02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040622025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904062202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904062202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-22
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Diese» Blatt wird de» Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, wahrend es die Post-Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgeblldr: vieritlilibrlitb titr »rr«»e, bet täsliid zwktmaltaer Putraeuna durch untere Stolen «oben»» und «oe,e»«, an Sonn- und Montanen nur einmal» »Mt. 20 Pi, durch audwiirtlaeAom- iniitioniire 2 Mk de». 2 Mt 20 Pt. Stet einmaliaer ttuitelliin« durch die Poit 2Mt. iotmeStcsteüaeld». ini Aus land mit enltvrechendem Zutchlaae. Nachdruck aller Artikel u. Oriainal- Mitteilunaen nur mit deutlicher OueIle» anaabe «„DreLd, Nackir.") niläilia, Nachtrüaiiche Sonora» nnivriiche bletden unberücklichliat: unverianate Manuilrivle werden nicht autbewahrt. relearamm-Adrelt«: Nachrichten »»»«den. -Inreigen'tarif. »nnalime von Ankündlaniiae» bis »achinittaa» s Utir, Tonn und ftkienaaS nur Marienitratzc as von I> bis V.i Mir Tie I »vailiaeWrund reiie ica. s Tilden» 2v Pia. An kündiaunaen auf der Piwatieite 8eür 22 Pia : die rlvalttae lletle an» Te.l teile ko Pia. als (finaciandi ttell» bo P>a I» tttummein „ach S«>>„- »nd »elcrtane» tivall>ae vtiuud.e M Pia. aui Privalikite qo P-a, L'valtiae.-teile aui Teitieite »ud >>' : l> maeiaudi so P>,, »Äuswdi i»ae An- - lraae nur aeaen Boianobe;nul!»ua. Belcadialier werden mii w P>a- berechne!. Sernivrechanichlu«: Am, I Nr. 11 mid Nr. 20»«. Xüknsekei'fs 5ökne uf^ü^e allen /^nt «r. 17S. Russisch-japanischer Krieg. Neueste Drahtberichte, tzosnacbrichtcn. Armeeveränderungen, Geh. Oekonomierat Dr. Uhlemann tz. Reisende Kaufleute. Mancherlei Bücher. Mittwoch, 22. Juni 1S04. Der russisch-japanische Krieg. Der japanische Admiral dt a m imura darf als abgetan gelten. Wie weit er selbst an seinem Mißerfolge schuld ist, bleibt »ach klar zu stellen. Man erinnert sich aber an den Verlauf des frühe- icn Ltrcifzugcs des Wladiwostok-Geschwaders, wo dieses gicsth- ialls den Japanern schweren Schaden zustigcn konnte. Wenn sich in der Tat 18 lapoiüjche Truppeittransportscksissc in der Tlraßc von Korea befunden haben, so war cs jedenfalls ein grober Fehler der japanischen Lberleitung, denselben trotz der früheren Erfahrungen keine genügende Eskorte zu geben. Cs ist übrigens klar, ^das; die Erfolge des Wladiwostok-Geschwaders an der Lage ,nir See nicht viel werden ändern können, andererseits aber hat Dkrydlow immerhin gezeigt, was ein geschickter Führer schon mit einer Kreuzcrdivision zu erreichen vermag. Vielleicht hätte auch des Port Arthur-Geschwader eine ganz andere Nolle spielen können, wenn cs nicht so an seinem Hafen geklebt hätte. Die Japaner sind jedenfalls durch die Kreuzerdivision aus ihrer Sorglosigkeit bezüglich der Lage zur See ziemlich unsanft aui- gerüttclt worden, sic sehen sich nun wieder gezwungen, das Wladiwostok-Geschwader zu beobachten und dafür eine entsprechende maritime Macht zu detachieren. Wäre die Kohlennot nicht, Tkrpdlow und seine Schisse könnten vielleicht noch eine bedeutsame Nolle spielen. Wie aus Liaojang gemeldet wird, stehen neue Kämpfe nahe bevor, da Kuroki gegen die Wachabtcilung des Grasen Keller oorrückt. In ocn Bergen finden täglich Scharmützel stall. Wie ein Telegramm Knropalkins an den Kaiser vom 19. d. M. meldet, haben die Javaner in der Gegend von -aimatsi und Jonqhwangtscheng nicht nur ihren Vormarsch ein gestellt. sondern sich zurückgezogen. Mehrere Törier im Norden !>vn Fönghwancttscheng, die die Japaner erst kürzlich eingenommen hatten, sind vo„ ihnen geräumt worden. Ter begonnene Vor marsch japanischer Truppen nach dem Dalienpaß ist cingeslelll morsen, dagegen rücken recht bedeutende' Streitkräfte in der Richtung auf Ssinpen, Kastschou und Sinjang, sowie Taschitschao vor. — Ein Telegramm des Generals Tnlinsti an den Kricgs- minister vom 19. d. M. meldet» Nachrichten aus Port Arthur zn'vlge begannen am ll. d. M. drei japanische Bataillone von Jnanbiando über die Berge nach Siunatan vorzurücken. Zwei riiisischc Freiwilliacn-Abteilungen und eine Kompagnie der Grenz- wache hielten den Vormarsch des Gegners aus. Feindliche Torpedoboote beschossen die Semaphorstation. Als „Nowik" und russische Torvedoboote hcrankamen und das Jener crönnclcir, :ogen sich die feindlichen Schisse eiligst zurück. Nack der Kanonade begannen die Kolonnen des Gegners sich zu entfernen, es blieben nur schwache Vorpostenkettcn zurück. Am 18. d. Di. veriricben russische Freiwillige die Javaner aus ihren Stellungen östlich von den erwähnten Bergen. Auf russischer Seite wurden ein Oberleutnant der Schützen getötet, ein Oberleutnant ver wundet, oer später starb: außerdem wurden 4 Schützen verwundet. Wie Admiral Skrvolow melde!, stt die Kreuzerabteilung ohne Verlust an Mannschaften und ohne Beschädigungen erlitten zu haben, nach Wladiwostok zurückaekehrt. Eine Depesche aus Lioujana meldet, daß durch Signale der mit den Japanern im Einverständnis stehenden Chinesen, die ichoiz bei Wafangou die russischen Stellungen verrieten, Stackel- öcrgs Rückzngsplan vereitelt worden ist. Eine von der inpnniichen.Hauptmacht bei Takuschan am !8. d. M. abgesandte Jinantcrie- »nd Kavallerie-Patrouille meldet, daß Streitkräsle der Russen bei Clipanking, A> Meilen westlich von Ssiuyen. und anderen Orten zusammengezogcn seien. Mehrere S ch armützel batten statkgeiunden. Bei einem seien 50 Russen getötet »nd I gefangen genommen worden. Eine große Menge von Watten sei eibcntel worden. Die japanischen Verluste be liefen sich aus 0 Mann. Die russischen Schifte seien heute nicht in die Koreaslraße bineingeiahren: man glaube, daß die Russe» nach Norden abgefahren seien. Die Verluste der Russen in dem Gefecht bei Wafangou belaufen sich wahrscheinlich auf mehr als 2000 Tote. Der Gcsamtverlust. einschließlich der Gesangencn. toll 19 OM Mann betragen. Wie ein Telegramm Knropatkins an den Kaiser vom 18. d. M. meldet, berichtet S lackelberg: Der Gegner ist aus Wasanaou nicht weiter vorgerückt. Wie gemeldet wird, ent wickeln sich seine Truppen o»s der Front Wafangou- Kaitschou. Nach zweitägigem Kampfe und zwei ermüdenden Nachtmärichen aus tchwierigrn Gebirgswegen haben die Tiupve» fick ausruhen können; ihre Stimmung ist gut. lieber liniere Ver luste kvnntm genaue Angabe» »och nicht gemacht iverden. Vor läufig ist nur folgendes iestgestellt worden: Von der l. off sibirstchen Schützendivision sind 15 Offiziere gefallen. 40 ver wundet, 12 auf dem Schlachtielde geblieben, von denen unbekannt ist. ob sie getötet oder verwundet sink»: ferner sind 880 Dia an ge falle». 992 Mann verwundet; aui dem Schlachtielde sind 508 Mann geblieben, von denen es unbekannt ist, ob sie getötet oder ver wundet sind. Vom 83.. 35. und 80. Regiment sind 120 Offiziere und Soldaten gekollert, sowie 19 Offiziere »nd 004 Mann ver wundet; 96 Mann werden vermißt. Tie 1. Artillerie-Brigade hat 10 Oistziere und 108 Mann verloren, die 9. Artillerie-Brigade 25 Offiziere und Soldaten. Vom'Regiment Tobolsk sind 8 Oitt- ziere und Soldaten gefallen, seiner 40 Offiziere und Soldaten ver wundet ; vermißt werden 8 Mann. Vom Regiment Malchansk sind 0 Offiziere verwundet, 11 Mann getötet, 181 venvundet. 8 Mann werden vermißt. Ein Telegramm des Generals Sacharow an den General- stab vom 19. d. M. besagt: Seit dein 10. d. M. wurden An zeichen wahrgenommen, die auf einen sich vorbereitenden Vor marsch der Japaner von Csiupen ans drei Wegen, nach Heitichenn. der Station Tacbitao »nd Kaitichon führend, schließen ließen. Auf dem erstgenannten Wege rückte eine große Ableitung der Vorhut des Gegners nach Wansiavudia vor. Aui dein zweiten Wege batten Tnivven der Vorhut den Paß zwilchen Naadsiaboi und Tantichiasu besetzt. Aus dem dritten (südlichen) Wege sind andere Truppen bis zu den Dörfern Ebmniak und Tamiarlogu vorgegangen. Die Vorhut bat ferner den Tichavailin-Paß ein genommen, während die.Hguptkräite, gegen 5 Regimenter In fanterie mit Kavallerie und Gebirgsartillerie, zwischen dem Kiangml-Paß und Ebnnoa stafielförmig Ausstellung genommen haben. An den letzte» Tagen haben iiissiiche Vorpostenabteilungen ans diesen Wegen den Vormarsch des Gegners ausgehalten, wobei 10 Mann getötet und verwundet, ein verwundeter Offizier mit drei verwundele» Kosaken gefangen genommen wurde». Es wurde sestgestelli, daß sich bei Wclittschan nur javanische Streiswachen befanden, die sich »ach einem Kugclwechiel nach Fönghwangtscheng zurückzogen. Auf rmstlcber Seite wurden zwei Man» verwundet. Saimotzl ist am 10. d. M- von den Japanern geräumt worden; die dortige Besatzung ging nach Fönghwangtscheng. Seit gestern avend regnet es beständig. In Petersburger hohe» militärischen Kreisen erwartet man mit großer BeiorgniS weitere Nachrichten vom Kriegsschauplätze, da, falls die Wege nicht durch Regen unpassierbar gemacht sind, heute oder morgen eine Schlacht zwischen den Russen unter persön licher Führung Kuropalkins und der Armee des Generals Oku. bestehend aus der 11.. 5. und 8. Division, unaus bleiblich ist. Wahrscheinlich stößt auch noch die zweite Di vision von KurokiS Reserve hinzu. Der Kampf dürfte ein ver zweifelter werden, und man täuscht sich hier nicht darüber, daß bei der verhältnismäßig kleinen Triivvenmacht. die Knropalkin zur Beifügung steht, ein glücklicher Ausgang des Kampfes für die Russen kaum zu erwarten ist. Die Armee Stackelbergs ist nur noch ein Schatten ihres früheren Bestandes: sie hat 150 Offiziere, darunter 3 Kommandeure, verloren. Kuropatlin ist, als er dieses Armeekorps nach Süden vorschob, den ihm ans Petersburg er teilten Instruktionen gefolgt. Weitere Meldungen lauten: London. Dem „Daily Telegraph" wird aus Tokio gemeldet: Marschall Agama ist zum Bizckonig und zum Höchsi- kommandierenden in d er M a nd s ch u rc i und der General Baron Kodama zu scuiem Statisches ernannt worden. Es wird erwartet, daß sic sich >» Kürze auf ihren Posten begeben werden. Marsclmll Aaniagaio bleibt als Ehcs des Gencralstabcs in Tokio. N wyort Die .,"Newport World" hat ein Telegramm ohne Unterschritt mii der Mitteilung erhallen, daß Oberst Emerson, einer ihrer Kriegskorreipondcntcn n Ostasicn, von sich zurückzichcndcii Rüsten erschossen worden sei, weil sie ihn fälschlich für einen Spion gicltcn. Neueste Drahtmeldungen vom 21. Juni Euzhavcn. Aon 10 Uhr 45 Min. ab starteten die zaal- rcichen, zur Regatta aus der Unterclbc gemeldeten Jacltt bei vorzüglichem Segelwind. Aus den, „Mclcor" nahmen de: Kaiser, der Reichskanzler und die .Herren des Gefolges, o>>! der „Iduna" der Kronprinz und aui dem „Lrion" Pri. , Heinrich an der Regatta cell. „Meteor" ging als erster durch ü- Startlstne, dicht aus folgte ihm „Jnaomar" des Herrn Clan Ncwpork. Berlin. Tie heutige Subskription auf 9500000 Dia:' drewrozenttger » großherzoglich heif' icher Staats anlei he, Serie 8 von 1904, ist wegen Uebcrzcichnung wglew, nach der Cröiinung geschlossen worden. Berlin. Im Pommernbankvrozcß beantragte de, Staatsanwalt gegen Schultz 0 Jabre Gefängnis und 70000 Dil. Geldstrafe, gegen Romeick 5 Jahre Gefängnis und 45000 M-. Geldstrafe, gegen beide außerdem 10 Jahre Ehrverlust, gegcg Bohl 8 Monate Gesängnis. M ü n ch e n. Der vereinigte 1, und 8. Ausschuß der R eichs - räte lehnte einstimmig das Wahlgesetz ab, ebenso den Antrag Mop belr, das Wahlrecht der Geistlichen. M ü uch e u. Die Kammer der Abgeordneten setzte heute die Beratung des Artikel 4 des L o la l b a h u g e se tzes fort, dcr Tariserhöhungen für die Lokalbahnen vorsieht. Wagner,siib.l beantrag! einen istisatz, wonach Tarstzuschlage im jeweiligen Finanzgeictz dem Landtage vor-,»legen sind und, wenn sic bei Ablauf der Jinanzperiode die ;stislimmnng des Landtages nicht gesunde» haben, außer Kraft treten. Von Rednern aller Par teien wird bedauert, daß Tarifznschläge für die Lokalbahnen nötig seien und daß die gestrige Erklärung der Regierung nur die Wahl laste, enstoever den Anschlägen zuzustimmen oder aus das ganze Lokalbahngcietz mit allen seinen neuen Lokalbahnen zu verzichten. Paris. Die Kommiision zur Untersuchung der Kartäuser- Angelegenheit verhörte im weiteren Verlaufe der Sitzung den Untersuchungsrichter de Balles, der aussagte, er sei vom Staatsanwalt beaustragt, Lägrave als Moralitätszeugen, zu ver nehmen, um zu beweisen, daß Edgar Eombes weit entfernt ge wesen sei. von den Kartäusern eine Million zu verlangen, viel mehr die Annahme dieser Summe abgelehnt gäbe. Er habe Lagrave vor dessen Abreste nach Amerika oorgeladen, und Laaravc habe seine bekannten Aussagen gemacht. Er habe dann Edgar Eombes vernommen, und zwischen diesem und Lagrave habe fick eine Unterhaltung cmsvonnen. Er, der Untersuchungsrichter, habe übrigens den Eindruck gehabt, daß Lagrave nicht zugeben wollte, daß es sich uni einen Äestcchungsversuch handle, während Edgar Eombes dieser Seite der Angelegenheit die größere Bedeutung beimesse» wollte. Die Kommission beschloß dann, Lagrave und Edgar Eombes einander gegenüber zu stellen. Als beide in den Saal gensten wurden, kam es zu einem lebhaften Zwischen fall. Aui eine Frage des Präsidenten versicherte Edgar Eombes, er habe von Lagrave keinen Brief erhalten und habe mit diesen, über den Inhalt eines solchen nicht gesprochen. Lagrave be hauptete daraus, er habe einen Brief an Edgar Eombes ge schrieben und abgciandt, und versicherte, Edgar Eombes habe mir ihm wiederholt über diesen Brie) gesprochen. Edgar Eombes erwiderte: Das bestreite ich ans das entschiedenste. Lagrave enl- gcgnetc: Sie lügen! Edgar Eombes: Ich wiederhole ebenfalls, dap. Tic lügen. Zwischen Lagrave und Edgar Eombes entstand ein lebhaftes Zwiegespräch. Lagrave verharrte bei seiner Re Häuptling, daß er mit Edgar Eombes über die Angelegensten gesprochen habe, und Edgar Eombes versicherte, daß er keine Unterhaltung mit Lagrave im Kabinett des Ministerpräsidenten gehabt habe, Lagrave verlangte darauf, mit dem Minister Präsidenten konfrontiert z» werden, Ter M in rst c rp rä i i de n I Eombes wurde in den Saar gerufen und erklärte, die Angaben in dem Brieic Lagraocs an Millerand seien nicht richtig, und bestritt, die Bcdingung»gemacht zu haben, den Namen des Unter händlers zu vcrjchivciacir, als der Generalslacttscmwalt Laqrooc gesagt habe, daß die Untersuchung eingestellt werde, wenn sticjer Kunst und Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen -Hof- iheater. Im Tckiauipielhause geht Donnerstag, den 28, Juni, außer Abonnement Goethes sünfaktiges Schauspiel »Torquato Tasso" mit Herrn Wieckc in der Titelrolle in Szene, Die Leonore Sanortalc spielt zum ersten Male Frau Bastö, die Leonore von Este Fräulein Pölitz, den Herzog Herr Blanken stein, den Antonio Herr Froböse. Mancherlei Bücher. Es geht mit den Büchern wie mit den Frauen: die besten sind gewöhnlich die. von denen man am wenigsten spricht. Wohl qemerkt: nicht immer, aber zumeist. Denn die Erfolge bei den Frauen wie bei den Büchern macht fast immer die Mode. Daran läßt sich nun einmal nichts ändern, wenigstens nicht viel. Oft müssen die Bewunderte» geradezu darunter leiden. Zwei glän zende Beispiele ans letzter Zeit dafür sind die „Briese, die ihn nicht erreichten" und „Jörn Uhl", gewiß zwei vortrefflicher Bücher, deren maßlose Ueberschätznng aber, durch allerhand, außerhalb ihrer literarischen Qualitäten liegende Jmvonderabilien bedingt, lehr bald einer ziemlichen Ernüchterung weichen mußte, wenn eine solche auch die dnchhändlertschen Erfolge dieser Werke kaum mehr zu berühren im stände ist. Neben der Mode spielt heute der Name bei der Bewertung der Bücher im Publikum die denkbar größte Rolle. Hat ein Autor einmal Glück gehabt, kann er getrost einiges auf Kosten seines guten Namens sündigen. Manche Poeten leisten darin nachgerade ein bißchen viel. Da ist z. B der neueste Ompteda „Denisede Montmidi" (Berlin, Egon Fleische! u. Eo ). Wenn man diele» Roman etwa mit des Dichters treff lichem „Silvester von Gencr" vergleicht, der seinerzeit zu den größten Hoffnungen für OmptedaS künstlerische Zukunft berechtigte, io kann man den Autor nur aufs tiefste bedauern. In der Hast des Produziercns — Ompteda ist augenblicklich unser fruchtbarster Romancier — hat der Schriftsteller seine ursprüngliche Pvctennalur scheinbar völlig verloren. Sonst hätte er das Jrauenschickial. das er in dem auch stilistisch nicht sonderlich hervorragenden Buche schildern will, viel weniger äußerlich gestalten müssen. Manchmal klingt in der Darstellung, die wieder von großer, freilich handwerks mäßiger Routine zeugt, allerdings so etwas wie Selbslerlcbtes hinein: dann interessiert die Heldin des Romans vorübergehend stärker.' „die hinein getaumelt in dieses Dasein", ihrem ersten Mannei untre» wird, »ch einem anderen ergibt und meint, „in diesem alle s Glitt und olles Glück der Erde zu finde»". Aber ihr Schicksal I rührt uns nicht, ihre Beichte läßt uns kalt. Die ganze Materie I liegt Ompteda, der in^ diesem Werke mit Bourgcl konkurrieren will, scheinbar nicht. Statt von einer sranzösstchen Frau zu fabu lieren, die schließlich in einem Kloster ihr ultimum lettixivm findet, möchte man von ihm lieber von einem deutschen Manne hören, der mutig in den Kampf, ins Leben zieht. — Aus einem ihm ziemlich fremden Terrain bewegt sich auch ein anderer Mode- Autor: Heinz Tovote in seinen „Sonnemanns" (Verlag von F. Fonkane u. Eo.. Berlin). Das Buch soll so etwas wie ein Dienstbotenromnn sein und erweckt in vieler Hinsicht die Erinnerung an Clara Bicbigs vortreffliches Werk „Das tägliche Brot". Leider verliert Tovare lehr bald den siltengeschichtlichen Standpunkt als Erzähler aus dem Auge und gerät auf die Ab wege des Hintertreppenromans, in den schließlich die Affäre der Ehe zwilchen einen, Dienstmädchen und einem Milchsahrer aus- klingl. Anfangs setzt die Familiengeschichte ganz lustig ein, manche feine und kluge Beobachtung überrascht, wenn auch die Darstellung bisweilen von kaum erträglicher Breite ist. aber gegen Schluß bin wird das Buch so unerquicklich, zumal der Autor mit sichtlichem Wohlgefallen dabei verweilt, wie das einst so ehrliche und brave Dienstmädchen zur Dirne wird, daß man froh ist, als das arme, elende Weib endlich im Nauschc den Tod findet. — Mehr noch als von diesen Büchern bekannter Autoren ist setzt die Rede, von einem neuen Roman „Götz Krafst", mit dem ein domo,uovu8 Edward Stilgcbauer (Verlag von Rich. Bong-Berlin) zum erstenmal die literarische Arena betritt. Der Roman ist groß, fast zu groß angelegt: er ist aus vier Bände berechnet, von denen der erste „Mit tauscnd Masten" be titelt ist und die „Geschichte einer Jugend" erzählen will. Ueber den „Götz Krafst" als Ganzes zu urteilen, dazu wird man erst nach Erscheinen des letzten Teiles das Recht habe». Der vorliegende Band ist nur Ervosition. und zwar sehr breite Ervosition. Die Gabe, sich zu konzentrieren, nur dem Wichtigsten Nachdruck zu geben und alles Nebensächliche ausruichaltcn m der Darstellung der Lebcnslchickiale seines Helden, ist dem Verfasser vor der Hand noch versagt. Er schleppt z» viel unnützen Stoff mit sich berui», dessen Bewältigung für Stilgcbauer persönlich von hohem Jnter- effe lei» kann, die aber die Anteilnahme an den Erlebnissen des so kühn ins Leben schreitenden Götz Krafst für den Leser beträcht lich erschwert. Am stärksten nimmt die erste Hälfte des Buches gefangen, die den Ablchied des Helden von der Schule und die , seelischen Erlebnisse seines ersten Semesters in Lausanne bringt, wo Götz Theologie studieren soll, sich aber bald in den tollen Strudel des Lebens stürzt. An fesselnden Ausführungen, an einzelne» I treffenden Wendungen ist in dem Buche, das so ziemlich alle' ! aktuellen Fragen unserer Tage wenigstens kurz berührt, ganz gewiß kein Mangel: aber sie sind Goldkörner im Sande. Man wird das Gefühl nickt los, der ohne Zweifel begabte Verfasser steht nicht über der Materie, sondern ist überall und allenthalben von ihr ab hängig, ganz abgesehen davon, daß er selbst über die großen Probleme des Seins noch nicht die wünschenswerte Klarheit erlangt hat. uni sie so ohne weiteres in den Kreis seiner Betrachtungen ziehen zu können. — Ein anderer, meines Erachtens bei weitem bedeutender, vor allem künstlerisch reifer Erziehungsroman, von dem ebenfalls nnr der erste Teil vorliegt. ist Hermann Weites „Krauskopf" (Verlag von Grunow-Leipzig). Ein treffliches Buch, voll von Herz und Gemüt und einem kräftigen Humor, der wunderbar gefangen nimmt nach der Lektüre von all den Großstadl büchern. die es im Laufe einer Saiion zu verdauen gibt. Ter Held des Romans, der famose Krauskopf. ist ein Kind. — ein Junge von sellencr Aufgewecktheit, der unter den Händen seines Paten, eines mächtigen Originals von Medizinmann, schon in der Jugend über den engen Horizont seiner münslerländischen Heimat hinaus blicken lernt und an der adligen Gesinnung seines „Ohm Detmar" frühzeitig erstarkt. Ans der Fülle liebenswerter Eha «aktere, die das Buch sonst noch lebendig werden läßt, ragt vor allem Volke Krauskopss Mutter hervor, die resolute und doch so liebe Danie. die manche — »nd wahrhaftig nicht die schlechtesten Züge' - mik der „Frau Rat" gemeinsam hat. Ausgezeichnet ist das Miiicu des Romans gegeben, das Drum und Dran des Rahmens, in dem sich die LebenSlchickinle des kleinen Helden — „Krauskopss Kindheit" — abspielcn. Viel Eigenes und Persönliches muß das Buch enthalten: denn es liegt wie ein Hauch von weicher Zärt lichkeit über seine» besten, idvlliichen Partien, der dein Werke seinen eigenen Zauber gibt, mag das oder jenes Detail auch zu breit gefaßt, diese oder jene Erpcktmation auch zu weil her- geholt sein. — Mehr aus der Enge ins Weite weist Anto n Ohorns „Los von R om ". eine „Geschichte aus dem Leben" (Verlag von Carl Weber u. Eo.-Stuttgart), die gerade in unserer Zeit Aiispttich aus die Beachtung des großen Publikums hat, das in weniger in rein künstlerischen Qualitäten, als in einer geschickt ge steigerte», reich bewegten und geschmackvoll dargestellten Handlung den Wert eines Romans sieht. Das Buch ist allerdings lemeswcgs neu: es ist vor ungefähr lO Jahren bereits in erster Auflage er schienen, und zwar unter dem Titel „Das neue Dogma"; es hat dein Chemnitzer Romancier wegen de» spmvathischen Ehrlichkeit seiner Gesinnung, der beherzten Aufrichtigkeit seiner Anschauungen bereits damals eine große Gemeinde geworben, die sich seitdem mit Recht beträchtlich vermehrt hat. Der alte Titel wollte übrigens zu den. Buche beinahe besser passen. Denn das neue
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