Dresdner Nachrichten : 10.12.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190012106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19001210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19001210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-10
- Monat1900-12
- Jahr1900
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
-
7
-
8
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.12.1900
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Zerugrgedllhr: dmck> Dir.Dr^tmrrNachriSien" eE»« »»>«« ««,»»» »re Brzirdrr in Lrrtdoi und drr nächlien Umaednua. w» die Lutroaun, durch riarnr Boten oder SomiNllswnäre ettotat. erdarim da« Blatt an Wochentag«, die nicht a»i Lonn- oder Feiertage «ol,e». m «M Lttilausaad« Ndcads und »er,«» »naciiellt. Skr NiUaad« «jnae'andtcr Schrift- ftücke leine Leidtudlichleit. Kernivrechanichltzf,: »«t » »-. u ». »r. SV»«. Lelerramm-Sdreiie: »achntcht,« »»»«den. I. Vrv8äa«r lMlilrcl,,"""" »SSL St-rLudel185« La»»rUot>» ,ükne I wt«i»» Dwi-o v»tlln«ür. Sk, I., «Sfr- Llittelotr. SpootaüUtt: Ü6l)l88öa»a»>«>p>»««> k'snuiprvedstoUo Xr. 878. l. LlnrslL« vü<1 I V^eLsv»rd«üoL. klomdtrnog«». I Lodmvrrlos» 2Lkvap«r»tioovv vtv. Telegr.-Adresse: Nachrichten. Dresden. <LioMux «e. kllo«»^E« L». »5 i llowoUlvnlvsLllsvkys K lvsütllt »slso ÜLllgS«. XuskvLrl. Dustr. : L k VLo üvilMirkuo^« ä. ^ 50 tt. lolkmauil, Uellter L ko. Zßz e.„ ll»«kl8»r:kV, 8o«»tras»«, «nnkdao«, ZI M) D Lrowvoackvn 8ekto, l,»cl«ll Iv. « « » « 8 D . -a '. ..!.^.. . ——— 8et«Iel «k >amnurill'8 Sililii-iscliilien ^5 IU»opt- Hl ^ssl««IvnLüIir. Lobertdrall bsktv Llarlce von leiste»', i Lbi'istiLllis, von limclorn xorn go- uoninwu. lftsocbs kck., L Llaric, Gl I.7S Lluric unä A.rric. ^ ioüekeiilirdei'llii'iui , Plnsoko 7S Ltg. -I I-I-ovIw t.2S Ltß. na«l» AS» N! igl. 0os-Hp0M>tt. Nr. 34«. Spiegel Neueste Drahtberichte. Hosnnchrtcdten, Jubiläum des konservativen Landesvcreins, Natlonallib. Landcsverein. „Hcimath", Monod-Conecrt, Eoncert dcr König Albert-Ttislung Brieskelle». Montag, lO.Dezcmlier 191)0. Neueste Drahtmeldnngen vom 9. Dezember. Pelina. Ta der Gesandte Pichen erfahren hat, das, nach dem Indochina benachbarten chinesischen Gebiet große Mengen von Waffen einaefiihrt und dort Truppen anaesanimclt werden, hat er T'ching und LI-Hung-Tschang ein Schreinen zugehen lassen, in welchem er von ihnen verlangt, diesem Vorgehen ein Ende zu machen. Frankreich würde anderenfalls genötlngt sein, Maßregeln zu ergreifen, um die Sicherheit seiner Grenzen zu schuhen und etwaige Uebert'älle von Räubern mit Wastengewalt zu unterdrücken. — Tie fremden Gesandten werden am Montag zusammen treten, um sich bezüglich der Prüfung der Vollmachten Dchiiig's und Lt-Hung-Tschang's zu einigen. Mehrere Gesandte halten dieie Vollmachten für zu ungenügend, um mit ihnen die FriedcnSnnter- handlungen einzuieiten, die. wie man glaubt, demnächst beginnen sollen. Peking. Der Takil-Außeiihafen ist z u g e s r o r e n. Fünfzig Schiffe sitzen im Eise. fest. Berlin. Die „N. A. Ztg." meldet: Zu der vom stiindigen Bureau für internationale Schiedsgerichtsverfahren im Haag zu führenden Schiedsrichterliste sind als deutsche Mitglieder angemeldet: der Senatspräsident des Reichsgerichts, Wirkl. Ge- heimratk Bingner. der Vortragende Rath im Auswärtigen Amt Wirkl. Geh. Legationsratl, v. Frnntzius, der Oberverwaltungs-Ge- richtsratb v. Martik und dcr Professor an der Universität Güttingen. Geh. Justizrath v. Bar. Potsdam. Der Kaiser nahm gestern Vormittag noch die Meldungen des neuerncrnnten Marine-Attaches der großbritanni schen Botschaft Commanders A. W. Ewart und des neue» Militär- Attachss der Vereinigten Staaten Major Jones Brown Kerr ent gegen. Nachmittags unternahm das Kailecpaar eine» Spazier gang. Heute Vormittag besuchte das Kaiftrvaar den Gottesdienst m der Garnisonkirche zu Potsdam. Später empfing der Kaiser den neuemannten Bischof von Paderborn. Dr. Schneider in Audienz. Luxemburg. Ueber einen Unfall auf dem Hüttenwerk DMerdinaen. der sich bereits am Freitag ereignete, liegt hier folgende Meldung vor: Die oinaestü; te Brücke führte über Erztaschen, und der Einsturz eriolgic tu dem Moment, wo drei geladene Waggons von einer Lokomotive berangebracht wurden. Das herabfallende Erz verschüttete drei Arbeiter: einer derselben ist gellem gestorben, die beiden anderen dürsten mit dem Leben davonkommen. Die Lokomotive blieb oben. Der Betrieb ist nicht gestört. Wien. Kaiser Franz Joseph hat heute Mittag den Deut schen Botschafter Fürsten zu Eulenburg in fast einslüudiger Audienz empfangen. Sr. Etienne. In der vergangenen Nacht veranstalteten 200 Personen im Anschluß an eine Volksversammlung eine Kund gebung unter Entfaltung einer rochen Fahne. Dir Poluei- beamten entrissen ihnen die Jahne: bei dem Gedränge wurden zwei Bolizeikommiffare verletzt: zwei Personell wurden verbastet. Madrid. Bei einen, Eise »baknz ns ammenst aß auf der Linie Cordoba - Belmez sind, wie letzt festgeslellt, 16 Personen verletzt worden: man glaubt, daß unter den Trümmern sich auch noch Tobte befinden. Alle getödtcten und verletzten Personen waren bei der Ausbesserung der Bahnlinie beschäftig«: Arbeiter. Johannesburg. Die Aushebung für die Truppe der sogenannten „Rand Rifles" schreitet fort. Jeder kriegstüchtige englische llnterthan wird zu der Aushebuna hcrangezogen nnd ist Zinn Dienste innerhalb und außerhalb Transvaals verpflichtet. Die Einzäunung Johannesburgs mit Stachelvraht ist nahezu vollendet. Es werden alsdann nur fünf AuSaänge bleiben und es wick» für Niemand möglich sein, dem Feinde Nahrungsmittel zu liefern. Die Entferuiig der Bevölkerung aus dem umliegenden Gelände schreitet fort. Hunderte von Frauen und Kindern treffen hier ein und werden in dcr Rennbahn untergebrackt. Durban. Ten Buren gelang cs. 130 Remoiitc-Pferde wegzunehmen, welche zur Front gebracht werden sollten, indem sie in der Nähe von Vlaklaagte-Station gegenüber von Standerton einen Zug anhielten. Eine andere Abtheilung nahm eine Anzahl Vieh und Schate von den Farmen weg und brachte sie zu dem in der Nähe von Vlaklaagte stehenden Buren. Oertliches und Sächsisches. — Ihre Majestäten der Kön i g und die Königin wohnten gestern Vormittag dem Gottesdienst in der katholische» Hofkirche bei. Nachmittags um 5 Uhr fand in der Königs Villa in Strehlen Familientafel statt. — Se. Königs Hoheit Prinz Friedrich August hält heute in Jahnishausen Jagd ab. — Prinz Heinrich von Schönburg-Waldenburg. Rittmeister und dienftthuender Flügeladjutant des Kaisers, ist mit Gemahlin aus Potsdam hier eingetroffen und im Hotel du Nord abgestieaen. . — Zum Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht Bautzen ist vom 1. Januar ab Herr Staats anwalt Justizrath Arwed Martini aus Leivzig ernannt worden. — Die Festversammlung, welche aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen gestern Mittag im Saale des Berrinshanses stattfand.hatte eine große Zahl von gestlheilnehmern von nah und fern zusammrngesühit. Außer dem ersten Bice-Präsidenken des Reichs tags, Herrn Kammerherrn v. Frege-Weltzien. dem Vorsitzenden des Geiammtvorstandes der Deutsch-Konservativen, deS Landesdirektors der Provinz Brandenburg und Vice-Präsidenten des preußischen Herrenhauses Freiherr» v. Mantcufsel. dem Vertreter der konser vativen ReichSlagsllaktion v. Levetzow und dem Führer der Konser vativen im preußischen Abgeordneienhauje Grasen v. Limburg- Stimm, vielen ttleirbstagsabgeockneten und Mitgliedern beider Kammern des sächsischen Landtags waren u. A. zu bemerken die Herren StaatSminister Dr. Schurig. v. Metzsch, v Watzdorf und Dr. v Sehdewitz, sowie Staatsminlster a. D. v. Nostltz-Wallivitz und Wirkl. Geh. Rath Meusel, Generaldirrktar der Staalseisen- . bahnen v. Kirchbach, Polizeivräsident Le Maistre. Oberbürger meister Geb- Finanz catb a. D. Beutler. Bürgermeister Lcuvold. KreiShauptleutc Forker-Gchubauer und v. Welch Amlshanvtleule ,v. Trübem.. V. Carlowitz, v. Süßmilch, Hallbanec. Beaer. Dr. >Uhl«ann, Geh. Regimnigsräthe Tr. Mutig, Tr. Rumpelt, Kammerberren Sahrer von Sahr-Dahlen und -Ehrenberg. v. Opel und v. Stammer, Generalmajore v. Schönbcrg und Excellen; v. Hodenbera rc. Eröffnet wurde die Fcstvcrsammlung durch den Vorsitzenden des Landesvereins Herrn Geh. Hosrath Dr. Schober, der nach einem kurzen Rückblick aus die Entstehung und Entwickel ung des Landesvereins und einem Blicke auf das Programm der koiuervativen Partei, das er in jahrelanger ernster Arbeit dank der treuen, unermüdlichen gewissenhaften Thätigkeit einer großen Zahl für die konjervative Sache begeisterter opferfreudiger Männer zu verwirklichen bestrebt gewesen und die ihn ans eine lange Reihe von Erfolgen zuriickblicken lasse, unter herzlicher Begrüß ung allen Anwesenden für ihr Erscheinen zur Jubelfeier des Ver eins, der zugleich mit allen treuen Sachse» die Wiedergenesung des besten und edelsten Fürsten von schwerer Krankheit feiere, dankte. Der Redner schloß mit einem Hoch aus das deutsche Vaterland, Kaiser Wilhelm und König Albert, dem die Versammelten begeistert zu- stimnttcir. Daraus trat Herr Freiherr v. M anteu fsei an das Rednerpult, um Namens des Geiammtvorstandes der konservativen Partei und der Deutsch-Konlervattven dem Jubelverein herzliche Grüße und Glückwünjche zu übermitteln. Er gedachte beionders dcr treuen und fleißigen Mitarbeit der sächsischen Konservativen im Reichstag, die den Deutsch-Konservativen vielfach leuchtende Vor bilder an Energie, Fleiß und Leistungen gewesen und von denen ungewöhnlich viel Anregung ausgegangeu sei- Die Erfolge, die der Verein erzielt in schweren Kämpfen, würden nicht nur von den Konservativen, sondern auch von ihren Gegnern anerkannt, denn jeder vernünftige Politiker muffe gestehen, daß ein Staat nnr gedeihen könne, wo erne starke, selbstbewußte und fleißige kon servative Partei eristire. wie das in Sachsen der Fall sei. Redner brachte schließlich" dem konservativen Landesverein im Königreich Sachsen ein Hoch. Im Austrage der deutsch-konkervativen Frak tion des Reichstags sprach der vormalige Reichstagspräsident v. Levetzow den» Jubelvereine herzliche Glückwünsche, Gmß nnd Dank aus. Dcr Verein, hob Redner hervor, sei in den 25 Jahren seines Bestehens zu einem mustergiltiaen gestaltet worden. Er habe eS verstanden, in Organisation nnd Leitung Unübertroffenes zu leisten nnd dementsprechend seien seine Wirksamkeit und seine Er folge. Redner ließ seine Ansprache ausklingen in einem ..Vivat. orsscLt, störest in setsrouirr!" ans den Jubelverein. Darauf dankte im Namen der Konservativen des preußischen Abgeordnetenhauses Graf v. Limburg-Stimm für die an sic ergangene Einladung zu dem Feite und überbrachte ebenfalls deren herzliche Glückwünsche. Deutschland könne den Sachsen nur dankbar sein für die schöne »nd herrliche Organisation der konservativen Sache, wie sie bestehe: das sei die belle Stütze für eine gedeihliche Fortentwickelung des Deutschen Reiches. In Preußen wolle man versuchen und sich bemühen, eS Sachftn gleichzuthun. Es folgte hierauf ein inter essanter und fesselnder Vortrag deS Hern, Justhraths Ovitz- Treuen. Bicepräsidenten der Zwecken sächsischen Ständelammer, über den Konservatismus und seine Ausgaben in der Gegenwart. Zu keiner Zeit habe das Gesetz, daß nur der Starke, daß nur Derjenige em Recht aus Existenz habe, der täglich den Beweis für seine Eristenzberechiignng sichre, in so gewaltiger und rücksichtsloser Weist gegolten, wie in der Gegenwart, noch nie sei ein solcher An sturm auf die Entfaltung der besten Kräfte dagewesen, der die Wahl stelle, entweder zu nnrerliegen und ihn über sich hinweggehen zu taffen oder ihm die Spitze zu bieten. Im Bewußtsein 'einer inne ren Kraft und der Tüchtigkeit seiner Grundsätze habe der Konser vatismus letzteres unternommen und dem Prinzip überhasteter Ent wickelung das Vrinziv der Stetigkeit, dem des Materialismus das einer sittlichen Weltordnung, dem einer schrankenlosen Freiheit das einer geadelten Freiheit entgegen gestellt. Dick Stolz könne es ausgesprochen werden, daß der Konservatismus jene Bewegung überwunden, und wenn sie auch noch lange nicht ihr Ende erreicht habe, so sei doch entschieden und gewiß, daß das Neue das Alke nicht zu überwinden vermocht, daß das Alte vielmehr sich lebenskräftig und anpassungsfähig erwiesen habe. Dem Kon servatismus sei das aber »nr gelungen in Anknüpfung seiner in die Tiefe gehenden Grundsätze an Monarchie und Ehristenthum Im Werteren verbreitete sich dcr Vortragende über die Stellung der Konservativen zur Weltpolitik, in die das deutt'che Volk ans der abgeschlossen binrcr ihm liegenden Aera europäischer Politik elngelreten. Nur das Erreichbare solle erstrebt werden und nicht blos Machtgelüste sollen uns dabei leiten, wildern vor Allem das Bewußtsein unserer weltgeschichtlichen Sendung und unseres sozialen Berufes. Dabei müsse unsere Thätigkeit auf der Aus bildung unserer inneren Organisation ruhen. Nnr wenn die innere Organisation eines Volkes feit gegründet sei. werde ein Volk seine Weltmnchtstellung auf die Dauer behaupten können. Zur Be sprechung der sozialen Frage übergehend, bemerkte Redner, daß namentlich die konservaiwe Partei des Landes berufen war. den den OrdnungSparteren von der Sozialdemokratie bingeworfenenen Fehdehandschuh auf diesem Gebiet aufzrinehmeir. Nie habe sie im Arbeiter den Feind gesehen, sondern immer nnr den Irrenden, und mit nie ermüdender Geduld habe sic sich angelegen rein lassen, auf klärend zu wirken und daraus hinznweiien, daß die soziale Frage allein befriedigend gelöst werden könne rm Rakmen der gegebenen Staats- und Gesellrchaftsordnung und keine Gelegenheit vorüber gehen lassen, um zur Besserung dcr materiellen Lage des Arbeiters beizutragen. Der Vortragende gedachte hierbei dankbar der den Konservativen von der nationalckbcralen Patter geliehenen Unter stützung im Kampf gegen die Sozialdemokratie und streifte darauf die Aenderrrng des sächsischen LandtagswahlrecktS, von der er der Ueberzeugrrng Ausdruck gab. daß der sächsische Arbeiter zu ver ständig sei. um nicht zu erkennen, daß diese Maßnahme nicht gegen ihn, sondern lediglich gegen die Sozialdemokratie und insbesondere gegen deren verwerfliche Grundsätze gerichtet sei. nnd er vertraue darauf, daß die Konservativen keine Gelegenheit versäumen, sein Wohl als ein gut Theck des Gelammtwobles mit allen Kräften ;n fördern. Ais vornehmste Ausgabe des Koniervatisrnus bezeichnet Redner ferner die Förderung und Erhaltung des Mittelstandes, der Landwirthschast und des Kleingewerbes, der beute leider nicht wehr in VN »Lage iei. seine Ausgabe zu erfüllen, beionders in unserem engeren Baterlande Sachsen. Der Kampf, den der land- wirthscbastuche und gewerbliche Mittelstand führe, sei nicht ein Kamvl um seine Existenz allein, sondern zugleich ein Kampf urn die Existenz deS Staates und der Gesellschaft. Der Mittelstand möge sicher sein, daß der Konservatismus auch auf diesem Gebiete alle Zelt seiner Pflicht eingedenk sein werde. Möge, schloß der Vortragend e, Alles um uns »en werden, eins wird das Alte bleiben, der Wahr- und Wahb'vruch: Mit Gott für den König und mit Gytt .tür daS VcltenavdReichs Beifall lohnte den Redner für seine Ausführungen. — Hierauf sprach noch Herr Reichstogsabgeordneter Dr. Öertel über den Konservatismus als Weltanschauung. Nachdem er einleitend die der koniewatioen Partei gemachten Vorwürse: daß sie nur eine Partei für die Gebildeten, eine Regierungspartei svi» plirass sei. das Bestehende »m jeden Preis erhalten wolle und daß sie neuerdings zr einer Vertretung einseitiger Interessen geworden, widerlegt, behandelte er eingehend die Frage, wie Staat und Volksthnm zu erhalten sei und stellte hierfür die Gesichtspunkte auf: Das Werdende muß oryamich vcrknüvft wecken mit dem geschichtlich Gewordenen. Nicht unvermittelt und nicht sprunghaft dürfe das geschehen. Die historische Ccnitinuckät zwischen den Erscheinungen aufrecht zu er halten, sei Pflicht des Staates und dieie dürfe auch den Konser vatismus niemals vernachlässigen. Ehe sich etwas auslebe, muffe es sich erst eingelebt haben, che etwas umgestalket werden dürfe, müsse cs erst ansgestaltet sein. Das habe die Gesetzgebung der letzten Jabre mehrfach vergessen. Jede Entwickelung habe nur dann Aussicht aus Bestand, wen» sie die allgemeinen Grundlagen und die allgemeinen DaieinSbedingungen jedes Stoalswesens immer beachte. Erste Daseinsbcdrngung des Staates sei die äußere Sicherbeck, deshalb dränge dcr Konservatismus und die konicroatioe Weltanschauung dazu. Alles zu schaffen, was Staat' und Volk zu Wasser und zu Lande bedarf. Die innere Sicherheit, ebenso wichtig wie die äußere, verbürgt die Verfassung. Auch diese werde sich entwickeln müssen, und es dürfe nur dann daran gerüttelt werden, wenn die Nolhwendigkeit erwie'en und die Abänderung besser sei als das Abznändernde. Wer sich außerhalb der Verfassung stellt, solle auch als außer der Verfass ung stehend gewerthet und behandelt werden. Das wendete Redner speziell auf die Sozialdemokratie an. Eben auch für die wirtk- schaftliche Sicherheit des Staates müsse gesorgt und deshalb müßten die Schwachen, der Mittelstand geschützt werden. Endlich könne eine Entwickelung nur dann gedeihlich sein, wenn sie nicht nur die allgemeinen Bedingungen, wndern auch die besondere Art des Staates und die Eigenart des Volkstbums in Betracht ziehe. Völker seien nur Persönlichkeiten im großen Stile. Jndiv'.dualrtcften mit besonderen Anlagen, die ebenso berückstchtigt werden müßten, wie die besonderen Anlagen der Einzelnen. In der Hauptsache wecke Deutschland stets ein kontinenraler Staat bleiben. Auf diesem Gebiete liege seine Vergangenheit, liegen die Wurzeln seiner Kraft. Seine lonttncntass Stellung muffe ec mit allen Kräften wahren, wenn er seine Stellung stutzen, erweitern und behaupten wolle. Die Konservativen seien keine Gegner einer Welrpolitik; Deutschlands Weltslellung verlange, daß es besonnen, aber nach drücklich auch sein Theil von der Welt, die noch nicht; verweilt sei. beanspruche, dagegen müßten sic Gegner davon sein, daß man Weltpolitik mit Weltbandelspolitik gleichstelle und daß man Aller- wellsvcflitik treibe. Ebenso wie es richtig sei. daß unsere Zukunft zum Theil aus dem Wasser liege, ebenso richtig sei. daß die Wurzeln unserer Kraft immerdar im Mntierlande liegen werden, deshalb sei die Vorbedingung einer sicheren Weltvolitik eine klare, feste und entschiedene Heimathspolitik. Deutschland könne kein auS>chtieß-r sicher Handelsstaat sein, es müsse Agrar-, Industrie- und Handels staat sein. Darüber, ob Monarchie oder Republik die bessere Regiernngsform sei. könne man theoretisch vielleicht streiten. Auch hier gelte es. die besondere Art des Volkstbums in Betracht zu ziehen. Die ganze seelische Anlage des deutschen Volkes treibe und dränge zur monarchischen Regierung und cs sei zu hoffen, daß das. Fünkchen Königstreue. welches selbst im rolhesten Sozraldemokiate:. noch glimme, auslodere zur läukemden Flamme, wenn der Sturm wind erst dnrch's Land jage. Die monarchische Regierung iei abe> nur dann fest, wenn sie wurzele im Gotlesgnadentbum. An der Forderung des christlichen Staates müsse der Konservatismus feit halten: christliche Richter für das deutsche Volk, christliche Lehrer für die deutsche Schule! Die konservative Pattei habe vor den meisten anderen die Gewähr eines dauernden Bestandes für sich. Wenn sich ihr Programm auch hier und da ändere, die konservative Weltanschauung sei ewig Möge sich daher die Welt gestatten, wie sie wolle, schloß Redner, unser ist das neue Jahrhundert, die Zu kunft für alle Zeilen ist unser. — Auch Herrn Dr. Oertel spendeten die Anwesenden reichen Beifall. Herr Geh. Hofrath Tr. Schober schloß darauf die Versammlung mit herzlichen Dankesworten an Alle, welche den Verein in irgend einer Weffe zu seiner Jubel feier geehrt oder beschenkt, und brachte der deutichkonservatwen Partei ein Hoch. Die sich anschließende Tafel stand unter dem Eindruck der gehobenen Stimmung, welche der Festaktus mit seinem weihe vollen Verlauf bcrvorgerusen hatte, und den vortrefflichen geistigen Darbietungen der Jubelfeier reihten sich die leiblichen Genüise. welche die Küche des Bereinshauies bot, vortrefflich au. Die Tafelmusik lag in den Händen der Gardereiter-Kopelle. welche ein effektvolles patriotisches Programm hierzu zusammengestellt batte. Mit begeistertem Schwünge brachte Herr Geh. Hosrath Dr. Mehnert »ach dem zwecken Gange ein Hoch am Kauer und König aus. Ter Ruhm König Alberts sticke helliönenden Wider hall in dem stolzen Bekenntniß vor aller Welte Sehet, das ist unser König! Als vor wenig Monden bange Sorge das Volk ergriff uni das Wohl unseres Königs, da hätten sich von selbst die Hände zum Gebet gefaltet, und der Allmächtige habe das Gebet erhört. Ebenso siebe das sächsische Volk in unerschütterlicher Treue in guten und in bösen Tagen zu Kaiser Wilhelm H. Wenn es auch hier und da scheine, als ob Nebel sich zwischen dem Träger der Kaiserkrone und die breiten Schichten gut gesinnter deutscher Bürger dränge, es komme doch wieder der Sonnenschein, der die Wolken zerstreue. Im Anschluß nn das brausend erklingende Hoch wurde die Sachsenbymne gesungen. — Hierauf sprach Herr Kammerherr v. Blumenthal - Niederlößnitz auf die Zukunft des Landesvcreins und gab dem Wunsche Ausdruck, daß dem Berein in ausgiebiger Weise die Mitwirkung aller Partei aeiiossen zu Theil werde, sowie daß das Vertrauen iu die Ziele und Absichten der Konservativen Parte: im Volke eine allgemeine werde. — Herr Kammerherr Dr. v. Frege- Weltzien. erster Vice-Präsident des Reichstags, stellte es als! eines der ersten Vorrechte der Konservativen Partei hin, daß sic stets die Sache über die Perlon gestellt und niemals Personen-, kultus getrieben habe. Von diesem Standpunkte aus wolle er daran erinnern, daß an der Spitze der Relchsoerwaltnng Männer stehen, welche wohl wissen, daß, wenn sic der konservativen Sache, diene», sie keiner Partei, sondern dein ganzen deutsche» Vaterlandes dienen. Er begrüße insonderheit die Gäste und empfehle die Ab-, send»»« folgender zwei BegrüßunaStelegramme: „Herrn, Reichskanzler p. Bülow, Berlin. Der zur 25. Jubelfeier der- Verlangen Sie überall Aiilhsrir's Ncihr-Aakao
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode