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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-18
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1880
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.LV 1030 Aus -em Geschäftsverkehr. 1! Jede gute Sacke soll sich zwar selbst loben und von selbst einsühren: bei einem so starren Consum- artikel aoer, wie e- da- Bier ist, bedarf eS wohl eine- direkten Hinweise-, um ein merklich gute- Fabrikat aul der Menge von Sorten, die namentlich hier in Leipzig zum Au-schank kommen, dem Publicum zu empfehlen. Unter den neuesten und gesündesten Bayerischen Bieren verdient in dieser Beziehung das neuerdings hier durch Herrn L. venker eingesührte und in seinem Restaurant „Zum UniversitälSkeller" verschänkte FraujtSkauerdrüll aus der berühmten Bayerischen Brauerei in LichtenfelS hervorgehoben zu werden. Die vom UntersuchungSaml zu Oberfranken ausgestellte Analyse (Specif. Gew. 1.0170, Malz extrakt 5.50, Alkohol 4.10, Asche 0.330, PhoShersäure 0.028) beweist schon die vortreffliche, reine Zusammen setzung diese- Biere-. Fremde Bitterstoffe und an dere Zusätze find in dem FranziSkanerbräu nicht ent halten, das wir besonders aber auch wegen des civil en Preises allen Biertrinkern empfehlen können- es wird an der genannten Stelle da- halbe Litermaß mit 15 Pfg. verschenkt. Telegraphische Depeschen. Berlin, 17. Februar. Die Vertagung des Landtags soll sich erstrecken vom 20. d. bis zum zweiten aus den Schluß oder die Vertagung der gegenwärtigen Reichstagssession folgenden Werktag, beziehungsweise, falls die Reichötagssession in der Woche vor Pfingsten geschloffen oder vertagt wird, bis zum 20. Mai. Breslau, 16. Februar. Der „Breslauer Ztg." zufolge ist es bei der diesmaligen Löhnung in der Scharley-Grube zu bedeutenden Erceffen gekommen. Da- ZechenhauS wurde zerstört, die gewerkschast» lichen Skripturen wurden vernichtet und die Be amten mißhandelt. Die Lohncaffe ist abhanden gekommen. Hur Herstellung der Ruhe mußte Militair requirirt werden. München, 1k. Februar. In Abgeordneten kreisen verlautet, daß der Kriegsminister, General von Maillinger, gestern sein EntlaffunaSgesuch ein gereicht habe und nicht geneigt sei, dasselbe zuriick- zunehmen. Wien, 16. Februar. Herrenhaus. Der Mi nister für Ackerbau legte heute die Gesetzentwürfe über Consommation und Requlirung der ländlichen Grundstücke vor. DaS Gesetz betreffend die Ver waltung Bosniens wurde vom Hause unverändert angenommen. Wien, 17. Februar. Die amtliche „Wiener Heilung" veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers, durch welches der Justizminister v. Stre- mayr unter voller Anerkennung seiner bewährten patriotischen Hingebung von der Leitung des Ministeriums für Cultus und Unterricht enthoben wird. Durch weitere Handschreiben wird der bis herige Statthalter Conrad v. Cybesfeld zum Cultus- und Unterrichtsminister, der Sectionschef Kriegsau zum Finanzminister ernannt und der Sectionschef Chertek unter Verleihung der Eisernen Krone II. Elaste von der Leitung des Finanz ministeriums enthoben. (Siehe die Pol. Ueber- sicht. D. R.) Bukarest, 16. Februar. Die formelle Aner kennung Rumäniens seitens Deutschlands, Frank reichs. Englands wird in den nächsten Tagen, wie es heißt, zum 20. dss. erwartet. Pari-, 16. Februar. Der Senat hat das Ge setz über die Zusammensetzung des oberen Unter- richtsratheS in zweiter Lesung angenommen. — Der Conseilpräsident Freycinet wird demnächst ein neues Gelbbuch veröffentlichen, welches sämmtliche auf die griechisch-türkische GrenrregulirungSfrage. sowie auf die Frage wegen der Emancipation der Juden bezüglichen Schriftstücke enthalten wird. Rom, 17. Februar. Die Kammern sind wieder eröffnet. Die Thronrede kündigt neben mehreren anderen Vorlagen Gesetzentwürfe über die Wahl reform, sowie die stufenweise Aushebung der Mahl steuer an. Der Passus, betreffend das Ausland, sagt : Wir haben gute und freundschaftliche Be ziehungen zu allen Staaten; dieselben werden unS von allen Staaten erwidert und befestigen die Ueberzeuaung, daß die Unparteilichkeit und Loyali tät der Regierung das sicherste Mittel ist. das Einvernehmen der Völker aufrecht ru erhalten. Die Erhaltung des Friedens ist unser lebhafter Wunsch. Von hohem Interesse für Italien ist daher die skrupulöse Beobachtung des Berliner Vertrages. Für Italien ist eS etwas Natürliches, ebenso ist eS für Italien ein Leichtes, seine der Welt ertheilte Husage zu erfüllen, daß Italien, wicderhergestellt in seiner Einheit, ein Element der Eintracht und des Fortschritts sein werde. London, 17. Februar. Unterhaus. Bei Ge legenheit deS Antrags aus Beginn der Specia - debatte über die irische Nothstandsbill erneuerte der Deputirte Synan sein Amendement, daß die zur Linderung des NothstandeS erforderlichen Mittel nickt dem Kirchensonds, sondern dem Reichsschatze entnommen würden. Seitens der Regierung wurde im Lause der Debatte mitgeheilt, daß beabsichtigt werde, den Vorschußsonds von 500,000 Lstrl. auf 750,000 Lstrl. zu erhöben. Das Synan'sche Amendement würbe schließlich mit 126 gegen 34 Stimmen abgelehnt. Das HauS begann daraus die Specialdebatte über die «rische Nothstandsbill. Petersburg, 16. Februar. Der Fürst von Bulgarien ist heute Vormittag 11 Uhr hier ein getroffen und hat im WinterpalaiS Wohnung ge nommen. Petersburg, 17. Februar. Die Nachricht, der Kaiser habe den General Fleury empfangen, ist unbegründet. General Fleury. der in persön lichen und finanziellen Angelegenheiten hier einae- troffen mar. ist nur von dem Reichskanzler Fürsten Gorlschakoff empfangen worden. — Der diesseitige Botschafter in Berlin, Saburoff, ist hier einge troffen. Rach Schlich der Redaeli«« etuzes«mgeir. Berlin, 17. Februar. Die „N A Z." be zeichnet das Resultat der Reichstag-Präsidenten wähl überraschend, weil es fraglich fei, ob die Mehrheit, welche die Präsidentenwahl entschied, eine dauernde Mehrheit darstclle. Das Gros für die Wahl der entscheidenden Gruppen habe das Eentrum, flankirt von den Conservativen und der Reichspartei, gebildet, und es wäre von großer Wichtigkeit, wenn die Eonservativen und die Reichs partei sich eventuell gewisser Bürgschaften seitens des Ccntrums versicherten. Ob man dem Centrum bezüglich der Vorlagen über das Socialistcngesetz und Mililairgese tz entsprechende Zugeständnisse ab gewonnen hätte, darüber fehle noch jede Sicherheit. Vom Tage. Volksunrthschastliches. ? Berlin war am Sonntag in» Privatgeschäft oben auf gewesen; am Montag herrschte gleichfalls eine feste Stimmung. Die Gewinnrealisirungen werden mit großer Vorsicht vorgenommen, um den Markt nickt zu drücken. Bergisch-Märkische in Erwartung einer großen Mehreinnahme 103. Jetzt stehen sie ungefähr in gleicher Höhe mit Mainz-Ludwigshasenern. Die Nachricht au- Petersburg, welche die Anlehens- gerüchte dementirt, wirkte immerhin störend. Aus Wien lauten die Nachrichten durchaus nicht ani- mirend. Geschäftsstille, Reservirtheit, Absckwächung. An-Frankfurt berichtet das „Frankfurter Journal": Die Woche erösfnete mit einer sehr ruhigen Börse, welche nicht nur an Umfang des Geschäfts, sondern auch in Bezug auf neue Gesichtspunkte zu wünschen ließ. Die Spekulation verharrt fort gesetzt in stark prononcirter Reserve und daS Rea- lisattonSbedürfntß behielt auf den von ihr sonst mit Vorliebe gepflegten Gebieten die Oberhand. Jeder Versuch zu einer Hebung des Coursniveaus scheiterte bisher an diesem Factor, und wenn auch im Ganzen die hier in Betracht kommenden Werthe ihre Preise ziemlich behaupten konnten, so läßt doch die erwähnte schlaffe, energielose Haltung das Speculationsgebiet in einem wenig erfreulichen Lichte erscheinen." — Die Besserung des russischen Wechselcourses hängt mit den Verkäufen von Titre-, namentlich auf deutschen Plätzen zusammen. Die „Börsenztg." berichtigt einige ihrer Angaben betreffs der projectirten Secundairbahn Creuzburg- Rosenberg-Tarnowitz dahin, daß das Anlagekapital auf 0 Millionen Mark berechnet ist und von irgend welcher Transaktion mit einem Bankhause schon aus dem Grunde keine Rede sein könne, weil die Gesell schaft den allergrößten Theil des Kapitals durch all- mälige Verkäufe ihrer vorrälhigen Obligationen an der Börse sich wieder beschaffen könne. Während die Bremer Deutsche Petroleum-Bohr gesellschaft gleich eine Million verlangt, macht es die Norddeutsche Bohrgesellschaft zu Hannover billiger. Sie verlangt blos 100,000 X, um in Deutschland alle möglichen Bohrungen auf Mineralien, Soolquellrn, Petroleum anzustcllen u. s. w. An Gelegenheiten, sein Geld zu verlieren, fehlt es dem Publicum gewiß nickt. In der „Magdcb. Ztg." findet sich eine berich tigende Darstellung der von Seiten der Braun schweigischen Regierung vor dem dortigen Land tage geschehenen Aeußernngen betreffs der Braun schweigischen Bahnen. Es befinden sich, sagte der Minister, in den Händen der Potsdamer sowohl wie der Bergisch-Märkischen Bahn unter Anderm auch je 4 Millionen THaler Aktien derbraunschweigi schen Bahnen, welche gar nicht ausgegeben worden find, sondern über die jede der Gesellschaften blos einen Schein besitzt, die Betkeiligung mit 4 Millionen 7Haler anerkennend. Die Veräußerung dieser An- tbeile sei nach S 16 des Statuts der Braunschweigischen E'senbahngcseUschaft nur auf statutarischem Wege zu lässig und von der Zustimmung der Braun schweigischen Regierung abhängig. Dies treffe nach diesseitiger Ansicht auch bei dem Uebergange des fraglichen Antheils aus den preußischen Staat zu. Das PluS von 167,000 .41, welches die Hessische Ludwigsbahn per Januar ausweist, ist um so höher zu schätzen, als der starke Eisgang »n der ersten Decade einen Ausfall von ca. 60,000 .4l verursacht bat. Freilich hat zu dem Plus die gestörte Schifffahrt beigetragen. In dem preußischen Landtage kam die Geschichte mit dem Siegel der Reichsbank bei Versendung der Circulare der Berliner Handelsaesellschast behufs Verstaatlichung der Potsdamer Bahn wiederum zur Sprache. Es seien von der Reichsbank Circulare an gewiffe DepotSbesitzrr versandt worden, welche das tief« Sinken der Werthpapiere monirten. Warum man nicht auch andere Depotsbesitzer damit beglückt habe ? Der Finanzministerkabe die Berliner Handelsgesellschaft ein erstes Institut genannt, dafürmöge sie in Äankierkrcisrn gelten, sonst se, sie ein Gründungsinstitut. (Ein Institut, da- seine Capitalien so verfuhr, daß Rückkäufe der An- theile und Reduktion de- Aktienkapital- zur Noth- Wendigkeit wurden, bat für unS nicht den Rang eines ersten Institut-) Außerdem wurde der Finanzmini- tter. welcher die Sache an daS Reich verwiesen haben wollte, daraus aufmerksam gemacht, daß er Mitglied des ReichsbankdirectoriumS sei und daß eS ihm zu- käme, über diejenigen Functionen, welche er als preu ßischer Beamtc. im Reiche auSübe, vor dem Landtage sich auSzusprechen. waS auch Herr Bitter einräumen mußte. Eine Büßpredigt in Zahlen. Wenn das Wort wahr ist: „Zahlen beweisen", dann liegt in den Zahlen, die wir im Folgenden nach dem „Vogtl. Anz." mittheilen, ein furcht barer Beweis von dem sittlichen Niedergang und Verfall unseres Volkes. Vor anderthalb Jahren hielt Pfarrer Stursberg in Düffeldorf einen schnell berühmt gewordenen und in weiten Kreisen Aufsehen erregenden Vortrag über die Zunahme der Vergehen und Verbrechen in Deutschland und ihre Ursachen. Jetzt bringt das neueste Heft der Zeitschrift des kgl. sächs. statistischen Bureau, das u. A. den Ergebnissen der Rechtspflege in Sachsen, insbesondere der Straf rechtspflege in den Jahren 1871—1677 einen ein gehenden Artikel widmet, der in wahrhaft erschüttern der Weise die von Stursberg aufgedcckten I Hatsachen für unsere engere sächsischeHeimath nicht nur be stätigt, sondern zum Theil noch überbietet. Die hier milge- theilten Zahlenreihen entrollen in der That, wie der Herausgeber, l>r. B. Böhmert, bemerkt, ein sociales Trauergemälde, das jeden Beschauer zu ernstem Nach denken auffordern und — fügen wir hinzu — mit tiefer Wehmuth erfüllen muß. Diese stummen Zahlen enthalten eine Büßpredigt, die uns eine ungeheuere nationale Verschuldung ergreifend zum Bewußtsein bringen muß. Kann auch die Statistik der Straf rechtspflege nicht ohne Weiteres den sittlichen Zustand des Volke- selber darstellen, so gestattet sie uns doch einen untrüglichen Rückschluß aus denselben, sie zeigt an den Früchten den Baum, sie läßt unS in ihren auf und absteigenden Zahlenreihen erkennen, welcherlei geistige Mächte in unserem Volksleben mit einander ringen und die Oberhand gewinnen. Es wurden in Sachsen strafrechtlich verurtheilt im Jahre 1871: 11,001 Personen, - - 1872: 12,766 . - 1873: 13,089 1874: 15,144 - - 1875: 16,318 . - 1876: 19,012 - - 1877: 21,319 Das ist im letzten Jabre gegen das erste ein Mehr von 10,318 bestraften Verbrechen rc.. oder eine Zu nahme um 93.79 Proc. bei einer Bevölkerungszunabme von höchstens 7 Proc. Von Jakr zu Jahr ein stetiges, unaufhaltsames Wachsen des verbrecherischen Sinnes und nach 7 Jahren die himmelschreiende Thatsacbc, daß die jährlichen Vergehen und Verbrechen sich fast um das Doppelte verniehrt haben! Wohin müssen wir gerathen, wenn der verbrecherische Sinn in derselben Weise sortwucbert und in dies moralische Sinken unseres Volkes kein Aushalten kommt? Die uns vorliegende Statistik führt die Vergehen und Verbrechen nach den einzelnen Paragraphen des Reichsstrasgesetzbucbes an. Der erste Blick lehrt, daß nicht auf dem Gebiete des 7. Gebotes, wo zum Theil Mangel und Noth als Milderungsgrund angeführt werden kann, sondern auf dem Gebiete des 5. und 6. Gebots der Schwer punkt der Zunahme liegt. Es steigen die Vergehen wider Leib und Leben von 3 auf 9 Proc., diejenigen wider die Sittlichkeit von 1'/, auf 3 Proc. Gerade die rohen und groben Verbrechen hat unser Zeitalter so furchtbar gesteigert, gerade die finsteren, dämonischen Leidenschaften sind entsetzlich entfesselt worden. Du sollst nicht tobten! In diesem und dem folgenden Gebote, die das Gemeinsame haben, daß sie Sünden wider den Leib und am Leibe betreffen, liegt der Schwerpunkt der Uebertretungen, aus dieses Gebiet, Mißhandlung, Verletzung und Schändung des leiblichen Lebens, warf sich vor Allem die im letzten Jahrzehnt entfesselte Macht des Bösen. Die Vergeben und Verbrechen wider Leib und Leben (Mord, Todtschlag, vorsätzliche und fahrlässige Körper Verletzung rc.) stiegen in den genannten Jahren in folgender geradezu lawinenartiger Weise: 340 489 637 891 933 1885 1949. DaS ist eine Zunahme um 473 Proc.! Dazu stellen die jugendlichen Verbrecher unter 18 Jahren folgen des Kontingent: 26 27 30 67 61 88 138, eine Zunahme um 531 Proc. Rechnen wir hierzu noch die Verbrecher wider die persönliche Freiheit, d. i. gewaltsame Nöthigung und Bedrohung mit Verbrechen: 120 110 111 178 171 233 406, so ergiebt sich daS traurige Resultat, daß gerade die wilden und rohen Leidenschaften, Gewaltthätigkett, Rachsucht, Brutalität, in unserem Volke maßlo- über hand genommen haben. Wie schleckt stimmt das zu der Behauptung, daß vermehrte Bildung (d. i. ,m heutigen Sinne: vermehrtes Wiffrn) die Menschen veredele? Wenn besonders da- letzte Jahr eine so unverhältnißmäßige Vermehrung dieser Verbrechen zeigt, so liegt darin zugleich der Beweis, daß nicht der Krieg von 1870/71, wie manche behaupten, sondern der nach dem Kriege fort und fort ausgestreute böse Same die Hauptschuld trägt. Neben der groben Mißachtung des fremden geht das frivole Wegwerfen des eignen Lebens einher. Die Selbstmorde stiegen um 70 Proc. in folgen der Scala: 653 687 723 723 745 981 II14. Diese Selbstmorde sind keineswegs immer von Hunger und Kummer und Trübsinn verursacht, sondern durch den materialistischen Unglauben, der ohne Gedanken an Gott und Ewigkeit leichtsinnig den Becher der Lust austrinkt, um dann, wenn er an die Hefen kommt, dem gehaltlosen, elenden Leben ein Ende zu machen. Es wurden wegen Verbrechen rc. wider die Sitt lichkeit bestraft: 150 204 248 331 343 435 618 Personen. (Zunahme 468 oder 312 Proc.) Darunter wegen Unzucht mit Kindern unter 14 Jahren: 16 38 36 69 65 110 148. Das ist ein alleS andere überbietendes Wachsthum um 825 Proc. Solche Zahlen bedürfen keines Com mentarS, um uns den Abgrund sittlicher Versunken heit und Verworfenheit zu zeigen, der sich unter uns aufgethan hat, um einen Begriff von der sittlichen Fäulniß zu geben, an der die moderne Gesellschaft krank und immer kränker wird. — Mit schwarzem Trauerrande, so schließen wir mit ?. Stursberg, möchte man die obigen Tabellen um geben und darunter schreiben: Verhülle dein Haupt, du deutsches Volk! Vermischtes. n. Prag. 17. Februar. (Specialtelegramm des „Leipziger Tageblattes." Nach Schluß der Rcdaction eingegangen.) Die hiesige Handelskammer petitionirt beim Ministerium um die Interven tion, daß die Getreideladungen in Schandau fortgesetzt lose behandelt werden, da die Ein, sackungsvorschrift zu kostspielig sei und den Export vernichten müßte. Die Hamburger Getreidebörse intervenirt gleichzeitig in Berlin. * Leipzig, 17. Februar. Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß die Kohlenpreise bei der herannahenden wärmeren Jahreszeit wieder billiger werden würden. Diese Ansicht ist jedoch eine durch aus irrige, da die verhältnißmäßig noch sehr geringe Steigerung der Preise sächsischer Kohlen weniger durch den anhaltenden Winter als durch den Mehrbedarf der Fabriketabliffements und vor Allem dadurch bedingt worden ist, daß in Folge des Auf schwunges der Eisenindustrie die westfälischen Werke ganz enorme Preiserhöhungen haben ein- Ireten taffen und deshalb die sächsischen Kohlen ihrer noch großen Billigkeit wegen nach solchen Districten versandt werden, wo bisher ausschließlich westfälische Kohlen aeseuert wurden. Wir haben Einsicht von den Werkpreisen der Gruben Hibernia und Shamrock in Herne (Westfalen) genommen, welche uns von der hiesigen Firma C. Hoffmann- Ebeling vorgelegt wurden, und geben im Nach folgenden einen Vergleich, wie die Preise per Doppel wagen seit Mai v. I. bi- Februar d. I. in die Höhe gegangen sind: Mai 1879 Februar 1880 Gaskohlen .... 58 100 -4l Förderkohlen. ... 52 - 96 . melirte Kohlen ... 56 - 92 . halbgefiebte Kohlen . 72 - 130 « Stückkohlen .... 90 - 160 . Nußgroß 34 » 96 - gew. Nußkohlen . . 50 - 110 - Patent-Schmelzcoak- . 120 - 360 < ES ist ein weiteres bedeutende- Steigen der säch sischen Kohlen, die bi- jetzt nur 10—20 .41 per Doppelwagen gestiegen, demnach wohl mit Bestimmt heit vorauszusehen und diesmal nickt auf billige Sommerpreise zu rechnen, sondern bei Bedarf zu dem jetzigen immerhin noch billigen Preis zu kaufen. -uCommunalbank des Königreichs Sachsen. In der heute stattgefundenen General Versammlung waren 9 Actioncnre anwesend, welche 1959 Actien-Jnterim-scheine mit ebensoviel Stimmen vertraten. Der Geschäftsbericht und der Rechnung- abschluß pro 1879 wurde, nachdem auf Borlesen desselben verzichtet worden war, einstimmig genehmigt. Die Dividende wurde den Vorschlägen der Verwal tungsorgane entsprechend auf 8'/, Proc. -- 25 ^tz festgesetzt und erfolgt die Auszahlung derselben schon von morgen ab. Das auSscheidende Mitglied des Auffichtsraths Herr Thieme wurde wiedergewählt. Der Antrag auf Abänderung der Statuten, dahingehend, daß Dividendenscheine nebst Talons auch schon zu den Actien-Jnterimsscheinen ausgegeben werden, fand die einstimmige Annahme der Versammlung. Der Geschäfts bericht für das letztverflossene Jahr legt Zeugniß davon ab, daß auch in diesem Jahre das Institut, frei von jeder Störung, erfreuliche Fortschritte gemacht hat. Es fallen in diese Periode 27 Anlehensabschlüsse mit Gemeinden im Königreich Sachsen und zwar mit 4 Stadtgemeinden, 7 Landgemeinden, 13 ländlichen Schulgemeinden, 2 städtischen, 1 ländlichen Kirchen gemeinde. Am Schluffe des Jahres betrug die Ge sammtzahl der Anleihen 158. Der Umsatz auf dem Cassen-Conto betrug 7,334,315.12 gegen 7,522,870.07 41 im Jahre 1878. Das Vorschuß geschäft auf Werthpapiere ist auch in diesem Jahre in sehr engen Grenzen gehalten worden, da m der Regel für die flüssigen Cafsenbestände Verwendung für die nächsten statutarischen Zwecke gefunden wurde. Der Bestand «st daher nach Aus weis der Bilanz um etwa 30,000 .4i gegen das Jahr 1878 vermindert. Der Bestand beziffert sich auf 72,715.20 >1. Der Gewinn beträgt ca. 5.53 Procent des durchschnittlich angelegten Capital-, gegen 5.63 Pro cent im Vorjahre. Das Conto der Werthpapiere — ult. 1879 — wird lediglich durch 24,800 X in 4'/, Procent, eigenen Anlehensscheinen gebildet, welche zum Paricours eingestellt waren, inzwischen aber veräußert worden sind. Die an 27 Gemeinden gewährten Dar lehne bewegen sich innerhalb der Minimal- und Maximal-Summe von 3000 -41 und 550,000 -4t und betragen im Ganzen 1,599,100 . 41 (gegen 737,175 .4t im Vorjahres. Hier durch bat sich die Gesammtsumme der bisher durch die Bank bewirkten AnlehenSbscblüsse auf 8,804,275 -4t erhöht; an Rückzahlungen sind bisher 293,568.78 .41 der Bank wieder zugeflossen. Tie Tilgung der ersten >5procentigen) Serie der Anlehnsscheine der Bank, von welcher, incl. Zinsen, nur noch 11,872.50 ,41 bei Jahresschluß in Umlauf waren, soll bekannt lich innerhalb dieses Jahres beendet werden. Von Serie II von 3,000,000 -4t mit 4'/,proc. Verzinsung sind i. I. 1879 54,900 >1 getilgt worden. Von der III. Serie (4proc.) sind bisher 1,833,500 emittirt, 27,000 .4t aber für das Jahr 1879 amortisirt worden. Serie IV von 2,000,000 -4t (4',2 proc.) ist vollständig begeben, — davon im I. 1879 amortisirt 38.500 .4t. Von einer V. Serie (4'/, Proc. Zinsen tragend) ist eine Summe von 1,812,000 .4t emittirt, 34.500 -4t für das Jahr 1879 getilgt worden. Im Ganzen sind von Anleyensscheinen bisher amortisirt 648,200 .41. Der Werth des zu Gunsten der An lehenssckeininbaber gebildeten Reservefonds, aus königl. sächs. 3 proc. und 4 proc. Staatspapieren be stehend, beläuft sich gegenwärtig nach seinein Cours- werth auf etwa 7.75 Proc. des Actiencapitals. Durch den ihm statutengemäß aus dem vorjährigen Rein gewinn zufließcnden Betrag erhöht sich derselbe aus etwa 9.2 Proc. des Actiencapitals. Die Bilanz läuft auf beiden Seiten mit 9,495,980.50 -4t aus. -u- Der uns heute zugegangene Ausweis der Deutschen Reichsbank vom 14. d. M. constatirl eine Zunahme des Wechselportefeuilles um 10,441,000 Mark, während der Bestand an Lombardforderungen um 4,530.000 .4t abgcnommen bat. Die Giroverbind lichkeiten erhöhten sich um 2,701,000 -4l, ebenso erfuhr der Metallbestand eine Zunahme von 2,145,000.4! und der Bestand an Reichscassenscheinen einen solchen um 1,496,000 .41, während der Bestand an Noten anderer Banken sich um 2,283,000 . 41 verminderte. Der Effectenbeftand ging um 6.356,000 .41 zurück, ebenso hat sich der Betrag der umlaufenden Noten um 1,608,000 .4l verringert. k. li DerIVerwaltungsratb der Hamburg-Süd amerikanische >, Dampf sch ifffahrtsgesell- schaft hat die Dividende für 1879 auf 10 Proc. festgesetzt (1878 — 8 Proc.). -u- Maschinen oauanstalt Golzern. Die große Beliebtheit, welcher sich neuerdings die Actien dieses Unternehmens sowohl an der hiesigen wie auch an der Dresdner Börse zu erfreuen haben und womit eine stetig fortschreitende Höherbewerthung deS Courses dieses Papieres in Verbindung steht, ist zurückzufübren auf den Aufschwung, welchen die geschäftliche Lage des sonst wohlsituirten Unternehmen- neuerdingS genommen hat. Wie unS mitgetheilt wird, liegen so umfangreiche Aufträge und zwar zu lohnenden Preisen vor, daß schon seit einiger Zeit an drei Tagen in der Woche während der Nackt gearbeitet werden muß. Nack Allem läßt sich annehmen, daß da- Erträgmß für daS am 30. Juni e. schließende Geschäftsjahr die Vertheilung einer wesentlich höheren Dividende als im Vorjahre gestatten werde.
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