02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001121021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900112102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900112102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-21
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In Numurern nach Soml- und Feier tagen I- bcj. schattige Griuidnilc» so, 40 der ud und M Li«, nach beionderem Tarn. AuLwLrtiae Auilrägr nur gegen Lorausdetablung. ' Beiegbliiller werden mir Id Big. verechnet. kvdvrt 8ödmv jmu .m>.ü°dtc Rlviävrslvüv >» -Mter VsvrZplLiL!8. iU» VieueslcTrahlbcrichte. Hosnochrichten. Arzneibuch. Iugendbundeslag. Verein der Bayern. Denl'ch-L VS»« r-e-L« Aptlszki. Gerichtsverhandluirge». „Kaffer Heinrich". Ein Märchenipiel vo» Bünden. eslccreichcr, Mittwoch, LL. November ItttU-. Netteste Drahtmelduttgen vvnl 20. Siovcrnber. Der Krieg i>l Clrina. London. Ton „Times" wird aus Pelina gemeldet: Eine liroße Anzahl hier lebender Süd - Ebincsen. die für den Winter Befürchtimae» hegen, gehen von hier nach dem Süden. Bedürftige Süd-Chinelen werden von iiiiidtl,öligen Vereinigungen mit Geldmitteln versehen nnd^ in die Hcimalh zurirckbesördert. — Demselben Blatt wird aus Shanghai vom IE d. M. gemeldet: Von gutunterrichtcter Seite verlautet in Tientsin, daß einige Missionare in Taihnensu noch am Leben sind und unter dem Schutz der Mandarinen stehen. London. „Monriiig-Pofl" meldet aus Shanghai vom 19. d. M.: Telegrammen aus Tientsin zufolge haben die Russen endlich die Eisenbahn dem Grasen Waldcrsec nusgeliefert. — „Standard" meldet aus Shanghai vom 19. d. M.: 'Amtliche» chinesischen Berichte» znfvlgc haben die verbündeten Truppen zwei Pässe genommen, die von der Provinz Tichill nach der Provinz Schansi führen. London. TaS „Reulerlchc Bureau" meldet auS Shanghai Nom 18. d. M: Tie Vieekönigc des Bcriigticthalcs stellten die Verschiffung des Rcistributs nach Singniisn ein. weil sic befürchten, daß die Verbündeten deniclbcn Mangen würden. London. Ten „Times" wird auS Peking vom 17. ds- M. gemeldet: Li-Himg-Tichang hat den fremden Gesandten ein aus Singanm vom 18. ds. M. datirtes kaiserliches Edikt mitgethcilt. in welchem die Strafen derjenigen Prinzen und Beamten, die bei den letzten Unruhen als Rädelsführer detherligt waren und deren Verurtheilung zum Tode die Mächte verlangen, festgesetzt sind. Bei Uebcrmittclnng des Edickls erklärte Li-Hung-Tschang, die in demselben festgesetzten Strafen seien die äußersten, die der Hoi zu verfügen in der Lage sei. Li-Hung-Tschang wiederholte dabei die stereotype Ausflucht aller chinesischen Unterhändler, ihm und Liching sei vom Koster strenge Bestrafung angedrohl, wenn es ihnen nicht gelinge, die Gclimdten zur Annahmc dieses Komprv-- misseS zu bringen. Tic beringten Strafen grenzen an's Lächerliche. Herzog Lan werde unter Entziebung wirres Gebalts in seinem Range nm eine Stufe niedriger gestellt. Ein Anderer werde dazu verurtheilt, in der Zurückgezogenheit über seine Sünden nach- zudenken. Tschaotschuchinn werde seines Ranges für verlustig er klärt. behalte aber lein Amt. Peking. Die Wiederherstellung der Eisenbahn Pekrng - Tientsrn wird bis Ablauf dieses Monats beendet. Üeberdies sind Vorbereitungen getroffen, die eine Verlängerung der Bahn bis zur Stadt Peking mit einem Bahnhofe dicht beim Temvel Herstellen. Die Russen rlrnn noch immer nichts Ernstliches zur Ausbesserung der Sclianhaikwan-Bahn. Wie cs beißt, soll sedoch versucht werden, den Hafen von Taku vfsen zu halten. Wenn dies gelingt, werden die Truppen hier und in Tientsin pon der Schanhaikwen-Bahn so gut wie unabhängig sein. Hongkong. I» chinesischen Kreisen heißt es, eine gewisse Macht habe die Erkanbniß nachgeiucht. einen die Stadt Canton beherrschenden Hügel mit Truppen besetzen zu dürfen. Tiefe Nachricht ist nicht beglaubigt, die Eantanescii aber befürchten, daß Frankreich Absichten auf die Stadt habe. im Felde stehenden Armee, Tie deutsche ici in mancher Beziehung, namentlich durch rasches feuern und bessere Bremsvorrichtung überlegen, obschon das Kaliber des deutschen Geschützes nicht g:oz io groß sei. Tas aincrikanstche Geschütz werde sehr oclev!. namentlich uon dein rmsischen General Lcneivitich. Tokio. 2m „Staatsanzeiger" wird die Ernennung des bisherigen japanischen Gesandten inr Haag EHindu zun, Gesandten in Petersburg veröffentlicht. Berlin. Tic Kriminalpolizei hält angenblicklich bei bol Nischen Studenten Haussuchungen ab; es soll sich um geheime Verbindungen bandeln. Köln. Wie in der Gcneralvcrsammlmrg des deutschen Vereins vom heiligen Lande mitgctheilt wurde, sollen ein neues großes Pilaerhaus und eine deutsche Schule in Jerusalem gebaut werden. Die dcnffchen Ierujalempilger haben während der Reise vom heiligen Lande nach der Heimath bereits 15 UM Mk. zu diesem Zwecke gesammelt, auch ist in Köln cirrc tsammelstellc gebildet worden. OclSnitz i. V. (Priv.-Tel.) In letzter Nacht brannten im Nachbarort Goernitz. wie man amrimmt. in Folge Brand stiftung, acht Wohnhäuser nebst Wirthschastsgebüuderi nieder. Ein Mann trug bei den Rettungsarbcilen schwere Brandwunden davon. Wien. Die „Politische Korrespondenz" meldet aus! Konstantinopel: Ter Minister des Aenßeren Tcwsik Pascha hat! dem Großvczirrath den Vorschlag unlcrbrcitet. den Schutz der ml 2apan lebenden türkischen Unterthancn Deutschland anznvcr- trauen. Wien. Das „Frcmkcnblatt" vernimmt, daß zwischen dem j Estenbahnminister, dem Finanzministcr und dem Vertreter der! Siidbcrh n Verhandlungen slatlsstrde». um einen Modus zu! sjridcn. den Kauffchillingsrest für die Strecke Wien—Triest von i rund 28 Millionen Kronen auf einmal zniückzuzahlcn. Tic Ver handlungen ncbmcn dem ..Fremdenblatt" zufolge einen günstigen j Verlauf und lassen ein befriedigendes Ergebnis; erhoffen. Wien. Die Erzherzogin Marie Valerie, Tochter des KafferS! und Gemahlin des Erzherzogs Franz Salvator, wurde in Walliee von einer Prinzessin glücklich entbunden. Pari s. 2n der Devutirtcr, kn m in c r wird die Berath-! uug des Budgets des Ministeriums des Aenßeren Der Sozialist Sc-mbat sagt, wen» China eine Enstchädigniig zahlen . diescr^saad wa^ solle, müsse es eine Anleihe machen oder den europäischen Kauf- waren mehrere zerren leuten 'Monopole bewilligen, was die Möglichkeit eines zukünftigen! Konfliktes vermehren würde. Redner verlangt die Verlegung der s Gescmdtschasieir nach Tientsin und die Zunickbcrufiing des größeren ; Theites des Erpedrtionskorps. Tenns Eochin begrüßt die Note; Delcgssä's mit Beifall und befürwortet die gemäßigten Beding-! urigen derselbe». Paris. Sämmtlichc republikanischen Blätter geben ihrer; Freude darüber Ausdruck, daß der A n g r i s s d cr Nationa listen auf das Ministerium in der gestrigen Sitzung der Tevutirtcntammcr gescheitert ist. Sie sprechen gleichzeitig die Neberzeugung auS, daß' die gegen den Minister Dccrais gerichtete Verleumdung von den Kongregationen ausgegangen sei, die das Ministerium uni icdeii Preis zum Rücktritt bringen wollen, um die Annahme des neue» VereinSgcsctzentwurscs zu verhindern. „Libre Parole" hält die Behauptungen betreffs des angeblichen Ordensschwindels ansrecht und verlangt, vor das Schwurgericht gestellt zu werden. Paris. Tie Akademie der Wissenschaften hat den Berliner Mineralogen Professor Tr. .Karl Klein einstimmig zum karre - spondirendcn Mitglied gewählt. London. Zur gestrigen Rede des Reichskanzlers Grafen Bülow schreibt die „Morning Post": Ein vom deutschen Stand punkte aus bewundernswürdiges Merkmal in den interessante» Ans- sührnngcii des Grafen Bülow ist der darin zu:» Ausdruck gebrachte Vorsatz, die Rechte und Interessen der deutschen 'Nation zu wahren. In der Rede ist auch kein Wort, das nicht vollkommen legitim ist, oder das die Empfindungen anderer Nationen verletzen Ocrtliches und Sächsisches. Dresden, 20. November. ^ Heute früh begab sich Se. Maicstät der König nu Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg zur Hochwild,aast aus Tharandtcr Revier. Ter Königliche Sonvcrzng traf Vor mitiagS x Nhr !0 Min. in Tharandt ein. Mi! Emladnngen zu dieser Jagd waren mehrere Herren ans Tharandt und Umgebung ausgezeichnet. Tic Königliche Iagdtcstel undct rni Hotel ..Alber, Salon" zu Tharandt statt. Die Rückfahrt von Tharandt wi'd heute Abend 7 Uhr 5 Min. mit Sonderzug erfolgen. — Die in Sibnlleiwrt abrchaltenen K ö n: g l. F a >'a n e n - iagdcn haben folgendes Resultat ergebe,': Iltl Fasanen. Hierzu kommen: l Rcb, 191 .Msien, lll 9,'cbl,i>h>>er, 190 Kaninchen. I Fuchs, 5 Raubzeug. — 'Nach einer neuerlichen Verordnung des Königs. Mim ileriums des Inner» tritt einem Bcichllioe des Bundesraths zu folge an Stelle der zur Zeit in Geltung befindlichen dritten Aus gäbe des A r znci b n ch e s mit Nachtrag vom 1. Januar 1900 ab dir vierte Ausgabe, die im Verlage von R. v. Decker lG- Schenk zu Berlin erschienen ist. Unter Aushebung der Verordnung vom 9. Te zember 18kt0 giebt mit Rücksicht hieraus das Minnerinm neue 'Au Weisungen an die Apotheker Hiernach find die Avothctcr dafür verantwortlich, daß die i» ihren Apotheken vorhandenen Arznei mittel 'änimtlich von guter und echter Beschaffenheit sind und, sc. weit sic sich in dem Arzneibuch ausgcfülnt finden, den darin ge gebcncn Vorschriften hinsichtlich ihrer Güte und Zniammeinctznug genau entsprechen, widrigenfalls sic nach Befinden außer der Kon Nskation der untauglich oder vorschriftswidrig befundenen BorräM noch verlrältnißmäßige Ahndung zn erwarlen hoben. Die Apotheker dürfen zwar diejenigen chemischen und vbarmcrcentischenPränarate. die sic iclbst zweckmäßig anzufciligcn behindert sind, aus andere,: Apotheken, chemöchen Fabriken odcr Trog»enl:and!ungen entnehme,. sind aber snr die Reinheit und Gifte der angekauiten Präparate verantwortlich. Wenn bei Fertigung . eines Rezeptes Zweifel oder ^ Bedenke rücksichtlich der Zusammensetzung oder der angeordneten könnte. — „Tcriln News" sagt, daß Lord saalisbrmi. wem, das! Dosis cintreten. so ist der Avvtheker verpstrchtct. zuvörderst von Parlament Zusammentritt, dem geduldig wartenden Lande vielleicht dem 'Arzte der es verschrieben hat. Ausschluß darüber cimuziehei!. offenbaren werde, welche Vorthcile England von dein de»tsch-cng- lffchen Abkommen habe. — „Standard" sagt, die Rede des Grasen Bülow war würdig, seit geschlossen und vcrlöhnlich: sie wurde mit gutem Temperament und mit Höflichkeit gehalten und dabei mit nicht mißznverstchendcr Festigkeit. Sie verkörpert ein klares, festes Programm, das, wie wir glauben, auch in diesem Lande für richtig gehalten wird. Konstantinopel. Gegenüber falschen Meldungen aus wärtiger Blätter stellt die „Agencc de Eonstantiiivple" fest, daß der Sultan sich einer vortrefflichen Gesundheit erfreut. Kopenhagen. 'Neuerdings hier cingctroffenc Nachrichten schildern die Krankheit des E; arcn als sehr bedenklich. Die russischen offizielle» Telegramme scheinen den Ernst der Lage zu verheimliche». Namentlich die Herzschwäche des Ezcrren füll Besorgnisse erregen. Belgrad. Prinz August von Koburg ist aui der Reise zn seinem Bruder, de», Fürsten Ferdinand von Bulgarien. im E rienl Expreßzngc plötzlich er kra nkt und mußte in Neusatz die Reise unterbreche». Washington. In Folge ungünstiger Beurtheilnng des amerikanischen Feldgeschützes ersuchte der Gencraladintant Eorbin am l5. d. M- telegraphisch den General Ehassee um Mit theilung des ThatbcslandeS. Ehassee erwiderte darauf, die amcrika nischc Artillerie sei bester als die irgend einer anderen in China Tic Nichtbesvlgung dieser Vorschriften zieht ent'prcchendc nach sich. - —" Z» gemifthlichem Zwammenlein vereinigten sich a:! Sonntag Abend in den gastlichen Räumen deS „Keglerhcüns" di? Mitglieder des nunmehr seit 15 Jahren bestehenden, unter dem Protektorate des Königt. Bayrischen Gesandten Freilrerrn v. Nie: Hammer stehenden „ V c r e i» der Bauern" zu Dresden. Es war fist den Abend keine besondere Festlichkeit geplant, sondern nur der Versuch gemacht worden, znm ersten Riale für diesen Winter di ' bayrische Gcoiüthlichfeii :n kvnzentriren. Dieser Versuch ist nach den Worte» des Vorsitzenden. Herrn Ludwig Keck, voll gelungen. Er wünschte, daß alle Gäste sich gemulhlich und ungezwungen sichle» möchten. Die beste Medizin gegen alle Grillen >ei en" llnmvristiiche, wackersidele Stimmung, die bei den Bayern stets zu finden ist. Bei der Liebe und Anhänglichkeit für das »Höne Pavernland soll aber auch das neue Hcinialbland Scichfl'n nicbt vergessen werden und die hier gewonnenen Freunde. Gerade jetzt in der Winterzcit. und in, Hinblick ans die bevorstehende Weihnacht-- zeit, da so viele bediirikige Landsleute zn niftcrflntzen sind, gelte e - ein festes Zniammenschließen und ein Werben neuer Mitglieder. Tie gcmüthvolle und mit Humor gewürzte Rede schloß mit einem ..Hoch" aus das schöne Baycrntand. Tie Sängerschaft des Vereins brachte einige Heimathliedci zu Gehör. Inzwiiche» war aber auch der Tan; in lein Recht getreten und fand lebhaften Zuspruch. Der gegenwärtig 195 Mitglieder zählende Verein gedenkt am 20. Dezem Kunst und Wissenschaft. A" Im Königt. Schauspielhaus«: gelangt Donnerstag! den 22. d. M. — außcr Abonnement — die oreiaktige Tragödie ..Gigante n" von Otto Erler zum ersten Male in nachstehender Besetzung zur Aufführung: Tnraipbul: Herr Wiecke; Ardns: .Herr Müller; Kleon: Herr Bauer; Patnr: Herr Winds: Thana: Frl. Serda: Ein Söldner: Herr Lcichert; Adelige: Herren Walther, Olbrich. Willi und Eggerlh. ff* Reside n z t bcater. Ta des Qnitzowdichters Schauspiel ..Die Tochter des Erasmus" nicht hielt, waS der nicht unbeträcht liche Errolg des ersten Abends versprach, so konnte man nichts Besseres thun, als seinen „Kaiser Heinrich" wieder siegreich eiiiziehen zu lassen in das Haus, dem er in Dresden vor drei Jahren seinen ersten rauschenden Triumph zn verdanken hatte. Ueber das Werk und seinen Werth bedarf cs heute nur weniger Worte reknpitnlirender Kritik. WaS die Dichtung an theatralischem Schwung und strenger Geschlossenheit der Scencnsnbrnng gegenüber dem „König Heinrich" bisweilen vermissen läßt, an rapider Steigerung und rascher Abwickelung seiner Jahrzehnte iimwamieiidcn Hand lung. das ersetzt sic reichlich durch Feinheit der Charakteristik und psychologische Vertiefung, die man sonst weniger an Wildcn- bruch und seinen Dramen rühmen kann. Ja, mit der Schilderung »S jungen Heinrich, des entarteten Sohnes seines gewaltigen kaiserlichen Vaters, ist der Dichter mit großer Kühnheit an die Lösung eines psychologischen Problems gegangen, das ungemein zu interessiren und die Spannung bis znm letzten Augenblick wach zn holten weiß. Man vergißt darüber sogar die Schwächen des breit und schwer die Exposition bringenden ersten Aktes und die Längen des von reichem Episodenwert umrankten zweiten Aktes, der sie Handlung langsam in Fluß bringt, obwohl das Interesse an der Charakterentwickeluna des jungen Helden durch die Antyeilnahme an der Tragödie des sterbenden Kaisers bis znm Schluß des dritten Aktes stark beeinträchftgt wird. Die dramatischen Gescheh nisse. die erst nach dem zweiten Auszüge mit voller Kraft und Wucht einietzen, um von da an in rascher Folge das Schansviel auf seine Höhe zu führen, meistert der Lichter auch in „Kaiser Heinrich" mit be wunderungswürdigem Gesckflck, am sicherste» da, wo es die beide» bedeutungsvollsten Momente der Dichtung: Len Tod Kaiser i Heinrich IV. nnd den Rachrschwur seines Sohnes in der Peters- ! ltrchc zu Nom in dos Helle Licht einer glänzenden theatralische» Kunst zu rücken gilt. Daß es dem Werke a» zahlreichen dichterischen Schön ' heilen nicht fehlt, beweist namentlich der dritte Akt. in den, der sterbende Kaiser Worte von ergreifender Bedeutung ivricht, und die Poesie des Festes aus der Donauwiese zu Rcgeiisbnra. die dem Dichter der ..Kindcrthränen". jener rührende» novellistischen Studie, ans übervollem Herzen erblüht ist. Der Bühne bietet Wildenbrnch allentbalben in seinem „Kaffer Heinrich" die dankbarsten Ausgaben, vor Allem der Regie und den Trägern der Hauptrollen: beide Faktoren müssen sich vier gegenseitig in die Hände arbeiten, um den starken Scencn die nachdrücklichste Wirkung zu geben. Das gelang gestern kaum allenthalben. DaS scenischc Ineinandcrgreifen klappte nicht mit der »öthigcn Präzision, das Tempo konnte ein gut' Theil beschleunigter sein, die Episodenspielcr behcrnchten textlich nicht sicher genug ihren Part, und dem Ganzen fehlte der große, hinreißende Zug. So mußten denn die Vertreter der beiden Heinrichsrollen, die Herren Gustav Starckc und Adalbert Matkowskydas Interesse an der viel zn gedehnten Aufführung beinahe ganz allein beleben und in Spannung erhalten: dag sic das vermochten, ist ebenso sehr dem starken dramatischen Gehalte ihrer schauspielerischen Ausgaben, wie der Größe nnd dem Schwung ihrer darstellerischen Kunst zu danken. Beide, niit ganzem Herzen bei ihren Aufgaben, hatten Momente von tiefgehendster Wirkung, so daß man ihre unsichere Umgebung bald übersah und den Worten des Dichters nur aus ihrem Munde lauschte. Herr MatlowSky. glänzender als bisher während seines Gastspiels dispvnirt und auch zielbewußter in Haltung und Spiel, legte den größten Nacbdurck aus die allmähliche Wandlung in dem Charakter seines Heinrich, den cr mit einem Reichlhum au feinen Zügen zeichnete, der alle Die überrascht haben wird, welche die Leistung des Künstlers in der gleichen Rolle vor drei Jahren zu sehen Gelegenbeit hatten. Das war Alles fertiger und tiefer, reifer und feiner in Maß und Art einer von bedeutenden physischen Mitteln unterstützten ursprünglichen Kunst, die gepaart ist mit dem Zauber eines hinreißenden Temperaments, eines überschaumenden Naturells. Gleich vornehm und stylvvll. wenn auch ganz anders ge artet und auf wesentlich andere» Voraussetzungen ausaebant. nahm sich der Kaiser Heinrich des Herrn Gustav Starckc aus. Die würdevolle Hoheit, die dem alternden Herrscher, dem nach kampf- froher Jugend die Sehnsucht nach dem ewigen Gottesfnrde» in l mächtigen Wogen in'S Herz slnthet. schon in seinem Aenßeren eh, ! fllrchtgcbrcteiiden Eindruck sickert, war ebenso gut scflgehallen ! wie der Adel der von müder Resignation durch:stierten Diction ! die den oft wunderbar Poetischen Gedanken des Dichters Ausdruck giebt. Ten Höhepunkt seiner Leistung suchte nnd fand der Künstler in der ergreifenden Stcrbetccnc mit ihrem berühmten..Deutschland, bleibe jung!", in der er sur die tragischen Accente Töne von er schüttelnder Eindringlichkeit am'chlug. welche die verzen der Hörcr zu tiefst trafen. Von den zahlreichen übrigen DarUellern Verdiener! nanicntlich hcrvorgchoben zn werden die vcrren Reiter für sen»' leidenschaftliche Durchführung der Rolle des jungen Eonrad und Frieic für seine nicht übel chargirte Leistung als Hansnarr Vohbnrg's. Alle anderen Mitwirtenden müssen sich mir einem summarischen Lobe begnügen, das sic wenigstens für ihrer Eifer beanspruchen dürfen. Recht störend siel, um eine Aenßcrlichlest zu erwähnen, die falsche Aussprache des NamenS Paichalis ans; der päpstliche Mummelgreis hieß nnd heißt Paschurs und nickt PiischaliS, was zn seiner sprach!'.'gen Rehabilitation sestgestellt werden soll. — Der ärmere Erfolg der 'Aufführung war wieder außerordentlich nnd dokiuiiemiftc sich, besonders nack der Sterbe icene im dritten Akte und nach dem „Rache für Ennos,a!" des vierten Auszugs, in zahlreichen Hervorrufen der Herren Mat- kowsky und Starckc. die in gerechtem Selbstbewußticin den Ruhm des Abends für sich in Anspruch nehmen dürfen. P. A. Wolfs !* Für die im nächsten Jahre in Aussicht genommenen Fest spiele in Bayreuth ist — was weitere Kreise intercisircil wird — auch der hiesige jugendliche und stlmmbegabic Hosopernsängcr Franz Pctter verpflichtet worden. Ein Märchenspiel von Blinden. Kvnigswartha, 18. Nov. > Den Bewohnern unseres Ortes wurde am Sonntag Nach-, mittag, aus Anlaß des Stiftungsfestes der hiesigen Kvnrgl. Blindenanstalt, ein in seiner Art einzig dastehendes Schauspiel geboten. Wenngleich dem Eintretenden in die Blindenanstalt durch das Begegnen aller Blinden voni Greise bis znm Schulkind herab die! Wehmuth in's Herz zieht: obgleich man beobachtet, wie unbeholfen' und doch wie behende die Blinden mit ihren Augen- den tastenden
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