02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-26
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19071026027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907102602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907102602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-26
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«lott »kr« »»" Seier» *»" Eie«»kn »»s U«»«»«»« » *"8' «»»>« »««"» »» ^bentl-Hurgabe »u,«stellt, während r» dt« Vost.Ato>>»«»>«» ,« ' Vtorst«» t» «t»«r Gr1a«ta«»-adr »holt«». 52. tt- A»7. EregvünSst >838 .. ^ . Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichar-t in Dresden. Laegnlvm-NonHer ,, «Adricht«, Lre-ste«. kjauptgeschäftsstelle: Marien strafte 38/V>. Sonnabend, 26. Oktober LS67. Fecnsprcchee: «r. 1t und 2«»«. «uiet«e,,r«ril »>»«tz«e »»» V«k»N. Nt»»n>,»n bi« «aam- > Ahr, Sl»»nt»aL nur M«n«»ftratz- « von 11 «» >/,l M» Dst, «chUhpvMae Gmuhdzetle io» « Slkben» » Ps., Kamifte» Nvchrichlen « «.: >4-fch«r4.An zeigen aus brr Pr,val> seue Zeit, 30 Pf.; d»e -iwetspalttge Ze,le auf Textseüe 6» Pf. Au Nummern nach Lonn- nnd Feiertagen: die emsvaltige »rundzetle SV Pf., auf Privatst,te 40 Pj., ^amilienitack- richten dir «rundzeile 2l> Ps. — Ausmiirttge Aufträge nur gegen vorau-be-ahlung. —. Irde«Be!egdlott kostet 1V Pjenntge. Lsam llerrvu-Malvr-kLleloto 2 krager Nr««» 2. Lod« Vsl»enk»«8»tra«v. 6otv katter. von Unrk 15,— bis 78,—. krlm« Lrillllw. AL'rv ortrc^e Lesov. Heute morgen ist der konservative Landtagsabgeordnete Zigarrenfabrikant K l u g e - Deutsch-Neudorf hier gestorben. In Strahburg brachten «lllvv Personen dem Fürsten Hohenlohe einen Fackelzug Die oldenburgische Regierung legte dem Landtage einen Gesetzentwurf über die Einführung des gleichen uno direkten Wahlrechts vor Oberstleutnant n. Estorfs veröffentlicht einen Ausruf zur Bildung eines Dentmalfonds für die in S ü d w e ft a s r r k a Gefallenen. Zm Prozeh Moltke-Hardcn beschloh das Gericht die Vorladung des Fürsten Eulenburg! dieser will aber der Vorladung keine Folge leisten. Die Genesung des Kaisers Franz Joseph schreitet ununterbrochen fort. Zn Toulon wurde ein Schifssfähürich wegen Spionage verhaftet Auf dem Martinschachte bei Lipine (O-Schl.) sind bei einem Scheunenbrande drei Menschen verbrannt. Die Opfer der süditalienischen Erdbeben-Kat a- strophe werden verschieden angegeben. (300 bis 200V Tote.) Neueste Drahtmelduugen vom 25. Oktober. Zum Befinden Kaiser »Franz Josephs. Wien. iPriv.-Tel.) Das Befinden des Kai sers ist andauernd »nt. Tie Nachtruhe wurde durch Husten fast gar nicht gestört. Tas subjektive Bciinden bessert sich zusehends. Einen Rückschlag Hallen die Aerztc für ausgeschlvssen. Schünbrunn. Nach dem Wiener K. K. Korrcsp.- Bnroail werde«, da die Genesung des Kaisers un unterbrochen sörtschrcitct, Bulletins nicht mehr ausgcgeben. Zur siiditalienischcn Erdbeben - Katastrophe. Rom. Die Gesamtzahl der bei dem Erdbeben in Ealabrien Getüteten schätzt man ans 800, von denen 250 aus Ferruzzano entfallen. Verwundet worden sind etwa 1000 Personen. General Aliprandi, der Kommandeur der 22. Division in Eatanzaro, wird heute dir Nnglttcksstätte besuchen und lieh inzwischen 1500 Militär- zolte an die Beivvhncr ousgeben. Rach einem Telegramm aus Gerace sind 212 Leichname aus den Trümmern von Ferruzzano geborgen worden. Die Gesamtzahl der Toten und Verwundeten in diesem Orte beträgt 500. „Popolu Romano" meldet, daß die Regierung die technische Finanzkonrmifston für Ealabrien angewiesen habe, die -Höhe des ungerichteten Schadens festznstcllen. um einen sofortigen Steuernachlah anvrdnen zu können. London. iPriv.-Tel.) „Datlu Telegraph" meldet über das Erdbeben in Ferruzzano, dah über 2 o o 0 Personen bei der Katastrophe das Leben einb üb ten. Bisher konnten nur 200 Leichen geborgen werden. Die Bevölkerung der zerstörten Orte leidet unter anhalten dem Negenwetter. Neapel. (Priv.-Tel.) Der Fluh Ferruzzano ist infolge heftigen Regens über seine Ufer getreten und vermehrt die Schrecken des Erdbebens. Ans allen Teile» der Provinz Ealabrien treffen neue HiobSpvsten ein. Nene heftige Erdstühe sind im Laufe des gestrigen Tages verspürt worden. In Santa Eusemia sind zahlreiche Familien unter den Trümmern eingestürztcr Häuser begraben. Berlin. Oberstleutnant v. Eitorfi veröffentlicht fvl gcudcu A n fruf zur Stillung eines D e n k m a l s i v n d s >n Ehren dör während des Aufstandes von IM8 bis 1907 Gefallenen und Gestorbene» der Kaiserlichen Schutztrnpve sü r L ü d iv e st a f r i k a und der Kaiserlichen Marine: „Wir beabsichtigen, unseren tapferen Kameraden, die wahrend des vergangenen Feldzuges für Deutschlands Ehre geiallen oder d:i"ch Krankheit dahingernsit worden sind, insgesamt Mit Offizieren. Sanitätsoffizieren und Beamten, ioiuic t65< Manuschaite» der Lchutztrupvc und der Marine, in Wind huk eiu Denkmal zu ictzen. Wir wenden uns daher an die deutsche Armee und Marine und an unsere öeutich>n Mitbürger, die unserem schweren Kampfe warmes Inter esse cntgcgcngebracht haben, mit der Bitte, uns durch Geld spenden, die das Kommando der Schutzrruppen Berlin 8, Manerstrahc 45/46, entgcgennimmt, die Errichtung eines würdigen Denkmals zu. ermöglichen." Breslau. Der „Schlei. Ztg." zufolge sind in der Nacht zum Donnerstag auf dem Martin - Schachte bei Lipine iw Rcgicriinasbczirke Oppeln daö Wirtschafts gebäude »nd eine Scheune n i c d e r g e b r an n t. Auf der Brandstätte wurden an drei Stellen verkostlre M c n > ch e n k ö r p c r gesunden. Mau nimmt an, dah cs sich bei den Verunglückte» um galizischc Arbeiter handelt, die sich einacschlichen hatten, um dort zu nächtigen. Bon mehrere» Schulkindern, die sich gestern an der Brandstätte nnfhielten, wurden drei durch umstürzcnde Brandmauern schwer oerletzt. Altona. Bar einigen Tagen sind die zweiten Maschinisten der Alton aer Fifchdampfer in den Aus stand getreten. In einer heute vormittag ab- gehaltcnen VersaiiiMung der Reeder der Fischdampfer wurde beschlossen, nüter keinen Umständen die 'Forderun gen der Ausständigen anziicrkcnuen und keine Kosten z» scheuen, um Eriatzmannschaftcn für die streikenden Maschi nisten-zu beschaffen. Ferner wurde der Beschluß gesaht, sich an den Verein Hamburger Reeder zn wenden, »m daraus Hinzuwirten, dah auch dort dir au dem Ausstande beteiligten Maschinisten nicht eingestellt werden. Paris. Der .Petit Puristen" bringt eine kurze In haltsangabe des von dem Minister Pichon vorbereiteten GelbbnchcS über Marokko. Aus den 10 darin ver öffentlichten Schriftstücken geht hervor, dah die Regierung in der Tat eine zitlhewuhte marokkanische Politik verfolgt habe, namentlich die Herstellung der Ordnung, Bestrafung der Mörder der französischen Staatsangehörigen und da bei genaue Beobachtung der Akte von Alg"ciras. Das Gelbbuch werde zeigen, unter welchen Umstünden die Reise des Sultans Abdul Nziz nach Rabat und die Mission des Gesandten Röqnault erfolgt seien, Gwic, dah Abdul Aziz, welcher das Recht und die Gesetzlichkeit für sich habe, von Frankreich gegen Mulen Hafid finanziell unterstützt wurde. Dem Sultan seien von Frankreich für seinen unmittelbaren Bedarf 2 Millionen Frcs. vorzestreckt worden Selbstver ständlich sei dafür Sorge getragen, dah von diesem Geld kein schlechter Gebrauch gemacht werde. In der Zusammen kunft zwischen -cm Sultan und General Liautey ioi ver einbart worden, dah die Polizei an der algerisch-marokka nischen Grenze in der Im Jahre 1001 vorgesehenen Weise organisiert werden soll nnd dah die französischen Truppen bei der Verfolgung der Räuberbanden auf marokkanischem Gebiet non einer gemischten Polizei unterstützt werden. Loäou-öoppvll ------ von Llark 4,50 iliz 36,—. -------- deren Eadres ans Franzosen bestehen. Die Ergebnisse der Mission RögnanltS »nd Liautens seien die tlebcrwachunz des Zollwesenö »nd die Abmachung, dah die Mcihallah des Sultans Abdul Aziz in Begleitung eines französischen Offiziers in E-nablcinea eintresse, sowie dah dank des Ein slniseS des Moghzen auch im Gebiet von Udschda die Ruhe wieder ei »treten werde. Paris. Die vo„ der Akademie der Wissenschaften eingesetzte Kommission zur Prüfung der vom Ehemike, Elsa recte ans elektrochemischem Wege erzielten angeblich d i a ni a n I ä h n l t ch e n Kristalle hat scstgesteUt, dak diese in keiner 'Weite die Eigenschaften der Diamanten be sitzen. Die Kristalle schmelzen bereits bei einer Hitze von -W" und sind organische Erzeugnisse, deren Zniammcn setznng Aelmlichkcit mit der des Naphthalin auswcist. Paris: Der wegen Spionage verhaftete S ch > s s s i ä h n r i ch llllmo hat dem Marineministcrium anher den gemeldeten Dokumenten auch noch Material über die Rolle der Torpedobootzerstörer und Unterseeboote im Kriegsialle augeboten Als das Marineministcrium die Verhandlungen in die Länge zog, richtete Ullmo an den Martncminister Thomson einen Drohbrief, in dem es Hecht. „Versuchen Sie nicht, mich sestzunehmen. Meine Helfers helfer würden mich an Ihren Töchtern rächen." Den Blät tern zufolge ist Ullmo Israelit. Der nationalistische Abge ordnete Denis beabsichtigt, in der heutigen Kammersitzuug über diese Angelegenheit eine Anfrage an den Minist:r- Präsidenten zn richten. London. Ein hiesiges Blatt meldet aus Teheran: Tas neue Kabinett hat sich gebildet. Nasir El Mult übernimmt das Präsidium und die Finanzen. Muschir El Mult das Acuhere. Ouecnstown (Irlands. Tic „Lusitania* traf gestern abcüd '> Uhr 80 Minuten von Newport hier ein. Die Ucbersahrt dauerte 4 Tage 22 Stunden 53 Sekunden. Tie Durchi'chnittsgeschwindigkeit betrug 23,61 Knorr« gegen über 23F> Knoten bei der letzten Ucbersahrt. Die größte Tagesleistung betrug 570 Seemeilen. Newport. Dr. W. R. Gillette, -er frühere Vize präsident der Mutual Life Insurence-Company of Newport, wurde des Meineids überführt. Die Jury empfahl mildernde Umstände. Das Urteil wird Montag gesprochen werden. Es ist diese tteberführung Sie erste Folge der Bcrsichcrnngsskandalc von 1906. Newport. Heute zeigte sich fast allgemein eine weitere Besserung der Lage. Die Finanzleute hielten mehrere Konferenzen ab. Doch fand Cortelnvu Zeit, dem Klubdiner beiznwohnen, wo er sich optimistisch äuhertc, aber keine offiziellen Angaben machen zu wollen erklärte, bä fit!' die Situation so gebessert habe. Der neu ernannte erste Aufsichtsbeamtc sür die Banken äuhcrte, so weit er habe in Erfahrung bringen können, seien alle hiesigen Banken zahlungsfähig. Nur die übereilten und unvernünftigen Anivrdernnacn der Deponenten haben die Lage gefährlich gestaltet. Der Staatskontrolleur stellte in Abrede, dah Staatsgclder aus den Banken zurückgezogen worden seien.' 12 Millionen Staatsgelder seien deponiert, »nd weitere Summen würden nötigenfalls noch üepon'ert werden. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 25. Oktober —* Se. Majestät der König nahm heute vormittag im Rcsidenzschlosse die Bvrcrüqe der Herren Staatsministcr und des Königs. Kabinettssekretärs entgegen. —* Dem Obcrstudienrnt Professor Dr. Wohl rast in Dresden übersandte die philosophische Fakultät der Kunst und Wissenschaft. t* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hoftheater. Im Opern Hause wird Montag, den 28. Oktober, die Oper „Der Trompeter von Säkkingen" mit Herrn Schcidemantcl als Werner Kirchhofer und Fra» Nast als Maria aufgcsührt. — Im Schauspielhaus«: wird Sonntag, den 27. Oktober, Gerhart Hauptmanns seit längerer Zeit nicht gegebene Komödie „College Erampton" in der folgenden, teilweise neuen Besetzung ausgcführt: Professor Erampton: Hr. Fischer: Gertrud: Frl. Weiser: Agnes: Frl. Diaeono: Adolf Strähler: Herr Wahlberg: Max Strähler: Hr. Gebühr: Professor Kirch- eisrn: Hr. Bühler: Architekt Milius: Hr. Gunz: Ianetzki: Hr. Eggerth: Popper: Hr. Ren6: Feist: Hr. Hufs: Kahner: Hr. Iaedicke: Kunze: Hr. Hühner: Seifert: Hr. Bauer: «etwa: Frl. Schendler: Weihbach: Sr. Leichert: Stenzel: Hr. Jubelst,,: Löfiler: Hr. P. 'Neumann. f* Dresdner Musikschule. Zu gunsten des Freistellen- fvnds veranstaltete die Gesellschaft zur Förderung der Dresdner Mnstrschnle ein Konzert im Vereinst,nnse. Eine achtunggebietende, für die Gediegenheit der Anstalt laut sprechende Leistung ivar die Aufführung von Beethovens A-Dur-Sinsonie, mit der das Konzert eröff net wurde. Das Schülerorchester hielt sich unter -er rüh menswerten Leitung von Herrn Otto Naumann ganz trefflich und bot in der exakten und sorgfältigen Wieder gabe des Werkes weitaus mehr, als ,vas man von einem ans angehenden Künstlern znsammengestellten, dem öfteren Wechsel in der Besetzung der Stimmen unterworfenen Instrumental-Enfcmblc zu erwarten berechtigt ist. Di« gleiche Anerkennung dürfen die Herren Dr. Möbius, Maperafchund Zenker sür Las mit künstlerischem Schwünge gespielt« D-Dur-Trio lNr. 1 aus Op 70) Leansprnchen. Besonder» schön gelangen ihnen das Largo und technisch vortrefflich der im fliegenden Presto gespielte letzte Satz. Mt Auszeichnung bestand ferner Frl. Maria Schaff im -ortrage von Bcelhovenschen Gesängen, von denen ihr „In quosta tomka" und drei der ./Schottischen Lieder" lmit Klavier-, Biolin- und Vivloncell-Begleitung, am besten gelangen. Die snnge Dame versügt über eine, namentlich im tiefen Register voll tönende Altstimme, über seines Empfinden und über bemerkenswerte, gcschmackvvll vor- cSildcte Kunst des Vortrags. Auf nich- ganz gleicher Höhe er Ausführung stand Märchens Lied aus „Egmvnt": „Freudvoll und lei-voll". Dieser Ausbruch ans vollstem, tiefstem Herzen ist immer verfehlt, sobald er an die absolute Geltung der Notenwerte gebunden wird. In freier Be handlung des Tempo und dem merklichen Hervorhcbcn gegensätzlicher Phrasenabschatticrung stürmt es unaufhalt sam vorwärts. Das Ganze nur eine Gemütscrregung, kein Lied im gewöhnlichen Sinne. Nachdem die Auffüh rung bereits zwei Stunden in Anspruch genommen hatte, brachte sic, laut Programm, als Schlnhnummcr Beethovens Es-Dur-Konzert, von Herrn Otto Weinreich aus Leipzig gespielt. II. 8t. Berliner Leven. L. Berlin, 24. Oktober. „Lynkar. haben Sie jemals schon so etwas Schönes gesehen-" soll der Kaiser bewundernd zu seinem Hans- marschall Freiherrn v. Lynkar getagt haben, als er den mit indischem Sykomoreholz getäfelten Saal deS großen Restaurants in dem neuen Hotel Adlon am Pariser Plan besichtigte. Dieser Neubau ist die letzte und nicht geringste Sehenswürdigkeit der deutschen Reichshauptstadt. Als zuerst bekannt wurde, bah das vornehme Palais Redcrn, Ecke Unter den Linden und Pariser Platz, wo seit einem Jahrzehnt Berlins erste Kunsthandlung Ihr Heim aufge schlagen hatte, abgerissen werben würde, »m einem moder nen Hotelbau Platz zu machen, da ging ein Schrei der Ent rüstung durch die kunstltcbenden und knnstverstehcnden Kreise. Ter Pariser Platz zwischen dem Brandenburger Tor Und den Linden war bis dahin ein wirklich schöner, harmonischer Platz, üem sich jedes der dort vorhandenen acht Gebäude mit der entzückend einsachcn und dennoch so prächtig wirkenden französischen Bvtschnst an der Spitze stilvoll einsügtc. 'Nun war die Gefahr also nahegernckt, dah diese seltene künstlerische Harmonie durch einen protzigen Hotelkolvh barbarisch zerstört werden könnte. Aber beruhigend wurde alsbald versichert, daß sich der Kaiser sür dieie Angclcacnhcit interessieren und dafür sorge» wolle, daß der Charakter des Pariser Platzes durch den Neubau keine Einbuße erleide. Freilich, die Berliner hatten ihre Erfahrungen und blickten trotz dieser Beriihi- gnngspittc jchr besorgt in die Zukunft ldes Pariser Platzes,. Nun, endlich einmal haben sich alle Besorgnisse als grund los erwiesen. Es ist dem erfolgreich in Messels Schule ge gangenen Architekten gelungen, dem Neubau äußerlich das Gepräge einer Ricientarawanserei zu entziehe» »nd den Eindruck eines vornehmen Privatiiauics z» verschaffen. Er hat damit in Anbetracht der erhebliche» Ansdehnnng des Gebäudes geradezu ei» Knnst'tücl vvllbraci». Auch in, Innern herrscht bei aller Pracht der Eindruck intimer, ge- schmachvoller Gediegcnheit vor. Alle Einzelheiten sind vv» erlesener Kostbarkeit, aber nirgends aufdringlich. Sie sind geschmackvoll in das mit künstlerischem Geschmack und schöner Farbenharmvnie z» einem anziehende» Ganzen vereinig««' Gesamtbild ei,«gefügt. Allerdings ganz ohne jede Ge schmacklvsiakeit geht es nun einmal anscheinend nicht in Ne»-Berli» ab Der Hotelcigentüiiicr hat den merk würdigen Einfall gehabt, auf dem Hose eine — Goethe-Apo theose zu veranstalten, einen sogenannten „Goethegarten" mit einer riesigen Gocthcbüste darin! Wir kommt unser grösster Dichter zu der Ehre, als Schutzgcist eine» aller modernsten Berliner Hotels herausbcschworen zn werden?! Aber von dieser Entgleisung abgesehen, die wohl aus di. persönliche Rechnung des Wirtes zu setzen ist, verdienen die herrlich ansgcstatteten Gesellschaft«- und Repräsentai- tionsränmc, in denen sich verschwenderische Pracht mit künstlerischem Sinn glücklich vereinigt, cbensv uneinge schränkte Anerkennung, wie di« allerliebsten Hotelzimmer, dfe durchweg den Eindruck anheimelnder, mit ansgesncü tem Kunstaeichmack einaertchteter Privatwobnräum« ««den.
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