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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.10.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031021018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903102101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903102101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-21
- Monat1903-10
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.10.1903
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Tichknkra»» zu schmückenden 11 Siegern. b»e den Turnvereinen für »Neu- und Antonstadt". ..von 1867" und „Jahn" angeboren, beste Turner 44HL Punkte erzielte. Belobigungen erhielten kurner der Vereine für^,.Neu- und Antonstadt und „Leip- 'hl,/ der ziger" Vorstadt".' An daS zürnen schloß sich eine gesellige Zu- sammenkunft. in der. nach einem dreifachen,.Gut Heil!" auf bas deutsche Vaterland, Kartengrühe vom Kreisvertreter und vom Kreisturnwart bekannt gegeben wurden. Sodann hielt Gau- Vertreter Dr. Nowack einen sehr beifällig aufgenommcnen Bor- trag über den Nutzen der deutschen Turnfeste im allgemeinen und über das 10. deutsche Turnfest im besonderen, dabei die Turner ermahnend, stets eine gute, stramme Haltung zu be- wahren und nie mißmutig zu werden: auch führte der Vortra gende in formvollendeter freier Rede der Jungmannschaft leb- iiaft vor die Augen, wie man im Auslande tue Vorteile und Schönheiten der Heimat erst richtig schätzen lerne. Schließlich wurden den 5 Gausiegern vom Nürnberger Turnfeste Albums !35 Bilder, Momentaufnahmen vom Turnfestei mit Widmung des Gauturnrates überreicht. — Der KreiSverein Dresden des Verbandes deut - scherHandlungsgrbilsen zu Leipzig (eingetragener Ver ein) erösfnete am Donnerstag abend leine dicsiälmaen Winier- vvrkragsabenve im Saale des „Eldorado". Der Vorsitzende Herr Prokurist Brekler überließ nach begrüßender Ansprache an die lehr wlilreich Er'cbienenen. insbesondere die Ehrengäste, dem Rezitator >>crrn Paul Mürbe daS Wort zu seine» Darbietungen. Im ersten Teile trug Herr Mürbe die Dichtung von Adalbert v. Haustein Der Vikar" vorzüglich vor lim zweiten Teil-! begann der ge matzte Redner mit der Alvensnge „Zlatorog" von Rud. Bau,»- bach. Dreier reihten sich an Dichtungen heiteren Inhalis von Kurl Müller und Georg Irrgana. >vwie zum Schluß drei Gedichte in oberbayrischer Mundart von Joses Heller. Für oie ausgezeich neten rezitatoriichen Darbietungen wurde Herrn Mürbe nicht endenwollknper Beifall gewendet, so daß er noch ein Scherzgedicht zugkben konnte. Die Mitglieder blieben alsdann noch einige Stunden zu einem Tänzchen in recht animierter Stimmung bei sammen. — Die Ortsgruppe Dresden des deutsch-evangelischen Frauenbuiides erösinete am 19 Oktober ihr Winterhalbjahr durch eine Mitgliederversammlung im Veremsliaive. Frau Hauvt- niaiin Bartsch gab einen aussühriichcn Bericht über die im Sep tember stattgehabte 4. Generalveiminmluug des Bundes i» Bonn. Fra» Hausse sprach über die Wohltäligkeitsanitalten von Dresden und Umgegend, die >o vieliache Hilfsguellen biete», aimen in Not geratenen Mitmenichen beizustchen. Beide Referate wurden sehr dejsällig ausgenommen. — Ter Verein für Verbesserung der F-rauenklci- dung beginnt morgen seine Wintertätigkcit mit einer Auskuiist- sitzuna, welche von 4 bis 6 Ubr nachmittags in British Hotel, Landhausstraße 6, abgehalten wird. Der Eintritt ist frei. Zweck dieser Sitzungen ist. durch Ausstellung bewährter Modelle von Unterkleidung, Schuhwerk und Kostümen verschiedener Art eine Ucbersicht über die verbesserte Kleidung zu bieten. Außerdem werden gut eingeführte Schnitte verkamt, Adressen von Schnei derinnen und empfehlenswerten Geschäften angegeben und alle den Verein beweisenden Anträge» von Damen des Vorstandes beantwortet. Auch die „Neue Frauentracht", Zeitschrift der Freien Vereinigung, kann dort eingesehcn, gekauft und nachbestellt werden. — Die angckündiglen Vorträge des Herrn Professors Dr. Horniger aus Berlin über Deutsche Handelsgeschichte, die an den Donnerstagen bis Weihnachten im Hörsale der G che - Stiftung stattfinden sollten, können wegen Verhinderung des Vortragenden nicht abgchalten werden. — Fast auf dieselbe Weise, wie sich vor einigen Wochen ein als Telephonarbeitcr verkleideter Einbrecher auf der Schießgasse Zutritt zu einer Wohnung vom Dache aus ver schafft und durch Erbrechen des Vertikos Geld und Goldsachcn gestohlen hatte, ist gestern nachmittag gegen 3 Uhr im Hanse Waisenhausstrahe 15 operiert worden. Zwei als Televhonarbeiter sich auswciscnde jüngere Männer — sie trugen Mütze» wie Tel» vhonarbcüer und hatten Telcphondrähic um den Körper ge schlungen — ließen sich von dem Hausmann den Bodenschlüsscl geben mit dem Bemerken, auf dem Dache einige Rcparcitur- arbeiten vornehmen zu wollen. Vom Boden aus sind sie auf das Tuch hinausgestiegen, haben die dazu benützte Leiter nach sich gezogen und sind dann vom Dache aus herunter nach der Manfardensront geklettert, von Ivo aus sie dann durch eins der offenltel,enden Fenster cingestiegen sind. Aus einem dort stehenden verschlossenen Koffer eines im Hause beschäftigten Kaffeekochs haben sie einen Geldbetrag von 15 Mk. aestohlen. Da die Spitzbuben gestört wurden, nahmen sie den Rückweg über das Dach des Nachbarhauses, gelangten dort durch eine Dachluke auf den Boden und von hier ans durch das Treppenhaus ins Freie. Es empfiehlt sich, bei Verabfolgung der Bodenschlüsscl an Tclephonarbeiter sehr vorsichtig zu sein und die Lcgitimationskarten recht sorg fältig zu Prüfen. — Der Abbruch der 9. Bezirksschule und des angrenzenden Waisenhauses am Georgplatz erweckt Erinnerungen an den ehe maligen „Jüdcnteich , „ , . . mit dem man den großen Platz an der ausinündenden Langegasse bezcichnete und der vielfach auch zur Aufstellung von Schaustellungen fahrender Künstler diente. Neben dem Kraftmenschen „Rappo", der allabendlich seinen selbst erlebten ,,Uebersall im Walde" in Szene setzte, waren es die Menagerie von Kreuzberg, die sich hier nicdcrließ, den großen Platz fast ganz in Anspruch »ahm und aus deren Inneren be sonders des Nachts das Gebrüll der Raubtiere die Umwohner erschreckte. Eine weitere Schaustellung hier gab die oft In Dres den wicderkebrende Familie'Kaste mit Kolter und Weihmann mit ihren Produktionen auf dem hohen Turmselle, bei denen beson ders der Seilläufer „das Hucken der Großmutter" oder „das Fahren des Schubkarrens auf hochgespanntem Seile" die Kinder welt entzückte, da in Mitte der Produktion aus dem Karren ein Flug Tauben gen Himmel schwärmte, während unterhalb des Turmseiles lleißiae Hände mit ihren Sammelbüchsen das Honorar auf dem weiten Platze zusammentrugen. Auch das Zaubertheater von Rasch batte vom Saale des Gewandhauses aus seinen Temvel hier ansaeschlagen. während Bosco in den 60er Jahren auch hier weilte und nach langen Strcifzügcn auf der Grünen Wiese in Gruna starb. — Seit vorgestern besitzt der Zirkus Henry auf der Münchner Straße eine neue Attraktion: Azias Inter nationale B i c y c l s-R a c i n g - T r o u v e. die bei ihrem ersten Austreten kür ihre elegante und sichere Durchführung staunenerregender Kunstsahrten rc. reichen, wohlverdienten Bestall erntete. Auch das übrige reichhaltige Programm. ans dem die Leistungen der drei Luftgymnastiker Hegelman besonders hervor- znbeben sind, fand ungeteilten Beifall. Den Schluß der vor gestrigen. leider nicht 'ehr zahlreich besuchten Vorstellung bildete dis Tanz-Potpourri „In der Moniln Rouge zu Paris", in dem das gesamte Ballettkorps und 20 Herren auitraten. Die einzelnen Touren kamen unter der Leitung der Solotänzen» Frl. Gigi Blitz aus daS Wirkungsvollste zur Geltung. Die Kostüme zeugten von ielicner Pracht und Eleganz. Alles >» allem genommen kannein Besuch des Zirkus Henry angelegentlichst empfohlen werden. — Dem Lohndiener und Fremdenführer bei der Aktiengesell schaft Hotel Bellevue Peter Lucas bier. dem Sattlergesellen Georg Rech bei dem Sattlermeister und Wagenbauer Emst Willi Ferd. Tamm, dem bei der Firma Reißia u Co. in Lrivzig beschäftigten Marktlielfer Längrich und dem Kassenboten der Meißner Ofen- und Vonellaiffabrik vorm. C- Teichert, Inhaber Wilh. Berger in Meißen ist das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verstehen worden. - Herr Hugo Hamann, der frühere Wirt de- BahnhosS- botels Moritzburg, bat daS bisher von Frau Auguste verw. Schließer bewirtschaftete Hotel und Restaurant „Kurbad Moritzbnrg" übernommen. — Der heutigen Nummer dieses Blattes liegt für die Stadt- aullage ein Prospekt belr. Kleiderstoffe usw. der Firma Alexander Arndt in Blasewitz bet. - Frankenberg, 20 Oktober. Vermutlich durch Selbst entzündung brach in einem Hause der Firma Jäger im Hammertal Feuer aus. durch welches daS von mehreren Mietsparteien be wohnte Grundstück zerstört wurde. — Dem Rentner Naumann, der seit 1881 Mitglied deS hlesigen RatSkollegiumS war, ist der Titel,Stadtrat' verlieben worden. — Buchholz. 20. Oktober. Am 8. November begebt der hiesige Zweiaveretn der Gustav Adolf-Stiftung sein 60,ädriges Bestehen. Die Festpredigt hat der frühere hochverdiente Geistliche der diesigen Stadt. Herr Oberkonsistorialrat Dr. Kohl- ichülter-Tresden zugemgt. -Landgericht. In geheimer Sitzung bat sich der 1886 in Blasewitz geborene Arbeiter Hermann Peschel wegen Sittlich- keitsveraebens nach 8 176L des Strafgesetzbuches zu verantworten. Er wird unter Annahme mildernder Umstände zu 1 Monat Ge- fängnis verurteilt. — Die Dienstperson Hedwig Elisabeth Müller auS Striesen erbrach in der Wohnung eines Baumeisters einen Koffer, fand diesen aber zu ihrer Enttäuschung leer. Vor nicht lanaerZeit ist die Diebin zu 3 Jahren 6 Monaten und darauf zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der Gerichtshof er- kennt nunmehr auf eine Gesamtstrafe von 3 Jahren 1 Monat Ge fängnis. — Ein professionsmätziger Kautionsichwindler steht in der Person des 1872 '» Bautzen geborenen Älaenten Friedrich Heinrich Paul Ebert vor der 3. Strafkammer. Die Verhandlung wird mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen, da 45 Zeugen geladen sind. Der Angeklagte ist wegen Bettelns, Diebstahls und Betrugs vorbestraft und bemühte sich im vergangenen Jahre, in Leipzig die Konzession zur Errichtung eines Stellenvermittlungs bureaus und einer Theater-, Konzert- und Künstler-Agentur zu erlangen, wurde aber mit Rücksicht auf seine Bortlrafen stets ab schlägig beschieden. Nun verzog er mit seiner Familie nach Dresden und nahm in einem Haufe der Mathlldenilraße, später in der Pillnitzer Straße Wohnung. Die pekuniäre Lage der Familie war mißl'ch, die notwendigsten Möbel mußten aus Abzahlung genommen werden. Ebert wiederholte auch hier die Konzessions gesuche, ober ohne Erfolg, jedoch erhielt die Frau die Erlaubnis zur Errichtung eines Stellenvermittlungsbureaus. Als eigent- licher Unternehmer trat aber der Mann ans unter der Firma „M. Ebert". In alle Welt wurden nun Reklameplakate für das „Erste Dresdner Stellenvermittlungs-Bureau", bczw. für die „Erste sächsisch-thüringische Künstler-, Konzert- und Tkeater- Agentur' verschickt. Auf den marktschreierischen Anpreisungen gab E. an, in allen größeren Städten Sachsens und der Lausitz Filialen zu besitzen. Das war nicht der Fall. Er hatte zwar in einem Hause der Schäserstraße ein Zimmer gemietet und mit einem Pulte und zwei Stühlen ansmöbliert, das war aber auch alles. In den anderen Städten war ihm überhaupt keine Kon zession erteilt worden. Nun wurden ans dem Wege der Zeitungs annonce Filialleiter, Kassenboten, Markthelfer, Kontoristen und Korrespondenten mit Kaution gesucht. Um nicht die eigene Be dürftigkeit zu verraten, bestellte E. die Reflektanten nicht in leine Wohnung, sondern in ein Hotel und stellte sich als „landwirt schaftlicher Inspektor Ebert aus Bischofswerda" oder als Sub- direktor einer Lebensverilcherungsgeiellschaft vor »nd gab zu ver- stehen, daß se>n anzustellciides Personal viel Geld einzukassieren habe und deshalb eine größere Sicherheit in Form einer Kaution leisten müsse. In der Zeit der allgemeine» Arbeitslosigkeit und Not fanden sich auch Leute genug, die ihre sauer ersparten Not- groschen dem Betrüger opferten. Dabei war E. noch dreist genug, die Kautsonen durchweg in bar zu fordern: Sparkassenbücher uns Wertpapiere wies er ohne weiteres zurück. Nach der Höhe der Einlagen, nicht nach den Leistlingen der Einzelnen wurde auch der Lohn bemessen. In der Zeit vom Juni 1902 b's zum April 1903 hat er nicht weniger als 44 Personen mit Kautionen von 50 bis 1500 Mk. engagiert. Schon nach wenigen Wochen merkten die meisten, daß das ganze Geschäftsgebaren ein höchst unsolides war, und forderten ihr Geld zurück. Einige erhielten es auch, wenn der noble „Chef" inzwischen ein neues Omer gefunden hatte. Andere haben ihre gesamten Ersparnisse eingebüßt, und die Höhe des vom Angeklagten angcrichtcten Schadens beläuft sich auf viele tausend Mark. Zwei Betrnasfälle, bei denen es sich um Kautionen von 500 und 2000 Mk. handelt, blieben >n den Grenzen des'Ver suchs. Bezüglich einer größeren Anzahl anderer Fälle ist das Verfahren vor'äufig eingestellt worden. Auch gegen die Ehefrau Eberts >st früher Untersuchung geführt worden, doch würbe sie Iviedcr außer Verfolgung gesetzt. Die Zengeiwernehmung er gibt. daß sämtliche Betrugsfälle gleichartig angelegt und aus- geführt worden sind. Ebert selbst benimmt sich in der Verhand lung äußerst ausfallend gegen die Zeugen und muß öfters energisch verwarnt werden. Er selbst hält das gegründete Unternehmen für ein gutes und zukunftsreiches. Gewiß hätten alle ihr Geld wieder bekommen, wenn man ihm nur Zeit gelassen hätte. Die Konfirmaudenrede Kaiser Wilhelms. Die bereits im Auszug mitgeteilte Rede, die Kaiser Wilhelm an seine konsumierten Söhne, die Prinzen August Wilhelm und Oskar, gehalten bat, lautet: Meine lieben Söhne! In dem Augenblicke, wo wir ini Begriff sind, die Gläser aus Euer Wohl zu leeren und unsere Glückwünsche Euch ausznipiechen, daß Ihr unter uns cingetreten seid als tatensrohe Meiffchen in die Ge meinde des Herrn, um darin zu arbeiten, möchte Ich als Euer Vater auch ein Wort Euch mit auf den Wey geben. Der heutige Tag ist für Euch in geistiger Beziehung qleichzustcllen dem Tage, an dem der Offizier, der Soldat, seinen Fahneneid ableistet. Ihr habt als Prinzen deS königlichen Hauses schon im 10. Jahre das Nrckit, Unitorm zu tragen. Damit möchte Ich Eure Taufe ver gleichen. Ihr leid volgemerkt als Streiter Christi. Mit dem heutigen Tage seid Ihr. sozusagen, im Glauben mündig geworden. Die Wehr und Waffen und das Rüstzeug, deren Ihr Euch be dienen sollt, sind Euch von kundiger Hand gelehrt und bereitgelegt woiden. Ihre Anwendung in allen Lebenslagen wird nun an Euch liegen. Auch darin werdet Ihr noch zum Teil unterwiesen werden können. Aber schließlich muß ein jeder lemen, die Waffen, auch die geistigen, selbst zu führen, die ihm anvertrant sind. Ich spreche mit Absicht im militärischen Sinne» weil Ich annehme, daß auch Ihr das schöne Gleichnis kennt, worin der Christ mit dem Krieger verglichen wird, und in welchem die Waffen auf geführt werden, die ihm der Herr zur Verfügung gestellt hat. Ihr werdet gewiß die Gelegenheit haben in späterer Zeit, diese oder jene von den Waffen anznwenden, und Ihr werdet gewiß das, was Ihr heute so schön in Eurem Gelübde versprochen habt, auch betätigen. I» sehr richtiger Weile bat in der herrlichen An sprache. die Euer geistlicher Lehrer heute an Euch gerichtet hat, derselbe einen Begriff bervvrgehoben für daß. was von Euch ver langt wird, nämlich, daß Ihr „Persönlichkeiten" weiden sollt. Es ist das derjenige Punkt, ans den nach Meiner Ansicht es für den Christen im täglichen Leben am meiste» ankommt. Denn darüber kann wohl kein Zweifel lein, daß wir von der Person des Herrn getrost sagen können: Er ist die „persönlichste Persönlichkeit" ge wclen. die je auf der Erde unter den Menschenkindern gewandelt ist. Ihr habt in Eurem Unterricht — und werdet es noch in Zu kirnst — von vielen großen Menschen gelesen und gehört, von Weisen. Staatsmännern. Königen und Fürsten, auch von Dichtern. Ihr habt von manchen Worte und Aussprüche gelesen, und sie haben Euch erhoben, ja sogar begeistert. Gewiß! Welcher deutsche Jüngling sollte sich nicht erhoben fühlen und sortgerissen werven von begeisterte» Liedern, z. B. von unserem Korner! Aber trotz allem, es sind Menlchenworle. Es kommen keine Menichenworte irgend einem einzigen Worte unseres Herrn gleich. Und das sei Euck gciagt, damit Ihr auch in der Lage seid, es zu vertreten, wenn Jdr einst im Strudel des Lebens steht und Meinungsans tausch hört und selber Meinungen austauscht über Religion, vor allem über die Person unseres Heilandes. Es hat niemals eines Menschen Wort fertig gebracht. Leute aller Rassen und Leute aller Völker gleichmäßig zu denselben Zielen zu begeistern, darnach zu trachten, ihm gleich zu sein, sa sogar ihr Leben für ihn zu lassen. Und Va8 Wunder ist nur dadurch zu erklären, daß die Worte, die er gesprochen hat. Worte des lebendigen Gottes sind, welche Leben erwecken und lebendig bleiben noch nach Tausenden von Jahre», wenn der Weisen Worte längst vergessen sein weiden. Wenn Ich nun aus Meine persönlichen Erfahrungen zmückblicke. so kann Ich Euch nur versickern, und Ihr werdet dieselbe Erfahrung machen: Der Angel- und Drehpunkt unseres menschlichen Lebens, zumal aber eines verantwortungsvollen und arbeitsreichen Lebens — das ist Mir klarer geworden von Jahr zu Jahr — liegt nur einzig und allein in der Stellung, die man ru seinem Herrn und Heilande ein nimmt. Ich nannte ihn die persönlichste der Persönlichkeiten, und das mit Recht. Wie cs nicht anders sein kann im menschlichen Leben, und wie cS unS allen begegnet, so ist es auch mit ihm gewesen. Es ist der Streit der Meinungen um ihn entbrannt: manche waren für ihn. manche haben im Zweifel gestanden, viele waren gegen ihn. Aber darüber kann kein Zweifel iein. und der schärfste Feind und Leugner des Herrn ist nur der Beweis dafür, der Herr lebt noch heute als ganze Pcisönllchkeit. die nicht ignoriert werden kann I Stoch heute schreitet seine Lichtgestalt, unserem geistiger. Auge nur sichtbar und der Seele fühlbar, unter uns einher: tröstend, helfend, stärkend, auch Widerspruch und Verfol gung erweckend Und weil er nicht ignoriert werden kann, so wirb icder Mensch gezwungen, bewußt oder unbewußt, das Leben, das er lebt, das Amt, daö er führt, das Werk, das er treibt, immer darauf zu basieren, unter welchem Gesichtswinkel er »inerem Heilande gegenüberstekt und ob seine Arbeit im Sinne des Herr» getan, ihm wohlgefällig ist. oder ob es daS Gegenteil ist. Sein Gewissen, wenn es noch lebt, wird ihm stets darüber Auskunft geben. Gewiß. Ich glaube gern, daß viele Meirichen heute der Ansicht sind, im heutigen „modernen Leben" mit seinen vielfachen Aufgaben und verantwortungsvollen Stellungen ist es undenkbar, daß man sich mit der Persönlichkeit des Heilandes so eingehend beschäftige» und auf ihn Rücksicht nehmen kann, wie es früher geschah. Und die Menschheit bat sich neben dem Herrn den Himmel ausgeschniülkt mit vielen herrlichen Gestalten, trommen Christen, die Heilige genannt werden, und an die sie sich hilfe suchend wende». Aber das ist alles Nebensache und eitel. De> einzige Helfer und Retter ist und bleibt der Heiland. Ich kann Euch nur eins von ganzem Herzen raten für Euer zukünftiges Leben. Schafft und arbeitet ohne Unterlaß, das ist der Kern de-. Christenlebens, wie er es uns vorgelebt hat! Werfet einen Blict in die Schritt und leset die Gleichnisse unseres Heilandes: am schwersten wird der bestiast, der nichts tut. der sitzen bleibt, mit dem Strom mitgeht und die undcre» arbeiten läßt, wie im Gleich niS vom Pfunde. Was auch Eure Passionen, was auch Eure Gaben sein mögen, es möge icder darnach trachten, auf seinem Gebiete das Beste zu leisten und eine Persönlichkeit zu werden, in leine Aufgabe» hineinzuwachsen, in ihnen zu schassen und sie zu fördern nach dem Beispiele des Heilands. Trachtet vor allem da, nach, daß. was Ihr vornchmt. möglichst stets zu einer Freude für Eure Mitmenschen werden kann — denn das ist das Schönste, niit anderen sich gemelnsani fieuen zu können — und wo das nicht möglich ist. daß Euer Werk den Mitmenschen wenigstens zu Nutz und Frommen sein möge, wie unseres Herrn arbeitsreiches und taienstohkS Leben cs stets gewesen. Dan» habt Ihr das erfüllt, was von Euch erwartet wird. Dann werdet Ihre brave, deutsche Männer, tüchtige Prinzen Meines Hauses werden und teilnehmen können an der großen Arbeit, die uns allen beschieden ist. Daß Ihr solche Arbeit mit Segen zu ihrem Ziele führen möget, daß Euch Gottes und des Heilands Hilfe dabei nicht fehle» möge, darauf leeren wir am heutigen Tage unsere Gläser. Die „Tägl. Nundsch.". der cs unziemlich scheint, an dieser Ansorache Kritik zu übe», beschränkt sich aus folgende Bemerkungen: „Vor ein paar Tagen hat uns der in Bayrenib verhandelte Ltrai- vrozeß esiie Reihe abstoßender Bilder aus den Sphären der besten, wenigstens der am besten gestellten Familien entrollt. Wie ganz anders der Blick, der sich uns hier ans der Spitze deutscher Gesell schüft arfftiit. Ta pulst ei» reges VerantwortlichkeilSgesühi. ein geradezu patriarchalischer Familiensinn und vor allein: da gib! einer, der seihst eine Persönlichkeit ist. sein Allcrversönlichffetz. Das aber muß uns genügen. Mit dem Vater, der am Ein- segnungstage seiner Söhne in ernster Aussprache seine intimsten, veriönlichsien Auffassungen enthüllt, werden nur Banausen um Einzelheiten rechten." — Tie „Berl. N. N." schreiben: „Die kaiserlichen Reden können, wie die ganze starke Persönlichkeit W!l Helms II. im ganzen genug durch sich selbst wirken. Sie brauche: keine byzgntiiiiiche» Lobpreisungen, und andererseits ist es nicht nützlich, sie zu zerpflücken und icdes Wort zu kritisieren. Da der Kaffer gern und vit redet und seine Kundgebungen der Ausfluß e>ner kräftigen temveramentvolle» Persönlichkeit sind, die jeweilig niiter dem Eindruck der Verhältnisse und der Aufgabe steht, io ist es nicht schwer, ans den kaiserlichen Reden Verschiedenheiten und Widenprüche herauszulesen. Ja. ein und dieselbe Kundgebiliig Wilhelms ll. ist mannigsacher Interpretation fähig. So ergab sich die merkwürdige Tatlache, daß das icböne Glaubensbekenntnis des Kaisers, welches er i» Gestalt eines Schreibens an den Admi ral Hollmann noch dem Telitzschichen Vortrage veröffentlichen ließ, sowohl den kirchlich Orthodoxen wie Liberalen zulagte. Aehnlich können in der Konsirniationsansprache betreffs des Dogmas, der Gottheit und Menschheit Christi usw. verschiedene Auffassung für sich Stützpunkte finden." In Zeiitrilinsbläklern wird der Passus über die „Heiligen" beanstandet. Tic „Germ." äußert hierüber: „Der Kaffer gibt in dielen, Passus offenbar einer irrigen Anschauung über dieHeiligen- verehrung in der katholischen Kirche Ausdruck, wie sie in protestan tischen Kreisen leider allzu viel verbreitet ist." Die „Köln. Volksztg." >agt: „Jedes chrfftusgläubige Herz wird freudig den Worten des Kaisers zustimmcn und begrüßen, daß es noch Herrscher gibt, die offen und frei zum Glauben an CdristuS sich bekennen in einer Zeit, da so viele Christus, ja Gott selbst als eine abgetane Sache betrachten möchten. In einem Punkte wird die Kaiserrede Wider- lvruch erfahren, »nd zwar auch von christlicher Seite. Der kaiser liche Redner streifte die Heiligenverehrung und nannte dieselbe eitel". Anch icder Katholik wird unterschreiben, daß der Heiland der einzige Heller und Retter ist. und daß die Heiligenverehrung „Nebensache" ist. aber darum ist dieselbe doch nicht „eitel", sondern nach der Lehre der katholischen Kirche „nützlich und heilsam". Unter den Protestanten wird das jüngste Glaubensbekenntnis des Kaisers sehr gemischte Gefühle wachruien. Die Orthodoxen werden jubeln, daß der Summepiskovus in dieser entschiedenen Weise aus ihre Seite tritt, während die „Modernen" eS um so bitterer em pfinden werden, daß er kräftig von ihnen abrückt, da durch die Delitzschdebatten ihre Hoffnungen weit gingen und auch durch den Brief an Hollmann eher Nahrung erhielten als vernichtet wurden." Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Grundsteinlegung der BiSmarcksäule in Hannover, die von den Studierenden der dortigen beiden Hoch schulen lm Maschvark errichtet wird, fand in Gegenwart der städtischen und königlichen Behörden statt. Das Denkmal soll biS zum 1. April nächsten Jahres vollendet sein, da an Vielem Tage zum erstenmal die Feuer aus der Säule brennen sollen. Die welfijche deutsch- hannoveffche Partei erließ einen geharnischten Einspruch gegen die Ausstellung der BiSmarcksäule. Da die Hamwverschen Tages zeitungen die Ausnahme dieses Einspruchs veiweigelten. so ließ die Partei das Schriftstück während der Stacht an den Straßenecken und Häusern anichlagen. Das bemerkenswerteste Ergebnis der bisherigen Verhand lungen des in Berlin tagenden 9. allgemeinen Parteitages der Deutschsozialen Reformpartei ist deren Namens änderung. Die Zimmermann-Gruppe der Antisemiten wird sich nach dem angenommenen Anträge der Parteileitung künftig „Deutsche Reformpartei" nennen. Das Wörtchen „sozial" ist nach lebhafter Debatte ausgefallen, nicht etwa, wie hervorachobcn wurde, weil die Partei etwa ihr soziales Programm ausgcbe. son dern hauptsächlich aus der taktischen Erwägung und Beobachtung, daß das Wort in ländlichen Kreisen vielfach mit „sozialistisch" und „sozialdemokratisch" verwechselt wird und die Agitation unter der konservativ gesinnten bäuerlichen Bevölkerung erfckwcrt. Zum Punkt: Bericht über die Reichstagswahlen und die Tätigkeit der Parteileitung nahm der frühere Abgeordnete Zimmermann- Dresden, der Vorsitzende der Partei, das Wort. Als Schmerzens kind der Partei bezcichnete der Redner den Kreis Marburg, den ersten Reichstagswahlkreis, der einen Antisemiten in dasParlament entsandte. Abgeordneter Dr. Böckel habe diesen Kreis gewisser- maßen ausgeboten tUnruhe) und überall Absagen erhalten. Der Kreis müsse auf jeden Fall für den Antisemitismus wicdcr- gewonnen werden und zwar von den Reformern, denen er ge hörte. und wenn etwa Liebermann von Sonnenbcrg diesen Kreis für seine Gruppe reklamieren wollte, so sagten die Reformer: Hände weg! Die Reformer wollten Frieden halten mit den anderen Richtungen, aber jeder Verstoß gegen die Abmachungen würde anfs schärfste von ihnen bekämpft werden. Die Reform- Partei sei ohnehin die stärkste der antisemitischen Gruppen: für ihre Kandidaten seien bei den letzten Wahlen 126 749 Stimmen abaegeben worden, während auf die Gruppe Licbcrmanii von Sonnenbcrg 46504 Stimmen »nd aus de» Deutschen Volksbnno iProfessor Förster und von Mosch) 19 625 Stimmen, entfielen Gegen die neuauftauchende Mittclstandsbcwegung. wie sie >» Hannover z. B. sich bemerkbar machte, sprach der Redner fich mU aller Schärfe aus. 'Dergleichen könne dem Mittelstände nicht-:, nützen, das Heil sei nur zu finden in der Unterstützung, politischer Vereinigungen, die energisch für die Interessen des Mittelstandes eintreten. Einem Anträge aus Sachsen entsvrechend wählte der Parteitag eine Kommission, welche das Erfurter Parteivrogramm einer erneuten Durchsicht unterziehen »nd über das Resultat dem nächsten Parteitage Bericht erstatten soll. Eine Aenderung des Parteiprogramms ist nicht beabsichtigt, vielmehr sollen durch die Kommission nur stilistische Mängel beseitigt werden. In der bayerischen Abgeordnetenkammer warf dieser Tage der Abgeordnete Scaik dem Minister des Innern Freiherrn v. Feilitzich vor. er habe in seiner Rede über die Ausdehnung der Krankenversicherung einen Eiertanz aufgesührt. Sofort erhob sich der Präsident v. Orterer und bedeutete dem sozial demokratischen Wortführer, der Ausdruck „Eiertanz" sei nicht zulässig. Segitz erwiderle darauf, früher habe einmal ein Zen- trumsabgeordncter genau denselben Ausdruck gebraucht und dieser sei damals von dem Präsidenten nicht gerügt worden. Herr v. Orterer bezweifelte, sich so verhalten zu haben, jetzt aber muß er von der „Münch. Post" hören: Die Szene, an die bei dieser Gelegenheit Segitz erinnerte, spielte sich am 1. März 1900 ab. Damals hatte der Zcntrumsabgcordnctc Dr. Pichler behauptet, der Sozialdemokrat v. Vollmar habe einen Eiertanz ausgeführt.
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