PORTUGIESISCHES IDYLL 203 sollen. Er selbst, der so gerne schreibt, verrät die Lust, die großen Bogen zu füllen, sonderbare Ereignisse zu erzählen, die Welt gleichsam für die beiden Kinder zu verwandeln und ein paar Stunden sorglos in ihr zu leben. Auf dem alten portugiesischen Königsboot, über das eine Plane gespannt ist, fährt er von Villafranca den Tejo hinab nach Lissabon. Die Leute essen unten im Schiffsraum; er sitzt mit dem Erzherzog Albert von Österreich, seinem Neffen, dem er Unterricht im Regieren gibt, auf dem Ver deck. Unter dem Tuch sieht man die Ufer vorübergleiten; so, auf dem Strome, ist es am schönsten zu reisen. Einmal ist er die Mühsal der Wagen und schlechten Straßen los. Von dem breiten See der Mündung hat er den ersten Blick auf die große Stadt; die Menschen drängen sich am Ufer. Aber er landet drüben in Almada und findet dort eine hübsche Wohnung vor: sie ist etwas eng, doch bietet sie ihm die volle Aussicht über die Mündung und die Haupt stadt dahinter. Er erzählt alles einfach, ohne zu schmücken oder umständlich zu erklären: ganz so wie die beiden Mädchen, die noch am Ende der Kindheit stehen, selbst diese Dinge berichten würden; so wie es ihnen am meisten Freude macht. Da er Herr eines neuen Königreiches ist, so dürfen Isabella und Catharina nun auch ein neues Siegel führen; schon aus Thomar schickte er ihnen das erste Siegel -mit dem portugiesischen Wappen. „Auf Wachs, glaube ich, wird es besser siegeln, denn auf dem Papier scheint es mir nicht gut; wenn Ihr aber an mich schreibt, so nehmt kein Wachs, denn dadurch zerreißen die Briefe.“ Die Haupt sache ist, daß sie ihm oft und ausführlich schreiben; über recht lange Briefe freut er sich ganz besonders. Leider kann er selbst nicht so oft schreiben, wie er möchte; das müssen sie entschuldigen. Vielleicht findet er in acht Tagen, wenn die Post abgeht, mehr Zeit dazu. — Oder aber er setzt sich spätabends noch an einen Brief, um