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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-31
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1877
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GM Skilage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. W 3t. Mittwoch den ^1. Januar t877. 71. Zahrgana. Musikalische Uachnchten. Leipzig. Armida von Gluck wird am 31. Januar aus unserer Bübne in Scene gehen und dem Bernehmen nach hat t,c Direktion AlleS ausgeboren, um dem Publicum das Werk des beleutungsvollcn dramatischen McinerS in würdiger Form zu vermitteln. Zur Orientirung wird eS zedensalls nickt unnützlich sein, den Gang der von O.uinault dramatisch gestalteten Handlung anzu geben, über welchen sich der geistvolle Musikgclehrte A. B. Marx in seinem Äerke „Gluck und die Over" Berlin 1863 eingehend ausgesprochen hat. — Ter erste Act zeigt unS Armida mit ihren zwei Vertrauten, Phönize und Sidonia, in den Gärten deS PalastcS In einer langen Reihe von Solo- und Duettsätzen preisen die Dienerinnen ArmidenS Reiz und Glück, rnd wünschen ihren Trübsinn zu bannen. Sie kann sich rhm nicht entwinden, denn Rinald der tapferste Christ, sei ihren Verlockungen entgangen und die Hölle habe hundertmal verkündet, daß Waffen gegen ihn Nichts vermochten. Nun habe gar ein abscheulicher Traum ihre Math erhöht. Ihr'Obeim, König Hydraot, kommt mit Gefolge dazu. Er wünscht sie bei seinem todcsnahcn Aller vermählt zu sehen. Er erinnert an ihre Zaubermackt („dir steht die ganze Hölle bci"X an all die Könige, die ihr Diadem ihr zu Füße» legen und preiset die Vermählung alS höctstes Glück. Sie dagegen zieht das Glück der Freiheit ihren tausend Anbetern vor; wenn sie jemals sich binden solle, müsse der Ruhm ihr Her; der Liebe öffnen. Rinald'S Besieger allein sei ihrer würdig. Schaaren des PolkcS von Da maskus strömen herbei, ArmidenS Schönheit und ihre Siege über die Christenritter zu feiern. Da wird Arontcs schwer verwundet herbeigetragen; er hatte die Gefangenen vor Armida zu führen, aber ein einziger furchtbarer Kreuzritter hat sie befreit. Armida glaubt, daß dieser Krieger Rinald gewesen sei, worauf alleS Volk wild zu den Waffen ruft. Im zweiten Acte iinden wir in waldiger Gegend Rnralv selbst, von Artemidvr, einem der befreiten Ritter Abschied nehmend. Artnnidor kehrt in daS Lager der Kreuzfahrer zurück, auS welchem Rinald durch den strengen Spruch des Feldherrn (Gottfried von Bouillon) verbannt ist. Artemrdor warnt Rinald vor ArmidenS gesäbr« lichcr Nähe; dieser aber fühlt sein Herz bewahrt vor ihrer Macht, er liebt die Freiheit, den Ruhm allein und will sich dahin begeben, wo Recht und Unschuld feiner Arme bedürfen. Beide scheiden. Eine weite sonnige Landschaft, von einem Flusse durchströmt, von Gebüschen hin und wieder be schattet. ist zu erblicken. Diese Gegend haben Hhdraot und Armida zu sinsterm Werk erkoren. Sw rufen die Geister deS Hasses und der Wuth auf, in angenehme Gestalten sich zu hüllen und den stolzen Helden zu bezaubern Schon erblickt ihn Armida von fern. Hydraot sagt ihr, daß seine Krieger im Hinterhalt liegen, sie aber will daS Werk für sich vollbringen und entfernt sich mit dem Oheim. Rinald erscheint und sucht er müdet einen Platz zum Ruhen. Er entschlummert unter Blumen ani O.uell. Najaden, Nymphen und Hirteu schlüpfen herbei, umwcben und um garnen ihn mit schmeichelndem Tanz und Gesang. Jetzt schreitet in zorniger Hast Armida heran, den Dolch in hochgehobcner Rechten. Sie will den Schlafenden tödten; sein Anblick fesselt sie, bald rst sie die Gefangene, die Waffe entsinkt ihrer Hand, sie rust die Dämonen herbei, daß ihren. Verlangen sie dienstbar seien, daß sie in liebliche Zephyre sich umgestalten und ihn mit ihr in die fernste der Einsamkeiten entführen. Der Schlummernde und die Liebende entschweben durch die Lüfte. Sie glaubte zu lieben, sie glaubte sich geliebt! Gleich zu Anfang deS dritten Actes fin den wir sie mit ihren Vertrauten, die vergebens sie umschmeicheln, in tiefen FelSgrotten unter dem Palaste. Wohl hat sie erkannt, daß nur ihre Zauber macht, nicht ihre Reize allein Rinald ge segelt haben. Nun hat sie beschlossen, ihn zu hasten; nie hat sie so Schweres unternommen Die Begleiterinnen müssen sie verlassen. Sie rust den Dämon dcs HastcS berauf, von der Liebe sie zu retten und ihren Zorn ihr zurückzu geben. Schnell steigt der Haß mit grauenvollem, schlangen- und flammenbewassnetem Geleit aut dem Abgründe empor und beginnt grause Umgänge und Beschwörungen, die Liebe auS ArmrdenS Her, zu reißen. Aber daS Herz selbst droht zu zer reißen. Armida rust dem scheußlichen Dämon Halt zu und wendet sich, wie jener auch drohend weistage, zur Liebe zurück. Der vierte Acr führt nun die lösende Macht herbei. Vom Feldherrn auSgesandt, Rinald in daS Lager zurückzugeleiten. tritt Ubaldo mit dem dänischen Ritter aus In enger wrlder Waldschlucht finden sie sich von Abgründen um geben, von Unholden bedroht. Vor Ubaldo'S zaubcrkrästlgem Goldstabe verschwinden alle Sckrcckbilber und die Ritter befinden sich in weiter anmuthiger Gegend. Da erscheint ein Dämon in der Gestalt LucindenS, der Geliebten dcs Dänen, um düsen zu fesseln; doch Ubaldo'i Stab zerstört auch diesen Höllenzauber. Von einem zweiten Dämon in der Gestalt Melisse nS der Geliebten Ubaldo'S, befreit da- strahlende Zauberfchild deS Dänen. Beide nehmen sich ernstlich vor, die gefährlichen Verlockungen zu stieben. — und damit schließt der Act. Endlich im fünften Acte finden wir in einer Prachthalle des Palastes Rinald und Armida ver eint. „In süßer Zärtlichkeit schmelzen beide Seelen zusaminin (Limon; von«. tont uou» ) o«»nvie)" Sie scheidet, um du Mächte der Unterwelt wegen einer Leralbung auszusuchen. Dämonen und Genien schweben heran, den Verlass, nen »nt Gesang und Tanz zu erheitern; er gebietet, daß ihn die Gemen verlassen; Armida kehrt zurück Nun treten die beiden zauderaerüstetcn Boten ein. Ihr AuSspruck, daß der Feldherr zur That rufe, entscheidet Alles. Die Entfernung der drei Ritter will zwar die ihnen entgegentretende Armida hindern, doch vergeben-. Rinaldo ist entschlossen, sie zu verlassen und dem Ruse der Ehre zu folgen; nur Mitleid hat er noch für sie. Sie bleibt zurück, Verlusten, der Reue, dem Zorn hingegeben. Den Wonmsitz ihrer kurzen Freuden läßt sie in Flammen und GrvuS untergeben. — Ueber den Werth der Musik kann erst nach der Aufführung ein Urtheil gefällt werden, weil die Meinung deS PublicumS in keiner Weise beein flußt werden soll. (D Der ausgezeichnete BiolinvirtuoS Säuret, dcsten Vorträge auch in Leipzig abseitige Bewun derung erregt haben, gedenkt einige Zeit in Leipzig zu verweilen. Vielleicht gelingt ,6. diesen auch musikalisch vortr,sflich durckgebildeten jungen Meister ganz an Leipzig zu fesseln D Der berühmte ViolinvirtuoS Benno Walter, königl. bayerischer Eonccrtmeister in München, ist in den Hofmann-Eoncerten mit außer ordentlichem Beifall ausgenommen worden Dieser und die vorzügliche Pianistin Fräulein Clara Meller auS London, welche in L.ipzig ihre musikalische Ausbildung erhielt, errangen durch den Vortrag ewiger Werke von Beethoven (Kreuzcr- sonate) Schubert u. A. ganz bedeutende Erfolge. Desgleichen bewährten beide ihre ausgezeichnete Virtuosität durch Solovorträge. Ol'. Lrehm's Vorträge. m — u. Leipzig, 30 Januar. Der gestrige dritte Vortrag deS Du. Brehm, welcher im großen Saale rer Buckhändlerbörse gehalten wurde, be handelte daS Leben der Wanderhirten in der Steppe. So bunt die Steppe Demjenigen erscheint, der sie im Frühling betritt, so gestattet sie doch nur an wenigen Stellen eine andauernde Seßhaftig keit, und wer ,n ihr gedeihen will, der muß sich zum Wandern entschließen. Wohl mag hier und da einmal ein Stück Steppe zur Ackererde um- gewandclt werden. immer aber wird die Steppe een Wanderbirlen überlasten blecken. Unter diesen Wanderhirten stehen die Kirgisen oben an, sie bilden gewissermaßen den Mittelpunkt der Bewohner der Steppe. Man hat vielfach behauptet, dieKirgiscn seien Mongolen; dieser Ansicht vermag Redner sich jedoch nickt amuschließen, im Gegeniheil, er hält sie für ein Mischlingsvolk, das den Turk menen am Meisten ähnelt und verschiedene mon golische Elemente in sich ausgenommen hat. Die Kirgisen gehören dem ISlam an, sind klein und zierlich gebaut, von nicht schönem, aber wohl- g, fälligem Gesicht Die reichen Kirgisen kommen in ihrer ganzen Erscheinung mehr den Indoger manen gieich, während die ärmeren die Merkmale der Mongolen an sich tragen. Redner bemerkt, er habe recht viele schöne Männer unter den Kir gisen gesehen, aber eS sei ihm nicht eine einzige schöne Kirgisin zu Angesicht gekommen. Leider erstrecke sich die Schönheit der Männer nicht aus deren Klei dung, welche in ihrem Grundzug türkisch, vielfach aber dem Klima und Landcsg« Wahrheiten entsprechend abgeändert ist. Die Kleidung der Kirgisen hat etwaS Eigenartiges, die Kleider sind lang und dick und hindern beim Reiten, die Enden dcs KaftanS werden deshalb um die Beine gewickelt und darüber Pumphosen gezogen. Weite dicke Stiefeln und Wettermützen, die Nacken und Ge sicht vollständig bedecken, vervollständigen die Klei düng der Männer, lieber die Kleidung der Air- gisensranen wußte der Redner nicht viel zu sagen, da bei der Ankunst von Fremden die Frauen sich nicht gern sehen lasier' und sich besö ciden nn Hintergründe halten. Im Garnen gefallen sich die Kirgisen in dnnkleu Farben, ste. lieben Tresten- besatz, die Männer sticken die llhuseder aus als besonderes Zeichen deS Jägers und Reiters, wäh rend sie von Sckmuckgegenständcn absehen und sich in dieser Beziehung mit einem verzierten Misscr und Täschchen begnügen Die Wohnung der Kirgisen ist eben so leicht als beweglich und schützt gegen Wind und Wetter vollständig Die Jurte ist daS voll kommenste aller Zelte, man gewinnt sie um so lieber, je länger man in ihr lebt, und sie wird nach ganz bestimmten Regeln aufgerichtet, eine Obliegenheit, die ausschließlich den Kirgisenfrauen zukommt. Die Jurte ist nach jeder Richtung bin eine behagliche und gcmüthlichc Wohnung, deren Fußboden im Innern mit kostbaren Teppichen ausg legt ist Der Besitzstand deS Einzelnen wird aber nicht nach seinen Jurten. Teppichen oder nach seinem gemünzten Silber, für welches der Kirgise viel Empfänglichkeit zeigt, sondern nach seinen Heerde,i be»,essen. Selbst der Aermste besitzt einige hundert Thiere, und Verderben droht Allen, wenn die Geißel der Stücken in die.Heerden einbricht, denn der Kirgise ist alleS Andere, nur kein ackerbautreibender Mann An die Heerde ist die Cristenzbedingung geknüpft, allis Denken und Trachten hängt bei den Kirgisen aus daS Innigste mit den Hcerden zusammen. Von den Heerdenthieren steht daS Pferd obenan. ,s wird am Meisten geachtet und cS ist der Inbegriff alleS Schönen Das Pferd ist der Stolz Aller, ein Schlag, dem Pferd gegeben, gilt nicht diesem, sondern dem Reiter und wird oft blutig gerückt. Ohne Pferd dünkt sich der Kirgise als heimath- loser Mann und begangene Verbrechen werden turck Bezahlung mit Pferden gesühnt Das kirgisische Pferd ist ein wohlgestaltetes und an- mulhigeS Pferd, eS d, sitzt eine Menge hervorragen der und guter Eigenschaften und nur wenige Un tugenden. Es ist vor Allem ausdauernd, wie kein andere-, beim Reiten, während eS zum Ziehen un tauglich ist. DaS Pferd deS Kirgisen ist durch die menschliche Genossenschaft, in der eS sich stetS befindet, ganz fromm geworden. Die Pferde der Armen werden mit den übrigen geweidet, die Pferde der Reichen in besonderen Hcerden. Jeder Heerde ist ein Hengst vorgesetzt, welchw den Beherrscher und Tyrannen der seiner Leitung anvertrautcn Gesellschaft spielt, sie aber auch gegen jeden An griff der Naubthiere zu vertbeidigcn weiß. Diese stolze Eiqcnioilligkcit hat die Pferde in den Augen des Kirgisen zu einem unbeschreiblichen Thiere er hoben Der PreiS eines PserdeS steigt in der Regel nickt über 8 Rubel, nur die sogenannten Paßgänger haben einen viel höheren Preis. DaS zweite Heerdentbier ist daö Schaf, welches eine bedeutende Größe erreicht und namentlich durch seinen Fettbuckcl hervortritt, der cS bei der Fortbewegung hindert, so daß dabei künstlich nach- gchvlsen werden muß. Den Schafen werden Ziegen zur Leitung beigegeben, die der Kirgise alS den erstcren gleich betrachtet. Dem Pferd und dem Sckas gegenüber spielen die übrigen HauSthiere der Kirgisen nur eine untergeordnete Nolle. DaS Rind bringt bei ihm nur einen sehr geringen Ertrag, während auch das Kameel nicht sehr zur Geltung kommt, da eS in nur geringer Anzahl in der Steppe avftritt. DaS Steppenkamccl unterscheidet sich von dem Dromedar durch seine große Gutmüthigkeit. Der Hund ist bei den Kirgisen nicht von wesen lücker Bedeutung und ohne Eigenart Um die Verz flegung und Wartung der Heerden dreht sich bei der Kirgiser.bevölke- rung Alles; die Ausnutzung der Thiere ist den Frauen übertragen, während ihre Pflege Sache der Männer ist. Von dem wichtigsten Erzeugniß, der» Kumiß, bemerkt Redner, daß ihn einige seiner Reisegefährten gern genossen, er habe für seinen Theil keinen reckten Gefallen daran linden könne». Von cntsitzlicker Beschaffenheit seien die von den Kirgisensraueu verfertigte saure Milch und die kleinen Kai- gewesen. Von den Thiere,, wird auch dv.s Haar und daS Fell benutzt: in Bezug aus die O.ualilät deS Fleisches stellt der Kirgise daö Pferd obenan, dann kommt daö Sckas. das Kamcel, dessen Fleisch eine besondere Heiikrästig- keit beiwohnen soll, die Ziege und als daS schlechteste Fleisch wird dasjenige des RindcS be trachtet. Die Heerden verlangen zu ihrem guten Gedeihen ein beständige- Wandern, welches aber nicht in daS Blaue hinein, sondern nach einem bestimmten Plan und System geschieht, so daß von den einzelnen Heerden bestimmte Grenzen e ingehalten werden. Die Winterwohnungen der Kirgl'en bei diesen Wanderungen bieten einen unangenehmen Aufent halt. sie enthalten dumpfe, dunkle und wider wärtige Räume, die zunächst für die Thiere dienen müssen. In der Regel kann erst Anfang Mai der Kirgise seine Winterwohnung verlassen, um welche Zeit dann die Wanderung in daS Gebirge beginnt. Mit einer höchst lebendigen Schilderung dieses Wanderzuges und der dabei vorkommendcn Eigenthümlichkeiten deS kirgisischen Tlierlebens beendete Herr vr. Brehm seinen Vortrag. Weftvorstiidtischer Lezirtrs-Verein. * Leipzig, 30. Januar. Die gestern Abend im Nebensaale der „Thalia" stattgesundene Mit glieder-Versammlung deS Westvorstädtlschen BezirkS-Vcrein S war zahlreich besucht und wurde durch den Vorsitzenden, Herrn Ado Zink eisen, eröffnet. Derselbe erstattete zunächst kurz Bericht über daS abgeschlossene Geschäftsjahr und ertheilte dem Herrn Cassirer, Baumeister Klemm, daS Wort zum Cassenbcricht Dicser theilte den Rechnungsabschluß mit, bei welchem jedoch die neu zu erhebenden resp. erhobenen Mitalieder- beiträge nicht eingerechnet waren Der (lassen- bestand an 184 80 .s konnte, mit Rücksicht daraus, daß im vorigen Jahre keine Mitglicder- Beiträge erhoben worden waren, ein recht er freulich günstiger genannt weiden. Weitere Aus künfte wurden von keiner Seite verlangt und dem Vorstande einstimmig Dcckarge ertheilt. Hiernach ertheilte der Vorsitzende Herrn Be zirksgerichts Asirsior Bartsch daS Mort zu dem Referat in Betress folgender Angelegenheit: „Die über dre Sonn- und FesttagSseier bezüglich deS gewerblichen Geschäftsbe triebs in Leipzig geltenden gesetzlichen Bestimmungen". Der Herr Referent ent wickelte zunächst die in Beziehung aus die Sonn- tagssiier gellenden Vorschriften in Anlehnung an taS Gesetz vom 10. September 1870, wieS daraus hin, daß das fragliche Gesetz selbst die Mittel an die Hcnd gebe, eine Milderung der Zustände berbeizusühren, indem eS nacbließ. daß die Orts behörden auch den Handel mit anderen Gegen ständen, alS die dort aufgezählten an Sonntagen gestatten Er machte weiter aus die durch die Be stimmungen berbeigesührteUngleichheit aufmerksam, aus das gesährlicheDenuncian ten wesen, »nS fick dadurch entwickele, und auf den Unter schied. ver durch die Ungleichheit der Anwendung in Stadt und Land herbe,geführt werde, sowie, daß eS wohl auch nach den gegenwärtigen Ver hältnissen berechtigt fei, eine Milderung dieser Bestimmungen in ihrer Anwendung zu fordern. Herr Assessor Bartsch stellte schließlich den Antrag, die Versammlung wolle den Rath ersuche», in A, lebnung an r-. 3 deS Gesetze-, den Detail- Handel, soweit mit demselben nicht eine Störung der Rübe verbunden ist, zu gestatten. Der Herr Vo, sitzende eroffnete nunmehr die Debatte, die sich zu einer sehr ausführlichen und lebhaften gestaltete, und nahmen daran Theil die Herren Direktor Körner, C. Müller, Fabri kant Feurick, Kirchner u. A. Sämmtlicke Herren waren mit den entwickelten Ansichte > und Anträgen deS Herrn Referenten einverstanden; eS wurden namentlich von einigen der Redner Beispiele angeführt, die allerdings ein grelles Bild auf die Zustände warfen, wie sie ganz be sonders durch daS geradezu ekelhaste Dcnunciante» wesen, dem jetzt schlechterdings Thür und Thor geöffnet ist, berbeigesührt werden. Herr Adv. Zinkeisen wicö aus die Unzuträglichkeiten einer streng constquenten Durchführung hin und befür wortete ebenfalls den gestellten Antrag, ebenso die Herren Baumcister Klemm und Direktor vn. Bräutigam. Nach geschloffener Debatte wurde der Antrag, an den Rath eine Petition in dem vom Herrn Referenten angeregten Sinne zu richten, ein st im in ig angenommen. Nach erfolgter Ausnahme mehrerer neu angc- meldeter Mitglieder wurde zur Neuwahl deS Vorstandes geschritten, wobei die Herren Hauser und Direktor Körner dafür sprachen, den Vorstand durch Acclamation wieder zu wählen Herr Adv. Zink eisen, ebenso wie die Herren vr Bräutigam, Assessor Bartsch und Ile. Günther lehnten ganz entschieden eine Wiederwahl ab, so baß zur Abstimmung ver- schritten werden mußte DaS Resultat der Wahl war folgend, s: die meisten Stimmen erhielten die Herren Baurath LipsiuS. Baumcister Klemm, Kaufmann Carl Müller, Schlossermeister Fiedler, vn. Jeru salem und Birkholz. Die anwesenden Herren Klemm, Müller und Birkholz nahmen die Wahl an. Der vierte Gegenstand der Tagesordnung „Er weiterung der Pvstexpeditionen in der Westvvrstaot" wurde wegen zu weil vorgerückter Zeit abgesetzt und die Versammlung geschlossen, nachdem noch Herr Hauser dem bisherige» Vorstande den Dank deS Vereins auSgefvrochen. Die Versamm lung erhob sich zum Zeichen der ttebereinstimmuug mit Herrn Hauser von ihren Plätzen, worauf noch Herr Adv. Zin keifen im Namen der Aus scheid, »den dankt. Leipziger Gärtner-Verein. Die bereits vorläufig besprochene öffentliche Sitzung deS Leipziger Gärtner-Vereins wurde durch den Direktor, Herrn Mönch, mit Begrüßung der zahlreich Anwesenden eröffnet und nach Erledigung einigerinneren Verein- Angelegen heiten Herrn ^'andschastsgartner Mosdorf daS Wort zu dem angekündlgten Vortrag „über den HauSgarten ' ertheilt. Der Vortragende erläuterte in gewohnter klarer Weise die Grundlage seines Thema und trennte dasselbe in zwei Theile, den HauSgarten im Allgemeinen und den speciellen HanS- garten. Unter elfterem versteht man den dicht am Hause gelegenen, unter dem anderen den ver Familie zum Aufenthalt und zur Erholung dienen den Garten. Die Geschichte de- HauSgartenS reicht bis in daS graue Allerthum zurück. Er entstand, alS die Menschen ansingen, den Boden zu bearbeiten, und cS ist anzunehmcn, daß der Garten in der Nähe vcS HauscS sich befunden bat. Nack m>d nach sind Ve, beffernnqen einge- trelen, die mit der fortschreitenden Cultur jeder zeit Schritt gehaltcn haben. Nach der Anlage und dem Zustande deS Gartens läßt sich auch der Sinn dcs Besitzers leicht beurtbeilen. Der Hauptzweck deS HansgartenS ist, daß er den, Besitzer Gelegenheit geben soll, einen kleinen Nutzen daraus zu ziehen und die Freude an der srcen Natur und gesunden Luft bequem zu ge nießen. Der reine Nutzgarten würde vor Allem dazu dienen, wie schon der Name sagt, Nutzen zu bringen und die kleinen Bedürfnisse einer Haushaltung zu befriedigen, wcshalh er auch nicht in so bestimmten Grenzen zu halten ist, alS der Ziergarten. Letzteren unterzog der Vortragende einer ausführlichen Besprechung und machte diesen Theil seines Vortrag- durch Krei ezeichnungen allgemein verständlich. Der Landscha flS- und Ziergarten be steht auS Gehölz, Rasen und Blumen und erster« beiten bilden die Hauptsache; Blumen find zwar schon, aber entbehrlich. Der Landschaft-- und Ziergarten sind sich in der Hauptsache gleich und der Unterschied nur darin zu finden, daß lener in größerem und dieser in kleinerem Maßstabe ge halten wird. Bei der Anlage ist die richtige Vertheilung von Licht und Schatten da- Haupt- elsorverniß Bon den symmetrischen und un symmetrischen Anforderungen, welche bei der An lage von Ziergarten in Anwendung komm-«, sind eS namentlich letztere, welchen man sich in neuerer Zeit vorzugsweise zugewandt hat.
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