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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-13
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070613026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907061302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907061302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-13
- Monat1907-06
- Jahr1907
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Hrerdirev Nachrichten Donnerstag. 1L. Juni 1V07 MM Nr. t«S Insassen «nwve ein englische» Ehepaar Poppe schwer ver- letzt, der Dritte, ein Reporter einer englischen Zeftschrist her sich aus her Reise nach Deutschland besand. -lieb mi:: zerschmetterte m Schädeltot liegen. Mexiko. Tvr Präsident von Salvador hat dem yiesigen Gesandten von Salvador telegraphisch mitgeteilt, daß von Revolutionären Salvador- unterstützte Nicaragua- nor mit einem Kanonenboot heute die Stadt Aeajantla bombardiert und hiese daun besetzt haben. vertliches und LSchstscheS. Dresden. 13 Juni. —'König Friedrich August besucht am 30. d. M. den Detmolder Ho —* Herr Staats- und F-inanzminister Dr. v. Rüger bat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten und ist nach Ser Schwei» abgereis». —* Herr Kultusminister v. Schrieben besichtigte heute vormittag in Begleitung des Geheimen Schulrats Dr. Kühu und Schulrats Fink Las »euerbaule und vor kurzem eingemeihie Schulgebäude mit Turnhalle in Leub nitz-Ncuostra und wohnte in mehreren Klassen dem Unter richte bei. —* Bezüglich derDoktorpromotion der studie renden Lehrer an der Universität Leipzig Hot der Vorstand Se» Sächsischen Lthrrrverrins solgende Resolution beschlossen „Nack einer dem Vorstände,„gegangenen Mitteilung besteht di« Gefahr, daß die PromotionSbedingungen für studierende Volks lehrer an der Universität Leipzig verschärft werden Jede der artige Erschwerung würde eine Schädigung des Entwicklungs ganges der Volksschullehrerschast und de» Ansehens derselben nach uch ziehe». Darum hegt der Vorstand des Sächsischen Lehrer Fakultät der Universität Leipzig übermittelt werden. —* Der vierzehnte Delegiertentag des Ver bandes Deutscher Jourualisteu» »«d Schristfteller-Ver» eiue, der vom IS. bis 20. Juni in Dresden stattsiudei, wird an Teilnehmern seine Vorgänger bei weitem über- tressen. Bereits jetzt liegen gegen 250 Anmeldungen vor und diese Zahl dürste sich in den nächsten Tagen noch be deutend erhöhen. Das Programm der Tagung ist nun mehr endgültig abgeschlossen. Danach findet Sonnabend. >5. Juni, vormittags IN-- Uhr, die G e n e r a l v c r s a m in - lung der P e n s t v n S a n sr a l t deutscher Jorna- .listen und S ch r i s t st e l l e r ans dem König!. Belve dere und ein von der Stadt Dresden gegebener Be ar n n n n g s a b c n ö in der Ausstellung statt. Für Sonn- lag, 10. Juni, vormittags '2N Uhr, ist die feierliche Er öffnung des Delegiertentages in Gegenwart hoher städtischer und RegicrungSvertreter angesetzt und abends 'zö Uhr werden die Festtcilnehmer bei dem Herrn und der Frau Liaatsminiitcr Dr. Gras v. H 0 h e n t h a l und Berge» im Ministerhotel an der Seestrabe emp- 'angen. Die geschästliche» Verhandlungen werden Mon- iag. 17. Juni, früh 9 Uhr. fortgesetzt, gleichzeitig finden aber auch ans Einladung des dortigen Gemeinderates eine Fahrt per Svnderzug nach Klotz sche-KönigS- wald zur Berichtigung des König Friedrich August-Bades und ein Frühstück im Bade statt. Mittags empfangt Seine Majestät der König das Präsidium des Berbandes und die Borstaude des Repräsentation»- und Arbeitsaus schusses im Residcnzichloß, nachmittags 3 Uhr vereinen sich die Teilnehmer zu einem Festmahl im Ausstellungs valast und für abends i.>8 Uhr ist eine F e st v 0 r st e l l u n g ,m Königl. Operuhauie: „Salome" von Richard Straub angeietzt. Eine gesellige Bereinigung aus dem Belvedere nach der Over und eine von Herrn Kommmionsrat Bahr inszenierte Italienische Nacht ans der Elbe be schlieben den Tag. Dienstag. 18. Juni, sollen die geschäft lichen Verhandlungen mittags ihr Ende erreichen. Nach mittags L Uhr findet eine Fahrt mit Tvnderzug nach M «ihcn statt, wo grober Empfang, Besichtigung des Doms und der AlbrechtSbnrg. sowie abendS eine glänzende Beleuchtung -er Albrechtsburg vorgesehen sind. Mittwoch, 19. Juni, früh 9 Uhr, fahren die Teilnehmer des Dclegler- tcntages als Gäste der Stadt Dresden nach der Bastei, nehmen dort das Mittagsmahl ein und wandern dann nach Wehlen. Ein von der Stadt Wehlen gebotenes Marktsest dürste, wie immer, io auch diesmal, reiche Anerkennung finden. Abends 7 Uhr erfolgt ein Ausstieg zur Burgruine Wehlen zur Einnahme eines Ehrentrunkes, den der Ge- birgsvrrein ftir die Sächsische Schweiz ans seinem Eigen tum den Vertretern der Presse darbieten will. Um 8 Uhr gelaugt ein Festspiel: „Burg Welyn" von H. Jghnke zur Ausführung, dem »ich bei Absghrt der Gäste eine effektvolle »öhenbeleuchtniig anichliestt. Donnerstag, 20. Juni, end lich ist dem Besuch von Leipzig gewidmet. Nach An kunst in Leipzig und Begrünung durch die dortigen Kollegen findet zuerst eine Besichtigung des Buchgewerbe- Hauses uud eine Autvmvbilruudsahrt durch die nähere Um gebung statt. Daran schließt sich eine Besichtigung des neuen Rathauses und ein Frühstück, geboten von der Stadt Leip zig. Mit einem Dnmmerschvppen im „Thüringer Hof" und einer Italienischen Nacht im „Palmengartcn" erreicht sodann die 11. Tagung der Schriftsteller und Journalisten ihr Ende. —' Aus die »»natürliche Spannung zwischen de» Preisen für Schweine und Schweinefleisch macht jetzt auch doS Oraan des Landeskulturrates und der lanvwirtschastlichen Ver eine iin Königreiche Sachsen, die „Sächsische Landwkiichafillcke Zeitschrist", in einer ihrer letzten Nummern aufmerksam. Es beißt da: Bekanntlich sind trotz des starken Rückganges der Schweine- preisr die Prri'e snr Schweinefleisch im Kleinhandel, »ainenilich tädte». nicht entsprechend errnch isterium Le- Inner» hat mit ch pktzttz», ^ , , rbpreisen gebra^, »sende Veröffentlichung mit den Landwirten in Verdi»! Frachtsätze «tuen direkten Ile! Ganz ähnlich« Mahnung«« den „Staat-anzeige," an d! Amk-dauvlmanuschast Leiplß Vorschläge ersucht. « lachtvted- und Fleischpretlen »n . fort gezahlt»» Vieh« und r auch dann noch an . . .Een, müßte man sich setzen, um mit Hilfe ermäßigter zug in die Wege zu leite», n anch in Württemberg durch eiudrdchörde« gerichtet und tzlt t de» Landwirtschastttchen Verein pannung zwischen werden könnte t» besorgni-erregrnder. lichungrn in weiten Kreisen mit grobem Jnteresie aufgenomrnen worden sind und im Lause der Zeit wertvolles Material für die Beurteilung der Preisvechälinlss« auf dem Schlacktvlehmarkte zu liefern versprechen, hat sich der LandeSkultunat entschlossen, eine beträchtliche Erweiterung der Erhebung durch Heranziehung einer gröberen Zahl von Berichterstattern eintretrn zu lassen, die nun mehr etwa 250 beträgt. —* Während bei der Auneukirche das eigentliche ttirckengcbüude bis aus die Umfassungsmauern abgebrochen werden mnbie, bleibt der Turm vom Umbau nahezu un berührt. Es tritt stier nur insofern eine durchgreifende Veränderung «in. als das Geläut«, das jetzt in etwa 31 Meier Höste, oberhalb des HauptsimseS, uutergebracht war. einen anderen Platz erhalten soll. Dir Glocken werden späterhin ihre ehernen Stimmen aus dem über der 41-r gelegenen Stockwerk, also etwa SS Meter über Terrain, erschallen lassen. Behufs der notwendigen Reinigung und Ausführung kleiner Reparaturen mubten die vier durch Größe und Gewicht nicht sonderlich ausgezeichneten, an dern Jahre 1822 stammenden Glocken der Hiesigen Erz- gietzerei Bierling zugeführt werde». Nach Beendigung der entsprechenden Vorarbeiten in Gestalt eines Anfzug- erüsteS. Winde» usw. konnte im Dause dr- gestrigen Tage- icse Arbeit, dt« immerhin mit einigen Schwierigkeiten verbunden rvar, erfolgen. DaS Gleiche geschah mit dem alte» Glockenstnhl, da später des beschränkten Raumes wegen die Anordnung der Glocken nicht wie bisher neben-, sondern übereinander vorgesehen ist. Das Herunterlassen des Geläutes vollzog sich ohne jeden störenden Zwischenfall. Im Innern des Gotteshauses schreiten die Arbeiten rüstig fort. Die Aufmanernng der Emporen an der Turm- und den beiden Längsseiten ist nahezu sertiggcsrellt. ZiveckS Erprobung der Wirkung ist das Gipsmodell des die Rück seite des Gebäudes krönenden, ungefähr 3 Meter hohen Sandsteinkrcnzes seit einiger Zeit ausgestellt worden. BiS zu feineni Fnste mißt hier die Fassade rund 19 Meter, wäh rend der Hauptsims nur gegen 16 Meter Höhe aufweist. Von der Firma Kelle u. Hildebrandt. Dresden-Grvb-Lnga. wird cgenwürtig der Dachstuhl montiert. Die schweren cisenkonstruktionen werden dabei durch eine mittels Dampskraft betriebene AufzugSvorrichtung mit Leichtig» keit an Ort und Stell« besördert. Der Dachfirst erhält eine Höhe 00» 23,50 Meter. * Ter Bezirksveretn rechts der Elbe hielt gestern nachmittag im Linckeschen Bade sein Sommerfest ab. das sehr gut besucht war. Leider störte ein in der 5. Stunde eintretender Gewitterregen da- Preiskegeln auf mei besonders angelegten Bahnen, welches der gesamten Seram'ialtung als Grundlage dienen sollte. Tie Lotterien fanden schnellen Absatz und brachten reichen Gewinn, sowohl den Spielern, als auch der Kasse, welch« den Reinertrag zu Freistellen für arme Kinder im Maria Anna-Hospital, dem Kindergarten und den Kinderheimen rechts der Elbe verwenden wird. Groben Beifall fanden das vorzüg lich gespielte Konzert-Programm, die Sprung- und Grup- pcnleistungen der Spielableilung des Turnvereins für Neu- und Antonstadt, sowie dir humoristisch-patriotische An sprache beim Schluß des mit bengalischer Beleuchtung auS- gcführten Lampionzuges. Dem Balle der Erwachsenen ging ein Kindertänzchen voran. —'Dresden im Blumenschmuck. Für den Balkon- und Blumenfenster-Wettbewerb des Verein- zur Förderung Dres den- und de- Fremdenverkehrs bat Herr Fabrikbesitzer Dr. Albert Naumann. Chemnitzer Straße 73, al- Preis eine wertvolle ilberne Blumenschale gestiftet. Der Bezirk-« und Bürgerverein Dresden-Frledrichsladt stiftete zu demselben Zwecke 20 Mark. —* Der Wächter Nr. 18 der DreSoner Wach- uni Tchlirßgesellschaft nahm in vergangener Nacht einen Mann fest, welcher in der Amalienstraße die Scheibe «tnrs große» AuShängekastenS zerschlagen hatte. Den Mann und die im Ali-Hängekasten vorhandenen Waren übergab er der Polizei. —* Der bei dem Feuer in der Erncmannscheu Fabrik, Schandauer Straße, angeblich entstandene grobe schaden hat sich als ganz unbedeutend herausgestellt,- er beträgt kaum mehr als 100 Mark. —* Polizeibericht. 12. Juni. Während des gestrigen Gewitters scheute auf der Bautzncr Straße infolge eines Blitzes das Pferd eines beladenen Tafelwagen- und ging mit diesem durch, wobei der Geschirrführer vom Kutschersitze herab auf die Straße geschleudert wurde, wo er schwerverletzt liegen blieb. Er fand Aufnahme tn der Diakonissen-Anstalt. Das aufgeregte Tier wurde auf der Weintranbcnstrabe von einem Kutscher aufgehalten und dem Eigentümer zugesührt. — Im Großen Garten riß ein Radfahrer einen sechsjährigen Knaben um und fügte ihm dabei mehrfache Verletzungen zu. Der Rad fahrer wird sich wegen unvorsichtigen und rücksichtslosen Fahrens zu verantworten haben. — In der Leipziger Vorstadt »ahm aeftern ein Hausmädchen »ach «t»er ch« «. tettte» Rüge eine geringe Quantität Lysol tn felbff. «dr» »rischer A-sicht zu sich. Ihr Zuftand ist kein 11. Junt. Keuermehrleute «l» dem «ch, —* Sretber«, , ^ MaffenbraUdstist« o»r dem Schwurgericht. Aast -er ganze Vormittag Le- gestrigen ersten Verhandlung»»«-«- «ar dazu bestimmt, den Geschworenen ein« avaemet»« Charak teristik durch eine Besprechung der Strafsälle mit de« »«. geklagten darüber zu geben, wie es tn Stebenloßn ,u- geaalten ist. In der Rachmittag-vrrhandluug wurde Hann gus die sech » B randsäll«. die für die Anklage tn ve- tracht kommen, etngegangen. «» sind die- folgende: -et de» Wirischaft-besitzer Starke lKorsihoft, Restaurateur Ott«. Bäckermeister Köhler, Wach-Händler Ander», Mttangeklag. t«n Naumann. Kaufmann «treu-el und Slempntrmetster Bitterlich. Di« Angeklagten Starke. Kaden und Rendel haben am 17. Juni ISO« den Pferdestall de» Forsihose» g«. meinsam in Brand gesteckt. Der zwette Fall betrifft den Brand der sieben Häuser tn der Nacht »um 2. November 1905. und zwar haben die Angeklagte« Sohr und Greis auf Anstiftung des Stadtverordnete» Krank« zunächst daS Gebäude de» Restaurateur« Otto vorsätzlich in Brand gesetzt. Kurz vorher, am 31. Oktober, war wäh. rend des Gottesdienstes am Markt ein alter bergbaulicher Schacht eingestürzt und dadurch ein etwa 13 Meter im Durchmesser großes und 37 Meter tiefe- Loch entstanden. Durch den Einsturz waren einzeln« Gebäude bedroht. Als Feuerwehrleute dann an der Einbrnchftelle Wache halte» Mubten. habe» sie, namentlich Sohr und Greif, den Plan gefaßt, im Ottoschcn Hause Feuer anznlege» und dem Be- Iltzer zu der Brandversicherungsentschadtgung zu verhel- sen. Zuvor war daS Hau- ziemlich au-geräumt worden. Der Stadtverordnete Franke, «in Schwager Ottos, hatte vorher zu Sohr und Greif gesagt: »Da Hilst «etter nicht- al- Anbrennen!" Der dritte Fall betrifft da- Hau- de- Bäckermeisters Köhler, da- ebenfalls am 2. November 1905 durch Feuer zerstört wurde, da- von dem Angeklagten Kaden im bewußten Zusammenwirken mit dem Angeklagten Feuerwehrhauptmann Kaufmann Zetzsche, Baumeister Straube. Schlossergeselle Fischer und Schuh macher Stet» angelegt worden war. Kaden ist geständig, aus dem Dachboden de- genannten Hause- Stroh an- ezünüet zu haben. Die anderen haben durch Einschlagen es Dache- für genügenden Lustzug gesorgt, nachdem Zetzsche al- Hauptmann der Feuerwehr das Kommando zum.Niedrrreißen", nachSiebenlehner Ansicht „Andren»«»", cgcben hatte. Da da- Han- auch durch den Lchachteinbruch edroht war, war man damals, wie Kaden sagt, allgemein der Meinung, die einzige Rettung der Leute wäre, »wen» der rote Sperling käme!" Die Stadt sollte dann den Platz übernehmen, das Loch zusüllcn und dort eine Anlage schaffen. Kaden erzählt auch, daß schon vor 10 Jahren der Plan bestanden Hütte, die Häuser von Köhler, Naumann, Rost und Anders, wenn einmal dort etwas passierte, weg zubrennen. Er habe es dann auch aus reiner Christenpflicht getan, um Köhler vor Schaden zu be wahren. Zetzsche erklärt, datz er mit dem Befehl zum „Niederreiben" nur einer nicht tn Zweifel zu stellenden Anordnung de- Bürgermeister- und Branddirektor- Barthel Folge gegeben habe. DaS Löschen wurde nur markiert. Auch war da- Kühlersche Haus deshalb auS- gewählt. weil es die meisten brennbaren Stoffe enthielt und sich da- Feuer auf da- Anderssche und Rostsche Haus von selbst übertragen mußte. Als vierter Fall kommt der Brand des AnderSschen Hause- in derselben Nacht in Frage, der von Sohr und Nendel eingestandenermaßen verursacht worden ist. Nendel schleppte von der Ottosckcn Brandstätte ein brennendes Balkenstück in da- Han- ocs AnderS. Auch schlug Sohr ein Kammerfenster «in, damit die Flammen von dem brennenden Ottoschen Grund stück hinetnleckten. Da- Rostsche Hau- ist damals auch niebergebrannt. dafür ist aber jetzt noch keine Anklage erhoben worden. Im fünften Falle handelt es sich um den Restaurateur Naumann, der ein Haus selbst vorsätzlich in Brand gesteckt hat in der Ab- scht, dadurch die Versicherungssumme zu erlangen. Kaden. Fischer, Nendel. Zetzsche und Straube haben ihm hierbei wissentlich Beihilfe geleistet. DaS Haus war niedrig, ver altet und daher unverkäuflich, es mußte deshalb nieder- gerissen werden. Kaden brachte auf dem Boden zwischen allerlei Gerät «ine Petroleumlampe, wodurch das Feuer hervorgerufen wurde. Der Gendarm kam später dazu und löschte den Brand aus. Kaden hat „das ausgelöscht« Feuer wieder an gezündet". Sonst wurde auch hier nach der bekannten Methode gearbeitet. Kommando des Hauptmanns „Nicdcrreißcn", Dachcinschlagen, um Zug luft zu schäften usw. Zetzsche will den Straube später in dem Feuer herumrtthrend gesunden haben. Auf di« An rede: „Du bist aber «in lieber Versicherungsagent" ent- egnete ihm Straube: „Ich bin in erster Linie auch noch laumeister." Bei dem Brande des Naumannschen Hauses ist es hoch hergegangen. Naumann gab mehrere Flaschen Wein, Schnaps und Kognak zum Besten. Schließ lich entstand zwischen den „wackeren" Feuerwehrleuten noch ein Streit darüber, ob Lagerbier oder Bayrisches getrunken werden sollte. — Zweiter Ver- !>andlungStag. Bei der am Dienstag fortge- etzten Verhandlung und Vernehmung des Angeklagten Naumann kam noch zur Sprache, daß der Bürger- mcister di« Leute zum „Niederreiben" angefeuert Hai: „Nur vorwärts, damit wir bald zu Ende sind: die (Hau-- besitzet:) werden sich noch mit der Hand bedanken." Zu Zetzsche hat das Stadtoberhaupt geäußert, zuerst müßten die vier Häuser drüben und dann di« hüben weg. Endlich werden im sechsten Falle die Angeklagten Zetzsche, Straube, Fischer» Kaden, Stein »urd Rost beschuldigt, in der Nacht Zahl der getöteten und verletzten Personen l 5 7 0: getötet wurden 5l: unter ihnen waren zweimal soviel unbeteiligte Dritte, alS Führer oder Insassen von Kraft wagen: unter den Verletzten befinden sich gar dreimal soviel dritte Personen, als Auivmobilisten, Bon den 1034 Unfällen, deren Ursachen festgestellt sind, sind 478 oder 46,7 v H. durch zu schnelles Fahre» oder Unterlassen des Hupen signals veranlaßt. Bezeichnenderweise waren es Perso nen -Kraftwagen, die die meisten A n t 0 in 0 b i l u n f ä l l e verschuldeten, nämlich 2201, und unter diesen waren es wiederum die mit über 8 Pferdestärken ausgestatteten Automobile, die die verhältnismäßig zahlreichsten Schäden verursachten. Aus hundert von den 25 315 Personcn-Kraft- ivagen kamen überhaupt 3,5 Unfälle, auf hundert von den 15 700 Krafträdern nur 2,4. Tie Kraftwagen bis zu acht Pferdestärken in der Gesamtzahl von 5111 hielten sich unter dem Durchschnitt, nämlich ans 7,0 Prozent. Dagegen stellten sich die Unfälle bei Kraftwagen von 8 bis 10 Pferdestärken >zusammen 3278s aus 22,4 Prozent, bei Kraftwagen von 16 bis 40 Pferdestärken szniammen 1674s auf 25,2 Prozent, bei den 52 Kraftwagen mit mehr als 40 Pferdestärken sogar ans 53H vom Hundert. Am bedenklichsten wirkt jedoch die Hohe Ziffer der Kraftivagenlenker. die nach der Verschul dung von Unfällen sich der Feststellung durch die Flucht entzogen haben. Im fünften Teile aller be obachteten Fälle geschah dies und nur 81 dieser Helden wurden schließlich erwischt. Uncrmittelt blieben auf diese Weise die Verursacher eines Unglückes in 381 Fällen. Wie ein Hohn liest sich sonach die Summe von insgesamt 2595 Mark rechtskräftig gewordener Geldstrafen, während doch bei polizeilicher sowohl als auch gerichtlicher Verfolgung beinahe in 90 Prozent aller Fälle der Krastwaaensührer als der Schuldige erkannt wurde. Solchen Zuständen gegenüber ist ein entschiedenes Eingreifen des Staates ge boten. ES wird die Ausgabe der berufenen Stellen sein, Mittel und Wege zu finden, die dem Automobil seinen ..Platz an der Sonne" sichern, die jedoch seinen Miß brauch unbedingt verhindern und den übrigen Straßenverkehr tunlichst schützen. Alle polizeilichen Vor schriften über Fahrtgeschwindigkeit z. B. haben sich alS völlig ungenügend erwiesen. ES wird kaum etwa- andere- übrig bleiben. alS den Gebrauch von Motoren über «tn« bestimmte Stärke hinan- ans öffentlichen Straßen über- Haupt zu verbieten. Nur so könnte den Auswüchsen de- Sportes und der Rücksichtslosigkeit roher Fahrer mit Sicherheit vorgebeugt werden. Und diese Sicherheit kann das nichtautomobilfahrende Publikum mit Fug verlangen. In noch schärferen Worten äußert sich zu den Eraeb- nissen der Statistik abermals dt« „Tägl. Runbsch". indem sic schreibt: Eine seltsame Welt fürwahr, in der wir leben. Aus der einen Seite trieft die Gesellschaft von Senti- menialttät, «tne ungeheure Ueberschätzung d«S animalischen Lebens macht sich geltend, und aus der anderen Seite wird mit einer Brutalität sondergleichen mit Leben und Ge sundheit der Menschen gespielt. Da haben wir die Frledenösrcundc, unzählige Tierschutzvereine, da ist eine berechtigte Empörung, wenn tn technischen Betrieben ein Menschenleben zum Opfer fällt, weil die Schutzmaßregeln nicht genügend waren, ja. man verpflichtet den Staat, hei der Ueberwachnng der Schutzvorrichtungen mit der ganzen Strenge des Gesetzes aufzutreten, und auf unseren öffent lichen Verkehrswegen spielt sich Innerhalb eines Sommer- Halbjahres ein Schauspiel ab. da» tm Gesamtergebnis, d. h. der Zahl der Verlust« entsprechend, einem ernsten Gefecht gleichkommt. Wahrlich eine geradezu brutale Gleichgültigkeit gegen die aklerelnsachsten Gebote de» zivilisierten Lebens äußert sich hier und gerade in Len Gesellschaftsklassen, die man zu den gebildeten zu rechnen pflegt. Ein neuer Beweis für die allgemeine Erscheinung unserer Zeit, -aß Hand in Hand mit einer ungeheuren Verfeinerung des äußeren Lebens eine Verrohung der Gesinnung sich geltend macht. U>rd diele gebildeten Leute entziehen sich sogar oft durch die Flucht der Verantwortung für Taten, durch die sie leichtfertig zu ihrem Vergnügen Leben und Gesundheit ihrer Mit- mcnschen zerstörten. Jeden Menschen, der nur eine Spur von Gerechtigkeitsgefühl besitzt, der Achtung vor dem Leben anderer hat. muß «tne tieke. sittliche Empdrnna ergreifen > angesichts solcher Beweise einer wachsenden Brutalität. Ja, Las alles geschieht tn einer Zeit, wo die Ueberwertung de- animalischen Levens auf anderen Gebieten tatsächlich ftattsindet, wo man selbst das Sterben und Leiden für eine Idee, nämlich der Vaterlandsliebe, bekrittelt und bekämpft, um ruhig lächelnd zuzusehen, daß um des Vergnügens willen unsere Larrdstraßen täglich einer größeren Unsicherheit verfallen. Das ist «ine Tat. sache. Mit der Antwort also, daß man sich eben im Jahr hundert der Technik an solche GicherheitsgesLhrbung ge wöhnen müsse, kommt man hier nicht durch. Dte Technik hat dem Nutzen zu dienen, und wenn sie, alS Vergnügen betrieben, dte öftentltche Sicherheit gefährdet, so hat der Staat die Pflicht, einzuschreiten, und die Staatsbürger haben rin Recht, die- zu erwarten. Es ist bezeichnend, daß daS Publikum schon heute dazu neigt, bei vorkommendeu UnglückSsällen an den Insassen der Automobile Lynchjustiz zu üben. Dieser Zustand ist immer und zu allen Zetten «in sicheres Zeichen, daß di« Gesellschaft daran verzweifelt, durch die berufenen Organe der öfsent- lichen Sicherheit hinreichend geschützt zu werden. Natur gegeben mehren sich heut« die Fälle, wo da- Publikum sogar dazu schreitet, durch hinterlistige Maßnahmen dt« Automobtlsahrrr zu gefährden. Das ist KriegSzusian- und gibt zu denken, und berührt beinahe grote-k in einem europäischen, geordneten DtaatSrvescn. WaS helfen dte Anzeigen bei der Polizei? Dte Antomobtlbesttzer sin nierst in der glücklichen Lage, die Ordnungsstrafe ohne sonderliches Bedauern zu hinterlcgrn, und fahren den nächsten Lag mit derselben brutalen Rücksichtslosigkeit wieder daraus los. Ja, es ist schwer, nicht sarkastisch' zu werden und nicht von einer Vergewaltftzung der Gesell schaft durch da- Kapital zu sprechen! Aber «» Ist not wendig, daß die Stimme der Allgemeinheit sich Gehör v«r- schasst, um einer Brutalität entgegen zu treten, die alle« Hohn spricht, iva» man sonst al- Kennzeichen eine» ge ordneten Gesellschaft-lebenS anzusehrn pflegt.
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