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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-17
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1880
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machte lgien usdeb Hol. chfallS bl für chland > dem «eschäst »nigen ungen 'legen, ir den Lager- g auS- e recht «bend« und areich- ft die ' find, »d der Thü enburg In. alS Kühlen Boden Koggen Müh > gegen -artten hierher her um 'bericht st wäh- und in rch der unden. mn hi» schüft Absatz t blieb. 93 PS2S0 950^ rrbsen 25 bis zrannn. i.50 bis -19 irbscn, itzt ne«. 28 0"'. de». 183 biS >4 Br. bez. n. 150 -15« .« NO d,S «»., do. u. Brs. tOO bi» Erschaut tLgltch früh 6'/, Uhr. Leder«»» »^ -kPkdtll-» Johanuisgaste 33. Kprrchchnite» der Lrdeell,»: vormittags lv—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. tzttr du «ückgad, «„«Pandur «a»»> mach, sich die «cdairwa -u»t »erdiadilch. Annahme der für die aächft- fviarnde Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- «md Festtagen früh bla V.L Uhr. L» »e, Miete» fiir Z»s. ^»»ahmr. Otto Klemm. UoiversilLtSstr. 22. LoutS Lösche, «athario.-nstt. 18,p. anr dis VF Uhr. UchMer Tagebla« Anzeiger. Orzin fir Politik. Lvcnlgeschichtk. Handels- nnd GrfchästSvnkthr. »«flMt tk.««». Ld»,ncmr»t»prri» viertelj. 4V.ML, incl. Brinaertohn 5 Mt., durch di« Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Betegexemplar 10 Pf. Äedübren für Esttabeilage» ohne PostdeiSrderung SS Mt. mit Postdetdrderung 48 Mt. Znferale 5gesp. Prtitzeil« 2« Pf. Größere Lchristen laut unsere» Preisverzeichuiß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Urcta»e» »vier dem Lkdacsi»»«ßttch die Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lnudttie» zu senden. — Nabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«Qvm«r»n<1» oder durch Postvorschuß. ch Qua- 3« bis -80 >l 'e Faß r. .Credit- 157.50, 50, do. r. Sold» , 5proc. 218.50, 101.75» )isconto- 1er 49.95. Orient« r 178.10, er Post- on hin rk angr- Dampfer Dampfer deutsche von der 10,3) der tia" von Dampfer Dampfer Manische iverpool; ia" von laudiuS" „Ocean of Lan der Do», thmcuth. 73. Dienstag den 17. Februar 1880. 74. IühMNg. Bekanntmachung. Denjenigen Grundstücksbesitzern beziehentlich Garteninhabern, welche ihre Bäume, Sträucher, Hecken rc. bi» jetzt nicht oder nicht genügend haben von Raupen säubern lasten, wird hierdurch unter Hinweis aus die Bestimmung in 8. 368, 2 de- Strafgesetzbuches bei Vermeidung von Geldstrafe bis zu sechzig Mark oder entsprechender Hast aufgegeben, ««gefS««t UundlängstenS dis »«de Februar diese- Jahre- gehörig raupe«, sowie die Raupennester vertilgen zu lasten. Leipzig, den 10. Februar 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr Tröndlin. Richter. Bekanntmachung. Mit Ostern d. IS. sind von unS für Söhne oder Töchter hiesiger Eltern zwei ganze, nach Befinden in vier halbe zu theilenoe Freistellen am König!. Conservatormm der Musik allhier zu vergeben. Die Vergebung erfolgt auf ein Jahr. Bewerbungen sind unter Bescheinigung der OrtSangebörigkeit der Eltern der Gesuchsteller und soweit möglich unter Beifügung von Zeugnisten über Wohlverhalten und Befähigung bis zu« 1. Marz o. schriftlich an das Direktorium des König!. Konservatoriums der Musik allhier zu richten. Leipzig, den 14. Februar 1880. Der «ath ber Stabt Leipzig. vr Tröndlin. Richter. E- sollen ». in einem Theile der Sternwatten- und der Thalstraße die vorhandenen alten Schleußt« in Schleußen UI. Elaste umgebaut und b. in der Nürnberger Straße auf dem zwischen der König-- und Lindenstraße gelegenen Tratte eine 28 cm im Lichten weite Thonrohrhauptschleuße neu hergestellt werden und sind diese Arbeiten in Accord zu vergeben. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbauverwaltung, U. Etage de» Rathbauses, Zimmer Nr. 18/ aus und können daselbst eingesehen refp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: zu „Schleusten in der Sternwarten- und Thalftratze", zu d. „Schleuste in der Nürnberger Ttratze" versehen ebendaselbst und zwar »iS zum 21. Februar b. I. Nachmittags 5 Uhr eiuzureichen. Leipzig, am 10. Februar 1880. Der «ath der Stabt Leipzig. Ur. Tröndlin. vr. Wangemann. Holzauktion. Mittwoch, den 18. Februar e. sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Gra-bvrf auf dem dieSiährigen Mittelwaldschlaqe im sogen. Stabttz ca. 114 Laughaufe«. 85 »braumhaufe« und 800 «etsstöhe an Ott und Stelle unter den im Termine öffentlich auSqehangenen Bedingungen und der üblichen An zahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage im Stabttz am Seegeritz-Pönitzer CommunicasionSwege. Leipzig, am 7. Februar 1880. Des «ath- Forstdeputattv«. Europa als Heerlager. ES hat etwas Beängstigendes, man möchte sagen Tragisches an sich, zuschäucn zu mUsscn, wie die Völker ihre besten Kräfte verzehren um im Wett eifer um die Abgrenzung ihrer Interessen jeder Lage gewachsen zu sein. „Steigerung der Wehr kraft" ist das Loosungtzwort, welches der Geschichte der Gegenwart die Signatur giebt: Europa gleicht einem Heerlager und kaum ein Parlament ist in den letzten Jahren mit Vorlagen unbedacht ge blieben, welche nicht das Gepräge des „Milita rismus" an sich trügen. Freilich, unter dem Ein drücke der Nothwendigkcit ist die Opferwillig keil der Völker aus eine harte Probe gestellt worden, ja wir glauben nicht einmal, daß die Regierungen im gegenwärtigen Stadium die Grenze deS Wünschenswerlhe» bereits erreicht haben! In dessen die Richtigkeit des Satze- „si vis pacem para bellum" ist denn doch unumstößlich. Um diese Dinge natürlich zu finden, wird es nothwendig sein, die Einzelerscheinungen zu einem Gcsammt- bilde zu vereinigen und selbst die Mittelstaaten in ihrem Eifer, zu Schutz und Trutz bereit zu fein, mit in Betracht zu ziehen. Eine ganze Reihe von Anzeichen deutet darauf hin, wie der Schatten den Lauf der Sonne bezeichnet, welchen Gang die zu künftigen Ereignisse voraussichtlich nehmen werden. In erster Linie ist der Eifer bcmerktich, m it dem in allen in Frage kommenden europäischen Ländern neue Befestigungsarbeiten vorgenommen werden. Es ist klar, daß Veränderungen der Grenzen eines Reiches naturgemäß auch neue fottiftcatorische Anstalten herbeiführen müssen, daß feste Plätze und Hülfswerke unmittelbar nach einem die Land karte um gestaltenden Kriege nach dem Gesetze der höchsten Zweckmäßigkeit als sormidabler Gürtel zur Abwehr des Feindes hergerichtet werden wüsten. Das wäre an sich nicht ausfallend, allein die Fcstungs- bauten, welche gegenwärtig stattfinden, grünen sich nicht aus die territorialen Ergebnisse des letzten, erst kürzlich beendigten Kriege-, des orien talischen : sie weisen nicht aus eine nähe Vergangen heit, sondern auf eine nah geglaubte Zukunst, und ertauben aus der Richtung der Fortistcationsfront einen Schluß aus die Austastung der betreffenden Staatsleitung über die Gruppirung der Gegner schaften im nächsten Kriege. Daß Rußland seine Nordwcftarenze und Frankreich seine östliche Bcrtheidigungslinie in kricgöfähigen Zustand setzen, kann Niemanden überraschen; allein die Aufmerk samkeit, mit der Oesterreich die italienischen Ein gangspforten verbarrikadirt und die Bewachungs mannschaften derselben mit einem Male sebhaft verstärkt, daß Italien Forts am Gardasee gegen Südthrol errichtet und den Golf von Spezzia in Bertheidigungsbereitsckaft setzt, beweist, daß man in Wien und in Rom sich bewußt ist, daß aus brechende Conflicte die beiden Mächte in Gegner schaft zu einander finden werden; ja, das Project der Befestigung von Rom nach Art der von Paris läßt schließen, daß Italien auf stchwere Gefahren rechnet. Bon näherem Intereste für uns sind die Di-cussionen, welche jüngst allgemein gepflogen worden sind über die mögliche Bedrohung der Neutralität Belgiens und der Schweiz in einem Kriege zwisck^n Deutschland und Frankreich, und nach ihnen die von der Schweizer Bundesregierung angebahnten Maßnahmen. Belgiens Neutralität hielt man durch das Intereste fremder Mächte, mSbesonbere England-, für gesichert; allein die Schweizer Republik wurde als gefährdet erkannt und zu Sicherung-maßreqeln aufgefordert. Man machte geltend, daß Deutschland kein Intereste habe, im An griffe gegen Frankreich die Neutralität der Schweiz zu verletze«, weil seine Heerstraßen nördlich derselben führe«, und mehr noch, weil Frankreich an der Schweizer Grenz« durch die Natur seiner dortigen Departement- und durch starke künstliche Be festigungen gegen einen rasch erfolgreichen Einfall gesichert sei; hingegen erregen französische Bahn- und Straßenbauten nach der Schweizer Grenze den ernsten Verdacht, daß sie einem Vorstoß fran zösischer Truppen durch die Schweiz gegen Deutsch- tand zu dienen bestimmt seien. Und es ist wahr, daß der Mangel einer befestigten deutschen Ver- thcidigungölinie gegen die Schweiz hin den Plan nahe legt/ eine französische Armee über den Iura durch die Schweiz vorzuschicken und das offene Süddculschland mit einer Invasion bedrohen zu lasten. In Folge dieser Lage ist der schweizerische BundeSrath denn auch schlüssig geworden, die Schweizer Wcstgrcnze zu befestigen. Zunächst sollen einige Sperrsorls an den Haupt-Eingängen und -Straßen errichtet werden und niichstdem wird die Errichtung eines geschlossenen Festungsgürtels ge plant, der 25 Sperrforts, 2—3 größere Waffen plätze mit Depots und eine Reihe von Brücken köpfen und Blockhäusern umfassen soll. Ersichtlich ist aus diesen Ausführungen, welchen Respect die in die republikanische Toga gehüllte große Nation vor dem internationalen Rechte, welche Achtung Frankreich vor einem durch die Großmächte voll zogenen Tractate hat; denn die Neutralität der Schweiz ist, wie Herr GambetSa wissen sollte, der Eidgenostenschaft völkerrechtlich garantirt. Wie immer die Würfel fallen mögen, es bandelt sich heute in Europa darum, den Störenfrieden die Action zu erschweren, oder gar das Handwerk ^u legen. Deutschlands Beruf ist, mit Rück sicht auf seine centrale Stellung, allen Gegnern gewachsen zu sein, und, das Schwert an der Seite, gelegentlich zu Gunsten des Friedens ein deutliches Machtwort zu sprechen. Der Reichs tag wird daher die vom Kaiser als oberstem Kriegs herrn vorgeschlagene Abänderung der Wehrver- sastung des Reiches loyal zu bewilligen haben, so schwierig auch unsere Finanzlage ist und so sehr auch gerade von Denjenigen gegen die Vor lage gewllthet wird, die — um mit Ulrich von Hutten zu reden — es lieben, ruhig hinter dem Ofen zu sitzen und guten Frieden zu haben. Politische Uebersicht. Leipzig. 16. Februar. lieber die Beziehungen des Deutschen Reiches zu Oesterreich-Ungarn und zu Rußland wird un« aus Berlin wie folgt geschrieben: „Der deutsche Botschafter am Wiener Hofe, Prinz Reuß, wird augenblicklich im Besitz von Instruc tionen seines CaoinetS sein, welche die dort sich geltend machende Empfindlichkeit über das Schwei gen der Thronrede in Sachen des deutsch-öster reichischen Bündnisses zu zerstreuen bestimmt sind. Ob sich diese Empfindungen der leitenden Wiener Kreise auf einen diplomatischen Ideenaustausch mit unserem Vertreter oder auf die öffentliche Meinung in Oesterreich zurückführen lasten, welche in der deutschen Thronrede den Nachhall des von Kaiser Franz Josef betretenen innigen Einvernehmens mit Deutschland vermißt, ist bis zur Stunde nicht bekannt. Wohl aber wird geltend gemacht, daß Kaiser Wilhelm es für angemessen erachtet habe, die ohnehin schon alterirten Beziehungen zu Rußland nicht durch einen Passus der Thronrede über daS Freund schaftSverhältniß zu Oesterreich noch mehr zu stören. Fürst Bismarck glaubte diesem persönlichen Wunsche de- Monarchen umsomehr entsprechen zu dürfen. alS sich ihm im Reichstage sowohl bei der Militairvorlage wie bei dem Etat der auswärtigen Angelegenheiten reichlich Gelegenheit bieten wird, aus die Wiener September-Besprechungen und deren praktischen Erfolg für die politische und handelspoli tischeEntenMder veiden Reiche nähereinzugehen. Der Reich-kanzl» wird sich schon deshalb veranlaßt sehen, daS innige Verhältnis zu Oesterreich zu betonen, weil die ruMche Diplomatie am Berliner wie am Wiener Hofe e- nicht an Versuchen fehlen läßt, die militairlschen Vorbereitungen Rußlands so zu deuten, daß dieselbe« gegebenen Falls von Deutsch land so gut wie von Oesterreich vcrwerthet werden könnten. Es ist erklärlich, daß man die Ankunft des deutschen Militairbcvoltmächtigten am Peters burger Hose. General von Werder, mit Com- binationcn dieser Art in Verbindung setzt, obwohl dafür momentan nichts Greifbares vorliegt. Jeden falls versichern Personen, welche mit den Stim mungen in der Wilhelmstraße vertraut sind, daß die aus russischen Ouellcn kommenden Gerüchte über die Bedenklichkeiten, die in Wiener leitenden Kreisen Liber die Festigkeit der deutsch-österreichischen Alliance herrschen sollen, durchaus unbegründet sind." Die Spaltung im conservativen Lager muß groß sein. Einzelne Gruppen derselben bemühen sich, in ihren Organen darzulegen, daß die Präsi dentenwahl im Reichstage erneuten Anlaß gegeben, mit den Ultramontanen Fühlung zu gewinnen. „Wir können auf Grund guter Infor mationen versichern — schreibt man uns auS Berlin — daß in eigentlich gouvernementaler Sphäre diese Taktik eines Theiles der conservativen Partei nicht gebilligt wird, namentlich im Hinblick auf die zu erwartende Haltung des Ccntrums gegenüber der Militairvorlage, den zweijährigen Budgetperioden und dem <socialistengesetze. Es wird ohne Rückhalt ausgesprochen, daß Fürst Bis marck nicht in der Lage sei, dem Centruin kirchen- wtitische Compensativnen zu gewähren. Des halb hieße es, die Situation vollständig ver einen, wenn jener Thcil der orthodoxen Con- ervativcn den Glauben erwecken wollte, daß die Reichsrcgierung sich der Mithülfe der Libera len entschlägen könnte. Wenn dem in der Thal o ist, so muß cs befremdlich erscheinen, daß bis etzt kein Versuch gemacht worden ist, uni ein besseres Verhältniß zwischen dem leitenden Staats manne und den Führern der liberalen Parteien herzustellen. Man sage nicht, daß die Politik der Compromiste solche Verständigungen erst dann er fordere, wenn die Verhandlungen im Reichstage an dem Puncte angelangt sind, wo ein derartiges Einvernehmen nötbig wird. In früheren Zeiten haben die Liberalen die Intentionen deS leitenden Staatsmannes gekannt, ehe sie feste Formen der Ge setzentwürfe angenommen hatten, und diese selbst sind nicht eher im Reichstag eingebracht worden, bevor den liberalen Führern Gelegenheit geboten wurde, den Inhalt zu prüfen und nötbigenfallS ihren Rath zu ertheilen; das ist heute ander» geworden. Fertige legislatorische Thatsachen gelangen an die Volks vertretung und es wird als selbstverständlich be trachtet, daß die Liberalen im nationalen und staatserhaltenden Interesse ihre Zustimmung geben. Aber die letzteren behaupten, daß da, wo ihres Rathes entbehrt würde, sie auch keine Verant wortlichkeit für die Tbat zu tragen hätten. Wenn die Mehrheit, die das conservativ-klerikale Präsi dium wählte, sich wirklich zu fruchtbarer parla mentarischer Thätiakeit berufen fühlt, so könne es nicht Aufgabe der Liberalen sein, die Arbeit der Rechten zu thun; vielmehr sei es als eine günstige Wendung »nzusehen, daß den Liberalen durch den Ausfall der Präsidentenwahl die Freiheit ihrer Entschließungen voll und ganz gewahrt bleibe". Der Etat de« auswärtigen Amte« für das Jahr 1880/8l berücksichtigt rum ersten Male die einarcifenden Aenderungen auf der Balkanha lb « infel. Das neu crerrte General-Eonsulat in Sofia dürste einstweilen wohl nur der politi schen Bedeutung entsprechen, welche Bulgarien scyon jetzt hat und mehr noch gewinnen kann, denn unsere commerziellen Beziehungen zu jenem un fertigen Staatswesen sind vorderhand nmh sehr bescheiden. Dagegen erscheint nickt blos angemessen, sondern dringlich geboten, die endlich auf de« Etat gesetzte Uinwandeluna des bisherigen ConfulatS m Konstantinopel in ein Generalkonsulat. Abgesehen davon, daß das Consulat an Um fang und Bedeutung seines Wirkungskreises den Generalkonsulaten in London undNew-Avrk nahesteht, andere in beiden Beziehungen noch übertrifft, so lasten es die in der Türkei eingetre lenen Aenderungen zweckmäßig erscheinen, dem Consular-Amt in Konstantinopel einen Theil der übrigen Consulate im Orient zu unterstellen, um deren Thätigkeit zum Vorthcil der gemeinsamen Interessen einheitlich zusainmenzufasten und zu leiten. Das Deutsche Reick würde übrigens mit der Errichtung eines General-Consutats bei der Pforte nur der Anregung folgen, welche bereits die meisten Staaten Europas und eben so die Vereinigten Staaten von Nordamerika gegeben haben, indem sie die große Wichtigkeit jenes Postens durch gleiche Maßnahmen anerkannten Das sür den Gencralconsul in Aussicht genommene Diensteinkommen von 21,000 Mark dürfte den TheuerungSverhältnisien in der türkischen Haupt stadt entsprechen. Ferner ist, wie bereit-gemeldet, der bisherige deutsche Geschäftsträger in Belgrad zum Ministerresidenten ernannt/ sür Bukarest aber die Stelle eines Gesandten mit 36,000 Mark Gehalt geschaffen worden. Wir kommen aus die Controverse zwischen Staat und Kirche in Baden zurück. Wie te legraphisch gemeldet wurde, bat der Bisthumver Weser, nachdem der Papst darein gewilligt hat. gestattet, daß die Geistlichen, welche feit 1863, be zichungsweife 1874 sich dem Prüfungsgesetze nickt unterworfen Kaden, um Dispens von der Staat-- rrüsung Nachkommen. Unleugbar ist, daß die Curie m der Form nachgcgeben hat; sic tbut einen Schritt, den sie bis jetzt scliroff zuriickgcwiesen hatte; aber eben so unleugbar ist: 1) daß sie heute um DiS- penS anzusuchen gestattet von einem Gesetze, das morgen aufgehoben wird, und 2) daß sie selbst Das erst dann getban, als man ihr dafür den Regie- rungscommissar erließ, welcher der Fachprüfung beiwohnen sollte. Allem Anschein nach ist äugen blicklich die Schwierigkeit zwischen Großherzog, Curie und Regierung beseitigt; ob auch zwischen der Kammcrmchrhcit und der Regierung, bas müssen die nächsten Tage lehren. Die Lage in Wien bietet nach verschiedenen Richtungen hin ein besonderes Interesse dar. Schon 'eit mehr alS vier Wochen spinnt sich eine viinisterkrisc fort. In periodischen Zwischen räumen, die immer kürzer werden, nimmt die Situation einen acuten Charakter an, uni wieder zu versumpfen und das Cabinet in jenem Zustande der Actions-Unsähigkeit zu erhalten, welche die hervor ragendste Eigentümlichkeit dieser Coalition ist. Die Verhandlungen, welche Graf Ta affe mit mchreren Persönlichkeiten führt; die Zusagen, die er der Rechten gemacht hat und aus welche diese pockt; die Energie, mit welcher die verfassungstreuen Minister austraten, scheinen darauf hinzudeutcn, daß eine Entscheidung der Krise, eine Klärung bevorsteht. Allerdings ist jedoch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß der Kreislauf der Dmge abermals von Neuem beginnt, zumal wenn es dem Minister-Präsidenten gelingen ^111?. pjx Rechte dazu zu bewegen, vorläufig gegen die Leitung des Unterrichtsministeriums durch Herrn v. Stremaur keine Einwendung zu erleben. AuS den Dele gationen meldet uns „W T. B.: Wien, 15. Februar. In der Schlußsitzung der österreichischen Delegation theilte der Minister d«S Swürligen, Baron von Hav merke, mit, baß die von der Delegation gefaßten Beschlüste die Sanktion deS Kaiser- erhalten baten, gab der Versammlung die Anerkennung und den Dank deS Kaiser- für ihr opferwilliqeSund patriotischcS Wirken bekannt und sprach derselben nn Namen der gemeinsamen Regiernnb für da- eintrüchttae Zusammenwirken den wärmsten Dank au». Der Präsident der Delegation, v. Schmerling, hielt darauf ein« Ansprache, in welcher er hervorhob, oaß er in der bereit» erfolgten kaiserl. Sanction der Del«» tionSbeschlüff« einen sichtbaren Erfolg der glücklich gelösten Aufgabe der Delegation erblick^ welche sich bei ihrem patriotischen Streben von den Machtbedurs- niffen det Reiche- und durch die Rücksichtnahme auf di« Finanzlage in gleichem Maße bade leiten lassen.
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