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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-21
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1880
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1092 »iesrn hierselbst und dir Domainr Pillnitz »rrd einfttmmia beschlossen, der vorgelegten Der rrag-urkunde di« versaffun-Smäßigr Zustimmung zu enheilen. Ueber di« von dem LandtagsauSschuffe zur Ver waltung der Staatsschulden aus die Jahre 187« und 1877 abgelegten Rechnungen reserirt Lbg. Leut ritz. Der Antraa der Deputation: dem Beschlüsse der Ersten Kammer beizutreten und dem LandtagSausschusse zur Verwaltung der Staatsschulden rücksichtlich der von demselben über die Verwaltung aus die Jahre 1876 und 1877 abgelegten Rechnungen den gewöhnlichen JusnsicanonSschein zu erlheilen, wird zum Beschluß erhoben. Nächste Sitzung Montag den L3. Februar Mittags '/,! Uhr. 1 Dresden, 2V. Februar. Die Erste Kammer beginnt ihre heutige Sitzung Vormittags II Uhr in Anwesenheit deS Finanzministers von Könneritz, deS KriegSministerS von Fabrice und verschiedener RegicrungScommiffare. Auf der Tagesordnung steht zunächst der Bericht der zweiten Deputation über das königl Decret Nr. 3, anderwene Nachträge zu dem außer ordentlichen Staatsbudget auf die Jahre 1876 und 1877, sowie zu dem Staatsbudget und dem Flnanzgeseke aus die Jahre 1878 und 1879 be treffend. (Referent Abg. Seiler-Neucnsalz.) Die Deputation schlägt vor: die bei dem Aufwand? für Vollendung und vollständige Ausrüstung der Cbemnitz-Komotauer, wie Zwickau-Lengenseld-Falkensteiner Eisenbahn linien zu erwartenden Ersparnisse mit dem Be trage des für die Linie der Sächsisch-Thürin gischen Eisenbahn noch erforderlichen Mehr bedarss als gegen einander deckungsfähig zu erklären. Die Kammer beschließt demgemäß und bewilligt sodann, in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer, die postulirten Summen nach der Regierungsvorlage. Hierbei ist die Staatsregierung ermächtigt worden, von den in der Finanzperiode 1878 79 gemachten Ersparnissen 292,061 zur Vollendung des Amtsgerichts Leipzig. 16,539 .F. zur Ergänzung und Erneuerung des Mobiliars bei dem Obrrlandesgericht, 31,000 .4» desgleichen bei dem Amtsgericht Leipzig und 83,000 -4l zur nachträglichen Bestreitung deS Mehraufwandes bei den unter Position 4 deS außerordentlichen Budgets 1878/79 bezeichneten Anschaffungen und Ausstattungen, in Summa 422,600 .4t, zu verwenden. Referent Seiler rügt den unsoliden Bau der vom Craate angekauften Sächsisch-Thüringischen Eisenbahn. Oberbürgermeister vr. Georgs bemerkt, daß die RechenschaftSdepulation über die in dieser Richtung gemachten traurigen Erfahrungen demnächst speciellen Bericht erstatten werde. Finanzminister «.Könneritz constatirt, daß u. A. bei der genannten Bahn die Hinterfüllungen von Stirnmauern und Wölbungen, anstatt mit festem Lteinmaterial, mit lockerem Schutt, alten Fäffern und sonstigem Gerümpel auSgefübrt worden sind Die sämmtlichen Bauten dieser Bahn seien höchst leichttertig hergestellt gewesen und hätten weitgehende und kostspielige Nacharbeiten nöthig gemacht. Endlich beschließt die Kammer in namentlicher Ab stimmung: Dem Gesetz, einen zweiten Nachtrag zu dem Finanzgesetze auf die Jahre 1878 und 1879 vom 5. Juli 1878 betreffend, die verfassungsmäßige Zustimmung zu erlheilcn. Präsident von Kriegern reserirt sodann NamenS der ersten Deputation über den Antrag mehrerer Mit glieder der Zweiten Kammer auf Einführung eines kürzeren Verfahrens bei Grundstückszu sammenlegunaen. Freiherr von Tauchnitz wünscht, daß die Erwä gungen der Staatsregierung recht bald einen dem Anträge der Zweiten Kammer günstigen Erfolg haben mochten, da das jetzige Verfahren bei Grundstücks- zusammenlegungen allerdings der Abkürzung bedürfe von Schönberg-Bornltz tadelt die Hohen Ligui dationSansätze der Zusammenlegungs-Beamten bei vorkommendeu Reisen. Ihm sei ein Fall bekannt wo ein Oekonomie-Kommissar für eine kurze Reise welche mit der Eisenbahn nur 50 ^ gekostet, den Betrag von 18 .« 50 ^ liquidirt habe. Er werde einen Antrag einbringen, welcher darauf binaus- lause, das Gesetz über die Reisekosten der Staats- diener auch aus die juristischen und ökonomischen Special Kommissare auszudehnen. Die Kammer beschließt, in gleicher Weise wie die Zweite Kammer, den vorliegenden Antrag der königl SraatSregierung zur Erwägung zu übergeben. Die Petition des Bauernvereins zu Luga be, Bautzen, deren Inhalt schon im Tageblatte vom 16. Februar mitgetheilt worden, veranlaßt eine längere Debatte. Die Depuration schlägt vor. die gestellten Petita auf sich beruhen zu lassen, die Petition aber noch an die Zweite Kammer abzugeben. Man bat dem An trage der Deputation sormell Nichts entgegenzusetzen rS wird aber von mehreren Seiten das Bedauern ausgesprochen, daß verschiedene der Petitionspuncte, welche Abhülse erheischen, nicht mehr vor das Forum der sächsischen Ständekammrr gekoren, namentlich gelte Dies von den Puncten 4 und 5, welche Zwangs raufe neugeborener Kinder und Ungültigerklärung der nicht durch kirchliche Trauung geschloffenen Eben verlangen. Abg. Seiler-Neuensal» meint, daß, wenn auch für diesmal die Angelegenheit der Fortbildungsschule alS erledigt erachtet werden muffe, doch für den nächsten Landtag wahrhafte Sturmpetitionen gegen die obligatorische Fortbildungsschule auS ver sch,ebenen Tdeilen des Landes zu erwarten stünden von Watzdors-Solschwitz, Ober Hofprediger 0, Kohl schütter und Abg. Pelz wünschen eine größere Pflege de- Religionsunterricht- in der Volks schule herbeigefübrt zu sehen. Vom RegierungStische erfolgt darauf die Erklärung, daß diesen Wünschen thunlichst Rechnung solle ge tragen werden. Die Kammer beschließt dem Deputatwn-antrage entsprechend. Das Seminar für Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen. Es ist gewiß ein ehrenvolle« Zeichen für eine Stadt, wenn in ihr Anstalten, die zum Segen der Menschheit gegründet worden sind, gedeihen und ausblührn. Zu den trefflichen, verdienstlichen An stalten, d,e in unserrn Leipzig einen erfreulichen Aufschwung genommen haben, gehört auch da« Seminar für Lehrerinnen und .Kind-crgärtncrinncn von Anaclika Harlmann. Diese Anstalt besteht eigentlich seit dem Jahre 1864 und hat bereits eine Menge von Lehrerinnen und .Kindergärtnerinnen (gegen 400) ausgebildet, die im In- und AuSlande vorthcilhafte Stellungen gesunden haben und theil» an öffentlichen Anstalten, theils in Familien segens reich wirken. Nachdem dieselbe vor 5 Jahren vou Köthen nach Leipzig verlegt worden ist, hat sie auch zier ihre Lebensfähigkeit bewiesen und mehr und mehr an einheitlicher Organisation gewonnen. DaS Semi nar gliedert sich in zwei Abthcilungen, von denen die eilte solche Schülerinnen aufnimmt, die sich dem /ehrberuse widmen und die staatlich angeordncten Prüfungen bestehen wollen, die zweite aber von olchen Schülern besucht wird, die sich zu Kinder- zärlnerinnen ausbilden. Je nach Fähigkeit unk kluswand von Zeit kann die Aspirantin der I. Ab- theilung sich zur Lehrerin an höheren UnterricktS- ansialten ober an Volksschulen befähigen und in Ablheiluna II. eine Kindergärtnerin erster oder uveiter Klasse werden. So bietet die Anstalt den Töchtern gebildeter Stände Gelegenheit, sich in den verschiedenen Bcrusszweigen erziehlicher Natur tüchtig zu machen, und eröffnet nicht nur den weniger Bemittelten die Aussicht aus einen selbst ständigen ehrenvollen Beruf und damit aus eine geachtete. Lebensstellung, sondern bat auch das Ziel im Auge, der Mädchcnbildung durch eine Ver tiefung der in der Schulzeit erworbenen Kenntnisse einen soliden Abschluß zu geben und die Ansicht immer mehr zur Geltung zu bringen, daß eine gründlichere Ausbildung in den verschiedenen Ge bieten des Wissens das weibliche Wesen zu kräfti gen und zu adeln vermöge, während jede Schein- und Halbbildung zu unwciblicher Selbstüberhebung und zu hohlem Dunkel führt. Daß bei der Ausbildung von Lehrerinnen und Erzieherinnen ganz besonders auf die das Weib zierenden Eigenschaften, wie Frömmigkeit, Wahr- vcitsliebe, Geduld. Ordnungsliebe, Treue und Stetigkeit gesehen werden muß, ist selbstverständ lich; nicht minder wichtig aber erachtet die An stalt die Entwickelung eines gcstnnungslüchtigen Ebaraktcrs, der im Vereine mit einem geklärten Urtbcilövcrmögen dem weiblichen Geschlecht? jene Natürlichkeit, jene Frische, aber auch jene Reise deS Geistes verleibt, die unteren Töchtern in der heutigen Zeit io noth thut und die sie weder bei dem Nichtslhun. an welches sie das Salonlcbcn gewöhnt, noch in dcn soge nannten feinen Pensionen sich erwerben werden. Nur eine körperliche und geistige Kraft bean spruchende Arbeit, eine aus ein bestimmtes Ziel hin gerichtete Thäligkeit wird die Frau zur Ver wendung ihrer von Gott verliehenen Gaben und Anlagen führen und ibr die günstige Aussicht er öffnen , daß sie als nützliches Glied der mensch lichen Gesellschaft wirken und sich eine unabhängige Lebensstellung sichern könne. Und welcher Beru vermöchte mehr für Verwirklichung dieses Zieles beizutragcn, als der der Erziehung? Man bat freilich gesagt, daß die Ausbildung zum Lehrberufe die weiblichen Kräfte übersteige; aber unser Se minar kann durch die erzielten Resultate beweisen, daß bei sonst diätetischer Lebensweise ein mit Maß und Ziel geforderter Aufwand von geistiger Kraft durchaus die Gesundheit nicht schädigt, und daß im Gegentkeil ein fester Wille auch manche körper liche Schwäche überwindet. Was nun die Ausbildung der Lehrerinnen an- belangt, die sich der Staatsprüfung zu unterwerfen haben, so sucht die Anstalt allerdings den von der Behörde gestellten intellektuellen Anforderungen in erster Linie streng nachzukommcn, aber sic legt dabei nicht minder Werth auf die praktische An leitung zum Unterrichten und die Schülerinnen werden sowohl im freien Vortrage als auch in dem Unfertigen (Entwerfen) und Abhaltcn von Katechesen gründlich geschult, wie überhaupt münt sicher und schriftlicher Gedankenausdruck gepflegt und als ein Maßstab für den Grad der inneren Durchbildung, der geistigen Selbstthätigkeit ange scbcn wird. Das Seminar beherzigt Pestalozzi's Wort: „Es ist vielleicht eins der schrecklichsten Ge schenke, das ein feindlicher Genius unserm Ge schlechte machte: Wissen ohne Können! und trägt deshalb bei der Organisation des gesammlen Unterrichtes Sorge. Laß stets ein Wechsel zwischen Ausnahme und Wiedergabe seitens der Schülerinnen staltsindet. So werden die Schülerinnen der Ablkeilunq I in den pädagogischen Fächern, in Geschichte der Päda gogik. in der Psychologie, in der Dialektik öfter zu selbstständigen Abhandlungen veranlaßt und die Vorträge in der speciellen Methodik wie in der Erziebungslebre werden dadurch fruchtbar gemacht daß den vorgeschrittenen Schülerinnen durch das gütige Entgegenkommen der städtischen Schulbehörde und der .Herren Direktoren nicht nur Gelegenheit gegeben ift, an einigen diesigen Schulen dem Unter richte beizuwohnen, sondern daß sie auch reget mäßig veranlaßt werden, unter der Assistenz des Herrn Claffenlehrcrs und der Seminarvorstebcrin den Unterricht selbst zu ertbeilen Für die Schülerinnen der Abthcilung II liegt die Anregung zur Ausführung der «n der Erzie- kungslrbre und Kindergartentheorie ausgencmmcnen Principien in den Beschästigungsmitteln und Be wegungSspiclen des Kindergartens, über deren er ziehliche Bedeutung sic sich schriftlich und mündlich auSdrücken lernen, wie ihnen die dem Seminar zugehörigen Kindergärten ein weites Feld für lbre praktische Ausbildung gewähren. Sie lernen hier auch einen Einblick thun in dcn natür sichen Entwickelungsgang des kindlichen Leben«, erbalten ein Verständlich für die Bedürfnisse des Kindes von der Geburt an und werden in die Mittet eingeweiht, die nöthig sind, um ein Kind nach «einer Individualität harmonisch zu entwickeln Der Unterricht der Gesammt-Anstalt umfaßt außer den bereits genannten pädagogischen Wissen schäften noch Religion, deutsche Spräche, Litera tu eschicble, Weltgeschichte. Grcgraphic, Geemetrie, lrithmetik, Phvfik, Chemie. Anthropologie. Zoo- vgic, Botanik, Mineralogie, französische und «ma ische Sprache (Konversation in beiden Sprachen) Jn die Beschästigungsstunden, welche den Schü- erinnen geboten werden, ist Gesang, Turnen. Zeichnen, Handarbeiten mit eingeschloffen. Für diesen Unterricht besitzt die Anstalt eine um- affcnde Sammlung der besten und neuesten Lehrmittel und Apparate, namentlich aus dem Gebiete der Naturwissenschaften. Bewährte tüch tige Lehrkräfte widmen der Anstalt mit Interesse und Berständniß ihre Wirksamkeit, und die Bor- ieherm, die mit einem reichen Schatz von Kennt nissen und Erfahrungen den rechten Tact verbindet, arbeitet unermüdlich dahin, durch Berücksichtigung der invibuellen Anlagen und durch eine eingehende Beaufsichtigung, die sie den erterncn und internen Zöglingen zu Theil werden läßt, dieselben möglichst dem idealen Ziele der Erziehung zuzusührcn und ie zu leistungsfähigen, irrem Berufe mit Auf opferung und Liebe dienenden Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen auezudilden. Tiefe besondere Berücksichtigung genießen namentlich die im Pen sionat«: der Anstalt befindlichen Schülerinnen, für welche cinestheil« die Bildungsmittel. welche unsere Stadt zur Benutzung bietet, anderntheils die an regenden Zusammenkünfte, durch welche die Anstalt eine edle Geselligkeit und Erbolung pflegt, fruchtbar gemacht werden. Wir sprechen der treff lichen Anstalt schließlich ein herzliches Glück aus! zu ihrer ferneren Wirksamkeit aus. Gewerbeschiedsgerichl. * Lri-jtg» 20. Februar. Vorsitzender: Stadlratb Dielel, Beisitzer: Restaurateur Vollrath, Tischler- obermeister Werner, Kellner Kaiser, Tischler Sei fert, Hülssbeisitzer: Maurermeister Leonhardt, Maurer Pfützner. Klage I. Der Droschkenkutscher Mar ENig klagt gegen den Lohnfuhrwerksbesitzer G'-oße aus Zahlung von 24 ,4t Lohnrückstand. In dieser Sache hat schon einmal, und zwar am 9. Februar Termin angestanden. Ter Beklagte hatte eingewendet, daß er dem Kläger Lohn deshalb nicht gebe, weil derselbe bei ihm Kost und LogiS gebabt und eine Lohnzahlung bei den Droschkenkutschern nicht üblich sei, diese vielmebr sich immer den Lobn von den Fahrgeldern abzögen. Das Gericht hatte die Abbörung eines Sachverständigen und zwar des Vorstehers des Droschkenbesitzer-Vereins Herrn Wolf angevrdnet. Dieser erklärte in der heu rigen Verhandlung, es sei hier fast allgemein üblich, daß der engagirle Kutscher sich von den Fahrgeldern 2 bis 2 .4t 50 ^ für den Tag wegnimmt und an Tagen, wo das Geschäft gut gegangen, noch mehr; es werde in diesem Falle kein Lohn, aber Kost und Logis gewährt. Darauf entscheidet das Gericht, daß Kläger mit seinem Klaganspruch abzuweisen und die erwachsenen Kosten zu tragen schuldig sei. Klage II. Der Grubenräumer Wilhelm Breßling klagt gegen den Inhaber eines Absuhrinstituts, Henze, auf 27 .4t Lohnentschädigung. Diese Ange legenheit wae auch bereits in einem flüheren Termine Gegenstand der Verhandlung, sie wurde aber vertagt, um einen Zeugen, mit dem beide Tbcile einverstanden, abzuhöccn. Ter Beklagte erhebt gegen die Klage die Einwendung, er bade Breßling beim Engagement ausdrücklich bemerkt, daß, wenn sich etwa heraus stellen sollte, daß er in seinem früheren Arbeit- verbältniß der Trunkenheit sich schuldig gemacht, er dann seine sofortige Entlassung gewärtigen habe. Dieser Fall sei durch einen Brief des srüheren Dienstherren des Klägers constatirt worden. Der Zeuge, ein Arbeiter bei Beklagtem, sagt aus, daß die ser gesagt, er wolle hoffen, daß Niemand bei der Ar beit trinke und herum schwremele, wer das thue, werde sofort entlassen. Das Schiedsgericht entscheidet gegen den Beklagten und verurtbeilt denselben zur Be zahlung der 27 ./t. Lohnentschädigung, das Urthei damit begründend, daß der gemachte Vorhalt lediglich die sofortige ArbeitSentlaffung zur Folge haben konnte, wenn der Kläger in seinem neuen Arbeits- vcrbältniß sich der Trunkenheit schuldig gemacht, was aber gar nickt behauptet worden, und daß das Vorkommen von Trunkenheit in früheren Arbeit- Verhältnissen nicht als Grund sofortiger Entlassung angesehen werden könne. Klage III. Der Kellner Wilh. Becker klagt gegen den Restaurateur Lötel auf Zahlung von 42X90^ Lohnrückstand, Lobn-, Kost- und Logisentschädigung Der Beklagte erkennt den Betrag von 11 55 auf den Kläger seine Forderung betreffs deS Lohn- rückstandeS und der Schuld eines Gastes, für die der Beklagte gutqesagt, reducirt, als richtig an, macht aber gegen d,e übrigen 30 .4k für Lohn-, Kost- und Logisentschädigung geltend, daß er zu der sofortigen Entlassung des Klägers sich für berechtigt erachtet, weil dieser in unzulässiger Weise seinen Dienst ver lassen und betrunken nach Hause gekommen sei Diese Behauptung wird vom Kläger bestritten, der selbe ziebt indessen, da er eine andere Stelle außer halb Leipzigs zu erlangen bestimmte Aussicht habe und sich nicht in Weiterungen, wie sie durch Abhörung von Zeugen entstehen, emlaffen will, seinen Anspruch in Betreff der 30 zurück und begnügt sich mit den II 55 /H, wodurch die Klagangelegenheit sich erledigt. Klage IV. Der Bnffetier Taverell klagt gegen den Restaurateur Lötei aus Zahlung von 13 .4t 50 ^ Eautionsrest. Die Differenz ift durch einen Schaden an dem betreffenden Bierapparat, bez. durch Platzen eines Schlauches, wodurch Hierverlust eingetreten, ent standen. Jeder der beiden streitenden Theile macht den anderen für den erwachsenen Schaden verant wörtlich. Die Parteien vergleichen sich schließlich dahin daß der Beklagte dem Kläger 3 .4- bezahlt und dieser auf Weiteres verzichtet. Löuizl. Landgericht. I. Nack A. 140 de- Reichs-StrcffgesetzeS wird ein Wehrpflichtiger, welcher in der Absicht, sich dem Ein tritt «n den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubnitz entweder daS Bundesgebiet verläßt oder nach erreichtem militair- pflicktigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiete- aufdält, mit Geldstrafe von 150 b«S zu 3000 oder mit Geiängniß von einem Monat bis zu einem Jahre bestraft. Seit dem Bestehen dieses Ge setze- sind nun im Laufe der Jahre eine große Anzahl militairpffichtiger Leute, und zwar meist in cc>nlnm.ici,m, zu Geld oder zu Gesängnißstrasen ver- r,urth«ilt worden und auch gegen die zuletzt vor der Strafkammer kl r^rhandelten Angeklagten geschah. Kren Lburtheilung «n «votum,ei»in. Ein jeder kr ' >rei Angeklagten: Karl Gustav Weise, Ehrrgoe: Ignaz Christian Ernst Havermann und Adels vugo Sommer, erhielt zweihundert Mark Geld- event. je zwe, Monat« Sesängnißstrafe zu- erkannt. U. Der Kaufmann Robert Küster, im Jabrc 1844 in Großmiltitz als der Sohn eine« dorngen Gutsbesitzer- geboren, bat bereits einmal wegen einer Urkundenfälschung Gesängnitzstrafe erlitten. Küster »eabfichtigte, wie er selbst angab, in Leipzig r,n Material- und Colonialwaarengeschäft zu etablnen, nachdem er bis »um October vor. IS. Agenturge- ckäfte betrieben hatte. Das Anlagekapital, welche- er besaß, bestand in etwa 200 und nachden er unter solchen Verhältnissen die Maaren obne Ausnahme auf Credit entnommen hatte, eröffnte er am 12. November in der hiesigen Fieischergcn'se daS Geschäft. Der Gang desselben muß ei» herzlich schlechter gewesen sein, denn schon am 3. Deeembcr vor. IS., also nack Verlaus von kaum dre« Woct-en verkaufte Küster dasselbe an de» hiesigen Pfandleiber Heinrich Sck., bei N'elchem er schon vorher verschiedene Waaren verpfände: hatte. Es trat nun die Gläubigerscbast mit dem Anbringcn >ervor, daß Küster bei Entnahme der Waaren aus Kredit sich als einen gulsituirten Kaufmann rnu 3600 Anlagekapital ailsgegeben habe, welcher eine Vergrößerung seines Geschäfts vorzunebmen beab sichtige und im Begriffe stebe, eine Braut nnl 30,000 Vermögen bcimzusühren u. s. w. Aus diese Versicherungen h,n batten nun auch mebrerr Geschäftssinnen Waaren und auch baare Vorschüsse in Posten von 550 260 613 .4t, 250 .4«. 297 .4, »i4 .4t, 50 L und 316 ,4t u. s. w. dem Küster ver abfolgt. Der Angeklagte gab nun zwar zu, den Verletzen gegenüber solche oder ähnliche Angaben gemach: ;u haben, indessen seien lctzlerr auch nickt unbegründtt gewesen. Die Braut habe ihre Einwilligung zu: Heirath bereits gegeben und von seinen Angeböne«n habe er noch Vermögen zu erwarten; allerdings i-j das Verbältniß mit der Auserwäblten dadurch aus§c- löst worden, daß diese von ferner Vorbestrasung er fahren, und auch seine vermögenden Angehörixn hätten ihn im Sticke gelassen. Dazu sei der schlecke Geschäftsgang gekommen und so sei ibm schließlich Nickt- übrig geblieben, als zum Pfandleiher sem« Zustucbt zu nehmen. Aus Vorhalt des Herrn Präsidenten. daß der Vc: kaut des Geschäfts an Sck. den Stempel eines Scke^ kauss trage, verblieb Küster dabei, daß seine Angabe , die richtigen seien und daß er von Sck. noch 1600.4 zu fordern habe. Im klebrigen gab der AngeNaxe zu, seinen Gläubigern noch etwa 2600 schuldig zu sein. Der Gerichtshof nahm bei Beurtheilung der al- Betrug sich berausstellendcn Handlungsweise Küster - mildernde Umstände an und verunheilte densrlbcn zu drei Jabren sechs Monaten Gesängniß. Der Gerichtshof war aus den Herren Kammcr- dircctor Rein und LandacricktSräthen Justizrath vci Bose, Sackße, Obenaus und Hülfsrickter Dwü. Auditeur vc. Peckwkll zusammengesetzt, die kcl. Staatsanwaltschaft im ersten Falle durch HerrnI Slaatsauwalts-Ass. Bocknitz, im zweiten durch Herrn Landgerichtsratb Habn, die Vertbeidigung inij lehren Falle durch .Herrn Rechtsanwalt Freitag II. vertreten. Nachtrag. * Leipzig, 20. Februar. Tie verschiedenn! Fachkommissionen des deutschen Reicbstagct haben sich consiituirt und es ist der Vertrete: unserer Stadt, der Abgeordnete vr. Stephani, wieder zum Vorsitzenden der Petitiont- Eommission gewählt worden. Die Nation«!- liberale Partei ini Reichstage muß sich noch cri^ I recht leidlichen Ansehens und Gewichtes zu er freuen haben, denn es sind die Vorsitzenden üLcr vier Fachcommissionen aus ihrer Mitte Hewct.l worden. Ter 2lbg. v. Bennigsen ist Vorsttzentc: der Budgeteommisiwn, der Abg. Rickert Vorsitzentcr der Rechnungscommission, der Abg. Iw. Mr- qiiardsen Vorsitzender der Wahlprüfungscommissicii und der Abg. I)r. Stephani Vorsitzender tcrl Petitionscomniission. — Laut Bekanntmachung der königl. Lotterie-1 Direktion in Leipzig findet die Ziehung 3. Clesie 97. Lotterie am l. und 2. März statt, und bcl jeder Spieler sich längstens bis zum 22. dient Monats, das ist also bis morgen resp. heule in den Besitz seines Looses 3. klaffe zu bnngcri und, wenn er solches von seinem Eollecteur möl erkalten könnte, sich sofort im Beschwerdetrece an die königl. Lotterie-Direktion zu wenden. I — Die hiesige Firma Franz Mauer, weise schon seit längerer Zeit mit Lieferungen für Jbre Majestät die Königin Earola betraut ift, erbiäl neuerdings die weitere Auszeichnung, das PrLticct! „Hoflieferant Sr. Majestät des Königs" führen dürfen. * Leipzig. 20. Februar. Socialistische M- Ixlligkeiten in Amerika. Die Socialisten ini Eincinnati, die noch vor einigen Jahren Allrs zu verschlingen aedachlcn. sind sich schon wiettr einmal in die Haare gerathen. Es handelt sä nämlich um den Posten eines correspondircndc» I Sekretairs des National -,Erecutivcomirö brr! Socialistenpartei,den Herr Philipp van Patlcil inne gehabt. Dieser socialistische Agitator bezq! hierfür wöchentlich bisher 12 DoÜars Salon,! während Herr John Ehmann, auch vc»! dieser Stadt, als Finanzsecretair nur 8 Dellock! für d»e Woche erhielt. Jetzt bat aber der Etki«-I listencongreß diese beiden Posten vereinigt »adl Herrn van Patten zum Sccretair mit 12DollackI wöchentlichen, Salair ernannt. Darob sind «i! die Freunde des Herrn Ehmann fürchterlich ois-I gebracht, und kam eS in der letzten Sitzung der I Eincinnatier Socialisten-Sektion zu stiirmiscbnl Sceuen. Diese Sektion, welche einst gegen Ivc-I Mitglieder zählte, besteht noch auS ganzen IK. scccl sechzehn Mann, aber die Frage um l2 Dollackl per Woche, wenn auch von auswärts Zuschuß folgt, wird diei'e letzten Sechzehn wahrscheinlich auch noch auSeinanderjagen —* Vorgestern hielt der Verein zur Unters stützung unbemittelter talcntvollcr Kwcrtben Möllmann Kaffen Herr vortrug, e mögen vo Zinsen de »er Milgl wände vc Hieraus l lkbrcr List Berichte biö aus Unterstütz, dürfen d< Schule d» Generalv« Schüler e gelbes zu bcc Hälft Neuwahl eine Wiel Herr Pa Bernhard Dank de wer, wu *Leip der Eenl innung zrn östen welch sch Zusamm« vcrmögcr auch viel« mengekor Hauscap- lrchkeil r Souper, Küche dc HKwürzt denen n. dcr aus Nach B Ball, dc Dem E wirklich hastestc - D dcn 22. mittags- ihres schwcnd« ncu eir »cs gr zur erst« O L, v Sch seine wi asien, ft scrnicn, aus, wi krhren, Reise r Am 7. 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