. Mai in einer Aufrequng befinden, welche bei diesem unberechenbaren Volke in der nächsten Zukunft wieder auch daS Unwahrschein lichste möglich macht. Es wird ein Manifest de-Grasen Cham- bord erwartet, worin den Royalisten befohlen wird, für Auflösung der Kammer zu stimmen. Die konstitutionelle Gruppe unter Führung de- Herzogs von Audiffret PaSquier hat dasselbe be schlossen Demnach wäre der Sieg de- Ministeri um- im Senat gesichert. Gambetta hat eine Deputation Pariser Studenten empsangm, welche demselbm eine ZustimmungSadreffe überreichten. Ueber die Thätigkeit des Grafen Neust bringt der „TempS" einzelne Mittheilungen, durch welche daS bisher darüber bekannt Gewordene bestätigt und ergänzt wird. Der Londoner Berichterstatter diese- Blatte- beschuldigt den österreichischen Bot schafter Grafen Beuft, daß er seine Jntriguen fortsetze, und fügt hinzu: „Der österreichisch ungarische Botschafter hielt sich überzeugt, daß die Unabhängigkeits-Erklärung Rumänien- ihm die längst erwartete Gelegenheit biete, und knüpfte, ohne daß er von seinem Hofe Weisungen erhalten hatte, Besprechungen mit Lord Derby an, in welchen er nicht- Geringere- im Auge hatte, alS durch ausdrückliche Erklärungen die Bande enger zu knüpfm, welche die gemeinsamen Interessen zwischen England und Oesterreich gebilvet hätten. Er soll auch von einer zeitgemäßen Action, von der Nothwmdigkeit, die letzten Schritte Rumänien- nicht ohne Protest Vorbeigehen zu lasten, geredet und endlich überhaupt vorgestellt haben, daß Deutschland, welche- durch feste Verpflichtungen gegen Rußland gebunden fei, Nicht- zur Sicherheit Europa- beitragm könne, und daß e- unerläßlich sei, da- Einvernehmen der drei nordischen Rcicbe zu brechen und eine nme Gruppirung an dessen Stelle zu setzen, welche geeigneter wäre, den Schutz der allgemeinen In teressen de- europäischen Gleichgewichte- bei der Au-tragung der orientalischen Krage zu sichern. Lord Derby soll diese Bemerkungen mit der Ruhe, die ihn nie verläßt, angehört und schließlich be merkt haben: „Wir werden sehen!" Da- Gerücht von dieser Unterredung gelangte indessen zur Kenntniß der deutschen Regierung, welche daun bei der Wimer darüber ansragen ließ; letztere zeigte die vollständigste Unschuld und ertheilte nach London die Weisung, sich mit keinm verbreche« r'säen Umtrieben abzugebm, und um zu zeigen, daß sie zum Besten de- Frieden- da- Einver nehmen zwischen dm drei nordischen Höfm zu brechen nicht da« Vedürfniß fühle, soll sie e- ge wesen sein, welche die besondere Mission de< Grafen Schuwaloff veranlaßte." Bon der Wimer „Presse" wird dm über die Rückkehr de- Reich--Krieg-minister- nach Wien circulirenden verschiedenen Gerüchten gegen über hervorgeh oben, daß der Reich- KciegSmimster Graf Bylanbt-Rheydt uicht plötzlich au- seinem Urlaube nach Wien zurückberufen wordm sei, sondern seinm Urlaub dem vorher ausgestellten Programm gemäß auSgeuutzt habe. Daß die vielbesprochene Eonfermz de- österreichischen und ne- ungarische« Minister- für Landesvertheidigung sich nicht mit MobilmacyungSmaßregeln befaßt habe, gebe au- der Thalsache hervor, daß der Reich--Kriegsminifter dm Tag. wo jene Conferenz ftatlgesundm, auf der Reise in Prag zugebracht habe Die Russen bestreiten amtlich, daß Ardahau von dm Türken wird r genommm sei. waS Diese brbauptet hatten. Man fragt unwillkürlich: woher sollen dmn diebetreffenden Türken kommen? Au- Batum? Aber vor Batum liegen seit Ardahau- Fall wesentlich verstärkte russische Streitkräfte, die erst besiegt sein müßtm. AuS KarS? Aber Kar rst cernirt, und e- hat noch kein Wort von einer Durchbrechung der dortigm russischen Truppen der. lautet. UeberdreS müßten die Türken von Kars aus doch erst den vom Feinde jedenfalls besetzten Weg nach Ardahan zurückgelegt haben, der doch auch einen etwa- längeren Spaziergang repräsentirt. ES bleiben also nur noch zweierlei Möglich, keilen übrig: entweder müßte Moukhtar Pascha die Russen in einer großen Schlacht besiegt oder Ardahan gmommen haben. Zwischen beiden Ereignissen hätte aber eine Reihe von Tagen ver streichen und inzwischen doch der große Sieg Moukhtar'S bekannt werdm müssen. Die letzte Möglichkeit bleibt also nur noch die, daß ein Therl der zersprengten Besatzung ArdahanS stch gesammelt und, eine Unvorsichtigkeit der Russen benützend, einen glücklichen Handstreich auf oie eben verlorene Festung auSgesÜhrt hätte. Ein solcher Erfolg hätte aber nur eine vorübergehende Bedeutung, und außerdem ist auch die ganze An nahme im höchsten Grade unwahrscheinlich. Man wird daher gut thun, bi- anderweite Bestätigung der Konstantinopeler Nachricht eintrifft, dieselbe für eine von der Verzweiflung eingegebene Er findung anzusehm. Bon DflrS den 31. Mai wird gemeldet: Am 29. d. M. früh zog türkische Cavallerie von Saganlug (?) her herunter nach KarS zu. General LoriS-Melikoff schickte am Abend desselben Tages eine starke Colonne unter Befehl de- General- Fürsten Tschawtschawadse nach ArdaS. In der Nähe von Begli wurden die Türken von drei Seiten zugleich angegriffen und gänzlich ge- schlagen. Die Rüsten erbeuteten 2 Berggeschütze. 4 MunitionSkarren, 2 Feldzeichen und viele Ge fangene ; unter diesen befand sich ein StabSofficier der regulären Armee. Der Verlust der Rüsten beträgt 6 Todte und 30 Verwundete. Die Türken haben über 100 Todte Im Handgemenge bat sich besonder- da- Nlshegorodsche Regiment her- vorgethan. Die Wiener „Presse" meldet auS Bukarest, während der ganzen letzten Nacht habe an der Sulinamündung eine heftige Kanonade stattgefunden; man vermuthe, baß die Einfahrt durch russische Schiffe forcirt werde. Die „Politische Correspondenz" meldet tele graphisch auS Bukarest. da- 9. russische Armee- corpS beziehe demnächst in der Stärke von 25,008 Mann ein Lager bei Dudesti in der Nähe von Bukarest. Kaiser Alexander werde, fall- die Eisenbahnlinien bi- dahin wieder praktikabel seien, am Abend de- 6 d. in Plojesti eintreffen, das Hoslager de- Kaiser- werde in dem Sommer- palaiS de- Fürsten zu Kotrotscheni sein. Die von dem türkischen Hülfscomitb erhobene Beschuldigung, daß daS Hospital von Wis- din durch die rumänischen Batterien von Kalafat bombardirt worden fei, wird von rumänischer Seite auf da- Entschiedenste al- unrichtig be zeichnet; da- Feuer der rumänischen Batterien sei durch die Obersten Gaillard und Doctoroff geleitet und lediglich gegm die Fort- der Citabelle und gegen da« türkische Lager gerichtet worden. Auch hätten Berichterstatter der verschiedensten Länder dem Bombardement beigewohnt und könnten b«. zeugen, daß die türkffcherseitS aufgestellte Be hauptung jedweder Begründung entbehre. G j, allen B Lnnstvrrein. krosAruier L So., bainstruße Nr. 4. Steruwarteustraße Nr. K. kür-, Stoff-, Strok-, 8e!ckso-üöt«, Neueste Formen. — »rößte Auswahl. 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Flockemann in DreSdeo,! „Victoria auf einem Dreigespann", zur Ausführung 1 bestimmt für daS Nationaltheater in Prag. Ausgestellt bleiben: „Die Quocksalberin" von! A. Sertz, ein Thierstück von Otto Gebier, ein Genrebild .Der alte Instrumentenmacher" von Willem Sinnig in Weimar, „Nahendes Gewitter in dm Hochalpe«" von Heinrich j Brückner, eine Anzahl Photograpbim nach Gemälden der Belvedere-Galerie in Wim und ein Stich nach Führich'- Composttion „Das christliche und da- antike Rom" von Ludy. I- Eine Partie zurückqesctzter Damen Cravatte« empfiehlt außerordentlich billig A. LSdr, konLgv Aeokon. »uf Die stehen Hindun teste» von st
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