TERESA VON AVILA 181 daß er nach der Reform seine Nachmittage nicht mehr in dem kühlen Sprechzimmer des Klosters verbringen kann, ihr heftige Vorhaltungen macht, bedroht sie ihn mit der Ungnade des Königs und der weltlichen Gerichtsbarkeit. Die Reform ist ihr und Philipps Werk. Die Antworten, die Teresa auf ihre Gesuche empfängt, sind nicht Briefe, sondern Taten. Bald hört sie von dem Wort Philipps an den Nuntius, den mächtigsten und ge fährlichsten Gegner der Reform: „Man hat mir von dem Widerstand berichtet, den die beschuhten Karmeliter den Barfüßern entgegenstellen; das könnte zu dem Verdacht führen, daß man sich gegen diejenigen wendet, die Strenge und Vollkommenheit üben (.. . aquellos que profesan el rigor y la perfecciön). Ich bitte Euch dringend, die Sache der Tugend zu vertreten; denn man hat mir gesagt, daß Ihr kein Freund der Reform seid.“ Der strengsten Form gehört das Recht; durch die Härte im Innern des Landes, im per sönlichen Dasein, ist die Haltung nach außen bedingt. — Dem König hat Teresa endlich die Bestätigung ihres Ordens durch den Papst zu verdanken. Für Philipp ist der Heilige der höchste Mensch. Auf seine Macht und auf seine Siege ist er nicht so stolz, als darauf, daß Heilige unter seiner Herrschaft leben. Sie sind die ei gentlichen Erfüller der irdischen Existenz; sie geben zu gleich seinem eigenen Handeln, seinen Opfern und seinen Leiden jenen goldenen Schein, der alle Vergänglichkeit über strahlt. Sie sind die Verewiger hinfälliger Werke. Mit ihnen gleichsam, wie sollte es ihm selbst, dem Beladenen, von tausend Geschäften besessenen und zerstreuten Mann ver gönnt sein, ragt auch er in das Ewige hinauf. Sie sind die Unerreichbaren, die ihre Gnade mit Ungeheuern Leiden be zahlen und den Vergänglichen die Hand reichen, um auch sie wie durch eine zauberhafte Berührung in die Ewigkeit hinüberzuziehen. In die Nähe der Heiligen drängen sich der König und seine ganze Zeit. Schon mit neunzehn Jahren korrespon-