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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187902205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-20
- Monat1879-02
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1879
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Redettl», uud tkpc»M»a IohanmSgasie der ßcdaclt«, Vormittags iO—Uvr Nachmittags 4—« Uhr. H0r »X Uückgalx kin,k1<»id,er »an,. j«ü»tk «achl sich die Lrdacltau lllchl rxr»ui>»«a>. !t«r »er für dir nächst- Nummer dcttlmmtrn aa Wocheutagku bi» kllhr Nächst ttuuo. «i Son»- «äFrfnagrn früh bi»'/»^Uhr Z, »e, Kli-lcn für Z»s.-^»,a-«r: vtto Klemm. Uuivrrsttärsvr. 22. ivuts Lösche. Katbanuenstr. 18,p. «ur bis '/^8 Uhr. H S1. Lip.iigtrSagMatI Anzeiger. LIM für Pvliftk, Lvcalgcschichle, Handels- und Geschäftsverkehr. «»il.gr lL,LL». Lde,an»e»t»»rtt« virrttlj. «'/»AA rucl. Bringettoha L ML. durch di« Post bezogru 8 Btt Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar lü Pf Gedüdren für Extrabeilage» ohne Posldefördcrung 38 Btt mit Postbrfbrverung 4L Btt. Inserate Sgrsp Petttzeile 20 Pr Grüfte« LchrMcn laut nvseräu PreiSverzelchniß. - Tabellarische Say nach höherem Tarif »erlamca unter dem »ttdLeltsuGttch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lrprdttto» zu senden. - Rabatt wird rocht gegeben Zahlung praoniunsruus» ober durch Postvorschutz. Donnerstag den 20. Februar 1879. 73. Jahrgang. Nutz« und Brennholz-Aurtiou. F-rtt«». de« 21 Feßruar ». e. sollen im Forstreviere Connewitz auf dem Mittelwaldschlaqe in Licheüung 4L»/d 1. von v»r»ttta<s D Uhr aa ca. 47 starke eichene, 4 buchene, 8 ahorne, 7 eschene und 5 lindene Nutzktötze. sowie 18 eschene Echirrhölzer, N. »an varmttlag» LS Uhr an ca. 1K0 Raummeter eichene Vrevuscheite, 88 Laufen eichener «dran», itv Laaghaufeu (Schlagreißig) und S» Bund Darue« « Ott und Stelle unter den öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: im sogen. Ritterwerder an der Plagwitzer Straße, unmittelbar vor Plagwitz. Leipzig, am 88. Januar 187». Le» «attzs Avrftßeputatio«. Brennbvlz-Auction. Montag, den 84. Februar 187», sollen von vormittag» 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz aus dem Rittelwaldschlage in Abtheilung 40, 3 Raummeter eichene Nutzschette und L05 Raummeter eichene vrennschette unter den an Ott und Stelle öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Mittelwaldschlage in der Nonne unwett de» Schleußiger Wege» und der nassen Wiese. Leipzig, am 14. Februar 187». Le» RathS Forstdeputation. Bekanntmachung. Denjenigen Grundstücksbesitzern beziehentlich Satteninhabern, welch« ihre Bäume, Sträucher, Hecken rc. bi» jetzt nicht oder nicht genügend haben von Raupen säubern taffen, wird bierdurch unter Hinweis aitt die Bestimmung in 8- 288.8 de» Strafgesetzbuches bei Vermeidung von Geldstrafe bis zu sechSztg Mur- oder entsprechender Hast aufgegeben, «u,es»u«t und liu,steuS »iS Ende Februar diese» Jahre» O« tz-rtu raupe« sowie bi« «uu-euuester »erttlgea zu lassen. Leipzig, den 13. Februar 1879. Der Rath der Etadt Vetpjtg. vr. Georai. Richter Holzauction. Mittwoch den 2«. Februar ». e. sollen von BormtttagS 9 Uhr an im Forstrevier vurga«. auf dem Kahlschlage in Lbth. 14, ea. 4SS Nar gemachte Stockhulztzause« unter den an Ott und Stelle öffentlich auSgebangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft auf dem Kahlschlage in Abth. 14, an der Leutzsch-Wahrener Brücke. Leipzig, am 18. Februar 1879, Des Math» Forstdeputattuu Submission. Der Bedarf aa Fuhre« für daS unterzeichnet« Proviant-Amt aus d»e Zeit vom 1. April 187V bi» 31. März 1880 soll »m Weg« der Submission vergeben werden. Bewerber wollen ihre Offerten bis Montag, bea S Mörz d. Jahre», vormittags IS Uhr im Bureau de» Pro»iaut-AmteS (Schloß Plechenburg) versiegelt und mit der Aufschrift „Offerte« «»f Fuhren-Gestellung beim Proviant Amt Leipzig" versehen, portofrei einsenden. Die näheren Bedingungen liegen im genannten Bureau zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 18 Februar 1879. Königliches Proviant-Amt. Lrr Fall Fritzsche. r*r Berlin, 18.Februar. Die socialdemo kratischen Abgeordneten des Reichstages sind von einflußreichen Mitgliedern deS Hauses ersucht worden, in die Debatten deS Reichstages über die VerhastungSordre gegen den Adg. Fritzsche und die Denkschrift über die Verhängung deS lleinen Belagerungszustände- nicht einzugreifen. (Wir halten diese Taktil diesen Leuten gegenüber für durchaus falsch. Ob ein socialdemokratischer Brand redner sich und seiner Partei den Brei versalzt, darauf la»n e- hier nicht «komme». D. R) Da- Verlangen wurde damit motivirt, baß die Situation deS Reichstage- nach allen Seiten hi» sine bedenkliche sei. Die Mehrheit-Parteien de» Reichs tages wünschen nicht gerade die Vertheidigung der Sscialdemokraten zuübernehmen. nachdem fiedemSo- cialistevgesetzzugestrmmt haben. Ebenso wenig wollen sie sich auf da- Gebiet der G.'genprovocation begeben, damit Alle» vermieden werde, waS eine Auf lösung de- Reich-tage- rechtfertigen könnte. Gutem Vernehmen nach ,st von den „einsichtigen" socialdemokratischen Abgeordneten geäußert worden, daß ihre Partei allerdings die Kosten einer neuen Wahlkampagne schwer empfinden würde und e- vor ziehe, den liberalen Parteien die Wahrung der Rechte oeS Reich-tage» zu überlasten. Nicht- desto weniger seien sie aber entschlossen, nötigenfalls im letzten Zu fluchtsorte der Redefreiheit aucv ihre Interessen zu verthcidigrn. Sie würden nur so weit den Wün schen der Mehrheit Rechnung tragen, als sich Die» «it dem Verhalten der übrigen Parteien ihnen gegenüber vereinigen läßt. Sie könnten sich nicht aiir Gründen der Opportunität Stillschweigen auserlrgen lasten und dadurch ihre Principien preiügeben. Da dieses Verlangen nicht an die Eocialvemokraten gestellt wird, so war man sei tens der Führer der übrigen Parteien mit den Erklärungen der socialdemokratischen Abgeordneten zufrieden. (Wir glauben, daß unser Herr Cor- respoudeut den „Erwägungen" der socialdemokra- tischru Mitglieder de» Hause- eine zu große Be- deulung beilegt. D. R.) Ob sich indessen der Abg. Bebel veranlaßt sehen wird, auf die Er greifung de- Wort- bei der Verhandlung über die Denkschrift zu verzichten, darf man nach den obigen Erklärungen immerhin noch bezweifeln. Außerhalb de» Parlament- erwartet man, wie au» dem heu tigen außerordentlichen Zudrang zu den Reich-tag-- tribänen entnommen werden konnte, eine besonder- aufregende Debatte über den Gegenstand, bei welcher der Reichskanzler nicht fehlen könnte. Diese Er Wartungen wurden getäuscht, denn der Platz de-ReichS kanzlerS am BundeSrathStische blieb heute leer und der Gegenstand wurde von der Tage-ordnung ab- zesetzt, weil der Reichskanzler den weiteren Antrag cm bas Hau- aestellt hat, auch der Verhaftung und Verfolgung de» ausaewieseuen Abg. Hassel mann urzustimrueu. Selbstverständlich wird diese neue Forderung au den bisherigen Beschlüssen der Fraktionen, welche wir gestern an dieser Stelle »ittheilteu, Nicht» ändern. Mit AuSaahme einiger Lltconservativer werden sich allem Anschein nach sömmtliche Fraktionen der Resolution der Nativ- nalliberalen «schließe», «ach welcher der H. 2» de» Socialistengesetzr» nicht so iuterprettrt werden kann, als ob ein Reich-tagSmttolieb durch eine polizeiliche Verfügung in der Ausübung seine» Mandat» verhindert werden könne. Seiten» der konservative« wird erwartet , daß vom Bunde»- rathStische ausreichend« Motive zu deu Anträgen beigebracht werden, weil diejenigen de- Staat»- auwaltS Teffeadorf, welche vornehmlich auf den Ausführungen de-Abg. Windihorst (Meppen) beruhen, nicht danach angelhan sind, eine Präro gative deS Hause- zu elimimren. (Die Personen der socialistischen Abgeordneten sind durch diese Verhandlungen zu einer ganz unverdienten Wichtig keit gelangt. D. R.) * * « Wrr lastendem parlamentarischen Berichte unsere» Correspondeulen einige Aeußerungen der Presse folgen, die keinen Zweifel darüber lasten, daß die Verurteilung de» Anträge- deS Reichs kanzler- bei den liberalen wie bei deu konserva tiven Parteien die gleiche ist. Da» Schicksal de- Antrags dürste dutzer besiegelt sein. Die frei- conservative „Post" schreibt: Der Reichstag, schon «mpsindlich geworden durch die Vorlage über Verstärkung seiner Strafgewalt argen Mügüeder, hat diesen Antrag, wie nicht zu leugnen, mtt eban so großem Mißtrauen wie mit Be- sorgniß für dessen mögliche Einwirkungen auf seine eigene Stellung ausgenommen, und e» scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß die Aufforderung, welche m demselben liegt, mtt großer Majorität ablehnend beschiedon wird Wir sind vorUnßa darüber informirt. daß auch die uns nächststehoud«Partei (die altconservatcve. D R. d. L. T.) nahezu einstimmig den Antrag ablehnen wird, wobei allerdings immer Vorbehalten werden muß, daß nicht eigentlich ein positiver Antrag gestellt, sondern nur der Reichstag zu einer Beschlußfassung aufgefordert wird, auf welche die Regierung keinen positiven Emfluß zu üben versucht Ganz übersehen wollen wir auch nicht, daß man im Lande möglicher Weise die Sache bedeutend an ders beuttheilt. al» hier m der Hauptstadt, wo par lamentarische Interessen ihre conceittrincfte Ver tretung finden. So vrel glauben wir in jedem Falle sagen zu können, daß, wie die Entscheidung des RerchStagS auch auSfällt, damit keineswegs dem weiteren Ver halten gegenüber einer etwaigen außei parlamen tarischen Thätigkett socialdemokratischer Ab geordneter präjudizirt werden soll, daß vielmehr jedeS Vergehen dieser Art den Reichstag, oder wenigstens die unS näher stehenden Parteien durchaus in Üeber- einftimmung mrt Forderungen der Regierungen sehen würde, welche darauf gerichtet wären, die Wirksam keit des SocialistengesetzeS nicht abschwächen zu lasten Da» leitende Blatt der Berliner National- liberalen, die „Nationalzeitung ' schreibt: Nach diesem AuSgang eine» so außerordentlichen Schritte» wird die Frage aufgeworfen werden müssen, we-halb dir Regierung einen Schritt that, besten Erfolg sie sich leicht im voran» berechnen konnte. Wiederum wird ganz Deutschland mindesten» mtt fragender Verwunderung seine Augen auf Berlin nchten, in dem Wunsche wenigstens einig, die Gründe eine» solchen Verhalten» zu verstehen. Deutscher «eichst«,. 4. Sitzung vom 18. Februar. Präsident v. Forckendeck eröffnet die Sitzung um 1'/, Uhr. Am Tische de» vundeSrathS: StaatS- nnnister Hofmann u. A. — Der erste Gegenstand der Tagesordnung ist die Wahl deS »weiten vice- Präsidenten. Al» solcher ward nach zweimaligem Wahlgang der Abg. Fürst Hohenlohe-Langen- burg mit 106 Stimmen gewählt. 76 Stimmen er hielt Abg. vr. LuciuS. L9 Ztttel find unbeschrieben. Zu Schriftführern werden durch Acclamation aewühlt: die Abgg. Graf Kleist, vernard», vr. Weigel, Eysoldt, v. Minnigerode, Thilo, Frhr. v. Soden und vr. vlum, zu Quästoren ernannt der Präsident, die Abgg. d. Puttkammer (Frau stadl) u. v. Forcade de Biair. Der Reichstag ist somit constttuitt und wird die Anzeige davon beim Kaiser erfolgen, sobald Fürst Hohenlohe sich über die Annahme d«r Wahl erklätt hat. — Zu dem zweiten Gegenstand« der Tagesordnung, verathuog deS Schreibens de» Reichskanzlers wegen Verhaftung deS Abg. Fritzsche, theilt der Prä sident mtt, daß ein zweites Schreiben wegen Ber- bastung deS Abg. Hasselmann eingegangen sei. Der Präsident schtägt de-halb vor, beide Schreiben in der nächsten Sitzung zusammen zu bercuhen. DaS Haus ist damit einverstanden und verweist alsdann nach kurzer Debatte den Entwurf einer Ge bührenordnung für Rechtsanwälte an eine Commission von 81 Mitgliedern zur Vorberathung. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr (Beratbung der beiden Schreiben wegen Fritzsche und Haffeimann und Handelsvertrag mtt Oesterreich). Schluß 4',« Uhr. politische Aedersicht. LetOft,. 1». Di« seit einiger Zeit von Rom auSqehende», zum Theil über Wien, zum Theil durch da» Medium französischer und englischer Zeitungen nach Berlin gelaubenden Nachrichten über den Stand der dieffeit» mit Rom gepflogenen Verhandlungen finden — so wird der „P. E." a«S Berlin auS diplomatischer Quelle geschrieben — im Allgemeinen wenig Beachtung und namentlich regierungsseitig wird das absoluteste Stillschweigen beobachtet. Nur die Behauptung, daß der „Friede" bereit- abgeschlossen sei, hat eine Widerleguna, sowie die andere Behauptung, daß Minister Falk direct mit Cardinal Nina verhandele, eine Richtig stellung dahin empfangen, daß derartige Verhand lungen nur durch den Reichskanzler gepflogen wer den können, wobei natürlich «ne indirekte Mit wirkung deS preußischen Ressortminister- sowie de- gesummten preußischen Staat-Ministeriums nicht ausgeschlossen ist. ES heißt in dem Bericht weiter: Die EentrumSfraction bat es auch in der jetzt zu Ende gehenden Session deS preußischen Landtag« an einer energischen, ja leidenschaftlichen Bekämpfung des CultuSminifterS nicht fehlen lasten und die nicht ungeschickt angelegten Angriffe Kaden von alt konservativer Sette her ausarebige Unter stützung gesunden. Mit Vorliebe ist daS Gebiet de» llnterrichtLwesenS zur Anlegung von Spreng- minen benutzt worden, weil bekannt ist, daß die Erfahrungen deS vongen Sommer» den Kaiser wiederholt veranlaßt haben, auf eine religio e Jugend erziehung hinzuweisen. Die gegnerische Aciion be absichtigte, vor. Allem darzuthun, daß Minister Falk m einem direkten Gegensatz zu dieser An schauung deS Kaisers verfabre also unmöglich noch länger Trä.er deS Allerhöchsten Vertrauen- sein könne. UeberdieS sei die Person diese» Minister» ein Haupthindermß für die Beilegung d«S CulturkampfeS, und Herr Windhorst verschmäht« selbst da» orato rstch« HülfSmittel nicht, auf die „möglicherweise" von der Pest ereilten ländlichen Bevölkerungen binzuwei- sen, welchen inFolge derHandlungSweise dteseS Mi nister» in den letzten Stunden der Scelsoraer fehlen werde! Diese» Argument hat an maßgebender Stelle eben so wenig Eindruck gemacht, wie die ernsthafteren, dem Gebiete de» Unterricht-Wesen» entnommenen, wo man sich in der Regel aller dings nur in Behauptungen gefiel, ohne Beweise dafür beizubringen. In parlamentarischen Kreisen cttculirt eine Aeußrrung au» Allerhöchstem Mund«, welche für die Situation sehr bezeichnend wäre. Der Kaiser soll einem in der letzten Zeit vielge nannten evangelischen Geistlichen geaeaüber, der vermöge seiner Stellung der Gesammtheit der kirch lichen Angelegenheiten näher steht, (Kögel?) auf dessen Bemerkungen erwidert haben: „Laoirrn Sie doch! Ich lavire ja auch, den ganzen Tag von Morgen bis Abend." » * » Da» Zusammentagen de- Reichstage» mit dem preußischen Abgeordnetenhaus« er- schwert die parlamentarische Lage ganz außer ordentlich. Fast jeder Tag bringt eine neue Version über deu Schluß de» Landtage» So wird jetzt die in auswärtigen Blättern verbreitete Nachricht, der Landtag werde am 2t. Februar geschloffen, „officiöS" al- jedenfalls verfrüht bezeichnet, da ein Beschluß über den Schlußtermin noch gar nicht gefaßt ist DaS Staatsministerium wird aller dings — so heißt eS — in den nächsten Tagen zufammentretcn, um sich darüber zu entscheiden. In derselben. Sitzung dürfte auch der Entwurf des StrafvollzugqesetzeS dem Staatsministerium vorliegen Die Stimmung, welche im Reichs tage herrschte, ist eine entschieden pessimistische. Auch da- Organ Bennigsen'S, der „Hannoversche Courier", stimmt darin mit den anderen liberalen Blättern überein: „AuS Berlin wird un» von Neuem geschrieben, daß man unter den Mitgliedern des RerchStagS eine baldige abermalige Auflösung des letzteren für sehr wahrscheinlich halte. Die Ansicht befesttgl sich immer mehr, daß Fürst Bismarck eine ein gehende Erörterung ferner Zoll- und sonstigen wirthschaftlichen Pläne im jetzigen Reichstage gar nicht wünsche, daß er eine aüsertige Beleuchtung derselben vor den Neuwahlen, von denen er eine unbedinctt gefügige Majorität erwarte, verhindern wolle. Man hält für möglich, daß die Weigerung deS Reichstags, auf die gesetzliche Regelung seiner DiSciplinargewalt über seine Mitglieder sich einzulafien, oder irgend ein anderer, schon vor dem Beginn der Zolldcbatten sich darbietender Grund zur Auflösung diese sehr bald herbeiführt. Mögen die Liberalen im Lande sich also aus die Ent scheidung der Frage vordereren, ob im deutschen Reiche die Volksvertretung etwas Ernsthaft.'» be deuten oder ob sie nur ein Dekorationsstück sein soll, denn auf daS Letztere käme eS offenbar hinan», wenn der Reichstag, während ganz Deutschland von der DiScussion der wirthschaftlichen Fragen erfüllt ist, verhindert würde, darüber auch nur seine Meinung auszusprechen. Wir für unseren Tbeil möchten vor der Hand noch bezweifeln, daß die Dinge einen so rapiden Verlauf nehmen; denn darin läge doch das Eingeständniß seitens de» Reichskanzlers, daß er die Aufklärung der Nation durch die parlamentarische Verhandlung der Streit fragen, z. B. durch die Theilnahme eine» Manne- wie Delbrück daran, fürchte, daß er die Wähler unvorbereitet überraschen wolle." * * * Der frerconservative „NeueWahlvereiu"zu BreSlau hat nun doch in einer von etwa 400 Mitgliedern besuchten Versammlung mit allen gegen etwa 12 Stimmen beschlossen: „Die General-Versammlung anerkennt, daß die auf Wahlenthaltung gerichtete Resolution vo« S. Februar c. keinen obligatorischen Cha rakter hat." An der DiScussion betheiligten sich, außer dem Vorsitzenden Oberpostdirector Schiffmann und dem Referenten General-Agent Kceb-, Reg.-Rath und Eisenbahn-Dircctor Windhorst, Herr Tournier, Oberlehrer vr. Schmidt. Stadtrath a. D. Heiman« und Gras von Recke-Bollmarstein. Der Schöpfer der Reorganisation de-deutsche« Heere», der frühere preußische Krieg»- minister ist auf da- Schwerste zu Berti« erkrankt. Nach der ,Hrz - Ztg." wäre da- Be finden de- General-Feldmarschall- Roon ein fast hoffnungslose-. Im Laufe de- Montag» ließ der Kaiser Erkundigungen einziehen. Pros vr. v. Langenbeck, dessen Tochter die Schwieger tochter de» KeldmarfcbollS ist, besuchte Diesen am Dien-tag fünf Mat. Die scimmttrchen Mitglieder der Famrlie v. Roon sind bereit« in oder aus dem Wege nach Berlin. Der „Börsen-Eour." schreibt: Der HauSarzt deS Marschall» verläßt sein Bett nicht; er bat gestern Abend erklätt, daß der Zu stand de» Patienten ein hoffnungsloser ser. Der Generalarzt von Langenbeck hat dem Kranken am
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