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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1880
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800115026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880011502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880011502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-15
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310 Araukanier würden es «othwendig machen. I einen Thcil der Armee nach Chili zurückzusenden und Peru gewänne — wie die „Fr. Z " hervor hebt — dadurch Zeit, seine Verthewigung zu reorganisiren. Larl Georg v. Wächter -j-. * Leipzig, 15. Januar. Mit dem Anbruch beS heutigen !Lages verschied nach längerem Kranken lager einer der bedeutendsten Bürger unserer Statt und eine der größten Zierden unserer Hochschule, der Ordinarius der Juristen-Facultät kW. Karl Georg von Wächter. (Geboren am 24. Deceinber 1797, erhielt der nun Verewigte schon im Jahre 1819 eine außerordentliche Professur der Rechte an der Universität zu Tübingen, wurde dort 1822 ordentlicher Professor und verwaltete seit 1825 mehrere Jahre hindurch daS Rektorat der Univer sität, wurde 1829 Vice-Kanzler derselben, nahm jedoch im Herbste 1830 seine Entlassung als solcher. Zu Ostern 1833 folgte er dem Rufe als Prosesior der Rechtswissenschaften nach Leipzig, kehrte indeß schon >838 nach Tübingen als Kanzler der Universität zurück. Von >839 bis 1818 war er als Präsident der württembergischen Abgeordnetenkammer thätig, betheiligte sich kann im März des letztgenannten JahreS an den Verhandlungen des Frankfurter Vorparlaments und wurde von demselben in de» Fünfziger Ausschuß gewählt. Nach der Rückkehr nach Tübingen widmete er sich ganz seinem Kanzler- und Lehr Amte, legte jedoch in Folge einer von der Regierung ein seitig getroffenen Aenderunq der Versagung das Kanzler-Amt nieder. Einige Monate später folgte er einem Ruse zum Präsidium deS Ober AvpelkationSgcrichts der vier Freien Städte in Lübeck, konnte sich indeß mit dieser Steilung nicht recht befreunden und folgte im Spätjahrc 185,2 einem Ruse als Professor deS Pandekten NechtS nach Leipzig. In, Jahre 185,5 wurde er zum ordentlichen Mitgliede des StaatSrathS. 1857 zum Gebeimralh, >889 zum Vorsitzenden der konigl. Prüfung-Commission für Juristen, 1863 zum Ordinarius und ersten Prosesior der Juristen Facultät, 1872 zum Wirklichen Geheimrath ernannt und erhielt 1878 den erblichen Adelsstand. Er gehörte auch zu den Begründern des Deutschen JunstentageS, dem er seit 1880 aus sechs Versamm lungen präsidirte. Von der Stadt Leipzig wurde er zumEhreiibürger ernannt und zum Abgeordneten in den Constituirenden Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt. Wächter'« Bedeutung als ausgezeichneter deut scher RechtSlebrer sowie als fruchtbarer und ein flußrricher juristischer Schriftsteller wird hoffent lich noch mit gebührender Ausführlichkeit in diesen Blattern dargelcgt werden. Heute müssen wir uns daraus beschränken, den großen Verlust, welchen Stadt und Universität durch den Hingang des bedeutenden ManneS erfahren mußten, auS tiefstem Herzen zu beklagen. Letztere« geschah auch deute Morgen von den näheren (Kollegen des Verewigten beim Beginn ihrer Vorlesungen, und die Hörerschaft der verschiedenen Auditorien ehrte den Verstorbenen durch Erbeben von den Sitzen. * Äus Äadl und Land. * Leipzig. 15. Januar. Der Erlaß eines neuen StrasvollzuggesetzeS für das Deutsche Reich stebt bevor und eS in der Entwurf dazu bereits erschienen. Auch die Interessen des König reiche« Sachsen werden dadurch in tief ein schneidender Weise berührt und cs hat hierüber die sächsische Staalöregicrung dem Landtage folgende Mitthcilungen zugehcn lassen: „Das Königreich Sachsen hat das lebhafteste Interesse, die Fragen des Strafvollzuges baldmöglichst festgestcllt zu sehen, da die seil 1870 gebotene andauernde Ver zögerung einer endgültigen Befriedigung der steigen den Bedürfnisse des Strafvollzuges seine wohl geordneten. rationell begründeten und wohlbe währten Straseinrichtungen lies schädigt und in unvermeidlichen Provisorien Geldmittel und Beamtenkräste adnützt, ohne entsprechenden Ge winn für die Straszwccke. Man würde cs da her sekr beklagen, wenn die ungebahnte gesetzliche Regelung eines dem Ctrafgesetzbuche entsprechenden Strafvollzuges in nächster Zeit Beanstandung er leiden müßte, sei es in Folge prineipieller Meinung«. Verschiedenheiten, sei eS unter dem Einstusie der allgemeinen Finanzlage. In crstcrer Beziehung scheine» die Ergebnisse der Stuttgarter Eongreß bejchlnsie alle Wege zur Vereinbarung über prin- cipielle Gegensätze geebnet zu haben. Dagegen lassen die finanziellen Anforderungen, wie sic der Gesetzentwurf mit sich bringt, allerdings besorgen, daß die Belastung des Budgets auch bei einer lang ausgedehnten Frist zu einer Klippe werde, so daß selbst die ' silebernablne einer so schiver und langdauernd belasteten gesetz lichen Verbindlichkeit als eine der finanziellen Zeit läge gegenüber schwer zu rechtfertigende Maßregel erscheinen dürste. Das Ministerium des Innern hat daher, um dieses schwerwiegende Bedenken wenigstens wesentlich erleichtern; das Augen merk aus Vorschläge gerichtet, ivelche',» ohne wirklich wesentliche Puncle des Entwurfes zu altcrire», doch geeignet erscheinen, die finanziellen Erforder niste naAzu um die Hälfte zu verringern. Auch dann noch wird das materielle Gewicht der aus zueelegenden Verpflichtung-« schwer genug bleiben, um -si-vt-nken in vielen, ja wohl in den umfang lichste» Kreisen der Steuerpflichtigen laut werden zu lasse», welche jetzt an, wenigst,m geneigt sind, „in Bekämpfung deS Berbrecherwesens Millionen v. sivcndet zu seben. Die finanzielle Tragweite des <9eietzknliv»rses bernst sich aus Bestimmungen des iell-e». welche'Vorschriften zur Anwendung der Einzelbast enthalte», wodurch der eventuelle Be San an Jsolir zellen für gewisse Bereiche der S liasvollslrcckung bedingt werden wird. Der annähernd ermittelte Bedarf an solchen Zellen sin Sachsen beläuft sich im Mindesten ans 39>8 Einz el-Zellen, herzustellen in 8—8 Zellenanftalte« I u hö^'° "" ^ " ^ ^ höchsten» 500 Zellen, mäßig »nd einfach veran schlagt zu LV,T<A.VVO Mürk (nach 3500 Mark für die Zelle), elfforderlich zur Vollstreckung der Strafen an 960 Züchtlingen und 1400 Gefangenen beiderlei Geschlechter. Würde aber die Beainn- Einzelhast lediglich aus die erf nalig Eingelieserlen angewendet, so dürste sich diesc luswand aus etwa 5,399.000 Mark ermäßigen. ^ -vllte man endlich die Zellcnhaft für jeden Eingelies. 'eu obligatorisch machen, so würde sich für Sachsen ein Bedarf von 14,4t »V0110 Murt ergeben." Das sind aller dings sehr unerfreuliche Aussichten für die Steuer zahler. * Leipzig, !5. Januar. Die Kirchenvor stände zu Leipzig hatten bekanntlich dem Land tage eine Petition rugeden lassen, welche für die jenigen Kirchen des Landes, welche nicht im Stande sind, auö den Erträgnissen der betreffenden Kirchcn- verniögen die geschäftlichen Ausgaben zu decken, eine gleiche Befreiung von der Einkommen steuer erstrebt, wie solche die Landesschulen in Grimma und Meißen genießen. Die Zweite Kammer bat beschlossen, die Petition auf sich be ruhen zulasten, diePetitions Deputation der Ersten Kammer schließt sich indessen diesem Beschlüsse nur insoweit an, als die Eingabe als Beschwerde auszusasien ist. Was hingegen die von den Leip ziger Kirchenvorständen als wünschenswerlk bezeich- neten Abänderungen des Einkoinmensteiiergesetzeö betrifft, so glaubt die Deputation oic Petition nicht so ohne Weitere« von sich weisen zu sollen und beantragt, daß die Petition der Regierung zur Kenntnißnahme überwiesen werde. * Leipzig, 15. Januar. Nach der Einführung des neuen städtischen Steuer Regulatives der Stadt Leipzig war auch der Grundbesitz der Universität in stärkerem Maße zu den städ tischen Communallasien herangezogen wor den und es beträgt die Erhöhung der von der Universität - zu entrichtenden städtischen Abgaben gegen früher etwa 10,000 Mark jährlich. Nach einer Mitlheilung der sächsischen Staatsregierung an die Finanzdepulation der Zweiten Kammer i>l diese Erhöhung Beranlassung für die Elftere ge wesen , eine Rcclamation dagegen cinzureichen, deren Erfolg noch abzuwarten ist. H Leipzig. 15. Januar. Heule Morgen bald nach 8 Uhr entstand in einem Arbcitslocale im Grundstücke Nr. 15 der Klostergasse ein Schaden feuer, und zwar brannte hinter einem Ofen der Fußboden, auch hatte sich der Brand bereits einem unter dem Fußboden befindlichen Balken mitqethcilt. Glücklicherweise hatte man das Feuer noch zeitig genug bemerkt, so daß es mit Hülse einiger von der nächsten Feuerwache bcrbeigeholter Löschmannschaften bald gelang, den Brand wieder zu unterdrücken und jede weitere Gefahr zu beseitigen. — Recht zeitiges Erscheinen von Polizcnnannschaften vor nndertc heut Morgen ein P i st o l enduel l, welches an« Ainclunqswebr bei der Marienbrücke batte stattfinden soÜen. Die Betbciligten waren wahrscheinlich gewarnt worden und deshalb nicht am Platze erschienen. ? Aus der Lausitz. 14. Januar. In Groß- schön au. dem regsamen Hauptorle der Lausitzer Damastweberci, ist vor acht Tagen ein Mitarbeiter der vor zwanzig Jabren in Zittau erschienenen trefflichen Zeitschrift „Lusatia", der Musterzeichner Karl Vogt, gestorben. Er war Mitbegründer der noch jetzt bestehenden naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Saronia". deS Militärvereins, der Schützcngescllschaft, und eine Heit hindurch auch Redaetrur des „Landboten aus der Obcrlanütz" verklungenen Ramens. Geschickt in seinem Ge schäftszweige. geehrt von seinen Mitbürgern, er reichte er ein Hobes Alter. Sein Begräbnis) batte den ganzen Ort in Bewegung gesetzt. — Nachdem lange Nichts über den döhmnchcn Gnadcncrt Philipps- dors, unweit Großschönau, verlautete, spukt in den böhmischen Blättern wieder Etwas von den Wundercuren daselbst. Auö Sachsen zwar verlautet Nichts mehr von hoher Gönnerschaft, noch Koben Gaben, dagegen liefert Böhmen er neuerte Gläubige in Menge, so daß die Geistlich keit die Vollendung de? Baues der Gnadenkirche an- den eingelanfcnen Spenden wieder ins Auge fasten zu dürfen glaubt. — Ma» wird sich erinnern, daß zur Zeit der Zittaucr Hweikamvf- geschichte ein Redaelcnr der „Hitlauer Morgen Zeitung" den Redakteur des „Neuen Görlitzer Anzeigers" wegen einiger da« Hiltauer Blatt be leidigenden Ausdrücke zur Rete gestellt und mit der Hetzpeitsche bedroht batte. Vergangenen 7. d.M. nun lain diese Angelegenheit vor dem Görlitzer Schöffengericht zur Verhandlung. Aus den gericht lichen Erhebungen und mündlichen Aussagen ergab sich, daß der Redacteur Krüger von, ..'Neuen Gör litzer Anzeiger" allerdings im wegwerfenden Tone über den Redacteur Billig von der „Zittauer Morgen Zeitung" einen Artikel geschrieben, »reicher den Mitredacteur Lenk, von derselben Zeitung, in Aufregung versetzen konnte, daß aber Dieser wie derum. bei seiner Anwesenheit in Görlitz, den Re dacteur Krüger, unter Bedrohung mit einer Peitsche, zu einer Ehrenerklärung zwingen wollte, die daraus hin nicht erfolgte. Die Einzelheiten Vieles Proceste- waren so wenig erquicklicher Art. daß Schössen und Richter keine feste Meinung über die Schuldfrage gewinnen konnten und demzufolge den Angeklagten. Redacteur Lenk, freisprachen ' Von der sächsisch böhmischen Grenze, >4. Januar. In dem nahe an der Grenze ge Icgenen böhmischen Orte Haslau ist die Lungen- seuche ausgebrochen und die Bezirtsbehörden haben die nölbigeu Vorsichtsmaßregeln gegen die Weiter Verbreitung des Nebels getroffen. Leider nützen die Sicherbeitsvorkebrungen in Böhmen immer nicht viel, weil sie nicht streng genug durchgeführt werden Da die Vieheinsudr von Böhmen nach Sachsen noch streng überwacht wird, so bleiben hoffentlich die nahen sächsischen Ortschaften von der Seuche verschont Vermischtes. Aus dem Fllrstentbum Reuß j. L. Ein höchst gefährlicher Einbrecher, der auch unter dem Verdachte eine- Mordversuches steht, ist dieser Tage aus dem Gcfangenenhause in Schlei; entsprungen Der Entwichene war bereits als Sträfling aus dem Zuchthause zu Gräfentonna entsprungen, hatte sich aber nach dem reußischcn Oberlande gewendet und hier eine Reihe von Diebstählen auSgeführt. In dem reußischcn Städl chen Tanna wurde man des Verwegenen Herr, indem man ibn nach heftiger Gegenwehr fesselte und nach Schleiz brachte. Um ihn an weiteren Fluchtversuchen zu hindern, legte man den ge fährlichen Menschen, einen gewissen Franz Louis Lippold aus Kaltenborn bei Gera, an die Kette. Aber alle diese Vorkehrungen verhinderten ihn nicht, abermals auSzubrechen. Nachdem er den emgeschraubten Kloben aus dem Fußboden gerissen, arbeitete er mit dem ebenfalls abgetrennten Fenster beschlag ein ziemlich großes Loch in die (-z Meter 'tarke Mauer, zerriß seinen Strohsack, drehte sich hieraus ein Seil und gelangte mit Hülse besten nach der Tiefe. Seine Fesseln noch an sich tragend, überstieg er- eine Hosinauer und brach dann sofort in die Liebold'schc Eisengießerei ein. wo er sich vermittelst der gesunkenen Werkzeuge seiner Jesiel» entledigte. Alle die ansgczäblten Arbeiten erledigte der Verbrecher in der Zeit von sechs Stunden. Aus dem nahen Saalburg kommt bereit« die Kunde von einem frechen Einbruch, der dort in dem Gasthos zum Kranich ansgef'übrl worden ist. Da von dem Dieb nur Kleidungsstücke entwendet worden sind, o liegt die Bermuthung nahe, daß der Einbrecher kein Anderer als Lippold gewesen ist. — Neben dem hier im reußischen Oberlands herrschenden Notbstande sind aber auch erfreuliche Zeichen eines Jndustrieausschwungcs zu verzeichnen. So herrscht augenblicklich in dem zum Fürstenlhum Reuß ä. L. gehörigen Städtchen Zeulenroda nicht geringe Freude über den Aufschwung der dortigen Zwirnhandschuh-Fabrikation. Die seit Jahren in Verfall gcralhenen Eisenwerke des Oberlandes sollen, wie man hört, auch baldigst wieder in Betrieb gesetzt werden. 1s. Gera, 14. Januar. Die letzten Tage ließen den Selbstmord hier gleichsam epidemisch austreten, denn drei Tage hinter einander ent leibten sich Männer. Am ersten Tage griff ein Stubenmaler zum Strick, nachdem er sich über zeugt, daß sein körperlicher Zustand eine Besserung nicht erwarten ließ. Am nächsten Tage fand ein Forstausscber in der unmittelbaren Nähe von Gera einen Mann mit durchschnittener Kehle. Nah rungssvrgcn und Familienangelegenheiten hatten den Unglücklichen, einen Schmied ans der Nähe von Greiz, zu dem unseligen Schritte getrieben. Tags daraus schoß sich cm am Delirium lei dcnder Schlosser eine Kugel durch den Kopf. — Nicht geringes Aufsehen erregte vorgestern die Verur theilung des kustschiffers Paul Helm anS Leipzig. Derselbe hatte am 7. September 1879 von hier aus eine Lustreise antreten wollen. Der etwas beseele Ballon war durch das Zuführnngsrohr nicht rasch genug mit Gas zu versehen, und so kam cs, daß er bis Nachmittag überhaupt nicht zu füllen war. Die Anklage nahm an. Helm habe hieraus schließen müssen, daß der Ballon an diesem Tage nicht mehr hätte zum Steigen gebracht werden können. Er hätte mit der Erhebung von Eintrittsgeld aus- hören müssen. Nachdem sich unsere Polizei von den vergeblichen Versuchen des Luftschifserd überzeugt hatte, untersagte sie Demselben das Weitere und stellte ihn unter Anklage. Der Staalsanwall beantragte, den Angeklagten wegen Betrugs zu einer Gcfängnißstrafe von 6 Monaten zu verurtheilen. Der Gerichtshof dagegen erkannte aus eine Geldbuße von 200 Mark. Gegen das Urtbcil wird, wie wir hören, der Verurtheilte Ein sprnch erheben. — klm der Ärbeilerbevölkerung entgegen zu kommen, hat sich der Stadtrath ver anlaßt gesehen, die schon früher im Betrieb ge wesene Suppcnanftalt wieder ins Leben zu rufen, und die Benutzung derselben ist eine ziemlich rege. Bisher sind durchschnittlich 200 Portionen zu >0Ps. von dem ärmeren Thcil der Bevölkerung an der Wohlthätigkeitsstelle entnommen worden. — lieber die Schulbildung der Recruten der deutschen Armee und Marine bringt da« Octobcrbeft der Monatshefte zur Statistik deS Deutschen Reichs ausführliche Mittheilungen, auö denen hervorgeht, daß von den 143.N9 im Ersatz jahre 1878/79 eingeflelllen. bezw. geprüften Re- cruteu 2574. l.80 Proc., weder lesen, noch ihren Namen schreiben tonnten. Von diesen letzteren kamen 1936 aus den östlichen Tbeilen deS Reichs, nämlich den Provinzen Ost und Westpreußen undPo sen und aus dem Regierungsbezirk Oppeln, waS mebr alS 8 Proc. der Schulbildung gänzlich ermangelnde Recruten in den dortigen Landestheilen ergiebt. Au- allen anderen Bezirken des preußischen Staa tes kommen nur 332 Recruten ohne «Schulbildung Vn Proc.; aus Bayern l"l. >,/» Proc.; Sachsen 19, Proc ; Württemberg 3. 0.05 Proc.; Baden 3, 0 06 Proc.; Elsaß-Lothringen 149. 3 Proc.; Hessen 6,0 2 Proc ; Mecklenburg-Schwerin 8. 0.4 Proc.; Braunschwcig 6. 0 6 Proc. Der kleine Rest der gänzlich bildungslosen vertheilt sich aus Anhalt mit 4. Coburg Gotha mit 2, Sachsen- Weimar. Oldenburg. Sachsen-Meiningen, Sachsen- Allenburg. Waldeck mit je 1. Die hier nicht ge nannten deutschen Staaten stellten Recruten, welche die freilich sehr bescheidenen Anforderungen der »ach tz 12 der Recrulirungsordnung angestelltcn Prüfung sämmtlich erfüllten. — Berlin wird bald eine permanente inter nationale Ausstellung aller Arten der in den fünf Welttbeilcn gebräuchlichen Kaffee-Locale haben Xi-gin) i-f»l — da» sind chinesische Thersäle — werden in den nächsten Tagen unter der Lei tung eines „echten", also nicht imitirten, Chinesen (was besonders zu betonen nicht überflüssig) in der Näbe der Linden ihre Pforten allen bezopften und nicht bezopfter, Menschenkindern öffnen Die Tbce- und Schachsäle werden prächtig au-gestattei. eine echte Chinesin wirb beim Buffet thronen, uns die ihr untergeordneten sechs Kellner (zwei echl- Cbinesen, zwei Deutsche, zwei Franzosen) in ihren Tvun überwachen. Frei nach Onkel Bräfig dar: dann Berlin zu Wien und Paris sagen: „(m dar Chinesische bin ich euch aber doch über." — Man meidet aus Stuttgart, 13. Januar: In, königl. Wartesaal des hiesigen Bahnhof gebäudes brach gestern Nachmittag Feuer aus. wie man vcruinthet durch einen Defect in dev Luftheizung oder in Folge von Ueberheizuug. Durch einen zufällig dazukommenden Chaigirten der kiesigen Feuerwehr wurde das Feuer, das bei: Parqnetboden sowie die Wandgetäsel bereit- ergriffen balle, zuerst entdeckt und durch die alsbald hcrbeigeeilte Bahnbosmannschask gelöscht. — In ciner kiesigen Wirthschast wurde gestern Abend ein Gast von einem andern, mit dev: er beim Kartenspiele um die Summe von 20 Pi in Streit gerieth, erstochen. — Bei Kocherstctten wurde vor einigen Tagen die Leiche eines sev einigen Wochen vermißten Bürgers von Geislingen aus dem Kocher gezogen. Mehrere Umstände eine schwere Verwundung, daü Fehlen der Uür und einer nicht unbe'rächtlichen Summe G'-ldek. endlich waren die Tcnchcn des Tobten mit Steiner, angesüllt — lasten mit Sicherheit aus eine» öc gangeneii Raubmord schließen. Ein der Tba: Verdächtiger soll bereits verhaftet sein. — Aus Mo ns , Belgien) wird gemeldet, daß am Sonnabend in der Kohlengrube St. Charles durch schlagende Wetter 14 Bergleute verletz: worden sind. An demselben Tage sind auf de: Station Haltert bei Herzeele in Ostflandern zwei Eisenbahnzüge anseinandcrgcfahren. wobei einem Passagier das rechte Bein zerbrochen und sün: andere am Kops verletzt worden sind. — Eine prinzliche Laune. Die Söhne de» Prinzen von Wales, Victor und Georg, mache» eine Reise an Bord der Eorvctte „Bacchantin". Sie bcmcritcn, daß die meisten Matrosen sich einen Anker, ei» Kreuz ober ihre Initialen einlätowirten. und um dieses Beispiel nachzuabmen, tätowirten ie sich gegenseitig einen Anker — auf die Nase Der Prinz von Wales soll nicht sehr erdaul darüber sein, daß seine Söhne zeitlebens den sell- anien Schmuck im Gesichte tragen werden — Sv berichtet die „Franks. Ztq ", der wir die Ver antwortung für die Wahrheit dieser Mitlheilung überlasten müssen — Wie aus New-Hork unterm 14. Januar telegraphisch gemeldet wird, hat am 4. Januar aus der Insel Sl. Christophe eine lieber chwcninlnng stattgcsunden, durch welche gegen 200 Personen ums Leben gekommen sein sollen. Der angcrichlclc Schaden wird aus 250,000 Doll, geschätzt. Telegraphische Depeschen. Berlin, 15. Januar. (Privattelegramm.) Tic Budgetconimission beschloß, die Nothstands- Vorlage gemäß den Anträgen der StaatSregierun» mit sechs Millionen Mark zu bewilligen zur Be chafsling von Lebensmitteln, Futter, Saatgut und u Wcaebauten. Ferner wurde als Regel scsige etzt: Verpflichtung der Rückerstattung des Viel' utters und Saatguts. Die Pertheilunqen und knterstützungeu werden dem Provinzial- und Kreis ausschuß überwiesen. Die Entscheidung über di- Rückerstattung wird dem Oberpräsidenten über tragen. Das Wahlrecht geht durch diese Unter ftützung nicht verloren. Wien, ll. Januar. Der auswärtige Ausschuß der ungarischen Delegation bat den für die Unter stützung der bosnischen Flüchtlinge geforderten Nack lragöcredit unter der Bedingung bewilligt, daß von dem Minister deS Auswärtigen NamenS der Regierung im Plenum die Zusicherung abgegeben werde, daß die gemeinsame Regierung zu diesem Zwecke keine weiteren Summen beanspruchen wolle und daß in dem bezüglichen Berichte ausgesprochen werde, die Repatriirung der Flüchtlinge sei »bat- sächlich definitiv beendet. Wien, l4. Januar. Meldung der „Pvlrt Corresp." aus Niscb: Nach den, gestrigen Em psange anläßlich des Neujahrsfestes stattete Mrs: Milan in großer Gala mit Gefolge dem Minister Präsidenten Riftic einen Besuch ab und drückte demselben unter der Versicherung seine» Wokl wollens die volle Anerkennung keines bisherigek. Wirkens mit dem Wunsche aus, daß der Minister mit gleicher Energie auch ferner zum Wöhle des Vaterlandes tdätig sein rverde. Dem fürstlichen Besuche wird ein demonstrativer Charakter beigelegl. Dublin. 14. Januar. Der Proreß gegen die Fenier Thomas Brennan. Davitt Daly und Killen wegen aufrührerischer Reden gelangt am nächsten Freitag hier zur Vcrbandtuna. Athen, 14. Januar. Komundurvs Hai die Minister Delvannis und Argherinos bestimmt, ihre Entlassungsgesnche zurückzuziehen, auch soll eine Aenderunq in der Leitung der Ministerien des Kriege-, der Justiz und der-Finanzen erst nach der Leratbung deS Budget- erfolgen. Konstantinopel, l 3. Januar. Prinz Hasfau. dritter Sohn deS Kbedive, ist am Montag hier eingetrofsen und alsbald nach seiner Ankunft von den Ministern der Polizei und der Justiz begrüßl worden. — Dem Polizeiminister ist vom Sultan der Groß Kordon de» Medjidie-Ordens verkieke» worden. New-Pork. l4. Januar. Aus eine bezügliche Anfrage Lamson'S weigerte sich der Genera! Ebamberlain, denselben als Gouverneur de» Staates Maine anzuerkennen, »nd fügte hinzu, er werde Niemanden anerkennen, bis der oberste Gerichtshof seine Entscheidung Uber die Legalität des Vorgehens abgegeben Hab«. — Die Repu blikaner wählten Garsield zum Senator für Obw an Stelle des Demokraten Thurman.
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