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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051013010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905101301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905101301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-13
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.10.1905
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Ilct »7.- lkt. b.« s.ro i- 's Serugrgedlldr: MnniiSbrtt»«—»»»»»«txt täall» i»«t»ali,kr Znkraoun, dnr» unter« V«»ra »»»»»< und »n D,n»- uud Vioniaoen nur einmal) »Ml »0>> > d»r»audwürilarSom. miliianL« » «« du » «kl »0 P'. Bei emmaiiaer «ukelluna durch dl« L,«„ Mt. i»dn»vcl»ll,eldi. >m«u». land «N «»vrechendem Lulchlaae. Nachdruck aller «riilel u. OnoNial- Mitteil«>«en nur «>t deutlicher Luelienanaabel.Dkedd.Nachr.'l mldill,. Ra»krd,»«e Lonorar- an'vrüche dteide» unberiickti«»»!: mivericmate Mannltrivt« werde» nicht auidewadrt. relearamm-Ndrelle: «»chrlchta» »re«de» Sßiiiöel 1856. 3aUa» Sentier, llciiil«», Velletr. IL , swptiedlt iv Lnsvetil: iZck» 1^ck»1ck»n und »«»i^cke, Uau»», I4L«^Ii«n-uvä -anptgeichästSslell«: Marienstr. 38 4». Mrelgen-c-ck. »nnakm« von »nkündiaungen bid nachmitloid » Ulir, kann- und NeierlaaS nur Manenitrade s» von >> biü '/,lUlir. Die NpaliiaeGrunü» »eUe ica. b Silben» ro Vto., Au- tiindiounae» out der Vrivalteiie Zeile ss Pt».: diesivaitiaeöeileuutLeri. leite so^ivs»., ald Linaelandt Zeile « Pi». An Nummern »ach G»»n- und Feiert»,e» i Ivalii,« «rundxile so Piz . aut Privaüeiie «o Dl,., sivalüs- Zeile aus Tertlette und alr EmociandisoPla. AuswilrliaeAul- triise nur »e»en Borausbeiablun». Vrieoblätier werden mit io Dt», berechnet. fternlvrechaiiichluk: Amt 1 Nr. U und Nr. Lv»s. Kmi1iÄii88!iii->lei>eliI»i8tm»fl ?lul<tontr-ulrt 3or Vlütlsr clsr LdsHraatanis und 0»rt«nikzrwter>. ^rowsl. Lsneddugtollpüsster. Vor»»u»ch m»« I, "Mch MI' ^tt«t»,t»« Nil»«l«r>»»»v r Lüiüsl. SolspotdeLv, 0rs8ävn. vsoresntor. Loodsn oliigotrokkon: Moäerllv Amwsrlldrev vou io 75 ri. LMesreMs LauMron „ ?o 50a KUKtLV s Julius GekÄtNivIl ^rn 8ov lU, pne t. u. I. Llt. keimIitiMLögMlsilükZ ll!r Ons, elolttr. Oieltt, ?atiw1n»m, tz'orrou. K fsksill feiliei' l.eliei'Ml'kli. r«dmL '° ° 'S - UNl! I.lIXU8-l.8kj8l'!iVMN. K«e1«e-4i tiltvl. "Uol ^äoll Hatvr »n«> v«r rie-Nai^t«« l-Llls^mn-SpsriLl-KgLLkätt 2« r»tii»tz8« 21t. LDLZ Lni-aal- DleWahlrechtSfraae in Ocsterreich-Unaarn. Terstönigi» Reichcubacb, Landest,ilturrat, Schill- vlilslkl. verein. Dclcnffos JndiskletlDnen, Berliner Eleltrizitätssttcik. Rezitativusabeiid. Lotterieliste. Mntinaßl. Witterung: Kübl. woltii,. Freitag, 13. Oktober 1W5. Die Wahlrechtsfrage in Oesterreich- Ilngarn. DaS Wirrsal in Oesterreich-Ungarn will sich noch immer nicht klären: so viel die äußere Szenerie der Geschehnisse auch wechselt, im Grunde bleibt alles beim alten, leidigen Kunter bunt. Einen Gärungsstoff, der sowohl Oesterreich wie Ungarn gemeinsam und in allersüngster Zeit ganz besonders in den Bordergnind des Interesses getreten ist, bildet der Zankapfel des allgemein«! Wahlrechts. Ter überwuchernde Nationalismus hat in beiden Reichshälften die Frage der Einführung des all gemeinen Wahlrechts ausgerollt, aber grundverschieden sind die Gesichtspunkte, die dabei in Frage kommen, wenn man von den Sozialisten absieht, die natürlich überall aus den gleichen und allgemein bekannten Gründen dafür cintreten, wie sowohl die Arbeiter-Demonstrationen in Budapest, als in Wien und vor nehmlich in Prag gezeigt haben. Die Wahlrechtsbcwegung, die i jetzt die Gemüter in der habsburgischen Doppelmonarchie so stark erhitzt, hat bekanntlich diesmal ihren Ausgang von Ungarn her genommen und ist von dem Ministerium Fejervary als Sturm bock gegen die ungarische Opposition geplant worden. Als näm lich das ungarische Problem keinen, auch nicht den kleinsten Schritt vorwärts kam und alle Verständigungsversuche infolge i des starren Jesthaltens der Koalitionsführer an dem Verlangen nach Einführung der magyarischen Kommandosprache für den ungarländischen Teil des gemeinsamen k. und k. Heeres scheiterten, empfahl Ministerpräsident Fejervary im Vereine mit seinem Ministerkollegen Kristoffy der Krone ein aggressives Vorgehen. Er machte sich anheischig, aus Grund eines die Einführung des allgemeinen Wahlrechts fordernden Negierungs - Programms, den Kampf mit der Koalition erfolgreich aufznnehmen durch Mobilisierung der breiten Volksmassen und der nicht-magya rischen Nationalitäten gegen die magyarische Adclsoligarchie. Wenn auch bisher Kaiser Franz Joseph sich geweigert hat, den Plan des Ministers Kristoffy, das allgemeine Wahlrecht gegen die oppositionelle Koalition auszuspielen, wegen seiner politischen Tragweite und Folgenschwere — nicht nur für Ungarn, sondern auch für Oesterreich — gutzuheißen, so machen sich in den letzten Tagen doch Anzeichen geltend, daß man seitens der Krone dieses allerdings radikale und in seinen Wirkungen immer hin unsichere Mittel wieder in Erwägung gezogen hat, so daß man die Wiederernennung des augenblicklich nur inter imistisch seines Amtes waltenden Kabinetts Fejervary zu gewärtigen hat. Es bleibt, wie die Verhältnisse nun einmal sich zugespitzt haben, der Krone schließlich auch kein anderes Mittel übrig, als den an den Existenz bedingungen der Gcsamtmonnrchie sich verg» eisenden nationalen Chauvinismus des Mngyarentnins durch Schaffung eines parla mentarischen Gegengewichts wieder unterzukriegen. Die förmliche Erneuerung des Ministeriums Fejerv-iry wäre vermutlich auch schon erfolgt, wenn man nicht aus taktischen Gründen vorgezogen hätte, den zum 10. d. M. cinberufencn ungarische» Reichstag, der mit der Erhebung der Ministcranklage drohte und dessen Verhand lungen unter den obwaltenden Umständen die ohnehin schon hoch gradig zugespitzten Gegensätze nur noch mehr hätten verschärfen können, zunächst nochmals zu vertagen, vielleicht zum letztenmal vor der Auflösung. Denn aus eine Verständigung, ja auch nur ans ein leidlich erträgliches Zusammenleben der jetzigen parlamen tarischen Mehrheit unv des zur -selbständigen Aktion entschlossenen Kabinetts Fejervary ist nicht zu denken: zwischen beiden Teilen ist nur ein Kamps bis zum äußersten möglich. Die min schon durch neun Monate sich hinziehendc ungarische Parlaments- und Kabi- ncttökrisis schwebt nach der Vertagung des ungarischen Parlaments noch immer, man envartet aber in eingewcihten Kreisen, daß die nächsten Wochen die förmliche Wiedereinsetzung des augenblicklich noch immer im Demissionsznstcmde befindlichen Kabinetts Fejcr- vary mit einem neuen Regierungsprogramm bringen werden. DaS für Ungarn envartetc Ereignis der Einsührimg des all gemeinen Wahlrechts hat seine Schatten auch schon ans Oesterreich geworfen: nur dem Anstöße von Ungarn her ist es zuznschreibcn, daß bei der Debatte über die Erweiterung des Wahlrechts im Ab geordnetenhause des österreichischen Reichsrats eine entschiedene Mehrkett sich für den Grundsatz des allgemeinen und gleiche» Wahlrechts ausgesprochen hat. wenngleich die darauf bezüglichen Dringlichkeitsanträge abgelehnt wurden. Während aber ln Ungarn die Regierung selbst es ist, die für die Reform des Wahlrechts plädiert, sieht man im österreichischen Avgcordnetenhanse den Ministervräsidenten Baron Gautsch gegen die Einführung des allgenicinen Wahlrecht- im Hinblick auf die EntwicklungSerforder- niffe de- österreichischen StaatswesenS und mit Rücksicht aus seine so verschiedenartige» Nationalitäten Front machen. Er wandte sich besonders an die deutschen Abgeordneten, um ihnen darzu legen. daß sie gerade das allgemeine Wahlrecht am meisten zn fürchten hätten, weil die Deutsch-Oesterreicher — obwohl Bildung und Besitz den übrigen Nationalitäten weit des allgemeinen und gleichen Wahlrechtes zu, allerdings nur be dingt, denn sie verlangten als Schutz gegen eine brutale Motorisierung, daß vorher der deutsche Besitzstand mittels einer nationalen Autonomie festgelegt werden müsse. Daran ist aber vorläusig, ja, man kann ruhig sagen, überhaupt nicht zu denken: die Festlegung des nationalen Besitzstandes gleicht in Böhmen tat sächlich der unmöglichen Quadratur des Zirkels, weil in den strittigen Gebieten kein Teil dem anderen auch nur das geringste nachgeben will. Die Vorgänge in Brünn sprechen eine deutliche Sprache und lehren klar, daß auf dem Wege ruhiger Aus einandersetzung und Vereinbarung zwischen Deutschen und Tschechen eine Festlegung des nationalen Besitzstandes niemals zu erzielen sein wird. Die österreichische Regierung wird sich ihrerseits sehr hüten, die Lösung dieses Problems anzupacken, well sie sich dabei im parlamentarischen Kampfe furchtbar die Finger verbrennen und am Ende doch nichts erreichen würde. Dasselbe Schicksal müßte dementsprechend auch eine Regierungs vorlage betreffend das allgemeine und gleiche Wahlrecht für Oesterreich haben. Orientierte Politiker sprechen cs schon jetzt unumwunden aus, daß eine solche Vorlage, wie immer sie auch ausfallcn möge, trotzdem von den Parteien verworfen werden würde: trage sie den Bedürfnissen der Deutschen Rechnung, so verliere die Wahlrechtsreform für die Slawen ihren ganzen Wert, die ja nur demokratisch seien, weil sie das brutale Gewicht der Zahlen für sich haben. Entspreche sie aber den Wünschen der Slawen, so müßte sie anderseits von den Deutschen bis auss Messer bekämpft werden. Das allgemeine Stimmrecht, wie es die Sozialdemokraten und Slawen haben wollen — nicht weniger als sechs Anträge sind von dieser Seite eingebracht worden — hat daher für Oesterreich wenig Aussicht auf Verwirklichung, wenn es auch an Demonstrationen dafür von sozialistischer und slawisch-radikaler Seite in nächster Zeit nicht fehlen wird. Be züglich Ungarns dagegen wird man sich auf heiße Kämpfe ge faßt machen müssen, die um die Wahlrechtsreform entbrennen werden, falls Kaiser Franz Joseph hart werden und die tat kräftige Politik Fejervary—KristoffyS gegen die magyarischen Starrköpfe in Wirkung treten lassen sollte, woran kaum noch zu zweifeln ist. an überlegen — ganz sicher unter der brutalen Heirschaft nume rischer Uebrrlegenheit leiden und Einbuße an ihren Mandaten erfahren würden. Trotzdem stimmte die größere Hälfte der deutschen Abgeordneten im Prinzip dem Antrag« auf Einführung Neueste Drahtmeldnnuen vom 12. Oktober. Koloniales. Berlin. Ter älteste Offizier der in Ostasrika ver- sammelten S e c st r e i t k r ä s t e, Fregattenkapitän Glatzcl, meldet ans Dar-es-Salaam unterm 10. Oktober: Am 6. Oktover hat „Seeadler" das „Thetiö"-Detachcmcnt, Leutnant zur See Köhler und 20 Mann, in Kissidju, gegenüber der Insel Kwale auSgeschisst zum Schutze der Einwohner und der Tclcgraphcn- leitung gegen die Aufständischen, in Samanga zwei Detache ments, sowie Oberleutnant zur See Sommcrscldt und 40 Mann zum Schutze der tcilwcije zerstörten Telcgraphcnlcitungen ans- geschifft. „Bussard" hat das Süd-Detachement ciuSgetauscht und in Sansibar Kohlen ergänzt. Das Schiss wird heute abend nach Kondulschi und Bucni gehen, weil dort Unruhen sind. Der Gesundheitszustand ist durchweg gut. lVoni Grafen Götzen liegen seit dem bereits veröffentlichten Telegramm vom 5. Oktober wettere Meldungen nicht vor.j Rücktritt MSllcrS. Berlin. lPriv.-Tel.j Handclsminister Möller stellte, wie verlautet, sein Portefeuille dem Kaiser zur Ver fügung, weil er glaubte, daß -die bisher ergebnislos gebliebenen Verhandlungen mit den rheinisch-westfälischen Großindustriellen wegen Regelung der Hibernia-Frage und Beteiligung des Fiskus am Koblensyndlkate von einem neuen Leiter des Handelsmini steriums mit mehr Aussicht auf Erfolg forrgeführt werden könnten. Eine Entscheidung des Koffers ist noch nicht ersolgt. Köln. lPriv.-Tcl.j Zum bevorstehenden Rücktritt des Handelsmini st ers Möller erfährt die ,,Frkf. Ztg.": In engeren politischen Zirkeln, in denen man mit einigem Verständ nis über die künftigen Dinge spreche, werfe man Möller In konsequenz und Schwäche in seinem mit dein Verslciallichungs- versnche der „Hibernia" begonnenen Verhalten gegenüber dem Koyleniyndikate vor und nehme namentlich Anstoß daran, daß er zunächst die Beteiligung des Staates am Syndikate abgelehnt, dann aber doch noch verhandelt habe. Außerdem sei das, was von einiger Energie in dem Verhalten der Regierung gegen über den Zechenbositzern beim Vcrgarbciterstrcike autgevracht wurde, nicht der Initiative Möllers, sondern Bülows ent sprungen, der schließlich auch das Gesetz im Landtage dnrch- gedrückt habe. Es sei wahrscheinlich, daß Möller vor dem preußischen Landtage nicht mehr erscheine. Zu den Enthüllungen De1casf6S. Berlin lPriv.-Tel.s Gegenüber der Londoner Mit teilung einiger Blätter, die britische Regierung habe den fremden Staaten, insbesondere Deutschland, angezeigt, es sei eine Er- ' ^ ^ ' a, sä oder? - ' - ' - die Belehnt . Ausschiffung ^»gesagt worden sei, erfährt die „Boss. Ztg.": oder hat oie deutsche Regierung über jene „Enthüllungen^ eine Anfrage an England gerichtet, noch hat die britische Negierung Anlaß zu einer Erklärung an Dentschland genommen. Es babe bisher keinevlci amtlicher Meinungsaustausch zwischen beiden Regierungen stattgcsuiiden. Auch von vertraulichen diplo matischen Aussprachen darüber sei nichts bekannt. Köln. lAuSsühriiche Meldung.) Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin vom 11. ds. telegraphiert: Die Enthüllungen, deren Urheberschaft in der ganzen Welt übereinstimmend ans Herrn DelcassS zurückgefuhrt wird, haben ebensowühl in 2 L Frankreich wie in England starkes Unbehagen hervorgerusen: namentlich in England wird vielfach der Versuch gemacht, die Angaben über das Angebot kriegerischer Hilse Englands als völlig unbegründet und somit als belanglos hinzuslellcn. So leicht wird es allerdings nicht möglich sein, die Dclcaffö'chen Enthüllungen abjiuschüttclu. Ob und was an ihm wahr »'», kann man nur in England und Frankreich wissen, und die' beiden Länder haben auch in erster Linie ein Interesse daran, daß die Anaelcgcithcit in unanfechtbarer Weise klargcstellt werde. In jedem Falle muß aber angenommen werden, daß Telcas»'-.' an das Versprechen einer englischen Kricgshilfe geglaubt nno darnach seine Politik eingerichtet hat. Darin liegt aber die große Bedeutung, und dadurch wird es unmöglich gemacht, sie einfach als belanglos bin^ustellen. Durch die Tatsache, dag Telcassö an die englische Hüse geglaubt, wurde die französische Politik in einer überaus gefährlichen Weise beeinflußt, und für die praktische Wirkung bleibt es ziemlich gleichgültig, ob Del- eaffc; wirklich darauf rechnen konnte, oder ob er sich in einer Täuschung befand. Die Tänschnng konnte in der Politik ebenso gefährlich werden, wie leiüen'chattliche Gesikhlspoütik, und gerade in diesem Falle leuchtet es ein, daß die vielen Selbsttäuschun gen TelcasseS, wenn cs solche waren, sich, in ihren Wirkungen >o äußerten, wie nur eine von leiden!chastiichen Gefühlen ge tragene Nevanchevolitik es hätte tun können. Die Enthüllungen sind also durchaus ernst zu nehmen, und man kann sie nicht als lächerliche Phantastereien abtun. Hätte doch wenig gefehlt, daß diele Ueberzeuguug des Herrn Delcassv, die offenbar eine der Grundlagen seiner Politik bildete, Europa in einen Krieg stürzte, wie er furchtbarer nicht gedacht werden konnte. Tue Frage, wie cs möglich war, daß Herr Telcassö zu einer Ueber- zeugung kam, die 'letzt vom größten Teile der englischen Presse als ganz unhaltbar bezeichnet wird, vermögen wir nicht zu lösen, wie wir uns auch keine Vorstellung darüber machen können, welche verantwortliche oder unverantwortliche Faktoren es ge- Wesen, die ihn zu dieser Ucberzeuguna gebracht haben. Wie schon gesagt, nur in England oder Frankreich könnte man daraus die richtige Antwort finden, und diese Antwort würde jedenfalls interessanter sein, als das jetzt beliebte Verfahren, die Richtig, keit der Enthüllungen einfach abzuleugnen, Paris. lPriv.-Tel.j Iaures versichert in der „Hnma- nitö": „Jawohl, es ist währ, daß Delcass« dem Ministerrat« unter dem Eindrücke des Kaiserbesuches in Tanger die Mitteilung machte, England sei zur schriftlichen Zusage der Mobilisierung seiner Flotte gegen Deutschland und zur Stellung einer Hilss- armee von 100 000 Mann vollkommen bereit. Neu war nur im „Matin"-Artikel, daß für den ersten Angriff Schleswig-Hol stein auserichen sei. Davon haben mir die drei Minister, die mir von Delcaffös Vortrag im Ministerrate seinerzeit vertrau liche Mitetiluugen machten, nicht gesprochen. Ich war damals der Ansicht, Deleaffö bade sich dem Ministerrate gegenüber vielleicht einen Bluff gestattet, um die Kollegen für seine anti- deutsche Politik zu gewinnen. Heute liegen die Dinge anders. Es scheint, daß die konservative Regierung, Englands, die sich in der Rolle des Lgwitt provocateur gefühlt, in Telcassö ein gefügiges Werkzeug fand." London. lPriv.-Tel.) Der Berliner Korrespondent des „Standard" will erfahren haben, daß zwischen der deutschen und der britischen Regierung ein Austausch von Mitteilungen über die Enthüllungen des „Matin" stattgcfundci, habe. Die englischen Erklärungen seien soweit befriedigend für Deutschland gewesen, doch seien sie mündlich und unoffiziell ge geben. Ebenso seien ähnliche Mitteilungen zwischen der deutschen und französischen Rcgierun.a ausgctanscht worden, doch ebenfalls mündlich und inoffiziell. Die britische und die fran zösische Negierung hätten sich vorher über diese Antwort ver- Itä»dfgt. Deutschland sei mit der inoffiziellen Antwort der britffchen Negierung nicht zufrieden und erwarte offizielle Ver sicherungen. Zur Lage in Ritstland. Petersburg. lPriv.-Tel.j Der hiesige Ausstand aller 600 Arbeiter der mechanischen Fabrik von Sangalli gilt als der Vorläufer deS geplanten allgemeinen Aus stände S der Petersburger Arbeiter. In den letzten Tagen wurden viele geheime Arbeitcrvcrsaminlungen abgchallen. Ans bester Quelle verlautet, daß die hiesigen Buchdrucker am 13. Oktober die Arbeit niederlegen wollen. — Die Moskauer Streikbewegung areift auch aus die Provinzstädte über. Aus mehreren Ort schaften werden Plünderungen staatlicher und privater Etablissements gemeldet. — Die Lage in der Fabrikstadt O r e ch o w o-Sujewo, wo die Arbeiter vor einigen Tagen den Generalstreik proklamiert haben, hat sich seit gestern be deutend verschlimmert. Es zirkulieren Gerüchte, daß es zu blu tigen Zuiaminensiößcn mit der Polizei gekommen sei. Heute wurde» wieder 300 Kosaken mittels Ertrazuges von Petersburg nach Orechowo gesandt. Moskau. lPriv.-Tel.) Die Arbeiter des Chudoscheswenny- Tbeaters haben sich der Streikbewegung angcschloffen. In folgedessen war die Direktion gezwungen, die Vorstellungen bis ans weiteres einznstellen. Riga. In einer hiesigen Vorstadt versuchten Revolutio näre, einen verhafteten Genossen gewaltsam zu befreien. Es kam hierbei zu emem S t r a ß e n ka m p fe, in dessen Ver lause eine Anzahl Personen getötet und viele verwundet wurden. Berlin. sPriv.-Tel.) Die Vermähl ungde SP rin- zen Eitel Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte wird, wie aus Oldenburg berichtet wird, nicht vor dem nächsten Frühjahre staltsinden. Berlin. Der Bundesrat überwies in heutiger Sitzung den,Gesetzentwurf wegen Aufhebung des Gesetzes über die ein geschriebenen H i l s ska s > en den zuständigen Ausschüssen. Berlin. lPriv.-Tel.) Auf eine Anfrage des Professors Dr. E. Francke, Herausgebers der „Sozialen Praxis", irbcr die angebliche Aeußcrung^ des Kaisers,zum Reichskanzler von , da ^ ! vu t«. „„ «V»« *»»»«» nirgends beba'uptet worden, daß der Kaiser die in Rede stehende Aenßerung gegenüber dem Reichskanzler getan hat." vT 'k » » ^ DM j NH -! - . l.! ff Ml "'wL »st. ff! Z » Mi st Ä 'W
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