02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040715029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904071502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904071502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-15
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An tündiaunacn aut der Pnvatteile Zeile rs Pta ; die Livatüae Zeile am Tcri leite bll Pin , ni« Eiuariandl Zeiic «r Pi» In Nummer» »ach Sonn- und Kiiertagk» 1 ivaitiae (ÄluudceUe W Psg,, aus Privaiieitc «c» Pi« . rtvailiae Zeile aus Leriieiic und ai« ssmgclandisoPig, AurivariiaeAul- träne nur gegen Porau«bc«aiiimtg, BciegbiäUer werden um w Psg. berechnet, Sernlvrechanlchlud: «mt I Rr. U uirv Rr. LON». 7n«d»»i-«il. L c. II.Mt. «r. IW. Stitttl: Oom Krüger s-. Neueste Drahtberichte. StadtrechiningSamt, Verein Kinderhcilstättr, Kini,kenhn>tg in Callenberg, GeiichtsverhiNidluiigeii. Nuss ->ap, Krieg. „In sieter Augst", .Madame D." Heidelbe-gcr Schloß. Freitag, IL. Juli li><>4 Oom Krüger ^ Aus einem stillen Erdenwinkel kommt eine Trauerkunde, die m aller Welt, wo man einsame Größe zu bewundern weiß, tiefen Eindruck machen wird: In Clärens im schivcizerischen Kanton Waadt ist Paul, genannt „Oom" Krüger, der ehemalige Prä- sident der burilchen Transoaalrevublik, zur ewigen Ruhe ein- gegangen. Wirst man einen Blick auf das Leben zurück, das fern von der geliebten Heimaterde dem Tode den Holl der Sterblichkeit gezahlt hat, so wird man in heftiger Ergriffenheit zu dem aus Schmerz und Ehrerbietung gemilchten Ausrufe hingerissen: „Welch' ein Mann! Welch' ein Schicksal! Aus kleinen bäuerlichen Anfängen herausgcwachscn, stieg Oom Krüger zu der höchsten Würde seines ackerbautreibenden, in Gottesfurcht und Einfachheit dcchinlebenden Volkes empor und lenkte durch seinen zielbewußten Kampf gegen das meer- beherrschende Britannien die Aufmerksamkeit der gesamten zivilisierten Welt aus sich. Der Verstorbene wurde 1825 in der Käpkolonie geboren, kam »ach mehrfachen Wanderungen mi» den Bure» endlich nach Transvaal und erwarb sich hier unter seinen Landsleuten durch seine hoben persönlichen Vorzüge, unter denen in erster Reihe außergewöhnlicher Mut und Kaltblütigkeit zu nennen sind, ein solches Ansehen, daß er zum Feldhauptmann und im ersten siegreichen Kriege der Buren gegen England zum Obcrstkoinmandiercndcn gewählt wurde. Von seiner Hünenncrtur legt u. a. die Tatsache Zeugnis gb. daß er sich einmal ans der Jagd einen Daumen, a» dem sich Spuren von Blutvergiftung bemerkbar machten, selbst mit dem Jagdmesser ablösie. Im Jahre 1883 erfolgte zum ersten Male leine Wahl zum Präsidenten der Transvaalrepublik, und damit hatte er die Staffel betreten, die ihn zum höchsten Ausstiege des Ruhmes führe» sollte, aber auch zum tiefen zerschmetternden Absturz I» trostlose Nacht und hilflose Vergessenheit, Krüger behauptete seit 1883 die Präsidcnlenwiirdc nnausgesctzi in dreimaliger Wiederwahl bis z» dem verhängnisvollen zweiten Kriege mit England, der das Schicksal der Bnrenstanten entschied und den stolzen Nacken der Männer, denen bis dahin ihre staat liche Unabhängigkeit der New ihres Lebens gewesen war, unter das Joch der engl schen Oberhoheit beugte. Als der Präsiden! das Werk seines Lebens hoffnungslos zusammenbrechen leih, über gab er die Regierung der Republik dem Vizepräsidenten Schalk Burghcr und schiffte sich aus einem holländischen Kreuzer nach Europa ein. Dort suchte er zunächst noch politisch für die Sache der Buren zu wirken, doch vergeblich. Präsident Lonbet emvfing ihn zwar, lehnte aber eine Vermittlung ab, und von Berlin, sowie von Petersburg aus bedeutete nian ihm. daß nicht einmal ein persönlicher Empfang slattsinden könne. Dadurch noch mehr ge brochen und gebeugt, suchte er an verschiedenen Kurorten geistige und köiwerlichc Erholung von den erschütternden Leiden, die leibst seine Riesenkonstitution zu überwältigen drohten, und nun Hai oer alte Necke — denn das war er in seiner Art — die Augen zu dem langen Schlummer geschlossen, der olle Sorgen löst. Dort drüben wird ihm auch wohl Aufklärung darüber zu teil werden, warum die Vorsehung, der er Zeit seines Lebens ein so rührendes Bertrauen bewiesen hatte, die Unterjochung seiner Landsleute zuließ! Und das Urteil der Zeitgenossen über den Entschlafenen? Ruse ihm ein herbes Wort in die Grube nach, wer von seinen Feinden es vermag! Deutschland aber, dasselbe Deutschland, wo der Iameson-Raubzug wie eine Bombe einschlug und wo Leid »nd Freud. Sieg und Ende des tapferen Burenvolkes mit der denkbar innigsten Anteilnahme begleitet wurden, wird ihm un geschmälert den Lorbeer aus die Gruft legen, den er als zweifacher Neid im gleichmäßigen Kampfe wider staatliche Uebermacht und Schicksalstückc reichlich verdient hat. Nicht dahin ist die ent scheidende Frage zu formulieren, ob den tapferen gigantischen Krüger eine Schuld an dem Ende der Burenstaaten insofern trisst, well er den Krieg mit England nicht um jeden Preis ver mied. iondern zu der zweischneidigen Waffe des Ultimatums griff, T'.e Vergewaltigung der Burenstoatcn hätte ja schließlich doch durch keine noch so weit getriebene Nachgiebigkeit verhindert werden können, und so glaubte denn Krüger, gestützt und getrieben von der öffentlichen Meinung seines Volkes, der von ihm ver tretenen Sache am besten zu dienen, indem er losschlug, als die Chancen der Buren nach menschlicher Voraussicht noch am besten standen. Wäre das Kricgsglück ihm hold gewesen, so war ihm der Ruhm und der Beifall der ganzen Welt sicher. Der Erfolg aber entschied gegen ihn und schmetterte ihn zu Boden. Das darf aber ein gerechtes Urteil nicht abhallcn, ihm die An erkennung zu zollen, daß er aus reinsiem Patriotismus, aus den edelsten Beweggründen gehandelt und nur das Neste seines Volkes gewollt bat. Maßgebend für seine Beurteilung durch uns Deutsche wird immer die. Auffassung des Fürsten Bismarck bleiben, der den greisen Präsidenten, der einst die Gastfreund schaft seines Hauses genoß, einen der größten Diplomaten seiner Zeit nannte und nur bedauerte, daß ihm nicht ein größerer Staat zur Betätigung seiner Begabung zur Verfügung stünde. In der Tat, da liegt es: an der Kleinheit und Enge ihrer siacitlichcn Mittel, an der Beießränktheit ihrer Macht hat die Herr'chergröße, die unzwciselliast in dem Verewigten lebte und webte, Schisfbruch gelitten. Groß aber war er doch, der da nun im fremden Lande auf der Bahre liegt, der vergeblich iw Tode nach seinem geliebten Heimatlande seufzen mußte, wci! das stolze Großbritannien nicht weitherzig genug war, ihm, dem Ge beugten und Entrechteten, die Rückkehr nach Südafrika zu ge- statten. So mögen denn wenigstens seine sterblichen Ueberrcstc den Weg zurück in die Heimat finden, damit sie dort in Frieden schlummern können als stumme Zeugen dcS gewaltigen helden mütigen Ringens, in dem ein freies Bolk sich gegen die englische Macht verblutete! lieber die letzten Lebenstage des Präsidenten wird noch gemeldet: Clärens. Präsident Krüger, der seit dem 24. Mai hier weilte, ist seit jenem Tage nur ein einziges Mal ausgesahren, lonit wellte er im Hause oder auf der Terrasse. Am Sonnabend fühlte er sich unwohl, am Montag wurde eine Lungenentzündung testgeslellt. Seit diesem Tage war Krüger bewußtlos. Seine Tochter. Iran Eglofs, und deren Mann weilten bei ihm. Krüger bat zu verschiedenen Malen den Wunsch ausgesprochen, an der Seite seiner Gattin in Transvaal beerdigt zu werden. B s Be- stiinmungen über die Bestattung getroffen sind, wird die Leiche in der hiesigen Leichenhalle aufgebahrt werden. Neueste Dralst>neld>inssen mim 14. Juli. Leipzig, Heute scheidet einer der hervorragendsten deut schen Anwälte, der Rechtsanwalt beim Reichsgericht Geh. Justiz rat Dr. Friedrich Arnds. aus seinem Berust aus, Leipzig. In der Klage Paul Lindaus gegen dos Berliner Theater wegen Gchaltsfordernng bat das Reichs gericht das Urteil des Kainmergcrichts bestätigt, das, wie das Landgericht, das beklagte Theater verurteilt halte. BreSlau. Heute morgen erfolgte im hiesigen Tom eine Explosion, als sich der Glöckner mit einem brennenden Licht in eine neben der Sakristei liegende Kammer begab, aus der ein Gasgeruch bemerkt wurde. Der Glöckner wurde im Gesicht verletzt. Die schwere Sakristeitür und die Fenster wurden zer trümmert. Essen, Der Prozeß gegen die Leiter der Gelsenkirchcner Wasserwerke dürfte heute vertagt werden, da Professor Holz- Aachen, der ein klares Bild der Schicberstellung und der Wasser versorgung zur Zeit der Typhns-Eprdcmie geben soll, erklärte, er werde zur Rekonstruktion »llgcsähr 3 Monate brauchen. Es wird daher angenommen, daß der Prozeß erst im Dezember seine Fortsetzung nimmt. London. Die „Times" melden aus Tanger lwm 12. d. M : Der Sekretär der französischen Gel and tichast, der gegenwärtig in Fez ist, hat Befehl erhalten, vorläufig dvrl ,w bleiben, da der sultan sich noch immer weigert, seine Zustiui mung zur Einführung der algeriichen Polizei in Tanger zu geben. Die französische Regierung wird voraussichtlich gezwungen sein, auf diplomatiichem Wege einen Truck aus den Sultan auü- zuüben, London, Wie die „Morningvost" meidet, wird morgen eine' hprozentige. von der chinesischen Regierung garantier! kaiserlich chinesische Eisen da Hnanlcihe in Höhe von 2 250MO Pfund zur Zeichnung aufgelegt werden. Der Betrag der Anleihe soll zum Bau einer Eisenbahn von Schanghai naa Nanking dienen. Die Zeichner der Anleihe werden auch Gu> scheine erhalten, wonach ein Fünftel des Reingewinns der Bahn ihnen zusleht. Die Anleihe loll zu 97Vö Prozent ausgegebei, Iverdcn. Chicago. Bei Glenwood stieß ein Zug der Chicago and Easlern Illinois-Bahn, «uff dem Mitglieder einer Kircsicn- gcmciiide von ihrem Iahresausflug nach dem Momencepark hier her ziirückkchrten, a >1 s e i nen G üt c rz u g. 18 Ausflügler wur den getötet, 08 verletzt. Gyangtje. Ter Vormarsch der englischen Expe dition nach Lhnssa bat begonnen. Miikdcn. Die Zahl der japanischen Truppen in Kuandjansian und Tsiantschian. unter denen sich angeblich auch koreanische Soldaten in japanischer Uniform befinden sollen, isi liiibedeutend. Sie haben anscheinend die Ausgabe, den übrigen Truppen als Rückendeckung z» dienen. Tie örtliche chincsijcho BevölkeriiW flüchtet beim Herannaben der Japaner in die Berge, dagegen finden die Russen in jeder Hinsicht volle Unterstützung Oertliches und Sächsische». Dresden. 14. Juli. —* Der Rat zu Dresden veröffentlicht im Amtsblatt den Be» waltungsbericht über das Stadtrechnungsamt im Jahre 19«;. Bereits in den letzten Jahren war probeweile die Prüfung von aiößeien Rechnungswelten am Sitze der rechnunglegenden Ge ichnilSstellen alsbald nach dem Recknrmgsichiusse durch Beamte des Ncchiiiliigsamtes erfolgt. Da sich dieS bewährt hat. so ist Vieles Verfahren im Beiichtsiahre als ständige Einrichtung in givßerem Umfange durchgelükrt worden. Es werden in dieser Weiie in den Stadtbauveiwallereien L und 8. in de» Buchhaltc reien dcS Stadtbauamtes 8 und des Armenamtes, in den beiden Kiankenbäiucrn und dem Irren- und Siechenbause sowohl die Rrchniinae» gepufft, wie auch die sämtlichen Belege. Material- »nd Beköstigungsnachmeffe Mw. einer Vorprüfung unterzogen, Dagegen erstreckt sich diese Einrichtung im Steueramte 8. im Bei svrghinise. in der Arbeitsanstalt. der Sparkasse, dem Leihamte und (wie bisher schon) in der Grundrenten- und Hypotbekenanstalt nur aus die Prüfung der gelegten Rechnungen, während die Bor pinlring der Belege auch fernerhin im Rechniingsamtc selbst statt- sstidek. Durch die am 1. Januar 1903 erfolgte Eingemeindung von 9 Vororten siel dem Rechmingsanite weiter eine iiirifänglichc Aufgabe ru. Um unzutreffende Einstellung von Barbeständen. Werten. Forderungen und fliesten in die städtischen Rechnungen zu verhüten, mutzte daS NechiliingScrnit in die sofortige Prüfung der Rechnungen dieser Vororte, deren 100 Stück eingiugen. ciulreten, Diele Priif»»gscirbciten konnten bis Anfang 1901 mit Erfolg duichgeführt werde» Ta indes nicht in allen Landgemeinden eine geordnete und lliicrbhäiigige sachverständige Rcch»u»gsko»tiolle vestanven hatte, erwies sich diele Arbeit besonders in maicuellcr Hinsicht als mühevoll und zeitraubend. Auch eine dauernde Ber melmriig der PrüsniigSgeichäste ist durch die Eingeniciirdunge» de wirkt worden, z B sind im Berichtsjahre an vorgepirifleir Belegen rund 119500 Strick gezählt, gegen 119 500 im Vorjahre, mithin» 300») mehr. Durch Zuweisung von drei Beaintrirslellen aus den ciiivcrlelluen Vororte» erhöhte sich die Zahl der Rcchiimigsbeciiitteii- stellen von 24 im Vorjahre bei Beginn deS Berichtsjahres auf 27, Weiler wurde infolge der am 1. Januar 1903 erfolgten Berufung Knnst «nd Wissenschaft. Rrsidrnzlhrater. Ein dreiaktigrs französisches Lustspiel, das ein besseres Los verdient hätte, als in der tbeaterleindliehe», der schreckliche» Zeit sommerlicher Gluthitze das Rampenlicht zu erblicken, erlebte gestern ans ber Eiicusstraße mit eirttchiedeiiem und sehr bcliäckusichem Hrileikeitseisolge vor sehr gut besuchtem Hause seine Eistaiissiihiling. Die lustige Komödie, die wunderlicherweije — kein Meinet, weiß natürlich warum — einmal in Berlin verboten war. nennt sich .In steter Angst" und hat die Herren Moreau und VcNdagne zu Verfassern, denen als deutscher Svrnchipreche» ,rmnz Wallner zu Hilse gekommen ist. Dieser hat sich nicht nur damit beanügt das fiauzösische Orlalual — „I.« Ksur üo l'strs" — geschmackvoll und geschickt ins Deutsche zu übertragen, sondern hat auch das Regiebuch einer gründlichen Bearbeitung unterzogen, so daß „»»nrebr die Novität, die freilich schon sieben oder acht Jahre alt ist, obgleich sie gestern tatsächlich ihre deutsche Urauffüh rung erlebte, nicht nur eine Bermebruna. sondern auch eine Be reicherung de« Spielvlans aller Lustivleltheater bedeutet. Die Fabel baut sich, namentlich t» den ersten beiden Auszügen, sehr cmiüxint und lustig aut den ominösen Paragraphen 298 des Code Napoleon aus. der verbietet, daß die ungetreue, ichuldia gewordene Fra» ihren Liebhaber heiraten darf Diese trockene Gesetzesklausel die ichon für manch anderen französischen Schwank di« dramatische ei,tt!is ,gev8 geworden ist. gibt den Autoren des Dreiakters ä Is Ispprienne". freilich nicht in der gleich künstleriich geschlossenen Weise, gute Gelegenheit, tn einer Reihe lote verkniipftri Szenen eine» Ede-Tragikomödre vorzusühren, deren theatralische Darstellung reich genug ist an erheiternden Wendungen und kvmilchen Situationen, um für zwei knappe Abendstunden angenehm zu unterhalten. Eins verlang« allerdings die Komödie, wofern sie in der gedachten eivritvollen Weste wirken und zündend einschlaaen soll, eine Mllente Darstellung; wie au» der Pistole geschossen, muß der Dialog vorbeifllegen, von einem rasenden Allegro muß die Jntee- prctatioi. des Ganzen getragen sein. — sonst wirken selbst die besten Szenen leicht ermüdend. Mit dem Tempo haperte eS gestern auf der Bühne des Rrsidenztheater« am empfindlichsten: man war allem Anscheine nach noch nicht ganz sattrlfest im Text der Rollen, DaS darf bei der Fülle von Novitäten, die der Sommer diesmal bringt, wohl enllchnldigt. kann aber nickt über sehen und noch weniger — der arme Sonsslrur I — überhört wer den. Auch standen nicht alle Rollentnlger am rechte» Platze, ob wohl der Fleiß, mit dem namentlich Frl. Elsinger. sowie die Herren Schröder, Witt und Basier sich ihrer da,stellerilchen Ausgaben annakmev. gern anerkannl werden soll. Hoffentlich be» > gegart man z» gelegenerer Stunde und in fertigerer Darstellung dem Stück einmal wieder. >V. /* Central-Thcater. Aus dem Engroslager seiner drama tischen Sonimeiwaie brachte Herr Direttor Rotter gettern abend abermals eine Norweautd aus den izenischen Markt, die — eine waschechte Pariser Importe von ausgesprochen varsterischer Eleganz „nd Nonchalance — sich auch diesseits des Rheins bei- fälligster Aufnahme erfreute und In nächster Zeit noch zahllose Liebhaber finden dürfte. Die Neuheit betitelt nch »Madame L« 11,'Ino 01, aus) und ihre Pariser Produzenten heißen Paul Gavault und Georges Beer, während kem Geringerer als B Jacobson, der Geschicktesten einer unter den modernen Bnhnensaiseurs. die ziemlich kräslip »ach Pcistchuli duftende fran- zösstche Importware hier und da mit einer Dosis deutsche» Bcilchen- dirstes imprägniert hat. „Madame L" aedört zur Gattung jener Schwänke, die gewisje pathologische, physikalische oder vdilosophstcke Theorien und Hvpothrsrn, die auch i» Laienkreffen von sich reden machen, in drastischer Weise persifliere» und zum Gegenstand übermütiger Einfälle und toller Bnhnenvargänge machen. Diesmal ist eS der ikdem Arzte bekannte Krantheitszustand der Aphasie, d h. v« partielle» und zritweiken Störung des Wortgedächtittsses, und das .ironische Geietz vom unnroralitchen Gleichgewicht", das sich . . , gt . . die Verfasser zum Ausgangspunkt ihrer lose geknüpften dramatische» Handlung auSerirben haben. W i e sie da- tun und was sie an lustigen, aber lelbstverständllch haltlosen und unmöglichen Vor gängen und Verwicklungen in das Lickt der Rampen rücken, kann und soll nicht erzählt werden: das muß man sehen und hören, um sich zwei knappe Stunden lang prächtig zu unterbalten. Nur so viel sei verraten, daß Madame L »Ine bildhübsche Provinzlerin ist. die neben ihrem braven, aber recht bausbackenen Gatten in Poligny (Bidoulet) auch noch einen lockeren Pariser „Freund" (Pascal Bernard) besitzt, der sie aller drei Monaie acht Tage lang über die Einsörmigkett und Langeweile de» provinzialen Ehr lebens zu trösten weiß. Durch einen Zufall in daS Haus des ehr baren Advokaten Philippe Ardetot gelangt, hetzt die galante Pro- vlnzlerin dielen von einer Verlegenheit t» die andeie, da sie. plötz lich von Aphasie befallen, weder ihren eigenen Namen, noch den irgend eines threr legitime» und Illegitime» Zugehörigen anz»- geben weiß und so natürlich in den Auarn der Welt und erst recht tn denen der Gattin ArdelolS als eins >ener „netten" Pariser Pflänzchen gelten muß die auf dem schlüpfrigen Boden de» moder ne» Scstrebabel» üppig gernig wuchern. El» herrrntergekommener Edelmann iJolauet de la Barre), der überall erntet, ohne gesät z» babrn — iinonderbelt ans dem blumige» Felve ber freien Liet»' —. «in stark cholerisch veranlagter Ävenreurer brivannarer Limunfr l lDo» Josö) und ein ungemein llebebedürstiges Bcdientrirpaar bilden die nnleihailsame Umgebung zu Madame D und ihren iriilerschiedlichen Anbeter». Der mit pikanten Ein- und Zwei deuligkeitc» reichlich geipickte Schwank, dessen Hauptweit weniger ! i» der Erfindung, als vielmehr i» der überaus geschickte» Szeneir- > snhrung »nd dem witzreicheir Dialog liegt, war unter Leitung dcS Regisseurs Herrn Obeniar vornehm und splendid ausgeslattet worden »nd wurde so flott lieruntcrge'plelt, daß man sozusagen nickt zu Atem kam und über die Unwahrscheinlichkeiteil der Bor gänge beinahe hinwrggetäuscht wurde. Die beiden tragenden Rollen de» Stückes, die des umchuldsvollen und doch stets schuldig scheinen den Advokaten Ardelot und der abenterierlichc» Madame D. fände» in Hern, Odemar und Frl Clemens ausgezeichnete Rcprnjen- kanten. Auch die Herren Adalbert lFolauel de ln Bane), Wolter (Don Joso) und Schubert (Bedienter Julien), tvwie die Damen B i elitz «Frau Ardelot) und Hofer (Margucnle, waren mit Laune und Geschick bei der Sache, während man sich für die Rollen des Gatten und des Liebhabers der Madame I (B'doulrt und Bernard) wohl etwas temperamentvollere und besser repräsentierende Darsteller gewünscht bätte. Das gutbcsehtc Haus belachte und beklatscht», die Wort- und Situationskomik der Novität laut und herzhaft, womit offenbar drr Ersolg deS Schwan keS zur Genüge konstatiert und zu seinem Ruhme das Beste gesagt ist. —ckt. Der Protest der Heidelberger Universität gegen den geplanten Wiederaufbau des Schlosses, A« letzten Sonnabend wurde, wie bereits mehrfach erwähnt, in einer vom Prorektor einbcrusencn allgemeinen Dozen ten Versammlung in der Aula der Heidelberger Hochschule eine von einer freien Kommission idem Prorektor Hofrat W. Braune und den Professoren H Basscrmnn». I. Bekker, Erz,, Th, Curtins, F, Knaufs, E. Marcks, H, Tbode) entworfene inrpö- sante Protesterklärung gegen den drohenden Neubau des Hcidcl- bergcr Schlosses angenommen und inzwischen von säst sämtlichen Mitgliedern des Lehrkörpers unterzeichnet. Wir lind in der Lage, de» Wortlaut dieser Resolution, von der wir nicht hoffen, daß sie ungehört verhallt, schon heute, ehe er von der maßgebende» Stelle weilergcgebcn wird, unseren Lesern mitz »teilen. Die Resolution lautet: „Das Heidelberger Schloß schwebt in dringender Gefahr. Das Großherzoguch badische Finanzministcriiim hat die Frage der Möglichkeit, den Ottbcrnrichsbo" durch Stützen »n erholten, irr verneinendem dsrnrre rur »«rrevrgt" erklär», »lacvvem Eggern» Bum, d«
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