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Dresdner Nachrichten : 28.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189905288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-28
- Monat1899-05
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.05.1899
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als absoluten Gegner deS jetzigen Gesetzes gegen den un lauteren Wettbewerb und hofft, daß es seiner Partei gelingen werde, noch io der gegenwärtigen Periode deS Reichstags eine Ergänzung dieses Gesetzes ourchzusetzen. Ebenso wie das Köiiigthuin aus den Mittelstand angewieien, set aber auch der Mittelstand aus das Königchum angewiesen. Dem Christentbum komme eine gewich tige Rolle fiir die Erhaltung des Mittelstandes zu. Zuni «Schluß kommend, entrollte Dr. Oertel im Gegensatz zu dem vorher gebrauchten Giftbaum das Bild eines Eichbaums. So lange dieser Wurzeln habe ini Boden des Ehristentbums, sei er festgewachsen und wurzele sich immer fester ein. Gebe Gott, daß wir an der Wende des Jahrhunderts den großen Kamps bestehen, der uns bevorstehe. Mit dem Ruse: ..Mit Gott für Kaiser und Reich, für König und Vaterland!" schloß Redner seine inartigen, überzeugungsvollen AuSsühruiigeii, denen lange anhaltender Beifall folgte. — In der Debatte gab Reichstagsabgeordneter Grase die Erklärung ab, daß er sich im Wesentlichen mit seinem Kollegen l)r. Oertel in Uebercinsliimnung befinde und befunden habe, was dieser bestätigte und aussiibrte, die Wähler konnten zufrieden sei» mit ihrem Vertreter. Ober meister Glanche legte den Versammelten an'S Herz, die bezüglich des gewerblichen Mittelstandes durch die Landwirthschast vom Vortragenden verlangte Unterstützung zu bcthätigcn, worauf sich Dr. Oertel in längeren AuSsührungen als strikten Gegner von Be amten- und OfffzierS-WirthschastS-Vereinen erklärte. Bei Abschluß dieses Berichtes hatten die Verhandlungen ihr Ende noch nicht erreicht. Wagner- zahlreich abgchalten wurde und - c'P ' " Zimmer deS „Thüringer Hofer .... . besucht war. Der Vorsitzende. Rektor Pros. Dr. Meiitzncr- Annaberg, leitete die geschäftlichen Verhandlungen mit Worten herzlicher Begrüßung ein. Oberlehrer Dr. Luder-Dresden be richtete über die geschäftliche Thätigkcit des Gesammtvorstandes während der beiden letzten Vereiiisjahrc. vtach Vortrag des Kassen berichts durch den Kassenwart, Oberlehrer Gundel-Freiberg, und Wahl zweier Rechnungsprüfer wurde die Vvrgeichlagene Tages ordnung für die bevorstehende öffentliche Hauptversammlung ge billigt und Rektor Prof Dr. Böttcher-Leipzig zum Vorsitzenden der Hauptversammlung ernannt. Sodann wurde der vom Vorstande vorbereitete Entwurf neuer Satzungen bcrathen und nach kleineren redaktionellen Aenderungen genehmigt. Der Verein führt in Zu- kunft den Namen „Sächsischer Reaigyimiaslallebrer-Verein". Die Tags daraus in der Aul» des Realgymnasiums ubgchaltcue Hausst- vcisammluna des Vereins wurde durch de» Vorsitzenden, Herrn Rektor Pros. Dr. Böttcher, eröffnet, der zunächst die Erschienene», insbesondere den Vertreter der Stadt Leipzig. Herr» cstadtrath Dürr, feierlich begrüßte und daun das Wort Herrn Prof. Jlinzer übergab zu seinem Vortrag über das Thema: „Der Zeichenunter richt. früher, jetzt und' künftig". „Ocsfuen wir der junge» und daniit zukünftigen Menschheit das Auge, damit sie lerne zu ge nießen und zu schassen", mit diesen Worten schloß der Redner, wie dos „Lcipz. Tagcbl." mittheilt. seinen überaus beifällig aus- genvmmenen Vortrag, für den der Vorsitzende ihm den Tank der Versammlung aussprach. Daraus ergriff Herr Pros. Dr. Böttcher daslWort zu seinem Vortrag über „Unser Deutsch im mathematischen Unterricht". Lebhafter Beifall belohnte seine interessautcu Aus führungen. Der Vorschlag des Ausschusses wurde allgemein ge nehmigt, wonach die Herren Prof. Fritsche-Bornn als Vorsitzender, Prof. Meutzner-Aunabera als stellvertretender Vorsitzender, Herr Gündel-Freiberg als Kassenwart, Herr Luder-Dresden als Beisitzer und Herr Matthias-Zitlau als Schriftführer gewählt wurden. Nach einem kurzen Schlußwort des Herrn Vorsitzenden fand die Hauvtversammluug damit ihren Abschluß. — In unterrichteten Kreisen wird »IS Nachfolger des ab k. Juni zum Präsidenten des Obeilaiidesgcrichtcs Köln und zum Wirkt. Geh. Ober-Justizrath mit dein Range eines Rothes I. Klasse ernannte» bisherigen OberreichsanwalleS Dr. H ci m m der Rcichs- gerichtSrath Dr. OlShonsen in Leivzig bezeichnet. — Heute Nachmittag :: Uhr erfolgt ans dem Trinitatiss'icdhvs die Beerdigung des am 21 d. M. entschlafenen Begründers der Nähmaschinenzwim-Fabrikation zu Dresden, Herrn Wilhelm Eiselt scu. Der Verstorbene war ein Mann von außerordentlicher Thatkraft, der aus Kleinem Großes schuf. 1879 errichtete er aus der Blumenstraßc eine Zwirn- und Strickgarnfabrik, die er sehr bald zur Dresdner Nähmaschinciizwsin-Fcibnk cmsbautc, vortreff liche Fabrikate lieferte und die sich vor etwa 2» Jahre» znrAkticn- Gcseltschast umwandeltc. Der Begründer blieb als Direktor und seit 1N)I, alS sein Sohn das Direktorat übernahm, als Vorsitzen der deS AuffichtSrathS dein Unternehmen treu, das unter seiner Leitung auch durch ein höchst leistungsfähiges Filialfabrikunter- nehmcn in Böhmen sich erweiterte. Viele beklagen den Tod des in den Werken der Nächstenliebe ttencrprobtcn Mannes. — Gestern früh starb nach langem schweren Leiden Herr Bahnhossiiispektor Richard Karl Ludwig Freiherr von Odelcbcn, der zuletzt in Großenhain thätig war. Bei Vorgesetzten und Unter gebenen erfreute sich der Verstorbene wegen seines leutseligen Wesens großer Beliebtheit — Ans Anlaß des Vazarbrcmdcs in Vrannschweig hat der Rath Herrn Brandmeister Miltmanu zum Studium dieser .Katastrophe nach dort entsendet. — Die für heute Vormittag von den beide» Dresdner Ruderklubs in Aussicht genommene Ausfahrt der Ruderboote vor dem Tcrrasscnuscr, sowie die Ezlradampscrsäbrt nnter Begleit ung der Ruderboote hat leider zuni zweiten Male wegen des Plötz lich cingctretenen Hochwassers bis aus Weiteres verschoben werden müssen. — Der n a ti vn al l ib era l e Verein für das Königreich Sachsen hält am 1. d. M. in Ehcmnitz im Hotel Römischer Kaiser seine dieSsährige Generalversammlung ab. Tagcsaeschichtc. Deutsches Reich. lieber den Kaisers an einem Drosihtentntscher daß alsbald nach dem Unglück auch zur Stelle war. Der Arzt gab sich als solcher dem Kaiser zu erkennen! er erhielt sofort die Weisung, sich des Ge stürzte» auzuiichme». — „Und nachher statten Sie mir Bericht ab", setzte der Kaiser hinzu, während er mit seiner Begleitung weiterging. Dr. Leit hatte einige Mühe, sich des Auftrags zu entledigen, denn der Verunglückte wollte sich erst gar nicht unter suchen lassen. Die Untersuchung ergab nichts Schlimmes. und Dr. Veit bestreg sei» Rad, um vor dein Garte» des Auswärtigen Amtes den Kaiicr, der seine Schritte dorthin gelenkt hatte, zu er warten. Der Monarch erkannte den jungen Arzt schon von Weitem wieder, winkte ihn zu sich heran und betrat mit ihm den Garten Hier mußte Bericht erstattet werden. Daß cs ein unerwartet günstiger war, erfreute den hohen Herrn sichtlich und gab ihm so gleich Veranlassung sich über den Vorfall zu äußern. Ein wenig aus die Leibesfülle des Droschkenkutschers auspiclcnd, meinte er nämlich: „Der Mann hat eS vernünftig eingerichtet, daß er sein natürliches Polster mitgebracht hat". Der Kaiser hat nach einer Kieler^ Meldung des „Verl. Togcbl." angeordnct. daß das Artillerie-Schulschiss „Mars" sich am 16. Juni nach Helgoland begeben soll, um die zur Kaiscr- Regatia einacladeiicu englischen Tbeiliichmer aufznncbmcn. Zur Geburtstagsfeier der Königin von Engl a n d hatte die ,M. A. Z." eine Notiz e ' Samariierdieust des wird weiter erzählt, ein Arzt Dr. Beit ^ gebracht, in der cS hieß: „Auch tu Deutschland wird dieses neuen JubeltagcS im Leben der unserem Kgiierhause eng verwandten Herrscherin mit aufrichtigen Empfindungen gedacht" Daraus erwidern treffend die „Hamb. , sage dichteten. Das offiziöse Blatt dürste auch in V wenn man es nach seiner Legitimation fragen wollte, es iin Namen ..Deutschlands" dessen „Empfindungen" Wir wüßten bei aller Hochachtung vor der Königm von England nicht, welcher Grund das deutsche Volk bestimmen sollte, an der englischen Feier theilrunchmen. Die bloße Verwandtschaft der Königin mit dem Berliner Hofe bietet doch dafür keinen genügen den Anlaß. Was aber hat die Königin sonst gcthan, um in Deutschland „aufrichtige Emvfinduimei, an ihren, „Jubcltagc" wachzurusen ? Oder sollen wir den Stimulus zur Mitfeier vielleicht der Politik entnehmen, welche England uns gegenüber stets be obachtet hat? Wir wollen die Grausamkeit der Fragestellung gegen die „Nordd. Allg. Ztg." nicht weiter treiben, sondern uns damit begnügen, in Vorstehendem unseren Standpunkt dem eng lischen Geburtstage gegenüber vräzisirt zu haben. Uebrigens hat die übrige deutsch-nationale Presse nichts von den gcrathcn, krast derer beurkundet „Empfindungen" berratheu, von denen daS vffizwle Berlmer Blatt zu berichten gewußt hat." ^ . Die Königin von England hat dem Herzog von Sachsen Sobura unv Gotha, sowie den, Prinzen Arthur vouConnaught daS Großkreuz deS Viktoria-OrdenS verliehe». Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe hatte am Freitag die Mitglieder des Tuberkulose-KoiHresses zu einem Gartenfest nach seinem Palais geladen. Der Einladung war zahlreich ! gegeben. Im Garte» concertirte die Kapelle der Garde-Kürassiere. Der Reichskanzler ließ sich die ihm Vom Oberleutnant b. Bartsch zuacführten offiziellen Delegirten durch Stabsarzt Pannwitz vor- slellcn und unterhielt sich mit den einzelnen Herren und deren Damen in liebenswürdigster Weise. Lewer zwang der stiegen die Erschienenen, auf kurze Zeit in die geschlossenen Räume einzutreten. Nachdem der Rege» ausgehört hatte, begab man sich ins Freie. Auch der Reichskanzler erschien nochmals im Garten und ließ sich noch weitere Delegirte vorstelle». Tic Prinzessin Elisabeth zu Hohenlohe unterhielt sich während der ganzen Zeit des Empfanges mit den anwesenden Damen. Am Abend wohnte ein großer Theil der Delegirten der Jcstvorstellung im Oparnhause bei. Zur Auf führung käme» Wagner's „Meistersinger". Dem T » berk >, lvse - Ko » greß ging nachstehendes Tele gramm von Sr. Majestät dem König Albert von Sachsen aus tsibyllenort zu : „Ich danke dem Kongreß zur Bekämpfung der Tuberkulose als Äolkskrankhcit herzlich für den Mir zugesandten freundlichen Gruß." Dem „Bureau Reuter" wird aus Apia vom 17. Mar ge meldet: Mataafa schickte ei» Begrüßungsschreiben an die Kommission und es heißt, daß er scdem einstimmigen Bcsc, Kommission, der ihm überbracht wird, gehorchen werde. Doch ist es zweifelhaft, ob er die Waffen nicdcrlegen wird, wenn nicht Malietoa'S (Tcuiu'S) Leute gezwungen werben, cs auch zu thun. Die Rebellen lgememt sind die Anhänger Mataafa's) werben, wenn es ihnen besohlen wird, sich in ihre Wohnstätten zerstreuen, aber sie sage», sie weiden nie Malictoa als König anerkennen. Während des Bombardements durch die Kriegsschiffe sollen nur ein oder zwei Leute verwundet worden sein. Tie Eingeborenen haben die Stärke der Europäer noch nicht begriffen und würden darum zu weiteren Extremen gehen, sollte der Krieg wieder aus brechen. Die Rebellen bleiben außerhalb der von Admiral Kautz bezeichnetcn Linie. Sie haben ihre neue Stellung stark befestigt. Inzwischen werden Malietoa'S Leute gedrillt und sie buben Mulüiuu befestigt. Eine beträchtliche Anzahl Leute ist durch die englischen Kriegsschiffe von anderen Inseln herbcigebracht worden. Die Hälfte der erwachsenen Männer SamoaS erwartet die Ent scheidung der Koinnnsivn. um Malictoa thatkmftig zu unterstüben. Die Deutschen bereiten Ansprüche aus Entschädigung vor. Eine deutsche Firma beansprucht tzO.iMDollars, ci»caiidcrc2i),i.M Dollars. Der englische Konsul hat Die, welche Verluste erlitten habe», ans- gesordert. ihre Ansprüche geltend zu machen. Es heißt, daß die Kommission darüber entscheiden wird. Mataafa crkärtc dem Korre spondenten, er habe den Vertrag ausrecht erhalten, auch stets be sohlen, nicht ans Europäer zu schießen. Anderenfalls hätten ganze Abtheilungen Matrosen von im Busch versteckten großen Hausen Eingeborenen »iederacschossen werde» können. Aus der diesjährigen Generalversammlung des konser vativ c n L a u d e S b e r c i n S im Königreich Sachsen erstattete der Vorsitzende, Herr Geh. Hosrath Dr. ischober, den Jahres bericht. In der Einleitung sagte der Redner in Bezug aus den I ürste» Bisma r ck: „Das wichtigste, für Deutichla>ü> und das deutsche Volk bedeutungsvollste Ereignis; war zweifellos der Heimgang deS Fürsten Bismarck, des eigentlichen Begründers des liencu Deutschen Reichs, des größten ManneS, den DcMschland seit Luther hervorgcbracht Hai. Die ungeheuere Bewegung, die bei der Nachricht vom Tode des großen Mannes durch alle deutsche» Gaue ging, laßt daraus schließen, daß ielbst in imicrem Zeitalter, dem vielfach und nicht ganz mit llnrechr materialistisches Streben mid Mange! an Idealismus und Hochim» borgeworscn wird, das Gefühl der Dankbarkeit und der Würdigung wahrer Größe noch nicht abhanden gekommen ist." Die „Hamb. Nachr." fühlen sich durch diese Worte angeregt, namentlich im Hinblick ans unsere auswärtige Politik Folgendes ausziiführcii: „Das trifft gewiß zu: aber cs kommt daraus an. daß das deutsche Volk, Regierer und Regierte, nicht nur dem großen Tobte» ein treues Gedächtnis; bewahren, sondern vor Allem m seinem Geiste die vaterländischen Interesse» Pflegen. Letzteres geschieht, wie wir für angezciat Halle», hcrvorzllhebcii. nicht dadurch, das; man allen Konflikten,», Kämpfen, auch ivenii es dringend nöthig erscheint, sie ducchzusechten, möglichst ans dem Wege geht und sich mit aller Well „verständigt", sondern das; man energisch zufaßt, wo das Ansehen und der Vor theil des Deutsche» Reiches dies gebieten. „Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf dieser Welt!" Am wenigsten dürfen ivir, wenn ivir niisere deutsche Politik im Geiste ihres Begründers weiter führen wollen, unsere Haltung in internationalen Fragen einseitig durch de» Wunsch bestimmen lassen, es mit Niemandem zu verderben. Wir reden natürlich keiner Politik des Amempelns das Wort, wohl aber einer solchen der Wahrung der nationalen Würde, der Macht und des Ansehens des Deutschen Reiches. Ge bieten diese, cö aus einen Konflikt mit dein Auslände antonuiicii zu lassen, so muß es eben geschehen, lieber die Zeit der Bam- bergcr scheu Nascnstüber-Poiitit' sind wir hinaus, und der Grundsatz ü eai'Mjw eorsairo et denn gefällt uns jedensalls besser als ängst liche Leisetreterei. die aus Schwächegesühl bericht und dazu führt, das; eS heißt' „Ter alte Respekt ist eben fort!" Manchmal freilich scheint es, als ob das deutsche Volk von Zeit zu Zeit einer Ans- mniitcinng durch Blut und Eise» bedürfe, um nicht in politische Aocsthic und Stagnation zu gcrathen. Hoffentlich täuschen wir uns hierin, und nur finden bald den Standpunkt wieder, von dem ans man dem Auslände, wenn eS unverschämt wird, ein kräftiges Huot> sgo! zürnst und dabei den Finger am Abzüge hat. Es ist und bleibt dies daS beste Mittel, sich vor Schaden, vor Verlust des Ansehens zu bewahre» wid ichließlich auch den Krieg scr» zu halten. Nur der Starke und Mulhigc, der sich nichts gefallen läßt, sondern nach dein Grundsätze handelt, daß die beste Parade der Hieb ist. darf sich sicher fühlen, lieber den stets Nachgiebigen wird leicht zur Tagesordnung nbergegangen." Die „Nordd. Ällg. Ztg. tritt entschieden der Annahme ent gegen. die Regierung beabsichtige, die Kommunalwadl- R efor m als Vorspann für die Kanalvorlage zu benutzen. Für beide Vorlagen sollte wie für die Regierung so auch für die Volksvertretung lediglich die Sorge für das Gemeinwohl ent scheidend sein. Freiherr» p. Stumm, der gegenwärtig ans seiner Besitzung Eltville am Rhein weilt, stieß bei einer Spazierfahrt ein Unfall zu. Die Pferde scheuten, Herr v. ist»»»» sprang aus dem Wagen und erlitt eine Arinverrenkuiig. Die Verletzung ist leichterer Art. Der Verband der P vstnnterbca m t c n will mui auch mit Herrn v. PvdbiclSki Frieden machen. Man ist geneigt, den bisherigen Verbandsvorsitzenden, der durch einige scharse schrei bei, an die Eciitralbehörde vor Allem Anstoß erregt hat. fallen zu lasse». Außerdem soll formell beschlossen werden, daß die Wünsche und Beschwerden der Unterbeamtcn nicht mehr durch die Presse und den Reichstag wahrgenommcn werden sollen. Wie der „Franks. Ztg." aus Darmstadt gemeldet wird, wurde dort der verantwortliche Redakteur des Blattes. Alex Giesen, welcher in der gegen die „Jrantf. Ztg." wegen eines Artikels er hobenen Anklage vor den Darmstädter Untersuchungsrichter ge laden war, wegen Kollusionsgefahr verhaftet. Eine sehr zahlreich besuchte Versammlung von Privat- Lchrern und -Lehrerinnen in Berlin nahm mit großer Mehrheit folgende Resolution an: „Die versammelten Lehrer und Lehrerinnen von Privatschulcu-erkennen die geplante zwangsweise Einbeziehung der Privat-Lchrer und -Lehrerinnen in die Reichs-Invaliden versicherung als danlcnswcrtheii Ansang für die Sicherstellung ihrer Zukunft an " Bei der Vorstandswabl der Goethe-Gesellschaft in Weimar wurde Geh. Hvsratd Ur. Ruland zuin Vorsitzenden und Prof. Erich Schmidt zum ersten Vizepräsidenten gewählt. In der Generalversammlung der Gesellschaft feierte Frcnzel - Berlin den verstorbenen Vorsitzenden Vr. v. Simon. Den Jcstvortrag hielt Prof. Erich Schmidt. Die streikende» Seeleute in Stettin hielte» gestern Abend eine zahlreich besuchte Versammlung ab. Eü wurde eine Kom mission gewählt, die heute Vormittag mit den Rheden, in Ver handlung treten soll, um fiir die Kontraktbrüchigen eine Frist bis lieute Mittag und die Zurückziehung etwa schon eingercichtcr Strafanträge zu bewirken. Oesterreich. In ezechischcn Kreisen betrachtet man das Kabinet Thun als gefallen und nimmt an. ein Beamten- Ministerium werde zur Durchführung des Ausgleichs gebildet wer den. welches nach Erledigung des Ausgleichs von einem Ministe rium der Rechten abgelöst werden soll. An unterrichteter Stelle wird bisher bestritten, daß Graf Thun seine Demission gegeben In österreichischen politischen Kreisen ist inan hinsichtlich es Ergebnisses der Berständigungsversuche sehr skeptisch und laubt. baß m nächster Woche beide Regierungen dem Kaiser ihre Demissionen anbieten werde». Der ungarische Minister-Präsident Szcll. der von Wien nach Budapest avgereist ist. soll dort mit de» Parteiführern nochmals erörtern, ob eine Aeuderuiig der Haltung Ungarns in der Bank- frage möglich sei. Man bezweijelt nicht, daß die Antwort ab lehnend lauten, was Szell dem Kaffe» alsbald berichten wird In den Kreisen der Rechten selbst erklärt man bereits, daß die Ausgleichskrise mit dem Rücktritt des Kabinets Thun abschließeu werde. Das Exekutivkomitee der mittag zu einer Berathung zusammen, beiwohnte Aus Prag wird gemeldet, daß der deutsche Student Bibcrle, der vor euiigen Monaten Nachts in der Nothwehr einen czcchischen Studcistcn erschoß, in letzter Instanz sreigesprochcu wurde. Frankreich. Die „A ssaire" scheint jetzt im Geschwind- schritt dem Ende zuziieilcii. Wie nämlich in Paris durch Extra blätter bekannt gemacht wurde, ging dem Generalprokurator Mauau des Kassationshofcs der Bericht des Referenten Ballot-Beaupre zu mit deni Anträge auf Revision des Dreysus-P Verweisung an ei» neues Kriegsgericht. Ter Rechten trat gestern Vor der Ministerpräsident Thun na a »Fik Zrozesscs unter tgaro" veröffentlicht Aufzeichnungen von Dreyfus. »er im Gefängniß während seiner UntersnchungShast im November und Dezember 1894 geschrieben hat. DreysuS erzählt darin, wie er nach dem Kriegsministerium berufen wurde, wie du Path de Clam ihn durch die bekannten Diktate zu überführe» suchte, und wie er verhaftet wurde. 'Nach der Verhaftung sei er dann von dem die Untersuchung führenden Ossizicr mehrfach ver hört worden, der sich bäiisig in Beleidigungen gegen ihn ergangen habe. Dreysus schreibt wörtlich: „Ich verlangte immer Bewein: für die gegen mich erhobenen Anklagen, doch weigerte man sich stets, sic mir zu zeigen, indem man behauvtcte, daß das Beweis stück für mein angebliches Verbrechen ei» Brief sei. Ter die Untersuchung führende Offizier und der GerichtSschrciber ließen mich Alles sagen, was sie wollten; ich erkannte mich selbst nicht mehr". Drcysiis erzählt dann eine Reihe Einzelheiten und giebt in seinen nichts als Vcrmllthuiigen gesehen; man habe ihm gegenüber eine ungeheure Infamie und eine unsagbare Feigheit begangen: er habe nicht mit Untersuchungsrichtern, sonder» mit Henkern zu thun g^abt. — „Figaro" erzählt, ein »ationallstncher Depntirtcr habe l Behauptung leinen Wahll sich zum Jilslizministcr begebe» und ihn in großer Aufregung ge fragt, ob es wahr sei, daß der Kassationshos sich für die Revision aussprcchcn werde: er könne sich nicht an den Gedanken gewöhnen Der Minister habe erwidert: „Nun denn — wir haben noch acht Tage Zeit dazu". Ter KriegSministcr bat bestimmte Weisungen erlassen, dahin gehend. daß während des N ev isi onsvrozcs ses vor dem KassationShof in der nächsten Woche kein Offizier, weder in Eib>! noch in Unisorm, mit Ausnahme derjenigen, welche als Zeugen zu erscheinen haben, in der Umgebung des JuslizpalasteS sich mff- halten dürfe. Polizeipräsekt Blanc hat für die Dauer des Dreysus- Revisions-Prozesses eine strenge Verordnung wegen Auf- rechterholtung der Ruhe und Unterdrückung von Demonstrationen erlassen. Dev u tir tc ii la m m er. Die Berathung der Inter pellationen betreffend Algerien wird fortgesetzt. Drnmont geht ans die Erklärungen des Generalgouvcrncurs Lascrriöre ein und greift denselben sowie dessen Vorgänger Lupine heftig a». Als Drnmont erklär!, man lasse sogar Marchand beleidige», während man leine», Dmmvnt s, Freunden vorwerfc, sie beleidigten die Regier,ingsvertretcr, unterbricht ihn der Präsident TeSchanel und sagt, gegen diele Worte erhebe die ganze Kammer Einspruch. Der Generalgoupernenr Laserrwrc erklärt, Drnmont habe der Regierung sowie den Präfekten vorgeworscn, Akte von Ungesetzlich keit begangen zu habe». In Wahrheit hätten Beide für Ruhe ge sorgt. während Drnmont und seine Freunde systematisch Unruhe gestiftet hätten. Er. Lascrrivre. habe ganz Algier hinter sich. Millevouc spricht Lascrrwre das Recht zu einer solche» ab Finnin Faurc verlangt eine Reform des allgemeinen rechts; er sei bereit, seine Freunde zur Ruhe anzuhalteii. jedoch nur unter der Bedingung, daß die Beamten, welche die Unruhen hervorgcrnsen, besonders der Präfekt Lcntand, ahbemsen würden. Daraus wird die Verhandlung ans Montag vertagt. Der Senat genehmigte das Budget, nachdem er an dem selben einige Abänderungen vorgcnvmmen hatte. Derentwegen muß das Budget an die Kammer zurückgchen. Mehrere Blätter melde», der Generalgonvemenr von Algier La scr ein re wolle insolge des erreglen Wortwechsels, den die Tcpntirteii Morinand und Viviani in der Kammer hatten, dcmffsio- nircn. Von anderer Seite wird diese Nachricht für unzutreffend erklärt. Italien. D cp n t i rte »ka m m e r. Ans der Tagesordnung steht die Berathung über die Regiernngserklärmig. Barzilai und Eoiaiamü sprechen sich gegen die Art und Weise aus, in welcher die legte MinistertrisiS gelöst worden ist. Erispi ergreift das Wort zu einer persönlichen Bemcrknng und erklärt, er habe niemals die Absicht gehabt, nach Massana zu gehen, vielmehr habe er im Jahre 1882 Alles, was er tonnte, gcthan. um Italien zu einem Zusammengehcn mit England in Egypten ,n veranlassen: später habe er die Bcictzung von Maisauä nis vollendete Thasiache hin- nchmeii müssen. Als Baratieri im Jahre 1892 zum Gouverneur von Erytbräa ernannt wurde, sei er gar nicht Minister gewesen. Er habe Baratieri im Jahre 1891 nur gesehen, um ihn zu veran lassen. sich mit dem Kliegsminister und Finaiizmiilister über die schwebenden Fragen zu einigen, und nachdem ihm Baratieri erklcüt habe, daß ihm Alles, waS er wünschte, zugestandcu worden lei. habe er weiter nichts mit ihm zu besprechen gehabt. Baratieri habe keine Berechnung über die Zahl der Feinde anstelle» und nach seinem eigenen Ermessen handeln wollen. Er erwartete nichi die nöthigen Berichte, und so trat die Katastrophe ein. iHeftige. anhaltende Unterbrechungen der äußersten Linken, Lärm und Zur»', von allen Seiten des Hauicä.) Erispi fährt sori r Diese Unter bccchnngcn hindern mich am Sprechen und beweisen, daß ihr Urheber die Wahrheit nicht erfahren wollen. Der Lärm dauert fort. Ter Präsident suspendirt die Sitzung und läßt die Tribünen räumen. Nach einer Viertelstunde wird die Sitzung wieder am genommen. In Erwiderung aus die von Eolasaiini wegen Ad uns gegen ihn gerichteten Angriffe erklärt Erispi. er werde nun be weisen, daß sein damaliges Kabinet nicht verantwortlich gewesen sei für die Haltung Baraticri's, und Schriftstücke vorlegen, welche darthun. wie sein Verhalten damals gewesen sei. Mirabelli und Fern wenden sich gegen die von der Regierung herbeigesührte Lösung der Krise. Fern äußert, die Soldaten seien in Asrita mnthig vorgegangeii. aber ein General habcFnc Flucht ergriffe» Diese Acnßerimg ruft große Unruhe hervor. Der Präsident fordert Jcrri auf. seine Worte zurückzunchmcn. «Beifall auf der Rechten und im Centn»».) Fern weigert sich, dies zu thun. Der Minister- Präsident Pellour ersucht den Präsidenten der Kammer, dahin zu wirke», daß Fern seine Aeußerimgen zurücknchme: der Präsident fordert Fern energisch ans. dies zu thun. Letzterer verharrt aus seiner Weigerung iumittc» großen Lärms. Der Präsident hebt hieraus nnter dem Beifall der Rechten und des Eentrums und unter lebhafter Bewegung des Hauses die Sitzung aus. (Aus führlicher wiederholt.) Ter P a p st empfing den Jntenmntius im Haag, Tarnnssi, der demnächst auf einen höheren Posten als Nuntius versetzt werden soll. Spante». Ter Kriegsministcr Polavicja hat eine Depesche e> Hallen, in der cS heißt, die Spanier Hütten Zamhoanga geräumt. Die Filipinos hätten verlangt, daß ihnen der Platz mit Waffen und Munition übergeben werde. Die Spanier hätten dies ab- gclchnt. woraus cs zn einem Kampfe gekommen sei. in dem die (Spanier einige Verluste gehabt hätten. Die Amerikaner wurden zur Zeit Mindanao nicht besetzen. Die spanischen Ultrnmontancn scheinen die An- haicbiger Katholiken im Kabinet aus- oie G Wesenheit nutzen z lassen. Seit nach dem mehrerer unnach wollen, um -v. Gewissensfreiheit beschneiden zu Jahren haben alle Negierungen der Restauration Artikel 11 der Verfassung gerichtet und gestattet, daß ie einheimischen und ausländischen Protestanten ihre eigenen Kirchen, Kapellen. Schulen und Kirchhöfe besaßen, sofern sic ihren Glauben nicht allzuviel öffentlich hervorkehrten und sich bei ihrer Provagcinda in gewissen Grenzen hielte». Die ultramontane Presse verkündigt indcß, die Verfassung sei dahin zu verstehen, daß den Protestanten, Ungläubigen und Freidenkern nur das Recht be willigt sei. i», Geheimen zu denken, wie sic wollen, daß aber Spanien omch seine Verträge mit dem Vatikan gebunden ist. Dres-rrer Nachrichten. l)ir. 116. Seite 3. 2oi»,«ng. 28. iv,'ai
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