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Dresdner Nachrichten : 12.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189903121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-12
- Monat1899-03
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.03.1899
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Telegr.-Adreflc: , Nachrichten, Dresden. eilitiiWililig «.»-.seeliel' iSvSL »rv«I«n D owpLsIiId I)v8tffk-nNkxt6 in- unck cruslüinl. >Vvino, ClinmpLFvsr H M siMnos kirbrrknt, Kpjritnosen unck ou^Iwekv Uivro. K in LÜsn KUl'ILsn LLok.KSiis, nouc» vornan ioulorSSit vorxsdsv. VnvI»Hva«iSi» ^ 8LmmtUeIi6 ^svulivrivit m» W'r'üIii»I»r «I >E stinl elozzctr«»»«» nn-t empfehlen ckieselbell 6 ru billixstsn Urei'öll. U E fi'ieüi'. Kneiff L 8o!in, Keongplair 9. A VnplHwrtzSI'^N l.sgsi'^l:!if8lnkl'llSll!8l:!,8>'ll°ck8l,g!i8l:Ii.8lög2l,t8l'ünrlig-.!iv88N-ll°a?Ll8lot8tllffk IltzpMilNN köl8ekel, A A,LL. j„ g>l6N M8l!8l'N8N ^88 °llä plimOalitM ru bi!!ig8!88 ks8!888. ««kI.eUclKt.LK8v LU. L«», Lrii-aris» Italien in Ostasien. Hofnnchrichteii, Landkagswiible». Handwerkskammern, Deutsches Bundes-! -«SSI-« n« Ktttlstit. schießen, Obstgiisstcllung.stNusikervereiii.Begräbnißgebühren. Sl»fnnie-Cvneert,„AradameBonivard".! So„,,taj,. 12. Wjjr; i8,K. «oiuuars. In China will sich nun auch Italien einen Platz an der Sonne und genügenden Ellbogcnramn verschaffen. Es beansprucht in der Provinz Tschekiang die Sanmnn-Bai als Kohlcnstation und das dazu gehörige Hinterland als seine Interessensphäre. Der nördliche Theil der Provinz Tschekiang gehört zuin Flußgebiet des Uangtsekiang. das die Engländer als ihre Einflußsphäre betrachten, der größere südliche Theil soll diejenige der Italiener werden. Die Forderung, daß Italien bei der Anstheilung Chinas nicht müßiger Zuschauer bleiben soll, wurde geltend gemacht, als Anfang Januar 16W der deutsch-chinesische Pachtvertrag bekannt wurde. Besonders regten sich die Industriellen Ober-Italiens. Das Kabiuet Rndini schickte damals den „Marco Polo" nach China, dasselbe Schiss, das augenblicklich in der Sanmun-Bai liegt. Der Name des Schiffes war verheißungsvoll: denn der Venezianer Marco Polo war der erste Europäer der Neuzeit, der China betrat. Die Agitation zur Vermehrung der Ausfuhr nach China steigerte sich immer mehr, als im April v. I-, wie einem Rückblick der «Franks. Ztg." aus die chinesischen Bestrebungen Italiens zu entnehmen ist, bekannt wurde, daß ein englisch-chinesisches Snndikat. an dessen Spitze der junge Carlo Rudini und der Ingenieur Luzzati standen, große Konzessionen in der Provinz Shan-Si erlangt hätte. Freilich wurde auch bald bekannt, daß in diesem Syndikat die Italiener nnr den Namen hergaben. Das Kapital kam von England, und die klugen Engländer hatten die Italiener nur vorgeschoben, um unnöthiges Mißtrauen zu ver hüten. In« Juni berics Visconti Bcnosta, der damalige Minister des Auswärtigen, eine große Versammlung von Industriellen nach Rom, um mit ihnen die kommerzielle Vorbereitung der künftigen Chinapolitik zu berathcn. Aber erst im Juli wurde diese Politik aktiv: denn mittlerweile war das Kabinct Rudini gestürzt, und Admiral Cancvaro. der aus Kreta so stark englische Politik ge trieben hatte, Minister des Auswärtigen geworden. Er mochte »vohl'hoffen, daß England ihn für seine Haltung in der Kreta- Frage belohnen werde. Es begannen sofort Verhandlungen, in denen auch die afrikanische Kolonie Erythrca als Kvmpeniations- vbjelt eine Rolle gespielt haben soll. England zeigte sich aber gänzlich abgeneigt, für Erythrea einen hohen Preis zu zahlen, wenn es sich auch großmüthig bereit erklärte, Erythrca zu besetzen, falls die Italiener es räumen sollten. Aber durch den Fall von Chartnm war der Werth Erythreas gestiegen, und Italien besann sich eines Besseren. Es kam die Faschoda-Jrage, und gleich hinterdrein der Zollfrieden zwischen Italien und Frankreich, der Italiens internationale Stellung um so mehr hob. als von Paris aus nicht geringe Anstrengungen gemacht wurden, Italien von England loszulösen. Man wußte das in Rom klug zu benutzen. Es fanden internationale Verhandlungen statt, die uni so kompli- zirtcr waren, als Frankreich eventuell Italien gern im Süden von China untergebracht hätte, gewissermaßen als Puffer gegen Eng land, dieses aber Italien lieber im Norden als Puffer gegen Ruß land gesehen hätte. Daß Italien seine Forderung auf die Sanmun-Bai und das Hinterland durchsetzen wird, ist wohl kaum zu bezweifeln. Von den übrigen in Ostasien intcressirtcn europäischen Großmächten ist ein ernster Widerstand nicht zu erwarten. Zwar heißt es, daß die russische Diplomatie in Peking ihren Einfluß gegen Italien ein setze, dagegen wird von italienischer Seite dem entgegengchalten, daß Rußland von der Forderung der Abtretung der Bucht benach richtigt wurde und nichts einzuwenden gatte. Auch von französi- icher oder deutscher Seite sind Einwendungen nicht zu erwarten. Frankreich wird sich angesichts der neuesten handelspolitischen Ver brüderung mit Italien hüten, diesem Schwierigkeiten in Ostasien zu bereiten: bezeichnend ist, daß die Pariser Presse gegenüber dem Versuch von englischer Seite, Frankreich zu beschuldigen, sich mit Rußland gegen Italien verständigt zu haben, die Italiener vor der Freundschaft Englands warnt, das sie nur um der eigenen Inter essen willen in Ostasien unterstütze. Für Deutschland liegt kein Grund vor. die Forderung des Bundesgenossen anders als mit freund- schastlichem Wohlwollen zu behandeln. Da die Italiener Anstalten getroffen haben, ihre Ansprüche den Chinesen gegenüber eventuell durch eine Flottendemonstration geltend zu machen, so wird man in Peking sehr bald cinsehen, daß jeder Widerstand nutzlos ist und »ur dazu führe» kann, den Zersehungsprozeß im himmlischen Reiche zu beschleunigen. Die chinesische Negierung hat Anfangs tue italienischen Forderungen in Io schroffer und unhöflicher Form nb- gelehnt, daß der italienische Gesandte in Peking jede diplomatische Beziehung zu ihr sofort abgebrochen hat. Scho» diele entschiedene Antwort hat bewirkt Amt in Peking, ung soll die .... „ Tschekiang angewiesen haben, eine Beschlagnahme der Sanmun- Bai nicht zu beanstanden, sondern, wenn italienische Truppen landen, sich zurückzuziehen. Mit der Aktion in Ostasien beginnt für Italien eine neue Phase seiner Kolonialpolitit. Die Afrikapolltik, die dazu beitragen ollte, Italien politisch und ökonomisch in Europa zu heben, statt >essen cs aber der Gefahr auSacsctzt hat. seine moralische Kraft zu chwächcn und seine Äroßmachtstclluna zu erschüttern, ist voll- tandig gescheitert und cs erscheint daher »licht unwahrscheinlich, >atz sich Italien, sobald eS seine Forderungen in Ostasicn durch- aesetzt hat. dazu entschließt, auf den Besitz in Abcssynic», für den große Opfer an Blut und Geld völlig nutzlos gebracht worden sind, definitiv zu verzichten. Bereits inr Dezember sprachen sich etwa hundert Abgeordnete dafür aus. daß man sich i» Afrika auf der» Haien beschränken diese Änsiö jetzt zur herrschenden werden, wo Aussicht vorhanden ist, die Kolonialpolitik aus einem anderen Gebiet mit mehr Erfolg fort- zusuhreu. Freilich wird, abgesehen von Denen, welche grnndsätz- lich lede Kolonialpolitit verwerfen, auch die skeptische Auslassung vertreten, daß die Unterstützung und Mitwirkung der Engländer bei der Instgllirung der ostäsiatischen Politik Italiens wenig Ver trauen erwecken könne. Zu dem Abenteuer in Massauah habe England Italien verführt, .im es hinterher zu vcrralhen und am Ende das Erbe selbst zu übernehmen: in Ostasien werde sich das enalische Doppeiwiel wiederholen. In der That ist cs immer ver dächtig. wenn sich John Bull mit der Miene eines ehrlichen Biedermannes den Anschein giebt, als wolle er aus reinem Wohl wollen fremde Interessen fördern; am Ende pflegt das daraus hinansznkommen, daß er auf Kosten Derer Geschäfte macht, die er init seiner Freundschaft beglücke» wollte. Außer Oesterreich-Ungar» sind an der Interessenvertbcilung in China seht alle europäischen Großmächte betheiligt. Rußland hat den Rvrdc». Frankreich den äußersten Süden des gewaltigen Reiches in Besitz genommen, in der Mitte ruckt England von drei Plätze», Weihaiwei. Hongkong und Shanghai, vor. während Deutschland sich den maßgebenden Einfluß in Shnntnng gesichert hat und Italien sich anschickt, die Hand ans die Provinz T'cheliang zu legen. Das Erirenliche an dieser Entwickelung in Ostasicn liegt darin, daß die Besitzergreifungen der cnrvväischen Mächte ans chinesischem Gebiet dazu beitragen, das uiigcbcnre Reich der europäischen Kultur zu erschließen und dem Handel und Unter nehmungsgeist der Knltiirncitionen zugänglicher zu machen. An Hader »ud Streit zwischen den einzelnen Theilnehmem der Erfchließung und weitere» 'Anstheilung Chinas wird es sicher auch in Zukunft nicht sichle» und es wird noch geraume Zeit vergehen, ehe die unruhige Konlurreiizbewegmig in Ostasicn, a» der früher oder spätrr auch Amerika theilnehmen wird, einem gewissen Bebnrrnngszustand Platz macht. Ob ein solcher ohne jede kriege rische Anseinandcriennng zu erreichen win wird, bleibt der Zukunst Vorbehalten: vor der Hand ist !ei» Grund zu der Befürchtung ge geben, daß nicht der Weg der friedlichen Verständigung zu diesem Ziele führen wird. F-ernschrcib- und Fernsprech-Herichte vom 11. März. * Berlin. Ter Kaiser »ahm heute Abend an der Tafel bei dein Reichskanzler theil! außerdem »ahinen daran lhci! mehrere StaatSminister und Staatssekretäre, die KabiiictSchefs. der Ober- hosmarschcilt Gral zu Eulenbnrg, der Eycs der Reichskanzlei v. Wilmowski und die Botschafter Italiens, Oesterreichs. Ruß lands und Englands. '''Paris. Kammer. Bcrathniig des Militäretats. Sambat (Sozialist) bcanirag! im Kapitel „Außerordeniliche Mffsiviien" Abstriche bchnss Abschaffung der Militärattaches, die, wie Redner lagt, nur die Spionage organisiiten. Ter Kricgsminister bekämpft den Antrag, indem er ansinhrl: Nur wenige Geheimnisse blieben zil entdecken Frankreich kenne den MobstisirnngSplan der fremden Nationen. wie diese so ungesäbr den Frantreichs kennten. Er glaube nicht an eine geheime Rolle der Militärattaches und sehe lieber bekannte als unbekannte Spione, denn die letzteren seien gefährlich, vor ihnen müsse man sich hüten. Daraus wird der Antrag abgelchnt. Berlin. Reichstag Fortsetzung der Berathung des Kolonial-Etats. — Ter Eta! siir Togo wird ohne Debatte an genommen. Bei deni Etat für die südwestafrikanische» Schutz gebiete bemerkt Abg. Bebe l. daß es dock, merkwürdig sei, wie in dem Falle Dr. Esser die höchste» Kreise hätten irre geführt werden tonnen. Das Kolonialamt hätte doch dem Vorbeugen müssen. — Kolonialdirettor v. Bnchka erwidert, daß die Kolvnialverwaltimg zu Tr. Esser leine Beziehungen hätte. Dr. Esser sei ein Privat mann, er «Redner! habe darum auch keine Veranlassung, sich um die Angriffe der Presse gegen Tr Effer zu kümmern. Wenn »u» aber der 'Abgeordnete Bebel die Tbntsache berührte, daß Dr. Ester vom Kaiser den Kroiicnorden 2 Klasse verstehen wurde, so erkläre er. daß die Verleihung von Orden die alleinige Prärogative dcS Kaisers sei Seitens der Militärverwaltung sei übrigens eine ehrengerichtliche Untersuchung gegen Esser eingeleitet worden, über deren Stand er aber keine Auskünst geben lönne: er erkläre nur. daß zwischen Dr. Esser und dem Oberhosmeislcr Freiherr» v. Mir bach leine Beziehungen beständen. — .Hieraus wird eine Reihe von Titeln bewilligt, und zwar nach den Kommiisioiisbeschlüssen. Bei Titel!) beantragt die Kommission die für oie „Ansiedelung deutscher Mädchen" geforderten 25,000 Mark zu streichen. - Abg. Bebel bemängelt die Bedingungen und die Lohnvcrhältiuste, unter denen die Mädchen engagwt würden. Es fehle ibnen außerdem die Möglichkeit, zuriickzukehren. — Abg. Gras Arnim glaubt, daß die Bedingungen nicht so schlecht seien, wie der Abgeordnete Bebel sie geschildert habe. Die ganze Angelegenheit stehe übrigens unter der Aussicht des Gouverneurs. — Abg. Müller- Sagau führt aus, der Vertrag gebe zu schwerwiegenden Bedenken Anlaß und stimme nicht überein mit den sittlichen Begriffen des deutschen Volkes. — Direktor v. Bnchka giebt zu. daß der Vertrag mit den Dienstmädchen einige Härte» enthalte. Die Kolvnialgesellschnst habe auf seine Anregung in Aussicht gestellt, eine Remedur etn- treten zu lassen: die Tendenz des Vertrags sei eine gute. Es sei dringend ivüiischenswerth, rem deutsche Familien in den Schutz gebieten seßhaft zu machen und durch deutsche Familien das deutsche Kulturelenieiit cinzuführcn. Wen» uns das gelingt, wird der Ab geordnete Bebel sich auch noch über unsere Kolonien freuen. — 'Nach weiteren Bemerkungen Bebel'S. v. Kardorff's, v. Arnim's. der Bebel vorwirst, mit der objektiven Wahrheit auf gespanntem Fuße zu stehe», wird der Kommissioiiöantrag angenommen, ebenso der Rest des Etats. — Bei dem Etat sür Neu-Guinca erkennt Abg. Frese an, daß die Baumwollen- und Tabak-Pflanzungen Erfolg versprächen. Avg. Frese (freist Volksp.) erklärt, der jetzige Antrag sei verbält- nißlnäßig besser als der frühere. — Kolomaidirektor v. Bucht« führt ans. von einem Vorzugsrecht der Neuguinea-Compagnie stände in dem Vertrage nichts. Die Kolonialverwaltung wäre auch gar nicht i» der Lage, ihr ein Vorzugsrecht einznrnumen. Er werde sich vielmehr freuen, wenn recht viele andere Unternehmer kämen und sich an de» LandkSufen belheiligen würde». — Abg. Gamp (Reichst») bemerkt, die Reichsvartci sei mit dem neuen Vertrage einverstanden, ebenso mit einer cmaciiicssciieii Entschädig ung der Neuguinea-Compagnie, aller der Preis von -1 Millionen Mark erscheine ihnen zu hoch. Wenn der 'Abg. Freie solche Gc- migthuung darüber empsuide, daß nach dem Vertrage diese 4 Millionen Mark wirthschaslllch aiigelcgt werden würden, also dein Lande wieder zu Gute kommen, so wäre es doch besser, wenn das Reich selbst das Geld behalte und es seit anlege. — Abg. Tr Hasse (nl.) will mit seinen Freunde» jür den Etat stimmen. — Kolonialdirektor v. Bucht« erklärt, die Entschädigung der Ge sellschaft sei wohl überlegt. Er weist dem 'Abg Gämp gegenüber daraus hin. die s Millionen Mart seien aus dem Wege von An gebot und Nachfrage zu Stande gekommen und auch derKolonia! rast, stabe diesem Vertrage zugestimmt. Es sei das eine angemessene Astsindung sür dir abgetretenen Privatcechte an das Reich. — Abg. Richter (stets. Vv.) bemängelt an dem Vertrage, da, die Gesellschaft gerade dasjenige Vonecht behalte, welches allein werlhvoll sei, nämlich die 50.000 Hektar Land anszusuchen. Und da wolle man der Gesellschaft 4 Millionen Marl geben! Wozu denn das Geld, für die Abtretung der Landeshoheit etwa? Tie Landeshoheit mache doch nur Ausgaben und da brauche inan doch nicht das Geld noch dazu zu geben Die Gesellschaft selbst müßte viel mehr dem Reiche hierfür eine Entschädigung geben. Für die Abtretung der Privatrechte? Hai man denn auch nur den geringsten Beweis erbracht, daß diese Privatrccstte einen Werth haben'/ Wo unser, Kolonien fruchtbar sind, da ist es nicht gesund, und wo es gesund ist. wie in Cüdwcslastika. da iit cS nicht fruchtbar. — Ter Eta: sür Neu-Guinen wird angenommen. Damit ist der Etat der Schutzgebiete erledigt. Es folgt der Etat des 'Auswärtigen 'Amtes. — Aus eine Anfrage des konservativen Abgeordnete» Grasen Stolberg erklärt der Kolonialdstektor v. Bnchka, Es ist richtig, daß Eecil Rstodcs augenblicklich in Berlin in und daß Unterhandlungen slamindcn zum Zwecke, eine Durchführung der eiiglisch-astikaniichen Eisenbahnlinie durch das dcntscst.onafristmiicste Gebiet zu gestatten. Aiistnnst darüber kann ich nickt geben, da die Verhandlungen noch nicht abge>cbtoisen sind. Sicher ist aber, daß der Ban jener Bast» durch deutsches Gebiet »nr dann nus- gcsührt werden würde, wenn diedenkichcn Interessen m'Astcka garantirt 'eien. — Abg. Hane «natt.) tritt dem Abg. Stolberg in jeder Beziehung bei — Abg. Richter Oreii. Vp): Ich kann kaum anncbmen, daß wir im Ausland erklnsivcr nun könne» a!. im In land. wo man doch aus dem Eharakier ausländncher Geiell>choslen keinen Grund sterleiiet, eine Tnrchschneidung dermchcn Gebietes nicht zu gestatten. Ich zweifle allerdings nicht, daß unsere '.Negierung in diesem Falle die deutschen Interessen wahren wird, wie ich denn überhaupt anerkenne, daß unsere Kolvnialverwalknng, >o mt ich sic auch tadeln mnß. die deutschen Interessen nicht vcrnachiäisigi. — Abg. Tr. Lieber (Eentr.s: Ich freue mich, daß ans die'Anregung des Grasen Stolberg die promvte Aniworl dcS Kolonialdireilors ge folgt ist. Ich .steile nicht die Aiisickn Richter s, ich stabe aber gleich ihm volles Vertrauen zu unserer Kolonialverwallnng. Ich würde' keinen Anlaß gehabt haben, hier zu reden, wenn nicht heule die „Staatsbürger-Zeitung" dem Eentrum nachgejagr Hane, dasielste empfange Herrn Eecil Rkwdes mit offenen Armen. Wir sind weit entsernt davon. — 'Abg. Ricbter (steis. Voltsp.) fragt. Inas an den Zeitungsmeldniigen über deutsche Absichten ans die Karvlinen- Inscln sei. — Staatssekretär v- BüIoun Ich bin nicht m der Lage, etlvas Thatsächliches mitznthcilen. Ob die Erwerbung der Inseln in unserem Interesse liegt, läßt sich nicht übersehen, so lange nicht der Vertrag Spaniens mit den Vereinigten Staaten abge schlossen ist. Derselbe bedars noch der Zustimmung durch die CvrleS. deren Zusammentritt aber nicht vor Ende Avril zu erwarte!', ist. — Abg. Richter (steis. Volksp.): Ich möchte auch nick,!, daß nach Ende April Verhandlungen in dieser Richtung angeknüi- werden. (Heiterkeit.) Ich will mcht. daß zu den allen, werthstmi Kolonien, die wir schon besitzen, noch neue limzutommcii. — Abg. v. Kard orss (Rcichsp.): Herr Richter sollte doch endlich au' hören, immer von unseren wcrthloien Kolonien zu sprechen: liniere Kolonien sind ein großer Schatz. — Abg. Richter (freis. Volksp.': Ich iverde aufhören. von werlhlosen Kolonien zu sprechen, wenn Sie mir beweisen werden, daß dieselben Werth haben. — Abg. Graf A rnim (Reichst») will vor dem Auslande konsiatireu, daß unsere Kolonialpolitit trotz Richter und trotzdem, daß dieser ihre Entwickelung verlangsame, indem er das deutsche Kapital abschrecke, dennoch ihren rühmen Gang nehme. — Abg. Richter (steis. Volksp.): Ich mnß bock dann ein sehr mächtiger und einflußreicher Man» sein. (Heiterkeit.) Eine solche Macht stabe ick mir gar nicht zngcirant. — Abg. Dr. Arendt (nl.): Richtcr's Einfluß auf die kapitalistischen Kreise haben wir nie bezweifelt. Wenn er im eng lischen oder stanzösischen Parlament sähe und dort ähnlich spräche, so würde er eine andere Behandlung erfahren, als sie chm hier die deutsche Geduld, dies bezeuge er, zu Theil werden läßt. — Abg. Richter: Ich vertrete nur das Interesse der deutsch:!! Steuerzahler, indem ich dnS Reich von unsruchtburen Nnternehm ungen abhalten will. Bei dem Titel „Konsulat Alexandrien" stock Abg. Richter an wegen des angeblichen Bombcnatieiilats. Direktor Hellwig verliest drei Berichte unseres dortigen Koninl.. denen zufolge dem Konsul ganz bestimmte Millhcünngen seiten.' der dortigen'Gcheimpolizei über anarchistische Plane erst in'Alei an- drien. dann in Palästina gemacht worden seien. Das Ware» also sedensallS lehr schwerwiegende Verdachtsaründe. Wir sind natürlich nicht in der Lage, den Gang der Untersuchung zu würdigen, ober es erscheint ansgeschlossen, daß alles Schwindel gewesen fei. Die Angeklagten sind überdies vor das Schwurgericht i» Ancona ge fordert, Der Beweis war nicht ausreichend erbracht, daß ei» Attentat gegen das Leben des deutschen Kaisers geplant gewefe» » . . , n müssen. — Bei dem Titel „Konsulat in Palästina" bittet Abg. Dr. Hüber (natl.), die Regierung möge ihren Einfluß dahin geltend machen, daß die deutschen und besonders die schwäbischen Kolonien weniger drückend von der türkisch-osmanischen Regierung behandelt weiden. — Staatssekretär v. B ü l o w erwidert, daß via Beschwerden wohlwollend geprüft werden und möglichst Abhilfe erfahren sollen. — Weiterbcrathung Montag. Berlin. Das Abgeordnetenhaus setzte die Be- rathung des Kultuöctats fort. Eine längere Debatte veranlaßte die Forderung von «MO Mart zur Ausbildung altkalhou'cber Theologen, welche »amcnllich vom Eentrum betämpst und schließ lich in namentlicher Abstimmung mit 135 gegen 12K Stimmen ab- oelehnt wurde. Die Forderung der Errichtung einer neuen Pro fessur für Staatswisseilschaftcn. speziell für Scerecht :c. au der Berliner Universität wurde genehmigt, nachdem sie in der Kommission gestrichen worden war. Abg. v. Pappenheim brachte zur Svrache. daß ein Breslauer Professor Kinder mit Suvbilisgist geimpft haste» soll. Minister Tr. Bosse crtlüne, daß darüber Untersuchung schwebe. Berlin. Der Kaiser wird heule Abend an de»» Diner bei dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe theilnehmen. — Ter Kaffer A» !>'
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