TERESA VON AVILA 187 Unter dem Zwang der religiösen Aufgabe verdichtet sich das Reich, werden seine Grenzen gewahrt; geht der Schritt aber noch tiefer in die Höhle der Mysterien hinein und fin det das noch immer suchende Auge in ihnen endlich den einzigen großen Wert des Daseins, so wird die Zahl der Verantwortungsbewußten, die dem Reich sich widmen, im mer geringer werden. Wenn in der Tat das Ziel außerhalb der Erde liegt: wem sollen wir dann hier noch dienen ? Auf dem nicht wieder bezwungenen Gipfel wendet sich der Kö nig in der Gefolgschaft der Heiligen jenen Bezirken zu, die für die notwendige Abkehr vom Flüchtigen für immer ent schädigen. Am 4. Oktober 1582 stirbt die Heilige in Alba de Tormes, der Stadt der Herzoge, wo eine ihrer Gründungen steht. Die Gattin des verstorbenen Feldherrn besucht sie an ihrem Sterbebett. Noch bedrückt die Kämpferin aus altkastilischem Geschlecht eine kleine Sorge der Welt; sie fürchtet, daß die Herzogin von dem Geruch einer Medizin belästigt werde, die die Nonnen aus Unvorsichtigkeit in ihrem Bett ver schüttet haben. Dann durchschreitet sie zum letztenmal Höhe und Tiefe ihres Lebens, die grausame Kluft, die ihre innere Landschaft zerreißt. Mit gefalteten Händen bittet sie ihre Schwestern: „Verzeiht mir das schlechte Beispiel, das ich euch gegeben habe und folgt mir nicht nach, denn ich war die größte Sünderin der Welt, diejenige, die eure Regel und Disziplin am schlechtesten beobachtet hat. Um der Liebe Gottes willen bitte ich euch, meine Töchter, die Regel mit größter Vollkommenheit zu befolgen und euern Oberen zu gehorchen.“ Dann aber, als der Priester das Sakrament in das Zimmer bringt, erhebt sie sich trotz der tödlichen Schwäche ihres zerschlagenen Körpers im Bett, um zu knien. Von ihrem Gesicht geht ein Glanz aus, und eine neue Jugend verwischt die Falten des Alters. Wieder findet die demütige Stimme die verzückten Laute ihrer großen Stunden. „O mein Herr