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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120509027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912050902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912050902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-05
- Tag1912-05-09
- Monat1912-05
- Jahr1912
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' * L o t. Sertllches rruv SSchfifches. Dresden. 8. Mai. —* Le. Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg hat sich heute nachmtttaa 5,15 llhr nach Bautzen begehen, um einer Einladung des Landesältesten Grasen und Edlen Herrn zur Lippe-Bie st erfeld-Weissen- seld zum Diner sür die Herren Mitglieder der Ersten Ltandrkammer zu folgen. 10,3l Uhr trifft Se. Königliche Hoheit wieder hier ein. —* Sächsische Aristokraten beim Papst Der Papst empfing kürzlich, wie aus Rom berichtet wird, in einer Privataudicnz den Geh. Kümmerer v. Schönberg-Rotschön- berg nebst Gemahlin, Fräul. v. Kospoth, sowie andere Mitglieder sächsischer und bayrischer AdelSsamilien, welche zwei wertvolle Riesenkartons aus dem Nachlasse des Malers Eduard v. LteinleS überreichten. Der Papst be sichtigte die Bilder eingehend und ordnete ihre Unter bringung im Lataran-Museum an. Die Kartons waren durch freiwillige Beiträge erworben worden. Die Schenkungsurkunde überreichte Herr v. Schönbcrg- Thammcnhain. —* Aus dem Laudlage. Heute mittag hielt nur die Erste Kammer eine Sitzung ab. Zuerst kam der An trag Singer zur Erledigung, der einen fahrtfreien Heimat urlaub für im Reichslaude dienende sächsische Soldaten vorsieht. Oberbürgermeister Dr. Beutler erläuterte als Berichterstatter den abweichenden Standpunkt der Ersten Kammer, welche die Angelegenheit als eine Sache des Reiches betrachtet, während die Zweite Kammer Hcrgabe von LanöcSmitteln wünschte. F i » a n z m i n i st e r von Lendewitz stellte sich auf die Leite der Ersten Kammer und sicherte Befürwortung des gestellten Antrages im Buudcsrate zu. Weiter wurde noch der Antrag Dr. Mang ler. Schmidt und Genossin auf llnierstützung der durch Wegsall des Frriberger Bergbaues geschädigten Gemeinden behandelt. Hierbei bezweifelte Exzellenz Wtrkl. Geh. Rat von Lchönberg, dast die Ansiedlung von Industrien im Freiberger Bezirke möglich sein wird, während Ober bürgermeister Dr. Diitrich nicht so skeptisch in die Zu- kunst blickte. Sonst trat die Kammer den Beschlüssen des anderen Hauses bei. Bei Kunstgewerblichen Schulen baten GeV. Kommerzienrat E r b e r t - Plauen und Oberbürger meister Dr. D i t t r i ch - Leipzig um reichere Ausgestaltung der Kunstgewerbeschule zu Plauen und der Akademie für graphische Künste in Leipzig, die Ministerialdirektor Dr. Roscher auch zusagte. Schliesslich gaben noch Petitionen über den Milchverkaus an Sonntagvormittagen Anlass zu langen Debatten, wobei Kammer und Regierung stark aus einandergingen. —* Der Stand der Laudtagsarbeiten ist zurzeit so, dal, bis zum -'2. Mai, als dem von der Regierung in Aussicht genommenen Zeitpunkte für die Vertagung der Kammer, alle Etatsachen einschliesslich der Nachträge und Er gänzungen fertig werden. Auch wird noch Zeit ge wonnen werden, verschiedene andere Vorlagen, namentlich gesetzgeberischer Natur, zu verabschieden, so daS Kircheugesetz über die Kirchgemeindeverbände und die Pcnsionsgesetze für die Hinterbliebenen der Staatsdiener, Geistlichen und Lehrer. Das Gesetz über die Bezirksverbünde soll in der Zweiten Kammer in eine zweite Plenarberatung genommen werden, dann wird das weitere Schicksal dieser Vorlage im Herbst entschieden. Auf de» Herbst verschoben wiro ferner von der Zweiten Kammer daS Fischcreigcsetz, das von der Ersten Kammer schon verabschiedet ist, bei der anderen Kammer aber wenig Freunde zu haben scheint. Auch das Psarrbesvldungsgesev kommt aiif die Restauten- liste, und selbstverständlich auch das Schulgesetz, das ja überhaupt die Grundursache der Hcrbsttagung bildet. Diese Nachsession soll dem Vernehmen nach etwa Nt i t t e November beginnen, und die Regierung glaubt dann, wie ja der Herr Iustizminister am Montag in der Zweiten Kammer erklärte, den Landtag Mitte Dezember endgültig schließen zu können. DaS Diätengesetz, das den Ständen in Aussicht gestellt ist, soll ein Pauschale von 500 M k. für jeden Abgeordneten, für die Dresdner Herren demnach die Hälfte, vorsehen. Den Mitgliedern der Deputationen, die ja schon von Mitte September an wieder tagen, unr ein Tagegeld von 15 Mk. bez. 7,50 Mk. gewährt, wie dies durch das geltende Diätengesetz geregelt ist. —* Das Kircheugesetz über Kirchgemcindcverbäudc. In dem Bericht der ersten Deputation der Ersten Kammer über daS Königliche Dekret Nr. 21, den Entwurf eines Gesetzes, daS Kirchengesetz über Kirchgemeindeverbände be treffend, heisst eS u. a.: „Nach der Vorlage*soll zu dem noch nicht publizierten Kirchengesetz über Kirchgemeindever- bande, insoweit dieses das Gebiet der Staatsgesetzgebung berührt. Ständische Genehmigung ausgesprochen werden. Den Entwurf des in Rede stehenden Kirchengesetzes hatten die in IGangclicl« beauftragten Herren Staatsminister der neunten ordentlichen evangelisch lutherischen Landessynode zur Entschließung vorgclegt. Er ist von ihr beraten und mit einigen Abänderungen in der dem Dekret beigefttgten Fassung angenommen worden. Der Fassung hat das Kirchenrcgiment zugestimmt. Die Bestimmungen des Dekrets sind Gegenstand umfänglicher Beratungen in den Deputationen beider Kammern gewesen. Vs voce», »Steuergemeinschast" und »Htlsskasse" ist in der Einleitung »um Bericht de» VersassungsausschusseS ^ von Interesse: «In Ali-Leip-tg, Plauen OB.. Zwickau. Freiberg und Meissen bestehen Ftnanzgemetnschaften iLteurrgemeinscyaftenj und in Ehemnitz und Dresden Hilsskassen, die — zum Dell neben anderen Aufgaben — den Zweck verfolgen, die grossen Verschiedenheiten in der Hübe der Kirchensteuern in politi schen, mehrere Kirchgemeinden umfassenden Gemeinden best möglich zu beseitigen. Go wenig nun da» grosse kirchliche Interesse daran bestritten werden kann, den Kirchgemeinden mit wenig steuerkräftiger Bevölkerung, bi« meist zugleich die geführdetsten und kirchlicher Fürsorge bedürftigsten sind, auf dem eingeschlagenen Wege der Lteuergemeinschast oder Hilf-kaffenbtldung zu Hilfe zu kommen, so sttess man doch, insbesondere in Dresden, auf Widerstand gegen solches Borgeben. Der Widerstand ward begründet mit 8 l des Parochiallastengesctzes vom 8. März 1838, der de- sagt: «Die Kirchengemeinden sind verbunden, die Mittel anzuschassen, welche ihre Kirchen erfordern." Trotzdem sind die obengenannten Steuergemeinschaften und HtlfSkasscn gebildet und genehmigt worden, aber erklärlicherweise musste die Schaffung gesetzlicher Unterlage für sie erstrebt werden. In diesem Sinne haben bereits 1801 die städtische» Behörden Dresdens das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ersucht: «eine gesetzliche Aktion herbeizuführen, durch die wenigstens die Füglichkeit fest- gestellt werden solle, durch Majoritätsbeschlüsse oder völlige Uebereinstimmung der beteiligten Kirchgemeinden, eine ge meinsame Erhebung der Kirchensteuern, sei es auch nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Bedarfs, zwangsweise und mit der Rechtswirkung bcrbeizuführen, dass auch jeder einzelne Eingesessene des Kirchspiels davon betroffen werde und nicht etwa sagen könne, auf Grund des 8 1 des 1838er Gesetzes vindizierc ich die zuviel gezahlten Kirchensteuern zurück und wende mich zu diesem Zwecke an das Obcrver- waltungSgericht." Die Anfrage des Vertreters der Stadt Dresden in der 13. Sitzung der Ersten Ständekammcr vom 21. April 1801, ob die Absicht bestehe, solches Gesetz vor die Synode und im nächsten Landtag vor die Stände zu brin gen, beantwortete der damalige Kultusminister v. Seyde- witz dahin, dass er es bei der aus gegenseitiger Vereinbarung getroffenen Festsetzung von Kirchenvorständen, wie dies in Dresden und Leipzig geschehen sei. würde bewenden lassen. Gegen Zwang habe er Bedenken wegen des Eingriffs in die Selbständigkeit der einzelnen Kirchgemeinden. Die achte ordentliche Landessynode hat in ihrer 31. Sitzung vom 27. Oktober 1900 zu Petitionen der Kirchgemeinden der Emmaus-Parochie zu Leipzig-Sellerhausen imit 10 An schlusspetitionen), der Petrikirche zu Dresden, der Kriedens- kirchc zu Dresden-Löbtau und des Vorstandes des Landes verbandes evangelischer Arbeitervereine, die Schaffung einer kirchengesetzlichcn Grundlage für gegenseitige finan zielle Hilfsleistung unter den Kirchgemeinden größerer Orte betreffend. Gelegenheit gehabt, Stellung zu nehmen, gleichzeitig aber auch Stellung zu nehmen zu der Petition des Kirchenvorstandes der LukaSvarochie zu Dresden inebst 22 Anschlusspctitionen). die finanzielle Selbständigkeit der Kirchgemeinden betreffend. Die Deputation beantragt: die Kammer wolle beschließen: den mittels Königlichen Dekrets Nr. 21 vorgelegten Gesetzentwurf abzu lehnen, dahingegen die Königliche Staatsrcgierung zu ermächtigen, durch Allerhöchste Verordnung das Kirchen- gesctz über Kirchgemeindeverbünde, insoweit cs das Gebiet der Staatsgcsetzgebung berührt, mit der Abänderung staats- seitiq zu genehmigen, dass 8 7 entweder etwa nachstehende Fassung erhält: «jl.i Vermögen einzelne Kirchgemeinden eines und desselben Ortes sür sich allein einzelne bestimmte Aufgaben, die ihnen gesetzlich oder zur Abwehr eines an die sem Orte vorhandenen kirchlichen Notstandes obliegen, nicht zweckentsprechend zu erfüllen, so können die Kirchgemeinden dieses Ortes, falls eine freiwillige Vereinigung nicht zustande kommt, hierfür zur Bildung eines Vcrbandcö oder zum Anschlüsse an einen solchen von der Aufsichtsbehörde >8 3> angchalten werden. Zu den Aufgaben im Sinne dieses Absatzes gehören nicht die Begründung einer Steuergemein schaft und die Errichtung von Hilfskassen. (2.) Kommen die beteiligten Gemeinden innerhalb der ihnen zu stellenden Frist einer solchen Anordnung nickt nach, so kann das Evange lisch-lutherische Landcskonsistorium das zur Vollziehung Er forderliche bewerkstelligen und, soweit nötig, die Verbands- satzung erlassen" oder gestrichen wird. —* Polizeibericht. 8. Mai. In den letzten Tagen des vorigen Monats ist hier ein etwa 30 jähriger Mann aus getreten. der unter Vorzeigung eines Zettels, mit dem er sich als taubstumm ausgcgcben, Bestellungen auf Vergrößerung von Photographien ausgesucht und zugleich um ein Almosen gebeten hat. Der Mann, von dem seststeht, dass er nicht taubstumm ist, war mit grauem Anzüge bekleidet. Ta zu erwarten steht, dass dieser Betrüger noch anderweit aufgetreten ist. werden Angaben an die Kriminalabteilung erbeten. — Innerhalb der letzten Wochen sind mehrere Ballen Lumpen — Alttuch, Graulcinen und Fries — aus dem Friedrichstädter Güter- bahnhos gestohlen worden. Wahrnehmungen über den Verbleib der Ballen werden an die Kriminalabteilung. Lchiessgassc 7. 1. Et., Zimmer 38, erbeten. —* Fenerwehrbericht. In einer Kohlenanzün der fabrik im Hintergebäude des Grundstücks Louisen st rasse «5 entstand heute vormittag in der zwölften Stunde ein Brand, der sich ausserordentlich ralch ausbrettete. Al» der Lüschzug au» der nahen Feuerwache eintraf, hatte da» Feuer schon solchen Umfang gewonnen» dass sofort einiae Schlauchleitungen in Betrieb gesatzt wer- den mussten. Die Feuerwehr war längere Zeit tätig. * Weißer Hirsch. Am nächsten Sonnabend begebt Herr Arthur Pekrun hier seinen sechzigsten Ge» burtStag. Es gibt wenig Bewohner unsere» Orte«, die seit so langer Zeit — fast drei Jahrzehnten — in fo vielseiti ger. selbstloser Weise die Entwicklung unsere» Orte» ge fördert haben. Wenn e» galt, im Interesse der Allgemein- heit Veranstaltungen und Einrichtungen in» Leben zu rufen, stet» stand Herr Pekrun mit unermüdlicher Tatkraft in den vordersten Reihen. Go betätigte er sich al» führende» Mitglied de» Verschönerung-Verein», u. a. bet der Ein- führung de» Wintersport», der Fastnachtsfeste, ferner als Förderer der Ktnberbrwahranftalt usw. Weit über die Gren zen unsere» Ortes hlnau», ja in den gärtnerischen Kreisen ganz Deutschlands ist sein Ruf al» Obftzüchter fest begründet. Auf diesem Gebiete hat er Anleitungen veröffentlicht, die in Tausenden von Exemplaren Verbrei tung gefunden haben und ein grosser Segen geworden sind.! Seine eigenen hiesigen Obstanlagen werben in allen Fach kreisen als mustergültig ringeschätzt. —* Geisersdors bei Rabenau. Durch Blitzschlag wurden am Dienstag hier vom Anwesen des Gutsbesitzers Kreha eine Scheune und ein Seitengebäude etnge-j äs chert. Aus deu amtliche» verauutmach««»«». Hanselsregister. Eingetragen wurde: dass die Firmen Post», karte, Gesrllschast mit beschränkter Haftung ia^ Dresden, und Adols Helm in Dresden erloschen sind. Zwangonerstelgernngen. Im Dresdner Amtsgericht»- deztrk soll »wang-wetie versteigert werden: da» im Grundbuch« sür Dippelsbors Blatt 381 auf de» Namen Sugente ledige Bte il, eg eingetragene Grundstück am 8. Juli, vormittag» S Uhr. Da» Grundstück ist nach dem Flurbuch« 7,8 Ar gross, aus 1770 M. geschützt und bildet ein« jetzt noch mit Birkennieberwald be- standen« Baustelle, Ecke der Haupt» und Gommltch st rasse in Buch Holz. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildet die Be»! ratung über den Antrag Singer ». Gen. aus Bewillig»«« von Mitteln zur freie» Siseubahnsahrt an die im Rcichs- lande dienende» Soldaten bei Urlanbsreise» in die säch» fische Heimat. — Ten Bericht erstattet Vizepräsident Ober- bürgermeister Dr. Beutler und beantragt, den Antrag Singer, abweichend von dem Beschlüsse der Zweiten Kam- mcr, abzu lehnen, die Regierung aber zu ersuchen, im Buudcsrate dahin zu wirken, dass den Mannschaften, des Heeres und der Marine bei Heimatsurlaub einmal im Jahre freie Hin- und Rückfahrt auf der Eisenbahn zwischen! Garnisonsort und Hcimatsort gewährt werde. Die Dcpu-! tation steht, so führt Redner aus, dem Anträge Singer sehr! sympathisch gegenüber. Wenn sie trotzdem zu einem von der Zweiten Kammer abweichenden Beschlüsse gekommen ist, so geschah es aus budgetrechtlichen formalen Gründen.- In unserem Etat sind Mittel für die Militärverwaltung überhaupt nicht eingestellt: es könnten also für den hier in- Frage kommenden Zweck nur Reichsmittel zur Ver-i siigung gestellt werden. Die sächsische Regierung ist der selben Ansicht und uns scheint diese Stellungnahme der Regierung vollständig gerechtfertigt. Auch in der gegen wärtigen Rcichstagssession sind nicht weniiger als vier! verschiedene Anträge und Resolutionen von den verschiede- »en Parteien des Reichstages eingegangen, die sich alle! in derselben Richtung bewegen. Wir erwarten nunmehr.! dass unsere Regierung sich im Bundesrate dahin ausfpricht.j dass für die Zwecke des Heimatsurlaubes im Reichsbudget Mittel eingestellt und Liese entsprechend verwendet nixr- den. — Finanzminifter Seydcwitz: Die Regierung hält es für erwünscht, die Angelegenheit nicht einseitig, son dern im Zusammengehen mit den anderen beteiligten Re gierungen zu behandeln. Die gleiche Ansicht vertreten die Regierungen von Prcussen, Bayern, Württemberg und Baden, mit denen sich die sächsische Regierung inzwischen ins BcrneHmen gesetzt hat. Wenn sich Ihre Deputation über, einstimmend dahin erklärt hat, dass die vorliegende An gelegenheit Sache des Reichs und nicht der Einzelstaatcn ist. so vermag sich die Regierung mit diesem Standpunkte und dem daraus hervorgegangenen Anträge allenthalben einverstanden zu erklären. Da im Reichstage entsprechende Anträge vorliegcn, wird der sächsischen Regierung Gelegen heit geboten sein, im BunLesrat der vorliegenden Frage im Sinne des sächsischen Landtages näher z» treten. — Graf zu Eaftell»Caftcll begrüßt die Tendenz des Antrages Singer auf das »»ärmste und bedauert eS, dass aus budgct- rechtlichen Gründen keine Mittel bereitgestellt werden können. Er bittet die Regierung, darauf hinzuwirkcn, dass! baldmöglichst eine Regelung Lcr Frage von Reichs wegen zu mache», bitten aber des Vergleiches halber auch gelegent lich abichweifen zu dürfen und uns nicht an die strenge Anseinanderfolge der verschiedenen Laie binden zu müssen. Wir beginnen mit den Säle» der Dresdner, nicht bloss,, weil sic nach dem Kaialog den Anfang machen, sondern! weil sie dieses Jahr und vielleicht zum ersten Mal ohne Zweifel am besten abgeschnittcn haben. Es treten unter ihnen mehrere jüngere Kräfte auf, die etwas Neues zu jagen haben und es daher verdienen, dass man sich ihren Namen sür die Zukunst einprägt. Im Saal 1, der eine Art von Vorraum bildet, treffe» wir zunächst aus einen alten Bekannten, dessen Schaffen sich bald zu grösseren »Höhen erhebt, bald wieder in weniger erfreuliche Tiefen zurücksinkt. ES ist E. W o l f g a n g m ü l l e r. Dieses .fahr bringt er ausser einem etwas trocken geratenen, aber mit zäher Beharrlichkeit dnrchgcführlen, grün-grauen „Urwald" mit abgestorbenen Riesenstämmen iNr. 100> ein wundcrliebliches, kleines Kornblumenstück von herrlichstem Blau iNr. l65>. Nuht weit davon in Saal 1 iNr. 208) hängt feine diesjährige Hauptschöpfung, ein blondes innges Paar, das sich am «Hochzeitsmorgcn" an einem mit Wasser gefüllten Ba'sin unter den mächtigen Baumen eines Parks zu heimlicher Zwiesprache zusammengefunden l>at: er. im Frack mit weißer Binde, sich zärtlich zur Geliebten nicdcrbengcnd und ihr Mut zuflüsternd: sie, im weißen Hochzeitskleid aus dem Rande des Bassins sitzend und ver legen an einem Strauß gelber Himmelschlüssel herum- .luvscnd. Alles ist wie immer bei Wolsgangmüller bis in die kleinste Kleinigkeit sauber durchgeführt, wirkt aber hier durchaus nicht kleinlich, sondern höchst apart, zu mal das Bild mit einer Art von liebenswürdiger Ironie, die wir bei dem Künstler bisher nicht bemerkt haben, kom poniert ist, und durch den schmalen, länglich-ovalen Gold- rahmcn gut zusaminengehaltcn ist. Im Saal 1 sind cs dann vor allem noch zwei Porträts, die nicht übersehen werden dürfen. Das eine, höchst elegant und in der Farbe geschmackvoll, zeigt eine sitzende Dome mit blauem Hut. Es rührt von Friedrich Heyse her lNr. 158». der im Saal 1 iNr. 182) noch ein zweites, kleineres, recht anmuti ges Gemälde mit zwei mit einem Baukasten auf einem Teppich spielenden Kindern ausgestellt hat. Das andere ist ein Herrenbildnis von Max Kowarzik von grosser Lebenswahrheit und fast unerbittlich scharfer Eharakteristik. die von den Augen bis zu der schmalen, rechten Hand hinabreicht, ganz schlickt und einfach in der Farbe, aber alle koloristischen Möglichkeiten, die die Litewka eines Artillerieleutnants bietet, wirksam herausholend und unteres Erachtens der bei den weiteren Bildnissen des Künstlers iNr. 307 und 308) bei weitem vorzuzichen. Der Saal 6, der die Hauptwerke der Dresdner Kunst genossenschaft vereinigt, ist von dem Architekten Georg von Manenburg besonders festlich ausgeschinückt worden. Ein von goldenen Bögen getragenes, einem Tonnengewölbe gleichendes Zeltdach schließt den Raum, der in zwei ungleiche Hälften geteilt ist, nach oben an. Die linke, kleinere Hälfte ist um ein Paar Stufen erhöht und wird durch eine niedrige Schranke von der grösseren ge schieden. In der Mitte der auf diese Weise geschaffenen Erhöhung steht ein zierlicher, braun gehaltener Kamin mit Mosaiksüllung von Josef Goller. Die ganze Rück wand dieses Saales nimmt eine Folge von sieben Oel- gemülden des Loschwipers Hans Unger iNr. 321 bis 336). der sich wohl noch nie so wie hier als ein für Lchmuck- wirkungen reich begabter Maler erwiesen bat. ein. In diesen, bald in eine vornehme Idealtracht gekleideten, bald in unverhülltcr Leibesschönhert prangenden Frauengestalten, hat der Künstler weit mehr, als dies früher der Fall war, die ihm eigentümliche Starrheit des Gcsichtsausdrucks überwunden: die seidenen Stoffe aber, die zur Verwendung gelangt sind, verraten in ihrer Behandlung eine un gewöhnliche Delikatesse, und selbst die Vorliebe für gold gelbe Töne bei der Darstellung weiblicher Körper tritt in dieser Serie so zurück, dass man sich dieser glänzend durch- gesührten Dekorationsstücke ungeteilt erfreuen kann. Sic werden an Farbenpracht nur noch Übertrossen durch die beiden grossen Blumenstücke von Tulpen und Rosen, die zwischen die Frauengestaltcn gehangen sind, und einen berauschenden Dust auszuströmen scheinen. Der Eindruck dieser llngerschen Wand ist so ge- »valtig, dass sich alles andere, was in diesem Saal 0 noch weiter untergebracht ist, ihr gegenüber nur schwer behaupten kann. z. B. die sonnigen Winter- und Schneelandschastcn des Freiherr» Paul von Schlippe nbach (Nr. 317 bis 3l8>, die stark vereinfachten, den Gegenstand mehr an- dculenden als erschöpfenden Schilderungen aus Norwegen von Maximilian Noetzold in BrieSnitz iNr. 312 bis 310). das geschickt komponierte «Kinderzimmcr" mit dem von der Mutter und Schwester und einer Freundin an gestaunten, kleinen Nacktsrosch von Johanna ZIchille <Nr. 332) und das Bildnis einer im Schaukclstuhl sitzenden Dame in Rot von Ferdinand Broü in Loschwitz (Nr. 288). Unter den übrigen auf die Säle 2 bis 1 verteilten Ge- mäldcn von Mitgliedern der Dresdner Kunstgenoffenschaft dürfte das «Paar mit Früchten" betitelte Bild des noch sehr jugendlichen Paul Wilhelm (Nr. 177) das stärkste Stück sein. Er stellt einen Maler, der in einem Buch blättert, mit seinem sich an ihn anschmiegenden Modell dar. Der entblößte Körper des Mädchens ist ein in der maleri schen Durchführung ausgezeichneter Akt. dessen Weiße sich von dem schwarz mahn igcn und schwarz gekleideten Mann besonders beachtend abhebt. Im Vorübergehen beachte man hier ferner noch das elegante Bildnis einer ältere» Dame in schwarzer Seide von Paul Kießling lNr. 183», Paul Mogks «Dame mit Hund" iNr. 187) und Paul Poetzschs »Vor dem Schreibpult" sitzende Dame in grüner Seide iNr. 173). Zwei sonnige Landschaften mit blühenden Blumen und saftigem Grün findet man in Adolf Thamms «Mittag im Bauerngarten" und «Straße in Ullersdorf" (Nr. 17k, 176). Siegfried Mackowskn «Kirche aus Brttggc" ist im Vergleich zu früheren Landschaften von seiner Hand ziemlich trocken und nüchtern herausgekommen. Sehr fein und zart im Ton ist das altmodische Interieur von Tilla Jährig - Löhr »Im Lampenschein" <Nr. 182). Unter den geschickt hier und da ausgestellten Plastiken der Kunstgenossenschaftlcr sind uns als beachtenswert aus gefallen das Gipsrcllef einer übermütig »fröhlichen Jagd" von Hans Hartmann-Maclkan lNr. 352), der kauernde »Flötenspieler" in grüner Bronze von Arnold Kramer (Nr. 361) und desselben Bildhauers Marmor büste eines lieblichen Knabens lNr. 368), sowie der zart gebaute »AdontS" von Richard König in Radcbcul, der in der Mitte des Unger-SaaleS zu suchen ist. In den folgenden Sälen 7 bis 8. die der Architekt Paul Bender viel einfacher, als wie v. Mayenburg die vorhergehenden ausgestattet hat, ist die Ausstellung der Dresdner Künstlervereinigung, in die die Elbter aus gegangen sind, untcrgebracht worden. Sie umfasst alle die jenigen Maler, die jedem geläufig sind und die sofort ge nannt werden, wenn von der Stellung der heutigen Dresd ner Kunst innerhalb des Rahmens der deutschen Kunst die Rede ist. Doch haben sich nicht alle, von denen man bedeutende Leistungen mit Rücksicht auf ihre früheren Dar bietungen erwarten konnte, auf der gleichen Höhe behaup tet, eine Erscheinung, die ja auch auf dem Gebiete der Dichtung und Literatur immer wieder etntrttt, da eine IahrcSernte der vorausgehenben nur selten gleicht. An
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