Dresdner Nachrichten : 28.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188911280
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18891128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18891128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-11
- Tag1889-11-28
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- Dresdner Nachrichten : 28.11.1889
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brr Ikribhlavwalttkavuntr de» Kamineraericht» am doriarn Somr« abenb. unter den tn diesem Jahre arirscheidenden Borstandsmit» aliedem befanden sich der Borsißende der Anwaltskammer. Geheimer Justizratb Laus, der seit über 2k» Jahren dem Ebrenratb de» An wälte angehölt und fast seit der Errichtung der Anwilttkaoinier shr bock,angesehener Vorsitzender war, der »u leder Zeit mit vollem Nachdruck sur die Ehre d«S Anwaltstande» ein ge irrten ist und ins besondere mit gerechter Strenge jederzeit daraus geachtet bot. dag Elemente, die dem Anwaltstande nicht zur Ebrc gereichen, besonder» verbänaiiißvoll werden könne», au» der Anwaltschaft entfernt wmden. Mit tdm schieden u. A. au» Justizratb Wille, der wie Laub un streitig seit vielen Jahren zu den ersten Zierden de» deutschen An- waltstande» gehört, ferner Justizratb Wolfs, der Schwiegersohn des ReichSaerichtSpiiiüdentcn v. Stmsvn. und Justizratb Krebs, beide allseitig hochgeachtete Anwälte. -La» völlig unvorhergesehene Er- acbnitz war nun am vorigen Sonnabend, dali diese vier hochver dienten Herren nicht wledergewiihlt wurde», sondern, daß an ihre Stelle die NechtSanwülte Munckel, der bekannte fortschrittliche Wühler, Ster» und Max Jakobsvhn gewählt wurden. Au Stelle deS Justizratb» Wolfs wurde der Sohn des Rerch-gerichtSpräsidenten, Justizratb v. Simlou gewählt. Oesterreich. Die Kaiserin von Oesterreich besuchte in Tunis in Begleitung von Uralt Maisicault und Frau Balcnsi den Harem. Im böbnrischeu Landtag wies bet der Bost ..Museum" der innaczechischc Abgeordnete Schil darauf hin, daß uirlcr den Mcdaillonsbilderii bervorraaender Männer, tvelche das neue Museumögebäudc schmücken, dasjenige von Hus; fehle. (Rnie link,: Unerhört! Schmach!) Huß bedeutet ein Stück böhmischer Geschichte, er bedeutet für u»ü die Verkörperung unseres Wissens, unser Leben, unser Alles (stürmischer Widerspruch rechts. Beifall links», »nr der Ekerns und der konservative Adel seien schuld, das; das Bild non Huk nickt angebracht wurde. Ter ElernS und der historische Adel sollten sich endlich aus den Standpunkt deS französische» ElernS stellen, welcher früher die Jungfrau von Orleans als Rehen» be handelte. sie aber jetzt als Heilige Preist. Der Redner beantragt eine Resolution, der Landesausschnk sei anftnsordenr. auch für cm Hnßbild am Mnseumsaebände zu sorgen. Dieser Antrag wird von sämmtlicken Jungczechen und vielen Altezcchcn unterstützt. — Theologie-Professor Propst Borovh: Die Verdienste Huk' um die sprachliche und theologffche Wissenschaft seien a»,»erkennen und ebenso die Reinheit seines sittlichen Charakters, aber traurig sei das Uebr-ige, in welchem er sich ausgezeichnet. Unter großem Lärm fährt der Redner kort: Wen» Hn« bloS Protestant gewesen wäre, so Hütte ich nichts gegen die beantragte Ehrung lernes Namens, aber er war der Urheber des AusstandcS gegen die Kirche. Huk hat die Brandfackel angczündet, die nicht nur Böhmen, sondern auch anderen Ländern Verwüstung brachte, Klöster und Knnstdcnkmale vernichtete. Wenn Hub nicht gewesen wäre, so hätte Böhmens Bllllbe, wie sie unter Karl IV. begonnen, sich iveiter entwickelt. Welchen unrmterbrvchenen Fortschritt hätten wir bis heute gemacht! (Gelächter und Geschrei.) Vaichath und Gregr rufen: „Deutsche wären wir geworden! Solches Gerede ist Schmach und Schande! TaS schlechte Gewissen spricht anS Ihnen!" Bvrovv: „Ihr seid nicht meine Beichtiger!" Vaschatp: „Sie würden Huk noch heute ver brennen !" Perner schreit: „Borovp würde mithelsen !" Der Oberst Landmarschalt stellt mit Energie die Ruhe her. Rieger ruft den Jungczechen zu: „Ihr Verhalten ist unschicklich!" Äregr und Tilscher rufen: „Die Nation wird Sic lehren, was zchicktich ist!" Nachdem wieder Ruhe cingetrcteu, spricht Professor Tornek: „Seit rach die Lehre Hw;' verbreitete, sei der sittliche Verfall in Böhmen eingctrcten. der zur Schlacht am Weißen Berge geführt habe, die wir als das größte Unglück der Nation betrachten." Stuvan: „Sie sind nicht der Dolmetsch des Volkes!" Prcwst Lenz erklärt, daß Huk gerecht vernrtheilt wurde, daß gegenüber den Lehren Huß' die katholische Kirche nickst hätte bestehen können, daß überhaupt die soziale Ordnung gesprengt worden wäre. Die Nehabilitirnng pon Huk wäre die Hinrichtung der katholischen Kirche. (Lärm.) Ter Jniigzceche Gregr führt nuS: „Um die Dogmatik sichreren wir uns heute nicht. Würde Hub heute leben, er würde mich für einen gröberen Ke her halten, als ihn seine Richter gehalten haben. 'Große Heiterkeit, Lärmst Wir brauchen das Bciipiei des Hub für unsere schule. Wenn er nichts Anderes geihan hätte, als uns zur Universität verholst» zu haben, indem er sie den Händen der Frem den entriß ld. i, der Tcnkscchen), wäre er des Denkmals würdig." Prinz Carl Schwarzenberg sim.: „Sie haben Hnß als Helden, als Heiligen glorisicirt, und Sie habe» sich damit selber als Hnssiten bekannt. (Stürmische Rufe: Das sind wir!) Cs muß Ihnen be kannt sein, dak bei uns eine Aversion gegen Huß wegen der Ereig nisse, die seinem Willen rmd seiner Lehre gefolgt sind. LieHnff'ileu- knege und der dreißigjährige Krieg waren die Eonscanenzcii seines Awtieiens. Seine Lehre war nichts Anderes, als der Commnnis- »ins des l'> Jahrhunderts. Unter den Hiissilen sanden sich wenig rhremvcrthe Männer: sie winden bald zu einer Bande von Räuber» und Brandstifter." Es entsteht ein gräulicher Lärm. i» welchem die weiteren Worte des Redners verhalle». Perner stürzt vor und tust dein Oberst-Landiiililschall zu: „Er toll zur Ordnung gerufen werde» : er schändct unsere Vorfahren!" Prinz Schwarzenberg rührt mit mächtig erhobener Stimme fort: „Dir Schwarzenberge traten einst an die Stelle der Roseabecge. Die Rose bildete dasKcnnvfzeichen gegen die Hnssiten. Ich würde stolz daraus seni, wenn heule die werß-blane Fahne der Schwarzenberge wieder das Kainpszeichen iväie wider die Nen-H»»fte» ! (Stürmische Bewegung und Lärm.) Wenn sein Raine am die Gedenktafel des Mnsenmö kommt, so bedeutet dies nicht blos den Wiedeftchei» de-, Scheiterhaufens in Consianz. sondern auch des FeuerhrandeS, mit welchem die Hussitei, unser Land verwüsteten. Ec beantragte: „Ter LandeSausschiiß solle daftir sorgen, dgß bei der Auswahl der Namen für die Mmrimis- Gedenktawln die religiösen Gefühle nicht verlebt werden." Zn einem Beichtujsc kam cs nicht. Ungar«. Im Abgeordnetenhaus betonte bei der fortgesetzten Verathiiiig des Budgets Jokni in einer sehr heisällig aufgeiioimnc- »e» Rede die Uiirrläßlichkeit des engsten Anschlusses Ungarns an Oesterreich und der Unterstützung der auswärtigen Politik Oester reich-Ungarns nicht nur moralisch, sondern auch thatkrästig und. wenn notlnvcndig, mit Gut und Blut. Der Dreibund bilde eine Trias, welche den europäischen Friede» lange Zeit vor Umsturz schiisie. Ter Redner hob josann die ansgezcichnelen Verdienste des Ministers Tisza hervor. Gras Appoistii rechtfertigte die Haltungder Opposition " ' " ' Tisza's sei Firankrcich der Clericaleti, Herr Venillor, Halle, wie milaelhcilt wurde, eine» verstorbenen Biubot geichmäht und war deshalb von dessen Nefsrii. einem aktiven Offizier, geprügelt ivorden. Als Letzterer, nm einen Widerruf zu erlange», sich auf die Autorität des Vertreters des Papstes. deS Nnntiiis in Paris, berief, wendete Venillvt die be kannte Einladung deS Götz von Berlichingen in französischer Sprache auf den Papst an. Veriillot, der sich io stark argen die Autorität des Papstes vergangen batte, ist nun allem Anscheine nach nachträglich von heiliger Angst ob feiner Unbotmäßigkeit er griffen worden. Er bestritt deshalb, die ihm ziigeschriebenen höchst respcktwidrigen Aeukenmgcn gethan zu haben. Zui» Unglück für ihn walmte nun aber der Prilgelszene noch ein zweiter Offizier bei, der. wie hrrvorgehoben wird, in Tonking schwer verlebt, zu den glvrreick.cn Invalide» der französischen Armee zählt. Dieser ktassiiche Zeuge erklärt nun im „Figaro", daß er ans Ehrenwort bestätigen könnte, dir Aeußerungcn gegen die Autorität des Pcwstcs seien in der That geiglle». Für die Uttruinoiitaiieir ist der ganze Vorgang sehr unbeguem: wenn die Autorität des Papstes im eigenen Lager fo gering geschätzt wird, was darf dann von den Gegnern erwartet weiden '? Im Auswärtigen Amt sind Depesche» ans Brasilien eiiigelan- krn. tvelche berichten, daß bisher noch keine Regierung die Republik anerkannt habe. Die Regierung in Brasilien warte übrigens den Beschluß der demnächst zusammentrctcildcn konstitilircndcn Versamm- tnng ab, nm alsdann tnr die von der Versammlung beschlossene RegicrungSsolin die Anerkennung nachzufuchen. Tie französischen Vertreter in Brasilien haben Jnstiiittivncn erhallen, die bisher zwischen Frankreich und Brasilien bestandenen Beziehungen auch fernerhin ouirecht zu erhalten. Die Kammer erklärte die Wahlen des Bonlangisten Ditlon und des Klerikalen Monfgiiban für niigillig, letztere wegen des von der Geistlichkeit auSgcüblen Lrnckes. üOO Arbeiter der Aestbahn in Paris stellten die Arbeit ein; sie verlangen den früheren Tarif und die Entlassung eines Werk- kührerS. Italien. Tic Mittclmeeraesellschast bewilligte den Turiucr Babnarbeitern eine lOpcoz. Lolmerhöbung. Ta diele aber aus ibrcr Forderung einer 2öproz. Erhöhung bestehen, so erfolgte die -Schlie ßung sämmtlicher Werkstätten; 2000 Arbeiter sind seht bcichttf- tigrmgslos. Da man Unruhen befürchtet, wurden die Werkslift»cn und der Tirekttonspalast mit Militär besetzt. Ti» Kammer bat den bisherigen Präsidenten Manchen mit 242 »on 267 Stimmen wiederqewiiblt. Nachrichten au» Cuba melden von Arbeiter-Un ruhen. die tndeß vom Generalgouverneur mit geringem Blutverlust niedergeschlagen worden seien. Belgien. Im Prozesse wegen Explosion der Patroiieniabrlk zu Antwerpen am st. September d. I. verurtdeilte das Zuck,tvolizei- gerlcht den Elgcntbümer Evrviloin zu 4'.», den Direktor Delaumn, zu 1'/» Jahren Gesüngntb, 12,(XX) Jrcs Entschädigruig und Zahlimg der Prozeßkosten. Eualand. Minister Solisbnil, richtete an den englischen Ge sandte» Petre In Lissabon eine Note, i» welcher er energisch gegen die portugwüschen Dekrete prvtestirt, durch welche sich Portugal seine Rechte aut gewisse Tbeite Jnner-AirikuS wahrt. England be hauptet dazu, dak Mashvnaland miler englischem Einslusse stehe; England erkenne kein Recht Portugals über jenes Land, noch über haupt nördlich des Zauiliesisiuises a». (Mit anderen Worten: England gönnt in Afrika auch den Portugiesen Nichts.) In der Clepeland-Strect Slandalassaiie wurde vor dem Polizei- gericht d>e Ebrenbclcidignngssache des Lvid Eiislo» gegen de» Redakteur Parke po» der North-London-Preß pechandftt. Parke, der sich seine Vertheidigung vochehielt. ist vor die Geschworene» verwiese», jedoch gegen Kaution ans freien Fuß geübt worden. Dänemark. Ter Streit zwischen den Sozialdemokraten von Kopenhagen und der rcvottttivnäcen Partei ist in em neue, Sta dium aetrete», indem sämmlliche Redattionsmitglieder de, „Ar beiters". des Organs der genannten Partei. anS dem sozialdemo kratische» Vervande ausgeschlossen ivorden sind. Dieser Beschluß wurde nach einer Abstimmung gefaßt, an welcher 74 iozialdeinv- kralifche Vereine — 40 am dem Lande nnd 3t m de» Städte» — tlieilnalnneii, und es wurden im Ganzen 3o3t Stimmen abgegeben. Von diesen sliinmlen nue 301 gegen den Ausschluß, alle übrigen für denselben; tn .',2 Vereine» hemchte Einstimmigle» für die Aus- schtießimg. Der Streit, der immer größere Dimensionen cniniiinut, ivird bei den benorstehenden Wallten ftir die Sozialdemokraten ver- bäilgnißvolt werden, indem sie möglicheriveise den lebten Kreis, den sie noch in der Hauptstadt babcn, verlieren. Nustlanv. Man meldet ans Warschau: Tie russische Kriegs- Verwaltung beschloß, den Stand sänniitlicher Feld Artillerie-Brigaden, welche gegenwärtig je 6 Batlericen mit zusammen >8 Geschützen zähle», ans acht Battericen mit zusammen 01 Geschützen zu er höhen. Bei der 2t. Feld-Arllllerie-Brigade ist diese Erhöhung be reits zur Durchführung gclangk. Serbien. Ter angebliche Ilebcrsall am das Kloster Delschani beschränkt sich daraus, daß zwischen dem Klorier und Arnanlcn Landcrstreitinkeilen bestanden haben, welche durch die Behörden ge schlichtet worden sind. Dessen ungeachtet verließen die Mönche das Kloster und zogen nach dem Kloster Jvck. Amerika. Aus Washington wird gemeldet, daß der Marirre- minisler den Admiral der Ucbnngsslotle nach Washington bernsen habe. Wie verlaute, habe die Regierung Nachrichten erhalten, wonach dre Anwesenheit einer Flotte in de» brasilianischen Ge wässer» nöthig sei. Die Stadt Lhnn (i»> Staate Massachmetts) ist gestern durch Feuer znm größten Theil zerstört worden. 12 Hämc-rvierlel nrit großen Schuhfabriken, der Eentralbahnhos, mehrere Banken, Kirchen, Schuten, Zeitiingstmreaus nnd Klubs sind emaeäichert worden. Auch haben eine Anzabl Menschen dabei ihr Leben verloren. Der Schaden wird aus 10 Millionen Dollars geschah!. Afrika. Ter Agent der Wftugeiettschaft, Toevpeu, zeigte in Sansibar an, dag bei dem vom Sultan bon Witn au der Seeküste zwischen Nipiui und Kwihrr errichteten Zoll>>au>e eine iüniprozen- tige Steuer von allen ein- und ansgesührlen Arrilelir eihobeir werde. st >sza »ervor. rvrai Apponm recmterirgre oie varrnng oer u nnd svrach sich gegen das Budget aus: die Beseitigung ei die Vorbedingung für ersprießliche Reformen, ikrcick«. Der Redakteur des .Uirivrrs', desHanptblatteS «ilillist und Wissenschaft. ß Mil ichönem Gelingen nnd gleichem Erfolge gab borgestern der „Orpheus" vor vollständig gestillte»! Gewerbe!,au,»aale sein dieSiähriaes -großes, im populären Stile gehaltene? Eon - eert. Ein Blick ans das Programm, das iechs Choraeiänge vcr- zeichnete, die alle zum ersten Male zur Aussührnng gelanglen, ließ den Fleiß und den Ernst erkennen, mit welchem »liier ältester Münnergesangvereur an seine Ausgabe heraiigetreten tvar. An älteren Werken gelangte» zum Vortrag „Zigeunerleben" von Marlchner, eine musikalisch - werlhvolle Arbeit, deren schöne nnd poetische Erfindung leider durch die nur zu oft gänzlich nnmoti- virleit Wvrlwiedechotnngen stark beelnslnßt wird, „Rlicinweinlied" von Liszt, effektvoll iiistrnnieilkirt von Müller-Remer, verschiedene Volkslieder in neuer Bearbeitung nnd daS bekannte Trinklied von E. Kremier. Als Novitäten aus den lebten Tagen sang der „Or- phenS" ein „Mailied" (op. 10) ans dem Tchcssrl'lchen „Trompeter von Säkimgen", konivonirl von seinem Licdeii»cisler, Herrn Mülter- Nenter. und „Frau Minne" (vf'. 80, vir. t, von Job. Pache. DaS „Mailied" erichieir als Eomposition von wirklichem Verdienst. Mil hübscher nnd ansblechender Melodik, essektnoller Harmonisirnng, natürlicher und sließcnder Stmmisnhrnng lcisit es die gewollte, im Sinne deS Dichters einpsnndcnc Stimmung recht giricklich, ohne dabei in den abgenutzten Ton hergebrachter Sentimentalität zu falle». Der Pache'iche Ehvr „Frau Minne" gab sich gleichfalls ge- tällig in der Melodie nnd von geschickter und erialnener Arbeit. Nur ivird er in einzelnen Stellen etwas süßlich und erinnert im Rlihtliinus an bekannte Vorbilder. Nach einer allen Redensart rechlseriigt der Erfolg jedoch Alles, nnd so ist denn der Ausnahme nach zu rrrtheilen, auch ,/Frau Minne" rrnler die neueren Werke von Beachtung zu classtsrcrrcn. Gesungen wurden alle die ge nannten Chöre mit Fleiß und Svrgfalr. mit echter nnd rechter Lust nnd Liebe und unverkennbar sind Ausschwniig nnd Fortschritt, die der „Orpheus" unter seinem löchrigen, von seiner Aufgabe er füllten Licdcrmeister, Herrn MnUer-Renker, innerhalb eines Jahres zu machen verstanden hat. Wenn es dein Vereine gelingt, die Anzabl seiner Tenöre noch zu verstärken, nnd in der Tez tanssprache einige Verfeinerung nnd präeisere Betonung zu erzielen — w wurde z. B im „Zigenucrlager" hartnäckig betont, daß die Männer ge schattig ans dem „alten" Pokal tranken (verfügten sie denn auch über einen „neuen" und in der „Gvndelfahrt" wurde gesungen: „verschwunden ist „der" Strand — wen» er weniger ängstlich in den ersten Entsätzen sich zu geben befleißigt, um dadurch die Ton gebung sicherer zu stellen, to erblühen ihm sicher der alte Ruin» und ganze und volle Anerkennung von Neuem. An Beweise» herz licher nnd aufrichtiger Shnipathie. an rauschenden Zeichen der Anerkennung, hat es den Vorträgen vorgestern nicht gesellst — mögen sic der wackeren, fleißigen Sängcrschaar für ihr weiteres Beitreben eine emmthigcnde Aufmunterung geworden Win. Die Ehorgeiänge variirtcn eine gnnze Anzahl von vortrefflichen Occhcstcrwcrkeii, die von der Gewelbehanskgpelle. nnler Kapell meister Stahl, mit Schwung nnd Bravour ansgesührt wurden. Herrmann Starcke. ( Ter vorgestrigen Millheilnng, die morgen slattsindendc Wiederholung der „V euch w e» d e r" -Vorstellung in der König!. Hoivper, zum Besten der Wittwen- »nd WaisenkassedeSHofthegrer- Sinaechors betreffend, fügen wir noch hinzu, daß Frl. M alten ihre Mitwirkung allerdings mit größter Bereitwilligkeit zngesagt batte, in der Voraussetzung, ihre Indisposition bis datnn gehoben zu sehen. Leider ist aber in dein Befinden der Künstlerin eine wesentliche Besserung noch nicht eingetrcten, und Frl. Malten kann sich tnivlgedeisen an der morgigen Vorstellung nicht hrtheiligeii. Die „Veischivendec'-Vorstetlnng wird morgen also aenan in derselben Weise slattsindc», wie am Montag. Im Ncbngcn empfiehlt sich die Vorstellung, abgesehen von ihrer vor trefflichen Wirkung, i» Anbetracht ihres humanen rmd segensreichen Zweckes der allgemeinste» Theilnalune ganz von ülblt. Der König!. Hvttlienter-Stiigechor bildet durch seine vorzüglichen Leistungen jahraus zalirein einen der bedentungsvollslen Bcslandthcile der Kviiigl. Hoivper. Kostbare Blmnciispcnden. wie sic heule so ganz gang und gäbe geworden sind, kann er entbehren, aber eine kräftige und allgemeine Unterstützung der Kasse, die für ihn eine Hrltö- gnelle in der hochsttn Noll, bedeutet, das ist jedenfalls die tckiönste und willkommenste Anerleimung, dir unser knnstsinniges Publikum der wackere» Säiigerschaar bieten kann. Möge sic ihr in des Wortes praktischstem Sinne zu Tlicil werde». V Friedrich Hanse beginnt sem Gastspiel ü» Königs. Schanspleihanü übermorgen, Sonnabend, als Marauis von Seiglrore rn Saudcarr'ö vicrattigcm Schauspiel „Das Fräulein von Seiglinre". i- Im Residenztheater findet heule, mit Felix Sehweiglzvser als Gast, die letzte Ausführung der GesangSpossc „Einer von unsere e u t statt. Morgen, Freitag, geht znm ersten Male die franzöiifchc Komödie „Jifi" in Scene. -s Ter Dresdner Mäniiergrsanaverciii hat in seiner General- vkrsammlimg am 21. ds. Herrn Generalmnsikdirettvr Hoi rath Schuch einstinnnig znni Ehrenmitgliedc ernannt. -j An der sur nächsten Sonntag, den l. Dezember, Nachmit tag? halb 4 Uhr. angesetzten geistlichen Musikaufführnng. »uni Besten de» Gemeinnützigen Vereins nnd des Vereins „Kinder hort", veranstaltet vorn Dresdner Lehrergcsangvcrern. de- tbelligen sich Frau Kammersängerin Schuch. Kammerdirluo» EMkcttt« nreistcr Grützmacher, die Herren Organliten Janssen und Höpner. der Kreuzkirchenchor, 800 Klndcisllmmen »nd ein vom Allgemeinen Musilerverein geiielltes qroßes Orchester. Das Programm de» EoncerteS ist ebenso gediegen als abwechielangsreich zusammen« gestellt. s- Von P. von Schönthan und H. Olden ist dem Berliner Leinnglheater ein neues dreiakiigesLust'viel „Die Gei gen sec" eiugereicht worden, welches im Jamr u zum ersten Nrale in Scene gehen soll. Das Eoncert des italienischen Tenoristen Sign. Eli Gordon ist definitiv aut Mittwoch, den 4. Dezember, im Saale des König!. Eomervatoriums festgesetzt. An dem Eanccrte betbei- llgcn sich die Vivlancello- und Viaiinviituasiniien Nlrß Campvell aus Boitoii und Miß Geraldinc Morgan, letztere eine Schülerin von I. Joachim. Billets zu diesem Conccrt sind in der Klemm- schen Mnsikalicnliandlung und beim Easlellan des Königl. Conser- valoriunrs zu haben. 1 Zn dem Eoncert, welches die als Gesangs- rmd Klavier lehrerin seit Jahren geichätzte Eonecr'iängerin Frau Helene S ch a ue r - K o t I c mrtcr Ireundlicher Mitivirtling der Hoffchau- ipielrrin Frl. Baste und des HofopeciisäiigerS Herui Meincke am Mentag in dem schönen, geräumigen, zu Pfingsten Vieses Jahres erössneleu Saale des Haiinner scheu Hotels in Strie-en veranstaltete hatte sich ein ebenso zahlreiches als danttmres Publikum eingc- tuirdcn. Tie Eonccrlgeberm sang, am Klavier von Herrn Instituts- lehrex Läßkec rmt Geschmack und Geschick begleitet, Lieder von Jemen, Scholtz. Hölze! rmd eine Arie iiir Sopran von Marichnec mit ihmpathischcr, wohlgeschntter Stimme, reiner Intonation nnd anerlennenswerther Technik nnd vereinigte sich zimi Begam des Coneerls mit dem genannten Herrn, welcher Bendels „Dorn röschen" außerdem als Solonnmmer darbist, zu dein ansprechenden Vortrag zweier Sätze ans der graziösen HvchzeitSnnisik von A. Jemen. Herr Meincke erntete mst einigen niirtungsvollen Liedern von O. Leßmaun, A. Förster und Uw ^eitert einen ebenso wohlverdienten Erfolg, als Frl. Basta mit der Darbietung mehrerer Deklginationen, in welchen die beliebte Künstlerin vestteadete An' mnth nnd Charalterisut des Ausdrucks mit feinstem Verständmß vereinigte. v Die hier durch die Königl. Kapelle im letzten Aichermift- wocheoncert nur lheilwcise zu Gehör gebrachte Shmvhonieode „Das Meer" von Jean Louis Nievdö gelangt am lt>. Tezeinber im großen Mniemuslaale zu Frankfurt a. M. daselbst ziun ersten stllale dnrcy den „Singechvr des LehrervereinS" in der Orlginatbeietzung Onit Orgel) und vollständig zur Aussührnng. Ter Clwe rst in der starken Be-etznug von 200 Stimmen vertreten, das Orchester ans l 00 Ncnsiker verstärkt. v Unter der Leitung des Frls, Adelheid Bernliardt sanden in ! der verflossene» Woche 5 glänzende G nd e l> us - E c> n certe in l den Städten Kassel. Braunichiveig, Ncagdetuirg, Halle und Gera j statt. Säinmtliche Eoneerte hatten ein anßkrvrdciillich zahlreiche? > Andiivriniii vcriaunneli. und die in dem Eoncert inltwirkenden Künstler Herr KäinmermnsitnS Böckman» »ad Johannes Schubert unterstützten den gefeierten Sänger oni's Beste. I» Gera war es Fra» Margarethe -Stern, die neben Herrn GndehnS einen großen Triumph seiene. e Auf die schwere Anträge, die Frau; Hedrich kürzlich wider das Talent und nach mehr wrdcr den Charakter des Dichters Alfred Meißner erhaben, ist weben „die Aiftworl Alfred Meißner'?" erschienen. Robert Bhr hat snc reine» »erstorbene.! Schwager das Wort ergriffen und irr einer Broschüre den Nackr- weis zu liefern verrucht, das; cs sich bei Hcdrrch s Vorgehen nm dreiste und unberechtigte AnSbentungsverrttche hgrwele, denen ans Serie Meißner'? eine mir durch gruslige Störung erklärliche Ver- ! irauensicligkeit gegeiriibergeslanden. War nri» rchon die Beweis- tülrrnng Hedricb's eine so präzise, das; selbst skeptische Leier die ! Sache Meißner'? von vornherein für veriorcn geben kannten, so l verdichtet nunmehr Robert Bhr's Schrift dre>e» Eindruck zu einem Gefühle fester Ueberzcngiheit. Man höre, wie die Argumente be- - schassen sind. au> denen die Entgegnung in ihren Hauptstcllen be ruht: Rach der Katastrophe, die Meißner'S sreiwilligen Tod herbei- ! sührtc, war Bur an daS Krairtenben ieineS Schwagers geeilt. An, ! die dringende Frage, was ihn bedrücke, antzvortetc Meißner: „Ja. ich Irabe eine Schuld — ich habe mich mit Hedrich eingelaiseu... l Ich stelle vor einer Flinle, ein Jäger ist hinter mir. Ein Memch, der mich verfolgt und dem ich dach nur GntcS gethan. Es währt ichon seit Jahre», ich ertrage es nicht mehr. Ich kann den Kamm ! nicht durchiühlen. Wir waren vor inninnddreißig Jahren in i Trcnmkirchcn zusammen, wir waren gute Freunde geworden, wir l hatte» gleiches Streben, Sein Verstand war scharf, er hatte za- ! weilen ansgezeichnete Ideen, aber ee arbeitete wenig, er kam nicht vorwärts. Wir Iheilten einander unsere literarischen Plane mit, j wir tritisirten sie, man nahm die Vvrgeichlagcne» Aeaderungcn an l oder nicht, je nachdem. Es tvar eben, wie es unter Freunden zu iei» pflegt. Ich hatte eine Menge Ideen, Pläne, er fand rnanchc > glückliche Wendung. Ich gab ihm den Staff für Mokogama, Elan- . ron u. s. w. Es war ei» Bund. Arm nnd verlassen schloß er sich mir an, ich Hali ihm ans. soweit meine Mittet reichten, die damals sehr beschrankt waren. Ich verwendele mich für ihn, als er das i Answefflrngsdctret erhielt, für seine Stücke, trir seine Novellen, ich - gab zwei davon mit einee Vorrede von mir heraus, die bei Jante - erschienenen Nachtstücke „Im Hochgebirge". Ich lhat, was ich konzile. Znm Taut dafür will er mich nun vernichten. Er will mich be- ' langen, er droht, er hat etwas vor, eine Klage oder w etwas. Er ist ein unheimlicher Mensch, der seine'Absichten mit eisernem Willen dnrchznietzen gewöbnt ist. Wie tonnte ich ihn znrlickhalten, er wäre mit den höchsten Summen nicht zufrieden. Ich kann das Vermögen meiner Kinder nicht schmälern, muß es ihnen bewahren". Robert Bur erzählt sodann iveiter: Er (Meißner) sagte nur Wiste-, das; er noch etwas ans dem Herzen habe. „Er wird aber gegen mich anstrelen, hat es vlelleicht tchvn gesthan. Ich bin in eine Falle gelockt worden. Ich weiß nicht, wie ich es llmn konnte, aber ich habe seinem Andränge» nicht ividerslebe» können. Vor einigen Jahren kam er zu mir und sagle: „Ich möchlr etwas schreiben, habe aber keinen Sloss, tonne» Sir mir keinen geben?" — Iw schenkte ihm einen, nnd ce hat den Roman geichrieben. Ich lies; mich überreden nnd habe elngewiltigt. seinen Roman nnler meine!» Namen eiiizuichicken, um ihm znzeiaen, wie sehr er mir am Herz.» lag, ihm riiriznhelten. Sobald ich Nachricht von der Annahme ei hielt, wollte ich der Redaktion ertlären. daß ich es nur gethan. nm sie wenigste»? zur Lektüre des Manuskriptes zu veranlassen, daß da Werk aber nicht Ural mir sei." — Ans mernen (Bur's) bestürzten Ausruf, wie er das lhriu konnte, blickte er mich schmerzlich an. „Ja. siebst Du. nun verachtest Tu mich und ich ffneche doch die Wahr heit »rit dem Tode in mir. Ich bin ein lodter Mann! Weiß! T». was er mir gesagt hat? „Sie wissen, ich habe einen durch, dringenden Verstand und einen eiiernen Witte». Ihre Bücher rnüste» meine Bücher werden — Ihr Geld mein «Gelb!" Tu siehst, ich »ms; sterben, denn meinen Kindern soll ihr Vermögen nicht ge nommen werden. Ich kann nicht tämb-en, rch bin sierbeiiömudc Sv ist eS gekommen". — Mil diesen Einhüllungen, denen Robe» B»r unertlärlichcrweffe eine ganz entgegengesetzte Beweiskraft z» Zutrauen sich die Miene gicbt, scheint u»S das Urthcil in dieser traurigen Strcitangelcgenheit gesprochen. v Die Pianofortesabrik „Apollo", hier, hat gegenwärtig in ihrem Magazin Scestraße 3, I. (H. WolfsramiiO ein Pianino »n. gestellt, welches- mit der neue» Hösinghoss 's ch c n Patent- Doppel-Etaviatur versehen ist. Die Hccstcllung einer zweiten Elaviatur bringt der Technik so viele Voclhcile. daß es wünichciiSwerth ist, es möchten sich recht viele Sachverständig.- mit dieser neuen Erfindung bekannt machen, nm die Vorzüge der selbe» allgemein verbreiten zu können Herr Prvt. Di. Alsleb-n- Bertin. Felix Trepschock, Albert Dietrich, Großberzogl. Hoikopeit- mcrstcr, Karl Kmitze, Direktor des Eoniervalvrinuis in Stettin, A. Barner, Hotorganist in Karlsruhe, nnd noch viele namhafte Künstlcr erkennen diese Vorzüge als überaus wesentlich tnr d:e Aussührniig der bis jetzt geschaffenen Elavier Literatur und einer sich unzweifelhaft am diese Eriindnng gründenden neuen Lirercilnr an. LaS nmsikliebende Publikum tänn diese neue Ernudnng jeder zeit in Augenschein nehmen und ist gleichzeitig Gelegenheit geboten, das rcichhgltige Lager von Flügeln nnd Pianiiws der Pianotorle- sabritcn „Apollo und H. Wvlfirmiim". welche sich sowohl durch Ton als Ausstattung ans der Höhe der Jetztzeit befinden, zu besichtigen und sich bei Zeiten eines schönen, iverthvotten und preiswerlucn Weihnachtsgeschenkes zu versichern. Selbst für nnndrr Bemittelte sind wcmg gebrauchte, aber »och vorzügliche Pianos am Lager, so- das; es Niemandem schwer lallen dürfte, eine gute Wahl in dieicm Etablissement zu treffen. * In Stockholm konnte man vor einem Jahre noch kein Gla? deutschen Bieres erhalten: jetzt sind dort nach deutschem Muster Bierhallen eingerichtet, in denen Franciskaner-, Angmtinec-, Löwen biün. Erlanger. Pichorr und anderer echt denffcher Giunbrrnusttauk allsgc'chänkt wird. Nr. 33S. Seite 3. GM Douuerstag. 28. Slot,. 188S
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