TERESA VON AVILA 189 Verbrechen, dessen man Philipp nicht schon in seinem Jahr hundert bezichtigt; es fehlt aber auch die höchste Krone nicht auf seinem Haupt. Jene Anschuldigungen, die zuerst Oranien erhob, entspringen einem in der Ungeheuern Span nung zwischen zwei sich völhg fremden Völkern geborenen Haß; das stärkste Wort der Verteidigung steht in einem nur für wenige bestimmten, dem politischen Kampf gänzlich entrückten Buch. Der König selbst freilich wird nie eine andere Rechtfer tigung erwartet und anerkannt haben, als eine aus der katho lischen Sphäre kommende: da er sich dem einen mit größ ter Entschiedenheit verschrieb, war er sich der Feindschaft alles dessen, was außer diesem Kreise lag, gewiß. Nur dem auf seinem eigenen Boden Schreitenden wird er sich des halb erschließen oder dem anderen, der in den schärfsten und härtesten Prägungen und den aus ihnen resultierenden Konflikten auch das Menschlichste findet. Die Nähe, und zwar eine Nähe innerer, wesenhafter Art, in der die Heilige steht, macht ihr Wort nicht verdächtig: nur aus solcher Nähe konnte in jener Zeit ein klärendes Wort fallen. Es ist ohne Absicht, fast beiläufig gesprochen, und wie man es auch verstehen mag: es wird von einer Berufenen einem Stellvertreter Gottes zuteil, der die Würde seines Amtes nicht verletzt hat. Wie mag den „Beschützer der Heiligen und Betrübten“ dieses Zeugnis der schon Verklärten berührt haben ? So hört der Kämpfende in seinem verschlossenen Zimmer eine unverdiente, fast nicht glaubhafte Verheißung. Vielleicht war die letzte Sehnsucht seines Alters in der Tat die Heilig keit; aber der Mann, der es keinem Priester gestattete, seine Hände zu küssen, wußte wohl, wie weit ihn sein Dienst von dem höchsten menschlichen Ziel entfernte. Dennoch ! War in solchen Worten nicht eine erste Verheißung ? Bald nach dem Tode der heiligen Teresa betreibt Philipp ihre Kanonisation; ihre Werke behält er zusammen mit den Werken des heiligen Augustin in seinem mönchischen Zim-