02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000815020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900081502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900081502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-15
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Dienstag-Abendausgabe für Dressen und Umgebung. öe^ugsgebüdr: SlertelMrlich s MI. so VI«.; dmü ti« Volt s MI. ?s iL's. Die.DreSdnerNachrichtcn" erlchcinm »glich Morgen»! die Bezieher in Dresden und der nächslen Umgebung, wo die Zutraguna durch eigene Bolen oder Konimiisionäre erfolgt, erhalten das Blatt an Wochentagen, die nicht aut Sonn- oder Kcicrlage folgen, in zwei Thcilausgaben Abends und Morgens zugestellt. Kür Rückgabe eingciandter Schrift stücke keine Verbindlichkeit. Kernlvrechanlchluht »Mt I Lr. 11 u. Dr. L0SS. Telegramm-Adrette.' Kl«chrietzt»« Drr»d»w. /lnreigen-Larsf. Die Annahme von Ankündigungen eriolat in der Sauvtaeichästsslelle und den Nebenannahmenellen in Dresden bis Nachmittags s llhr. Sonn und Uciertaas nur Marienstrahe ss von ll bis'/,IUhr. Die livalime Grund- -eile lca. s Silben» is P'g.. An- kllndigungen aus derPrivatieits Üeiie so Pi«.: die Livaltigc Zeile als „Lingeiandt" oder auf Tertieite so Pfg. In Nuinmern nach Sonn- und Feier tagen l- bez. rivallige Grundieilei, 3v. so bez. so und so Pig. nach beionderein Tarif. Auswärtig- Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Belegblättcr werden mit 1» Pfg. berechnet. Lodert Lökmv juu. LLvILvretottv III LI' Lmmrli!. SsorzMtL ll Nc»este Dralltberichtc. Hosiiarhrichtcn. Gcsammtrathssitzung. Europäische ORodeiinladcmic. Kreuzkirche. Wcltin I zi)>;itis»,I,^ 'S NtH.. IpiilsU. bundesschicßen. „Tic lllstigcn Weiber". Emile Olivicr über Richard Wagner und Hector Bertioz. > I»-. L Feruschreib- und Kernspvech-Berichte vom 14. August. Der Klica in ^kina. Berlin. Wie der Ebcf des Kreuzer-Geschwaders meldet, bcündet sich die „Gcsion" seit den, 11. Juli zum Schutze der deutschen Interessen^ in Shanghai. „Iltis" ist unterwegs dorthin. „Schwalbe" und „Seeadler" haben ebenfalls Befehl erhalten, nach Shanghai zu gehen. . ^ Berlin. „Fürst Bismarck" ist am 13. ds. M. m Tfmgtau anackommen. „Wittekind" mit dem 1. Seebataillvn und „Frank furt" mit dem 2. Seebataillvn sind am 13. ds. M- in Tsingtau eingetrosfen und an demselben Tage nach Taku in See gcganaen. Berlin. Wolf's Bureau meldet ans Tientsin vom8. d.M.: Bei Vangtstm hatten die Ehineien nur den Eisenbahndamm beietzt. Nach kurzem Widerstand erfolgte der Ztückzug nach Homiiu. Dorthin war direkt von Peiffang die chinesische Hauptmacht ge flohen mit General Ma und dem Geiiernlgonverneilr von Tschili. — Aus Peking ging dem ruisiichcn Obersten Woyczak eine Meld ung zu, wonach in der Nacht vom 31. Juli znm 1. August, das Bombardement auf die Gesandtschaften von den Ehincsen wieder ausgenommen wurde. Der europäische Kirchhof ist geschändet. Die Fremden haben nur bis znm 8. August Vorräthc. London. Die „Taich Mail" meldet ans Hongkong vom 12. Anniist: 8000 Schwarzslaggcn gehen heute nach Peking ad. Der Admiral Fungsuiteng m Munaii gab 10,630 Mann den Bc- sebl, nach Peking zu mcmchiren. — Ter „Standard" berichtet ans Shanghai vom 12. d. M.: Ein heute von Tichniigkingsu cin- getroffeiics Telegramm meldet, dass der Vicc-König von Szetsche- wan aus Peking den Befehl erhalten hat, alle Fremden zu zwingen, die Provinz ohne Verzug zu verlassen. — Der „Daily Telcgravh" meldet auS Kanton ohne Datum über Hongkong vom 11. d. M.: Ter britische Konsul Scott hat ein Cliifsretclegramm Macdonald's vom 6. August erhalten, in welchem dieser berichtet: Unsere Lage ist verzweifelt. In 10 Tagen ist der Borrath an Nahrungsmitteln zu Ende. Die Chinesen boten uns an. uns unter Eskorte nach Tientsin zu bringen. Wir haben dies jedoch nbgelehnt. — Ter „Daily EzPress" meldet ans Shanghai vom 13. d. M. 7 Am 11. August Mittags erreichten die Verbündeten einen Punkt, der 20 Meilen von Peking entfernt liegt. -- Der „Daily Telegraph" berichtet aus Wasbington vom 13. August: Remcy meldet über die Besetzung von Howivu. daß die Ebinesen nach wenigen Schüssen geflohen und leine Verluste zu verzeichnen seien. — Die „Times" berichten aus Sbanghai vom 12. d. M.: Die englische Regierung habe dem Vice-König von Wouchang 75,OM Lslr. zu -IVz Prozent geliehen. Diese Summe sei nothwendig, um den Sold der Provinzialtinppen zu zahlen. Petersburg. Der „Russ. Invalide" meldet die Ernennung des Kommandeurs des sibirischen Kvrvs. Generals Senevitsch zum kommandiicnden General des 1. sibirischen Armeekorps, ferner die Ernennung des Kommandeurs des 2. Kavalleriekorvs Generals Kaulbars znm kommandirenden General des 2- sibirischen Armee korps. Generalmajor Wassilimowski ist znm Chef des Stabes des 1., Generalmajor Kolenko zum Chef des Stabes des 2. Armeekorps und Oberst Marios znm Chef des Stabes der Landungstruppen ernannt worden. Shanghai. Die Explosion, die am Sonnabend in einem kiesigen chinesischen Pulvermagazin stattfand, war, wie sich jetzt herausstellte, unbedeutend. Menschen sind dabei nicht um's Leben gekommen. Hamburg. Die „Hamburger Börienhalle" meldet: In der heute abgehaltcnen Versammlung der Werftarbeiter, welche von etwa 2500 Personen besticht war. wurde ein Schreibe» des Vor sitzenden des Gcwerbeacrichts verlcien. in welchem das Gewcrbc- gericht seine Vermittelung »nbietet. Der Vorschlag wurde non den Arbeitern fast einstimmig angenommen. Bei Erstattung des Berichtes über den Stand der Bewegung wurde mitgetbcilt, das; ans sämmtlichcn Werften nur noch etwa 600 Metallarbeiter be schäftigt seien. Hallen. S. Ter deutsche kandwirthschastliche Genossen schaftstag nahm mit einem neuen Steint eine festere Organisation des Allgemeinen Verbandes der deutschen landwirthichaftlichen Genossenschaften an. verlegte den VerbandSsitz nach Tarmstadt und j wählte den Reichstagsabgcordnctcn Geh. Rail, Haas zmn Präsi-! deuten und Vernssanwnlt. Der Geschäftsbericht spricht die Bereit- > Willigkeit deS Verbandes zur Ausnahme des Raiffeiien'sche» Genossen-! ichaflsverbandcs in Neuwied und zu einer Union mit dcn dcntichcn i Genossenschaften in Ocstericich und der Schweiz ans. Wilhelmshnve n. Drei Mann des Artillcriedcpots wur den durch eine erplodirendc Revolvcrgranntc schwer verwundet. Pose n. Das langjährige Herreiihausmitglied Graf Joseph Mielzynski auf Schloß Jweno ist plötzlich gestorben. Rom. Königin Margherita ist heute Vormittag inkognito nach Venedig abgereist. Das Königspaar gab der Königin das Geleit znm Bahnhof. San Scbastian. Die Königin-Rcgcntin wird Var ihrer Rückkehr nach Madrid das Dekret unterzeichnen, durch welches das Parlament iür Anfang November einbernfen wird. London. Die „Daily Mail" meldet ans Lourenxo Margucs! vom 13. d. M.: Die Buren haben Machadodorv verlassen und besetzten Watervacilonder. Ein bedeutender Theil der Zelte und! das Barackenlager Louis Botha's sind bei Talmanthua am letzten s Sonnabend durch Feuer zerstört worden. London. Das Reuter'sche Bureau meldet aus Cradock von gestern: Ein Telegramm der Midland-NcwS ans Vrybmg besagt, daß General Earnngtvn die Vorräthc in Zecrnst verbrannt und sich zurückgezogen habe und zwar nach Malmnni. Viele Flücht linge seien i» Ärybnrg angckonimen, welches snr den Fall eines Angriffes gut gerüstet sei. Bukarc st. Die „Agenee Nonmaine" meldet: Die bul garische Negierung lehnte cs ab. dem Verlangen Nnmäniciis gemäß gegen das Maecdonier Komitee wegen der Ermord">w des Rumänen Mihaclianu gerichtlich eiiiziischreiten, so lange ye nicht die Prozeßakten besitze. Die rumänisch^ Regierung. welche bierin ei» bedeutendes Entgegenkommen im S-inne der Anerkennung der rumänischen Reklamation erblickt, forderte die bulgarische Regierung auf, einstweilen gegen das Maccdonier-Komitee wegen der aus bulgarischem Territorium von rumänischen Staatsangehörigen nacygcwiesenen Ervressnngcn van 30.000 Francs gerichtlich vor- zngehcn. Die nimäniichc Negierung ist entichlossen, nicht nach- zngeben, bis sic volle Genngthunng erhalten hat. Die Presse und öffentliche Meinung billigen einmüthig die Haltung der Negierung. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 11. Anglist. —* Sc. Majestät der König stattete gestern nach beendigter Jagd auf Langebrücker Revier Sr. Durchlaucht dem Prinzen Georg von Schönbnrg-Waldenburg auf Hermsdorf einen Besuch ab Heute Vormittag unternahm er eine Gondelfahrt auf der Elbe nach Loschwitz und zurück und empfing später den Direktor der Kolomal-Abtheilung des Auswärtigen Amtes Tr. Ltübel in Audienz. —* Aus Basel wird aemeldet: Die katholische Universität Freibnrg in der Schweiz verhandelt mit dem gegenwärtig in Zermatt weilenden Kaplan Prinzen Max von Sachsen wegen Ucbcr- nabmc einer Professur. Die Verhandlungen sollen Aussicht auf Erfolg habe». s?) Mittheiln ngen aus der Gcsammtraths- iitznng. Zu Mitgliedern der Beamten-Prüfungskommission wählte der Rath den Sekretär Sattler und den Kaiizleivorsteher im Baupolizeiamt Sekretär Böhmig. — Zu dem Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend die Sicherung der Waarenhänicr gegen Feuersgefahr, haben die Stadtverordnete», welche gutachtlich zu hören waren, einige Acndcrnngeii empfohlen. Der Rath beschloß, diesen Anregungen mit einer unerheblichen Einschränkung Folge zu geben. — Auf Befürwortung deS Ausschusses für die Schwemm- kancilisgtion beschloß der Ruth, nachdem sowohl die Besichtigung der Fakalkläranlageir nach dem System Lehmanil-Nenmeyer in Zürich wie der Centralkiäranlageu (8eptie laues) in Enaland ein befriedigendes Resultat ergeben haben, bis auf Weiteres bedingungs- nnd veriuchsweise die Forderung der Desinfektion für alle die jenigen Wasicrkloietanlagen fallen zu lassen, deren Gruben durch veränderte Anordnung der Ein- und Auslaufrvhrc zu selbstthätig wirkenden Klärbehältern umgeflaltet sein werden, und gleichzeitig die Einrichtung von solchen Griibemmlagcn nach dem System Lchmaim-Nenmeycr ebenfalls ohne Desinfektion versuchsweise zu- znlassen, zur Erledigung eines Antrags der Stadtverordneten vom 1. Januar 1901 ah die jährliche Gebühr für Wnsserklosctanlngen durchgängig auf 15 Mk. und für jedes weitere Grubeniystem desselben Grundstücks auf 7 Alk. 50 Psg. ermäßigend festzuierwn. Die hierüber allenthalben in Abänderung der Bekanntmachung vom 11 Juli 1M0, die Anlage von WasscrNosctS betreuend, zu erlassende Bekanntmachung wurde gcnebmigt. — In Folge eines Antrages des diesigen JnnnngsausschusscS beschloß de: Rath, zur Erleichterung des Besuches und des Studiums der Parlier Weltausstellung an Handwerksmeister und Ge sellen hiesiger Innungen, an Arbeiter kleinerer Betriebe und an ältere Schüler der städtischen Gewerbeschule, sowie der hiesigen gewerblichen Fachschulen, soweit sic unbemittelt sind, Beihilfen im Eiuzclbctrag bis zu 300 Mk. zu gewähren und hierzu 10,000 Mk. zu bewilligen, mich zur Vergebung der Vciliilfen eine» gemischten Sonderausschuß nicderznsctzen, wei cher ans drei Rathsmitglicdern, drei Stadtverordneten, zwei Mit gliedern deS hiesigen IniiniigsausschusscS. dein Präsidenten der Handelskammer und dem Direktor der stndtiichen Gewerbeschule gebildet werden soll. Ans der Mitte des RatbeS wurden in diesen Sviideransichiiß Oberbürgermeister Beutler und die Stadträthc Baurath Richter »nd Schwer abgeordnct. Gestern Vormittag fand die 15. ordentliche General versammlung der Genossenschaft „Eur vv äische Moden- Akademie" unter zahlreicher Bctheiligung im Aladcmic-Gchände Nordstraße Nr. 20 statt. Die Tagesordnung wurde unter Leitung des Herrn Vorsitzenden. Direktors Willenbrock, glatt erledigt. Heivarzuhebcn ist, daß die Zahl der Mitglieder der 'Akademie 3'2 beträgt. Der Vorsitzende widmete zn Beginn der Verbandinugen den seit der letzten Generalversammlung verschiedenen Mitgliedern, insbesondere den Herren Bernttein-Cbemnitz und Obermeister Barth-Dresden, eine» ehrenden Nachruf und theilte im Anschlüsse hieran mit, daß im Namen der Akademie an den Gräbern ihrer Begründer, der Herren Gustav Adolf Müller und Kommiisionsrath Heinrich Klemm. Lorbecrkränze niedergelcgt worden seien. ZAns den Verhandlungen sei hervorgchoben. daß ein Antrag des Herrn Mottl-Prag aiigenommen wurde, welcher die Anwerbung neuer Mitglieder znm Gegenstände hat und daß die Herausgabe eines von Herrn Akadcmietehrer Gunkel entworfenen Wäsche-Lebrbnches beichkosien wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein von Herrn Obermeister Arnold nach dem neuen System Gunkel für eine sehr schwierige Körvcrbanart gearbeiteter Nock am Körper vor- gewiescn und tue Probe allgemein iür icbr gut befunden. Wir geben an dieser Stelle noch das Ergebnis; der vorgenommenen Wahlen: An Stelle des verstorbenen Herrn Barth wurde Herr E. Funke zum Kassirer und Herr Paul Schnlne zu dessen Stell vertreter gewählt. Das Direktorium besteht somit ans den Herren: Wiklenbrock, Direktor' Heider, stellvertretender Direktor: Funke, Kassirer und Schnitze, stellvertretender Kassirer. Zn Mitgliedern des Anfsichtsrathcs wurden die bisherigen Herren wi-'dcrgewähtt, nämlich die Herren H. Miltenbergcr. Earl Kehl, Fr. W. Winkler, C- F Findeiien, Jul. Arnold, Herm. Fischer und Heinr. Kosler. Zu Mitgliedern des Kuratoriums der Müller-Gunkci-Stistnng — Herr Gnnket gehört dem Kuratorium als Stüter an — wurden'die Herren Schulz, Strcnber. Stern und Winkler wiedcrgewählt und ebenso wurden die Herren Strcubcr. Arnold und Seidel anderweit ans 3 Jahre in ihrem ?l>ntc als Mitglieder der Prüfungs-Konnniision bestätigt. Sämmtliche Gewählte sind Dresdner. An die General versammlung schloß sich der Fcstaktns zur Feier des 50tährigen Bestehens der Akademie an, über den wir bereits berichtet haben. —* In der Krcuzkirche ist man jetzt damit beschäftigt, das Orgclgehäiiie ansznstellen. Der Transport der Holztheile nach der Kirche erregte in den letzten Tagen ans dem Wege durch die Stadt allgemeines Aussehen. In dem, nach den künstlerischen Entwürfen der Herren Architekten Schilling und Gräbncr gearbeiteten, bis zur Decke der Kirche anfstrchenden Orgelgehänse, das eine Höhe von 17 Meter erreicht, wie auch in der bereits anfgcstelltcn. herrlichen Kanzel, haben die König!. Hoftüchlcr Udlnst u. Hartman» ganz hervorragende Werke der Holzschnitzkunst geliefert. Auch das Orgel werk schreitet rüstig vorwärts und die Hoforgelbaner Gevrnder Jelmilich setzen alle Kräfte ein, um das gewaltige Werk vis znm !>. September fertig zu stellen. Knust und Wissenschaft. 1 * Im König!. Hofvpernhause ging gestern Nicolai's Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" mit Herrn Rapp vom Basler Stadtthcatcr alS Gast in Scene. Der jugend liche Künstler, dessen bemerkenswerthe Mittel man schon vor den Ferien zu schätzen Gelegenheit hatte, gab sich mit der Darstellung des Falstaff viel Mühe und Einiges gelang ihm auch ziemlich be friedigend. Leider ist das schöne, sympathische Material noch z» auffällig schlackig, iu der Technik zu dürftig nahlessirt. um jetzt schon Anspruch auf höhere künstlerische Bedeutung machen zu können. 'Auch nach der darstellerischen Seite hin wird Herr Rapp sich noch wesentlich vervollkommnen müssen, wenn er unserem Hof- opern-Ensemble sich würdig einreihen will. Ter dem Falstaff un erläßliche kaustische Humor ging ihm gestern fast noch ganz ab und noch zu auffällig ließ er Aeußerlichkeiten bemerken, wie sic in kleineren Theaterverbältnissen üblich zu sein pflegen. Stimmlich hielt er sich aber fast immer auf der Höhe eines von der Natur begabten Sängers bis aus einige Momente im Trinklied, wo er in ihm unzugänglichen Tiefen den Neid der Götter nicht un gestraft herausforderte. Gelinat es Heim Rapp, sich künstlerisch cmporzuringen, so dürste seine Verwendbarkeit an größeren Bühnen zweifellos sein: das Material zu einem guten Bassisten ist sicher vorhanden. Als Frau Fluth wurde Frau Wedekind namentlich für ihre virtuosen koloristischen Ausführungen lebhaft ausgezeichnet. Frl. Huhn war eine sehr gute Frau Reich. Frl. Nast (Anna), die Herren Scheidemantel, Nebuschka, Gießen und Erl zeichneten sich als Fluth, Reich, Jenton und Spärlich auf das Bortheilhnfteste aus. Ü. 8t. f Residenztheater. „Der Salamander" betitelt sich der jüngste Schwank von Hallcnstcin und Fischbach, den sie Direktion als nächste Novität vorbereitet. Die Namen der Autoren, die mit zu de» am meisten genannten Mitgliedern des Hamburger Tbaliatkeaters gehören, lassen auf ein theatralisch wirksames Opus hoffen. Emile OUivier über Richard Wagner und Heetor Bcrlioz. Sehr interessante, wenn auch nicht ganz unbekannte Momente auS Richard Wagner's Sturm- und Drangperiode und der Stell reich" auf. Erinnerungen, denen man immer wieder gern die Aufmerksamkeit schenkt. — Als Wagner sich im Jahre 1850 für einige Zeit nach Paris zurückzog. nm dort ungestört arbeiten zu können, versammelte er in dem ruhig bclcgcncu Hanse der Rne Newton, das er mit seiner Frau allein bewohnte, jeden Mittwoch deutsche und französische Freunde. Zu den Letzteren gehörten auch der ihm durch Vermittelung Franz Liszt's bereits bekannt ge wordene Advokat und Deputirte E. Ollivier und dessen sngend tichc, früh gestorbene Gattin, Liszt's älteste Tochter. Auch Hektor Bertioz genoß die Freundichaft des Hauses Wagner. Hierzu be merkt Ollivier: „Richard Wagner lebte 1858 in Zürich in be ständiger Gelvnoth und kam »ach Frankreich, um sich einige Mittel zu verichaffen. Bei seinem ersten Schritt in das Land fand er eine günstige Aufnahme: i» Straßburg sieht er seine Tannhänser- Ouverture angekündrgt. hört sie an, wird erkannt und lebhaft bc jubelt. — Am 16. Januar 1858 kam er mit einem Briefe von Liszt zu mir und berichtete dickem über seinen Empfang: „Ollivier. den ich gestern zum ersten Male sah. empfing mich mit so lebhafter Freundlichkeit, daß ich auf der Altcnburg (Liszt's Wohnung) zu sein glaubte." Er veranlaßte mich zu den Schritten, die für die Sicherstellung des Eigciithunisrcchts an seinen Werken, so wie für das Recht erforderlich waren, ihm nicht geeignet scheinende Ausführ ungen zn verhindern. Er dankte mir dafür von Zürich aus unter dem 4. Februar: „Mein thenrer Freund, seien Sw versichert, daß ich mit den herzlichsten und dankbarsten Empfindungen an Ihre großmüthtge Freundschaft denke. Sie wissen gar nicht, wie tröstend und versöhnend sie mir zu einer Zeit erschien, wo ich — durchaus gegen meinen Willen — anscheinend genöthigt war. mich mit diesem Paris zu befassen, das für mich als Menschen wie als Künstler immer etwas so Abstoßendes hatte, daß ich stets nur mit innerem Widerwillen dahin zurückgekehrt bin. Sie sind der erste Franzose, der vom ersten Augenblick an eine Menge Vornrtheile zu besiegen verstand, die ich gegen den Geist einer Nation hatte, welche bei allen großen Vorzügen und Verdiensten in mir doch stets das schmerzliche und bittere Gefühl hervorricf, daß es mir unmöglich sein würde, ihr mein Inneres darzuleaen, ihr daszu sagen» was man gleichgestimmte» Menschen zu sagen hat. Sie erst und die Freunde, welche ich durch Sie kennen lernte, haben mich geneigt gemacht, mein Herz zn öffnen und aus mir herans- zutreten, so wie ich bin, und ohne zu versuchen, ais ein Anderer zu erscheinen. Seitdem ich in der ^alie deS PaS-PerVns Ihren Kollegen in 'Robe und Barett meinen „Tannhüuser" erklärte, isr der Gedanke, meine Werke in Paris anffübren zn lassen, für mici: nicht mehr, wie 'Anfangs, eine bloße Geldfrage, sondern die Hoff nung des Künstlers und Meirichen, der sich verstanden sehen möchte. Seien Sic tausend Mal bedankt, lieber Freund, und hoffen Sie mit mir, daß es mir eines Tage? leichter sein wird, Ihnen durch meine Musik cils^ henke durch mein schlechtes Fran zösisch zu sagen, was ich für Sie cmvsinde." ... Als Wagner nm 5. September 1850 ztirnckklim und das Häuschen miethete. in dem Octnve F-enillet bis dahin gewohnt hatte, beendete er „Tristan und Isolde", das Liszt als sein bedeutendstes Werk bezcichnetc. Nm etwas zn Geld zu kommen und nur mit dem Pariser Pnbli knm Fühlung zu gewinnen, beschloß er. drei Eonccrte in der Salle des Italiens zu geben, lieber diese Aufführungen schriet; E- Ollivier Folgendes iu sein Tagebuch: „26. Januar 1860. Gestern fand das erste Concert statt. Es hat mich begeistert. Die Fragmente, welche er uns voriührte, sind herrlich. Das schreiter von der Linie ab vorwärts, bis zn welcher die letzte Art Beet- hoven's reichte. Die Ouvertüre zu „Lohenariu" geht von der Sonate 3 aus. Was diese Musik besonders kennzeichnet, ist ihre Tiefe. Eindringlichkeit, sauste und anmuthige Bewegtheit, Schwung, Reinheit: Alles kommt vom Herzen und geht zum Herzen. Wer an das Feuerwerk Roffini's und an die Knalleffekte Meycrbeer's gewöhnt ist. mag es schal und langweilig finden. Der Erfolg war verhältnißmäßig gut. vbfchon die Aufführung seitens der Chöre kläglich war, und auch das Orchester nicht zusammen blieb. Man hatte nur zwei Proben abgehalten. Die Künstler waren Anfangs unwillig, allmählich gewann sie der Meister, endlich riß er sie mit sich fort." .1. Februar. „Keiner wird er scheinen". hatte mir Bertioz vor dein zweiten Wagner-Concert gesagt. Das machte mich ängstlich. Dazu die verletzenden Artikel und die bösen Worte, welche Berlioz — besonders Janin gegen über — geäußert hatte. Da begriff ich, unser Freund sei verloren, wenn er nicht einen vollen Saal bekäme. Ich suchte die Concert« Unternehmer aus und verpflichtete mich, den Saal um jeden Preis zu füllen. Ich würde so viel Eintrittskarten versenden, wie sie
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