Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187709168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-16
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1877
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
NM Skilagezum Leipziger Tageblatt md Anzeiger W 259. Sonntag den 16. September 1877. 71. IahMNg. Vte uem rrologische Laudesunter- > suchuuz des Königreiches Sachse»/ welche mit allerhöchster - Genehmigung du»ch Re. gierung-verordnung vom 81. Jan»ar 1873 an. geordnet wurde, nachdem Regierung und Stände ne dazu vöthigen Mittel bewilligt batten, ist nach den erforderlichen sorgsamen Vorbereitungen so »eit gediehen, daß nunmehr die ersten Seclionen der neuen geologischen Karte in rascher Folge er scheinen werden. Zunächst ist Srction Chemnitz erschienen und zwar in zwei Blättern. Da- eine stält alle an der Oberstäche vorkommenden GebirgS- arten, einschließlich de- älteren und neuer« aufge schwemmten Lande-, durch verschiedene Farben und «öchrasfirungen dar; da» andere giebt ein in den betreffenden Farben gezeichnete- Bild von der Verbreitung der unter der obersten Alluvial- und Diluvialdrcke verbreiteten älteren Gebtrg-artrn. Beiden Karten, sowie allen späteren erscheinen den Sektionen der neuen geognostischen Karte von Sachsen liegt die auf Anordnung der Re gierung und mit Genehmigung der LandeSver- tretung herau-gegebene neue topographische Karte von Sachsen zu Grunde, welche zum Thetl behusS der geologischen Lande-untersuchung, zu« Thetl für andere Zwecke von der topo graphischen Lbtheilung de- köoigl. sächsischen GeneralstabS unter Dirrction de- Hrn. Obersten vollborn hergestellt wird. Diese topographische Karte erscheint in Blättern von 0.„ Meter Breite und Länge und in einem Maßstabe von r/»üoo», sodaß ein Kilometer gleich 4 Centimeter wird und auf emem Blatte etwa 2'/« Quadratmeilcn Terrain dargestellt sind. Die ganze Karte vou Sachsen nebst den Grenzdistricten der Nachbarländer wird 15k Blätter umfasten. Die Bodenerhe bungen sind auf derselben durch Linien gleichen Niveau- von 10 zu 10 Meter Höhenunterschied dargestellt, sodaß die Böschungen de- Terrain- nicht mit dem Zirkel abgemessen werden können. Zur graphischen Darstellung der in den ein zelnen Gegenden vorkommenden Gesteine dienen paffend gewählte Farben und Schraffirungen. die durch den sehr sauberen Farbendruck der rühm- liehst bekannten Firma Gtesecke L Devrient in Leipzig zur Darstellung gebracht werden. Auf der eb« jetzt bei W Engelmann in Leipzig er schienenen ersten Section der neuen geoloaischen Karte find nicht weniger alS 56 verschiedene Gcstein-artendurch 35Karbennuancen und 21 andere Bezeichnungen in sehr übersichtlicher Weise unter schieden, so daß die Karte sicherlich al- ein Meister stück der Chromolithographie bezeichnet werden kann Am Meisten ist aber jedenfalls die außerordentliche Mühe und Sorgfalt zu loben, welche auf die Sammlung der der Karte r« Grunde liegenden speciellen geognostischen Forschungen und Beob achtuugen verwendet worden sind. Je größer der Maßstab der Karte ist und je mehr einzelne Ge stein-formationm man bei den gegenwärtigen Untersuchung-Mitteln unterscheidet, desto mehr Beobachtungen mußte «an sammeln, sichten und sondern, ehe man an die Herstellung einer so speciellen geologischen Karte Hand anlegen konnte. Wenn daher da- Erscheinen der ersten Sektionen de- herzufielleuden großen geologischen Karten wnk- vou Sachsen etwa- auf sich Hat warten last«, so ist die- gewiß nur ein Zeichen davon, daß da- Werk in guten Händen ist. Leiter und Mitarbeiter bei diesem trefflichen vater ländischen Unternehmen haben ihre Dankbarkeit für die seiten- der Regierung und der Stände dazu vn willigt« Mittel am Best« dadurch dar zuchun gemeint, daß sie gleich die erste Anlage d<- Ganzen in einer für sie höchst ehrenvollen und für die Wissenschaft und für da- Land möglichst nutzbringenden Weise bearbeiteten. Die Direktion der geologisch« Lande-untersuchung ist Herrn Pros Eredner in Leipzig Übertrag«, welche« eine Anzahl Mitarbeiter zur Seite steh«. Section Chemnitz ist specirll von den Herr« Professor Stegert und vn. Lehman n.Section-geologen der geologisch« Lande-untersuchung, bearbeitet worden. De« Vernehmen nach werden, nachdem vor Erschein« der erst« Section Alles, wa- die Dar- fiAlung der GebirgSarteu durch dm Druck betrifft, wohl geordnet ist, nun in kurzer Zeit eine grö ßere Anzahl der Section« von Mlttelsachsen er schein«, und mag hierauf mit dem Bemerken bmgrwtrsen werden, daß jeder Gemeinde zunüclst »rmgsteu- die Anschaffung der ihr zunächst lie gend« Sektionen der Karte dringend empfohlen werden kann, daß aber weiter auch größere Gewrivde«Verwaltungen, mittlere und höhere Schul«, landwirthschastliche und Gewcrbevereine. naturwissenschaftliche Vereine und Privatpersonen sehr wohl thuv werden, da- weitere Erschein« der Karte durch Anschaffung der sie am Meisten in- teressirenden Section« zu fördern. Sie zeig« adureb zugleich Verständniß für die Fürsorge, welch« Regierung und Volk-Vertretung der immer lieferen Erforschung de- heimisch« Boden- zu wenden. Der den einzelnen Section« beigegebene a»S führliche Text giebt ein« auch für gebildete Lat« verständlichen tieferen Einblick in die Zusammen setzung de- Fel-grundt- der betreffenden Gegend und seiner für Forst- und Landwirthschaft so wichtig« Bei witterungSkruste. Der Preis der erschienenen Kart« ist ein außer Mckmtlich billiger und beträgt für die beevm Blätter der Section Chemnitz nur 2 50 stk die Erläuterungen (95 S Text nebst Holz schnitt« und Tabellen) nur 1 LDr. Ä) Einfachheit, Unter diesem Namm (schreibt die „Social- Correspoudenz") haben einige Krauen m Leipzig soeben einen Verein gegründet, dessen Gedeih« freilich erst abgewartrt werden muß CS bandelt sich darum, de« überhandnehmrnd« LuxuS und der Ueberladung mit Putz in der weiblichen Klei« düng dadurch zu steuern, daß sich die Mitglieder verpflicht«, keine Schlepp« und keine falsch« Haarwülste zu trag«, sowie keine Doppelkletder (Tunika-, Polonaisen. Schoo- und wie dergleichen Ueberwürfe heißen), sondern nur Kleider mit glatt« Röcken und von einerlei Stoff; höchsten- »st am Ende de- Rocke- ein kleiner Besatz erlaubt. Man hat zu diesem Zweck Kleider- und Hut- Modelle von gleicher Einfachheit, doch ohne quäkerische Uebertreibung diese- Grundsätze-, im Anschluß an die herrschende Mode, ausgestellt und bestimmte Schneiderinnen verpflichtet, für die Berein-mitglieder diese Schnitte zu gebrauch«. Auf dem Papier nimmt sich die ganze Sache recht hübsch a»S, denn eS braucht nicht erst ge sagt zu werden, daß eine Rückkehr zur Einfachheit besonder- in unserer Zert der allgemeinen Ge schäft-stille und Theuerung sehr noth thut, da an dem Ruin so vieler Familien übertriebener Luxu», wenn nicht die Hauptschuld, so doch ein« Theil der Mitschuld trägt, wie auch in der Thal manche Uebertreibung« und Ueberladung« der jetzigen Fraumkleidung da- Maß des Schönen und Schick lichen überschreiten. Allein einer allgemeinen Reform auf diesem Gebiete stell« sich große Schwierigkeiten entgegen. Wollen die Damen die bi- jetzt getragenen KlridungSflücke plötzlich ablegen und sich neue „einfache" machen lassen, so ist die- nur ein neuer LuxuS. Wir erinnern daran, wie man in und nach dem letzt« Kriege vergeblich hoffte, die Mode würde nun deutsch und einfach werden und wie sie in der folgenden Schwindelpcriode noch mehr übertrieben wurde und die deutschen Frau« sich bald überladener und herausfordernder kleideten al- die verschrieen« Pariserinnen; wie an allen „Frauentagen", welche der „Allgemeine deutsche Frauenverein" veranstaltet (der letzte fand k, Frankfurt a. M. statt, der nächste tagt die- Jahr Ende September in Hannover), der Kampf gegen die Mode immer wieder auf- Tapet kam, so daß man ihn schon als „See- chlange der Fraumtage" bezeichnet. Die Herrschaft der Mode an sich ist zwar nicht ver werflich. sie ist sogar eine Förderin der Industrie; verwerflich wird sie nur durch zu schnell« Wechsel und durch Uebertreibung. Vernünftige Frau«, welche höhere Leben-aufaaben kennen, al- nur Putzpuppen zu fein, nach Vergnüg« und nach — Männern zu jag«, mach« die Mod« mit, nicht um aufzufall«, sondern um nicht aufzufallen, mäßigen sie deshalb aber so, daß sie damit weder die Grenz« de- Schönen noch ihrer Finanzen übe, schreit«. Jedenfalls ist die Gründung de- erwähnten FraumvereinS ein Zeichen der Zeit dafür, daß e- sich auch bei dm Frauen immer mehr regt, zur Besserung unserer Zustände bei- zutragen. Aus Stadt und Lau). Leipzig, 15. September. Die Londoner „Jllustrirte" brachte in ihrer Nummer vom 8. d. ein« groß« Holzschnitt nach Professor T. E Rofenthal'S Gemälde: „Morgengesang in Johann Sebastian Bach'- Hause". Da- anmuthende Gemälde ist von der Berliner Photo graphischen Gesellschaft vervielfältigt und diese Photographie mit Erlaubniß der Gesellschaft von dem englischen Blatte benutzt Word«. Der alte Bach sitzt im trauten Daheim am Instrument, inmitten der Seinigm, umgeben von fünf blüh« dm Kindern, von dm« da- kleinste die Wiege verlass« hat und am Boden spielt, während die Geschwister schon wacker mit dem froh lächelnden Papa ihr geistliche- Morgenlied mit Stimme und Geige exerctren. Unterdessen wird der Frühstücks tisch hergerichtet, schon stehen Kanne und Taff« bereit. Durch da- große Fenster im Hintergründe sieht man hinaus auf die Straße, wo alterthüm- liche Giebel (de- ThomaSkirchhoseS?) ragen. Ueber dem ganzen Bilde ruht der Zauber echt chrrst licher, echt deutscher Häuslichkeit. (Der Holzschnitt ist von W. BiScombe Gardmer gezeichnet und geschnitten) — Am heutig« Sonntage wird der „Platt deutsche Club zu Halle a/S. dem hiesigen Verein „Plattdütsche Eentgkeit" sein« Gegenbesuch mach«. Derselbe wird gegen 3 Uhr Nachmittag- hier eintreffm, und dürfte sich ern für alle Freunde de- plattdeutschen JdionS höchst anregende- Leb« im Restaurant de- Herrn Jacobi, Rosenthalgasse. entwickeln, da der hiesige Verein daselbst seinen Gästen zu Ehren eine kleine Festlichkeit veranstaltet hat. ^ Leipzig, 15. September. In dies« Tag« sind nun auch die von geschickter Künstlerhand auSgeführtm Reparatur- und LrnkueruogSarbeiten in dem östlichen Flügel der Restauration im hiesig« Neuen Theater beendet Word«, so daß nunmehr die betreffenden Lokalitäten wieder einen sehr freundlichen und gewinnmdm Anblic darbieten. Namentlich die wegen ihre» früher« Mißgeschicke- viel beredete Decke in dem groß« Restauration-raum hat eine durchaus solide und prächtige Her stell, ng erfahren, und e- hat sick dadurch, wie überhaupt durch die gesammte neue Einrichtung, da- einheimische Gewerbe ein günstige- > Mißgeschick, Zeugniß ausgestellt. Da» ganze Arrangement, wie e- ß gegenwärtig die Besucher vorfino«, bekundet ein« vorgeschritten«, nirgend- aber in dm Fehler der leberladung verfallend« Geschmack. Von den Räum« der Theater-Conditorei, von deren neuer Ausstattung wir bereit- früher eine kurze Notiz ge geben, hat gegenwärtig wiederum die beim hiesi gen Publicum allbekannte Tyroler Sängergesell- chast Pitztnaer Besitz ergriffen, um während der Meßzeit allabendlich ihre gern gehörten Con- certe zu veranstalten. ES wird gewiß Manche nteresstren, wenn wir mittheilm, daß diese wackere Sängersamilie in diesen Tagen eine Art Jubi- äu« begangen bat. ES sind 25 Jahre ver losten, seitdem sie in Leipzig zum erst« Male einkehrte und ununterbrochen hat sie sich dann von Jahr zu Jahr hier hör« lassen. — AuS Berlin 14. September wird gemeldet: S. M. Schiff „Leipzig" ist am 13. September zur Abhaltung von Probefahrt« in Kiel in Dienst zestellt. V—8.Leipzig, 15. September. EinerechteNatur- nothwmdigkeit für jede Schule ist ein Schulgarten. Je dringender die Pädagogik aus diesen Vorzug eine- ErziehungS-JnstitutS hingewicsen hat, desto erfreulicher ist e-, wmn man ihn verwirklicht sieht und im Früm da- muntere Treiben der Schuljugend, welcher ein« Erfrischung in gesunder ?ust sehr noth thut, beobacht« kann. Zu den glücklichen Instituten, die sich eine» Schulgarten erfreuen, gehört da- hiesige Körner'sche In stitut, und e- ist wohl kaum nothwmdig, zu erwähnen, daß dasselbe de-halb hinsichtlich der Gesundheitspflege einen Vorzug hat, der nicht zu unterschätzen ist. Geste« fand in diesem Garten und in dem angrenzenden Garten der Tonhalle da- Schulfest der Anstalt statt, welche- außer ordentlich zahlreich von Eltern und Freunden der Schüler besucht war. Fröhliche Spiele ergötzt« zuerst die Festgrnoss«; da- unvermeidliche Vozel- lchikßm und Topfschlagen dürft« natürlich nicht fehlen und trugen zur Festfreude nicht wenig bei. Nach 6 Ubr versammelten sich die Schüler zu einer klein« Turnaufführrmg, welche unter der treff lichen Leitung de- Oberlehrer- Hörig wieder ein« recht günstig« Eindruck machte, wenn auch hier und da einmal ein Aermchen im Eifer recht- und links verwechselte. An diese turnerisch« Freiübungen schloß sich ein ge müthliche- Abmdess«. welche- zwar nicht mit ostmal- sehr überflüssigen Toast« gewürzt war, aber sicherlich vortrefflich mundete. Gegen 8 Uhr begann« die Aufführungen und Vorträge auf der klein« im Saale hergestellt« Bühne. Nach einig« gelungen« Deklamation«, unter welch« »n- der Vortrag eine- humoristisch« Gedtchte- in Thüringer Mundart besonder- gefall« hat, wurden zwei kleine passende Lustspiele auf geführt, welche die Zuhörer ungemein erheiterten. Namentlich da- letzte (die Schildbürger) war ge eignet, die LachmuSkeln de- klein« Zuschauer- Publicum- zu erschüttern. Auch diese- Mal ver lies da- Fest in recht fröhlicher und gemüthlicher Weise, und wir Hab« auch die-mal sowohl über den gut« Geist der Zöglinge al- auch über die Theilnahme der Eltern (die vielfach mit dm Lehrern ihre Gedankm «»-tauscht«) gefreut. Die Zahl der Schüler dieses Institute- ist übri gen- bereit» bi- auf 72 gestiegen. Bon Michaeli- an wird dasselbe 9 Classm, 4 Unterklassen und 5 Realclassm Hab«. Wünsch« wir ihm auch für die Zukunft da- beste Gedeih«! — Ueber ein größere- Brandunglück, von welchem am 12. September die Stadt Gei sing beimgesucht wurde, entnehmen wir dem „Bot. v. G. Folgende-: Gegen »/,11 Uhr Vormittag-, beide« herrlichsten warmen Erntewetter, währmd ein großer Thetl der Bewohner aus dem Felde war, ertönt« die Sturmglockm. E- brannte im füd östlich« Theile der Stadt, auf der äußern Löwen hainer Gasse, und bald stand« 4 neben- und resp. gegeneinander stehende Häuser in voll« Flamm«. Da- Feuer selbst war auf dem Bodm de- dem Tugearbeiter Gutte gehörig« Hause mistanden und ist erwiesenermaßen durch dm 6jährigen Sohn de- Besitzer- in kindischem Leicht sinn veranlaßt worden Glücklicherweise herrschte am Vormittage Nordostwind vor, so daß die Flamm« von der tnuern Stadt weggetrieben wurden. Große Nahrung erhielt da- Feuer, al- die reickgesüllte Scheune de» Otkonomen Walther durch Flugfeuer sich «tzündete und nunmehr auch de- Genannten große- und feste- Hau- mit ziem lichen Heuvorrälhen in Brand gerieth. Da- letztere Han- machte den Löschenden viel zu schaff«, und mußte dessen obere Etage mühsam eingeriffen werden. Die Trümmer brannten jedoch die ganze Nacht hindurch. Im Tanzen sind 6 Häuser, 1 Scheune und 1 Hintergebäude den Flamm« zum Raube geworden, außer dem ging« reiche Erntrvorräthe zu Grunde Da- Vieh, sowie -er größte Theil de- Mo biliar- der Bewohner konnte gerettet werden Versichert hatte Niemand von dm Calimitosen, und ist der« Lage, kurz vor Winters Eintritt, eine überau- traurige. Hülfe zum Lösch« und Berg« war von au-wärt- rasch und zahlreich zur Stelle. Leider haben sich auch eirzige Unfälle ereignet. Der erste Spritzenmeister der Alten- beiger Feuerwehr, Scvlossenmeister Büttner, ge rieth unter die Spritze und wurde überfahr«, auch stark an der Hand contusionirt, wa- jedoch kein« bleibend« Nachtheil für ihn Hab« dürfte. Ein Mitglied der Altenberger Spritzmschaar, Bäckermeister Zimmerhäckel, traf da» furchtbare in eine freventlicher Weise an dm Bod« geworfene, au- einem Hause geräumet Sense zu treten und sich am rechten Fuße eine chreckliche Verwundung zuzuzieh«, so daß er nach Hause gefahi« werden mutzte. Der Aermste er- ttt großen Blutverlust und liegt nicht unbedenk- ich danieder. Ln dem Lauenstriner Zubringer quetschte sich ein hiesiger Einwohner, Namrn- Grumpelt, stark die Finger der link« Hand. 7 Dresden, 15. September. Nachdem die Candidatur oe- Pros. vr. Wigard Mr den 2. Wahlkreis der Stadt Dre-den (Pirnaische Vor stadt), den bl-her Stadtrath Kretzschmar vertrat, auch nationalliberalerseit- Unterstützung gefunden hat, ist eS kaum noch zweifelhaft, daß der von den Confervativm aufgestellte Schuldtrector Heger unterliegen wird. D e gestern Abend in Braun'S Hotel stattgefundene Wäh lerverfammlung, in welcher Prof. vr. Wigard in kurzer allgemein gehaltmer Rede, also ohne tiefere- Eingehen in die de« bevorstehend« Landtage zu machenden Vor lagen, seinen Standpunkt darlegte, war allerdtng- nur schwach besucht; da- hatte aber — spotten Sie nicht — fein« Grund darin, daß zur näm lich« Zeit der Juliu--Otto-Bund der Leiche Rietz'- ein Fackelständchen brachte. Bei einer solch« Begebenheit darf der richtige Dre-dner Bürger nicht fehlen; lieber würde er gleich sein ganze- Wahlrecht auf ewige Zeiten opfern. Tau sende von Menschen halt« sich auf dem Alt markte angesammelt und oft mußte dem übrigen- recht imposanten Zuge gewaltsam Platz ge macht werden. Bor dem Trauerhaufc intonirt« die Sänger, wohl über 300 an der Zahl. Silcher'- „Etumm schläft der Sänger", woran sich der Gesangvon „Einsamkeit" von I. Rietz und „Ueber all« Wipfeln ist Ruh'" von Kulau schloß. Hier auf begab« sich die Theilnehmer de- Zuge- nach der Wohnung Rietz'-, wo dessen irdische Hülle unter einer überreichen Fülle von Blum« auf gebahrt lag. Leider schien inzwischen ein Theil de- unten harrenden Publicum- vergessen zu haben, daß e- sich um eine Leichenfeier handele, wenigsten- ließ da- wüste Geschrei nicht auf große-Verständniß für die einem groß« Todten zu erweisend« Ehr« schließen. Die Beerdigung Rietz'S findet heute Vormittag auf dem TnnitatiSkirch- hofe statt. Daß der Generalintendant der kgl. Hoftheater, Graf Platm, um der Beerdiguna-- feterllchkeit nicht beiwohnen zu dürfen, schleunigst gestern seinen vierwöchentlichen Urlaub angetreten, kann nur Uneingeweihte überraschen; trotzdem giebt dieser Umstand zu verschieden« Commm- taren Veranlassung. Die osficielle Rede am Grab« de- verblichenen Tondichter» hält, wie üblich, Hofrath vr. Pabst. — Infolge Ableben- der Königin Marie, der« irdische Hülle heute spät Abend- in aller Stille von Wachwitz nach Dre-ven überführt wird, um morgm^Abend in der katholi schen Hofkirche feierlich beigesetzt zu werden, müssen wir nunmehr bi- zum nächsten Mittwoch auf dm Genuß, die Meininger zu sehm, Verzicht«. Einigermaßen überrascht hat e-, daß vorgestern Abend noch im Hoflheater gespielt wurde, obgleich die Trauerbotschaft im officiellen Dre-den bereit- um 6 Uhr verbreitet sein mußte. — An'- Ber- zichtleisten sind wir hier übrig«- schon etwa- gewvhnt; Hab« wir doch kürzlich, und noch dazu mit Freud«, auf da- Vergnügen, Fräulein Adele Spitzeder in unseren Mauern zu sehm, verzichtet. Die Direction de- Victoria- Salon war mit der Dame in Verhandlungen getreten; die edle Dachauerin verlangte die Ba gatelle von 500 uss für ein einmalige- Auftreten — und, denken Sie, diese billige Forderung er schien der Direction unseres erst« obuntant zu hoch, die Verhandlungen scheiterten daran. — Da- Jäger'fche Project der Anlegung von Dampf-Straßendahnen wird mit Eifer betrieben. Bereits Hab« sich einige BeztrkS- vcreine der Sache angmommm. Nicht desto weniger müßte e» sonderbar zugehm, wmn wir in DreSdm damit den Anfang machten. Der bekannte Bvrne'sche Au-spruch über Dre-den (vielleicht hat ihn auch eia Anderer gethan) käme ja dadurch völlig in Mißkredit. — Die hiesig« klein« Restaurateure und Fleischer sind sehr böse über die stadträthliche Verfügung, welche alle Privatschlächtereten mit Au-nahme der vor 1866 privilegirtm, verbietet und sie so zwingt, auf dem Eeatralschlachthofe zu schlachten bez. schlachten zu lassen. Allerdings sin» die Mig- stände, welch« der Centralschlachthof für die Nicht« Mitglieder der F'e scherinnuvg bietet, derart, daß sie dringend A »hülfe erheisch«. Vielleicht hilft eine in einer Versammlung von Restaurateuren und Fleischern gestern beschlossene Petition an dm Stadkath. Ja eine« Artikel de- Leipziger Tageblattes Nr. 250 wird unter Anderem gesagt, daß derjeu.ge Essig, tu welchem sich die sogenannten Efstg- älchen vorfinden, der Gesundheit nachtheilig fei und daß Verkäufer eine- solch« Essig- wegen Werthfälschung und Betrpg zur Verantwortung gezogen werden müßt«. Hierauf ist von fach männischer Seite Folgende- zu erwidern Bei der vorsich igsten Bereitung de- Essig» ist e- schlechterdings nicht immer zu vermeid«, daß sich kleine Aale bilden und zwar tritt di« Bildung derselben in de r Monat« August und September mehr hervor ul- in dm übrig« Monaten, und e- dürfte di-se Erscheinung mit de« zur Fabri- kalion verwandt« Brunnenwasser in Verbindung zu bring« fein, da ja bekanntlich gerade in dm beiden geraunt« Monat« die Jafufortm tm Wasser am Meisten hervortret«. Allerdtug-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview