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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-12
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1880
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Vierte Vellage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. M. Sonnabend dcn 12. Juni 1880. 74. Jahrgang. Vom Lage. VolkswirUchastliches. 8 Die Haussemaschinerie ist in vollem Gange. In Paris treibt Rothschild die Ungarrente höher und höher; bald wird sie Pari stehen; eS steht dem Nichts mehr entgegen. In Glasgow kaufen die Hausse interessenten der Effectenbörse Warrants und so wird auf allen Puncten Feuer gemacht. Auch Russen werden durch ein Konsortium in die Höhe getrieben, um die neue Anleihe unter die Leute zu bringen. WaS soll die Börse machen ? — Sie sonnt sich in den Strahlen, welche die Svndicate auf sie herab glänzen lassen Dazu der herrschende Gcldüberfluß, welchen der Ausweis der deutschen Reichsbank von Neuem constatirt. Nach der „N.-Ztg " gewann daS Geschäft am DonnerStag eine größere Aus dehnung alS seit längerer Zeit, namentlich in den Hauptspieleffecten. Natürlich kamen auch Realisationen vor, welche die Course vorübergehend drückten. Die Abschwächung der Course erweiterte sich später; darauf wirkte auch mm Theil die Steige rung aller Getreidepreise. Credit 485 (481.50). Dis- conto 172.25 (170.75). Laura 115.50 (112.50). Dort munder 81 (78.75). Ungar. Goldrente 94.35 (93.50). Charakteristisch ist, daß die Staatseisenbahnver- waltung der Köln-Mindener die Preise, welche bei ver Submission auf Deckung ihres IahreSbedarfS an Kohlen eingegangen waren, abgelebnt hat und jetzt auf dem Wege freier Verhandlung billigere Preise zu erzielen sucht. Die Hamburgische Denkschrift über die Einverleibung der untern Elbe in das Zollgebiet schließt mit den Worten: „Der Seeverkehr Antwerpens, des wich tigsten Concurrenten der deutschen Nordseebäfen, ist dem Vernehmen nach seit Anfang dieses Jahres von jeder Zollcontrole bis zum Hasen befreit worden, ersichtlich um ihm die gleiche Freiheit zu gewähren, welche bis zur Stunde die Seefahrt vom Meere bis zu Elbe- und Weserhäsen genießt. Sollte eS dem gegenüber den deutschen Interessen entsprechen, in demselben Augenblick den großen Seeverkehr der Elbe unter Zollcontrole zu stellen, um einem Theil des FlußorrkehrS einige immerhin noch problematische Erleichterungen zu gewähren? Wollen unsere Leser wissen, was der Agrarier Herr v. Thüngen-Roßbach. der bekanme Correspondent des politischen Geschäftsleiters Deutschlands, neulich Er bauliches in der Wanderversammlung bairischer Land- wirthe in Würzburg vorbracble? Her ein paar Sätze: Die Börse sei an Allem Schuld und man könne sich nicht wundern, wenn der Landwirthschast die ewigen Neubelastungen zu bunt würden und sie sich dagegen stemme, wenn sie tagtäglich sehe, wie die Börse ohne sonderliche Steuer Milliarden umsetze und Geld auf Geld häufe, das Alles dem kleinen Publicum abgeschwindelt werde. Wenn keine Besse rung geschaffen werde, gehe die Landwirthschast, der Staat, Baiern und Deutschland unrettbar seinem Untergange entgegen. Europa stehe auf einem Bulcan, rer jeden Tag loSbrecben könne. — Und das Alles trotz der Zollherrlichkeiten? — Es wird also doch wohl besser s-in, wenn, wie ja der berühmte Correspondent des Herrn v. Thüngen einstmals äußerte: „die großen Städte vom Erdboden vertilgt werden." Diese ungarische sogenannte Eisenbahnbank hat gar eigenthümlicbe Statuten. Durch dieselben wird ihr Zweck dahin präcisirt, die finanziellen, commerziellen, in duftriellen, landwirtschaftlichen und sonst national ökonomisch wichtigen Unternehmungen in Ungarn und dessen Nebenländern zu fördern. Daher sind die Ge schäftsgegenstände der Gesellschaft folgende: ». Finan- ziirung und Bau von Eisenbahnen, die Herstellung anderer öffentlicher Bauten, insbesondere von Licinal- und Straßenbahnen, die Gründung und Förderung von Unternehmungen zum Zwecke der Bodenvcrbesse- rung. b. Die Contrahirung, resp. Nebernahme von Anlehen des Staates, der Municipien, der Gemeinden, Eisenbahn- und WafserreguUrungs-, sowie anderer Gesellschaften und Unternehmungen, e. Die Ausgabe von verzinslichen und verlooSbaren Obligationen mit oder ohne speciell gewidmete Bedeckung. Die Obli gationen können mit besonderen Beneficien ausgestattet fein. (Also Treffer!) ö. Alle mit den statutenmäßigen Geschäften der Gesellschaft zusammenhängenden Bank geschäfte jeglicher Art. In diesen Rahmen läßt sich alles Mögliche hinein bringen, eine wahre Credit mobilier-Wirthschaft, und darauf ist es wohl auch abgesehen. Es ist daher leicht begreiflich, daß die österreichische Regierung die beabsichtigte gleichzeitige Gründung eines ähnlichen Instituts für Cisleithanien durch die nämliche deutsche Gruppe nicht bewilligen mochte. Oesterreich Hai schon genug durch solche schwindelhaften Ausbeutungen gelitten. Vermischtes. —I. Leipzig, II. Juni. Bei der internatio nalen Ausstellung in Sydney hat Leipzig sich in bemerkcnSwerther Weise hervorgethan. Von etwa 25 Ausstellern (ganz genau läßt sich die Zahl z. Z. nicht angeben) sind 20 mit Preisen bedacht worden, davon 2 mit je 2, einer mit 8 Preisen; der I. PreiS kommt 9mal, der ». 6mal, der lll. 5mal, der IV. 4 mal vor. Herr Julius Blüthner hat 2 erste Preise erhalten, für Flügel und PraninoS; außerdem haben den l Preis erhalten: die Herren Göhrinq L Böhme, Glenck L Weiße, -f. G Trefftz L Sohn, Tittel L Krüger, Knauth L Co., Aug. Kürth und Brückner, Lampe L Co. Die Firma Göhring L Böhme ist die einzige ihrer Branche in Deutschland, welche einen Preis erhalten hat; ebenso die Firma PH SwiderSk«. welcher für Drucker- Pressen der 3. PreiS ertheilt worden ist. *— Zur Ergänzung obiger Notiz geht uns von unserem —n>Correspondenten noch Folgendes zu, daß die hiesige lithographische Anstalt von Aug. Kürth mit zwei zweiten Preisen und einem ersten PreiS ausgezeichnet worden ist. Der erste Preis wurde für ausgestellte Cbromo-Lithographien ertheilt, und ist der einzige erste Preis, der für diesen Genre deutschen Ausstellern bewilligt wurde. — Auch di« weltbeiühmte Firma Aug. Schütz, Wurzen <F. L. Schütz, Leipzig), ist mit dem ersten PreiS ausgezeichnet worden, ebenfalls alS einzige deutsche Firma, da andere Aussteller von Tapeten nur mit zweiten und dritten Preisen bedacht wurden. — I. Von einer größeren Anzahl von Mitgliedenr deS Deutschen HandelStagS war auf Anregung der Handelskammer zu Breslau die Berufung deS Plenums deS HandelStagS zur Berathung der von der ständigen Tarifcommission und dem Aus schuffe der Verkehrs-Interessenten vorgeschlagenen Ab änderungen des Gütertarif-SchemaS beantragt worden, der bleibende Ausschuß des HandelStagS hatte jedoch den Gegenvorschlag gemacht, schriftliche Gutachten von den Mitgliedern zu erfordern und dieselbe» in einer Denkschrift zusammenstellen zu lassen. Nachdem nun aber von mehreren Seiten der Antrag auf Einberufung des Plenums wiederholt worden ist. hat das Präsidium dieselbe zugesagt; indessen soll sie, da nach einer vom Minister der öffentlichen Arbeiten ertheilten Auskunft die General- conserenz der Eisenbahnen nicht vor Ende dieses Jahres über daS Tarifschema berathen wird, erst im Beginn des Herbstes stattsinden. Inzwischen wird der Gegenstand durch eine Commission vorbereitet werden, deren Verftäikung aus 15 bis 20 Mitglieder, dem Anträge der hiesigen Handelskammer entsprechend, in Aussicht genommen ist. u- Im Anschluß an unsere gestrige Notiz, be treffend die bevorstehende Subscription auf 6,000,000 Mark 4proc. Gothaer Grund - Creditbank- Psandbriefe, ,l p->n rückzahlbar, können wir heute nütthcilen, daß die Zeichnung am 21. d. M. wahrschcin sich zum Course von 95.75 stattsinden wird. Für den hiesigen Platz ist die Leipziger Bank ZeichnungS- stelle. Bei der Beliebtheit, deren sich die Pfandbriefe der Gotbaer Grund-Credilbank erfreuen und dem verhältnißmäßig billigen Course, zu welchem die neue Emission aufgelegt wird, ist wobl anzunehmen, daß tue Betheili- gung bei der bevorstehenden Sub scription, gleichwie in den früheren Fällen, eine rege werden wird —>1 Zwickau, 11. Juni. Noch immerfort werden hier neue Arbeiterinnen für Gorl Näherei gesucht, denn die zu Damengarderobe überall nöthigen Besatz- artikel bilden fortwährend einen Gegenstand lebhaf tester Nachfrage. Die Posamentenwaarenfabrikanten in Annaberg und Buchholz finden in ihrer nächsten Nähe nicht genug weibliche Arbeitskräfte; deshalb mußten sie früher böhmische Frauen und Mädchen nnt der Gorlnäherei heschästigen. Oft ging freilich die Arbeit sehr flau» weil ja die Posamcntcnbranche von der Mode ahhängig ist; doch lehrt die Erfahrung, daß dann, wcnn Gorl- und Perlenbesätzc nicht gingen, meist die Nachfrage in Spitzen sich hob. Ging also die eine Arbeit nicht, so ging die andere, und die Arbeiterinnen hatten deshalb immer einen geringen Verdienst. Seit dem 15. Februar können die sächsischen Fabrikanten keine böhmischen Arbeiterinnen mehr beschäftigen, weil dieselben die Arbeiten bei ihrer Wiedereinfüh rung nach Sachsen verzollen müßten. Um nun den Ausfall zu decken, wurde zuerst die Gegend von Zwickau, dann die von Schneebcrg, Schwar zenberg, später das Vogtland und seit Kurzem auch die Gegend von Waldenburg, Glauchau rc. für die Gorlnäherei erschlossen, und dennoch laufen die Bestellungen noch fortwährend so zahlreich ein, daß noch mehr Frauen und Mädchen in dieser Branche Beschäftigung finden können. Der Verdienst ist aller dings nicht so hoch, daß eine Person, wie einmal behauptet wurde, 2 .41 täglich verdienen kann, aber auf 1 .41 kann es eine fleißige Arbeiterin schon bringen. Daß dadurch mancher Familie ein recht hübscher Nebengewinn erwächst, ist leicht denkbar. Die Gorl Näherinnen sehen die ihnen fortwährend erwachsende Concurrenz natürlich mit unzufriedenen Augen an, denn sie schließen daraus, dag die Arbeit durch die immer mehr zunehmende Zahl der Arbeitskräfte bald weniger lohnend sein werde. Daß der Begehr nach Arbeiterinnen später, wenn die AbwechselungSjucht der Mode die Gcrlbesätze für die Damentsiider nicht mehr für gut befindet, finken wird, ist unzweifelhaft; aber hoffen!sich wird dann die Spitzenklöppelei oder eine andere Beschäftigungsart die vielen in Gorl arbeiten den weiblichen Arbeitskräfte beschäftigen können. -u- Kohlendebit im Meuselwitzer Revier. Im Monat Mai wurden durch die Güterexpedi ionen in Meuselwitz und Rositz 8690 Wagenladungen s 5000 Kilogramm verfrachtet, also 573 LowrieS mehr als im gleichen Monat deS Vorjahres. In den ab gelaufenen 5 Monaten dieses Jahres find 35,851 Wagenladungen oder 3084 mehr als in der corre- spondirendcn Periode des vorhergegangenen Jahres durch die Eisenbahnen befördert worden. u- Thüringische Eisenbahn. Nach den bis jetzt getroffenen Bestimmungen wird die diesjährige ordentliche Generalversammlung der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft am 9. August in Weimar abgehalten. «US Thüringen, 1l. Juni. Für die Tages ordnung des Verbandstages der Thüringischen Gewerbevereine — s. Nr. 186 des Leipz. T. — ist vom Gewerbevcrein in Nordhausen u. A. der An trag angemeldet worden, auf Erlaß einer Petition an den Bundesrath um Ablehnung der vom Reichstage in der JnnungSfrage gefaßten Beschlüsse, durch welche eine schwere Beeinträchtigung der Gewerbefreiheit be gangen würde. -u- Saal-Unstrut-Eisenbahn in Concurs. Von den Bedingungen, unter welchen die öffentliche Versteigerung dieser Bahn stattfinden soll, »st der Paragraph am wichtigsten, nach welchem der Meist bietende verpflichtet ist, binnen 4 Wochen nach dem Versteigerungstermine die Ertheilung der landesherr lichen Concession bei dem kömgl. preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten und bei dem großh. s. Staatsminifterium nachzusuchen. In dem Fall, daß Dies nicht geschieht, kann auf Kosten deS Meistbietenden ein neuer Versteigerungstermin anberaumt und von dem Mitbieten in dieser Form der frühere Meistbietende ausgeschlossen werden. Wie wir übriaenS hören, wird der bevorstehenden Ge neral-Versammlung der Nordhauzen-Erfurter Eisen- babngesellschaft ein Antrag deS Herrn Kumbruch (Kösen) auf Erwerbung der Saal-Unstrut Bahn durch die erstgenannte Gesellschaft zur Beschlußfassung vor gelegt werden, *— Der BundeSralh hat mit Bezug auf daS Ber- zeichniß derjenigen Massengüter, auf welche die Bestimmung im 8- N Ziffer 3 deS Gesetzes vom 20. Juli 1879 betreffend dre Statistik deS Waa- renverkehrS Anwendung findet, zugleich daS Ein- verständniß darüber festgcstellt: 1) daß, wenn Massengüter in Quantitäten, welche nach 8- II Ziffer 1 und 2 deS Gesetzes vom 20. Juli 1879 einer geringeren Gebühr als 10 Pf. unterliegen würden, zur Anmeldung gelangen, der niedrigere Satz zu entrichten ist; 2) daß unter „Wagenladungen" im 8-N Nr.3 deS Gesetzes vom 20. Juli 1879 nicht hloS Eisenbahnwagen-, sondern auch andere Wagenladungen zu ver stehen sind. *— Dem deutschen Schutzzollsystem drohen, wie schon erwähnt, ernstliche Gefahren; die Interessen aegcnsätze, welche man dadurch zu beruhigen suchte, daß der Zolltarif möglichst allen Schreiern nach Schutz Etwas bot, beginnen sich in von Tag zu Tag ver schärfter Weise gellend zu machen, und schon jetzt wird in industriellen Schutzzollorganen angesichts des vermuthlich sehr schleckten Ausfalles der Roggenernte eine Suspendirung der Kornzölle als dringend nothwendig bezeichnet. Es trifft also genau DaS ein was die verketzerten Freihändler vorausgesagt haben: die Kornzölle werden zunächst über den Haufen ge worfen werde», man wird ihre Unhaltbarkeil erkennen, sobald eine schleckte Ernte den Import großer Mengen ausländischen Getreides nothwendig macht. Das Schlimme bei der Sacke ist, daß nach dcn ver schiedenen Berichten die Kornvorräthe in Deutschland verhältnißmäßig gering sein sollen, weil die Specu- lanten sich gescheut haben, den hohen Zoll auSzulegen, und ist eS nickt am wenigsten diesem Umstande zu zuschreiben. daß die Getreideprci>e stark in die Höhe schnellen. DaS Ausland, welches nach dem seiner Zeit von allen Einsichtigen zurückgewiesenen Vorwand der Sckutzzöllner die hohen Zölle zahlen sollte, zahlt jetzt nickt nur diese Zölle, sondern verlangt auch für seine Waaren aus Kosten der deutschen Consumenten so hohe Preise, wie sie unter früheren Umständen nicht möglich gewesen wären; denn im Reich ist man heute gcnöthigt, um jeden Preis anzukaufen, während unter andern Umständen die vorhandenen Lager genützt haben würden, mäßige Preise zu halten. Die Folgen der Kornzölle treffen, wie schon erwähnt, die Gc- sammtheit der deutschen Consumenten und unter diesen einen ganz erheblichen Brucbtheil der La»d- wirlhscbast: alle diejenigen Landwirthe, welche selbst tein Korn bauen, und Diejenigen, welche durch Frost oder Dürre um den fast ganzen Ertrag der Ernte gebracht worden sind — nur die Wenigen, deren Felder von Schäden verschont geblieben, die eine reichliche Ernte haben, ziehen auf Kosten der Ge- sammtheit einen Nutzen davon. Unter solchen Umständen darf wohl erwartet werden, daß der zunächst von industriellen Schutzzöllnern ausgehenden Agitation sich auch Landwirthe anschließen werden, und gelingt eS, damit die Kornzölle zum Fall zu bringen, so hätte das ganze Svstem, eher als erwartet worden, einen Stoß bekomme», der sehr bald Angriffe auf andere Gebiete desselben nach sich ziehen und die Politik der Regierung nr die Bahnen des Freihandels würde zurücklcnkcn müssen. *—lieber die Bewegung der Getreidepreise in dcn letzten Wochen am Berliner Platze bringt die „Bank- und Handels-Zeitung" in graphischer Dar stellung eine interessante Statistik, welche im Durch schnitt für iede Woche das Mittel aus dcn Kündi gungspreisen resp. aus den TageSnotirungen für den laufenden Monat angiebt. Die so ermittelten Wochen- Durchschnittspreise zeigen für Roggen von Milte April bis Anfang Juni eine fortlaufende Steigerung, welche insbesondere in der letzten Aprilwoche und in der letzten Maiwochc einen großen Fortschritt gemacht hat. Für den ganzen Zeitraum von 7 Wochen er- giebt sich eine Preiserhöhung von 167^41 auf 184 also um 17.41 per 1000 Kilogr. Roggen. Bei Weizen ist die Auswärtsbewegung einmal, in der letzten Mai woche, unterbrochen worden; fürd n gleichen Zeitraum ist aber auch hier eine Steigerung von 214 aut 221 .41, also um 10 .41 pr. 1000 Kilogr., zu verzeichne ». Auch im Marktverkehr bat in den letzten Wochen eine ent sprechende Preiserhöhung Platz gegriffen. Nach den statistischen Ermittelungen, welche fortlaufend vom Polizei-Präsidium angestelll werden, betrug in Berlin der Marktpreis für Roggen mittlerer Qualität am 17. April 16.60 bis 16 80 .41 pro Toppelcenlner, am 7. Juni aber 19.10 bis 19.30 .41, also 2.50 oder ca. 15 Proc. mehr. Gegen den Preisstand vor einem Jahre, wo dieselbe Qualität mit 12.40 bis 13.20 notirt wurde, bedeutet der jetzige Preis eine Stei gerung um die Hälfte. Dabei scheinen namentlich »m Westen, wie sowohl die Berichte vom Bremer Getreidemarkte als die Nachrichten auS den rhei nisch-westfälischen Jndustriebezirken gleichmäßig be kunden, die Lager fast gänzlich geiäumt zu sein, so daß der nöthige Bedarf durch die jetzt ankommen- den ausländischen Beziehungen gedeckt werden muß. Daß dabei die neuen Getreidezölle ausschließlich von Deutschland getragen werden müssen, kann gar nickt mehr bestritten werden und ergiebl sich mit Roth- Wendigkeit auS der ganzen S tualion. So constatirt z. B. selbst ein so streng schutzzöllncrischcS Blait. wie die „Essener Ztg.": „Für Roggen sind wir vollständig dem Russischen Marlte anheimgegebcn und haben wir uns dessen Forderungen zu fügen, indem andere Bezugsquellen für uns nickt bestehen Da nun der ganze Continent seine Beziehungen von Rußland macht, so werden wir unS selbst bei den günstigsten ErntcauSsichten auf entschieden höhere Preise gefaßt machen müssen". An der Essener Ge treidebörse notirte am 7. Juni russischer Roggen be reits 20—20.25 ^1 pro Doppelcentner -ii- Fahrplanco'nserenz der mitteleuropäi schen Bahnen. An der, wie bereits gemeldet, am 27. d. M. in Innsbruck stattfindenden Fahrplancon- ferenz der mitteleuropäischen Bahnen zum Zwecke der Feststellung deS Fahrplans für die Wintersaison 15. Oclober 1880 bis 15. Mai 1881 werden Vertreter fast sämmtlicher Verwaltungen in Deutschland, Oester reich-Ungarn, Rumänien und Holland, ferner Depu- tirte einzelner belgischer, französischer, englischer und schweizerischer Verwaltungen therlnehmen Die nöthi gen Vorbereitungen für die Verhandlungei», welche wahrscheinlich zwei Tage währen, hat die Direktion der Oestcrreichischen Südbabn übernommen. Die eingelausenen Anträge, welche sich größtentheils aus wichtigere Anschlüsse, Einstellung von CourSwagen rc. beziehen, sind bereits zum großen Theile den betreffen den Verwaltungen zur Stellungnahme zugcfertigt worden. Wien, 10. Juni. Die Dividende der öster reichisch-ungarischen Bank für daS abgelaufene halbe Geschäftsjahr ist auf 18 fl festgesetzt worden. *—Ueber den auswärtigen Handel Oester reichs im ersten Quartal 1880 schreibt die „N. Fr. Pr.": Nach unseren Berechnungen betrug der HandelSwerth der eingeführten Waaren im ersten Quartal 1879 I!L2 2 Millionen Gulden, welchen ein AuSfuhrwerlh von 158.9 Millionen Gulden gegenüber stand. Für die gleiche Periode 1880 resulliren da gegen nach unseren Berechnungen für die Einfuhr ein Werthbetrag von 138.8 Millionen Gulden und für den Export ein solcher von 144.9 Millionen Gulden. Hiernach überwog die Ausfuhr im Jahre 1879 um 36.7 Millionen Gulden, im Jahre 1880 aber nur um 6.1 Million Gulden. Die Folgen der Zoll politik deS Deutschen RcickS und die ungenügende VorjahrSernle treten in den Export-Resultaten deutlich zu Tage. Die Getreideausfuhr sank von 2,751,805 auf 641,921 Meter-Centner. Die lebhafte Bewegung auf dem Eisenmarkte kommt in den Handelslisten zum beredten Ausdruck. An Eisenerzen wurden -j- 78,747 Meter-Centner. an Roh- und Brucheisen -4- 81,556 Meter-Ctr., an Materialeisen -ft 58,234 Meter Ctr. und an Commerzeisen -ft 24,264 Meter- Centner auSgeführt. An Edelmetall wurden einge führt 6.1 Milli onen Gulden gegen 41.8 Millionen in >879; ausgesührt 0.9 Million Gulden gegen 2.8 Millionen in 1879. Oesterreichische Kreditanstalt. Die Cre- ditanstalt hat nach der „Wiener Allg. Ztg." den Rest der »n ihrem Besitze befindlichen Gisela-Bahn- Actien an das Haus M. L. Biedermann »V Comp., dem sich die Firma Gülerbock L Horowitz (Comman- diten der „Deutschen Bank" in Berlin) arigeschlossen, begeben. Es sind dies 6500 Stück Actien, von wel chen die eine Hälfte fix zum Course von 161, die andere Hälfte in Option per Ultimo Juli übernom men wurde. In der Bilanz der Creditanstalt vom 31. Dccember v. I. waren 9584 Stück Gisela-Actien zum Course von 150.35 ausgewiesen. Pest. 10. Juni. (F. Z.) Soeben fand unter Vorsitz des Grafen Melchior Lonyay die Confti- tuirung der ungarischen Eisenbahnbank — Bangue hongroise deS cbemins de ser — statt. Die Gesellschaft constitunte sich auf Grund eines Actien- capitals von 8 Millionen Gulden in Gold und wurden sofort 4 Millionen Gulden eingczahlt. Die ersten Zeichner sind: Die Union stviwrale in Paris, daS Bankhaus Gebrüder Sulzbach in Frankfurt a. M., die Mitteldeutsche Credilbank in Meiningen, die Bank häuser Jacob Landau in Berlin und F. de la Hault ,n Brüssel. In die Verwaltung wurden gewählt: Graf Melchior Lonyay, Graf Bela Banffv, General- director Tolnav, Generaldirector Ivanka, Gcneral- director Gemaistre, Gorgy Szögenv, Allmann. Ialics Doctor Floch, Eugen BontE in Paris, Vicomte d'Harcourt in Paris, Moritz Sulzbach in Frankfurt, Hugo Landau in Berlin und F. de la Hault in Brüssel * Pest. 10. Juni. Unterhaus. Die Vorlage über die Pest-Semliner Bahn wurde in der Special- berathung, die Vorlage über die bosnischen Anschlußbahnen in der General- und Special debatte unverändert angenommen. *— Ungarn als Auswanderungsziel. Darüber spricht sich Arthur v. Studnitz im „Arbeiter freund" (Sonderabdruck aus dem 2. Hcfl 1880) schließlich dahin auS: Auswanderer seid vorsichtig! Wandert unter keinen Umständen eher nach Ungarn, als bis sich eure Kundschafter die Ueberzeugung ver schafft haben, daß eure Rechtssicherheit dort in dem selben Grade gewahrt ist, als sie auch in Amerika verbürgt sein würde. Auch können wir nickt umhin, auf die Thatsache aufmerksam zu machen, daß zu den Auswanderern, welche sich gegenwärtig so zahlreich nach der anderen Seite deS Oceans wenden, auch Ungarn ein erhebliches Kontingent stellt. Will Ungarn Einwanderer heranziehcn, so müssen vor allen Dingen diejenigen Umstände hinweggeräumt werden, welche zur Auswanderung drängen. — (UnS scheint, daß eS noch eine Ewigkeit dauern möchte, ehe Deutsche die Auswanderung nach Ungarn der nach Amerika vorzuziehen veranlaßt sein könnten.) >5r. Arlbergbahn Wie man aus Bludenz schreibt, dürften die Arbe len zur Fertigstellung der Arlbcrgbahn überaus rasch betrieben werden. Der Personalstand der für Bludenz bestimmten Bau- direction ist bereits vollzählig und die Vorarbeiten haben seit einer Woche begonnen. Es t,offen indeß noch täglich Ingenieure, Eisenbahiiteckniker, Bau unternehmer und Lieferanten jeder Art auS 4 irol, Vorarl berg, der Schweiz und Baiern in Bludenz ein, wo das bisher ländliche Stillleben sich in ein überaus bunteS, geräuschvolles Treiben verwandelt hat. Ein großer Theil des Baumaterials ist gleichfalls eingetroffen und auch die Lehrmaschinen zur Herstellung der Tunnels sind in Bludenz angekommen und dürften schon in den nächsten Tagen an ihre betreffenden Bestimmungsorte abgeken. Hunderte italienischer Eisenbahnarbeitcr jeder Art kommen täglich aus Tirol und der Schweiz und bieten ihre Dienste an. Die Zahl der angenommenen ist bereits eine so große, daß sie in Bludcnz nicht mehr untergebracht werden kann. Man ist daher im Begriffe, für die Arbeiter außerhalb des Städtchens ein "Nrackenlagcr zu bauen, das für fünfhundert Mann e.ngerichtet werden soll. Ein ähnlich lebhaftes Treiben macht sich in Feldkirch, Bregenz und dcn Zwischenftationen jener Linie be merkbar, von wo ein großer Theil des Baumaterials nach Bluden» geschafft wird. -u- Lemberg - Czernowitz - Iassyer Eisen bahn-Gesellschaft. Wahrscheinlich angeeifert durch die Unterstützung, welche daS Project der galizischen Transversalbahn bei der österreichischen Regierung findet, bat die Lemberg Czernowitz Iassyer Eisenbahn- Gesellschaft ihre Studien und Vorarbeiten auch auf die Durchführung des letzteren ausgedehnt und, wie das ,(W. Tgbl." meldet, diesfalls eine Eingabe an das Handelsministerium überreicht, womit sie in die Reihe der Concurrenten für die bezeichnet« Bahn
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