Dresdner Nachrichten : 11.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190401118
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19040111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-11
- Monat1904-01
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- Dresdner Nachrichten : 11.01.1904
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SerugrgebM: >tett«li«»rN» » vr,—— d«t ««,!>» "-^-It-er tiiitraau»» »und uulcre ,7»«»» und »»r,">«. -a und Moowani nur etimav - H so«' . dundLu.MÜNtarpam- fckttllsnSre » R> b»-» Mr »o M I«« etmnaltier Bultellims durch dt» I »»««RI >ol,n,«r<«eltvld'. im««»- flpid mit cnllvrrchrndkm Üulchlaat. ! Na»drutt aller ftntkel«. Onainal- l VUttnkin,«» nur mil deutlicher ^ OuellknanLabei.rrcrd Na»r. > iiilallta. Na-lnrä-Nibe L-norar- »N'vrüchr bleiden undeniiMckttat: ' uiweriluiate Manuikrivl« werden nicht -midewadrt. x«le,rawm-ildr«tle: «achrich"» « »d,» StirSldtl 1856. Kvu»lUt.do ' ölüssire Preis« raknitiinstlsr H » vantiat « xex. Xliitelurr. 8pe»iatitüt: Ü6i)188b c»»uineiiplLri«n pernspreolttiUriiv tko. 878. l. ». Lürop »sUinsrate. 28. >.. p.iNA»ln«' UQä Porretttui-Krürioo. ürüc.kt'nru'deltcn. Kloindlsrungon. -auptgekchäftsstell«: Martens1r. 38/4«. Fknreigen.carlf. Unnabme von «»Illndlyunaeir bis nachmittags s Ukr. Sonn- und Feiertags nur Manenltrabe ss von n diS '/>l Mir Die l lvaitige Grund, »eile ica. » Siideni 20 Pta., An» lündigungen aui der Privatteite Kelle 2b Mg ! die2il>a>tige6c>le al« „Ein- geiandt' oder ans Tertteite so Dkg. In Nummern »ach Sonn- und Feier» tagen l- de», rivaittge <8rund«ei!er so. « de», so und so Pig. nach be sonderem Tarii. Auswärtige Aus träge nur gegen Vorausbeiabiung. BelegblLtler werden mit tv Pfg. berechnet. Sernlvrechanlchluh: Amt l Nr. 11 und Rr. r«0S. 8eIiü<Meli Sie» 8«« IS, pwnt. ». I. Lt. LelellcIiluligzKegeiiztsliüö ttr Oa>. «lottr. 1-iodt. ?vtrvloiuu. itorrsu. »rlmulKiIiiiilüi Il AslvüvuriU»', 8ti avv«t« a»»v v, runkckst 6or Lragerstr. !81vpI»»N l tlvl. vioMiv ß kt»otn»chv-K8ulg»»rLtü, MnixstrASSv 1 ^ ?i1ia1s äsr „vresänsr ^LeLrieLtsn". ß DS>r 4ini»aI»»e»tvU« kür ln,orale und Xdounvments. ^ Wsk NM l.sImli'Li«. KM. AM l.ebkttl'ilNkMlilsioli. kM-LsNUb IS L>»1sa»l« Ncurftr Drahtbrrichte. Holnachrichten. Rttge-GrdSchtnisseier, Cnmmitlcha», G'nchtsoerbandlnngcn. Ostasiatische Krisis. zff»S«IZ» ^AlsAkl. »Stella und Antonie". Matinee im Risid,iiz-Tt,eaker. Briefkasten. Montag I I.Jannar Neueste Drasttnreldnnlien vom io. Januar. Berlin. Die »Berk. Pol. Nachr.' Criniin lt schreiben: Der Versuch der Sozialdemokratie, die C r i m m l t sch a u e r Arbeitgeber z» vergewaltigen. hat unter Führung des ZeiitialnerbandeS deutscher Industrieller weiteste Krene der Industrie zur Abwetir vereinigi. Bo» den verschiedensten Seilen itt in den letzte» Wochen aber auch an dem Zentralvervand denlscher Jndnslrieller die Ans- svrderung ergangen, über den zeitigen Anlas; hinaus eine dauernde Organisation der deutschen Arbeitgeber ui schaffen, die unberechtigten Anfordermige» agitatorisch verhetzter Arbeitrrmassen eriotgreichen Wiserstand zu leisten veimag. Zn den nächsten Tagen findet eine Sitzung des T iiektorinms des Zentrnl- verdandeS deutscher Jnduslilelter statt, und die entscheidenden Be schlüsse werden bereits in kürzester Zeit der Industrie unter breitet werden. Potsdam. Heute mittag sind aus der Havel zwilchen Sacrow und Moorlake 5 Personen beim Schlittschuhlaufen ein- gebrvchen. Eine Dame, die Tochter des KnnstverlegerS Kinnie, und zwei Herren sind ertrunken. Die beiden anderen Herren, Brüder der genannten Dame, wurden gerettet. M n nche n. Der päpstliche Nnntins Monsignore Macchi ist heme voimiltag nach Bologna abgereist. Wien. Ter Kaiser ilt mit seinen Gästen, den Prinzen Leopold und Georg von Bauern, sowie dem Erzherzog Finnz Salvator nachmittags zu Jagden nach Mürzstcg abgereist. Die Rückkehr hierher ist aus Mittwoch festgesetzt. Wie». Der iingaritche Ministerpräsident GrafTiSza ist heute früh hier eingetroffen und vom Kaiser in längerer Audienz empfangen worden. Wien. Das .Fremdenblatt" meldet ans Gmunden: Die Rekonvaleszenz desKönigs Ehristian von Dänemark schreitet fort. Der König wird in Wiesbaden eine Kur gebrauchen, nach deren Beendigung er der kier stattfindenden Vermählung der Prinzessin Alexandra von Cumberlnnd mit dem Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin beiwohnen wird. Gmunden. Tie verwitwete Königin Marie von Hannover ist an fieberhafter Bronchitis erkrankt. Paris. Der Maler Lbon Gsrome ist in der Nacht einem Schlaganfall erlegen. R o in. In vatikanischen Kreisen verlautet, der Papst werde, um das Vetorecht abzulchafscn, anordncn, daß jeder Kardinal bei seiner Ernennung schwören solle, er werde niemals in einem Kontlave im Namen seiner Negierung von dem Vetorecht Ge brauch machen. Barcelona. Der AuSstand im hiesigen Hasen dauert wtt. Tie Mannschasten mehrerer gestern hier angekvniniener Sch me schloffen sich sofort dem Ausstande an. Petersburg. Heute fand die feierliche Beisetzung des Gencral»d,itta„ten Grasen M n s s i n - P u s ch k i n statt. Der rft'er molntten der Kaiier, die Kaiierni-Mutter und mehrere G>oß- snrsten bei. Der Deulsche Kaiier ließ durch den Bottchafter Grafen Aimnsleben einen Kranz am Sarge »iederlegen. Wladiwostok. Tie Meldung aus Tokio, daß die hie be findlichen Krieg schiffe in See gegangen seien, ist wuichlig. ->e besmdeii sich sämtlich auf der hiesigen Reede. Es sind neuerdings besondere KriegSvorbercitnngc» bemerkbar. Peking. Ter Kaffer bat die Handelsverträge mit Aiiienka und Japan raiffiziert. 'Nach den Vertragsbestimmungen ist China vmpslichiet. Mulden. Arttung und Tc»u»gkau unmitlell'ar »ach der Ratifikation der Vertiäge dem fiemden Handel zu öffnen. Peking. Ter Cbei des Staaisraie« Prinz Tsching teilte dem hicügen javanischen Gesandten Ucistda mit. daß Ehma im ,wue eines Krieges zwischen Rußland und Japan neutral bleiben wurde. — Nach Mitteilungen ans diplomatischer Quelle soll die Antwort Rußlands aus die lavanstche Note in einem versöhnlichen Tone, aber ihrem Inhalte »ach un befriedigend gehalten sein Japan wünsche eine» weiteren Auf schub. >,m «eine Vorbereitungen zu vovollständigen und werde deshalb die Verhandlungen fottsetze». Die Anssichie» des A»s- binchs des Kiieges vor dem Finhsahr seien immer noch sehr stark. Berlin. Nachdem die Verträge »wischen derAllgemernrn Elek trizitäts-Gesellschaft und den curopäoclikN Tochteraelellschasten der General Electric Co. in New Dort ven verschiedenen Curti« Turbincn- Geselllchasten für Land- und Marinerechte, den Professoren Rtedler und Stumpfs, sowie der Gesellschaft für Einsühruna von Erfin dungen nunmehr abgeschlossen sind, rst das »wischen der All gemeinen ElekirrzitätS > Gesellschaft und der amerikanischen General Electric Co., Fort Wanne Electric Works, Tbe Stanley Electric Manufacturing Co.. The Eddy Electric Corporalion, Tbe General In- caudeicent Arc Light Co., Th« Northen, Electric Co. geichtosten« Haupt abkommen jetzt in Kraft getreten. Als erste Folge vorstehender Verträge wurde die »Bereinigte Tamps-Turdinen-GeieNichast m. b. H." gegründet, welche Patente, Rechte und Erfahrungen im Bau von Dampf- und GoS- Imbin»n von CurtiS und Rtedler-Stumpfs übe,nimmt. Näber« Mittei lungen hierüber werden nach der aus den 20. Januar d. I. onberaumten AustichtSratssttzung erfolgen. uns grovgezogen, uno incyl veger werde der Derer barkeit gegen seinen Schöpfer erweisen können, als in Zukunst in den von Rüge vorgezeichneten Wege in dem Sinne des Dahingeschicdenen handle. Wa Herr Prof. Dr. Rachel, verschiedene Vorstandsmitglieder des Ge- birgsvcreins und des Vereins für Sächsische VolMunde u. v. a. Die Feier wurde eingeleitet durch die ernsten und weihevollen Münge eines Ouartettgesanges s„Jch möchte heim" von Fr. Wagnerj, ausgesührl von dem Soloquarlett des Dresdner Lehrergesangvereins (Herren Reutel, Backhautz, Göckeritz und Hojzegels. In wohldurchdachter und warmempsundener Rede feierte sodann der gegenwärtige Vorsitzende des Vereins für Erd kunde, Herr Prof. Dr. Gravelius, die Verdienste Nuaes um den Verein und seine allgemeine Bedeutung als Forscher und Gelehrter, als Förderer der Wissenschaft. Wie Rüge einst den Verein für Erdkunde ins Leben gerufen, so habe er 30 lange Jahre hindurch ihn gleichsam als geistiger Vater geleitet, genährt und großgezogen, uno nicht besser werde der Verein seine Dank- » . . .. ' - - . - alz ,yxnn er auch len wondle und bandle. WaS Nuges Be deutung als Mann der Wissenschaft anlange, so sei bereits mehr fach das Urteil ausgesprochen worden, daß diese Bedeutung Ruges fast ausschließlich auf dem Gebiete der Geschichte der Erdkunde zu suchen sei. Dieses Urteil bedürfe d«r Korrektur. Wer Ruges Schriften genauer studiert, wer insbesondere mit Rüge in beständigem persönlichem Verkehr gestanden habe, der wisse, daß Rüge nicht bloß als geographischer Historiker an der Spitze marschiere, sondern daß er auch einer der Bahnbrecher gewesen sei auf rein geographischem Gebiete, indem er bereits zu einer Zeit, wo noch die alte Memoriermethode für das Studium der Erdkunde maßgebend war. in Schrift und Wort für den Betrieb des geographischen Jorfchens und Lernens im modernen Sinne eingetreten sei. Aus der Vorrede der be» reits im Jahre 1864 erschienenen „Geographie für Handels schulen" von Rüge teilte der Redner als Beleg hierfür einige Stellen mit, die klar bewiesen, daß Ruae schon damals die An schauung vertreten hat. daß die Erdkunde die Rolle einer Ver mittlerin zwischen . Natur und Menschheitsgeschichte zu übernehmen habe, daß sie in erforschen und zu erweisen habe, w,e sichern be stimmter Ort oer Erde auf Grund seiner geographischen Bedingt heit im Lause der Zeit entwickelt habe. heit im Lause vcr Zett entwickelt have, und wie er sich in Zukunft notwendig weiter entwickeln müsse. Diese durchaus moderne Aus- assung von dem Wesen und der Ausgabe der Erdkunde habe auch eine gesamte Weltanschauung bedinge: seinen Sma für Wahr- ;cit und Klarheit, seine L ebe zur Natur, insonderheit zur Natur der Heimat, seine Vorliebe für kulturhistorisches Forschen, aber auch sein schlichtes persönliches Wesen, seine Geradhe t, Offenherzigkeit. Treue und seinen sonnigen Humor Em treuer Freund sei mit dem Entschlafenen von den Mitgliedern des Vereins für Erdkunde geschieden: daher gelte es: Treue um Treue: treu wolle man Ruges Traditionen bleiden, treu wolle man sein Andenken hasten und , wahren, und in diesem Sinne schließe er mit den Worten: „Sursum I c-orcia, die Herzen in d.c Höhe!" Als harmonische Wetterführung § dieses Schlußaedankeus ertönte seitens des Soloquarieits die «Weste des Liedes von F. Flemming: „lieber den Sternen wohnt s Gottes Frieden", womit die eindrucksvolle Feier erhebend aus- , klang. ! — Der Nationalliberale Deutsche Reichsverein hielt am Sonnabend a-bcnd im Weißen Saale der „Drei Raben" eine Mitgliederversammlung ab, die sehr stark besucht war und in welcher Herr Geheunrai Dr. Böh inert über Crimmit schau sprach. Vor Beginn des Vortrages skizzierte der Vor sitzende, Herr Landrichter Stadtrat Tr. Hemze, kurz den Stand punkt deS Vereins. Er betrachte die Versammlung nur als eine informatorische: es solle damit durchaus keinerlei Kundgebung beabsichtigt sein, dazu se en die Verhältnisse i» Criinmitschau noch zu verworren. Gegenwärtig Hobe sich der Kampf zu einer poli tischen Machtsrage zngcspitzt und als solche müsse er zum Aus- - trag gebracht werden. Ter Vorsitzende begrüßte auch mehrere Herren aus Crimmitschau, die die Reise nicht geschent hatten, um eventuell zur Klärung der Crimmitschauer W.rren be zutragen, und erteilte sodann das Wort Herrn Geheimrat Böhmert, der zunächst ein Lokalkolorit der Stadt Crimimtschau und ein Bild ihrer Entwicklung gab. Das rasche industrielle Emporwachsen der Stadt ließ naturgemäß auch d e Aufträge in den Fabriken und damit die Arbeiterschaft anwachs " ^ ^ - - der Zeit folgend, ihre Lage meh . , ..... . Schon im Jahre 1899 hatten d>e Textilarbeiter zu Crimmitschau Forderungen um Einführung des Zehnslunbeiitages gestellt, batten sie mehrfach erfolglos wiederholt, und kamen nun endlich im 'Sommer vorigen Jahres zu einer kategorischen Erneuerung dieser Forderung vcrbimvcn mit einer Ausdehnung der Mittagspause auf Isch Stunden und um Aufbesserung in den Akkordlöhnen. An diese Vorgeschichte ankniibfeno, gab ^er Vortragende ein Bild des Anfanges und Fortganges des gegenwärtigen Streikes, wie er sicher jedem mehr oder weniger aus den Tcgesblättern bekannt geworden ist, und kam dcrdei auf die Fehler zu sprechen, die auf beiden Seiten gemacht worden seien, und unter denen die Ablehnung des Gewcrbegerichts seitens der Unternehmer vielleicht als der größte zu bezeichnen sei. Sehr viel trug zur Ausdehnung des Stre kes bei. daß von außen her bei den Arbeitern und Unternehmern geschürt wurde, daß man diese rein lokale Frage nicht auch lediglich lokal oustragen ließ Weiter kam Redner ans seine Reise nach Crimmitschau und die von ihm gemachten Versöhnungsvorschläge zu sprechen, die bekanntlich als aescheitert z» betrachten sind. Neue Momente vermochte der Vortragende in der Angelegenheit nicht vorzubrinnen. Nur eins betonte er, und zwar, daß die Verhältnisse in Crimmitschau wohl geeifinet erscheinen können, einen großen Brand zu enstacben, unb das Feuer weit über die Grenzen Sachsens hinauSzutragcn. Möge auch in den Fabriken manches zu beklagen gewesen sein, jo sei es doch den Arbeitern nicht schlecht eraongen. AnS der ursprüng lich lokalen Sache sei eine politische Fraae. eine MacOsraae. eine Kraftprobe geworden. „Wer soll .Herr sein in der Fabrik?", fei heute d'e Parole. Endlich verlor sich Redner in Einzelbetten. d'>e zwar sehr wcnscbcnfrcundl'cher Tendenz waren, in der Hnnpstnchc aber wenig oder gar nickt zum Thema gebörten. — Der Kern der Sa>cke trat eigentlich erst in der nachsoleenden, 2Vy Stunden währenden Debatte hervor, die von Herrn Landtaasabacord- neten Stadtrat Dr. Voael eröffnet wurde. Die menschenfreund liche Seite. Io führte Redner ungefähr a»S, sei n-cht d>e ein- ziae. die hier.angeschlagen iverden müsse. Er betrachte den zehn stündigen Arbeitstag als sehr wünschenswert und auch als er OcrklicheS und LächslscheS. — Im Befinden Sr. Mas. des Königs ist eine wesentliche Besserung zu verzeichnen. Wegen der noch niihasteuden Heiserkeit soll der König aus ärztlichen Rat noch nicht ins Freie gehen. Gestern vormittag wvbute er dem Gottesdienste in der Privat- käpelle bet. Nachmittags kand F >mitie»lnsel statt. — Zn einer pietätvollen Kundgebung vereinigten sich gestern in der Mittagsstunde die Mitglieder des diesigen Vereins sür Erdkunde. ES aalt, den Manen deS kurz vor Weih nachten Heimgegangenen Gründers und langjährigen Vorsitzen den deS Vereins, Prof. Dr. SophuS Rüge, in Gestalt einer Ge d ä chtn i S fe ie r den Tribut der Dankbarkeit zu zollen. Eine hochansebnliche Versammlung hatte sich aus diesem Anlaß im Saale der Stadtverordneten zusammengeffinden, u. a. die Herren Geh. Räte Dr. Hassel und Dr. Maentig, Nektar der König!. Technischen Hochschule Geh. Hofrat Prof. Lewicki. Geh. Reg.-Rat Dr. Böhmert, Bürgermeister Leupolv, Generalleut nants v. Broizem und d'Elsa, ferner eine Tochter deS Heim- gegangenen und der Sohn desselben, Herr Dr. Walter Rüge «Leipzig), die langjährigen Freunde RugeS, Herren Dr. Linde- waim und. PrivatuS Gabler, der Direktor der Handelsschule. reichbar, nur lei es zweifelhaft, ov eine so weittragende, tieseiu- schneidende Aenderung quasi über Nacht getroffen werden komm. E-ne zweite Frage sei es, ob den gesetzlichen Bestimmungen in Crimmitschau in jeber Weise nachgegongen worben sei. Die Regierung muffe das Koalitionsrecht wahren, aber auch die Jrci- beit der Arbeit aufrecht erhalten. Die Differenzen in Crimnii:- schau begannen, als d>e Arbeiter sich den Gewcrffchaffen in bic Arme warfen. Nur hätte die Sozialdemokratie ihre Kraftprobe erst dann in Szene setzen sollen, wenn sie Aussicht aus Eno's> hatte. Bei der gegenwärtigen geschäftlichen Depression sei bas nicht der Fall gewesen. Ein einsichtsvoller, rechnender Fabrikant konnte, wenn er seine Existenz nicht in Frage stellen wollie. namentlich in Hinsicht aus die billigen Löhne in Oesterreich uno Italien, die eine scharfe Konkurrenz aus dem Weltmärkte wurden, in dieser Zeit aus einen Zehnstundentag nicht eingchen. Wenn er (Redner) bei der ganzen traurigen Entwicklung einen Licht blick sehe, so sei es der, daß die Unternehmer nun endlich zu der Einsicht gekommen seien: Einigkeit macht stark! Nun beide Teile gleich konsolidiert sich gegenüberstehen, werde sicy eine Lösung finden lassen. Der Crimmitschauer Streik habe kommen müssen, wenn anders nicht in Zukunft die Gesetze in Deutsch- land nur von einer Partei diktiert werden sollten. (Lebhaftes Bravo!) — Herr Lukas Schmidt, Vorsitzender des Fabrikanten vereins in Crimmitschau, widerlegte Herrn Geheimrat Böhmert in vielen Stücken. Nach seinen Ausführungen waren die Arbeit geber an sich nicht gegen die Forderungen der Arbeiter, sondern ne empörten sich nur über die Art und Weste, wie diele For derungen seitens der systematisch ansgehetzten Arbeiter gestellt wur den. Nach seiner klaren Darstellung liegt in Crimmitschau keine Aussperrung der Arberter seitens der Unternehmer vor, sondern ein richtiger vom Zaune gebrochener Streik der Arbeiter. Dos Gcwerbegericht lehnten die Unternehmer des wegen ab, weil der eine Teil gar nicht aus Arbeitern, sondern nur ans Arbeiter sührern bestand. In einer gehässigen, bodenlos ge meinen We se seien die aus den Ausruf der Arbeitgeber einge- gongenen Arbeitswilligen behandelt und beschimpft worden. Nur der vermehrten Gendarmerie sei eS zu danken, daß wieder einiger maßen Ruhe in Crimmitschau eingekchrt sei. Die Behörde habe vollständig ihre Schuldigkeit getan. Die Arbeitgeber stehen noch heute aus dem Standpunkts nicht nachaeben zu können, sie be dauere aber ihre guten Arbeiter, die von Arbeiterführern, die nichts ! r ' at und daß mit Rücksicht daraus wohl die Forderung einer zehn stündigen Arbeitszeit berechtigt sei. Er wünschte, daß das Gesetz einer zehnstündigen Arbeitszelt recht bald zur allgemeinen Ein führung komme. — Herr Fleiß ner, Redakteur der „Arbeiter- Zeitung", bedauerte, daß nicht auch eine Einladung an die Ar beiterschaft in Crimmitschau ergangen sei. Man komme immer und immer wieder darauf zu, die Sozialdemokratie für alle der artigen Verhältnisse verantwortlich zu machen. Soweit ein Zu sammenhang zwstchen den Führern der Gewerkschaften und bcr Partei bestche, sei er ein ganz ideeller. Eine jede Gewerkschaft würde eS sich verbitten, wollte sich die Partei erlauben, in ihre Maßnahmen hineiuznreven. (Rufe: Na, na!) Speziell in dem Crimmitschauer Falle habe die Partei nichts anderes getan, als sich gegen die Aufhebung des Versammlungsrechtcs gewehrt. Er habe die Anschauung, dag man kaum einer zweiten Arbeiterschaft von seiten der Behörde das hätte bieten dürfen, was man der Crimmitschauer Arbeiterschaft geboten habe. Eine Amkiärungs- kommission statt der Gendarmen wäre besser gewesen. Der zehn stündige Arbeitstag sei von der Sozialdemokratie schon oft im Reichstage verlangt und nie zngestanden worden. Mit der Dev sie „Biegen oder brechen" sei es hier nicht getan, sie könne bloß den tlirfrieden weiter schüren, aber nicht Frieden stiften. — Herr Dr. Friedrich Naumann betonte, daß eine gemeinsame Zu- somineiischließung der Arlieiter ebenso gerechtfertigt sei, als eine solche der Unternehmer. Er redete auch den Arbeiterführern das Wort, da Leute, die 11 Stunden in ihrer Tätigkeit stehen, häufig gar nicht i» der Lage seien, Verhandlungen zu leiten. Den Satz, oaß der Arbeitgeber Herr im Hause sei. neune er einen partei lichen: ihm stehe die Anschauung der anderen Partei vollberech tigt gegenüber: Wir, die wir mit unserer Kraft und Gesundheit im Hause Mitarbeiten, haben ebenfalls ein Recht, uns durch ge nügende Zuaesiändnisse diese beiden wichtigen Faktoren zu wahren. Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei ein geschäftlicher Vertrag, aber nicht ein Verhältnis von Herr zu Knecht. Man solle den Arbeitern, die den Zchnftnndentag for dern. sagen, es acht zur Zeit nicht, aber man solle ihnen nicht sie in ihrem Glauben, der Kultur zu L u. S L r? 2 Z -- Ae. 8 -LZ ? ff v rundweg crbsvrechen. was si mitschauer Verhältnisse geflissentlich tendenziös anfzubauschen und so kroß zu schildern, wie sie in Wirklichkeit nicht im entferntesten sind. — Herr Fabrikant Hofmann-Criinmitschau endlich be wies auf Grund von Berichten und Korrresponbenzen, daß die sozialdemokratische Partei dem Crimmitschauer Streik durchaus nicht so fern steht, als sie glauben machen möchte, und daß die Streikgelder nicht allein aus den Kassen der Gewerkschaften des Tertil- und Spinnereiarbeiterverbandes bezahlt werden. — Dos Schlußwort hatte der Referent, Herr Geheimrat Böhmert, der noch einmal den von ven Itnternehmern begangenen großen Fehler deS Ablehncns einer Aiisqleichsmöglichkeit durch das Gc- wcrbegcrickt betonte — Hierauf wurde die Versammlung um 12 llhr geschlossen: sie mußte geschlossen werden, weil das Gesetz über die Sonntagsruhe es verlangte. — Die Regierung beabsichtigt, in Sacken des Crim- mltlckauer Streiks eine Denkschrift herauS»ugeben. Deren Haiiptinbolt wird voraussichtlich eine inithentffche Dar legung der von Herrn Geh. Rat Dr Noicker gemachten E'nigungs- verincke bilden. Anßnvem dürste die Negierung die Gelegenheit benutzen, um ihren »n Landtag dargelegtcn Standpunkt über die Notwendigkeit derPolizeimaßnahme» rc. nochmals zu recktieitigen. Die Denklchrist wirb zunächst dem Landtage zugeben. doch erscheint haben, daß das Neichsamt des Innern in eine Priftung eingetreten ist, ob im Verlause deS Crimmitschauer Streiks von
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