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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187705017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-05
- Tag1877-05-01
- Monat1877-05
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1877
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en. orfeier l die Loz,. Achule bei, 700 Fatte!, eten Fackä igalisch bt. gedräagü, jestätcu 'prim, d« -on Bado, Riste sah«, l zu. R« Miste Anlage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ir>. Dienstag den 1. Mai 1877. 71. Jahrgang. lrmag faiy herzoglicha isovtrnppa statt. Do og schritte« i Osficiera, ab. Di, »rigen fürs Wagen b«. rst keuvti hen Dooa» eutralitätt areau wni :ldet: ahan. «md führ« gegen t Rumänin isten, abe, setzen, ser wohn» bei »nd b» appen. D« >en 2. Mr Mai. PeterSi Naher i gegen teren Ra ff- der i stützen i Schwär in Phuna sco Holz. che Mittel« nzerschiffail ^ Korf» atl Finanzieller Wochenbericht. Ll- wenn keine Gelegenheit vorübergehen sollte, die Börse mit falschen Nachrichten möglichst ans. prfrischen, ließ sich die „Frankfurter Ztg." über den Inhalt de- russischen Krieg-manifeste- telegra- phiren. daß darin jede Absicht auf Eroberungen znrückgewiesen werde. Da- Blatt war sathrisch ^ a M»g hinzuzufüaen. daß diese Nachricht an der ,ch der tzorse noch nicht bekannt gewesen sei. Rann eS einen größeren Hohn auf die Börse geben, alS daß man von ihr vorau- etzt, dergleichen Redens arten würden eine Wirkung auf sie au-zuüben »erwögen? — Indeß da- Manifest enthielt Nicht- dergleichen, sondern beobachtete über die Zukunft vollständige- Stillschweigen. Für die rusftlche Politik ist jetzt, nach unserer Ansicht, die Ausgabe gestellt, die Orientfrage möglichst zur Lösung zu bringen. Die Kräfte der russischen Nation sind auf- Höchste angespannt, die natronalen Leidenschaften tief erregt. Die Alternativen sind für die europäischen Börsen gleich bedenklich. Entweder der alte Krebsschaden unverbesser licher türkischer Wirtschaft währt fort und hält den Welttheil in steter, aber noch stärkerer Spannung und Unruhe oder e- beginnt eine neue Zeit, von deren Gestaltung Niemand gegen- DHvärtig den verhüllenden Schleier aufrudecken vermag. Napoleon III. war e-, der zuerst Hand an die Umgestaltung der politischen Verhältnisse t nahm dH Europa- legte, indem er Rußland durch den Krim« krieg schwächte und da- Königreich Italien schaffen -als. Dadurch, daß er Preußen freie Hand gegen Oesterreich ließ und unfreiwillig die einige Ge- staltung Deutschland- herbcisührte, setzte er seinem Werke die Krone auf, ein unbewußte- Werkzeug in der Hand de- Schicksals. So wurde auch Rußland von Neuem der Weg gebahnt zu seinem ersehnten Ziele. Ein seltsamer Kreislauf der Ä Dinge. So ist denn der Krieg zur Thatsache geworden »nd die Börse hat von Neuem Gelegenheit, ihre valancirkunst auf gespanntem Se,le zu zeigen Wir haben von den riesigen Verlusten der Hauffe- sveculation in Pari- berichtet, welche den Krieg für eine Unmöglichkeit gehalten hatte. In Deutsch land war man bester darauf vorbereitet gewesen, aber wir haben schon dargestellt, wre eS kam, daß die Baissespekulation davon nicht den vollen Lortheil ziehen konnte. Allerdings gebietet die Haussepartei, welche die- verhiuderte, über größere Mittel, um ab warten zu können und in Pari heß sie im Laufe der Woche wieder die Ma- schinerie spielen, um zu einer günstigeren Gestaltung der LiquidationS-Course zu gelangen. Wir haben bereit- davon gesprochen, daß die Verhältnisse der Börsenparteien von auSschlaaen- der Bedeutung für die Gestaltung der Course sind, manchmal mehr alS d« Politik, namentlich wenn diese bereit- eine gewisse Wirkung au-geübt hat. So behauptete denn trotz der ungünstigen Berichte an- Pari- und London die veutiche Börse in der abgelaufenen Woche eine gewisse Festigkeit. ES waren die Deckungen der Contremine, welche, wie immer, am Schluffe deS Monat- eine steigende Be wegung derCourse hervorriefen, was an allen Börsen dieselbe Wirkung veranlaßte. Allerdings stehen die die-maligen Ultimocourse lies unter denen dcS März (Kredit 213 gegen 253. Franzosen 335 gegen 377, Oesterr Golvrente 54»/, gegen 64, Rüsten 72 gegen 85 75. DiSconto-Commandit 93»/, gegen 104»/r und ähnlich in anderen Positionen). Am letzten Wochentage waren die Course höher, in Folge de- Einflüsse- der bessern fremden No- tirungen. Preußische 4»/,proc. ConsolS sind wieder ge sunken Fortgesetzt wurden Tauschoperationen von bock stehenden deutschen ZinSpapieren gegen Orsterreichische Goldrente und Russische FondS dorgenommen. Bekanntlich besteht in London eine starke Baisteposition für Rasten, welcher namentlich deutsche Käufe gegenüdertreten. Einige im Laufe der Woche neuerding- bekannt l armordene Eifenbahndividendeu haben die Börse > befriedigt. Wir haben au-dem Geschäftsbericht der Potsdam« > Magdeburger Eisenbahn »nd a»S der „Zeitschrift de- Verein- deutscher Eisenbahn-Verwaltungen ' einige Stellen bezüglich der Au-sichien der preu ßischen Privatbahnen mitgetheilt, welche vollste Pachtung verdienen. In der Thal sind eS auch ^ nur solche Bahnen, welche von dem concurriren- den Staatsbetrieb nicht betroffen werden, z. B. Oberschlesische, Berlin-Stettiner, Berlin-Ham burger, welche wenigsten- augenblicklich noch be deutende Dividenden gewähren, obgleich die zu künftige Kürzung bei zweien von ihnen, wenn auch an- anderen Gründen, »orau-zuseben ist Viel in Eisenbahnactien investirteS Capital d«S Publicum- ist dadurch in argen Verlust I ßnathen und darum erscheint e- durchaus ««ht wünschen-werth, daß diese Uebermacht de» preußischen Staat-bahnwesen-, die in der Zukunft ohnehin durch Berlin-Wetzlar noch ver- «ehrt werden muß, durch neue Erwerbungen von »othleidenden Bahnen, wie die Berlin-Dre-dner, wachse «nd neue Schädigungen verursache Diejenigen Parlamentarier, welche immer dem vermischten Systeme da- Wort reden und dabei doch den Staat-bahnwesen Concessionen »acheu, übersehen, daß in solcher machtvoller duödehnung neben den StaatSbahnen keine tzrivatbahnen gedeihen können, und auch nirgend- »drihen. Darnm findet man auch in keinem ;rungS! Engelhardt! lkegierungc-1 lden bereit ckräthendrrl ren Blei-.! !rrn Bleick-I heute Herr! Stelle de«! ben. 599 gegenI ur 9 (statts wenden ' Bleichriibn! Die Bn-I lief, wind itzenden ge-! »ste«tz. r Hr. K. Inhaber löst, rlassuug der! nhaber Heul an. Zweu- l Söhne » cre» und lt. Inhaber die . A. Prad« Haber Heu nhaber Heu on «. ««b- . A. oere-ü r. F. Hopi! !«bab«r Hen h. Inhaber rmb R. H. erkor» i» v «. Hasrr- giebrl aj ren. uh aut »«1 bei Stolpe». großen Staate einen ähnlichen Zustand wie in Preußen. Wenn nach der Meldung der „Kölnischen Zei tung" die Rheinische Bahn 3000 Wagen außer Betrieb hat, so spricht die- lauter al- alle Worte. Diejenigen mögen sich die- merken, welche früher die Eisenbahnen beschuldigten, nicht genug Wagen zu besitzen, um jedem vorübergehenden extraordinairen Güterandrang zu bewältigen. Wir leben freilich in der Welt de- Egoi-mu-. Jeder Industrielle will seine Production gegen Concurrenz geschützt, jeder Berkehr-interestent seine Maaren möglichst kostenlos verfrachtet haben, mögen auch Consumenten und Tran-Port» Anstalten dafür büßen müssen. Der tiefe Fall der in Sachsen ja heimischen CottbuS-GroßenhainerEisenbahupapiere hat vielen Eindruck auf die Capitalisten gemacht, welche darin nne sichere »nd rentable Anlage erblickten und dabei namentlich auf die Billigkeit der Herstellung fußten. BiS jetzt sind erst drei Monate feit der Eröffnung de- Verkehr- nach Frankfurt ver flossen, wodurch ganz andere Verhältnisse ent standen sind. Unter den deutschen Bahnen findet sich nur eine, die in Herstellungskosten u. s. w. sich mit der CottbuS-Großenhainer einigermaßen vergleichen läßt; wir ineinen die Nordhausen- Erfurter. Dieselbe hat etwa- mehr al- die Hälfte der Länge der CottbuS-Großenhainer (78 gegen 152 Km) ein Anlagekapital von 9,450,000 während da- der CottbuS Großen- hainer 18,675,000 «ck beträgt und in dem ersten Quartale d. I. cinen kilometrischen Ertrag von 2471 errungen, während CottvuS Großenhain bloS mit 2053 figurirt. Die Verhältnisse liegen also bei Erfurt Nordhausen sogar noch etwa- günstiger; jedenfalls ergeben diese Z-ffern einen gewissen Hinweis, der auch durch andere Daten nicht gestört wird. Der Geschäftsbericht der CottbuS-Großenhainer Bahn pro 1878 verliert durch die neue Gestaltung deS Unternehmens an Bedeutung Wir entneh men demselben bloS, daß der Personentransport incl. Nebenerträge im Binnenverkehr 122.050 im direkten Verkehr mit fremden Bahnen 79,978 brachte. Der Gütertransport nebst Nebenerträgen brachte im Binnenverkehr 205,563 im direkten Verkehr mit fremden Bahnen 142,083 Von den einzelnen Stationen ragen hervor: Großem Hain mlt 213,890 >4 für abgehende Personen und Güter «nd 322 546 für ar kommende Personen und Güter; CottbuS mit 240 541 -4 für ab gehende Personen und Güter und 321.991 für ankommende Personen «nd Güter; Senstenberg mit 236 308 ^4 für abgehende Personen und Güter und 67,332 für ankommende Personen und Güter. Die Berliner Ccntralbank für Handel und In dustrie legt zwar einen großen Werth auf die Eventualität, daß der Staat die Berlin-DrcSdner Bahn nach 15 Jahren kaufen möchte; wir wollen dabei indeß immerhin darauf aufmerksam machen, baß der Staat zwar im Stande ist, durch die Transporte von seinen StaatSbahnen herrührend die Linie gegen Concurrenz zu bevorzugen, indeß wenn eS ihm darauf ankommt, den eventuellen Kaufpreis möglichst niedrig zu halten, so kann er den Verkehr in den letzten fünf Jahren auch wieder auf andere Wege leiten. Da- mag sich auch Halle-Sorau-Guben merken. Unsere Leser werden sich vielleicht theilweise der Bemerkungen erinnern, welche wir bezüglich der von Prag au- mitgetheilten günstigen Ansichten über die Böhmische Nordbahn miteinfließen ließen. Da wir allen Verwaltungen von Aktiengesell schaften irgend einer Art fern stehen, so ist unsere Weise, die Dinge zu würdigen, eine unbehindertere, alS sie eS sonst unvermeid licher Weise fein müßte. Diejenigen, welche mit unseren Augen sehen, kann da- negative Resultat de- vorigen Jahre- für die Actionaire der Böhmischen Nordbahn nicht überraschen, lieber Haupt hat man sich au- allerlei Rücksichten bei gewissen böhmischen Bahnen daran gewöhnt, ge ringe Mehreinnahmeresultate gewissermaßen al» bedeutcnde Erfolge darzustellen, obgleich dieselben im Vergleich zum Anlagekapital von gar keiner Wirkung fem können. ES wird durch dergleichen schmeichlerische Darstellungen Nicht- erreicht, al- Irreführuvg Derjenigen, welche nicht im Stande sind, sich ein eigene- Urtheil zu bilden, sondern auf die Worte Anderer schwören. Die Dresdner Besitzer von Prioritäten der Dux- Bodenbacher Bahn glauben natürlich selbst nicht, daß einem Versuch, der Forderung von Cramer- Kielt die Priorität streitig zu machen, irgend ein Anhalt de- Erfolg- beiwohnen könnte. WaS wäre eine Eifenbahngesellfchaft ohne Betriebsmittel ? — Der Gewerbetreibende aber, welcher einer «»sichern Eisenbahngesellschaft dergleichen liefert, hat da vollste Recht, sich den Vorzug vor den Priorität-- inhabern zu sichern, deren Obligationen ohne den Betrieb der Bahn zu einem sehr fraglichen Werth zusammensinken würden. Die Prioritäteninhaber repräsentiren immerhin Theilnehmer au der Gesell« fchaft. Durch solche fruchtlose Versuche wird aber der Credit de- Unternehmen- auch für die Zukunft geschädigt. Man hätte meinen sollen, daß bei den verhältnißmäßig geringen Summen, um welche eS sich bei der Sanirung de- Unternehmen handelt, die Priorität-inhaber, fall- sie wirklich so festen Berlruuen- aus die Prosperität deS Unternehmen- sind, sich hätten veranlaßt finden sollen, diesen Betrag selbst aufzubringen, stat auf Andere zu warten, welche freilich dafür, das sie die Kastanien für sie auS dem Feuer holen ollen, auch ihre Bedingungen stellen. Bei der Leipziger Wech-lerbank spielt sich ein ihnlicher Vorgang ab wie bei der Anglo-Deutschen Bank in Hamburg. Auch hier wollte die Ver waltung anfänglich durchaus nicht- von einer Liquidation wissen, fah sich aber doch endlich ver anlaßt, darauf einzugehen und selbst mit dem Vorschläge der Liquidation vor die Generalver- ammlung zu treten. Die Verhältnisse liegen rei der Leipziger Wech-lerbank günstiger alS bei der Anglo-Deutschen Bank, denn Erstere hatte nicht tber so diel Capital zu verfügen gehabt. — Au- Staub wurden sie, zu Staub werden sie, da- ist da- Schicksal dieser pilzartigen Bankwucherungen der letzten Periode; die eine früher, die andere päter. Doch da- sind immerhin bloS sogenannte Creditbanken. die schon von Anfang an Zweifeln be gegneten; richtet man aber feinen Blick auf die Zettelbanken »nd die Art, wie ein Theil derselben hre Geschäfte führten, die Weimarische, die Thüringische, die Lübecker Commerzbank rc, so erkennt man. wie sehr eS an der Zelt war, daß die Ordnung deS neuen Geldwesen- m Deutschland auch hier eine Umgestaltung der Verhältnisse nach sich zog. Bei der Thüringischen Bank bricht jetzt eben da- Geschwür auf, welche- man bisher ver deckt gehalten hatte, und alle die hoffnungSspen- denden Versicherungen der Verwaltung können den einmal erweckten Argwohn nicht beschwichtigen, daß da- Uebel noch tiefer sitzen möchte alS man eS gestehen will, trotz de- mysteriösen Schweigen-, in daS die Verwaltung sich hüllt und daS wir bereits genügend gekennzeichnet haben. Die rumänische Regierung hat gegenüber der Lemberg-Czernowitz-Jasfyer Eisenbahngesellschaft ihre Zahlungsunfähigkeit zugestanden. Dasselbe Schicksal wart« jedenfalls der rumänischen Eisen bahngesellschaft. Damit erfüllt sich da- lang Be fürchtete. ES ist allerdings anzunehmen, daß nach einem glücklichen Feldzuge Rußland- die Verhältnisse Rumänien- sich günstiger gestalten werden, indeß wenn einmal ein Schritt wie eine wenn auch nur zeitweise Infolvenzerklärung grthan, so kann man nie wissen, waS sich daran knüpft. In dieser Woche wurde eine der thörichsten Nachrichten auS einem englischen Blatte, die, daß die dortige Regierung eben ihre Neutralitäts erklärung abzugeben sich anschickte, an den Börsen momentan auSgenutzt. Ucberhaupt ist die Zeit gekommen, wo die Herrschaft der falschen und Übertriebenen telegraphischen Depeschen vom Kriegsschauplätze an den Börsen ihr Scepter schwingen und zu allerlei Manövern verwendet werden wnd Heber die Telegraphie im Dienste der Börse ließe sich ja Viele- erzählen. UeberdieS gelten auch die Büllrtin- der beiden kriegführenden Mächte bekanntlich nicht alS Muster der Wahrheit. Außerdem sind so verbissene Partei interessen dabei in Anspruch genommen, daß «S nicht leicht halten wird, auch von anderer Seite her daS Richtige zu erfahren. Indeß die Börse ist ja die Stätte de- Würfelspiel- Sie weiß auch auS dem Nicht- etwaS zu machen, denn sie be schäftigt sich ja hauptsächlich mit dem Nicht-. DaS Resultat deS großen politischen Ereignisse-, da- vor unseren Augen sich abzuspielen beginnt, wird aber wie immer für die Börsen daS sein, daß die Großen Gewinne machen, während die Anderen entweder Nichts gewinnen oder gar noch eingebüßt haben werden. Thüringer Lank. -n- Leipzig, 29. April. Die gestern in Sondershausen stattgefundene Generalversamm lung der Thüringer Bank hat einen Verlauf genommen, wie noch nie. Dieselbe wurde unter tumultuarischen Auftritten geschlossen, ohne daß auch nur e i n Punkt der Tagesordnung zur Erledigung gebracht worden wäre. Nachdem die Eröffnung der Generalversammlung durch im letzten Augen blicke zum Eintritt prasentirte Aktien um eine volle Stunde verzögert worden war und der Vor sitzende de- Aufsichl-rath-, Herr Commerzienrath Hornung, eine Uebersicht über die eben nicht weniger alS günstige Situation der Bank gegeben und die einzelnen faulen Unternehmungen der Thüringer Bank unverschleiert den Actionaire» auseinander gesetzt hatte, nahmen die Verhand lungen gleich von vornherein einen sehr gereizten Charakter an. In dem Verlangen eine- Actio« nair-, die Präsenzliste vorzulesen, «ck die bedeuten deren Actionaire kennen zu lernen, die mit 100 und abermal- 100 Stimmen erschienen waren rc wurde von dem Mitglied« de- VerwaltungSrathe- Herrn Assessor Loewenfeld in Berlin (siehe Glagau'S Gründung-geschichten) ein Mißtrauen gegen die Vorsteher der Filiale Berlin erblickt, venen indrrect in den Ausführungen de- ActionairS die Benützung daselbst deponirter Bankaktien in- volvirt würde. Hin- und Hererklärungen regten die Versammlung mehr und mehr auf. AlS nun gar wegen de- der Versammlung vorgelegten, ganz kärglichen und wenig durchsichtigen Jahresberichtes und einiger Posten der Bilanz Auskünfte seilen der Actionaire verlangt wurden und manche- harte Wort über den Geschäftsbetrieb fiel, brachte Herr Assessor Löwenseld durch sein herausfordern de-, ganz besonder- gegen ren Leiter der Versamm lung beleidigende- Auftreten eine derartige Auf regung und Mißbilligung hervor, daß der größte Theil der Actionaire Schluß der Versammlung und theilweise mehr verlangten, so daß der Hcrr Vorsitzende förmlich zum Schluß gedrängt wurde. — (Wenn solche Auftritte auch nicht iu billige» sind, so werden sie leider durch den Stand punkt mancher Verwaltungen von Aktiengesell schaften hervorgerufen, sobald dieselben sich über heben und womöglich auf die Idee kommen, daß die Actionaire ihretwegen, sie aber nicht der Actio naire wegen da sind) Der Generalversammlung folgte, nachdem ein Protest der Berliner Direction-partei zu Protokoll genommen war, sofort eine Aufficht-rathSsitzung, um über den Zusammentritt der nächsten General- Versammlung Beschluß zu fassen »nd müssen wir zu unserm großen Bedauern aussprechen, daß auch hier wieder auf Impuls von Berlin und gegen die Ansicht der jetzt noch im AufsichtSrathe wirkenden Freunde der Actionaire ein Tag (der 31. Mai c.) gewählt wurde, der e- den Actionaire» recht erschwert, die Aktien rechtzeitig bei der Thüringer Bank eintragen zu lassen. Die Aktien werden kostenfrei eingetragen, sobald die selben an die Bank frei eingesandt werden und muß die- bereit- btS zu« 3. Mat geschehen, wenn die Aktien für nächste Generalversammlung wirksam direct oder durch Vollmacht vertreten werden sollen. Pflicht der Actionaire ist eS daher, fäßlea» »iaft, bi- spätesten- 3. Mai. ihre Aktien zur Namen-eintragung nach SonberShaufen an die Bank zu senden, damit der Berliner Clique ihr Unwesen endlich gründlich gelegt «erde. Von der so erfolgten Eintragung ist, gleichviel ob eine Vertretung in der Generalversammlung gewünscht wird oder nicht, da- provisorische ComitS in Nord hausen in Kenntniß zu setzen. Im Uebrigen ver weisen wir auf da- betreffende Inserat in unserer heutigen Nummer. Nur durch regste Selbstbetheiligung der Actionaire ist eS möglich, die Thüringische Bank auS den Händen einer Familienclique herau-zu- reißen, die nicht- weniger alS die Beschützerin der donn Lcke Actionaire ist. vir Tarifirrmg von Spiritus. Wic empfangen nachfolgenden Aufsatz mit der Bitte, um Veröffentlichung desselben: „ES darf nicht Wunder nehmen, daß auS Kreisen, welche die Schöpfer oder Nachbeter der z. Z. noch geltenden hohen Local - und niedrigen Differential-Tarife sind, Stimmen laut werden, welche die von allen Seiten verlangte Declassi- fication wichtiger, landwirthschaftlicher Massen- Produkte al- ein unbillige-, unerfüllbare- Ver langen hinstellen. AuS solchen Kreisen einer ungesunden Tarif politik stammt jedenfalls auch der Artikel de» „Berliner Actisnair", der sich gegen die Be strebungen wendet, welche eine billigere «nd ge rechtere Tarifirung von Spiritu- zu dem Zwecke verlange», daß daS Fortbestehen von Differential- und die Einführung von AuSnahme-Tarifen un- nöthig werde Der betreffende Verfasser scheint zunächst nicht wissen zu wollen, daß jene Bestrebungen nicht allein in der Provinz Sachsen, sondern auch im Königreich Sachsen und sämmtlichen nörrlichen und östlichen Provinzen Preußen- fruchtbaren Boden gewonnen haben und daß auS allen diesen Provinzen, selbst die beiden durch differentielle Tarife seither so sehr bevorzugten Plätze Bre-lau und Posen nicht ausgenommen, fchon zur Zeit der vom preußischen Handel-minister berufenen Tarifconferenzen allgemein da- Verlangen laut geworden ist, den Massenartikel SpirituS in den Specialtarif I einzureihen, damit derselbe nicht schlechter alS Zucker gestellt werde, welcher Frscht- artikel viel größere Fürsorge fordert und höhere- Risiko für dre Bahnen in sich schließt, dagegen kein so große- Frachtquantum liefert al- Spintu-! Hätte die Landwirthschaft «nd die Industrie ahnen können, daß diese allgemein laut gewordenen Anträge von der General Tarif »Eonferenz, auf welcher dieselben unter lebhafter Befürwortung der Sächsischen Deleairten von der Main-Neckar- Bahn ebenfalls zur Abstimmung gestellt wurden, abgelehnt werden würden und zwar unter be dauerlicher Gegnerschaft der Preußischen und anderen StaatSbahnen, so würden gewiß fchon im preußischen Landtage Stimmen wie die de- Abg. v. Rauchhaupt nicht vereinzelt geblieben fein. Der Artikel de- Actionair beschönigt die prin- cipiell zu hohe Eintarifi-ung von Spiritu- andern Artikeln gegenüber mit dem eigenthümlichcn Argument, daß ein quantitativ so bedeuten der Artikel von den Eisenbahnen nicht billig gefahren werden könne. Da- heißt also mit anderen Worten, Spiritu- ist dazu au-ersehen, die Einbußen zu decken, welche man durch zu niedrige Classification anderer Artikel, die nicht entfernt die Bedeutung jene- Produkte- haben, erleiden könnte! Wie sich da- mit der vom Reichskanzler- Amte veranlaßten vielfach besprochenen Enquete über die Frage: Wie dem notorisch von Tag zu Tag mehr abnehmenden Spiritu- Export und dem allgemeinen Darniederliegen dieser Branche abzn- helfen sei? vereinigen läßt, ist UN- nicht erfindlich. Ist vielleicht die Landwirthschaft dazuauSerseben, das Experiment der Tarifreform »nd etwaige AuSiälle zu decken? Denn da- ist doch klar, daß alle Ver- theuerungen, welche dem rohen wie dem fertigen Fabrikate zigefügt werden, naturgemäß von de« Producenten, also zumeist den Landwirthen ge tragen werden müssen, da die- dem Zwischen handel, der gegenüber den mit Differential tarifen begünstigten Plätzen feinen Nutzen aus-
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