02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.09.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000920024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900092002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900092002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-09
- Tag1900-09-20
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Mittwoch-AbendcrUsgabe für Dresden und Umgebung öerugsgebühr: vikkkNwrN» - Mt. 5» : dim» die Do» - Mk. 75 L,,. Die.DreSdnerNachrichten' rricheinen ,«,»» M-r»e«»; die Bezieher in Dresden und der nächsten Umaebnn«. wo die Zulrasuna durch eigene Boten oder Kommissionäre erfolgt, erhalten das Blatt an Wochentagen, die >ucht aus Sonn- oderSeicrtaae folgen, i» zwei TbeilauSgaben AdendS und Morgen» zugestellt. gür Rückgabe eingeiandter Schrift stücke keine Verbindlichkeit. tzernlvrechanfchluhe »Mt l Lr. 11 u. Lr. LOS«, Telegramm-Adreile: Nachricht,« Dr»«d,«. Mreigen-canf. Die Annahme von Ankündigungen eriolgt in derLauvtge'chäftSstelle und deti Nebenannakineltellen in Dresden bis Nachmittag» 3 Mir. So»»- und .feiertags nur Marienstrabe ss von it biS VeiUbr. Die livaltige Grund-.. z'ile (ca, s Cilbenl ls Pia,. An> lündigungcn au! der Brivatieite Zeile 20 Pig,: die 2ivaltige Zeile als > „Eittgeiandt' oder auf Tertieite ' so Pfg. -n Nummern nach Sonn- und Feier- . tagen l- bez. Livaltiae Grundzeilen - so, so bez, so und «) Big. nach besonderem Tarif. Auswärtige Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Beleablätter werden mit io N«r- berechnet. M. EK. VtziiixrmI»»<II»x. Z, keriM. 3370. ILIivii»- uncl Vv>i»«;rtivvLisv, LtUci»»«, ^«llLtxvIiv u,1 1» Neueste Drahtberichte. Hosnachrichtcn, Zur Beisetzung des KV'tssht,. vereine, Wintcrfahrvlan, Gerichtsverhandlungen. rinzen Albert, Bund deutscher Jraucn- !röbcl ^ind seine Zeitgenossen. Donnerstag, 2V. September 1900. Fernschreib- und Fernsprech-Berichte v. 1L. September. Der Krieg in Cliina. Wien. Diejenigen Wiener Blatter, die das Rundschreiben des Grafen Biilow besprechen, änßcrn sich ausnahniSlos in zn- stiimnendci» Sinne. Tie „N. Fr. Pr." sagt, cs frage sich, ab die astentotiv zur Schau getragene Ehiiiescnfrenndlichkcit der Nüssen und Nordamerika»?! nicht auch diesmal die Durchführung der deutschen Anregung erschweren werde. Das Blait meint, die Publikation sollte Deutschlands unerschütterliches Beharren ans seiner Forderung klarstellen. An der Berechtigung der Forderung sei nicht zu zweifeln. Der Schritt Deutschlands sei ein energischer, der einzig zum Ziele führen werde. — Das „Jrcindcnblatt" schreibt, Deutschland als der Staat, dessen Gesandter ermordet wurde, müsse ans strengster Sühne bestehen. Analoge Anschauungen machen sich auch schon in England geltend und namentlich Lord .Hamilton schlug kürzlich in einer Rede denselben Ton an. Es sei nun die Frage, welche Haltung Rußland einnehmcn werde. ES hänge viel davon ab, welche Personen als Anstifter des Gemetzels bezeichnet werden. — In gleichem Sinne äußert sich die „Oestcrreichiiche Volkszeitnng". — Das „Nene Wiener Journal" wirft die Frage ans, ob es möglich sein werde, allen Jntercssirtcn Ilar zu machen, dich sie mindestens in dieser Frage an der Seite Deutschlands bleiben müssten. — Tie „Deutsche Zeitung" billigt die Forderung Deutschlands, denn nur durch ein abschreckendes Beiipiel könne eine Wiederholung de? Geschehenen vermiede» werden. Das „Wiener Tagblatt" sagt, die Eirknlarnole der denlschcn Ncichs- regiernna werde nicht verfehlen, überall lebhafte Zustimmung wach- zimifell. Paris. Der ..Matin" schreibt über die Eirknlarnote des Siaatssekretärs v. Bülow. die Note stelle eine ernste Grundlage für die Vorverhandlungen ans. Diese Grnndlcige sei die Aus lieferung der Urheber der gegen daS Völkerrecht verübten Ver brechen. Tie Note sei eine niizweidentige Forderung und mache allen Pratensionen Li-Hnng-Tichnng'o ein Ende, der mit nnge- bührlichcr Au>'ms;„iig Bürgschaften für die vorerwähnten Anstifter vcrlange. W>r wissen noch nicht, sagt dos Blatt, welche Auf nahme die internationale Diplomatie der Note des Grasen Bülow berellen wird, aber die Note hat icdensallS das Verdienst, das; man anfauge, eine Methode in die Vorverhandlungen zu bringen und die civilisirten Nationen aus der bisberigen Unthätigkeit, worin sie noch lange beharren zu wollen schienen, aufzurütteln. — Ter „Figaro" erklärt, man müsse zngeben, das; die in dieser Note ge forderten Züchtigungen sehr berechtigte Repressalien gegenüber den niciimiafachcn Verbrechen bilden, die in Peking vor dem wohl wollenden Auge der chinesischen Negierung perübt ivnrden. London. Die Blätter beiprechen das gestern von der »Nordd. Allg. Ztg." veröffentlichte Eirknlartclegrnmin des Staats sekretärs v. Bülow. Tie „Morning Post" führt nns, Deutschlands Stellungnahme sei vom logischen Standsarnkte ans nnangreisbar. — „Standard" schreibt: Wir glauben, das; Dentichlands Erklärung die Billigung des englischen Volkes hat. Wir dürfen unsere Hand nicht von Eliina wegnehmen, bis die Strafe vollzogen ist. — „Daily News" bemerken: Unsere Negierung wird unschwer, wie wir uns denken, dem Vorschläge Deutschlands znstimnien. Petersburg. Das dritte Savpenrbataillon, das ans Wilna in Odessa eingetroffen war, um nach Ostnsien abzngehcn, erhielt Beseht, nach Wilna znrückznkehren. Gestern Abend gingen ans Odessa an Bord des englischen Dampfers „Sizilian" die kom- binirten Bataillone der nengebiidetcn drei sibirischen Schützcn- icgimentcr nach Ostasien ab. W ashingto n. Es ist gemeldet worden, das; seht in Berlin iiber einen angeblich amerikanischen Vorschlag berathen wird, die Occnpationstrnvpen in China ans UM Mann in Peking, 2000 Mann außerhalb der Mauern der Hauptstadt und 20,0OO Mann an anderen Orten zu beschränken. Diesem angeblichen Vorschlag liegt kein vom Staatsdepartement cingcregterPlan zu Grunde. ES kann H ongko » g. (Rcillermeldniig.) Ter deutsche Konsul äußerte, Gcneralfeldniarichall Graf Watderscc habe, bevor er Hongkong verlies;, sich dahin geäußert, das; er von dem herzliche» Empfange, den ihm sowohl die Koioninlregicrung, als auch die Bevölkerung von Hongkong bereitete, sehr gerührt sei. auf's Bestimmteste erklärt werden, das; über diesen angeblichen s Vorschlag keine diplomatischen Verhandlungen stattgefundcn haben.! Pillan. Der Kaiser traf heute Vormittag IN Uhr hier ein, bestieg sofort das Torpedoboot 8. I. und passirte um 10H4 Uhr das Pillaner Tief. Berlin. Zn dein Gesetz über die Bekämpfung gcinein- gesährlicher Kranthcitcn vom 13. Juni 1900 bedarf es insbesondere, soweit die Anincldnng der darin zugclasseiien Abwehr- und Unter- drücknngsiiiaßiiahinen gegenüber den verschiedenen Krankheiten in Frage kommen, noch einer Reihe von Ansführiinasbcstinimilngcii. Eine Vorlage, welche die AnSführungsvorschristcn für säimntlichc in dem Gesetz genannten Krankheiten nmsasscn soll, wird im Reichsamt des Innern ansgcarbeitet. Die Fertigstellung wird jedoch noch längere Zeit bcanspruchen. Um gegenüber der Pest, welche in letzter Zeit besorgnißerrcgciide Fortschritte gemacht hat, nichts zu versäumen, erscheint es zweckmässig, die z» ihrer Be kämpfung erforderlichen Ausführungsvorichrifte» schon jetzt, wenn glich nur in vorläufiger Weise, zu erlassen. Nachdem im Kaiscrl. Gesundheitsamt schon im Vorjahre Vorschriften über die znr^Ab- wchr der Pest geeigneten Maßnahmen ans Grund von Sach- vcrständigen-Bcralhnngcn, die unter Theilnahmc von Vertretern der obersten Gesnndheitsbehördcn der gröberen Bundcsstacilen statt- gesunde» haben, nnsgearbeitet und de» Bundesregierungen mit- gethcilt worden waren, sind diese Bestimmungen unter Anpgssnng an das inzwischen ergangene Gesetz nnigearbeitet worden. Der Reichskanzler hat dem Bundesrath die neue Fassung der Bestimm ungen zngchcn lassen mit dem Ersuchen, solchen die Zustimmung zu erthcilen. Norderney. Staatssekretär Graf Bülow bat heute Norderney verlassen, um sich für einige Tage nach Flottbcck in Holstein zu begeben. Anfang nächster- Woche wird Graf Bülow nach Berlin znrückkekren. Bamberg. Tie Konferenz der Telcgirtcn der Maiiinfcr- staaten ist gestern eröffnet worden. Die Verhandlungen dürsten auch den heutigen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Pforzheim. Heute früh stürzte eine Säule eines Neu baues in der Tunnelstraße ein. 11 Arbeiter wurden verletzt, 2 hier von lebensgefährlich. Ein Arbeiter wurde verschüttet uiid ist noch nicht nnfgefnndcn worden. Wien. Die „Wiener Ztg." veröffentlicht eine Kaiserliche Ver ordnung ans Grund des 8 14 vom 15. ds. Nt. betr. die Gewährung von 5 Millionen Kronen nns Stanlsmitkeln als Nothstandsnnter- slützuiigen, von denen 2,750,000 Kronen für die in Galizien durch die Hochwasser dieses Jahres Geschädigten verwandt werde» können. Eine weitere Verordnung vom 15. ds. M. betrifft die Abänderung einiger Bestimmungen der Kaiserlichen Verordnung vom 2. Mai 1000 über die Abwehr und Tilgung der Schweinepest. P e st. Ans dem Nachlasse des verstorbenen Großindustriellen Wallerfeld fehlen große Beträge. Die Unteffchleife fallen einer hochgestellten Persönlichkcil zur Last, deren Berhasliing bevorslcht. Paris. Die französische Regierung bat auf Grund des seinerzeit erlassenen Anarchistengeietzes die Abhaltung des inter nationalen revolutionären Arbcitcrkongresses untersagt. Barcelona. Der Allsstand der Hafenarbeiter ist beendet. Verschiedene neue Minen wurden wegen der schlechten Geschäfts lage geschlossen. London. Ter „Standard" meldet ans Ncw-Pork: Die deutsche Anleihe ist überzeichnet worden, ungerechnet die An meldungen ans der Provinz, die noch nicht vollständig vorlregcn, und obwohl noch Zeichnungsbcträgc, welche znni Zwecke des Weiter verkaufs geschehen waren, znrückgcwresen wurden. London. Ter „Daily Telegraph" meldet ans Lonrenao Marglics vom 18. ds. M.: Zwischen Kaapmrüdcn und Hektorspruit hat eine regelrechte Schlacht sta ttgefnndcn. Der Verlust der Buren sei schwer. Sofia. Fürst Ferdinand ist hierher znrückgekchrt. Lourcn >: o M argues. An der Grenze wurde ein Por tugiese von Plänklern der Buren getödtet. Eine portngiesiichc Batterie ist gestern an die Grenze angegangen, wurde jedoch bei Km, 03 von Koffern überrumpelt. Das Gefecht mit diesen dauert noch an. Deutliches und Sächsisches. Dresden, 10. September. —* Sc. Majestät der König empfing heule Mittag im Schlosse zu Pillnitz den König!. Staatsminislcr Tr. Schnrig zum Vortrag. Heute Abend werden beide Majestäten in Dresden ciniresfen, nur an der Bcisetzungsfeier für Te. König!. Hobest den Prinzen Albert Theil zu nehmen, und dann im Rcsidcnzschlosse übernachten. —* Zu den Beisetzungsfeierlichkciten sind im Laufe des hcnttzien Tages außer- Sr. Kaiser!. König!. Hoheit dem Erzherzog Otto von Oesterreich in Dresden ein- getrosfen und haben im König!. Rcsidenzschlossc bezw. im Palais ZinzcndorfNraße O-uartier genommen: Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich Heinrich von Preußen Nachm. I Uhr 22 Min. in Vertretung Sr. Majestät des Tcntichcn Kaisers, begleitet vom Kammcrherrn v. Piotz (Ehrendienst: Oberst Freiherr v. Milka», Konimnndenr der 3. Kavallerie- Brigade OB. 32. und Hcinptniann v. Koininerslaedt vom 2. Grciiadicr-Negiinent Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen"»: Se. Hoheit Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin Nachm. 1 Uhr 22 Min. in Ver tretung Sr. Hoheit des Herzog-Regenten von Mecklenburg- Schwerin, begleitet vom Hoistallmeister Freiherrn v. Maltzahn (Ehrendienst: Haiwtmnmi Erster v. d. Planitz vom Gcneralstab des 12. jl. Königl. Sächsischen! Armeekorps»; Se. Durchlaucht P rin; K arl Anton vo n H ohenzoller n Vorm. 11 Uhr 40 Min. (Ehrendienst: Rittmeister von Schönberg, Adjutant dcr 1. Kavallerie-Brigade Nr, 23»: Sc. Hobest Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin Vorm. 11 Uhr 10 Min. (Ehrendienst: Hauptmann v. Pffngk im 1. Feld-Artillerie- Regimeist OB. 12). — Ferner werden sich nachstehende hohe Fürst lichkeiten bei den bentigen Vcffetzniigsfeicr-lichkcitcii vertreten lassen: Sc. Königs. Hoheit Pr in; re ge nt Luitpold von Bayern durch oen Geiieralleutnanl Freiherr» v. Branca; Sc. Höhest Herzog von Sachsen-Ältenbnrg durch den Obcrhosineister Wstkl. Geh. Rath v. Minckwitz: Se. Durchlaucht Regent von Sachscn-Kobnrg und Gotba durch den Knmmerherrn v. Werthern: Se. Tnrchlcuicht Fürst von S ch w a rz b u rg - S o nd e rs h a n s c n durch seinen Flügel adjutanteil Major- v. Hartman» und Se. Durchlaucht Fürst R enß j. L. Heinrich XIV. durch seinen Flügeladjutanten Major Graßmann. —* Sc. Kaisers, und Königl. Hoheit der Erzherzog Otto von Ocsterrcich kam heute früh 7 Uhr 32 Minuten in Be gleitung des Obcrslhosmcisters Freiherr» Dlgnhowesin v. Langen- dorf ans hiesigem Hauptbahnhof an. um im Auftrag Sr. Majestät des Kaisers Franz Joief heute Abend der Beisehungsferer für Se. Königl. Hoheit Prinz Albert beiznwohnen. Zur Begrüßung hatte sich Sc. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August in der Uniform seines österreichischen 45. Infanterie-Regiments cingcfnndcn. Die Begrüßung zwischen Prinz und Erzherzog war eine überaus herz liche. Weiter waren erschienen Ihre Excellenzen der Kriegsminister Edler von der Planitz, der koinmandircnde General Freiherr v. Hansen, >Ltadtkomniandant v. Schmalz, der österrcichisch- ungarischc Gesandte Graf Elary v. Aldringcn mit den Herren dieser Gesandtschaft, Generaldirektor Geh. Rath v. Kirchbach, die znm Ehrendienst des Erzherzogs befehligten Herren Generalnigior v. Schul; und Oberst Freiherr v. Ovven-Hnldenberg, Hofmarichälle v. Haugk, v. Tümpling, mehrere andere Offiziere. Platzmajor Hauptmann Rohdc und Polizcrhanptinann Ktarc. Nach kurzem Verweilen im Königl. Wartezimmer betrat der Erzherzog in der Uniform der sächsischen Gardereiker an der Seite des Prinzen Friedrich August den Platz vor dem Hanptbabnhof. Hier hatte eine vom hiesigen Pioiiicr-Vgtmlloi! gestellte Ehrenkompagnie unter-Befehl dcS Herrn .Hauptmann Müller Ausstellung genommen. Ans dem rechten Flügel standen die direkt Vorgesetzten Offiziere, nns dem linken Flügel die Herren Generalincrjore Freiherr v. Stmlenhcim, v. Rabcnhorst und v. Friesen. Die Truppen präsentirten. Das Fröl-cl ititd seine Zeitgenossen. Skizze zum 10. Deutschen Fr ö b e l - V e rl> a nd s ta g voni 5. bis 8. Oktober 1000 in Dresden. Jeder Mensch, auch der größte und originellste, ist in gewissem Sinne ein Kind seiner Zeit und tbcilt a'S solches eine Art von Eigenst»»» und manche Eigenheiten seiner Zeitgenossen. Dies gilt selbstverständlich cinch von dem großen Thüringer Kindcrfrennd. Seine Jugendzeit fiel in die Periode von Deutschlands politischem Niedergänge: kein Wunder daher, daß er als Dreißigjähriger noch, von der nationalen Bewegung mit ergriffen, als freiwilliger Jäger im Lützow'sche» Freikorps dem Vaterland seine Dienste weihte: kein Wunder daher, daß er bei Gründung seiner Erziehungsanstalt in Keithciu (l826> derselbe» den Ehcirakter als einer allgemeinen deutschen Bildnngsanstglt beilegen und gewahrt wissen wollte. In lener Zeit waren es Pestalozzi und Fichte, welche durch ihre Ideen und durch die Pläne zur Realisirnng dieser Ideen die Blicke der Millebciiden ans sich zogen: Pestalozzi wollte dem Volke Hclvcticns, Fichte der kcnkschen Nation -- die nur dem Namen nach bestand — „anshclicn", und zwar lediglich im Wege der Erziehung. Wie liciitzntagc die losi. „soziale Frage" haupt sächlich nach der wirstsichasllichen Seite hm in Erörterung gezogen wird, und zwar io, das; kein wirklich in der Zeit Lebender von diesen Erörterungen n n bccinflnßt bleibt, — so stand damnls die ErzichnngSfragc im Vordergrund des allgemeinen Interesses. Ihr wandte sich auch Fröbrk mit Denken und Thun, mit Wort und Thal zu. Daß er bei seinen Nachforschungen, seinem Nach denken über die Wege der heilsamen Erziehung in manchen Punkten mit andere» ziisainmentras, konnte ihn nur freuen; es erhöhte ein solches Znsalnmentrcfscn nur die Gewißheit in ihm. daß er sich auf dem rechten Wege befinden werde. Zu Denen, welche in vielen Stücken die ähnlichen oder gleichen chNdcigogischen) Anschauungen hegten wie Fröbel, zählen außer Pestalozzi und Fichte: der Direktor der Frankfurter Musterschule Dr. Grüner, der Erziehungsdircltor des Kantons Bern, Schneider, ferner Middendorf und Langethal, die im Feldlager gcsnndenen Freunde Fröbcl'S, welche sich mit ihm später zu gcmeinsameni Wirken verbanden. Fröbel selbst war bemüht, seine pädagogischen Ansichten fort gesetzt zu klären, zu läutern, zu befestigen. Außer von der Philo sophie Hegei's, welche damals (nach Fichtc's Tode: alle Geister anzuzichen begann, hat Fröbel bekanntlich auch von dein deutschen Denker Krame mannigfache Anregungen erfahren und angenommen, wie unlängst in diesen Blättern nngcdcntct wurde. Dennoch ni»s; man sagen, das; Fröbel allen Philosopbcinen der Zeit gegenüber seine völlig selst ständige Stellung behauptet bat; er nahm das geistige Gut von Anderen nur insoweit an. als eS seiner Sehcr- natur angemessen war, als cs seine in Denken sich als konform erwies. Fröbel war vici zu sehr- Natmkenner und Naturforscher, als das; er „Fremdkörper" in dem Ban seines pädagogischen Systems hätte verwenden sollen. Ganz mit Recht sagt daher dcr Vcrfasser deS nntängft gegebenen Vergleiches „Fröbel und Kranse" also: „Fröbel war ein Urgeist aus dem Gebiete der Erziehung, der Erziehung zur Selbstthätiakeit und znm Selbstichaffen." Das; ein solcher „Urgeist" doch auch gern und willig von Anderen an- nnhm, ehrt ihn ebenso sehr, nls cS ihn por Einieitiglciien bewahrte. Freilich weiß man es zur Genüge nns der Geschichte: DaS Genie findet die Bahn, und das Talent geht sie. Fröbel, ais ein Genie und ein Talent zugleich, wäre sicher auch ohne diele» oder jenen seiner Zeitgenossen der große Pädagoge der kleinen Kinder geworden, l als den ww heute ihn schätzen. Wenn man das Verhältnis; eines bedeutenden Mannes zu eine m seiner Zeitgenossen in's Auge faßt, so könnte es dem Uneingeweihten oder Dem. der nicht lange nachdenkt. leicht scheinen, nls ob der Eine sein vornchmliches geistiges Eigenst»»» dem Anderen verdanke; auch betreffs des Verhältnisses zwischen Fröbel und Krause darf man sich nicht beirren lasse» durch Frobel's große Lob- »nd Dankrcdcn gegen Krause: Es liegt in der Natur edler Menschen, wie Fröbel einer war, daß sie auch für die kleinste Anregung den höchsten Dank zollen. So ließen sich gn der Hand der Archive auch Nachweise führen dafür, wie Fröbel beispielsweise einem Erziehungsdircktvr Schneider in Bern, einem Pestalozzi, einem Grnner und Anderen dankbar war. — Außer den Genannten haben noch Viele sich verdient gemacht, nicht nur »m die Ausgestaltung, sondern auch »in die Ausbreitung der Gedanken Friedr. Fröbel's. Dieser batte das Glück, während der drei letzten Jahre seines Lebens (1840 bis 1852) noch zwei Zeitgenossen für die von ihm vertretene Sache zu gewinnen, welche nachmals die größten Förderer derselben wurden : Frau Bcrtka v. Mahrenholtz-Bülow und den Berliner Seminardircktor a. D. Adolf Diesterweg. Neben dicpen beiden Vertretern der Fröbeliache ist eine ganze Reihe von Fröbel's «schillern und Schülerinnen zu nennen als solche Zeitgenossen, welche Fröbel überlebten und sein Werk fortsctzten, aiisbrcilcten. vollendeten! Es würde jedoch wohl zu weit führen, sie Alle unter den „Zeitgenossen" Fröbel's hier anfznführen. Wir gedenken vielmehr, diesen Letzteren noch eine besondere Skizze zu widmen; denn sic waren die Apostel eines originellen Geistes, dessen G»m- nasi n in — wie er selbst sagte — die Natur, dessen 9k cktor der Baum, dessen Universität die Kinderstube und dessen Professoren die Kinder gewesen. . ! —— — — .) Vermischtes. ** Znm Sieg der „ D eu t s ch l a nd" schreibt man aus Londons Der von dem Dampfer „Deutschland" im transatlantischen Verkehr rrrnngene glänzende Sieg hat zur Folge gehabt, daß der Passagier andrang über alles Erwarten stark ist. Für seine nächste Fahrt von Southampton am nächsten Sonntag beträgt das Fahrgeld für die Passagiere erster Klasse allein ZOOM) Mk. Wenn noch das Fahrgeld ziveiter Klasse und die Fracht für die Ladung hin-- zngcrcchnct wird, io mus; die nächste Fahrt ein recht hübsches Sümmchen cinbringcn. Von den 800,000 Mk. kommen 32.000 Mk.! auf den Eisenkönig von Pittsbnrg. Andrew Carnegie, der mit einer Gesellschaft von 17 Personen von Schloß Skibo in Schottland nach Amerika zurückkehck. Ein zweiter amerikanischer Millionär zahlt 10,610 Mk. für sich, seine Frau, seine Schwester und drei Diener und ein dritter 5000 Mk. für sich und seine Frau. Der Andrang zu diesem Damvfcr ist mit einem Male so groß, daß die für die Offiziere des Schiffes bestimmten Räumlichkeiten an Passagiere erster Klasse überlassen werden müssen. Es blüht augenblicklich der Weizen, weil die Amerikaner ans der Heimreise begriffen sind. Daß Deutschland die zwei schnellsten Dampfer besitzt und in Kürze noch eine» dritten — schnelleren — besitzen wird, verursacht natürlich England einige Beklemmungen. „DicS ist das erste Mal in der Geschichte der Dampfschifffahrt," sagt die technische Wochen schrift „Engineering", „daß England bei einem solchen Wettstreit ein Zuschauer und nicht ein Theilnehmer war. Wir hoffen, daß
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