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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-01
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1880
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«74 polytechnische «esrltschast. * Leipzig, 3l. Januar. Bei Gelegenheit des gestern Abend im Scbützenhause stattgefundenen Familien AbendS der Polytechnischen Gesell schaft schloß Herr Lehrer Band seinen am letzten '.'lbend abgebrochenen Vortrag über Perlen ab. Redner batte im ersten Vortrage die Perlenfischerei im Meere geschildert: diesmal beleuchtete er diejenige in den Flüssen, nachdem er noch mit einigen Worten des FaroenspielcS der Schalen und der bedeutenden Nolle der Perlniutterschalen als Handelsartikel gedacht batte. Die Fluß- oder Süßwasser-Pcrlenmuschcln stehen am Tage wie eingcvflastert bei einander, des Nachts ledocb wandern sie. In Deutschland ist vor Allem das säch sische Vogtland durch die Perle des Elsterflußes be rühmt. Das Geschichtliche deS Perlmuschel'anges in der Weißen Elster ist zwar in ziemliches Dunkel ge- inillt; ebe noch eine Regierung ihr Augenmerk darauf richtete, suchte mancher Privatmann Perlen und vcr taufte sie. Erst unter Johann Georg >. wurde ein Oelsnitzcr Weber, Namens Moritz Schmieler oder rchinerlrr, dessen Eltern daZGesckäsl bereits betrieben hatten, im Jabre I«>2t als kurfürstlicher Perlen fischer mit 30 Gulden Jahresgebalt in Pflicht ge nommen. Seitdem wurde icdem Andern das Muschel suchen untersagt und der Perlenfang gleichsam als ein Regale betrachtet. Eine Verordnung vom Jahre 1701 setzt sogar Leibes- und Lebensstrase auf das Entwen den der Muscheln. Diel Schmielcr'sche Familie war wegen ihrer Kenntnisse in der Perlfischerei so be rühmt, daß im Jakrc 173 t Einer dieses Geschlechtes nach Danemait zur Untersuchung des Perlenwescns berufen wurde. Im Grünen Gewölbe werden zwei Schnuren Perlen gezeigt, davon die eine aus sächsischer (Elster-) d,e andere aus orientalischer Sorte besteht, und der Unterschied ist sehr schwer berauszufinden. Auch in Bauern finden sich pcrlenreicke Flüsse, und wie sehr deren Werth die Grundherren zu schätzen verstanden, dafür sprechen deren Vorsichtsmaßregeln gegen Diebstahl, denn anßer den bestellten Aufsehern wrrrden an den Hinnen gleich Galgen aufgcricbtct, on denen nicht allein die Diebe, sondern auch die Partirer und überhaupt solche Per-sonen, welche von verdächtigen Leuten Perlen anfgckanft hatten, gehenkt wurden .. So verfuhr wenigstens ein hochwürdigcr Bischof von Passau. Von eben diesem Passau kamen bedeutende Quantitäten Perlen in den Handel, auch im nördlichen Deutschland finden sich stellenweise Perlen or. und in Norwegen führen solche fast alle Flüsse; auch in sttußland, im Mississippi, in Mexiko rc. sind .vlußperlen vorhanden. Nächstdcm besprach der Herr Vortragende die künst lichen Perlen, echte künstliche und unechte iünst- ucl-e Perlen, und zwar animalische, vegetabilische, mineralische und metallische. Der Vortrag, ans den wir des beschränkten Raumes halber nicht noch aus führlicher eingeben können, erntete abermals reichen Beifall. Hieraus fand eine längere Debatte über die Bedeu tung des „Goldenen Schnitts und welche Ver wert hung er linde/" statt. Wir beschränken uns auf die Ausführungen des Herrn Bauratb l)r. M otbes, welcher ungefähr Folgendes darüber sagte. Seitdem die Kunst bestehe, suche man die Schönheit in bestimmte Regeln zu zwängen, aber alle solche Versuche >eien gescheitert. Eines der Hauptmittcl dazu sei der Goldene Schnitt, Tbcilung einer Linie in zwei Tbeile in der Weise, daß sich der kleinere Tbeil zum größer» >o verhält, wie der große zum Ganzen. Redner führte interessante Beispiele in Zahlen rc. dafür an und bemerkte, daß mehrsacbe Anwendung des Gol denen Schnittes zu dem Satz verleitet habe, ibn für ein mystisches Problem zu Hallen. In künstlerischer Beziehung habe man ihn vielfach anzuwenden ver sucht. auch ans die Architektur; aber bei genauer hriisung erweisen sich alle Receptc als trügerisch und unberechenbar in den Händen eines selbstständig schassenden und logisch denkende»« Künstlers. Weiter sprachen hierüber noch Herr l»r. Sellnict u. A. Huntt - Gewerbe - Museum. Die vorige sonntägliche Notiz war irrtbüm licherweise unter die Rubrik „Vermischtes" ge kommen. und eS scheint infolge dieses Umstandes den Meisten entgangen zn sein, daß die nachstehend erwähnten Gegenstände im Kunst-Gewerbe Museum ausgestellt waren; die Notiz wird daher beule wiederholt. Die Ausstellung westfälischer Altcrthümcr. welche im Juni >879 in Münster stattgefunden, bat uns mit einem Meister der Kleinkunst bekannt ge macht. welcher den Besten aller Zeiten zur Seite gestellt werden kann. Es ist dies, wie auch schon kürzlich im Tageblatt erwähnt, der Silberschmied und Kupferstecher Anton Eisenboit ans Warburg iu Westfalen. Im letzten Zimmer links find Lichtdrucke ausgestellt. gefertigt nach Original- Arbeiten dieses Meisters, welche sich im Besitze des Grasen Fürstenberg-Herdringen befinden. Die Arbeiten tragen, außer dem Namen deS Meisters, die Jahreszahlen 1518 und t.'»89. Wir Hallen es für unsere Pflicht, jeden Freund der Kleinkunst aus diesen erst jetzt anfgedcckten Schatz aufmerksam zn machen. Nachtrag. * Leipzig, 31 Januar. In einer der letzten Sitzungen hat die Zweite Kammer in Dresden bekanntlich mit allen gegen 4 Stimmen eine gegen Schließung der in Erimmi tschau domicilircndeu „Eentral-.Kranken- und Sterbecasse der Gewerkschaft der Ma nufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter Deutschlands (beiderlei Geschlechts), einge schriebene Hülsscasse", gerichtete Beschwerde zurück- gewiescn. Die Schlictzuna dieser Eassc war am >0.1 December 1878 durch die königliche Kreis- hauptmannschast z» Zwickau, zugleich mit dem Verbot der gedachten Gewerkschaft, auf Grund der Bestimmungen des Socialistengesctzcs. bez. -cö «Gesetzes über die eingeschriebenen Hiilsscassen er folgt, weil in dem in Frage stehenden Vereine so- eialdemokratischr, aus de» Umstnr; der bestehenden Staats und Gesellschaftsordnung gerichtete Be strebungen in einer den ösfentlichen Frieden, ins besondere die Eintracht der Bevötkerungsclasien gefährdenden?Wcise erweislich zu Tage getreten waren. Man hat von socialdemokral'lschcr Seite versucht , diese letztere Thatsacbe abzulcuanen, uud noch bei Gelegenheit der Berat hung die Beschwerde in der Zweiten Kammer haben die Abgeordneten Frevtag und Liebknecht die gleiche Anschauung entwickelt; es geht indessen aus dem Inhalte des von der Pelitions- und Beschwerde-Deputation über diese Angelegenheit erstatteten Berichts un widerleglich hervor, daß die Maßregel der KreiS- hauplmannschast zu Zwickau eine vollständig gesetz lich gerechtfertigte geivescn ist. Außer dem Um stande. daß die Vorstandsmitglieder der in Frage stehenden Gewerkschaft und der mit ihr verbundenen Hülsscasse durchgängig eifrige Socialdemokraten waren und daß sich auch unter den übrigen Mit gliedern zahlreiche Anhänger der fociakdcmokralischen Partei befanden, so ist namentlich der Umstand maßgebend gewesen, daß sich aus den vom Stadt- rathe in Crunmitschau beschlagnahmten Prototvll- büchern der Gewerkschaft mit voller Gewißheit heransgcsicllt bat, daß dieselbe de» socialdemokra- tiscken Umsiurzidccn gehuldigt und zu deren Ver wirklichung ihre Hand geboten, kurz der social- demokratischen Bewegung erhebliche Unterstützung geleistet hat. Diese Prototollbücher rveiscn mehr als zur Genüge nach, daß die Gewerkschaft und die Verwaltung der Hülsscasse enge Füblung mit hervorragenden socialistischen Führern und Agita toren hatten, daß sic selbst Versammlungen zum Zwecke und im Geiste der socialistischen Propa ganda veranstalteten und Agitatoren bierzn entsendeten und bezahlten; Vorgefundene Protokolle über von der Gewerkschaft und der Hülsscasse at'gehattene Generalversammlungen be kundeten, daß in diesen Versammlungen die Arbeiter bez. Gewcrksgenossen ausgefordert wurden, siir die socialistischen Bestrebungen einzutreten und auch aus „politischem" Gebiete eifrig lbälig zu sein; daß bekannte socialdemokratische Agitatoren bas große Wort führten unk Lehren gegeben wurden, wie die Vereins- und Versammlungsgesctze zu umgehen und die Behörden zu täuschen seien. Es muß iu der Thal geradezu komisch wirken, wenn bei dem Vorhanden sein eines solchen Beiveis- matcrials der Antrag an die ReichScommission in Berlin bez. an den Landtag iu Dresden gestellt wurde, cs möge das Vorgehen der Kreishaupl- mannschast in Zwickau dcsavouirt werden. Die Herren Socialdemokraten scheinen von der An sicht erfüllt rn sein, daß das gegen ihre gemein gefährlichen Bestrebungen gerichtete Gesetz nur zum Spaß erlassen worden sei. 1*2 Leipzig, 3l. Januar. Die Mitglieder deS österreichisch-ungarischen Hülfsvcr- eineS hierselbsi versammelten sich am Freitag den 30. Januar Abends 8 Uhr in den Sälen des Hotel de Russic zu emem geselligen Abende, der in der glücklichsten und animirtesten Weise verlief. Die Damen Frau Marie Geistinacr, Fräul. Wivl und v. Januschowskv, die Herren Regisseure Peltera Schubert und Küslner, endlich die Herren Capell- »icister Niklscb und Seidl batten sich in der lie benswürdigsten Weise bereit erklärt, in einem kleinen Eoncertc mitzuwirken, das den Abend erösfnete. Der von Nummer zu Nummer sich steigernde Bei fall erreichte seinen Höhepuncl nach den von Frau Marie Geislinger in hinreißender Weise vorge- tragenen Kärtbnerlledern (v. Koschal). Den Eonccrtvorträgen schloß sich ein Souper an. bei welch«» zunächst der Vorsitzende des Vereines, Herr Gcncralconnil "Nowak, sein Glas aus den lim den Verein so hochverdienten Ehrenpräsi denten , Herrn Ministerialrat!) I)r. von Scherzcr, erhob unter der begeisterten Zu stimmung der ganzen Tafelrunde. Herr Istr. v. Scherzcr, welcher, obwohl seil längerer Zeit leidend, de», Festabende seiner Landsleute vci- wobiite, dankte in warmen Worten und feierte vor Allem die anwesende kleine Kiinsltcrschaar, deren Liebenswürdigkeit die eigentliche Festfreude des Abends zu danken sei. hieran reihten sich noch Toaste des Herrn Regisseur Petlcra aus den Ver ein und seinen gegenwärtigen Vorsitzenden. Herrn Generalconsul Noivük, nnd deS Herrn Sekretär Rosenhcini ans die Damen, in welch letzteren Toast Herr Regisseur Schubert mit einer präch tigen Kapuzinade einsicl, welche die heiterste Stimmung hervor ries und bis zu Ende der Tafel erhielt. Den Beschluß de? Abends machte rin improvisirter Ball nach „hciinalhlicheil Weisen." Um das Gelingen des Ganzen hatten sich nament lich auch die dem Eoniilv bcigetrctcnen Herren Rosenbcim und Pettcra hochverdient gemacht. Nach jahrelanger Pause geht heute Rossini'S „Wilhelm Teil" in Scene. Den Arnold singt der aus Engagement gastirendc Herr Bronlik ans Stettin, der bei seinem ersten Gastspiel als Manrico im Troubadour durch seine schöne Stimme altseitiacs Aussehen erregte. Die beiden Fraucn- rotlen Mathilde und Hedwig sind in den Händen von Frl. Schreiber und Frl. Ri egt er und den Teil singt Herr Sch et per. — Frl. Antonic Schreiber hat von der Direktion des Stadttbeatcrs in Anerkennung ihrer ausgezeichneten künstlerischen Leistungen während deS Mozart-Evkliis sowie in Anbetracht ihrer bewuudernswerthen Ausdauer — die Künstlerin war an sechs Abenden in den hervorragendsten Nöllen beschäftigt — ein wcrtbvollcs Medaillon nebst goldener Kette zum Andenken erhalten. An die Direktion des Stadttheaters lausen seit den letzte» Tagen fortwährend Gesuche ein, von dem Morzart-Cvklns eine Wiederholung zu veranstalten. Diesen vielfachen Aufforderungen geczenübrr ist zu bemerken, daß die Direction seiner Zeit schon im Voraus daraus bingewiesen bat, daß der ganze Cvklus nur einmal zur Aussübrunc kommen könne. Dagegen werden drc von anderen Seiten ausgesprochenen Wünsche wegen einer baldigen Repetition einzelner Mozartopcrn in soweit berücksichtigt werben. als die Absicht vor liegt, die so glänzend ausgenommcne Vorstellung von t'cmi kun tutt« noch im Februar zu wiederbolcn. — Heute, Sonntag, gebt imEarotaTbeater die Gesaiigspvffe „Coulissen - Geheimnisse" mit dem Gast Georg Paradies als „Kiewe" zuui ersten Male in Scene. Da» Stück, ebenso span nenden wie erheiternden Inhaltes, sichert den Theaterfreunden einen amüsanten dlbcnd. In dekorativer Beziehung dürfte die von dem Theater maler Tägen heraestellte Dekoration, den Zu- schauerrau.u des Earota-TheaterS vorstellend, be sonderes Interesse erregen. —* Herr von PacHmann, welcher in einem Leipziger Gcwandhausconcert durch seine Elavier- vorträge reichen Beifall erntete, hat auch in Berlin mit dem größten Erfolge eoncerlirt. Derselbe wird, wie wir hören, wieder nach Leipzig zuriick- kebren und hier das künstlerische Leben genießen. Er gehört zu den wenigen glücklichen Musikern, welche nur für die geistige Nahrung zu sorgen haben, andere Sorgen aber nicht kennen. * Leipzig, 3l. Januar, lieber den zurück- gelegtcn ersten Monat seit der Begründung eines Wohnu n g s - Vermi tlel u n gs -Bureau ini hiesigen Allgemeinen Hausbesitzer - Verein assen sich folgende statistische Miltkeilungen geben: Zur Ausgabe gelangten überhaupt 10 t Wohnungen und 07 Geschästolocale, Niederlagen, Burcaux und Werkstätten. Bezüglich der L^age vcrtheiten sich die Wohnungen mit 17 aus die innere Stadt. 58 aus die Nord-, 43 aus die Ost-, 16.'. auf die Süd- und tl8 aus die Westvorftadl. Nach der Höhe des Preises waren die Angebote registrirt mit 160 bis 400 Mark. 09 von 401—600 Mark, 92 von 60l—1000 und 44 über 1000 Mark. Es meldeten sich überhaupt 622 Wohnungsuchende und es kamen 77 Gesuche aus die innere Stadt, 62 aus die Nord-, 104 aus die Ost-, NI aus die Süd-, 93 auf die West- und 83 auf die innere Vorstadt; ohne nähere Angabe waren 87 Gesuche. Gcschästü- locale in Verbindung mit Wohnung wurden 19. ohne Wohnung kt. Niederlagen und Werkstätten 9 gesucht. Nach den bei dem Bureau eiugegangencn Abmeldungen fanden 30 Proc. der Angebote Erledigung. Leipzig. 31. Januar. Der Verein der Leipziger Papier- und Schreibwaaren- Hänbler hielt vor einigen Tagen nach einer längeren Pause seine erste größere, von hiesigen und auswärtigen Gästen besuchte Versammlung im Schützenbausc ab. und es bot dieselbe in Folge des seit der letzten Versammlung angesaiiimelten reichhaltigen Stoffes vielseitiges Interesse dar. Die init der Versammlung verknüpfte Ausstellung be traf spcciell das Zeichcnfack und es führte unter Ander», Herr M eiste r, in FirmaMcisierLSchiriiier, mathematische Instrumente aus einer dculsckcen Fabrik vor. die an Vollkommenheit den ersten der artigen Erzeugnissen Frankreichs und der Schweiz zur Seite gestellt iverdeu können. Hieran reihte sich ein Vortrag des Malers und Zeichenlehrers Herrn Siebicke über die Fortschritte deS Zeichen unterrichtes, welcher die eigentliche Grundlage zur Förderung des Kunstgewerües bildet, und es legte der Redner insbesondere dar, daß die Fortschritte sich auch in dein Material, das zum Zeichen unterricht benützt wird, kundgcbeu. Von einem znr Stelle gebrachten derartigen Material, welches in neuerer Zeit vorherrschend beim Zeichnen effect- voller Sachen in Anwendung kommt, lieferte Herr Siebicke einen augenscheinlichen Beweis seiner Be hauptung und gleichzeitig eine Probe von der vorzüg lichen Oualilät dieses neuen Produktes, indem der selbe mit dem Material in der kurzen Frist von nur einer halben Stunde einen Kopf zeichnete, der an schöner Ausführung und Wirkung nichts zu wün schen übrig ließ. >1m weiteren Verlaus der Ver- kainmluug gab ferner de»- Borsitzende Bericht über die Vcreinslbätigkeit im letzten Jahre, aus dem hervorging, daß die Ziele des Vereins vielfach die rechte Bcnrtheilnnq und Würdigung erfahren haben. Der Verein hatte bei seiner Gründung nickt nur die Bekämpfung gewisser Ucbelstände im Auge, sondern er verfolgt im Interesse seiner Mitglieder ganz allgemeine Zwecke, und er hat bei deren Wahrnehmung immer nur die Sache im Auge. In Folge (eines vernünftigen und maßvollen Auftretens ist es dem Leipziger Verein der Papier- und Schreibwaaren - Händler bereits gelungen, sich in weiteren Kreisen Achtung und Anerkennung zu erringen, und die Vornrthcile, welche ihm bei seinem (Entstehen entgegen getragen wurden, werden gewiß, wie es schon jetzt geschehen, mehr und mehr schwinden. Der nächste Bcreins- abcnd mit Damen findet am 18. Februar statt. — Nachdem das Musikcorps des 107. Regi ments acht Jabre lang ehrenvoll im „Schiller schlößchen" in Gohlis gewirkt, verläßt es zum Frühjahr dieses Local, um vom 18. April an ab- wrckselnd in seiner Gcsammtheit im „Reuen Gasthos" und bei „Hennersdors-Kotte" dort zu concertiren. Herr Musikdireclor Walther, oer seit seiner Directionssührung die Capelle aus eine Hobe Leistungsfähigkeit gebracht, wie seinen tüch tigen l07ern wird die Gunst des Publicum» kos- scutlick auch in dem neuen Wirkungskreise nicht fehlen. Hatte dock der „Neue Gasthos" (damals Stadt Naumburg seine große Frequenz zumeist den beliebten Concerten der 107er rn danken, denen ja jeder guic Leipziger eine leicht begreif liche Anhänglichkeit entgegen bringt. Auch den Besuchen! des Hcnnerodors'schcn ConcertgartcnS werden die stets gewählten Concerte der de- währten Eapellc gewiß eine angenehme Abwechs lung bieten. — Da die Inhaber beider Etablisse ments als tüchtige und aufmerksame Wirtbe be kannt sind, so ist ihnen vor allen Dingen eine reckt vom Wetter begünstigte Saison zu wünschen; der erhoffte Zuspruch des Publicums wird dann sicher nickk ausbteiben — Gestern wurde gemäß der Anzeige, ohne be sonderen Pomp. das Bayerisch-Bier-Restau rant des.Herrn A. Dönicke in der Reicksstraße. Kocb's Hof (früher Cafe Steiner), eröffnet und fanden sich zu diesem Zwecke zahlreiche Gäste ein. Die längere Zeit geschlossenen Localitäten sind neu und geschmackvoll hergenchtek, da» Meublement und alles Wirthscbastvgeräthe ebenfalls neu und dem seinen Restaurant entsprechend. Alles blank und sauber. Der „Stoff", welcher hier verabreicht wird, hat sich längst hier am Ort, ini Restaurant „Kautz" am Roßplatz, bewährt; es ist das eines- theils daS berühmte Exportbier der kgl. bayerischen Staatsbrauerei We ihenstephan zu Freist»«,- München, andernthcilö das beliebte Baverische Uttenreuther Doppelbier aus der Brauerei von U. Schmidt in Uttenreuth bei Erlangen. Die Generat-Agentur beider Biere trat in Leipzig Herr H. Gröber, der aufmertsame uud streb. ame Restaurateur im „Kautz", der sein Etablisse ment zu hohem Ansehen brachte und sich auch als Kriegskamerad (l08er während deS Krieges 1870/71) der allgemeinen Achtung erfreut. Wie wir ver nehmen, wird morgen (Montag) ein Weihen stephaner Bockdiersesi ftattsinten, worüber eine Anzeige daS Nähere besagen wird. Auch di? Küche der beiden vorgenannten Restaurants läßt bei mäßigen Preisen Nichts zu wünschen übrig. — DaS für den Freitag angekündrgte Eisfest auf dem Teiche des Johannaparkes war ein besonders glänzendes. Das ganze Arrangement war ein großartiges und dabei herrschte eine Ele ganz bis m die kleinsten Einzelheiten herab. Waren doch sogar der Eingang zur Casse und dann die Stufen bis zum (Eisspiegel hinab mit iveickeui Leinenstosi belegt und ein Portier in Livree.con trolirte die Eintrittskarten. Der Eintritt/Hostete 1 Mark. Die Illumination deS Teiches ir^lr mit besonderem Sinn und Geschmack ausgefübrt, und dabei hoben sich sehr effektvoll die mit Lämpchen garnirten Brücken, die Orchester und besonders die mitten aus dem Teiche errichtete lange Halle für „Ehrengäste" ab. Diese Halle war auch reich de corirt und beflaggt, und inmitten derselben luden zwei Reihen Stühle zur Erholung ein. Die zwei Orchester, sowie ein (ehr reichhaltiges und fernes Büffet befanden sich hart am Ufer des Teiches. Das Concert war ein ununterbrochenes; sobald die Husaren-Regimentsniusik (unter Leitung des Herrn Stabstrompctcr Teichmann aus Grimma, ausgehört batte zn spielen, begann sofort vie voll zähtige Kapelle des Herrn Musikdirektor Kleitz Ebenso war daS Feuerwerk ein ununterbrochenes, immer leuchteten bengalische Flammen aus oder strahlende Feuerwcrkskörper stiegen empor. Eine Polonaise, wobei jede Person ein bunleS Lampion ührtc, glich einem Chromatrop, und dazwischen nahmen sich costümirte Fackelträger (welche als Festpolizei sungirten) sehr originell aus. Der Bs uch war ein sehr zahlreicher, dock nickt so zahl reich, resp. die Eisbahn nickt so überfüllt, daß die Schlittschuhläufer in ihren Bewegungen beengt gewesen wären. Sehr groß war natürlich auch die Anzahl der Zuschauer, welche den Teich um standen. H Leipzig, 31. Januar. Wir theilten ii» Abendblattc mit, daß am Scblcußiger Wege ein Klcmpncrgeselle aus Rocklitz in vollständig durchnäßtem Zustande angetroffen worden, der bei, Leuten erzählt bade, daß ibm mehrere unbekannte Männer sein ßselb, ein erhobenes Erbtheil, abge nommen und ihn danach in die Pleiße geworfen -ättcn. Diese abenteuerliche Erzählung bedurfte der näheren Aufklärung durch die Polizei unk dabei hat sich denn, wie man uns mittbeitt, als- bald herauSgcstelll, daß der Geselle den Leuten ein Märchen ausgetischt hatte und keineswegs be raubt worden war. Er hatte in der Tbat eine Summe Geldes vor wenigen Tagen ausgczahtl erhalten, hat aber dasselbe in leichtsinniger Weise verpraßt und scheint schließlich nach durckschwärniter Nacht entweder selbst einen Anschlag ans sein Leben gemacht zu haben oder in der Duselei ms Wasser gerathen zu sein. — Die verschiedenen Gerückte, welche über Fälschungen von Ungarweinen verbreitet sind, haben, wie man uns soeben von competentcr Seite mittbeitt, die Königl. ungarische Regierung veranlaßt, umfassende Verfügungen anstellen zu lassen. Durch die energischen und strengen Maßregeln, welche in dieser Beziehung ge troffen worden sind, wird ohne Zweifel der gute Ruf der Ungarwcine. welcher denselben bereits in Europa und Amerika einen so bedeutenden Absatz verschaffte, auch in Zukunft nickt geschädigt werden. — Am 29. Januar hat der verbeirathetc D a ch- decker H. ans Eonnewitz aus dortigem Raths- holzc von einer Eiche dürn's Holz als Brenn material entnehmen wollen, ist dabei etwa 20 Ellen von der Eiche herabgestürzt, hat hierdurch den linken Arm zweimal gebrockwn und sich derartige Beschädigungen am Körper zugezogcn, daß seine sofortige Unterbringung in das Krankenhaus zu Leipzig notbwendig geworden ist. H'S Ehefrau soll schon vor einiger Zeit i>» Bczirkosiechenbause zu Taucha auf Gemeindekosten untergebracht wor den sein. G Volkmarsdorf. 3l. Januar. In den letzten Tagen hielten sich einige wandernde angeb liche Künstler in der hiesigen Umgegend auf und deren Frauen benutzten die Leichtgläubigkeit vieler Einwohnerinnen von hier und Umgegend, um ihnen als Wahrsagerinnen Geld abzulocken; in der Regel ließen sie sich Einmark- und Fünfzig- psennig-Stücke, deren sie angeblich dazu bedurften, verabreichen und überall fanden sie willige Gebei. Jetzt hat die Gesellschaft die kiesige Gegend ver lassen. um jedenfalls auch anderwärts ihr einträg liches Gewerbe zu treiben. H Pegau, 30. Januar. Dieser Tage gelang es hier einen frechen Schwindler zu ergreifen, welcher schon im November vor. Jrs. bei Kleidcr- bändlern rc. sich Sacken verschafft, indem er fick als einen Gulsbesitzerssobn auS der Umgegend aus- gegeben und durch sein ganzes Auftreten Ver trauen zu erwecken verstanden hatte. Seine Er greifung erfolgte in dem Augenblicke, als er ein Paar kürz zuvor von eincin Schuhwaarenfabrikanten erschwindelte Stieseln in einem hiesiaen Gastbause an den Mann zu bringen sich bemühte.
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