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Dresdner Nachrichten : 05.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189905058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-05
- Monat1899-05
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.05.1899
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Dresdner Nachrichten. Nr. 124. Seite 2. »M Freitag. 6. Mai 18SS WSschekonfektion getroffen werden kvnnen. Nach eingehenden Erörterungen gelangten schließlich die Vorschläge der Regierung zur Annahme. — Die Ausschmückungskommission des Reichstags hat sich dieser Tage mit der Frage des Kaiser Wilhelm-Standbildes in, Reichstagshame beschäftigt. Die aus das erlassene Ausschreiben eingegaiigene» Modelle haben zu mannigfache» Ausstellungen Ver- anlaffuiig gegeben und sind deshalb berworfen worden. Nun mehr in a» einen einzelnen Künstler eine besondere Aufforderung ergangen. — Baurath Baumgarth in Dresden erhielt den Rothen Aolcrördcn 4. Klasse. Berlin. Die Petitionskommission des Reichstags beschloß heute, dem Hause bezüglich zweier Petitionen, die sich auf die Ab uderung des Strafgesetzbuches beziehen, die Ueberweisung an den Reichatanzler zur Berücksichtigung zu empfehlen. Die eine der Petitionen will Erweiterung ocr Grenze für die Strafmündigkeit, vic andere Abänderung des 8 316 mit Rücksicht aus die Straßen bahnen Es ist dies der Paragraph, nach welchem meist ein Unfall mit Körperverletzung leichter einer Ahndung unterliegt als einer, bei dem es sich nur um Materialschaden handelt.—Eine Petition des Innungsverdandes deutscher Baugewerlineister um Zulassung von Festungshaft in den Fällen der 88 222 und 236 soll dem Reichs kanzler als Material überwiesen werden. Zu einer Petition um Erlaß eines Gesetzes zum Schutze der Kinder gegen Mißhandlung seitens der Eltern und Erzieher wurde im Hinblick auf die bezitglichen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches Uebergang zur Tages ordnung beantragt. Chemnitz. Hier ist heute Schneefall eingetreten. Köln. Leutnant Döring Vom 68. Infanterie-Regiment in Koblenz, der im Zweikampf den Studenten Kloevekorn im Duell erschoß, wurde vom Kriegsgericht zu 2'/g Jahren Festung verurtheilt. Leutnant Horn von demselben Regiment erhielt als Kartellträger 14 Tage Festungshaft. Köln. Erzbischof Kremend nimmt keinerlei Nahrung zu sich. Der Puls ist sehr schwach: die Nacht war unruhig. Eisen (Ruhr). Die Mitglieder der Kanalkommission des Abgeordnetenhauses verließen den Sonderzug bei dem Gute Bladenhorst zwischen Dortmund und Herne, bestiegen dort die bereitliegenden drei Dampfer und begaben sich nach Henrichenburg zur Besichtigung des dortigen Schisfshebe Werks. Cvthe n. Seit 10 Uhr Vormittags herrscht ununterbrochen heftiges Schneetreiben. Graz. Aus Obcrsteiermark kommen neuerlich ununterbrochen Nachrichten über Erdbeben, so aus Göß und Krantbath, Ivo wiederholt heftige Stöße die Bevölkerung erschreckten. Die Haus mauern bekamen Risse, das Geschirr stürzte herab u. s. w- Brün». Die Zahl der Fabriken, in denen die Arbeit ein gestellt worden ist, ist heute um drei gestiegen. In einer Fabrik erklärten die zur Arbeit erschienenen Arbeiter, sie seien aus dem Wege zur Fabrik von Ausständigen bedroht worden, weshalb sie ersuchten, daß sie entlassen würden. Diesem Verlangen wurde statt- gegeben. — Einer Meldung aus Wickwitz zufolge ist auf der Bahnstrecke Hauenstein-Warta die Ruhe vollkommen wieder her- gestellt. Die Arbeiter sind in voller Zahl erschienen und arbeiten ihre volle Zeit. G oltsch - Ienikau. Da hier das Gerücht in Umlauf ist, «in hiesiger Schlächter sei an dem Mädchcnmord in Polnar be theiligt gewesen, macht sich eine tiefgehende Bewegung gegen die Israeliten bemerkbar. Die Behörden haben umfalsende Vorsichts maßregeln getroffen. Die Ruhe ist bisher nicht gestört worden. Cherbourg. Die Königin von England hat wegen un günstigen Wetters die Abreise auf morgen verschoben. R o m. Im Senat theilte Pclloux heute mit, daß das Kabinet seine Entlassung eingereicht habe. Me Sitzung wurde daraufhin aufgehoben. Madrid. In ganz Spanien herrscht furchtbare Hitze und Trockenheit, die Ernte ist in großer Gefahr, dazu gesellt sich im Süden die Heuschreckenplage. Madrid. Die französische Regierung hat die spanische Regierung benachrichtigt, daß sie es mit Bedauern sehen würde, wenn der Kvupon der auswärtigen Schuld mit einer Steuer belegt oder einem Abzüge unterworfen würde und in freundschaft licher Weise vorgestellt, daß, da die Mehrzahl der spanischen Werthc sich in franzöiischen Händen befinde, eine derartige Maßregel die Verhandlung mit dem Geldmärkte beeinträchtigen tonnte >ür den Fall, daß Spanien gezwungen wäre, die Hrlse des Geld marktes neuerdings in Anspruch zu nehmen. Tournay. Heute Morgen explodirte auf der Schelde in der Nähe von Tournai der Dampfkessel eines Schiffes. Drei Arbeiter, die auf dem Deck beschäftigt waren, wurden in Folge der Explosion in die Lust geschleudert. Ihre verstümmelten Glied maßen fielen in weiter Entfernung am Ufer nieder. Man glaubt, daß außerdem noch cüie Frau und mehrere Kinder gctödtct worden sind. Las Schiff ist gesunken. Petersburg. Fürst Rebuton, das Haupt der armenischen Bewegung in Petersburg, ist in seiner Wohnung verhaftet worden und in Untersuchung in Einzelhaft genommen. Die Polizei fahndete schon lange auf ihn, da er die Armenier gegen die Maß regeln des Generalgouverneurs des Kaukasus ausreizte. In der Wohnung des Verhafteten sind kompromittirende Briefe und Schriften gefunden worden. — In Czerwiok ereignete sich auf der Weichsel ein furchtbares Unglück. Dreißig Landieute wollten sich nach beendigten Einkäufen an das andere Ufer übersetzen lassen; plötzlich brach ein Sturm aus, die Fähre schlug um und 16 Menschen ertranken. Newyork. Die von der Preußischen Regierung zur Orien- tirung über die amerikanischen Versicherungsgesellschasten entsandten Kommissare wurden gestern dem Präsidenten Mac Kinley vorge stellt. New - dork. Nach einer Meldung aus Manila hatte die Brigade des Generals Wheaton San Tonias ein heftiges Gefecht mit den Aufständischen, welche erbitterten Widerstand leisteten. Die heutige Berliner Börse verkehrte im Ganzen in fester Haltung. Einmal stimulirten die günstigen Nachrichten aus Paris, wo namentlich für Türkenloose sich große Kauflust geltend gemacht hatte, lveiter wurde die Erleichterung des GcldstandcS als befestigendes Moment betont. In der zweiten Stunde trat vorübergehend eine Abschwächuna ein. die jedoch wieder auf die Festigkeit am Montanmarkte abgelöst wurde. Am Bankaktienmarkte waren auch heute Handelsantkeile bevorzugt auf Gerüchte über große neue Geschäfte der Bank. Ferner konnten Deutsche Bank uiid Dresdner Bank kräftig nnziehen. Von Eisenbahnaktieu waren heimische Werthc fest, von fremden Bahnen besonders schweizerische Bahnen bevorzugt auf Nachrichten über günstigere Bedingungen wegen der Verstaatlichung. Montanaktien hatten Anfangs unentschiedene Haltung, konnten sich aber in der zweiten Stunde wesentlich befestigen. Türkenloose recht fest, auch die übrigen Wcrthe konnten ihre Kurse erhöhen. Privatdiskont iji/ü Prozent. Am Spiritus-Markt war die Tendenz fest. 70er 40,50 M. oder 20 Psg. höher. AmGetreide - Markt wirkte das kalte Wetter und Klagen über Schädigung der Felder befestigend. Das Geschäft war freilich nicht sehr groß, da der Konsum sehr vorsichtig mit Käufen vorging. Weizen und Roggen zogen etwa 0,50 bis 1 Mark an. Nach privater Er mittelung wurden bezahlt für Weizen 158,50, für Roggen 152,50 Mark. Hafer unverändert und still. Wetter: zu Regen neigend, kühl; Nordostwind. Aranksuri a. ivi. «Schluß,> Credit 224,20. LUconto ISS,«0, Dresdner Dan! 184,70. Staatsbahn —. Lombarden 28,80. Laurahütte —. Ungar. Eold —, Portugiesen 27,30. ruhig. Wien. Rachdörse. Ungar. Credit 388,50, Oesterr. Credit 380,00. LLnderbanI 243,30. Fest. Paris. (3 Uhr Nachmittogs.i Rente 102,17. Italiener 93,70. Spanier 80,20. Poriugieien 27,20. Türken 23,30, Dürkenloose 134,70, vttomandanl 801,00. Staat». bahn 778,00. Lombarden 130,00, träge. Paris. AroduNenmarkt. Weizen per Mai 21,13, per Sept.-Dez. 20,45, ruhla Md°I per Mai 49,23, per September-Dezember 30,73, ruhig. Spiritus per Mai 13,23, per September-Dezember 39,23, flau. Amsterdam. Produlten-Bertcht. Weizen per Mai —, per November —, geschästolo». Roggen per Mat i18,00, per Oktober 129,00. OertlicheS und Sächsisches. — Wie aus Karlsbad gemeldet wird, befindet sich Ihre Majestät die Konigi n sehr wohl und unternimmt trotz der bisherigen kalten und unfreundlichen Witterung täglich größere Promenaden zu Fuß. In den letzten Tagen empfing Ihre Majestät u. A.: Ihre Durchlauchten den Prinzen Reuß Heinrich XVIII., den Fürsten Moritz Lobkowitz, den Fürsten und die Frau Fürstin Radolin. sowie Se. Excellenz den deutschen Botschafter in Wien Grafen Eulendurg. Der Aufenthalt Ihrer Maicstät der Königin in Karlsbad ist vorläufig bis zum 17. dS- M. in Aussicht genommen. — Ihre Königs. HohAt die Frau Prinzessin Sohann Georg besuchte gestern Vormittag N Uhr in Begleitung de, Palastdame Freifrau v. Finck die unter ihrem Protektorat stehende Kinderbcwahraiistalt in Klotzsche. — Se. EiccUenz der Herr Staats- und Kultusminister Dr. v. Sc »> dewitz hat einen 14tägige» Urlaub angetreten. — Herr Polizeirath Freiherr v. Äilcke bei der König!. Polizciducktio» Dresden wird als Regierungsrath zur König!. Krcishauptmciniischast Zwickau versetzt. — Den Sergeanten der Unteroffiziersschule Rühle und Wolf wurde die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befug« mb zn deren Tragen am weißen Bande verliehen. — Der kürzlich als zweiter Hofprediger an die evangelische Hofkirche in Dresden berufene Pfarrer von St. Nicolai in Frei- bcrg Pastor Dr. Friedrich tritt sein neues Amt bereits am 1. Juni an. — Illach einer kürzlich erlassenen Verordnung des Könlgl. Ministeriums des Innern ist die Genehmigung desselben einzu- bolen, wen» in Zukunft den für kommnnliche oder größere Priva twa ldnngcn angestellten forstlichen Aussichtsorgancu die Dienstbezeichuna „Oberförster", „Rathsobcrförster", „Forst meister" oder vergl. beigelegt werden soll. — Von der großen, allieitigen Achtung und Verehrung, die man dem verstorbenen Ministerialdirektor im Königs. Finanz ministerium, Herrn Geheimen Rath Ewald Alexander Hoffman», noch im Lode zollte, zeugte gestern Mittag 12 Uhr in dem trauten Heime des Entschlafenen. Werdcrstraße 22. die Einsegnunasfcicr. Nur einen Theil der Leidtragenden vermochten die Gemächer auszunehmen. Die Trauerbonneurs enviesen der Sohn des Heimgegangenen uyd ein Schwager, Herr Abtheilungs- direktor Geheimer Rath Dr. Diller, ci» anderer Schwager des Entschlafenen. Herr Oberkonsistorialrath Sup. v. DibeliuS, spen dete den erhebenden Trost der Kirche. Man gewahrte in der hoch- ansehnlichen Trauerversainmluug Se. Excellenz Herrn Obcrstall- meister Generalleutnant z. D. von Ehrenstcin im Aufträge Sr. Maie st ät des Königs und Herrn Hofmarschall von Haugk im Aufträge Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg. Ferner nahmen an der ernsten Feier Tbeil : Ihre Excellenzeu Staatsmiinster von Watzdorf, die Gesandten Preußens und Oester reichs, Gras Dönhoff und Graf Lützvw. Stadtkommandant Gene ralleutnant von Schmalz, die Herren Rittmeister von Arnim (in Vertretung des Herrn KriegsmimsterS Edler von der Planitz), Ab- theilnngsdirektoren Geh. Räthe Dr. Barchcwitz, Bodel, Dr. Äüntig, Jahn, Merz. Generalmajor Edler von der Planitz, Präsi dent der Obcrrechnunaötammer Edler von der Planitz, Kreishaupt- mann Schmiedel, Geh. Räthe Dr. Ritterstüdt, Dr. Köpcke, General direktor der Staatsdahnen von Kirchbach, Geh. Oberpostrath Oberpostdirektor Halte, Oberbürgermeister-Gel). Finanzrath Beutler. Reg.-Rath Kvitig für den beurlaubten Herrn Polizeipräsidenten Le Maistre. Präsident des Landgerichts Dr. Müller, Geh Jinanz- räthe Donath, Hehdenreicb, Lcvnhardi, von Mäher, Dr. Schaffrath, Hahmann, Dr. Wachler, Dr. Jrciesleben, Kvhlschüttcr, Dr, Rüger, Zoll- und Steuerdircktor Dr. Lobe, Landforftmeistcr Hesse. Geh. Obcrbaurath Waldow, Geh. Bergrath Förster, Geh. Bauräkhe Peters, Temper, Poppe, Oberkoiisistorialraih Dr. Schmidt, Ober- sinanzräthe Dr. Wahle, von Seydewih. Härtig, Gasterftädt, Berg mann, Neumann, die Eisenbahndetriebsdirektoren des Landes, Poslvaurath Zopsf, Jinanzräthe Donath, Dr. Psotenhauer, Schreiner und andere Beamte der Ministerien und der General direktion der Staatsl'ahiicn, König!. Eisendahnlinien-Kommiffnr Major Meisel, Konsul Kommcrzienrath Palmis, Direktor des Konservatoriums Krantz, Hailptbureau-Oberinspcktor Klötzer, Traiteur und Hoflieferant John, Abordnungen, darunter Präsident Kommissionsrath Tanner und Vorstandsmitglied Tennert vom König! sächsischen Miiitärvereinsvunde. Auch war eine Abordnung des Landesvereins der Sächs. Staatscisenbahnbeamien erschienen. Der Verstorbene war Ehrenmitglied dieses Vereins. Zu bemerken war auch eine große Zahl pensionirter Höherer Beamter, die dem Verstorbenen cm treues Andenken bewahrten, ferner die Unter beamte» der Abtheilung, der der Verstorbene vorgestanden hat, und viele Eilenbahnbeamte, u. A. 50 Mann des Fahr personals. die vor dem Trauerhause Aufstellung genommen hatten. Die kostbarsten Palmen und Kränze bedeckten das Zimmer, in dem der Sarg von der Beerdigunasgesellschaft „Pietät" unter einem Bnldachm im Scheine inatter Lichter aufgebahrt worden war. Es hatten u. A. letzte Liebeszeichen gestiftet Se. Hoheit der Herzog von Altenbura, die Generaldirektion der Staatsbahnen, die 3. Ab- theiliiiig des Finanzministeriums, die Bctriehsdircktionen Dresden- Altstadt und Dresden-Neustadt, die Effeiibahndirektioiien der Sachs. Stacitseisenbahiie», der Landesvercin der Beamten der Sächs. Staats- cisenbahncn, die Beamten des Hauptbahnhofcs, das Personal des Hnuptbilrcaiis der Staatseisenbahnen, die Kanzlei- und Rechnunas- beamten des Finanzministeriums, der Militärvereinsbund :c. Der verstärkte Fricdhofschor leitete die eniste Stunde mit dem Gesänge: .Beins, meine Zuversicht" ein. Hierauf spendete Herr Ober- konsistorialrcitl) Sup. I). Dibelius tiefbewegte» Herzens den Trost der Kirche, seine herrliche Gedächtnißrede mit den Worten „Lazarus unser Freund schläft" einleitend. Der Herr Geistliche legte seinen Ausführungen I. Jol>. 4, 16 zu Grunde: „Gott ist die Liebe und wer i» der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm" Unter Hervoihebmia der großen Verdienste, die sich der Verstorbene um König und Vaterland erworben hat, kcnnzeichncte Herr v. Dibelius de» Entschlafene» als des Hauses leuchtenden Mittel punkt, der Gattin Lebcnsylück. des Sohnes schönstes Vorbild, der Tochter Hellen Sonnenschein und der Geschwister thcilnahmsvolle», warmherzigen, in Freud' und Leid bewährten Freund, der sein warmes Herz auch in treuer Fürsorge für die Untergebenen bekundete. Nachdem Gebet und erneutem Gesang- „Laß mich gehen" formirte sich unter Assistenz der Beamten der „Pietät" der lange Kondukt nach dem Annen- fricdhofe. Dem sechsspännigen Leichenwagen fuhr der Blumcn- wagen voraus. Zahlreiche Leidtragende folgten, eine lange Reihe Trauenvagen schloffen den Zug. Aus dem Friedhöfe, der gegen >/s2 Uhr erreicht wurde, traten noch viele Beamte und Freunde hinter den Sarg des Mannes, der 34 Jahre hindurch sein um fassendes Wissen und seine nie erlahmende Arbeitskraft dem Tienste des vaterlänbschen Eisenbahnwesens gewidmet hat. Nach Gebet, Segen und Gesang schied die Tranerversummlung von der letzten Ruhestätte des treuverdienten Mannes. — Militärische Plauderei. Es ist leider eine That- sache, daß im Verlaufe der letzten Jahre die früher als vorbildlich geltende und mit Recht als vorzüglich gelobte Durchschnittsbilduiig der deutschen Offiziere sich in zwar mäßigem, aber doch schon be- merkbar gewordenem Grade verringert bat. Anlaß hierzu bot der vorübergehende Mangel an Offiziersersatz in Folge der wiederholt eingetretenen Heerescrweitcriingen. Es führte dies dazu, die An forderungen an die aus dem Civilstand cintretenden Prüflinge herabziisctzen. Für die Kadcttenprüflinae behielt man die frühere» Bestimmungen zwar nominell bei, doch trat auch hier vielfach in der Praxis eine seltsame Milderung in den Anforderungen ein. Die unzulänglich vorgebildeten Fähnriche wurden min aber auch noch durch die sogenannten „abgekürzten" Kricgsschulkurse für das Offizierexamen eingepaukt. Aus diesem Zwang der Umstände und Verhältnisse mußte nothgedrungen eine Art geistige Treibhans- cntwickeluiig hervorgehen, deren Folgen sich nur zu bald geltend machte». In Bahern und Sachsen, wo man zumeist an der Be dingung bestandenen Abiturlenteii-Examcns für die Annahme als Offizieraspirant festhiclt, war diese Fatalität weniger cinpsindlich: auch in den Kadettenhäusern beider Kontingente machte sich eine laxere Auffassung gegen früher nicht nöthig, weil der Andrang zu diese» Anstalten em genügender blieb. Um nun die im All gemeinen nicht wegzmeugnende Thatsache der verflachten All gemeinbildung, die seit einigen Jahren Platz gegriffen hatte, sich zu keinem Krebsschaden für den ganzen Organismus auswachsen zu lassen, waren zeitige Vorkchruiigsmaßregeln nöthig. Sic sind getroffen worden durch den Allerhöchsten Kablnetsbefehl Sr. Ma jestät des Kaisers, welcher die Bestimmungen über die Prüfung der Fahnenjunker neu regelt. Die Folgen seiner Ausführung sind darnach angetban, auf das ganze Militär-Erziehungs- und Ausbildungssystem des deutschen Offizierkorps einen bestimmenden Einfluß aiiszuüden, indem der Befehl die am 11. März 1880 durch Kaiser Wilhelm I. erlassene Prüsnugsordnung wieder voll in Kraft setzt. Wer Kaiser Wilhelms militärische Schriften prüft, wird seit Ende der 20er Jahre inimer wieder dessen Bestreben begegnen, dem Offizierkorps eine möglichst einheitliche und hinreichende allgemeine Bildung zu sicher». Immer bekämpft er den Mangel an wissen schaftlicher Bildung als rin Haupthemmniß einer höheren militäri schen Bildung. Unter diesem Gesichtspunkt wurden die Lehrpläne der Kadettenkorps zeitgemäß erweitert, die heutigen Kriegsschulen eingerichtet und in der Kriegsakademie der Schlußstein des Ge bäudes der allgemein - wissenschaftlichen Bildung geschaffen. Durch Generaltnspektion de- MilitSrenteduna»- und BildmigSwesenS «» langte das hohe Ansehen, das ne noch heute genießt. Roon «itz Mottle förderten in jeder Weise daS Streben nach wissenschaftlicher Bildung im Offizierkorps Wenn früher der „Federfuchser" in Mißachtung stand, so stieg mit solchen Männern an der Spitze, die einig in ihrem Denke» und ihren Ziele» waren, dir Werthschätz- u»g der wissenschaftlichen Bildung gar bald in der allgemeine« Ausfassung; es galt imnmehr als ein Ehrentitel, ein wissenschaft lich durchgebildeter Offizier zu sein. Die Abiturienten und Studenten nahmen bedeutend zu. die Intelligenz der bürgerlichen Stände drängte sich in das Heer und die große Zahl glanzender Namen, die die deutsche Geschichte in den letzten vier Jahrzehnten als Feldherren und Militärschriftsteller von hohem Ruf aussübrt, legen Zengniß ab von dem rege» geistigen Leben jener Zelt. Man lese die Berichte zahlreicher Offiziere aus dieser Zeit, ihren Brief wechsel, ihre Werke, man betrachte ihre Ansdrucksweise, ihre Viel seitigkeit. die Weite ihres Blickes, die sie bei den danialigen ver schiedenen Orgnniiations- und volkswirthschastlichen Fragen be kundeten. Nicht der Schulmeister siegte bei Sadowa. sondern wie die „Köln. Zig." vor wenigen Tagen in einem Aussatz über den neuen kaiserliche» Beseht, den Nagel aus den Kopf treffend, sagt: „die höhere Intelligenz und Bildung, die Wissenschaft". Leider brachte der Feldzug 1870 eine Wendung. Es begann die Zeit der Eentralisirung der Ressorts unter sich und unter Beiseiteschiebung einer allgemeinen hohe» wissenschaftlicheil Bildung die heutige Spezialisten-Gliedemna. Die Abzweigung der Kriegsakademie aus dem allgemeinen Bildungswese» und ihre Unterstellung unter den Generalstab schuf unter de» Besucher» derselben die Meinung, allein die berechtigten Anwärter auf die Äencralstabslanfbahii zn sein, während sie nach Scharnhorst s Grundsätzen erst durch Ablegung des Lehrganges der Akademie darthun sollten, ob ihre allgemeine wisseinchaftliche Bildung sie zur späteren Generalstabs- carriöre befähigte. Man vergleiche die Memoiren eines Klnusewitz. eines Roou, Äonin, eines Hartman» re., welche sie bei Bernth- ling militärischer Forderungen ausgearbeitet haben, die in Gewandt heit des Ausdrucks, in ihrer Denktiefe und der gleichzeitigen Würdigung staatsmännlscher Interessen zur Bewunderung auf- fvrdeiii, mit der Begründung und Vertretung unserer neueren militärischen Vorlagen. Die Sicherheit, welche elftere durchweht, ist das Ergebniß eingehendster allacmcin-wiffenschaftlicher Bild ung Das Heer ist keine Versorgungsanstalt für junge Leute, die nichts nichr lernen wollen, und die meist »ach wenig Offizicrsiahien traurig zu Grunde gehen, auch nicht mehr im bürgerlichen Lebe» fortkommen, weil sic weder etwas Vernünftiges gelernt noch je erfahren haben, waS ernste Arbeit ist. Es galt Jahre lang als guter Ton. aus die Wissenschaft vornehm herab- zuscheii. Die zu große Würdigung der „Spezialisten" oben wurde in den niederen OffizicrSki-ciseii durch eine deutlich wahrnchiuhare Unterschätzung derselben beantwortet. Der jüngste Erlaß des Kaisers richtet sich vornehmlich gegen die sogenannten „Fähnrichs- pressen" und die recht oberflächliche allgemeine Bildung der ans diesen Volbercitiinasaiistalten hervvrgegaiigcnen Prüflinge, welche häufig, ohne die Reife sür Prima ;n besitzen, zur Prüfung ;u- gelasscn wurden. Diese Anstalten haben sich mit der gesteigerten Nachfrage in geradezu beängstigender Weise vermehrt. Man be hauptet, eS gehe nicht ohne solche. Man werde sich nur klar über die Ziele einer solchen Anstalt, die darin gipfeln, in möglichst ge ringer Zeit oberflächlich dem Prüfling die Kenntnisse einzutrichtern. welche ein Bestehen der Jähiirichsprüsung hoffen lassen, die aber wie sie gewonnen werden, i» der Ausführung irinemotechilischer Kraftlcistiing, ebenso schnell wieder verfliegen. — Der Morgen des gestrigen Tages brachte der auf den Frühling harrenden Menschheit bei einem Thermometerstaiid von 3 Grad Wärme ein ganz solides Schneewetter, das erst leicht mit Regen vermischt war, dann aber für einige Zeit einen, echten und rechten winterlichen Flockcntanz Platz machte. Daß es bei derartigem recht wenig mailichen Wetter verschnupfte Menschen in uiieiidlicher Menge aiebt, ist wohl nicht allzu sehr zu ver wundern. Besonders schlechtes Arbeiten haben die Frühlingsdichtcr bei diesem Wetter; die Gedanke» müssen ihnen ja geradezu ciu- frieren. Sitzen doch selbst die allezeit lustigen, kleinen, leicht beschwingten Frühlingssängcr traurig unter den schützenden Acsten der Bäume und lassen die Köpfchen hängen „ob der holden Früh- lingspcacht". Ter Wonnemonat Mai hat sich leider nun schon mehrere Jahre hindurch in derartiger, recht wenig programm gemäßer Weise aiifgcführk, so daß ma» wohl bald gut daran thnn wird, demselben das freundliche Prädikat civziisprcchcii. Sv un- angenchm aber auch in vieler Hinsicht die gegenwärtige Witterung von den Städtern empfunden wird, so srnchtbar ist diese doch wieder. Ein altes Sprichwort heißt: „Mai lühl und naß, füllt dem Bauer Scheuer »nd Faß!" Die »nhaltend kühle, fenchic Witterung wirst fördernd auf das Wachst!»»» der Pflanzen ein. Da sie insolge der kühlen Witterung nicht so schnell empvrschicßcn, so werden sie auch stärker und widerstandsfähiger und tragen um so kräftiger entwickelte Flüchte. — Das M a i - Mcetiug des Dresdner Re n n - Vereins mit seinen großen Renne», die am Sonntag ihren Anfang nehme», übt auf die Rennstallbesitzer alljährlich schon durch die Höhe der cuisgesetzteii Preise eine große Anziehungskraft aus. Das Hauptereianiß am Sonntag bildet das Große Dresdner Armce-Jagd-Rcnnen mit einem kostbare», von Sr. Majestät deni König für den siegenden Reiter gestifteten Ehren preis und Vercinsvreis von 5000 Mt. Nächstdem bildet der Residenzpreis mit 8000 Mk. Preishöhe daS hervorragendste des Tages. Für die sechs Rennen überhaupt sind im Ganzen 24,000 Mark an Preisen ausacsetzt. Die Rennen beginnen wie gewöhn lich um 2 Uhr. — An den drei Renntagen, am 7., 10. und 11. d M , finden Abends rcst>. nach dem Rennen im Hotel „Europäischer H o f" die übliche» Diners an kleinen Tischen mit Tafelmusik statt, denen sich im Besonderen Mittwoch den 10. Mai eine Reunion anschließen wird. — Wie uns mitgethcilt wird, wird dassächsische Kriegs- ministerium auch in diesem Jahre die Dresdner Pferde- Ausstellung am 14. und 15. Mai er. mit Militärpferdeu beschicken. Es geschieht dies in der Absicht, den sächsischen Pferdc- züchtern Gelegenheit zu geben, Pferde zu sehen, welche als Vor bilder sür die im Königreich Sachsen zu erstrebende Remonte- zucht diene» sollen. Als ein solches Zuchtziel ist in der vom Kricgsliiiiiisteriilni vor Kurzem neugcdruckten Broschüre: „Die Militärvenvaltimg in ihrem Verhältnis, zur Laiidcspfcrdczucht". welche a» sächsische Pferdezüchter zur Vertheiluug gelaugt, ein start- knochiges. leistiliigsfähigcs, nicht zn hohes Pferd mit guten Gängen, aljo ein stackes Artillenepserd. daß sich auch für die Lcnldwirthschast eignet, bezeichnet worden. Uni der immer noch vielfach in Züchter- krcisen verbreitete» irrigen Anschauung, daß unter: einer Remontc nur ein leichtes Pferd zu verstehen sei. wirksamer als bisher ent- gegenziltretcil,^ werden^ die ^Pferdeausstellungeii künftig nur noch ihrer Bauart Züchter und . . . „ Pferdes intcressiren, seien aus die diesjährige Pferdeausstellung hingewicsen. — Vorgestern traf Herr Prof. Dr. Cnhn, Von Hamburg kommend, wieder in Leipzig ein. Die Familie war dem gefeierten Gelehrten bis Hamburg entgegengereist. Auf dem Bahnhofe in Leipzig hatten sich mehrere Herren zur Begrüßung cingeflindeii, so Geh. Bergrath Prof. Dr. Zirkel, Prof. Dr. Simroth n»d Assistent des Zoologisch-zootomischen Instituts Schmidtlein Die offizielle Begrüßung Prof. Dr. Cuhn's durch keine Kollegen, Mitarbciter und Schüler erfolgte gestern im Zoologischen Institute. — Die Gruppe Dresden des Sächs. Elbaau-Sänaer- Hundes hält heute Abend in den Sälen des Eldorado zu Ehren ihres Liedermeisters, des König!. Musikdirektors Schöne, einen Sänger-Kommers ab. — Von Frauen aller Kulturländer sind anläßlich der demnächst stattfindendcii Abrüstungskonferenz im Haag Kund gebungen im Sinne der Friedens-Idee geplant. Möglichst an einem Tage, jedenfalls in der Zeit vom 15.—18. Mai, werden in allen größeren Städten öffentliche Versammlungen stattfinden, in denen die Frauen ihrer Sympathie mit den Zielen der Friedenskonferenz und ihrer Hoffnung auf einen künftigen friedlichen Verkehr der Völker in Resolutionen Ausdruck geben, die an die internationale Konferenz in, Hang und an die Regierung ihres Landes gesandt werden sollen. Außerdem ist geplant, daß die Frauen, die sich.in dieser großen Kultur-Idee einig wissen, von Land zu Land und von Stadt zu Stadt Grüße austanscheu und zur öffentlichen Kenntniß bringen. Für Deutschland sind vorläufig in de» Städten Berlin. Hamburg. München. Stuttgart und Dresden Versamm lungen in Aussicht genoininen. — Auf dein hiesigen Hauptbahn Hofe erkundigte sich in der NachtzninDienstag eine fcinaekleidete jungeDame angelegentlich nach der Abfahrt des Wiener Schnellzuges. Sie löste denn auck ein Bittet 1. Klasse und leate ihr Handgepäck In das
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