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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051130018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905113001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905113001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-30
- Monat1905-11
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1905
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auSreichenv. «nd«r» lieg« es ber den Lmlenschllsen und Panzer, krcuzern. Die Regierung wolle heute nur die langst bewilligten Schisse grober und teurer bauen, da« Deplacement müsse er- beblich gesteigert werden, diese Erfahrung namentlich hao« der russisch-japanisch« Krieg gebracht. Schon langst habe rS aus der Hand gelegen, daß es dahin habe kommen müssen, den» andere Motten seien der unsrigen darin vorangeaangen. Man könne nicht annehmen, daß unsere Flolteiileitung nicht schon lange die Neberzeugunä von dem gehabt habe, was nötig sei, sie habe ikdoch früher nicht mehr gefordert, weil sie habe glauben müssen, sie könne vom Reichstage nicht mehr erreichen. Das stolze Glück, das den Flottenleitungen anderer Nationen zu teil werde, dab ihnen nämlich die Parlamente mehr aufdräiigten, als sie habe» wollten, sei unserer Flottenleitung trotz ihrer Bescheidenheit noch nicht beschiedc» gewesen. Dennoch sei die Lage ernst. Alle Flotteiisreunde hatten durch die jetzige Vorlage eine herbe Ent- täuschiing erfahre», den» so lange wir, wie es heute der Hall sei, an Zahl und Material anderen Nationen unterlegen seien, mühten wir uns mit dem Gedanke» vertraut machen, das; unsere Mannschaften auf Schiffen kämpften, denen der Untergang sicher beoorstehe^ so sei es mit den fünf Schissen der Sachsenklassc, den acht der isiegsriedklasse. ja, so sei es selbst mit der Kailcrklasse. Es sei also der gröbere Teil unterer Schlachtschiffe nicht mehr ans der Höhe, die wir fordern müssen. Da aber jetzt die Marine- nerwciltiing wohl glaube, nicht mehr erreichen z» können, als sie fordere, so mutzten wir die Regierung schiebe» und treiben, cs mühte auch in Deutschland möglich sein, daß wir dem Parlament eiiimal klar machten, dah seine Beschlüsse nicht den Willen des Volkes darstellten. Unser Personal auf der Flotte sei sehr tüchtig, um so mehr wühle» wir dafür jorge», dah diesem Material das beste Material gegeben werde. Es sei wohl an zunehmen, daß der Reichstag die jetzige Vorlage bewillige: sollte er jedoch die Mittel zur gebotenen Erweiterung der Flotten- vorlaae verweigern, so mühte er vom Volke belehrt werde», dah cs andere Wünsche habe. — Die Zuhörerschaft spendete de» Aus führungen Konteradmirals, Rosendahl lebhaften Beifall, worauf Herr Rechtsanwalt Dr. Nitz als Vorsitzender der hiesigen Orts gruppe ihm den Dank der Versammlnng üvermillelte. — Ein geselliges Beisammensein im »British Hotel" schloh sich dem Vortragsabende an. — lieber „Die eigene Haushaltung und der Untermieter" teilt das Statistische Amt folgende Erläu terungen mit: Der Begriff der eigenen Haushaltung ist bei der Vielgestaltigkeit des «rohstädtischcu Lebens nicht fest dcsi- nierbar- immerhin mag es dienlich sein, die Haupttypcn der selben hervorznheben, da tbci der bevorstehenden Volkszählung die .Haushaltung die Grundlage ist. Tic Haushaltung wächst über den eirgen Kreis der Familien hinaus durch Aufnahme von Dienstboten, Lehrlingen, einzelne» Pensionären, Schlaf gängern und Ziinmermictern. Betreffs der Dienstboten und Lehrlinge ist kaum etwas zu sagen. Hinsichtlich der Pensionäre sei bemerkt, dah es sich da meistens um jnnae Leute handelt, die zum Zweck des Besuches einer hiesigen Bilduuzsanstalt in einer Familie untergebracht sind. Erreicht die Zahl der Pensionäre eine Höhe, die wesentlich über den Rahmen der Familie geht, so entsteht ein Pensionat oder Internat lin Ver bindung mit der Schule! und neben der Hausbaltungsliste für den Vorstand wivd die Ausfüllung einer Anftaltslnte nötig. Die Untermieter zerfallen in verschiedene Kategorien: 1. Mieter von Deilwohmingc» sWohnungsteilen!, die einer selbständigen Haushaltung lFamilieiiliciiishaltung, Eiuzelhanshaltuug »sw.! als Wohnung diene»: 2. Zimmermietcr, die allein für sich oder zu sammen mit anderen Personen Zimmer zu ihrem anssehließ- licbcn Gebrauch lbei Dag und Nacht! gemietet haben: 3. Schlaf- qänger, die einen Wohnranm, sei es allein, sei cs mit anderen, lediglich zu Schlafzwecken, also ausschließlich zur Benutzniig wäh rend der Nacht, gemietet haben: 4. die Kategorie der Zimmer- mieler und Schlcffgänger werden hän'ig ineinander übergeben: der Zähler muß hier nach Lage der Verhältnisse selbst die Ent scheidung treffen, ob die Einträge zutreffend sind. Die Kate gorie 1 erhält sowohl eigene Hanshaltuugsliste wie Wohnnnas- karte. Die Kategorien 2 und 3 dürfen keine Haushnltungsliste. auch keine Wohnnngskarte zur Ausfüllung erhalten, insofern und weil sie keine Hauswirtschaft führen. Die Ausfüllung einer Wohiiungbtlarte fetzt stets die einer H'aiiHaltnngslistc voraus und umgekehrt. Sehr wichtig ist, daß die Numerierung der Haushgltnngsliste und der entsprechenden Wohnnngskarte genau iibcrsinstimmt. Hinsichtlich der Verwendung der Anstaltslisten lei eines besonderen Falles gedacht. Es kommt vor, daß bei Ladeiwcrkänserinnen und Gewerbsgelsilfen, deren Sckilafftätte mit dem gewerblich benützten Raume sLaden. Werkstatt, Kubierst,,bei des Unternehmers in Verbindung steht, die Woh nung des Unternehmers sich dagegen wo anders befindet. Die betreffende Person gehört also nicht der Haushaltung des Unter- »ebmcrs an, führt auch keine eigene Wirtsckiast und ist auch nicht als Aftermieter einem fremden Haushalt angcgliedert. In iüestm Falle soll auch für einzelne Personen die Anstaltslistc benützt werden. — Der hier verstorbene Rechtsanwalt und Königl, Notar Fnsoldt hat der Stadt Dresden die in seinem Besitze befind lich gewesenen Originalbriefe Karl Gutzkows mit der Auslage vermacht, sie vor 20 Jahren überhaupt nicht und später nur »n!er „Ausscheidung aller auf bestimmte, dem Namen,nach genannte Personen bezüglichen Bemerkungen zu veröffent lichen", Der Rat beschloß, die bereits ansgehändigtcn 76 Briefe Gutzkows nebst 7 Briefen seiner Frau und einigen Depeschen dem Stadtmuscum zu überweisen. — In der Versammlung des Aerztlichen Bezirks- Vereins Leipzig-Stadt wurde folgender Antrag des Dr. Kormann angenommen: „Beim Rat und bei den Stadt verordneten den Antrag zu stellen, daß die Schnlpläne der Volks schulen wie der höhnen Schulen so aiifgettellt werden, doß Schul kinder bis z»m 12. Jahre nicht vor 8 Uhr morgens die Schule zu besuchen brauchen. — Aus das wiederholte Gesuch des seit 1870 bestehenden 1. Dresdner Frauenbild ungsverei ns um Uebcr- ualime seiner Fachschulen in städtische Verwaltung hat der Rat beschlossen, diese Fortbildungsschulen für schulentlassene Mädchen nebst Lehrmitteln und Jnvenlarstücken vom 1. April 1906 ob in Eigentum und Unterhaltung der Sladlgemeinde Dresden zu übernehmen und als „S ch ü l e r i n n e n-A b t e i l u n g der städtischen Gewerbeschule" weitcrziisübren. — Der Alpine Deutsche To uri st en-Verein bielt kürzlich im Saale des Hotel „Stadt Rom" einen größeren Vortragsabend ab. Der Redner, Herr Fabrikant Max Weck, berichtete über die Vereinsalpcnsahrt des verflossenen Sommers. Acußerst anregend wirkten die Schilderungen einiger bcschwcr- licswr Kraxlertoiircn im Berchtesgadener und Salzkammergut- Gebiete, in dem leider gleichzeitig ein Dresdner Gymnasiast töd lich verunglückle. Nach mehrfachen Besteigungen in der Glockner- und Venediger-Gruppe vereitelte eine mehrere Tage und Nächte anhaltende stürmische Witterung die Bcsteigugn deö Großen Venedigers selbst, bis auch dieser, allerdings mit allerlei Fähr nissen, bestiegen wurde. Allgemeines Interesse riesen die gleich zeitig vorgeführtcn Lichtbilder wach; mit steigender Teil- nähme folgten die zahlreichen Zuhörer den mit vergsteigcrischeiii Humor gewürzten Schilderungen dieser Alpenscihrt, die in den südlichen Dolomiten endete. Im zweiten Teile des Abends bot ein Mitbegründer des Vereins, Herr Fabrikant Fridolin Kretzschmar, Inhaber der Kinematoaraphen-Bauanstalt Dresden mit von ihm selbst konstruierten Apparaten kumoristische und ernste lebende Bilder. Oeslere Beifallsstürme riefen die am Schluffe bildlich daraestellten Vereinstouren hervor, die per Stock, Seil, Ski oder Rodel ausgcführt worden waren und ebenso naturgetreu wiedergegebcn wurden. — Ai» 1. Dezember abends »/?9 Uhr hält d!e „Dresdner Vereinigung zur Herbeiführung einer staat lichen Pens io ns- und H i n t e rb l i e b e »e»- V er st ch er ung der Pripataiigestellte» im Deutschen Reiche" im Restanrant „Kronprinz Rudolf", Schrcibergasse, ihre dies jährige Generalversammlung ab. Da in derselben auch über die Tätigkeit der Vereinigung Bericht erstattet wird und die Ergän- ziiiigswnhleii znm Vorstande vorgcnommcn werden, ist ein reger Besuch zu erwarten. — Mit einer originellen und in Dresden noch nicht dagewese- nen gesellschaftlichen Veranstaltung wird in der bevorstehen den Winteriaison der OrlSverband Dresden der Pensions- anstaltdeutscher Journalisten und Schrift steller hervortreten. Er wird am 2. Februar in sämtlichen Räumen des Evangelischen Vereinstzauscs auf der Zmzendorf- straße einen sogenannten Dienstbotcnball veranstalten. Aehnliche Festlichkeiten sind insbesondere i» München und Wien mit großem Eriolge arrangiert worden und waren von de» dortigen ersten Kreise» besucht. Es steht zu erhoffen, daß auch in Dresden ein gleiches Fest mit einem guten Erfolge stattsinden wird. — Im Victoria »Salon findet morgen, Freitag, die Prenneren-Vorstellnng eines gänzlich neue» Programms statt, das aus folgenden Künstlern und Spezialitäten ziisammen- gesetzt ist: Herr Otto Rohr. Humorist und Vortragskünsller am Flügel: 3 Sisters Mascotte, Bravour-Turnerinnen: Frl. GreiePal m, die schicke Vortrags-Soubrette: die größte, Hingste und schönste Riesin, Frl. Rosa Wed sie dt, 22 Jahre alt, 2 Meter 20 Zentimeter groß, aus Finnland, als Sängerin: Hr. A. Roberts, Escanwteur und Illusionist: Frl. Lc», v. Arnold, die fesche Kostüm-Soubrette: Pille. Ada Francis' Origina'-Elsenzaubcr in den Wolken, große Ge- tangs- und Tanzszene in der Lust: Mizzi und Gc'za Vürad», Wiener Duetlisien: Hr. H. Me st rum, Hnmorlst mit neuem Nepertoir: Smeralda und S e n i tz a, die berühmten akrobatischen Tänzerinnen. Optische Berichterstattung mit den neuesten Ausnahmen. Im Tunnel lvvn 7 Uhr ans: die italienische Kapelle „La Fortuna". — JinCentral-Theater gastiert heute Miß Isadora Diincan znm letzte» Riale. Die Küustleun tanzt Ehvr und Ballett aus „Iphigenie" van Gluck. Tie Mitwirkung der Tanz- tchnlennneii Miß Dnneans »ins; leider unterbleiben. da die Ber liner Schulbehörde das Anslreten der Kinder »nr an einem schul freien Tage gestattet. — Die Direktion hat für den Monat Dezember wieder ein vielversprechendes Pro ara in in ziisaiiimeiigestellt, das mit wenig Ausnahmen nur Novitäten bringt. I» erster Linie ist das H o! l o w ä h - T r i v zii nennen, die als die bedeutendsten Drahtseil-Akrobaten der Welt gellen. Auf ähnlich hoher Slust steht die Dressur-Nummer Mr. Nasa Nettes, dessen Alrobatcn-Hnnde geradezu Er staunliches leisten sollen. Ei» ausgezeichneter Ruf gebt der Vor tragskünstlerin Paula Wirtb voran, die für das Varistö als eine Anziehungskraft ersten Ranges zu gelten hat. Fred Gillets „Tun in a Ilnii'ckrcm-is-i-s bllclomi" wird dem Pttbli- üi», wegen seiner originellen Ausmachung sicher sehr gewsten. Ter Humor wird zwei Vertreter sür das Dezember-Programm entbieten: die Hninoristiii Marka Freya und den vom vorigen Jahre her schon bekanuten Humoristen Earl Bernhard. In den Flore »cc Sisters hat die Direktion drei lsitd- liübsche Engländerinnen engagiert, die Gesang und Tanz dar- bieten werden. Künstlerisches Interesse dürste der holländische Violinvirtuose Louis B o u w m c e st c r erregen, der vor zwei Jahren in Graz entdeckt wurde und seitdem überall berechtigtes Aussehen gemacht hat. Aus cmiisibristsichcm Gebiete werden dje Bros. H a r t b e r t - O r e l l n, sonne Max Nobins arbeiten, während den Schluß einer jeden Vorstellung die Projektionen der neuesten Ausnahmen der Deutschen Vioskope-Gesellschast bilden sollen. — Mittwochs, Sonnabends und Sonntags nach mittags halb 4 Ilhr gelangt bei ermäßigten Preisen „D i e M ä u s e k ö n i g in" oder „Wie der Wald in die Stadt kam", Original-Weibnachtslnärchen in sechs Bildern von F. A, Geißler, Musik von Georg Pittrich, zur Aufführung, Aus den Ttcilel'ttese1;eiltwjirfeu sind noch einige Einzelheiten ergänzend nachzutragen, Ter F r a ch t u r k ii n d e ii st e mpel beträgt, wie schon be kannt, 10 Pfg,: er trifft Kannossemcnte, Frachtbriefe, Lade scheine, Einlieferungsscheine im Seeverkehr zwischen inländischen See- und Flußhäfen und für alle sonstigen Frachtbriest, Pakel- adresscii, Gepäckscheine, Äesvrderungsfcheinc oder andere eins der bezeichnelcn Papiere ersetzenden Schriftstücke. Erhöhte Stcmpclsätze sind kür Frachtnrkiinden über ganze Schiffs- und Eiscnbahirwagciiladungen vorgesehen. Völlig befreit sind Ge päckscheine üder Reisegepäck und Frachtnrkiinden über frachtfreie Sendungen. Der F a h r k a r t e n st c m P e l beträgt im Eisenbahnver kehr für einen Fahrtausweis 1. Klasse 40 Pfg., 2. Klaffe 20 Mg., 3. Klasse 10 Pfg. und 4. Klasse 5 P'g.: im Dampsschiffsverkchr 10 Pfg., und wenn verschiedene Fahrklassen geführt werden, für die höheren Fahrklasscn 20 Mg. Soweit im Eisenbahn verkehr eine vierte Wagcwklasse nicht geführt wird, der Fahrpreis der dritten Wagenklassc aber den Satz von 2 Pfg. für das Kilo meter nicht übersteigt, gilt der Satz von 5 Pfg. auch für die dritte Wvgenklasse, Fahrkarten von Straßen- und ähnlichen Bahnen, welche getrennte Wagenklasscn nicht führen, werden wie Fährstirten dritter Klasse behandelt. Befreit find Fahr karten. deren tarifmäßiger Fahrpreis den Betrag von 2 Pik. nicht übersteigt. Hierbei ist bei Zeitkarten der Gesamtiabrprcis, bei Fahrkarten von und nach ausländischen Orten der Fahrpreis für die im Jnlande zurückgclcgie Strecke maßgebend. Hierzu sei hcrvorgchobcn, daß bei Zugrundelegung der für die Personen- tarifrcform in Aussicht genommenen Einheitssätze von 7, 4,5, 3 und 2 Pfg. für die einzelnen Wagciiklaffen in einzelner Fahrt steuerfrei znrückgelcgt werden können: in 1. Klasse rund 29 Kilometer, in 2. Klaffe rund 45 Kilometer, in 3, Klasse 67 Kilo meter und in 4. Klasse 160 Kilometer. Außerdem genießen völlige Befreiung die zu ermäßigten Preisen ausgcgebcncn Militär- und Arhciterfohrkarten. Von Zufatzkartcn, die zur Fahrt in einer anderen Zuggattnng lz. B. SchnellzugszisichlagSkarten! oder auf einem Dampfschiff anderer Gattung fEil-, Luxus- dampfcr! berechtigen, ist eine besondere Abgabe nicht zu ent richten, Für Berechnung dcS Stempels Lei anderen Zw'atz- karten und in einigen weiteren Fällen sind besondere Vor schriften vorgesehen. Die Bcrp'lichlung zur Entrichtung der Abgabe liegt bei Fahrkarten, die im Inland ausgestellt werden, den Eiscnbahnvcrwallungcn und Tampfschiffsuittcrnchmungcn ob, die den Betrag von dem Erwerber der Karten einzuziehen berechtigt sind. Bei im Ausland ansgcgebencn Fahrkarten soll das Nähere der Bundcsrat bestimmen. Der Q u it tu n g s st ein p e l betrifft alle Ouittungen, die im Irland ausgestellt oder ausgehändigt werden, sofern sie über einen Betrag von mehr als 20 Mk. lauten. Die Abgabe beträgt 10 Pfg. von jedem einzelnen Schriftstück, oder, wenn es mehrere Quittungen enthält, von jeder einzelnen Quittung. Befreit sind: 1. Ouittungen, a»s denen sich ergibt, daß die Hingabe der Geldsumme behufs Begründung einer Verbindlich teil zur Rück- zahlung oder Wiederäuszablniig erfolgt ist. Nur im Post- anweisnngsverkehr sind die Bescheinigungen seitens der Post über den Empfang der aas vor »pflichtige Postanweisungen cingezahl- ten Geldbeträge stempclpslichtig. Dafür find hier die Quittungen befreit, die der Past ans den Postanweisungen vom Empfänger über die Auszahlung der überwiesenen Gelvsnmme erteilt wer den, Ter Stempel für die Einlreserungsbcscheinigiing ist aus der Postanweisung zu verwenden. Das gleiche gilt, wenn die Post, wie dies bei Ueberiendung der infolge Pöstaifftrags cingezo- genen Mcldlwträgc, sowie der eingelösten Ncichiiabmcbclrägc ge schieht, eine Bescheinigung über die Einzahlung des Geldbetrages nicht erteilt; — 2. Ouittungen, die im inneren Berkehr eines und desselben Kastenwesens oder Geschäftsbetriebes oder im Verkehr der Kassen des Reichs und der Bundesstaaten unter einander ausgestellt werden; — 3. Ouitliingen ans Voftan- Weisungen ss. o. unter 11: — 4. Ouittungen über Zablungen von Zinsen der Anlehen oes Reiches »der eines Bundesstaates: — 5, Ouittungen auf mit einem Rcichssteinipcl versehenen Schrift- stücken über darauf bezügliche Zahlungen: — 6. Ouittungen über die ans einer Zwangsverpslich!uug des öffentlichen Rechtes beruhenden Zahlungen Steuern,' Gebühren, Straf gelder usiv.I; — 7. Quittungen über Gehalts- und sonstige Dicnstbezüge oder Pensionen der Reichs- und Staats- beamten, der Beamten im Gemeinde-, Kirchen- und Schul dienst oder im Dienste einer landesherrlichen Haus- ader Hosvcrwaltung und der Militärperfoncn. sowie ihrer Hinterbliebenen: — 8. Ouittungen über Lolin- und Gchaltsbezüge solcher Personen, die z» einer der nach dem Jnvalidenvecsicheriingsgesetze vom 13. Juli 1899 versichcruugspstichtigen Klassen gehören: — 9. Quittungen über Rückzahlungen aus Sparkassen, sowie über Unfall-, Invali den- und Altersrente», Unterstützungen, Krankengelder. Be erdigungskosten, Witwen- und Waiseiigclder mid ähnliche Zahlungen a»S öffentlichen oder privaten, nicht ans den Gewinn der Unter nehmer berechneten Kassen und Anstalten. — Wenn niißerhalb des geschäftlichen Verkehrs in einem Briest oder in einer ähnliche» schlifllichen Mitteilung der Empfang einer Geldsumme oder die Tilgung einer ans Zahlung gerichteten Beibindlichkcit bescheinigt oder anerkannt wird, soll die Stempelpflicht nur cintreten, wenn die schriftliche Erklärung die Erteilung einer Quittung zu ersetzen bestimmt ist. Die B e rp f l i ch t ii n-g zur Entrichtung der Abgabe liegt in erster Linie dem Aussteller dcS slenipelpslichtigen Schrift stückes und, wenn dieses im Auslände ausgestellt ist, demjenigen ob, der es im Jnlnnde anshändigt. Sie ninß erfüllt werden, bevor daS Schriftstück anSgekändigt wird. Bei Quittungen über Zahlungen nn die Kassen des Reiches und der Bundesstaaten oder auS solchen Kossen fällt die Stempelabgabe ohne Rücksicht aus das zu gründe liegende Rechtsverhältnis demjenigen zur Last, welcher an die Kaffe Zahlung leistet oder von ihr Zahlung empfängt. Diese Vorschrift will sich u. a. auch aus de» Post- anweisnngSveikehr beziehen. Von der E r b s ch a f t s st e u c r befreit bleibt 1. ein Er werb von nicht mehr als 3«>0 Mk., 2. ein Erwerb, welcher ansällt »> ehelichen Kindern und solchen Kindein. welchen die rechtliche Stellung ehelicher Kinder znkomnit, jedoch mit Ausschluß der an Kindesjiolt angenommenen Kinder«, sowie eingekindschastele» Kin dern, tp unehelichen Kindern ans dein Vermögen der Mutier oder der mütterlichen Voreltern, ») Abkömmlinge» der zu s, b bezeich nest» K'luder, ä) Ehegatten, s) Personen, welche dem >>a„.zsn,„dc des Erblassers angehört und darin in einem Dienstverhältnisse ge standen habe», sofern der Erwerb nicht mehr alS lOOll Mk. beträgt. Eine Befreiung besteht anßerdci» sür den Landessürsteu, die LandcSsnrstin und die Mitglieder dcS laiidesiürstlichcn HauseS, für letztere jedoch nur in Ansetzung eines Erwerbes ans dem Vermögen anderer Mitglieder dieses HaufeS, sowie für die sülstlsthc» Perfo- nc», die tzinsichilich der Steuerfreiheit dem LandeSstirste» oder den 'Mitgliedern dcS lande-Mistlichc» Hauses gleichgestellt sind. Eine weitere Vergünstigung besteht für laud- oder forst wirtschaftliche G r » u dstücke, sofern sic den Gegenstand eines einem Lteuerpftichligeu der Klasse I tElter». Geichwister usw.l anfallenden Erwerbes bilde». Hier wird ein Viertel oes ans diesen Teil des Erwerbes entfallende» StenerbelrageS nicht erhoben. Zur WahlrcchtSbelveqnttg in Testerreich. Der Ministerpräsident Freiherr v. Gautsch hat im Abgc- ordnctentzauic eine große Rede über die Wahlrcsorm ge halten, wc>n„ er, tote einem Teile der Leser bereits gemeldet wurde, die Eintzringung eines Gesetzentwurfs sür Len F e b r n ar 19 0 6 in Aussicht stellte. Nach einem Hinweis auf die historische Entwicklung des Wahlrechts in Oesterreich slizzierte der Ministerpräsident die Grundgedanken der in Aussicht genommenen Reform und betonte, daß auch bei der neuen Wachs re form der Grundsatz ausrechieichalte» werden müsse, daß die früher erworbenen öffentlichen Rechte n>«iler gelten müssen. Die Negierung könne daicr weder daran denken, den des Lesens und Schreibens Unkundigen das Wahlrecht iiuumehr zu entziehen, noch daran, es auf wirtschaftlich selb ständige Personen zu beschränken: dagegen begründe die Seß haftigkeit lediglich den Zeitpunkt, in weichem das Wahlrecht in einer bestimmten Gemeinde ansgeübt werden dürfe. Wertere sorgfättigsle Beachtung erfordern, fnhtr der Ministerpräsident hierauf fort, die Frage voller Sicherung der Freiheit der Wahlen und der Verhinderung jedes Terrorismus. Die wich- tiastc Frage aber ist der Schutz der nationalen Miiuverheitcn gegen die Uebcrmacht der ^Kopfzahl. Die Regierung ist der Anschauung, daß der beste Schutz der nationalen Minderheiten in kleinen, möglichst national abgegrenztcn Wahlbezirken mit Einzelwablen zu finden ist. lLcohaster Beifall.) Sie wird dem .Hanse eine Wahlkreis-Einteilung Vorschlägen, die bei aller Berüctstchtignnci der Siedelungs- und Schichlnngs-Verhältnisse der Nationalitäten die nationalen Rcibungsslächen bis auf ein Mindestmaß vermindern wird »nd den Gedanken einer natio nalen Autonomie eine Zukunft eröffnet, (Lebhafter Beifall.! Schon 8 6 des Ttaatsgrundgesthes stimniiert die Austeilung der Mandate auf die Königreiche und Länder: nachten wir in analoger Weist in der neuen Reichsratswahlordnung auch nach dem Wegfall der besonderen Walffkörper der Be deutung der Königreiche und der Länder gerecht zu werde». Der Negierung schwebt vor allem eine möglichst nativ- na! - einheitliche Abgrenzung der Wahlkreise vor: die natio nalen Gemeindebczirke tollen, wo cs nur angcbt. zu einheit liche» Wahlbezirken verbunden werden, wobei jeoc Gemeinde der Wahlort wäre. Auch eine entsprechende Vertretung der industriell hervorragenden Gebiete muß gesichert werden. Die Durchführung dieser Grundsätze wird in der Vorlage der Regierung erfolgen, die gemäß ihrer außerordentlichen Wichtig keit und Schwierigkeit und ihrer Wirkung auf das gesamte öffentliche Leben der sorgsamsten Prüfung bedarf. Tee Re- gierung ist entschlossen, die Frage zu Ende zu bringen, die nicht mehr ohne Lösung gelassen werden kann, und wird alles auf- bietcn, um den Entwurs spätestens im Februar dem Hause vor- zulegen. Tic Regierung rechnet dabei aus die Unterstützung des Hanfes und wird nach Möglichkeit bezüglich der Einteilung der Wahlkreise sowie der Zahl der Mandate den besonderen Verhältnissen der Länder und den Wünschen der Parteien Rechnung tragen. Der Ministerpräsident betonte,sodann, daß, je größer die Erwartungen bezüglich der Heilskrast der Wah'I- rcsorin ans die iiincrpolitischcn Verhältnisse bei der Bevölkerung sind, desto dringender die Sorge sei, daß diese Hoffnungen keine Enttäuschung erfahren. Deshalb müsse gleichzeitig eine Reform des Hauses und eine Revision des Gesetzes über die Geschäfts ordnung des Reicbsratcs in Beratung gezogen werden, um den regelmäßigen Gang der Gesetzgebung zu sichern. Die Regie rung wird einen dahingehenden Gesetzentwurf dem Hause vor- legcn, der im Interesse de? Parlaments dessen Funklionstälsig- kcit verbürgen solle. Endlich beschäftige sich die Regierung auch mit der Frage, ob es angczeigt wäre, durch entsprechende Ausgestaltung des Herrenhauses jenen Interessengruppen die Möglichkeit einer entsprechenden Vertretung zu schaffen, die durch die Ausdehnung des Rcichsratswatzlrechtes in Mitleiden schaft gezogen werden. iAndnnernde lärmende Zwischenrufe.! Tie Negierung sei entschlossen, die Wahlrcsorm bis ans Ende zu führen, und sei dabei von der Möglichkeit geleitet, daß es eine staalScrhaltendc Maßregel sei, wenn durch eine Wahl- reform möglichst weite Bevölkcrnngsschichtcn in erhöhtem Maße am staatlichen Regimentc nilcrelsicrt werden. Die gesetzmäßige Durchführung einer derartigen großen Reform sei jedoch nicht denkbar, wenn der Weg hierzu durch andere Vorlagen ver legt sei. Regierung und Parlament müßten sich daher vor allem von der Rücksicht auf das Wohl des Staates, der ollen Schutz und Schirm gewährt, leiten lassen. Soll ein neues Wahlrecht geschaffen werden, schloß der Ministerpräsident, dann muß Oesterreich die neuen Wege mit Znver'icht betreten: denn so groß auch die Resormbedüritinkeit des Wahlrechtes sein mag, so muß cs daS Ziel der österreichischen Politik sein, den inneren Frieden und die Rechtssicherheit der Völker zu mehren und die. Machtsülle des Staates zu steigern. lLcbbaftcr Beifall.! Das Hans beschlok iooami sofortige Eröffnung ocr Debatte über die Regierungserklärung. In der Debatte über die Ausführungen des Minister präsidenten erklärte Abg. Graf Stcrnbcrg, die Regierung wisse wobl, daß dieses Haus das allgemeine Wahlrecht nie votieren werde. Bevor man an die Reform einer Io wichtigen Frxrgc schreite, hätte das Haus aufgelöst und die Völker befragt wer den müssen. Mg. Oucsiil bczrichnete als einzigen Weg für eine Sanierung der gegenwärtigen traurigen Verhältnisse die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes und ocr nationalen Autonomie. Die Verhandlung wurde bstrauf abgebrochen. Tie große Wahlrechts - D e m o n st ra t i o n der S o z i a l d c m o k r a I c n in Wien verlief, wie bereits in einem Teile der gestrigen Morgenausgabe kurz gemeldet, bis auf eine Schlägerei vor der Universität vollständig ruhig. Es waren sämtliche Etablissements und Geschäfte geschlossen: auch die Standplätze tür Lohnwaaen waren leer. Die Straßenbahn mußte auf der Ringstraße de» Betrieb einstclle». Der Dcmvn- strationszug formierte sich aus dem Karlsplatzc, von wo der Aufmarsch um 9"P Uhr begann. Zuerst marschierten einige hundert nationale Sozialisten unter der slawischen Trikolore, sodann erfolgte der Aufmarsch der Sozialdemokraten in Zebner- reihen. Sie waren nach Bezirken und Gewerken geordnet. Auch zahlreiche Deputationen aus der Proviziz waren erschienen. Die Heimarbeiterinnen nahmen teil. Die meisten Gruppen hatten rote Fahnen und Embleme mit Auischrificn. Dem Auge wurde ein Portal aus rotem Tuch mit der Inschrift: „Heraus mit dem Wahlrecht!" vorangetragen. In einer Gruppe wurde ein Sarg milgeführt. Der Zug bewegte sich vom Karlsplatzc am Parlament vorbei znm Schottciiring in vollem Schweigen Alle Ansrufe wurden vermieden. Vor dem Parlament wurde das Portal aufgestellt, und cs begab sich eine 25gli«d-rige Dresdner Nachrichten. »tr. 3»2. Leite 3. M» Donnerstag. 3«. November »»«6
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