Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188011236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-23
- Monat1880-11
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
r In der Rümmer de» dey W. November ist ein Perl siaeü Pfütze ueu etablttte- ^ ' latte- vom Montag über ei» am hie« . - .t in Japan« und Chino-Waaren zu lesen. In diesem Berichte wird erwähnt.'daß genannte Maaren gegenwä tia noch i» hohen Preis« sieden, weil betreffend« Artikel fast nie all Specialitat behandelt wurden, sondern e» pfloaten nur einzelne, »ft sogar nur ein Wtück «m Lager zu sein Dagegen ist ,u bemerken, daß da- hiesige Geschäft von Eduard TeOL» seit 6 Jahren diesen Artikel hier am Pia»« Äs vpenafttät nur ea ,ro, geführt und erst in den letten »wer Jahren, in Folge de» fortwährenden Anwachsens der Kundschaft, sich entschlossen hat, den Artikck auch in einem offenen Geschäft dem Publicum i» Einzetverkavf feil zu bieten. Daß ein derartige- Geschäft den Artikel dann nicht blo- in einzelnen Stücken am Lager hat, ist wohl selbstverständlich, i« Gegen Heil dürft« Herr Tovar hier am Platze der einzig« sein, der detreffende Artikel »n so reicher Auswahl stet- am Lager hat. WaS den!directen Import betrifft, so dürfte eS wohl einzrlnenGeschSften schwer fallen. v»n Yokohama au- direct >u beuchen, da jeder Artckel dort speciell nur von einem Fabrikanten angefertigt wird, und Alle daher angewiesen sind, durch Makler und Eommissionär« ab London, Ham« bürg oder Rotterdam zu kaufen, sobald die angeze,gten SchtffSladnngen eintreffen. Rex L Eomp. in Berlin, die größte Fnma, welche wir in diesem Artikel in Deutschland haben, ist ebenfall- angewiesm, in oben erwähnter Meise zu kaufen. (In dem angegebenen Artikel war eben al- Neuigkeit hervorgehoben, daß die betreffende Firma durch die besondere, nur ihr zugänaltche Vermittelung einer Handlung in Yokohama ihre Einkäufe daselbst be« sorgen läßt D. Red.) (Eingesandt.) Die Bevorstehende Gegänzunatzwahl de» KtrchenvorstandeSz« St. Tho«ck. Mittwoch, am 24. d. M., soll von denjenigen Mitgliedern der ThomaSzemeivde, welche ihre An meldung zur Wahl rechtzeitig abgegeben haben, die Ersatzwahl für die au-scheidenden Mitglieder de- Kirchenvorstaude» vollzogen werden. — So viel wir wissen, haben die Wähler zwischen zwei Wahlvorschlügen zu entscheiden. Der eine Vor schlag geht au< von dem „Comitö für frei sinnige KirchenvorstaudSwah len, beste hend auS Delegirte« de- Protestanteu- BereinS, der Gemeinnützigen Gesell schüft, de- Städtischen, Südvorstädti- jcheu und Nord-Ostvorstädtischen Ver ein-" — der andere von der „freien Bereini gung von Mitgliedern der Thomas Parochie für die Kirchvorstandswaht unter dem Motto: „Lasset uns halten an dem Bekenutniß der Hoffnung." Angesicht- der Wichtigkeit der bevorstehenden Handlung gestatten wir un-, auf die grnndsätz- lichen Unterscheidung-puncte der beide« ge rannten Bereinigungen besonder- hinzuweisen. Da- ComitL für ^r e i s t n n i g e Kirchen- v orfiaud-wahlen setzt sich, nach seinen eigenen Angaben, zusammen au- Delegirten von Vereinen, welche bekanntlich mehr oder weniger politisch gefärbt sind. Die „freie Vereinigung von Miffglkeder« her ThoMrs-Prroch'e für diel Kirchenvorstandswahl" dagegen hat kein derartige« ! Mandat; fi« bezweckt lediglich, nach dem Wortlaut der s. Zt. von ihr erlaffeneu Aufforderung zur Anmeldung, dahln zu wirken. daß die Eandidaten durchdrivgen, „welche für die Erhaltung und Förderung eine- regen christ lichen und kirchlichen Leben- Gewähr bieten." Dieser Standpuoct ist in der That zeitgrmäßer »enn je; denn jetzt müssen wir vor Allem darauf biu arbeiten, daß unser christlich-kirchliche- Leben wieder belebt und gepflegt werde. Zar Erreichung diese- Zieles kann ein Kircbenvor- stand, der sich seiner Pflichten lebendig bewußt ist, außerordentlich viel beitragen. Bei den Kirchen. Vorstandswahlen, wo e- nur gilt, unsere Pflicht al- christliche Gemeindemitglieder au-zu- üben, sollten daher, unsere- Erachtens, politische Rücksichten irgend welcher Art nicht mitsprechen. So sehr wir auch die Vereine welche das Comitä für „freisinnige KIrcheuvorstcmdSwahlen" zusammengesetzt haben, hoLachtcn, so hoffen wir doch, diejenigen unserer Mitbürger, welche da rein kirchliche Interesse im Auge haben, werden den Candidaten der „freien Bereini gung von Mitgliedern der ThomaS- Parochie für die KircheuvorstaudS- wähl" ihre Stimme geben. H. Briefkasten. „Vrotisvr Vorodrer", hier. — Ihre Anfrage kön nen wir in der That Dank der Beihülfe eine- Ham burger Bekannten dahin beantworten, daß wir Ihnen den Verlobten Frl. Boree'S, Herrn Joseph Kögel, vorteilen al- langjährige- Mitglied de- Hamburger StadttbeaterS, und zwar al» Bassist der Oper. Seme Stimmmittel find ganz bedeutend, daneben besitzt er von hau- au- noch andere Mittel, ist vermögend. waS immerhin auch nicht übel ist. Er stammt aus Baiern und wird wohl einige vierzig Jahre alt sein. Er war seiner Zeit bestimmt, in Bayreuth den Hun- ting zu singen, da mußte er aber leider plötzlich er kranken und die Rolle einem Andern abtreten. Telegraphische Depeschen. Berlin, 22. November. Abgeordnetenhaus Fortsetzung der Besprechung der Interpellation Hänel wegen der Judensrage. Meyer (BreSlau) widerspricht den Befürchtungen, als ob die De- nationalisiruvg Deutschlands durch die Juden zu erwarten sei. Redner hebt ferner hervor, daß gerade die größten Handelshäuser de» Auslandes in den Händen christlicher Deutscher sei; derselbe beklagt, daß eS schon so weit gediehen sei, daß das Wort Jude ein schweres Schimpfwort geworden. — Bachem betont die starke V rschiebung oer Besitzver hältnisse zu Gunsten der Juden, wobei dieselben sich vielfach verwerflicher Mittel bedient haben müssen, so daß die Erbitterung gegen die Juden wohlberechtigt sei. Redner verlangt Reform der socialen Gesetzgebung namentlich gegenüber dem Kapital. Redner tadelt scharf die Ausschrei tungen der in jüdischen Händen befindlichen Preßorgave gegen die Katholiken und beschwört die Regierung^ auch den Katholiken endlich gleiches Reckt angedeiheu zu lasten. — Richter weist darauf hin, baß an dem Actienschwiodel vielfach Christen au- den höchsten Kreisen be helligt fest» und daß der Jude La«ker diese« Treiben entlarvt Hab«. Redner führt ans, «an rede zu diel von dem christlichen Staate, die Verquickung der Religio« in dem Staate führe su einer Vertiefung der Gegensätze; die christlich- cciale Bewegung sei gefährlicher al- die social- demokratische, die leidenschaftliche Menge werde bei den Priestern nicht stehen bleitea. — Stöcker tbernimmt für sein Vorgehen in der Jaden rage die volle Verantwortung. Die Judensrage ei für ihn keine Racevfrage, keine ReligionS- und auch keine Staat-recht-frage, sondern eine socialwirthschaftliche Frage. ES sei nicht der Neid, nicht da- Vermögen der Juden, sondern die Erwerbsart desselben, was die Erbitterung Hervorrufe. Er weise den Borwurf zurück, die Juden zu Haffen. Sein Auftreten in der Juden frage sei ihm durch die Äudenpreste und deren rastlose- Auftreten gegenüber dem orthodoxen Ehristentbum und durch da- Verhalten des Ber liner Stavtverordneten-VorsteberS Straßmann auf gedrängt worden. Die Petition wider die Juden wolle keine Schmälerung der staat-bürgrrlicheu Rechte, sie wolle die Juden auch nicht auS allen obrigkeitlichen Aemtern, sondern nur au- den autoritativen Stellungen entfernt wissen, in wel chem Leute sein müßten, die mit der Gesammtheit harmoniren. Pest, 22. November. Die Fusion der vereinig ten Opposition mit den so genannten Parteilosen ist gestern sactifch erfolgt. d,e formelle Conferenz findet aber erst in der nächsten Woche statt. Der Club der neuen Partei, in welchen sich bisher 70 Ab geordnete, darunter auch Senvyey und Bitto, einschrei den ließen, führt de« Namen OppositionSclub. —Die Enquetecommission für die Reform der Verwaltung begann gestern ihre Beratbungen. Der Ministerprä sident erklärte dabei, da-Aufgeben deS System- der Be amtenwahl wüste wohl erwogen werden, die Der- waltungsa«Sschllste aber sollten nicht aufgehoben werden, sie bedürften nur betreff- ihrer Zusammen setzung und ihre- Wirkungskreise- einer Modifika tion. Sennyey trat für Ernennung der Beamten ein. Die veratbung wird heute fortgesetzt. , London. 2l. November. Der Lord-Oberrichter Cookburn, ist gestern Abend gestorben. Nach Schluß der Redaktion eiugegaugerr Altenburg, 2t. November. DaS Resultat der heute stattgehabten ReichStag«wahl liegt bis fttzt auS allen Städten und 13 Dörfern deS Wahlkreises vor. ES erhielten Stimmen: Große (aat.-lib.) 2998, Schwarzenfels (cons.) 278, Kämpfer (sortschr.-Dolkspartei) 2835, Freytax (soc.-dem.) 1045. Berlin, 22. November. (Abgeordnetenhaus Schluß der Besprechung der Interpellation Hänel/ Loewe (von der Fortschrittspartei) bekämpft die Ausführungen Stöcker'-, die vielfach thatsächlick unrichtig seien. Kroecher erklärt, die Interpellation bezwecke die Beschränkung d,s Versammlung-- und Petition-recht-, sie sei durch den Aerger der Fort schrittler über dre Riederlage bei den Commnnal- wah'en verauleßt. Rickerl tritt den Autftihrnnge« Sto-cker'- entgegen. Den preußische» Jaden de- streiten, daß sie Deutsche seien, heiße die Bersaffang brechen. Mau entrüste sich über die Unterdrückung )eS Deutschthums in Ungarn, wolle aber i« eigenen ,'and« die Mitbürger unterdrücken. Das Deutsche strich solle der Hort d«S Frieden- nach anßen uud nnen sein. E- könne aber unter christlich-socsater Leitung seine Aufgabe nicht erfüllen. Strvffer iußerte sich im Sinne Bacbem'S und Etoecker'S. Buchow wehrte die Angriffe gegen die Unter- Zeichner der bekannten, wiber die antisemitische Agitation gerichteten Erklärung sowie gegen die Berliner Stadtverordneten ab und erklärte sich »urch den Verlauf der Debatte für b. friedigt. Minnigerode trat den Ausführungen Virchow'- entgegen. Mil persönlichen Bemerkungen schloß die 7'/r stündige Sitzung. Linz, 22. November. Zu dem conservativen Parteitag strömen a«S allen Lheilen der Mo narchie maffenhaft die Theilnehmer herbei. Die vorzulegende Resolution stellt al- Programm auf: Festhaltung an der Lerfaffang und der Verbin dung der Freiheit mit der Ordnung und Erwei terung de- Wahlrechts, Berücksichtigung der Be schwerden in Betreff der Schule, Autonomie un beschadet der Reich-einheit. Der Parteitag ver wahrt sich dagegen, al- ob der liberale Parteitag die gesammten oder auch nur die Mehrheit der Deutschen Oesterreich- vertrete, verwahrt sich ferner gegen die Verhetzung der Völker unterein ander und ist für fruchtbare Thätigkeit zu Gunsten von Landwirthschaft und Gewerbe. Pari-, 22. November. Die Kammer nahm mit 295 gegen 169 Stimmen den ArtikA 8 des Gesetze- Über die Reform de- Richterstande- an, wonach die Bestimmung der Unabsetzbsrkcit der Richter behufs Durchführung der Reorganisation auf ein Jahr suSpendirt wird. Dublin, 22. November. Dem gestern von der Landliga veranstalteten Meeting in Killamore wohnten 15,000 Menschen bei. ES wurden die heftigsten Reden gegen die Grundbesitzer und die Regierung gehalten. Agram, 22. November. Sonnabend Nacht- und gestern Nachmittag- fanden wiederum locale Erschütterungen statt. Konstantinop el, 22 November. Der Sultan ließ gestern durch seinen Adjutanten dem Grasen Hatzfeld mittheilen, daß Derwisch Pascha die Mazurabrücke besetzte und heute die Mazurahöhen besetzen würde. Die Okkupation Dulcigno- ist bevorstehend. Heute Abend findet eine Konferenz der Botschafter statt. — ES bestätigt sich, daß der Sultan die Todesstrafe Brli Mehemed'S in lebens längliche Gefangenschaft umwandcln will. Riza Pascha ist zum Mitgliede der Mililair-Rrform- Commisfion ernannt worden. Deutscher Haudelslag. * Berlin. LL. November. In seiner zweiten Sitzung verhandelte der HandelStag zunächst über die in Folge der verstatlrchuna emer größeren An zahl von Eisenbahnen wünschenSwerthen wirth- schaftlichen Garantien. ES handelt sich hierbei im Wesentlichen um die von der preußischen Regie rung selbst vorgeschlagene Errichtung von Bezirks- Eisenbahnräthen, die al» Beiräthe der Staats-Eisen- bnyn-Directionen dienen sollen, und eine» LandeS- eisenbahnratbe- als Beirath der Centralverwaltung der EtaatSeifenbahnen. WaS die Art der Zusammensetzung der Bezirks- Eisenbahnräthe anlangt, so glaubte der Au-schuß de- Handel-tage- für die Vertretung der Interessen von Handel und Gewerbe in der bloßen Anhörung der vandel-kammer rc. keine Garantie erblicken zu können. Nach seiner Meinung ist es nothwendig, den Krei- derjenigen Personen, welche al- Vertreter der Kaufleute und Gewerbetreibenden in den BezirkSeisen- bahn-Rath eintreten sollen, auf die von dm Handels kammern, Gewerbekammern rc. Vorgeschlagenen zu beschränken und e» demnach auszuschließen, daß auch solche Personen in die gedachte Körperschaft berufen werden» welche nicht von einer Handelskammer rc. vorqeschlagen find. Die Majorität de- Ausschusses trat ferner dafür ein, daß die Vorschläge von geeig neten Personen zur Vertretung de- Handel- und der Industrie nicht vloS von den gesetzlich bestehenden Handelskammern und Corporation««, sondern auch von fielen virihschaftlichen Vereinen entgegen zu nsbmen zu seien, di« sich durch di« von ihnen knnd geadelten Bestrebungen und durch ihre Leistungen alt dazu geeignet erwiesen haben. Die Minderheit de- AuSschafse» dagegen erachtete die Erweiterung de» Kreise» der vorschlag-berechtigten Corporationen nicht für geboten, eventuell nur für eivzelne Lande?- theilii'gerechtsertitzt. Der Standpunkt der Minorität wurde durch den Korreferent Molinari« BreSlau, derjenige der Mehr heit durch dm Referent vr. Hammacher-Berlin vertreten. Seiten» d«S Weitesten Collegium» der Berliner Kaufmannschaft wurde ein Antrag gestellt, der i« Wesentlichen dahin ging, «S möge da- Wahl recht bezüglich der zu den Bezirk-räthen zu depuft- rendeft Handel kreidenden und Industriellen den Handelskammern und den Vorständen der kaufmännt« ichen Corporation» n direct zugestanden werden und »war unter Ausschließung der nicht gesetzlich aner kannten wirthschaftlichm Vereine. Nach lebhafter Debatte, an der slch vr. Hammacher-Verlin, Koch- rann-verlin, Her,-Berlin. Ratorp«Eff,n. Bück- vüffeldorf und JürgenS-Hallt betheiligten. wurde ,er Nrttrag der Mehrheit de» Lu-schuffe- angenom- aeu, welch« folgendermaßen lautet: „Der Handel-taa spricht sich in voll-r Anerkennung )«s hohen Werthe» der gesetzlichen Einrichtung von HisenbahNtäthrl,, in demn auch Vertreter de« Han- Volkswirtzschastliches. delS und der Industrie Sitz und Stimme haben, dahin au«: 1) daß dre Mitglreder der Interessenten kreise lediglich au» der Lifte derjenigen entnommen werden dürfen, welche die Borschlagsberechtigten auf gestellt haben; 3) daß bezüglich der Vertreter von Handel und Industrie nicht blos den Handelskammern, sondern auch solchen freien wirthschaftlichm Vereinen ein Vorschlag-recht einzuräumen sei, welche sich durch die von ihnen verfolgten Ziele und ihre Leistungen nach dem Gutachten de- MmisterS für Handel al- dazu geeignet erwiesen haben; 3) daß da» direkte Wahlrecht den Handelskammern und freien Vereinen zustehen soll und daß für den Fall, daß die Regie rung dieser Modalität nicht zustmimt, der Minister für Handel und Gewerbe die Auswahl unter den Vorgeschlagenen trifft, — und 4) daß der Vorsitzende und Stellvertreter im BezirkS-Eisenbahnrathe auS den Mitgliedern desselben zu entnehmen sei." Außerdem wurde ein von den Vertretern Bremen- und Hamburg- gestellter Zusatzantrag angenommen, wonach auch aus nicht vreußis chm Gebieten, wenn diese innerhalb eine- EtaatSeisenbahn - Direction-be- zirkeS liegen, Vertreter de- Handel» und der Indu strie zu den Verhandlungen de» Lande-eisenvahn- ratbe- zugelaffen werden. ES wurde hieraus die Neuwahl de- bleibmden Au-schuffeS vorgenommen und durch Zuruf folgende Herren al- dessen Mitglieder gewählt: Bankier L. Bethk« > Halle, Geheimer Rath A. Delbrück - Berlin. Bankier F. Fmftel-Bahreuih, Direktor A. Frommel- AugSburg, Albert Gütz - Rigand - Frankfurt a. M., Mitglied de- Reichstage- vr. Hammacher - Berlin, Geh. Rath Haniel-Ruhrort, Th. Hartmann OSnabrück (neu gewählr). Geh. Rath Heimendahl-Crefeld, Jan sen-Dülken (neu gewählt). Geh. Rath Liebermann Bersin, Gust. Michels - Köln, Commerzrenrath Moli- nar, > tzre-lau. Papendieck - Bremen. Edgar Daniel RoßHamburg, Handelskammer-Präsident Schlünder« qer-Mülhausen im Elsaß. H. Schnoor«Leipr,g, vr. Sckulz-Bochum (neu gewühlt), EervaeS-Laar (neu gewühlt), Prof. Soetbecr-Gümnaen, Stricker-Elber feld (neu gewählt), vr. Weigel-Kassel, Commenien- rath Wesenfeld-Barmen, vr. Witte-Rostock Der Aus schuß selbst hat coopttrt: Geh Rath Stephan-Vertin, die Handelskammern zu Ntannhetm, Magdeburg und Stuttgart, sowie der sächsischen und schlesischen In dustrie bezirke. Nach kurzer Pause folgte die Berathung über die wichtig« WLdrungSsrage,»u welcher eine gedruckte Denkschrift de- bewährtesten Fachmannes auf diesem Gebiete, de- Professor- So«tbeer - Göttingen, vorlag, die schon vorher den Handel-kammern »ugrganaen war. In dieser Denkschrift wird die bis herige Haltung de» Handel-tage- zur Währungtfrag« erläutert, ein« Darlegung der Au-sübrung de» Viünz- grsetze» gegeben, di« Frage der Eilberentwetthung ausführlich erörtert und e- beißt sodann darin: „Den bestehenden gffetzlichen und thatsächlichen Währung-verhältniffen sind seit 1876 und namentlich nach dem Scheitern der internationalen Münzcon« ferenzen in Pari- 1878 vom Auslands her und dar nach auch im Jnlande vielfach Anträge und Bestre bungen zu Gunsten der Doppelwährung entgegen getreten. Deutschland habe, heißt e-, durch seine verkehrte Münzreform die Silberentwerthung ver ursacht und deshalb auch vor Allem den Beruf, diese verderbliche Störung zu beseitigen. Angeregt durch einen ohne Zweifel mißverständlichen Bericht, welchen da» amerikanische Congreßmitglied Kelley über eine Unterhaltung mit BiSmarck veröffentlicht hat, und später durch die principielle Eistirung der deutschen bilberverkäufe verfolgen seitdem die Bimetallisten das Project neuer internationaler Währungsconserenzen unter Deutschland- Beitritt. Für die Zukunft der deutschen Münzverhältniffe bandelt es sich also jetzt zunächst um die concrete Frage, ob die deutsche Reichsregierung auch ferner bei ihrer Politik beharren oder ob sie dem Andrängen der Bimetallisten schließlich nachgeben wird. In Hinblick auf England scheint die Erwartung, daß e» gelingen könnte, durch internattonale Vereinbarungen den BimetalliSmuS, der beiläufig gesagt, gegen wärtig in keinem Lande der Welt eriftirt, in- Leben zu rufen, hinfällig erscheinen muß, so bliebe al- letzteS AuSkunft-mittel, daß Deutschland selbstständig da- Princip der Doppelwährung adopttre. Würde die- geschehen, so würde die» in der That ein zeitweilige- merkliche» Steigen des Silber- bewirken, so lange nämlich als ReichSgoldmunzen zum AuSlag gegen Silber anzubieten wären. Thatsächftch würde Deutsch land zur Silberwähruna zurückkehren und vermuthuch nicht einmal (o viel Goldmünzen im Umlauf behalten wie 1871. Wenn aber di ser Proceß sich vollzogen, so würde die Silberentwerthung wieder einsetzen und vielleicht stärker werden als bisher, da andere Länder inzwischen mit Benutzung de- deutschen Solde- die r me Goldwährung bei sich durchaeführt hätten. Die Denkschrift gipfelt endlich in folgender Resolutton: „Angesicht- der hervortretenden Bestre bungen, eine Aenderung der Reich-gesetz« gebung über die Münzwährung herbei« zusühren, erklärt der Deutsche HandelStag, daß eS zu einer schweren Schädigung der deutschen WirthschaftSrnteressen führen müsse, wenn unter den bestehenden Ver hältnissen an den Grundlagen unserer Münzgesetzgebung gerüttelt wird." Professor Soetdeer begründet« den vorstehenden Antrag noch mit einer trefflichen Darlegung, di« ihm den stürmischen Beifall der Versammlung emtrug. Er entkräftete namentlich durch umfängliche statistisch« Angaben die Behauptung der Bimetallisten, daß für die allgemeine Durchführung der Goldwährung da- Gold nicht au-reichen werde, und wie- ebenso schla gend die weitere Behauptung zurück, Deut,chland könne der Vorwurf gemacht werden, daß es durch Einführung der Goldwährung die Schuld an der Entwerthung de- Silbers trage. Im Gegentherl, er trat Mit der bestimmten Behauptung hervor, daß die deutsche Münzreform eine weitere Entwerthung de- Silber- aufgehalten habe. Am Schluffe seiner Dar legung betonte der Redner, die Goldwährung habe sich Nicht nur in Deutschland, sondern auch in alle^ anderen Staaten, in denen sie durchgeführt ser, " gut bewährt, daß nicht der geringste Grund gegebe sei, sich für den BimetalliSmuS zu erwärmen. Pro fester Soetbeer brachte zu dem bereits oben erwähnten Hauptantrag noch folgendes Amendement ein: „Der deutsche HandelStag spricht den dringenden Wunsch auS, daß zum Abschluß unserer Münzreform der aegenwärtig noch im Umlauf oder in der Sasse der RerchSbank befindliche Betrag von Einthalerstücken vermindert und hierdurch die Ausführung de- Reichs gesetzes vom 6. Januar 1876 thunlichst bald herbei- geführt werde. Der HandelStag spricht ferner den Wunsch au-, daß b»S zur Ausführung dieftS ReichS- aesetzes in den wöchentlichen lleberfichten der ReichS- vaiik der Metallstand mit Unterscheidung de- Gold- und EilberthaleroorrathS angegeben werde." Elf Handelskammern, darunter diejenigen von Dresden und Chemnitz, beantragten die Annahme einer Resolution, worin eine Enquete zur Klar stellung der Währungssrage verlangt wird, während ein Antrag drS Aelteften - Collegium- der Berliner Kaufmannschaft, der von Commerzienrath Mendels sohn in überaus überzeugender Weise begründet wurde, dahin lautete, eS möchten thunlichst bald die nöthigen Maßregeln ergriffen werden, um die durch da- Provisorium geschaffene schädigende Unge wißheit zu beseitigen und den Abschluß unserer auf der Grundlage der reinen Goldwährung beruhen den Münzgesetzgebung herbeiruf ähren; fall- sich da von manchen Seiten behauptete Bedürsniß nach einer Vermehrung der ReichSfilbrrmüazen (besonder- 1» und »-Markstücke) al» dauernd herau-ftellen sollte, f» würde der HandelStag kein Bedenken in det Befrie digung diese- Bedürfnisse- erblicken. Bei der Abstimmung wurde, nachdem der Antrag wegen ber Enquete mit großer Mehrheit abgelehnt worden, der durch Prof. Soetbeer vertretene Au»- schußantrag in allen seinen Lheilen und in Gemein schaft mit dem Zusatz-Antrag de- Aelteften-Eolegium- der Berliner Kaufmannschaft von ber Versammlung mit 84 gegen S Stimmen angenommen. Auf Untrag de- Herrn Lorenz-Leipzig erklärte der HanbÄstag Herrn Prof. Soetbeer noch besonder- seinen Dank. Die noch auf der Tagesordnung stehend« Be rathung über die Errichtung eine» Bolk-wieth- schaft-rathe- wurde in Hinblick auf die Wendung, welche diese Frage durch bi« in den letzten Tage« erfolgte königliche Verordnung genommen, vertagt und der Gegenstand an den Au-schuß verwiesen. Hierauf schloß der Vorsitzende Geb Rath Delbrück mit Worten der Genuathuung über den Gan> der Berathungen und dem Ausdruck der Hoffnung, daß der HandelStag di« Einheit wieder gesunden Hab«, die «ne Zeit verloren gegangen zu sein schien, de» diesjährigen Deutschen HandelStag.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview