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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1880
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800109026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880010902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880010902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-09
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sHtiU» WOHtNäRDI L MV». :a-at 1 Abend-Ausgabe So»»- «nd KtfttagS nur früh 6 V, Uhr. LrtaNi»,"»^ «^edttt- Ivhaunisgasse SS. lr u» Rück^i»» »Ui-ffaader» M««r- r»ie «acht liä tzir viitlwn »icht «ri»»«dUch. iBimab«, drreßür Ne Isolgende »« liiimmtn» 5 I lagen bl« ja» Sonu- bt» IZ, »e, Blt^G < ILN« Sinn«. ÜttwsiMlSP». N, iLoulo Lösche. Üachanuttchr.1».». um bi« '/H Utzr. vrzm fSr Politik, Localgeschichte, Haudelr- md Geschäftsverkehr. Ruftage 1VMV. U-»«»gstnet» vintrlj. S «k., chMDchfffV Wßh durch dir Post beugen « VU. "i- Jede eVMvk Nuckiqe, « Pf. Ä Vk-'s-"' cabeüaga> „ng 19 ML »ng 4« Mk. — '5 lk i 's -r ZasMOdMt PWtMe ry n '. chrötzech^chritch, taur uufrrnn Prnsver-kichniü.—Tabeüanschcr Satz nach hvtzerxch Tarif. , oliae, mit Po -egelx«. Zahlung p oder durch Po> pr»»Miv»«rs»s» fworfchuh. Aeeitag den 9. Januar 1880. 74. Jahrgang. LeipzigJanuar. Prenhlfcher LantztaG. Berlin, 8. Januar. DaS HauS setzte I deute vor ziemlich leeren Bänkep die Budget- berathung fort. Zunächst stand aus der Tagesordnung der Etat deS Ministeriums für Handel und Gewetbe, den der Minister Hof Mann mit einer Erörterung über die gegen- ^ wärtige Stellung dieses Ressorts wie folgt einleitetr: Meine Herren! ES ist vielfach die Red« davon ge wesen, daß gegenüber den ausgedehnten Compe- lenzen der Gesetzgebung des Reichs für Handel untzGewerb« für ein« selbstständige Han delspolitik Preußens kein R«avn mehr gegeben sei; daß di« Tbätigßel» der preußischen Handel und Ge werbe Verwaltung der Hauptsache nach nur darin be lieben könne, der RcickSgesetzgebuna nur vorbereitend behülslich »u sein. Aus diesem Grunde wurde da mals sstr zweckmäßig ergchtet, die Leitung deS Handels ministeriums den enigen Beamten zu übertragen, zu deren Ressort die Handels- und Gewerbeangelegenheiten im Reick« gehören. So zweifellos diese Ges,cht-puncte waren nutz sind) so wäre eSdoch unrichttig, daraus schlie ßen zu wollen, daß das-neue Ministerium für Handel und «tzewerbe nur eine untergeordnete THLtigkeit zu erfüllen habe und in sfiuer Ihätigkeit gewissermaßen durch die der Reichsorgane absorbirt werde. In letz terer Beziehung ist daS Gegentheil der Fall. Durch die handelspolitische Action des Reiche-, wie sie fick auf dem Wege der autonomen Gesetzgebung und auf dem Liege der Handelsverträge gestaltet, wird die Mitwirkung der preußischen Staatsregierung und insbesondere des neuen Ministeriums in Anspruch genommen. Daß Preußen an dfr Vorbereitung der, Reir" und Gewi-,. ^ . < seiner Stellung im Reiche. Es ist seine . . ^ »» wir thschaftlichcn Fragest deshalb gerechtfertigt, weil in Preußen all» wirtbscdaftlichen Jntereffen, aus welche es ankommt. in so vollständigem Dtaße geregelt sind, wie in keinem anderen deutschen Staate. Das ist auch der Grund, weshalb die preußische Regierung keine preußische, sondern nur deutsche Handesspolitik treibe,, kann. Bei der Bildung dieses Ministeriums uod des Reichsamts des Innern war die Absicht die, die Hilfsquellen und Hülssmittel, welche der preußi schen Handels- und (tzewcrbeverwaltung zu Gebote siebe», dem Reiche unmittelbar zugänglich zu machen, sie noch nutzbringender für das Reich zu gestalten, als sie es schon früher waren. Wenn dieser Zweck erreicht werden soll — und ich halte seine volle Verwirklichung für meine Aufgabe — dann genügt es nicht, daß das Handelsministerium nur Ma terial sammelt und unverarbeitet dem Reiche übergiebt, sondern es ist nöthig, daß daS ge lammte Material im preußischen Ministerium ge sichtet und durchgearbeitet, und das Ergebniß, wie es sich der preußischen Verwaltung darstelu, der Reichs- gesetzgebung in brauchbarer Form überwiesen werde. Wenn alle»» durch die Erfüllung dieser Ausgabe der preußischen Staatsregierung es ermöglicht wird, in den Handels- und gewerberechUichcn Fragen die ent scheidende Stellung einzunchmen, die ihr gebührt, so folgt daraus, daß die THLtigkeit des Handelsmintste- numd dnrchaus keine untergeordnete, der Thätigreit anderer Ministerien gegenüber etwa nickt ebenbürtige sei, sondern daß es sich um überaus wichtige Aufgaben bandelt, die mit schwerer Verantwortung verbunden find. — Ich darf, nachdem ich bisher nur von dem An- theil deS Handelsministeriums an der Gesetzgebung iprocken habe, nun noch kurz daran erinnern, daß demselben auch eiue sehr umfangreiche Verwaltung unterstellt ist. Die neuestey Berichte legen Zeuaniß dafür ab. welch« heikle Fragen auf diesem Gebiete zur Entscheidung sielangiv. Ich erinnere an die Handelskammern, SchWffahnSangclegenheilen u. s. w. Es hat dies» Verwaltung- Schwierigkeiten, die vollauf die THLtigkeit des Ministeriums in Anspruch nphnzen. Ick, führe dikS.gti. um Hurutbuu. daß HMht tM wäre, wenn bei der Etatsherathuna das Ministerium iür Handel mitz Gewerbe eine stiefmütterliche Be handlung .erfahren würde. , AuS der Oebatte über den Etat de- Handel-. Ministerium- war nur eine kurze AuSelnandersetzun das Institut tzgr Gewerveräthe und Fabrik m Aba. Ftastz. und dem Minister Hoffman« be merkte b<ei bzeser/Zelgaenbeik, baß ein Gesetzentwurf, betreffend dreAnreigepflichl bei Unfällen, m der AuS arbeitung begriffen sei. züodung der Venen im rechten Beine sich mit den Anstrengungen der Reise und des Aufenthaltes in Berlin nicht vertrage und die Rückkehr der Fürstin nach Varzin nothwendig gemacht habe. .-Ein ser- nebeS Moment für die Verschiebung der Reise nach Berlin ivar, wie man unS auS Berlin schreibt, die Erwägung, daß es für den preußi schen Ministerpräsidenten nicht gut angehen würde, während einer längeren Anwesenheit in der Haupt stadt den versammelten Landtag vollständig zu ignoriren, besonders, wenn Fragen zur Verhand lung kommen, bei denen gerade seine persönliche Anwesenheit höchst erwünscht wäre und auf Grund eines bekannten BersaffungSparagraphen ausdrück lich gefordert werden könnte. Da ist z. B. der Vergleich mit den hessischen Agnaten, der ohne Zweifel dem Lande Lasten auserlcgen wird, aus die man früher nicht hat rechnen können. Fürst Bismarck ist das einzige, noch im Amte befindliche Mitglied de-jeniaen Mini steriums, welches einst mit dem Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen ein für diesen höchst vorthcilhafle« Abkommen traf, durch das man alle späteren Forderungen anderer Be rechtigter abgelhan glaubte. Wenn die Sache im Abgeordnetenhanse zur Sprache kommt, wäre jedenfalls Fürst Bismarck, falls er in Berlin an- ivefend, der berufene Mann, um authentische Auf klärung Über den Sinn und die Tragweite jenes Abkommens zu geben." So weit unser Bericht. Die bekannten Aeußerunacn des deutschen Kronprinzen über die kirchenpolitischen Vorgänge und die antisemitische Bewegung sind in Abacordnetenkreisen und in der aesammten liberalen Presse Deutschlands mit lebhafter Shm- pathie ausgenommen worden. „Wir glauben pi wissen, schreibt man unS auS Berlin, daß die Veröffentlichung eines oder des anderen dieser Aussprüche de« Kronprinzen seine Billigung ge funden. Bestärkt wird Dies durch eine weitere Mit- lheiluug, weiche sich aus die jüngsten Gemeinde wahle» Berlins bezieht. Eine politisch hervor ragende Persönlichkeit äußerte zum Kronprinzen, daß die Berliner kirchlichen Sinn hätten, ohne orthodox zu sein, worauf der Kronprinz erwiderte, wie sehr es ihn freue, daß dem so sei. Es ist begreiflich, daß im konservativen und hochkirchlichen Lager die Stel lungnahme deS zukünftigen Trägers der deutschen Kaiserkrone nicht geringe Unbehaglichkeit verur sach!. Ihre Organe gehen indessen mit einer ge wisse» Zurückhaltung an die Wiedergabe dieser Aussprüche, während die Ultramontanen weniger zaghaft sind und mindestens indirekt ihre HerzeuSuieinuug kundgeben. Sehr bemerkt wird in dieser Beziehung, was der klerikale .^West fälische Merkur" über die Berliner Krrchen- wahlen sagt. Nach seiner Meinung wird es sich dringend empfehlen, eine außerordentliche Ge ne ral- shn vde einzuberufen und die Stadt Berlin, welche sich bereits deS politischen Belagerungszustandes erfreut^ auch iu den kirchlichen Belagerungszustand zu erkläre», d. h. die Functionen der Krerssynoden und Gewemdekirchenräthe wie daS kirchliche Wahl recht der Berliner aus unbestimmte Zeit zu suSpen- dire» und die Stadt direct vom königlich branden- buraiichen EoiHstorium verwalten zu lasten. Diese Rathschläa« der ultramontanen Heißsporne sind charakteristisch genug m einem Augenblicke, wo mau die Positron de« Kronprinzen zu den Verhand lungen mit der Eurie kennt und wo der Ver trauensmann deS Fürsten Bismarck bei den Wiener Unterhandlungen, Geh. Rath Hübt er, in be sonderer Audienz vov ihm empfangen wird. Während so Pie kirchliche Politik de« Kronprinzen jene Illustration ersähe, welche der freisinnigen Bevölkerung eine Gewähr skr di« Zukmff. bietst. können wir a»S einem andern Vorgänge constaluen, dater.auch in der pirthschattlichen WM >" Sol »ah» der "Kronprinz Fürst Bi4« ikrck scheint es aufgegeben zu haben, vor der Eröffnung des Reichstages, die etwa Mitte Febrkar bevorsteh«, dürft«, nach B«rlin zurückzukehrkn. Vielleicht hat gerad- die AeittmgS- s notir, daß seine Rückkehr die Folge eines driuglichen kaiserlichen Schreibens sei, daza mitgiwirkk. Ilm noch einige Wochen in Varzin festzuhalteu. IenrS Schreiben erislirt übrigens nicht. Nicht übersehen s,ll auch bleiben, daß de, HauSorN de« Fürsten. Geh^ Rath Vr. Struck, seinem Patienten nicht den Rath erhellen tonnt«, nach B«rlin zurückzukrhren, »eil eine eben h«rvorg«lretene Ent- LXlittiv zu lnsokmirnr. VN v glättet« der kehr nach Genostsischas unser Eorrespondent, verdiege» Ichwl». in Li vorgestellt werde." Also Der Telegravb i brinat die Kund« tzmt der Er- nen mng deS Fürste» Lieveu a« Ek-llc WaL»- i ef F znni russischen Dömäuenmchister. Watujef selb k ist bckkanutlich iu die durch dewiTo^ Hgna tiä f'L, de« Vater» deS bekannt«» Geurral Distlomadm, erledigt« Stell« eine» Mircksirr-Eonrits- Prästdenten vorgerückt. Mau hat es hier eher mit eiuer Art «iufacheu AvaucementS im kaiser lichen Dieust, «lS mit einem Ereigatß von un mittelbarer politischer Bedeutung, geschweige mit einem solchen zu thun, welches in Zusammen- -ang mit der großen Resormfrage stände. Ein ungarisches Blatt. „Egyclsrtes", läßt sich auS Petersburg melden daß die Direktoren der rusfi- chen Wasfenfavriken, Oberst Bolonin und §apitain Standerschild, vom russischen Krieas- ministerium beauftragt wurden, ohne Aufsehen ^interladcrgewehre in möglichst großer Anzahl u bestellen. In der Sesirowezer Waffensavrik werden 70,000, in der Isevser 80,000 solcher Gewehre angescrtigt und in ausländischen Fa briken sind 500,000 bestellt. — Der Lon doner „Globe" erfährt aus Petersburg, daß eine Deputation von Kuldscha nach Rußl and unterwegs ist, um in den Kaiser zu dringen, Unen Theil der Provinz a» China adzutreteu. Die Deputation besteht auS Delegirten. welche von den Einwobnern Kuldschas und den 5000 musel manischen Flüchtlingen gewählt wurden, die seit der Eroberung KaschgarienS durch die Chinesen in der Provinz Zuflucht suchten. Die m ontcnegrinische Regierung verweigert die Annahme der von der Pforte vorgeschlagenesi Zessionsurkunde bezüglich Gussinjes, indem sie -ervvrhebt. daß die Räumung de« Distriktes kutschi-Krayna erst dann erfolgen könne, wenn die Delimitations-Commission eine definitive Grenze >estimm1 habe. Inzwischen ist es nach Wiener Rachrichten bereits zum Kampfe gekommen; Dank der Lässigkeit, mit ivelcher die Pforte die alda nkst s che Bewegung gewähren ließ. DuS politische Leben in Paris wird binnen kkurzem einen lebhafteren Pulsschlaa erhalten. Im 13. d. M. beginnt die ordentlich« Session der fxatzzöfischen Kammern. Sie fällt zusammen mit dem parlamentarischen Debüt des Ministeriums ve Frey cinet. Ob die gouvernementale Action durch eine Botschaft deS Präsidenten der Republik oder durch eine ministerielle Erklärung eingeleitet werden wird, ist einstweilen noch unentsihieden; als selbstverstännlich gilt, daß die fragliche Kundgebung sowohl der Form wie den, Inhalte nach jede Zweideutigkeit ausschließt und die dem herr schenden Regime abgeneigten Parteien belehrt, daß die Aera der Duldung ihrer republikfeind- lichen Umtriebe abgclausen ist. Die Abfassung des RcgicrungSprogramms scheint auf Schwierig keiten ^u stoßen, insofern als bei einzelnen Fragen sich eine größere Meinungsverschiedenheit unter den Ministern herausstellt, als erwartet, und aiS auch Grevy sich in sehr bestimmter Weise gegen jedes directe Nachgeben an den Radikalismus er klärt. In der radikalen Presse beginnen denn auch bereits wieder die Angriffe auf daS neue Cabmet. Am 7. Januar, als dem zweiten Jahres tag des Todes Franz Raspait's, war eine große radicale Demonstration in Paris an- geküadigt. Alle« beschränkte sich aber daraus, daß etwa zweihundert Individuen, daS Knopf loch mit einem Immortellenstrauß geschmückt, vom Bastille-Platze nach dem Pore-Lachaise zogen, wo am Grabe des verewigten Volks mannes eine Rede gehalten werden stillte. Dem Zuge voran wurde ein Kranz von schwarzen und weißen Perlen getragen, aus dem die Inschrist zu lesen war: „Gerechtigkeit! — Amnestie! Ruhe in Frieden! — Wir trauern um Dich! 1880." Auch bemerkte man eine sehr alte Dame, ohne Zweifel eine Verehrerin des Kamphcr- mannes, welche einen blau-weiß-rothen Blumen strauß in der Hand hielt. Die Bevölkerung beob achtete diesem Auszuge gegenüber eine an Gleich gültigkeit grenzende Ruhe; kein Ruf ließ sich ver- uehmeu. —> Gras Montalivet hat, wie die „France" erfährt, intereffante Memoiren hinter lassen, die noch im Laufe dieses Jahres von seinem Schwiegersöhne, Herrn Guyot de Billeneuve, der OesftnUichkeit übergeben werden und namentlich Über die letzten Jahre der Restauratiou und die gau-e Regierung Ludwig Pbilipp's manche- neue Licht verbreiten sollen. AIS Kandidaten für den durch den Tob deS Grafen Montalivet erledigten Platz eine- AüS Brüssel wird gemeldet: Daß der König der Belgier beim Empfange am Reujahrstage die Ansprache des BarvnS dAnethan, veS Bice- präfldente« deS Senat«, schweigend hingeuommen bat.s ist um so mehr ausgefallen, als er in der Regel die ihm dargebrachte Begrüßung mit einigen' Wetten erwidert und auch dieses Mal den meisten andern Rednern etwas geantwortet hat. Der Moniteur hat zwar daS, was Se. Majestät ge sprochen. nicht besonder« verzeichnet, was er üb'er- bmipt bei dieser Gelegenheit nie thut; aber es ist Thatsache, daß nur ausnahmsweise d r König sich jeder Erwiderung enthält. Don EarlvS. die Geißel Spaniens, macht wirder von sich reden. Aus London schreibt «an der „Indsp. beige", daß seit dem Attentats versuch aus daS spanische Königsvaar die ge stimmte carlistisch« Emigration in Beioegung ge- rathen sei. Don Carlos selber ist plötzlich nach dem Continente abgereist, wie man sagt, um mit den hervorragendsten Parteigängern über die Maß regeln zu berathschlagen, welche in, Hinblick aus mögliche Eventualitäten angezeigt erscheinen könnten. Senators aus Lebenszeit werden, vor der Hcrod, wenn auch nur verinulhungSweise.derKriegsministe^ General Farre und sogar der Ministerpräsident von Frtticinet genannt, der bisher nur als zeit weiliges Mitglied, nämlich als einer der Vertreter des SeinedepärtementS, dem Oberhause angehvrt. Prof. vr. Ä. tk Hefftcr -j-. vr. Lechzt«. 8. Januar. Heute Nachmittag /.l Vbr fand M Bettin vom Trauerbanse, Leipziger Platz Rr. IS, au» daS solenne Leichenbegängnis deS' gerühmten StaatStechtslrhrers, Romanisten und Crimi«: nalisteff, Geh. Ober-Tribunalraths a. D. Professor» vr. August Wilhelm Heffter statt. Der Berstor bene war Senior der Berliner Jurisünsacultät, Mit glied deS Herrenhauses und Kronsyndicus. Sein im 84. Lebensjahre erfolgtes Ableben als letzter von fünf Brüdern erfüllt eine zahlreiche Familie von Kindern, Kindcskindern und Urenkeln m»t tiefer Trauer. Auch in hiesiger Gegend leben Verwandte von ihm. lieber daS ganz« deutsche Vaterland absr ist die unzäkliqe Meng« seiner Schüler verbreitet,' weiche die Nachricht von seinem Tode mit großer L deii- nahme vernehmen werden. Mit Leipzig ist Heffi. ter 8 Name überdies durch den Uv,stand verknüpft, daß er seine akademische Bildung aus diesiger schule erlangt hatte, als er 1820 in das pro Bsacktenlebsn de- Juristen alS Asseflor beim ^ richt««i» Appellbose zu Köln etntrat und diese Sbkt- lung alsbald mit der tmeS RatheS beim Düsseldorfer Oderlandesgericht vertauschte. I» die akademische Laufbahn kam er durch Ver öffentlichung einer Schrift über Athenäiscke Gerichts verfassung. Dieselbe erschien 1822 in Köln. Darauf bin wurde er nach Bonn berufen. Die Leipziger Stadtbibliothek besitzt seine akademische Jnaugural schrift „Le sniiqu» sure geutium". Zwei Jahre daraus gab er .Institutionen des römischen und deutschen Livilproceffes" heraus, 1829 Beiträge zun, deutschen Staats und Fürstenrecht". Alles dies schrieb er in Bonn. Im Jahre der Iulirevolution ging er als Professor der Rechte an diell nwersität Halle. Hier gab er sein berühmte- Lehrbuch des Criminalrechts heraus, das bis !8b7 sechs Mal aufgelegt wurde. Unser Wächter pflegte es oft seinen eigenen Vorlesungen zum Grunde zu legen. Von Halle ward Heffter nach Berlin berufen. Dort trat er als Ordinarius an die Spitze des Spruchcollegiums, wurde Mitglied des Obcr-Tribu »als, eine Stellung, die er 1888 niederlegte, trat ins Herrenhaus und wurde schließlich Kronsvndlcus. In Berlin schrieb er über das Erbrecht, namentlich aber sein Lehrbuch über das europäische Völkerrecht der Gegenwart, das sechs Mal aufgelegt, auch ins Fran zöfische übertragen wurde, seine Schrift über den Civilproceß im Landrechtsgebiete Preußens und seine letzte Staacsschrisl: „Die Sonderrechte der souveraine,, und der mrdialisirten Häuser Deutschlands". Dem Heimgegangenen war es beschieden, die lange gehegte Hoffnung auf eine gemeinsame deutsche Stras gesetzgebung, somit auf die Wiedergeburt eines sogar formell gemeinen Strafrechts, welche er in der vier ten Auflage seines Lehrbuches des gemeinen deutschen CriminalrechteS auSsprach — August 1848! — endlich verwirklicht zu sehen. Damals sagte er bereit-: „Eine staatliche Einbeil deS deutschen Volke- ist beinahe undenkbar ohne ge meinsame Begriff-feststellung, was ein Verbrechen gegen Alle sei, ohne Gleichheit der Strafen, ohne Gleichheit de- Gerichts." — Ahnungsvoll setzte er aber hinzu: „Gewiß wird es daher auch eine der ersten Ausgaben für daS definitive Reichsminifternrm sein, nach vollendeter Verfassung des vereinigten Deutsch landS rin gemeinsames deutsches StrasgZetzbucb vor- zubereitrn und durchzuführen, wenn nicht deutsches politisches Ungeschick die lebenskräftige Geburt der langersehnten Einheit erstickt." „Festhallend an der Hoffnung wollen wir jedoch gern diese vierte Ausgabe als die letzte des allen deutschen gemeinen Strafrecht« dahin geben lasse» und ein neues gemeinsames Strafgesetzbuch einführen Helsen, wmn wir erstreben, was wir wollen, und uns dopt Leben uud Kraft vergönnt wird. Einstweilen wgr in unfern» Buche .... wesentlich Nichts ,u an dern. ES konnte nur erst Einiges vertilgt oder als der Vertilgung nahe bezeichnet werden, was die zeit- herige Mißtrauensgesetzgebung des Deutschen Bundes m da» Strafrecht yine,«getragen hatte... HSffter erstrebte in diesem, wie in seinen anderen Eompendien eine faßliche Darstellung des wirklichen und 'noch wendigen Zustande- des Rechtes in den deutschen Ländern, eine Darstellung, welch« aber uri- inittVbar an die Wiffenschaft anknüpfte. Phrasentdum. und wäre «S noch so auSgeschmückt und philosophisch verbrämt, war und blieb chm, dem Manne der gute» allen Schule, fremd.
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