02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050520022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905052002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905052002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-05
- Tag1905-05-20
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Diese» Blatt wird den Leser» von Dresden «U> Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestevt, während e» die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. SerugsgedW: «>.i,eN»»kU»1»» «ns»»» »Ä t»,u» Uveimiltaer Kutraguu» durch uulere «ölen «d ««H»»», an v«n«< und Montaarn »ur einmal» » LN »0 V> > durch auS'värtiae »am. ««liauar. , «tdu. » L». »0 P> v«> »tumaliaer Sutlelluu, durch die «alt,««. iobne««Itell,-1di. im «u« - iand mit «utivrechendem Sulchlaa«. p ach druck aller »rtiklu. Ori,tnal- Miüeilunaen nur mit deutlicher Lu«N,nan,abe<.Dr«rd.Nachr'> »IM,. NochtrLaliche Honorar, «nivrüch« bleibe« unberückiichtiat: «weriangt« Vlanultnvte weideo nicht auldewabn. »«leiramm.Ndrell«: M»chricht«> »r«»v,«. S L85V N»vlag von Ktepfrtz L Retrherrdt. ^nrelgen-kack. »nnabm« von «nkündlaunaen bis nachmittaa» s Uk>r. Sonn- und kciertaad nur Marieniiratz, » von N bib V,I Ubr, Di« i lvaltiae Grund- -eile Ica. « Silben» so Ps,. An- »ündiaunaett aui der Privatieite Keile » Lt,.! die i> ipalttae Seile aul Teil - leite so Li»., als Einaelandt Seile M VI,. In «»»»er» »»ch «oun- und Seierba,e» i lvaltiae Grundieile so Ma . aus Sirivaticite « Ps, . sivalüae Seile aus Tertieite und al» Einaelandt« Mi. LuSwllrliaetlus- träae nur aereu BorauSbejäülu»,. löeleiblütter werden mit tü M,. berechnet. Sernlvrechanlchl«>: <lm» I Sie. U und Slr. LVSL l'nckdbroar'ckbn ilornslil Im!, LMlil ltselisllee iS llililrelisii s. «liil. I» ll lloooa üpkf lUmeilKr. 20, 2)» H »»O Lnioao! - Neueste Drahtberichte. Hvsnachrichte», Sächsüchc Staatsbahnen, Sächsischer Mühlciwerband, Landetzverein Ls»v» vDIrlrl. vom roten Kreuz. „Kabale und Liebe". 'Meißner Porzellan. SouuabtiiS, 20. Mai IVOS. Neueste Drahtmelbnngen vom 19. M»i. Der russisch-javanische Krieg. Saigon. 46 Kohlenschiffe liegen nnter strenger Ueberivachrmg von seiten des sranzösijchcn Kanonenbootes „Grönade" gegenüber Nhaba vor Anker. Etiva 20 andere Kohlenschiffe sind aus der Höhe von Kap St. Jacques ver ankert und werden von dem Kreuzer „d'Assas" überwacht. Irin einziges Kohlenschiff liegt im Handelshafen von Saigon. Man nimmt hier nicht an, daß von der Flotte Roshestwenskis her direkte Nachrichten enigehen werden, außer für den Fall, daß «s in den Gewässern der Pescadores zu einer Seeschlacht kommt. Wiesbaden. Der Kaiser konferierte mit dem Reichs- konzler. Dieser batte Besprechungen mit dem italienischen Bot schafter Grasen Lanza und dem russischen Botschafter von der Osten-Sacken. Wiesbaden. Die Kaiserin geleitete gestern obend nach dem Theater die Königin Margherita nach der Billa Acker zurück. Heute vormittag unternahm der Kaiser einen Aus ritt und hörte später den Bortrag des Chefs des Zioilkabinctls v. Lucanus. Berlin. Nach einer der Otawi-Minen- und Eiicnbahn- Gesellschaft zugcgangeneu Depesche ist gestern nach Ueberwin- dung erheblicher Schwierigkeiten die erste Otawibahn- Lokomotive in Karibik eingetroffen. Damit ist Karibik durch zwei Linien mit Swakopmund verbunden. Berlin. In der Vormittagssitzung der I n t c r n a t i o - nalen wirtschaftlichen Konferenz stand zunöchit auf der Tagesordnung die Frage der Beeinflussung der Wirkung non Maßregeln der Zollpolitik durch die Frachttarifpolitik, wozu Reichsragsaoaeordneter Bergrat Gothein eine Reihe Leitsätze vorbrachte. Die Frage soll auf der nächsten Konferenz weiter behandelt werden. München. In der vergangenen Nacht tötet« die Frau deS Stationsgehilsen Bilz i" der Parkstraße ihre drei im Mter von 1, 2 und 5 Jahren stehenden Kinder, ver mutlich in einem Anfall von Geistesstörung. München. Die „Münch. N. N." melden aus Roveredo: Ein infolge Unwetters niedcrgeganaencr Bergsturz ver schüttete ein Wohnhaus bei Aviv. Zwei Personen sind tot, drei werden vermißt. Hamburg. Die Bauschlosser von Hamburg und Umgebung haben heute morgen in allen Betrieben, wo der neue Tarif nicht, anerkannt wird, die Arbeit eingestellt. Wien. Abgeordnetenhaus. Im Einlaufe befindet sich «ine Interpellation des Abgeordneten Baechle, worin der Statthalter unter Hinweis darauf, daß in den evangelischen Pfarrämtern Wiens sogenannte Austrittsformulare ausliegen, die bezwecken, die Los von Rom-Bewegung zu fördern, befragt wird, ob er den evangelischen Kirchenrat veranlassen wolle, daß die evangelischen Pfarrämter sich von der Los von Rom- Bewegung fernhalten und insbesondere die Verteilung jener Austrtttsformulare ciüstcllen. Budapest. Blättermeldungen über die Mission des Barons v. Burian zufolge soll dieser ermächtigt sein, der Koalition eine Kabinettsbildung anzubicten, wobei die Krone folgende Bedingungen stellt: Tie Regelung der wirtschaftlichen Fragen wird der freien Vereinbarung zwischen den beiden Regierungen überlassen, es wird jedoch dem Parla ment die Genehmigung der bereits abgeschlossenen Handelsver träge Vorbehalten. Die Reform des Parlaments soll in der Ausdehnung des Wahlrechts, jedoch unter gleichzeitiger Ver schärfung der Hausordnung bestehen. Was die militärische Re form betrifft, so wird die strikte und beschleunigte Durchführung der vom Grasen Tisza angekiiudigten und vom sogenannten Reunerkomitec formulierten Forderungen bezüglich der Verwen dung ungarischer Offiziere und bezüglich der militärischen Ab zeichen in Aussicht gestellt. Auch soll eine ausgedehntere Ver wendung der ungarische» Sprache als Dienst- sprache in den ungarischen Regimentern Platz greifen. Paris. Der „Gaulvis" glaubt zu wissen, daß der Papst nur die Veröffentlichung des Trennungsgesetzes ab wartet. »in die erledigten 12 Bistümer zu besetzen. Der Papst beabsichtigt, zu diesem Zweck das urspriinksiiche Recht des sran- zösischen Klerus, sich seine Bischöfe zu wählen, wieder herzustellen. Die Wahlkörper werden aus den Bischöfen der oetrejsenden Provinzen, den Domherren, den Diözesen und einer Anzahl von Priestern als Vertretern des übrigen Klerus bestehen. Paris. Der Kultusminister richtete im Hinblick auf die Trenn ii ngsvorlage neuerdings ein Rundschreiben an die Erzbischöfe und Bischöfe, in dem diese ausgefordert werden, ein genaues Inventar der kirchlichen Einrichtungsstücke und ins besondere iener Gegenstände ausziiiiehmen, die historischen oder Kunstwcrt haben. Tie Bürgermeister sollen dieser Inventarauf nahme beiwohnen und das Recht l)aben, ein Verzeichnis der Gegenstände für das Gemeindearchiv anfertigen zu lassen. Paris. In Marl» le Roi bei Paris schlug gestern abend während eines überaus heftigen Gewitters der Blitz in eine Gruppe von 8 Personen ein, die sich in einen Strohschober ge flüchtet hatten. Zwei Personen wurden getötet, die übrigen sechs mehr oder weniger schwer verletzt. M adrid. Die Negierung erklärt die Gerüchte von einer M i n i st e r k r i s i s, die gestern abend hier umliefen, auf das entschiedenste für unbegründet. In einer gestern abend abge- k»alteiien Versammlung der Liberalen erklärte Romanoves. daß alle Liberalen Montero Rios als einzigen Führer der Partei anerkennen. Petersburg. Ein kaiseAicher Erlaß ordnet die Um wandlung des Ackerbauministeriums in eine Oberver waltung für Landorganisation und Ackerbau und ferner die Er richtung eines Zentralkomitees für Agror-Angelegenheiten an. welches aus den Ministern des Hofes, des Innern, der Finanzen und der Justiz, des Reichskontrolleurs und des Oberdirigicren- den der erwähnten neuen Oberverwaltung bestehen soll. Petersburg. Die Mannschaften der den Lokalverkehr vermittelnden N e w a - Da m pf e r, sowie der die Stadtkanäle befahrenden Lampfichiffe sind in den Ausstand getreten. Newyork. Air. Bvnedict von der Dampfjacht „Oneida", der hierher zurückgekehrt ist, nachdem er die Jachten aus der Ozean fahrt ein Stück begleitet hatte, berichtet, daß am Mittwoch abend 7,45 Uhr. als er die Jachten zum letzten Male sah, die „Hamburg" die erste rvar. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 19. Mai. —* Se. Majestät der König begab sich heute früh 7 Uhr 10 Minuten vom Neustädter Bahnhose aus, begleitet vom General ü ln suite, Generalmajor v. Altrock, Flüaeladjutaitt Oberst v. Wilucki und Ordonnanzoffizier Hauptmann Richter nach Großenhain zur Eskadronsbesichtigung beim 18. Husaren. Regiment bezw. zu dem angekündigten Besuche der Stadt. Die Rückkehr wird heute nachmittag 3 Uhr 48 Minuten am Haupt- bahnhose erfolgen. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe stattete beute mittag in Begleitung der Gräsin Reuttner v. Wehl dem Geschäft des Königs. Hoflieferanten Woldemar Türk am Altmarkt einen längeren Besuch ab und machte dort Einkäufe. —* Der Lampion- und Fackelzug für den K önig am 26. Mai wird in 12 Züge eingeteilt werden, lieber die Einteilung, die Teilnehmerzahl und die Stellplätze wird fol- gcndcs bekannt gegeben: Zug 1: Vereinigte Dresdner Turner schaft mit 25 Vereinen und 1306 Teilnehmern, Stellplatz Uhlanv- siraße; Zug 2: 30 Innungen mit 808 Teilnehmern, Stellplatz Lindeiinustraße: Zug 3: 38 Militärvercine mit 1011 Teilnehmern, Stellplatz Rabenerstraßc: Zug 1: 8 Arbeiter- und Gesellen- vereine usw. mit 535 Teilnehmern, Stellplatz Gutzkowstraßc: Zug 5: Bürger-, Hausbesitzer- und Gesangvereine usw., sowie Einzelversoncn, die keinem Vereine angeboren, 0 Vereine und 467 Teilnehmer, Stellplatz Bismarckplatz: Zug 6: Schulen, zur Zeit 6 mit 295 Teilnehmern, Stellplatz Schnorrsiraße: Zug 7: Schützen-, Geselligkeitsvereine und Keglerbund, 9 Vereine mit 500 Teilnehmern, Stellplatz Fronklinstraße: Zug 8: 16 Sport vereine mit 410 Teilnehmern, Stellplatz Rcichenbach-Strciße: Zug 9: 8 Beamtcnvereine und Feuerwehren mit 1435 Teilneh mern. Stellplatz Schnorrsiraße: Aug 10: Gewerbevereine und die Kaufmannschaft, 8 Vereine mit 817 Teilnehmern, Stellplatz Werderstraße: Zug 1l: 12 Fabriken. Betriebe usw. mit 1946 Teil nehmern, Stellplatz Sedanstraße: Zug 12: 12 technische und kauf männische Vereine mit 725 Teilnehmern, Stellplatz Schnorr- straße. Tie Zuasteilnebmer müssen spätestens um 8 1lk»r abends auf den angegebenen Stellplätzen eingetrossen sein, damit der Abmarsch gegen tzh9 Uhr erfolgen kann. Die Zugsordnung wird den einzelnen Vereinen noch gedruckt zugehen, auch wird ihnen noch mitaeteilt werden, wo sie die Fackeln und Lampions, soweit diese durch die Zugsleitung zu beschaffen sind, entnehmen können. —* Rechnungsabschluß der Sächsischen Staatseisenbahne«. Der Rechnungsabschluß der Sächsischen Staatseisenbahnen für das Jahr 1904 — wie immer mit Spannung erwartet — ist soeben erschienen. Sein Ergebnis bestätigt die Erwartungen vorurteilsloser Beurteiler unseres vaterländischen Eisenbahn wesens und widerlegt die besonders in Berliner Blättern immer wiederkehrende Ansicht, als ob die sächsischen Staatscisenbabiicii irgend welcher sinanzieller Hilfe von fremder Seite bedürften Die Einnahmen betrugen insgesamt 110968678 Mk. und waren um 5 826 513 Mk. höher als im Jahre 1903. Von der Mehreinnahme kamen 1387 761 Mk. auf den Personenverkehr. 1785 102 Mk. aus den Güterverkehr, während von den sonstigen Einnahmen die Erträge aus Veräußerungen 864 681 Mk. weniger als im Vorjahre ergaben. Dagegen sind die 91 038 797 M betragenden Ausgaben nur um 2 556 539 Mk. gegen das Vorjahr gestiegen. Von den Msgaben entfällt die Hauptsumm? von 55 581 808 Mk. auf den gesamten Personalauswand mil Einschluß der Aufwendungen für Wohlfahrtszwecke, d. s. 2 005 80 ' Mark mehr als im Vorjahre. In der Hauptsache ist dieser Mehr auswand auf die Wohnungsgeldzuschüsse zurückzusühren, die im Jahre 1901 zum ersten Male in der Ausgabe erscheinen. Von den übrigen Ausgaben kamen 11248 880 Mk. auf Unterhaltung und Ergänzung der Ausstattungsgegenstände, sowie Beschaffung der Bctriebsmatcrialien, 33 818 Mk. mehr als im Vorjahre, 11 663 683 Mk. auf Unterhaltung, Erneuerung und Ergänzung der baulichen Anlagen, 590 056 Mk. weniger, 8 998 618 Mk. auf Unterhaltung, Erneuerung und Ergänzung der Betriebs mittel und der maschinellen Anlagen, 620519 Mk. mehr. Der U eberschuß betrug 46 929 881 Mk., gegen das Vorjahr 3269973 Mark mehr. Dieser Ueberschuß ergibt eine Verzinsung des aus 1007 Millionen Mark gestiegenen Anlage kapitals von 4,660 Prozent gegen 4,416 Prozent im Jahre 1901, 3,71 Proz. im Jahre 1902, 3,04 Proz. im Jahre 1901. Ter Be- triebskoösfizient, d. h. das prozentuale Verhältnis der Ausgabe zur Einnahme, ist auf 66,709 Proz. gefallen: im Vorjahre betrug er 67,693 Proz., im Jahre 1902: 72,43 Proz. und 1901: 78,64. Mit der Verzinsung des Anlagekapitals und der Höhe des Bc- triebskoäfsizienten ist ungefähr der Stand des Jahres 1897 wieder erreicht, wie denn überhaupt von den letzten 10 Jahren nur das Jahr 1896 eine höhere Verzinsung lo,07 Proz.s aufweist. Gegen den Voranschlag des Staatshaushaltsctats für 1904/1905 sind die Einnahmen um 4 614 628 Mk. höher, die Ausgaben um 8 321 963 Mk. niedriger und der Ueberschuß um Knust und Wissenschaft. zu ß* Hofopernsängerin Frau N a st erhielt vom Fürsten Schaumburg-Lippe die Medaille für Kunst und Wissenschaft. 's* Im Königl. Hofoperiil> ause gastierte gestern als Marzelline im ,. Fidelio" Frl. Gardini, eine angehende Sängerin vom Leipziger Stadttbeater mit shmpathischcn, aber auch ziemlich beschränkten Mitteln. Da die kleine, an sich und für das Werk selbst nicht bedeutende Rolle ein abschließendes Urteil nicht ziiläßt, ist vorläufig ein kritischer Standpunkt über Frl. Gardims Begabung nicht zu gewinnen, zumal die Künstlerin indisponiert war und die Partie nur mit Aufbietung aller phpsischen Kräfte korrekt bis zuni Schluß durchführen konnte. Im übrigen nahm die Vorstellung in der bekannten Besetzung mit Herrn v. Bart,, Frau Burk-Berger, Herren Rains, Kicß, Wächter und Rüdiger einen vom Beifall des Publikums getragenen Verlauf. Leider war das HauS nur sehr spärlich besetzt. -s* König!. Hosschauspiel. Nicht mit „Fiesco", wie es die chronologische Ordnung erheischt hatte, sondern mit ..Kabale und Liebe" nahm gestern abend der Schillcr-Zhklus seinen Fortgang. Das Wort „Zyklus" ist in diesem Falle freilich nur mit einiger Einschränkung zu verstehen. Denn wenn man, wie bisher, fortfahren sollte, nur aller acht Tage ein Drama des Dich ters zu geben, so kann man kaum noch von einer zyklischen Dar stellung reden, ganz abgesehen davon, daß bei diesem wenig er freulichen Modus gerade die Werke, die an die Aufnahmefähigkeit des Publikums die größten Anforderungen stellen, erst in den heißen Tagen des Juni gespielt werden. Was selbst Stadttheatern zweiten Range« möglich rst, ein rasches Absolvieren der sämtlichen Bühnendichtungen des Marbachers in wenigen Wochen, sollte einem Hostheater von den Graden des mistigen im Jahre der Zentenarfeier füglich ein Leichtes sein, zumal ,a doch die meisten Schillerschen Stücke „stehen" und nicht neu eiiistiidiert z» werden brauchen. Auch „Kabale und Liebe" erschien in der bereits früher er probten Fassung und Besetzung, so daß ein näheres kritisches Eingehen auf die Nuffichruna sich erübrigt. Im ganze» mutete die Vor stellung der Tragödie, die bei allen offensichtlichen Schwächen durch die wunderbare Knergie der S^enr^ührung, die Lebendigkeit >«r Handlung, die Füll spräche immer aufs neue hinreißt, gestern abend etwas matt an, zum mindesten künstlerisch nicht völlig ausgeglichen. Neben Szenen von höchstem Eindruck sah man Stimmmigsloscs. neben Worten voll von echter Empfin dung und rührender Sclsticistheit hörte man hier und da viel hohles Pathos. Auf voller Höhe hielt sich eigentlich nur Herr Wieckc, der den Ferdinand heute zu seinen besten Rollen zählen darf. Die Vorzüge, die die Prager Kritik anläßlich seiner erfolgreichen Mit Wirkung in den Maisestspielcii des Tcntschen Landcsthcciters in dieser Partie an ihm rühmt, das Feuer, die Wucht, die aus geglichene und anhaltende Kraft seines Spiels, traten gestern in das hellste Licht. Frl. Pölitz hat man als Louise schon besser gejehen: sic traf nicht so wie sonst den rechten Ton des erschüttern den Fuhlens und die schlichteste Form des Ausdrucks. Zn bewun dern war ihre Geistesgegenwart in der Briefszciie des dritten Aktes, die übrigens für sic wie für Herrn Wiciic, dessen Wurm mit der Dczenz in der Anwendung der äußeren Mittel überaus gelungen war, den Höhepunkt ihrer Leistung ausmachte. Ein rein cinßcrltchcs Malheur — die Künstlerin vergriff sich und brauchte anstatt des stilcchten Sandes zum Trocknen der Schrift die Tinte, die sich in Strömen über den Unglücksbrief an den Hosmarschall von Kalb lHerr M üllcr ganz exzellent!> ergoß — drohte einen Mvmcnt die Wirkung der ganzen Szene zu vernichten, wenn nicht Frl. Pölitz mit Ausbietung aller Kräfte die Stimmung gehalten Hütte. Von den übrigen Mitwirkenden verdient lediglich Frau Sal- bach ein volles Lob für die Hingebung an ihre komplizierte darstellerische Aufgabe, obwohl auch sie keine rechte Lady Mil- sord ist, weil sie eben in der Darstellung den Stil für Cour- lisanen, selbst für hochsürstliche, nun einmal absolut nicht findet. — Regie des Herrn Lewinaer waltet« in der Hauptsache mit ischmock und Umsicht ihres schwierigen Amtes. Warum man allerdings den ganzen abend aus jedem Fenster — um eine Kleinigkeit zu erwähnen — immer auf dieselben verschneiten Dächer sab. ist nicht recht erfindlich. Das Beste und Schönste an der Vorstellung war und blieb die hehre Begeisterung, die sie weckte. Das war «in Beifall und Jubel an den Aktschlüssen, — das Herz mußte einem aufgeben. Namentlich die anwesend« Jugend riß alles mit sich fort, so daß die Darsteller immer wieder, laut akklamiert, vor der Gardine erscheinen mußten. VV. st* Horst Kohl, der verdiente Bismarck-Historiograph, feiert beute, am 19. Mai. seinen 60. Geburtstag. In der „Tägl. Rdsch." widmet Hans Franke dem jetzt in Leipzig tätigen Äymnasial-Prosessor, dem das deutsche Volk die Herausgabe der Bisinarckichen „Gedanken und Erinnerungen" verdankt, einen längeren Artikel, der neben einer trefflichen Würdigung des unermüdlichen Forschers und einstigen Vertrauten des Altreichs kanzlers manche Einzelheit enthält, die aus das Verhältnis Bis marcks zu seinem gelehrte» Mitarbeiter ein besonderes Licht wirft. >so erfolgte nach Mitteilung Frankes am 19. Mai 1892 eine eigenartige Dekoration Kohls, der sonst wohl von der Last von Ehrenzeichen und Orden noch nicht allzu sehr gedrückt ist, von seiten des Fürsten. Denn dieser sandte ihm eine Medaille mit folgenden Zeilen: „Mit meinem Glückwunsch zum heutigen Geburtstage bitte ich Sie, die beifolgende Medaille, die 1685 angescrtigt wurde, sreundlichst als Gedenkzcichen unserer freundschaftlichen Beziehungen und meiner Dgnkbarkcit cntgcgenzunehmcn ..... .. der Ihrige v. Bismar ck." Wenig bekannt dürste cs sein, daß Horst Kohl beauftragt wurde, das schon bei Lebzeiten des Fürsten von diesem oftmals korrigierte Manuskript zu den „Gedanken und Erinnerungen", welches nach.dem Tode noch durch Kohl mancherlei Prüfungen erfahren, persönlich dem Verlage Cotta nach Stuttgart zu überbringcn. Und er schildert die Fahrt von Friedrichsruh nach Stuttgart als eine höchst aufregende, indem er von Friedrichsruh bis Reichenbach allein, und von dort bis Stutt gart mit seiner Gattin gemeinsam, aus der Mappe, welche das Manuskript barg, sitzend, ohne zu schlafen, in dem besonders reservierten Coupö die Nacht durchwacht habe. Als interessant mag erwähnt werden, daß Horst Kohl kurz vor des Fürsten Tode diesem den VorsH^ machte, seine so zahl reichen diplomatischen und politischen Schriftstücke soie ja Horst Kohl alle kannte, denn er hatte sie zu Hunderten und Tausenden im Original in seiner Bismarck-Truhe in Chemnitz) in einer Faksimile-Ausgabe zu publizieren als „Bismarck-Schriftstücke". CS waren sogar bereits von einer Anzahl derselben natur- getreue Faksimiles hergestellt, verschiedene derselben in einer, den amtlichen Dokumenten-Mappen oleichenden Mappe ver einigt, dem Fürsten zur Ansicht vorgelegt worden, und zw«
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