20 Anlagen sind ein Geschenk des Himmels, das — soweit rein musikalischer Natur — die menschliche Seele für die Schönheit empfänglich macht. Es öffnet dem Laien wie dem Künstler die Wege des Begreifens. Dem letzteren ist es — sofern allge mein musikalischer Natur — das Pfund, mit dem er wuchern soll, es ist die eine Vorbedingung des Erfolges. Die andere Vorbedingung aber ist die Arbeit. Talent nützt allein nichts, wo es sich um korrektes Wissen handelt oder um Beherrschung der gesamten Technik. Man soll nicht glauben, dass dem Talente die Arbeit erspart bleibe. Selbst das geniale Talent muss sich vor der Entfaltung der schöpferischen Kraft durch Arbeit der technischen Mittel be mächtigen. Der dilettantischen Ansicht, dass das Genie nur durch sich selbst und ohne jede Mühe schaffe, stehen Aussprüche be deutender Geistesheroen entgegen. Einer der Gewaltigsten, Friedrich Nietzsche, sagt hierüber: „Redet nur nicht von Begabung, angeborenen Talenten! Es sind grosse Männer aller Art zu nennen, welche wenig begabt waren. Aber sie bekamen Grösse, wurden „Genies“ (wie man sagt) durch Eigenschaften, von deren Mangel niemand gern redet, der sich ihrer bewusst ist: Sie hatten alle jenen tüchtigen Handwerker-Ernst, welcher erst lernt, die Teile voll kommen zu bilden, bis er es wagt, ein grosses Ganzes zu machen!“