02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.03.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000307028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900030702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900030702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-07
- Monat1900-03
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Dienstag-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. klertehahrliÄ 2 M. kia P»g.: durch die Post L Mk. 75 P,g. Die „Dresdner Nachrichten" erscheinen «-glich Morgend; die Bezieher ,» Dreodeo und der nächsten Ilingedung. nx> di« Zutragung durch eigens Bote» oder Kommissionäre erfolgt, erhalten dos Blatt an Wochentagen, die nicht auf Sonn- oder Aeierlage folgen, t» zwei ThcUauigabe» Abends Mio Morgens zugestellt. Kir Wckgade eingesanvler Schristfiüil- leine Berbmdlichkeit. Kernsprechanfchlust: »m« I Nr. 11 n. Mr. SOSO. Telegramm-Adresse: Nach, richten Nr»»den. Anzttken-Varrs. ?-ve L^nna ymr von 2nkünLi<prngLrr «efv^rt i't der Hauptgeschäftsstelle und dep Nebenamiahmestelleu in Dresden blS Nachmittags 8 Uhr. Sonn- und Heier :s<n» nur Liarienstratze 88 von N bi-^ .l Uhr. Die . 1 syaltigL Gnu'.dzeib- l>a. 8 Lilberr) lä Pfq., ^lukündigunge» aus der Privatseite Zeile 30 Psg.; die Uspaltigö Zeile als „LlNflesLnot^ od.r auf Textseite 40 Psg. 7t,r Nummern »mch Sonn- urü» T^ei«:^ ragen 1- bez. LspalLige Grundzeileir 80, 40 be,. KO u,»b dt) Pfg. »ach besonderem Tarif. AuLwörLigeAUfträa-'. nur be,cchlung. BelegblMrr werden miLIOPig^erechmt. VolktM ige il8rü 8tllLS0L ° ec Lodert Luarv, 64. Spltgt!' Neueste Drahtnachrichten. Hofnachrichten. Landtag. Starke Flotte. Gesammtrathssitzung. Svies-Eoncert. Tvlstoj's Auferstehung. Mittwoch, 7. März 1SVV. Feruschreib- und Fernsprech - Berichte vom 6. März. Chemnitz. Bei Vermessungen stürzte in der Chemnitzei Papierfabrik in Einsiedel der Direktor Münzner in ein Chlorbassin; er war sofort todt und hinterläßt seine Wittwe mit 5 Kindern. Berlin. Die Reichsiagskommiisiou für das Gewerbe- Unfallversicherungsgesetz hat die erste Lesung heute beendet. Bevor in die zweite Berathung eingetreten wird, soll erst das Mantel- gesetz erledigt werden. Berlin. Der Reichstag beriet!, in zweiter Leimig den Gesetzentwurf über die Konsulargcrichtsbarkeit. Auf Antrag des Abg. Schräder wird der Entwurf su bloo angenommen. Es folgen Petitionen. Berlin. Die Budgetkvmmiffivn des Reichstags beriet!, heule den Bericht der Ünterkommission über den Etat für die Ein- niiirungdesE heckt, er kehrs imReichspostgebiet. Die Unter- Kommission stimmt der geplanten Einrichtung zu. doch soll 1. eine Verzinsung der Einlagen nicht stattfindcn, 2- sollen keine Gebühren für Buchungen gewährt werden, nur bei llcberichreitung von 500 Buchungen im Iabrc soll die Stammeinlage erhöht werden. Die Fahlkarlen sollen ferner wegfallen, auch die zweierlei Ckeckiormuiare und sonstige Vereinfachungen cintreten. Fenier soll die Reichsbank für das Geld einen um ll Prozent niedrigere» Zins entrichten als ihr offizieller Diskont steht, mindestens aber Iffs, höchstem- n Prozent. Endlich soll an Stelle der Verordnung am 1. April 1900 ein Gesetz trete,,. Abg. Hciiigenstadt snat.-Iid.) bekämpfte die Vorlage aus Volkswirt!,ichastlichen und praktischen Gründen. Die Einrichtung schaffe eine weitere Centraliiatlon der Geldmittel in der Reichsbank, aus der tleinerc Leute nie etwas bekommen könnten. Staatssekretär v. Podbielski führte auö, der Getdverkcbr habe noch mit zu grossen Schwierigkeiten zu kämpfen, an ihrer Verringerung könne auch die Reichspostverwaltung Mit wirken. Heute setze dieselbe täglich baur 00 Mill. Mk. um. Zur glatten Abwickelung reichte» die ,8 Mill. Mk. Betriebsmittel der Post nicht aus Ter Pvstvmvaltung werde jede Buchung that- sächlich Ms Psg. kosten. Die Verwaltung iei ihrerseits zu dem Versuche bereit, bis zu 800 Buchungen kostenfrei einzusühren und die Verzinsung fallen zu lassen. Es handle sich nicht um eine Zwangsanlcihe der Post bei dem Volk, sondern um eine Verein fachung des Geldverkehrs. Nach längerer Debatte wurden die Vorschläge der Unter-Kommission mit ewigen redaktionellen Ab änderungen angenommen, die geietzliche Regelung soll erst vom I. April 1965 ab cintreten. Punkt 2, die Erhöhung der Stamm sinlage auch inr den Fall, daß BaarauSzahiungen in einem unver- hältiüßmäßig hohen Gesammtbetrag zu leisten sind, wurde abgelehnt: die Stammeinloge wll 160 Mk. betragen. Tic Einführung des Postcheckverkehrs soll nicht, wie ursprünglich geplant, erst am 1. September, sondern bereits am 1. April 1900 erfolgen. Nächste Sitzung Mittwoch. München. Die Kummer der Abgeordneten nahm den Antrag auf Errichtung einer staatlichen Mobiliar-Prandverücher- nngs-Anstalt mit 81 gegen ll Stimmen an. Dagegen stimmten fast alle Liberalen, ferner die Sozialdemokraten und ein Theil der freien Bereinigung. Der sozialdemokratische Antrag, wonach die Anstalt den Charakter einer Monopol-Anstalt erhalten sollte, wurde abgelehnt. Mainz. Ter Tkürmer der Ctepiianskirche stürzte sich während eines Fieberansalles von dem Kirchthurm herab und wurde gänzlich zerschmettert todt aufgefunden Brüssel. ^Der König empfing beute Vormittag im schlosse pon Laeken die Offiziere des i» Antwerpen ankernden deutschen Schulschiffes „Nire". Washington. Da die Vereinigten Staaten stets betonten, datz keine fremde Macht das Recht habe. Amerika bezüglich der in der Berathung befindliche» Gesetze Vorschriften zu machen, so hat das amerikanische Staatsdepartement es auch nicht für opportun gehalten, gegen das deutsche Flciichbcichaugcietz. io sehr es in Amerika mißfall!. Vorstellungen zu erheben. Indessen sammelt das Staatsdepartement Informationen bezüglich der Fälschungen deutscher Maaren und der unter dem dentichen Vieh herrschenden x-cmkheiten: das Ackcrbaudepartcment loht die deutschen Weine u->al„siren. Sterkstrom. General Gatacre rückre in Storuiberg ein.! ohne auf Widerstand zu flohen. Die Buren haben die Einfahrteni zur Eisenbahn zerstört, die Station selbst aber unbeschädigt gelassen., Tie heutige Berliner Börse verkehrte in ausgesprochen fester Haltung. Im Vordergründe standen wieder Montanaktien. Grund zur Festigkeit gaben zuversichtliche Tendenzberichte von den meisten auswärtigen Plätzen, ferner die Erleichterung des Geld- i slands, sowie gröhere Käufe seitens des Privatpubiikums. Wenn f auch die Kursveränderunaen an den meisten Märkten nicht gerade bedeutend waren, so ist doch die Lebhaftigkeit der Umsätze hervor zuheben. Am Montanaktienmarktc war die Kurssteigerung be deutend, Bochumer zogen um etwa 8 Prozent. Dortmunder, j Harpener und Hiberma um etwa 2 Prozent an. Von den schlesi schen Werken konnten Laura um 2 Prozent sich bessern. In der zweiten Stunde hielt die feste Tendenz an und auch die vorher § vernachlässigten Bankcnmertbe konnten mit von der günstigen i Stimmung prositiren. Am Bankaktienmarkt waren anfänglich die Kurse eher niedriger, in der zweiten Stunde aber konnten Deiiischc Bank. Kommanditantheile uns Dresdner Bank sich kräftig erholen. > Am Eiiendahnaktienmarkt sind Deutsche Bahnen gut behauptet, von fremden Bahnen waren Transvaal feit, von Schweizer! Bahnen Iura Simplen iiachgebcnd. Ter Rentemnarlt lag nach, wie vor still, heimische Fonds hielten knapp ihren gestrigen Kurs .. von fremden Fonds Italiener und Spanier bevorzugt. Ter Schluff! der Börse war sehr fest. Privatdiskont off-; Prozent. — Nach) privater Ermittelung wurden bezahlt für 70er Spiritus Loco 47.70 Mk, wie gestern. Am Getreide- Markt war die Halt-! ung schwach, von. Auslände liegen umfängliche Liierten vor,! namentlich war russischer Roggen in gwffcn Posten zu nach ! gebenden Preisen offenrt. Für Weizen war die Haltung etwas j Mer, doch muhte anch dieser Artikel merklich nachgeben. In der zweiten Stunde wurde die Haltung noch schwächer. Bemerkt sei i noch, da ff die Berliner Getrcidehändler fast vollständig wieder an> die Börie zmückgekebrt sind und dah sich der Verkehr in der alten! Weise wieder nomickeit, Weizen war 1 Mk. niedriger, Roggen! letzte um 70 Pfg. niedriger ein, in der zweiten Stunde schwächte er sich um 1,-50 Mk. uv. Hafer andauernd schwach, nur feinste Marken begehrt. — Wetter: Schön. Südwestwind. OertUches und Sächsisches. Dresden. Leu 6. März. —* Sc. Königs. Hoheit Prinz Friedrich August nimmt zunächst in Bozen längeren Auienthalt. —* Ihre Kapert. Königs. Höhest Prinz eff Friedrich! Au«rust nahm heute. Dienstag. Nachmittag an der Fannlienrafel bei Lr König!. Hoheit dem Prinzen Georg Theil Ihre Erlaucht die Gräfin Udo zu Stollberg-j Wernigerode ist mit Familie hier angenommen und hat rm Grand Union Hotel Wohnung genommen. —Se. Exeellen; Graf Tevm. Kaiser!. König!. Oesterreich ! Ungarischer Botschafter in London, ist heute hier eingctroffen und hat im „Hotel du Nord" Wohnung genommen. —* Tic Zweite Kammer hatte sich st, ihrer heutigen ! Sitzung zunächst mit der Schluhlemthung über die Abänderung> des Gesetzes, die P cn s i o » s v erhci l t u n s e der Gemeinde- beamten betreffend, und die dazu vorliegenden Petitionen zu be-! schattigen. Es entspann sich über diesen Gegenstand eine lebhafte.! zweistündige.Debatte, die vom Abg. Nudelt eröffnet wurde, der, den Dank seiner Kollegenichaft für die Einbringung der Vorlage zum Ausdruck brachte und sür die Reliktenvmorgnng mit warmen j Worten cintrat. womit die Gemeinden keineswegs zu sehr belastet! würden. Die Regierung babe ia den Willen, hier estizngreifcn. es! werde sich dann auch ein Weg finden lassen, der hoffentlich nicht« zu weit ab liegen werde Schließlich ventilirlc Redner die Ein-> rührung einer Prüfung für die in Frage kommenden Aenuer. Abg.! Matth es erklärte sich ebciffo wie Abg Han ffe dagegen, dä^ nach sechsjähriger Dienstzeit bereits eine vierjährige Pension ge ! währt werben solle. Letzterer forderte ferner die Erbringung eines « Befähigungsnachweises zur Bekleidung von Aemtern wie der in Rede > stehenden. Abg. Liebau gab seiner Befriedigung über dte Vorlage Ausdruck und war mit dem Vorredner nicht einverstanden. Er Heist, > sechsjähriger Dienstzeit nickt schon eine vierjährige Pension gewahr, werden stille: von der Einführung einer Prüfung zum Nachweis der Befähigung iür die inLrage kommenden Aemter wollte Redner hingegen nichts winen. Siaatsministcr v. Metzich konstatirte. dah vie Regierung der Rciiktenveriorgung der Gemeindebeamten vollständig ipnipathöch gegcnüberstehe. doch müsse noch eine ab- warkendc Stellung in der Frage eingenommen werden und man müsst sich davor hüten, den Gemeinden noch weitere ziemlich Hobe Lasten auizubürden. Ter Vorschlag der Einführung einer Prüfung sc, vollständig unausführbar. Abg. Frußdorf beantragt anstatt vierjähriger Pension bei sechsfäliriger Dienstzeit, nur zweijährige ieitzusctzen. Abg. Sekretär Rüder giebt feiner Freude über dst Vorlage Ausdruck. Nachdem weiter noch die Abgg. Nudelt. Liebau, Hausse, Vstepräsident Georg! und Frähdorf pch an der Debatte bctheiligt. wurde der Antrag des Letzteren mit 41 Stimmen abgelehnt und sie Regierungsvorlage einstimmig angenommen, die vorliegenden Petitionen ebenso einstininng der Regierung zur Kenntnihuahme überwiesen. — Bei dem zweiten Gegenstände dei Tagesordnung, verschiedene Kapitel des Departements des I n nein betreffend, wurden die Postulat?: Akademie der bildenden Künste, Klinstzwccke im Allgemeine». Benrknndung des Personen standes und dcrEheichlieffmig, Hausinipekiion in, Medizmalaebäude. Landesmedizinalkollegiimi. anstandslos bewilligt, das Postulat, Hpgicnischc ttiitmuchungsanstallcn betreffend, dagegen nach längere, Debatte an die Deputation zurückverwiesen. —^ Lbwohl gerade in jüngster Zeit über die militärische, wirthschastliche lind haiidclsvölitiiche Bedeutung einer starkeu Flotte „der Worte viel gewechselt" worden sind, war es doch von besonderem Interesse, dres vielerörterte Thema von einem der bcmienskeii und angesehensten Fachleute behandeln zu hören, Hern, Geb. Negieningsrath Prof. BuSiey. dem Leiter der gegenwärtig im AuSstellnngspalaste zu besichtigenden Marine- Ansuellung. Hierzu bot gestern Abend der GewerLeverein seinen überaus zahlreich hecbeigeströmten Mitgliedern und deren Angehörigen Gelegenheit. Redner begann seine fesselnden, form gewandten Ausführungen mit einem Hinweis auf drei geschicht liche Thatt'acheu. die zunächst den militärischen Werth einer kriegs tüchtigen Seemacht dartbun sollten: Roms stolze Siege über das blühende Karthago im ersten und zweiten panischen Kriege au, Grund 'einer den, Feinde überlegenen und jeden kriegerischen Nack ichub aus A Na abichneidenden Flotte , ferner den stetigen und doch unaufhaltsamen Niedergang der Macht Spaniens nach der Zerstörung seiner „unüberwindlichen" Armada im Jahre 1588: endlich das criolg und siegreiche Eingreifen der neugebildetev Flotte der Nordstaaten rm amerikanischen Sezessionskriege iS6l—05 . in welchem bekanntlich die Niederlage der Südstaateu vor Allein durch die Blockade aller ihrer Häsen und den dadurch herausbeschmorcaen Mangel an allen Lebensbedürfnissen besiege!: worden ist. Au dem letzteren Beispiele zeigte Redner mit Evidenz, wie auch Deutschland iür den Fall eines gleichzeitigen Angrv'ss- witens mehrerer feindlicher Mächte in der großen Gefahr iei. das, seine verbältmhmäffig kurze Küstenstrecke von En,den bis Memel leicht von jeglichem Verkehr nur überseeischen Staaten abgeichnitten werden könnte, was zur nothwendigen Folge haben müsse, dar „ach nicht allznlangcr Frist ebenso wohl der Senne im deutschen Hochgebirge wie der Bewohner der dentichen Küstenstädte Hunger und Mangel leiden müßte. Nur ein Mittel gäbe es, solches z» verhüten. die Beschaffung einer so mächtigen Flotte, daß an eine eriolareühe Blockade de, deutschen Häfen nicht zu denken wäre. Die Beschaffung einer wichen Flotte iei aber auch vom wirth- scha'tlichen Standpnickw aus nur gut zu heißen. Allerdings erheische sie große Lpier 'Utens der Steuerzahler. Allein — nach dem in neuester Zeck deuocke Kriegsschiffe ausschließlich ans deut schen Werften und von dentichen Arbeitern gebaut, von deutschen Ingenieuren entworfen und unter ausgedehntester Mithilfe der ver- 'chiedeusten Zweige der denffcben Industrie hergestellt würden, bleibe ja das sitt die Marine ansgewandte deutsche Kapital im Vaterlands und Tausende von fleißigen Händen fänden durch den Schiffsbau und die Lieferung der Ausrüstung, der Forlbewegungs- und Kunst und Wissenschaft. 4* Concert. Das Prestige berühmter Name» wird selten zum Vortheil Derer, die sich unter den Schutz eines solchen stellen, ohne den in solchem Falle immer hochgestellten Erwartungen cnt- ivrechen zu können. Diese alte Erfahrung bestätigte sich wieder an Fr!. Maria Spies, die. nachdem sie bisher unter bescheidenen Verhältnissen als Schülerin von Frl. Hönisch aufgetreten, ein eigenes Concert im Musenhaus veranstaltete. Wäre nicht wiederholt und nachdrücklich darauf hingewiefen worden, daß die Concertgeberin als Nichte der Heimgegangenen großen Svies das lünstleroche Erbe dieser genialen Sängerin angekreten, so würde man kaum mehr ermattet haben, als Frl. Svies II zu bieten im Stande ist. So aber fordert sie selbst zu Vergleichen heraus, die nur höchst bedingungsweise zu ihren Gunsten ausfallen konnten. Zweifellos bat Frl. sptes doppelt so viel an Material aufzuweisen, als die erste ihrer Namenstrcigerin jemals besessen baden mag und hierin ist sie im Vortheil gegen diese. Sie verfügt über einen volltönenden Alt. der m allen Lagen leickt anspricht und nur in der hohen Lage nicht voll befriedigt, und über einen Vortrag, dem eine gewisse Reife nickt abzusprechen ist. Was aber die ver storbene Spies thurmhoch über andere hervorragende Liedcrsängerin- nen erhob und sie zu emer ganz außergewöhnlichen Erscheinung stempelte: Die Größe der Persönlichkeit, die Gabe eines exceptio- nellen Auffassungsvermögens, die Kunst gleich machtvoll mit der Stimme wie mit der Seele zu singe», den Hörer in den Bann ihres großen Talentes, ihrer ausaesprochenen Individualität zu ist. Trotz Alledem gelangen der Coiwertgebettn einige ihrer Bor träge sehr gut. sogar trefflich, wenn man Frl. «spies mit dem Maße einer angehenden, strebsamen Künstlerin ,o messen gewillt ist. Die Arie au» Hündels „Rodelinde" („vors «ai", sang sie mit gleich gutem Berständniß. wie die .Fünf toskanischen Lieder" von A. v. Fielitz und „O laß dick halten, golden« Stunde" von Imsen. Diese GÄSnge waren ebenso sorgfältig vorbereitet, wie dem Dar- stellungSvermögen Irl. Spies' angevaßt. Dem Auswande von Wärme und Innerlichkeit aber, der Durchgeistiaung von Liedern »ie Schumann'» .Gesängen der Braut", dcr.JriWngsnacht" stand Frl. Spies vorläufig nock ebenso machtlos gegenüber, wie der Darstellung der Arie aus Saint-Satzns, „ Samion und Daiilu". die vor Allem nach hinreißendem Schwünge, nach übcrcmellendem Empfinden verlangt. Man braucht diese Arie nicht in der fas- cinirenden Ausfühiung einer Mlle. Hsglon der Paroer Gropen Oper gehört zu baden, um zu fühlen, wie viel Frl. Svies noch fehlt, um sich an solchen Aufgaben zu versuchen — wenigstens vor läufig noch nickt. Konnte Frl. Spies somit auch den Ermattungen nicht entsprechen, die man nach den Reklamen zu stellen berechtigt war. so bewährte sie sich doch als begabte Liedersängerin, der mg» gern wieder einmal im Concertiaal begegnet. — Eine neue Er scheinung für Dresden war Herr Benno Walther aus Mün chen. der Sohn des vortrefflichen Münchener Eoncertmeisters. Man lernte in chm einen solchen Geiger kennen, einen guten Tech niker, der sicher noch zum ganzen Künstler ausreiit Mit dem Bor trage der v-moli-Sonate von F. W. Rust >1795) vermochte er allerdings vorläufig noch wenig zu wirken. Vor Allem mangelte es hier an Stilgefühl und an Unfehlbarkeit einer lapidaren Technik. Weit besser gelang chm die Wieniawski'iche Faust-Fantasie, in der er u. A. mit einer außergewöhnlich sicheren Beherrschung des lageolet glänzte. In die Begleitung theilten sich Herr Dr. W. ab! und Herr Joh. Reichert. Herrmann Starckc. 7* In Folge andauernder Heiserkeit des Herrn Anthes hat der Spielplan des Königl. Opernhauses eine Aenderung erfahren muffen. An Stelle der für morgen, Mittwoch, den 7. d. M., an gekündigten Over „Fra Diavolo" wird Flotow's .Stradella" zur Aufführung gelangen. ff* Die künstlerischen Kosten des nächsten Vortragsabends der „Litterarischen Gesellschaft" «Montag, den 12. März, rm Saale des Bürgerkasino) werden zwei Dresdner Schriftsteller: Karl Söhle und Freiherr v. Schlicht mit der Recitation von Bruchstücken au- eigenen Werken bestreiten. Dieter ist in weiteren Kreisen durch seine flott aeschrkebenen Schilderungen und Skizzen aus dem militärischen Leben. Jener durch seine „Musikanten- aeichichten" lBerlag von Eugen DiedrichS, Leipzig und Florenz) bekannt geworden, einem prächtigen Büchlein, da- als Heimath- kuntz liebenswürdigster Observanz der wärmsten Empfehlung würdig ist. Lulstoj'S „Auferstehung".H Kau», haben sich die Wogen kritischer und ästhetischer Tüs- tuisicmen über den jüngsten Ibsen etwas geglättet, sa erscheint auch schon ein neues Buch vom Norden ker. das zur litterarischen Sensation der Saison von freundlichen Auguren erhoben wird: Gras Leo Dolstoi's Roman „Auferstehung", der bei seiner ersten Publikation in der Petersburger Wochenschrift „Niwa" in ganz Rußland eine tiefgehende und nachhaltige Erregung heroorrief. aus der die deutschen Verleger iür ihre Buchausgaben ietzr nach Kräften Kapital zu schlagen suchen. Beide Werke, des nordischen Magus kurzer dramatischer Epilog „Wenn wir Tobten erwachen", wie das dickleibige Buch des gräflichen Einsiedlers von Iasnaia-Polsana berühren sich, so verschieden sie auch ionst nach Tendenz und In halt scheinen und sein mögen, in Einem aui's Innig,re: sie be deuten beide die Bankrott-Erklärung einer Weltanschauung, die der eine wie der andere Svruchsprecher früher vertreten daben. Bei Tolstoi bat sich der Umschwung in der Gesinnung und »einem Ürtheil der Welt um sich von Buch zu Buch vordererret. dis er endlich voll ausklingt in einer Reihe religiös tendenziöser Schriften, bei Ibsen, der als gestaltende, Dichter den russischen Schwärme, bei Weitem übertrifft, tritt die Wendung nach oll' fernen Auseinandersetzungen mit den unzähligen „Lebenslüaen" dock etwas überraschend ein, wenn der Dichter seinen Helden, den »roßen Bildhauer Rubel, von dem Menschen sagen läßt: „Ich aller Enua keit wird er nicht frei werden, leben und auferstchen; immer und ewig bleibt er in seiner Hölle sitzen". Daß Tolstoi der zu ewigen, Tode verdammten Menschheit den Weg zum Heile, zur Auferstehung in konkreter Form weist, während Ibsen in seiner Grcisentraaödic schon in ihrem Titel nur ein schwaches „Vielleicht" dem Aus erstehungstag unserer Ideale giebt. thut zunächst nichts zur Sache und ist nur für das Urtheil über den ethischen, aber nicht über den litterarischen Werth der beiden Wette bedeutungsvoll. Und dies«, bestimmt durch den künstlerischen Gehalt, muß allein bei jedv« Buche in erster Linie in's Auge gefaßt wecken, wenn ei» .Auserstehu»g". Roman von <»«fLe» Tolstoi. Srh «ollftLndrge, im Aufträge d«» Vmiasser» hergeställte Uebersrtzung von W a dim Tronin und Ilse ffrapon. Berlin, F. SoMane L Comp tvoo. Billige, ab« nicht autorffirk llrherMmgen btt Mo Sank. Berlin de, Mo Handel. Halle a. K. rr.
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