8 Michael Maul den Jahren 1715 und 1716 nachdrücklich darauf, daß zur besseren Kenntnis über diesen Teil des musikalischen Hoflebens unbedingt einmal „die Landes bibliothek in Weimar systematisch durchforscht werden müsse“. 3 Jauernigs Anregung, die umfangreiche „Abteilung .Huldigungsgedichte“' der heutigen Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Hinblick auf Bach betreffende Belege durchzusehen, fußte sicherlich auf der Erkenntnis, daß es sich dabei um einen originären Altbestand der herzoglichen Bibliothek handelt, der bis in die Regierungszeit von Herzog Wilhelm Ernst (1683-1728) zurückreicht und folglich manche Überraschung bereithalten könnte - eine Ausgangslage für die Forschung, von der man an anderen Wirkensorten Bachs nur noch träumen kann. Dennoch wurde dieser Fingerzeig in der Folge nur von Lothar Hoffmann-Erbrecht und Alfred Dürr aufgegriffen, die sich dabei allerdings auf die Erkundung des dichterischen Schaffens Salomon Francks konzentrierten, also offenbar nicht systematisch vorgingen. 4 Für die seither betriebene Paro dieforschung bildete die summarisch mitgeteilte „große Anzahl“ 5 von hand schriftlich wie gedruckt überlieferten Einzeltexten sowie weiteren, in drei Anthologien abgedruckten Libretti zu Glückwunschkantaten Francks jedoch fast kein Betätigungsfeld, da hier - anders als bei den Textdrucken der Köthe- ner Jahre - Bach als Hoforganist beziehungsweise Konzertmeister nicht der einzige Kandidat für die Vertonung dieser Texte gewesen ist und somit das Maß des ohnehin Spekulativen in dieser Disziplin vergleichsweise stärker zu Buche schlägt. Lediglich Alfred Dürr äußerte das „Verdachtsmoment“, daß der Eingangschor zu BWV 172 möglicherweise in Parodiebeziehung zu einer in Francks „Helikonischen Ehren-, Liebes- und Trauerfackeln“ abgedruckten Neujahrsmusik 6 7 stehen könnte und gab eine Übersicht über dessen weltliche Kantatendichtungen, soweit sie in die gedruckten Gedichtsammlungen ein gegangenen waren. Zugleich räumte er aber ein, daß daraus keine „zwingende Folgerung“ über den Umfang von „Bachs Kompositionstätigkeit auf dem 3 R. Jauemig 1950, S. 97f. 4 Siehe die summarische Übersicht über die weltlichen Kantatendichtungen Francks bei L. Hoffmann-Erbrecht, Bachs Weimarer Textdichter Salomo Franck, in: Johann Sebastian Bach in Thüringen (wie Fußnote 2), S. 120-134, speziell S. 134, sowie Dürrs Artikel Salomon Franck, in: MGG, Bd. 4, Kassel 1955, Sp. 681-683. 5 Hoffmann-Erbrecht (wie Fußnote 4), S. 134. 6 Fama, Minerva, Evsebie, Bey einer unterthänigsten MUSIQUE Zur Neuen=Jahrs Gratulation auffgerichtet, abgedruckt in: Salomon Franckens/Fürstl. Sachsen=Wei- marischen gesammten Ober=Consistorial-Secretarii, Heliconische Ehren=Liebes= Und Trauer=Fackeln, Weimar und Jena 1718, S. 16-20; der Text ist vollständig wie dergegeben bei Dürr St, S. 223-225 bzw. Dürr St 2, S. 241-243. Zu der vermuteten Parodiebeziehung siehe Dürr St 2, S. 25-26 und S. 73. 7 Dürr St 2, S. 72.