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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188009214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-09
- Tag1880-09-21
- Monat1880-09
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1880
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ei. n. rttz»»». Leipria, SO. September. In der »weiten ung de« Schwurgerichts kamenLabermalS drei An- agesülle zur Abunhelluna. Der Gerichtshof warauS denHerrenScbwurqerickitS-PrLsidentmKammer- Direktor Pusch und LandgerichtSrLlhen Justizrath von Bose und Mrtsch zusammmgesetzt; da» Protokoll führte Herr Referendar Kroker. die königl. Staatsanwalt schaft war durch Herrn Staatsanwalt HLntzschel, die Lertheidigung durch die Herren RechtSanwLIle Broda (in den Fällen l und III) und Freytag II (im Falle ll) vertreten. Für alle drei Sitzungen war die Geschworenenbank au» folgenden Herr« gebildet: Buch händler vr. Kirchhofs, Kaufmann Gontard und Kauf mann Gebhardt, von bier, Rauchwaarenzurichterei- Befitzer DebuS auS Markranstädt, Kaufmann Korner auS Pegau, Posamentirermeiker Schöne auS Wurzen, Uhrmacher E Mohrstedt von hier. Gutsbesitzer Müller auS Döllschütz, Jnaemeur Scheibe auS Dorna, Kauf mann Huhn auS Pegau, Kaufmann Langbein und Kaufmann Loren» auS Grimma. I. Die unter Ausschluß der Oeffentlichkert abaehal- ten« Hauptverhandlung gegen den Dienstknecht Fried rich Wilhelm Junge auS Wedelwitz endigte mit der Bemrtheilung desselben wegen NothzuchtSversuchS — die Geschwornen nahmen mildernde Umstände an — »u fünf Monaten Gefängniß, wovon zwei Mo nate auf die Untersuchungshaft angerechnet wurden. II. Der 54 Jahre alte Gutsbesitzer Friedrich Wilh. Weber auS Deuben kaufte im vorigen Jahre von dem Pferdehändler Salomon Pferde zum Gesammt- preije von 1650 ^>l, worüber ein beim hiesigen Bank Hause Schirmer L Schlick zahlbarer Wechsel aus gestellt wurde. Noch vor der Berfallzeit brachte Weber dem Salomon 1560 und versuchte, den Rest von 150 dann aber wenigstens 50 abzuhandeln. ES half ihm aber nicht und über den Rest der 150 wurde ein neuer Wechsel ausgestellt, den Weber in Salomon's Gegenwart, acceptirte; dagegen versprach Salomon, dafür zu sorgen, daß der Wechsel über 1650 Weber'n zu- gestellt würde. Weber will ihn aber nicht erhalten haben; die Verfallzeit deS Wechsels über 150 rückte heran, Weber zahlte aber nicht, trotz wiederholter Aufforderung, sondern behauptete, er sei Nichts mehr schuldig, einen Wechsel von 150 habe er nicht acceptirt. So kam es zum Procefse, dessen AuSgang von der Leistung eines Weber'n zuerkannten Eides abhängig gemacht wurde. Weber beschwor, den Wechsel nicht selbst mit seinem Accept versehen, auch Niemanden dazu veranlaßt zu haben. Auf Drängen seiner Frau bezahlte er aber doch noch an Salomon die 150 Durch die Zeugenaussagen wurde festgestellt, daß Weber zuweilen trinkt, etwas beschränkt, im klebri gen aber „ein guter Kerl" ist. Er selbst behauptet» sich nicht an daS AuSstellen erinnern zu können, er sei sehr vergeßlich. ES wird die Frage auf Meineid und auf Antrag deS StaatSanwaltS die zweite auf fahrlässigen Falscheid gestellt. DerHerrStaatSanwalt lobte in seinem Schluß- vortrage die Oeffentlichkeit der Verhandlung, bei welcher man Vieles erfahre, waS bei bloßer Einsicht in die Acten verborgen bleibe. Er beanstande nach den Ergebnissen der Verhandlung »war die Auf forderung zur Bejahung der ersten Frage, erachte jedoch eine Fahrlässigkeit für vorliegend. Weber hätte vor dem Schwur Rucksprache mit Salomon nehmen, auch seine Handschrift erkennen müssen, wenn dieselbe auch auf den zwei vorliegenden Wechseln kleine Ver schiedenheiten zeige. Herr RechtSanwalt Frehtag II. pflichtete im We- sentlichen den Auffassungen deS Hrn. Staatsanwalts bei; Weber habe von der Ausstellung zweier Wechsel gewußt, doch an einen über 150 erinnerte er sich nicht, da er in dem Glauben gestanden, Salomon habe ihm 50 nachgelassen. Seine Handschrift zu erkennen, könne man von ihm nicht verlangen, zu beklagen sei aber die mangelhafte Vertretung Weber'S im Schwörungstermin, in welchem sein Vertreter ihn unbedingt von der Eidesleistung hätte abhalten sollen, um so mehr, da er den Bildungsgrad Weber'S kannte. Schließlich machte die Verteidigung noch auf den Mangel der Motive zu einem Meineid sowie auf die Unbescholtenheit Weber'S aufmerksam, welcher denn auch lediglich wegen fahrlässigen FalscheideS zu drei Monaten Gefängniß verurtherlt wurde. III. Der 56 Jahre alte Weber Johann Gottlieb Schönfeld au- Mittweida, wiederholt wegen Dieb stahls bestraft, entwendete in diesem Jahre auS einem Gafthof, wo er übernachtete, zwei Bettftücke, die er »u Geld« machte. Bei seiner ersten Vernehmung über diesen Diebstahl gab er an, er habe noch Etwas auf dem Gewissen: Im vorigen Jahre habe er in der Näh« von Lastau eine Wächterhütte auS Stroh an gebrannt. Er habe sich in derselben vom Ungeziefer reinigen wollen, habe aber darin noch mehr bekom men, und auS Aerger hierüber sowie in dem Ge danken, so könne er von seiner Frau, mit welcher er sich nicht vertrug, fortkommen und weil er überhaupt inS Zuchthaus gewollt, habe er die Hütte angezündet. Den Diebstahl will er begangen haben, um auS der EorrectionS-Anftalt, in der er bis »um Mai d. I. war, wegzukommen und zugleich um eine Gelegenheit zu haben, da- Wegbrennen der Hütte anzuzeigen. Gefragt, warum er DaS nicht gleich nach der Tbat gethan, sagte er: DaS habe er sich nicht so überlegt. Der Herr StaatSanwalt führte auS, daß der Angeklagte die Hütte vorsätzlich und in der Absicht angebrannt habe, um ins Zucht haus zu kommen: hinterher habe ihm aber die Frei heit gefallen und deShulb sei von ihm die An»eige unterlassen worden; dagegen war der Herr StaatS anwalt der Annahme «rudernder Umstände nicht ent gegen. Herr RechtSanwalt Broda betonte die eigenthüm- liche Lage, in der er sich befind«; sein Elient wolle keinen günstigen Spruch, indessen zwinge ihn da» Interesse an der toatsächlichen Wahrheit, dre (wie geschehen) von ihm beantragte FahrlässigkeitSfrage zu stellen. Redner motivirte nun ausführlich die für ein« und PI keit-frag«, .. auf vorsätzliche Brandstiftung gerichteten Frage auch die Bejahung d«S Vorhandenseins mildernder Um stände. Die Geschworenen bejahten die erste Frage und ftwachen sich gegen mildernde Umstände au-, so daß Schönfeld, zugleich auch wegen jene- Diebstahl-, »u inSgesammt einem Jahr einer Woche Zucht haus, fünf Jahren EhrenrechtSverluft und Stellung nter Polizeiaufsicht verurtheilt wurde. Lrmß, Wissenschaft u»- Literatur. * Leipzig, 20. September. Hur Ergänzung und theilweism Berichtigung der m der gestrigen Nummer unsere» BlatteS enthaltenen Noti; üo die kürzlich entdeckte griechische Evangelien^ Handschrift theilen wir mit, daß über dieselbe m dem rühmlich bekannten Verlage von Vielecke u. Devrient in Leipzig bereit- eine vorzüglich auSgestattete Publication unter dem Titel: „Lran- geliorum Ooäer 6rLeeu8 purpursus Uo83Lllsn8is«, seine Entdeckung, sein wissen schaftlicher und künstlerischer Werth, daraestellt von vr. O.v. Gebhardt und Prof. vr.A. Harnack, gr. Folio mit 17 Umrißzeichnungen und 2 sacsimilir- ten Schristtafeln im Druck erschienen ist. Auf einer Forschungsreise in Unteritali«, welche die Herren vr. O. v. Gebhardt, Bibliothekar bei der Universität Göttingen, und vr A. Harnack, Professor an der Universität Gießen, gemeinsam im Frühling vorigen Jahres unternahmen, hatten sie daS Glück, zu Rossano in Calabrien einen griechischen Purpur coder der Evangelien zu ent decken. Die Handschrift gehört dem 6. Jahrhun dert an und umfaßt da» Evangelium de- Matthäus vollständig, da- des MarcuS bi» zur Mitte de ichten Capitel«. Stellt sich der Codex somit durch sein hohe- Alter den werthvollsten Denkmälern deS neutestamentlichen Urtexte» ebenbürtig an die Seite, so nimmt er außerdem noch da» Interesse de- Paläoarophen in besonderer Weise in Anspruch; denn griechische MajuSkelhandschristen auf Purpur pergament sind von äußerster Seltenheit. Für da» Neue Testament sind bisher nur wenige Blätter einer solchen bekannt geworden» welche sich ver streut im Besitze der Bibliotheken zu Rom, Wien, London und auf Patmo- befinden. Hier aber liegt ein Purpurcodex in 200 Blättern größten Quart format» vor. Aber nicht nur in ihrem textkritischen und paläologischen Werthe besteht die Bedeutung der neu- entdeckten Handschrift. Ihren schönsten Schmuck bilden eine ganze Reihe der herrschst ausgesührtrn Minia turen zur evangelischen Geschichte. Wir besitzen ur Zeit keine Darstellung der Geschichte Jesu in "ildern, die auch nur annähernd so alt wäre, wie die de- Purpurcodex von Rossano. Die Mosaiken zu Ravenna und einige verstreute Bilder müssen zur Zeit noch die große Lücke in der Geschichte des Uebergangs der antiken Malerei zu der sogenann ten byzantinischen ausfüllen. In diese Lücke tritt nun der 6oäox ItossLnensis ein. Die Bilder, die er enthält, stehen in Zeichnung» Stylisirurg und Composition in der That auf der Grenze zwischen der alten Malerei und der deS frühen Mittelalter». Al- ein Untcum werden sie da- höchste Interesse deS Kunsthistoriker- erregen und dazu beitragen, eine dunklePeriode in der GeschichtederMalerei zu erhellen. Nur in einer facsimilirten Ausgabe de- Coder und einer chromographischen Reproduktion seiner Bilder kann dem Werthe der Handschrift Genüge geschehen. Die Verhandlungen» um diese zu ermöglichen, sind bereit» im Gange. Aber ein solches Unternehmen erheischt eine lange Zeit der Vorbereitung und Arbeit. Die Herren vr. von Gebhardt und Harnack wollen daher in Verbindung mit den genannten Verlegern schon jetzt durch diese vorläufige Publi cation eine Anschauung von der Handschrift geben und ein Urtheil über dieselbe ermöglichen. In dem Werke werden sämmtliche Bilder des Codex in sorg fältig angefertigten Umrißzeichnungen auf Grund genauer lDurchpausungen publicirt; zugleich bringt dasselbe in zwei kunstvoll heraestellten Schristtafeln Faksimiles der Handschrift, sowie sämmtliche Ab breviaturen, Siglen >c. Eine auSfübrliche Beschrei bung der Handschrift, sowie ein Commentar zu dm Bildwerken begleitet die Publication. Die technische Ausführung des Werkes, insbesondere die getreueste Facsimilirung der Originale, ist mit größter Sorgfalt geschehen. „Dietrich'» Jlluftrirter Volk» - Kalender für da» Jahr 1881" ist soeben im Verlage von Rich. Herrn. Dietrich in Dresden erschienen und sei hiermit der Beachtung der Interessenten empfohlen. Bestellung« auf Maschine» nach dem Modell da au-gestellten gemacht Hab«. Von dm Vertreten, mehrerer größeren Firm«, der« Erzeugnisse in der Maschinenhalle vorfinden, wurde un- übri. Hvuv8t«8 KtLckt« - Lortlcou, entbnllenä »smmtlicbe Verlcetusorte von kurop», «ovie äie deöentenästen suisereuropiiecken llsaäelsplstre etc. llersuggegeden von llerm»n» ölerten», veil. k. s. Okerpostemts- secretsir. Viert« ^»51 »ge. Vollstsluiig umge- »rdeitet von keräineaä llertung, kosteuseirer Ein X vielten). l.eiprig, 1. 6. ttioricli». 1880. It. Vk. Im Jahre 1868 gab der damalige hiesige Poftsecrrtair F. Hartung das in zwei Auflagen vor liegende, ungemein handliche MertenS'sche Slädte- lexikon als einen Octavband von 350 Seiten nach den Umgestaltungen, namentlich de» JahreS 1666, neu bearbeitet heraus. Zwölf Jahre vergingen, und abermals liegt, von derselben fleißigen und sorg fältigen Hand redigirt, das Städtelexikon, jetzt an- gewachsen zu einem Buche von -76 Seiten (186 Seiten An' ' oder 36 Proc. mehr al» in der dritten Auflage) vor unS. Während die vorige Auflage 38,000 Orte nach- wieS (Land und LandeSiheil, Einwohnerzahl, wich tigste Erwerbsquellen, wesentlichsteEiqenthümlichkeiten), erhält man im neuesten Abdruck über 43,000Orte das Nötbigste den gewünschten praktischen, auf das beschränkten Aufschluß, insonderheit über deren Staat- an« keit und deren Eigenschaft als Eisenbahn- und Telegraphen-Station, welche durch drei thpo- " - i - - - - Hrt unter graphisch verschiedene Zeichen, ie nachdem der mtweder nur Eisenbahn- oder Telegraphen-Station, oder Beide» zugleich ist, auSgedrückt wird. Ein starker Nachtrag von 13 Seiten bringt die neuesten wäh rend de» Drucke» eingetretenen Veränderungen und Vermehrungen, namentlich de» Eisenbahn- und Tele graphen netze». Wir können da- knappe Nachschlage- buch für den Eomptoir- und Bureauaebrauch auS eigener langjähriger Erfahrung nur auf» Angelegent lichste empfehlen und hoffen zugleich die nächste Auf lage in nicht so großem Zwischenräume erscheinen zu sehen. . * . Bon dem Werke „Die Hobenzollern und da» Reich", zwei Jahrhunderte Ärandenburgisch - Preu ßisch« Geschichte" von Fedor von Köppen, illuftrirt von L. Burger, W. Camphausen rc., ist im Verlage der literarisch artistischen Anstalt rn Darmstadt un längst die 8. Lieferung erschienen, welche da- in Stahl gestochene Portrait de» König- Friedrich Wil helm III. von Preußen enthält und in der geschicht lichen Darstellung bi» zum „spanisch« Erbfolge- kriege" führt. » * » Nachtrag. 8 * Leipzig, 20. September. Die gestern nach annover berufene nationalltberale ersammluug war au» all« Theilen der Provinz Hannover von den maßgebend« politisch« Persönlichkeit« besucht. Die „Magdeb. Zeitung" theilt in Kürze d« Verlauf und da- Resultat mit. Unter Leitung de- Bürgermeister» Niebourg Stade wurde nach Red« von Hugenberg und meisterhafter Darlegung der politischen Verhältnisse durch v. Bennigsen, die vielfach von Beifall in der großartig« Versammlung unterbrochen wurden, folgender Beschluß einstimmig gefaßt: Die Versammlung bedauert die durch da- AuS scheiden angesehener Parteigenoffen herbeigeführte Spaltung der nationalliberalen Partei, welche lange Jahre bmdurch in'ihrer gemeinsamen Thä- tigkeit für die Kräftigung deS deutschen Reiches und eine stetige freiheitliche Entwickelung unseres Staatslebens so erfolgreich gewirkt hat. Eie erkennt eS daher als ihre Pflicht, dem bisherigen, sein Ziel unverrückt festhalten den Parteiverbande treu zu bleiben und da für ernzutreten, daß derselbe in seinem gegenwärtigen Bestände und seiner nach allen Seiten unabhängigen Stellung erhalten werde. In dieser Anschauung er klärt die Versammlung ihr unerschüttertes Vertrauen zu der bewährten Führung de- Herrn v. Bennigsen Der Abg. Grumbrecht hatte seinen Antrag !zu Gunsten dieses Beschlusses zurückgezogen; für thunlichst freundliches Zusammengehen mit den Secessionistm sprach« dann noch Bürgermeister v. Linsingen-Uelzm und Abg. Götting-HUdeSheim, welche die liberalen Ziele der Partei besonders betonten. * Leipzig, 20. September. Ueber die Verhand lungen der in diesen Tagen in Hamburg abge haltenen CongresseS de- Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege ist der zu der Frage: „Welche hygietnischen Anforde rungen sind an Schläferherbergen zu stellengefaßte Beschluß bereits in der Sonntag- nummer unseres Blattes und zwar im vockSwirlh schaftlichen Theil gemeldet. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung behandelte die Conservirung der Nahrungsmittel und es entwickelte der Referent hierüber die Nothwendigkeit einer gesetz lichen Regelung dieser Materie, weil sich die Com servirung der Nahrungsmittel allmälig zu einem Industriezweige entwickelt habe, dessen Umfang zeige, wie wichtig die Frage für die VolkSernäh- rung sei. Die Versammlung gab ihre Anschauung in der Annahme einer Reihe von Thesen zu er kenn«, wonach u. A. verlangt wird, bei Conservirung von Nahrung-- und Genußmitteln müsse als oberster Grundsatz gelt«, daß diese in ihrer Beschaffenheit keine oder nur solche Veränderung« erleid«, welche keine Gefahr für die menschliche Gesundheit bring«. AuS diesem Grunde ser der Zusatz soge nannter antiseptischer Mittel nur statthaft, wenn derselbe durch Erfahrung oder Experiment als nicht gesundheitsschädlich erwiesen sei. Ferner wird begehrt, daß alle Fleischconserven, deren Herstellung nicht auf Anwendung höherer Temperaturen (100 bis 120 Grad Celfiu») beruht, der officielleu Fleischbeschau am Orte ihres Verkaufe» unterliegen sollen, und wenn Nahrungs- und Genußmittel in metallene Gefäße eingrschloff« werden, so sollen Löthsiellm im Innern dieser Gefäße sorafältigst vermieden werden. Die weitere auf die Tages ordnung gesetzte Frage: „Wie lassen sich Fort schritte auf demGebiete derHeizung und Ventilation erzielen und dieselben am besten im Inter« sie der Gesundheitspflege verwerthen?" wurde durch Annahme folgender Resolution zum AuStrag gebracht: Es ist anzustreben: 1) Daß bei Einrichtung von Heiz- und Ventilation--Anlagen sowohl die Wahl der Systeme, als die an die An lagen zu stellenden Anforderung« unparteiischem sachverständigen Gutachten unterworfen werden. 2) Daß bestehende Anlagen sowohl in ihrer Ge- sammtheit als in ihren Einzel - Constructwncn, bezw. ihrer Zweckmäßigkeit von staatlicher Seite durch Sachverständige beobachtet und unter sucht und daß die hierdurch gewonnenen Erfah rung« durch geeignete Veröffentlichung« der All gemeinheit zugänglich gemacht werden. 3) Daß die wissenschaftlichen Grundlagen de- gesammten Ge biete» der Heizung und Ventilation, evmt. durch Errichtung einer unter staatlicher Controle stehen den Versuchsstation, weitere Klärung und För derung erfahren. 4) Die Controle über die er folgte Ausführung und dm regelrechten Betrieb der Anlagen muß durch besonders hierzu au-ge- bildete Sanitätsbeamte geschehen. 5) E» wäre ein in sanitärer wie finanzieller Beziehung höchst wich tiger Fortschritt, wmn die Mediciner wie die Tech niker eine genügende Kenntniß in dieser Richtung bereits in ihr« Nachprüfung« nachzuweism hätten. * Leipzig, 20. September. Der starke Zufluß von Fremd«, dm die Messe mit sich führt, übte '' on am gestrig« Sonntag auf die Frequenz der ollenwaaren-AuSstellung ein« merklichen Einfluß au», indem dieselbe an diesem Tage von 4000 Personen besucht war. Dieser zahlreiche Besuch wird sich jedenfalls währmd der nächst« 14 Tage erhalt«, da sehr viele Auswär tige die Besichtigung der Au»stelluna, welche mit ihrem hochinteressanten Inhalte volle Anerkennung findet, bi» zur Messe verschob« Hab«. Bor einig« Tag« stattete auch der Superintendent de-KrystallpalasteS in London, Herr Stmmond-, welcher die Vorbereitung« zu der im nächst« Jahre daselbst stattfindend« internationalen Wollen- waaren-Ausstellung zu leiten hat, der hiesig« Aus stellung sein« Besuch aft. Wir erfahren weiter, gm» übereinstimmend versichert, daß sie mit de» materiellen E> folge ihrer Betheiliguug an der Ausstellung völlig befriedigt find. Leipzig, 20. September. Der Arbeitt- unterricht, der neben der Mittheilung von Kennt nissen durch die Schule die Erziehung der Hand und de- Auge- zu Werkzeugen prak- tlscher Tüchtigkeit anstrebt, scheint auch in Deutsch, land Boden zu gewinnen. Am 6. September wurde in Emden vor versammeltem Magistrat und Bürgervorstehercollegium ein UnterrichtScursui in Handarbeit« eröffnet, der von dem Vorkämpfer für die Idee deS Arbeitsunterrichte- in Dänemack, Clauson-Kaa». geleitet wird. An diesem Cursu», best« Zustandekommen ein vereinigte- Comits in Emden und Osnabrück bewirkt hat, bethcilioen sich 62 Lehrer, die zum größt« TheU au- der Provinz Hannover dortbin zusammenkamm, einzelne Teil nehmer sandte da» benachbarte Holland, ja sogar auS dem Reichsland haben sich Teilnehmer ein- «den. Unsere Leser wissen, daß auch « ipzig ähnliche Bestrebung« Vorhand« sind. Während deS SommerhalbjahreS ist eine Anzahl Lehrer hier eifrig thätig gewesen, um sich zunächst selbst im Gebrauche einfacher Werkzeuge zu üben. In vier von den städtisch« Behörden mit danken-- werther Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellte» Räumen der alten ThomaS sch ule, die aus Kosten der Gemeinnützigen Gesellschaft in Werk, stätten umgewandelt worden sind, wurde mo- dellirt, gefeilt, gelöthet, gehobelt, gesägt und mit Pappe und Kleister gewirthschaftet. Eine Anzahl Arbeiten, die den künftig« Schülern als Modelle dienen sollen, sind hergestellt worden und bilde» den Anfang zu einer Sammlung, die da zeig« soll, wie reich der physikalische, mathematisch«, naturkundliche, geographische und Zeichenunterricht an Aufgaben für die Schulwerkstätte ist. Eber geht man nun daran, Schüler zur Betbeiliguuz an solchen WerkstattScursen zu sammeln. Der Unterricht wird an den schulfreien Nachmittagen ertheilt, die Wahl der Curse (Modelliren, Buch binderei, Tischlerei, Metallarbeit) ist völlig frei- gestellt Auf jeden CursuS entfallen wöchentlich zwei Stunden, die nicht getrmnt, sondern hinter einander gegebm werden. DaS Honorar beträgt 1 Mk. 50 Pf. für jeden CursuS, außerdem haben sich die Schüler einige kleine Werkzeuge für ihren eigen« Gebrauch anzuschaffm und die geringe» Kosten für da» von ihnen verbrauchte ArbcilS- material zu bestreiten. Unbemittelte Schüler sollen, soweit der Raum reicht, unentgeltlich theilnehmeu dürfen. Natürlich gehen hierfür die Anmeldungen zahlreicher ein, als sür die Theilnahme gegm Be- Zahlung. DaS wichtigste Hinderniß für die Be theiligung ist aber bei d« meist«, namentlich bei den Schülern höherer Anstalt«, der Mangel an Zeit, eine Folge der reichlichen Hau-aufgaben. Lust, große Lust haben die Kn ab«, auch emmal ihre Hände zu gebrauch«, aber bei dem großen Nachdruck, der auf die Aneignung von Kenntnissen gelegt wird, bleibt kein Raum sür da» Bestreben, dm ganzen Menschen durch die Erziehung zu ent wickeln. So erscheint DaS, wa- Jedem so nahe liegt, daß man nämlich die Hand zu geschicktem Gebrauche und daS Auge für Vas rrchtrge Sehe» schulen müsse, als ein Vergnüg«, daS man sich nicht gestatten darf. Bei der Unterstützung jedoch, die die Schülerwerkstatt dem Unterricht gewährt, bei dem geringen Zeitaufwand von zwei Wochen- stund«, d« sie fordert, und bei der Liebe der Knaben sür solche praktische Beschäftigung, die die Arbeit zur Freude macht, ist eS erklärlich, daß sich trotzdem eine gmügend zahlreiche Theilnehmerschast zusammengefunden hat, deren Unterweisung nach Michaeli- beginnen soll. Vielleicht entwickelt sich daS Unternehmen aus bescheidenen Anfängen weiter und verschafft der gesund« Idee der Erziehung zur Arbeit nach und nach die Geltung, die sie verdient. Herr Operndirector Neumaun hat bei seiner jüngst« Anwesenheit in Berlin da- Moser- Schönthan'sche Lustspiel „Krieg im Frieden", welche- bei der erst« Ausführung am Wallner- Theater außerordentlich gefiel, für da» Leipziger Stadttheater erworbm. Die Novität wird am 2. Oktober hier zum ersten Male in Scene gehen. Leipzig, 20. September. Die „Glocke" von Romberg ist ein musikalische» Werk, an dem schon Tausmde von Säaaerverein« ihre Kraft erprobt Hab«. Sie ist sehr dankbar und ihre melodiös« und die Stimmung der herrlich« Dich tung treu wiedergebenden Satze find« ihr« Weg dem Herzen aller Hörer. Doch fehlt e» ba auch nicht an solch« Stell« (namentlich m den Chören), die von den Sängern volle Hingabe und ein sorgfältige- Zusammenwirken verlangen, wenn sie gelingen sollen. E» bleibt deshalb die Aufführung derselben immer eine musikalische That» d'ren sich ein Verein, wenn sie gelingt, nicht zu schäm« braucht. Und so haben wir auch die aestrige Wiedergabe de- Werke- durch die Zög« ltngeder Realschulei. Ordnung al-ein erfreu liches Lebenszeichen de- Fleißes und de» Streben» an der Anstalt heraus begrüßt. Daß die Ausführung nicht eine nach all« Theilen hin ganz vollkommene sein kouute, ist selbstverständlich. Wohl fehlte e» bei den Chörm hier und da «och etwa- an der Rein heit der Intonation; einzelne Stell« offenbarte» eine gewisse Hast und ließ« bei aller technisch« Sicherheit mitunter dm recht« seelisch« Ausdruck vermiss«. Aber im Ganz« müssen wir d« Sängern doch da» beste Lob au-stellm; die Sätze halt« durch gute- Einstudiren, Glätte und Ab rundung erhalt« und auch da- Unisono io de« Chor: Wohlthätig ist rc. gelang recht gut. Wa» die Solovorträge de- Stücke» auoelavgt, so wurden sie von Befreundet« der Anstalt au-geführt und warm in tüchtigen Händm. Der Meister führte^ Die mtrc lickce kleine Auch Zeug Ernst Vegli ltugei der! die g fund« de« bchlr K !»n. c tlic dünge Beobo Priva dem Li säule obacbt zurV, schiebb einer keit v Partie an der zweite, mickun sich di m ein manch, lauben, streckun dem K den 6 Petrop die grr * L Abend Messe Con Triet Herr daß e, eignete stwlwt ment- bereit» Jm Z Viol tuf e der Ar durch dl ohne E mit eti Leichtig! Md da auch sei fall, de md d glauben dieser ( Haltung währ« dürfen. währ« Coucer E» sin eine d» Streich Kau», dann z zu spiel da» kle )amen liebte L den, dc rmmmv .Meßfr am mei zugeht. L. ^ Fiua» haude dieser 3 eich, verreich, Pastor» de« t ^ r.«. träge. viblioth Thpogrr
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