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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.12.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19121213012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912121301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912121301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-12
- Tag1912-12-13
- Monat1912-12
- Jahr1912
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.12.1912
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I» se», überhaupt nicht ernstbast nehmen. Winkler warf »«rauf dem Abgeordneten Grünwald Feigheit vor und er- klärte, er werde sich für die persönliche Beleidigung schon »Genugtuung -u vcrschaske» wissen. Grünwalb ries: „Ich werde Ihnen ein paar hinter die Obren schlagen." Es kam weiterhin zu gegen'eittgen Beschimpfungen. SS gab yrdnungSrnfe an fast alle Redner in dieser Debatte. Berlin. tPriv.-Tel. Der Rechtsstreit der britischen Admiralität gegen die Hamb »rg-Amerika-Li nie wegen des Schadens, der durch den Verlust des Untersce bootcS „si. 2" entstanden ist, wurde auf friedlichem Wege bei gelegt. Der „New-llork Heralb" meldet hier»», das, sich die Hamburg-Amerika-Linie bereit erklärt habe, zur Beilegung der Angelegenheit einen Ersatz von ungefähr »5 Prozent des erlittenen Schadens zu zahlen. Berlin. In dem Prozeh gegen de» R e f e r e „ d a r D r Wienstruck, den Gefangenenaufseher Becker und den Bankier Otto Sattler wurde Becker sreigcsprochen und Sattler wegen Bestechung zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Bezüglich Wienstrucks hielt das Gericht de» Lachverhalt noch nicht für völlig geklärt und kam zur Vcr lagung. Kairo. sPriv.-Tel.) Wie die hiesigen Heilungen melden, soll Lord Kitchener in Kürze indischer Bizeköntg «erde». Frankfurt a. M. »Schluß, abends.» Eredit 187»/«. Dresdner Lank 149^. Staatsbahn Ist'/,. Lombarden 10h«. Schmach. Paris. <8 Uhr nachmittags.» 8 -6 Rente 89,70. Italiener WM 8 A Portugiesen 04,90. Spanier 00,55. 4 Türken unifiz 85,20. lürkenloje 18»,50. Staatsbahn 7»I9. Lombarden I»»». Ltlonianbank »3«. Schivach. Paris. «Produktenmarkt.» Weizen per Dezember 27,90, per März Juni 39,25, fest. — !>! n b ü l per Dezember 07,25, per Mai August 05M, fest. — Spiritus per Dezember 41§0, per Mai August 48,50, ruhig. Lertliches und SSchstsches. — Se. Majestät der König und Se. Königl. Hoheit derKronprinz haben gestern nachmittag dem bayrischen Gesandten Grafen Montgclas einen Kondolenzbesuch ans Anlaß des Todes des Prinz-Regenten von Bayern abgestattct. — Se. Majestät der König hat durch den sächsischen Gesandten in München Freiherr« v. Friesen die persön lichc Teilnahme an der Beisetzung des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern ankündigen lassen. — Se. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg, der sich mehrere Wochen in Aegypten aufgchalten hat und gestern von Kairo nach Dresden abrcistc, besuchte in Be gleitung des deutschen Gesandten v. Miguel den Khcdive, um ihm zum arabischen Rcujahr zu gratulieren und sich zu verabschieden. Der Khedive erwiderte nachmittags den Besuch. — Dem Obcrforstmeister S ch l e i n i tz in Wermsdorf wurde der preußische Kroncnorden 3. Klasse, dein Ober förster Gärtner und dem Forstmeister Schulz in Hubcrtusburg der preußische Note Adlervrden 4. Klasse verliehen. — Der König hat genehmigt, daß der Geheime ex pedierende Sekretär bei der deutschen Botschaft in Washington Oberleutnant d. R. Michael den preußischen Kroncnorden 4. Klasse anlege. — Dem Prinz-Regenten Luitpold von Bayern widmet das „Dresdner Journal" einen Nachruf, in dem es hetht: „Die Trauernachricht trifft die Nation in tiefster Erschütte rung. Denn sie sieht aus dem Rate der deutschen Fürsten einen -er besten und weisesten scheiden, sie verliert in diesem Deutschen einen ihrer treuesten Söhne! Das Leben und die Taten dieses edlen Sprosses aus dem ruhmreichen Geschlcchte der Wtttelsbacher sind mit goldenen Lettern in das Buch der Geschichte eingezcichnet. Der Zeuge einer groben Vergangenheit, der Träger einer festen Tradition, aber zugleich auch ein Fürst, der seine Zeit verstand, mit ihr und für sie zu leben, zu fühlen und zu schaffen wußte, hat er seinem Lande und seinem Volke bis zum letzten Atemzuge mit allen seinen Kräften und mit seiner ganzen Seele als Herrscher und Mensch gelebt. Welch einen Wandel brachte die Zeit, die zwischen der Geburt des nun in Gott ruhenden Fürsten und dem Heute liegt! Sic sah die Lande, die wir Heimat und Vaterland nennen, mehr als einmal von wilden inneren Stürmen und Anfechtungen nach außen durchtobt, und sie sah auch das Leben des er lauchten Fürsten selbst mehr als einmal von schweren Schickungen heimgesucht. Zu allen Zeiten wußte Prinz Luitpold durch Tatkraft und festen Willen, aber auch durch Demut und Ergebung in die Unabänderlichkeit des Schick- salsivaltens zu überwinden, was ihm als Mensch von Gott an Prüfungen auferlegt wurde. So wurde er fähig zu dem, was das Leben von ihm erwartete und forderte, fähig, die schweren Pflichten eines HerrscheramtcS auf sich zu nehmen und mit Weisheit und Milde, aber auch mit Ernst und Eifer zu üben, fähig, ein umsichtiger Staatcn- lcnker, ein Hort der Religion und guten Sitte, ein Wohl täter der Armen und Bedrängten, ein Förderer alles Guten und Schönen zu sein. Das VE der Bayern dankt dem Prinz-Rcgenten Luitpold ein Vierteljahrhnndert ge ruhigen Lebens und segensreicher Entwicklung: Handel und Wandel sind mächtig erblüht unter seinem weisen und gerechten Regiment, und Wissenschaften und Künste er fuhren durch ihn allezeit die warmherzigste und liebevollste Pflege. Aber auch die Nation bewahrt voll tiefer Dankbar keit das Andenken des edlen Fürsten, weil sie in ihm zu allen Zeit einen treuen Hüter des Reichsgcdankeus ver ehrte. Wie er rastlvs, bis z»m letzten Atemzuge, seinen erhabenen Pflichten alS Landesvater nachlebte, ein getreuer Eckart seines Volkes, so erwies er sich auch für und für als deutscher Bundesfürst im edelsten Sinne des Wortes. Walirlich, den Heimgang dieses edlen Fürsten nnd hoch- sinnige» Menschen in tiefer Trauer zu fühlen, sein An denken in lenchtendcr Erinnerung zu bewahre», ihn znzu- gcsellen den großen, unsterbliche» Gestalten uuscres Volkes — das ist uns heilige Pflicht, ist »us ein Bedürfnis, ge boren aus Dankbarkeit. Verehrung und Ehrfurcht. Wie in der Geschichte -es BayernvEes, so wird der Name deö Prinz-Regenten Luitpold auch in der Geschichte -er Nation in unvergänglicher Erinnerung fortleben!" — ««läßlich des Ablebens des Priuz-Regeutc« Luit, »olt vo« Bayer« hatte gestern die hiesige Reichspvst ihre Fahnen auf Halbmast gesetzt. — Seine -«fällige Begegnung mit dem verstorbenen Prinz-Negeutc« Luitpold schildert uns ein Dresdner ii» folgenden: Das anspruchslose Auftreten des Prinz-Rcgcn- te» Luitpold ist tu München sprichwörtlich. Auch der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich an ein Erlebnis, das ihn in den neunziger Jahren des vergangenen Jahr hunderts dem Prinz-Regenten unvermutet persönlich gegcn- übcrstellte. Ich wohnte damals als Student in der Aüalbert- straßc in München bei einer RechtsanwaltSwttwe, deren Tochter eine talentvolle Malerin war und schon bisweilen den Besuch fürstlicher Personen in ihrem Atelier emv- sangen hatte. Eines Vormittags, als ich gerade die Tür der Wohnung öffne, um ins Kolleg zu wandern, steht ein älterer Herr im Pelz vor mir. der eben im Begriffe war, z» schellen. Auf seine Frage, ob Fräulein H. anwesend sei, geleitete ich den Herrn ahnungslos in den an das Atelier anstoßenden Salon, melde der Köchin den Besuch eines Herrn und steige die Treppe hinab. Vor dem Garten tor der Villa hält ein Break mit zwei gallonicrtcn Kut schern. Auch rin paar Schuljungen harren neugierig am Tor. „Bleibt er lang?" fragt mich der eine. — „Wer denn?" - „N a. d c r P r i n z - R e g e n t!" Da wurde mir erst klar, wer Ser Herr dort oben war. Daß mir die Aehnltchkeit aber auch nicht gleich nusgcsallen war! Ja, wenn man erst wenige Tage i» Bayern lebt! Die Wiß begier. ob's wirklich der Prinz-Regent war. ließ mich das Kolleg schwänzln. Die Köchin sollte mir's bestätigen. Also Kehrt und die Treppe hinaus! Aber am Podest kommt mir der Prinz-Regent schon wieder entgegen und meint im scherzendem Tone aus meinen Gruß — er hielt mich wohl für einen Bruder der Malerin —: „Sie hat gerade ihre Schülerinnen bei sich: da »vvllje ich nicht lange stören. Sic werden bei den tnngen Damen da oben gewiß beliebter sein als so ein alter Herr. Vielleicht komme ich bald ein mal wieder vorüber." Ein freundlicher Gruß, und ich erstes Semester hatte mein Münchener Erlebnis". Das Bild, das der Prinz-Regent besichtigen wollte, war, wenn ich mich recht erinnere, eine Studie zum Künstler- KarncvalSfest „Immergrün", aus dem ich dann auch die jüngeren Prinzen des Hauses Wittclobach sah. — Prinz- Regent Luitpold pflegte früher öfters, wie heute noch sein Sohn Prinz Ludwig. Münchener Maler in ihren Ateliers ohne vorherige Anmeldung zu besuchen — Zu einem parlamentarischen Abend im Ltändchanse hatte der Präsident der Zweiten Kammer, Herr Tr. Vogel, für gestern abend 8 Uhr Einladungen ergehen lassen. Etwa 24»» Personen waren dem liebenswürdigen Rufe gefolgt. Zwar mich das äußere Bild der Veranstaltung insofern von dem bisherigen ab. alS die Mitglieder der konservativen Fraktion der Zweiten Kammer vollständig serngeblieben waren: auch war die übliche Tafelmusik infolge der Trauer um den Heimgang des Prinz-Regenten von Bayern in Wegfall gekommen. Doch muß im übrigen der Versuch, auch in dieser konfliktsrcichen Nachsession des Landtages die Herren Stände außerhalb ihrer aufreibenden Tätigkeit vor einer beschränkten Orffentlichkcit einmal zwanglos zn- sammcnzuführen, als von bestem Erfolge gekrönt bezeichnet werden. Neben sämtlichen Herren Ministern und Ver tretern der staatlichen Behörden, insbesondere der mit de» Arbeiten des Parlamentes in näheren Beziehungen stehenden, waren zahreiche Mitglieder der Ersten Kammer mit dem Präsidium an der Spitze erschienen. Ferner be merkte man ältere, dem Hause nicht mehr angchörige Par lamentarier, Vertreter der Stadt Dresden, der Industrie und der Handclswelt, der Kunst und Wissenschaft, Mit glieder der nationabliberalen Partei im Lande, Herren vom Stenographischen Landesamt, von der Presse uim. Präsident Dr. Vogel begrüßte die Ankommenden mit den Herren Nechnnngsrat Anders und Bär vom Direktorium der Kammer persönlich und war auch sonst in der gewohnten Weise bemüht, den Ruf der traditionellen Gastfreundschaft des Hauses von neuem zu festigen und zu verstärken. Die rcichbesetztcn Büfetts trugen deS weiteren zur allgemeinen Stimmung bei, nnd wäre nicht in den Verlegenheitspausen der Konversation der dunkle Schatten verlorener Liebes müh' um das große Werk des Volksschulgesetzes den Wänden der Säle und Eoulvirs entlang gekrochen, so Hütte kaum etwas an der allgemeinen Befriedigung über den Verlauf des Abends gefehlt. Man überließ sich gern -er freundlichen Theorie ausgleichender Geselligkeit, ohne dabei den Ernst der Praxis und die Anforderungen des Tages zu vergessen, und wenn die Herren Abgeordneten am Weihnachtsabend den Verlauf dieser Hcrbstsession Über blicken, so werden sie sicherlich, soweit sie an diesem Abend des 12. Dezembers dabei waren, dem liebenswürdigen Herrn Präsidenten für diele Stunden allgemeinen Waffen stillstandes und Gottesfricdens besonderen Dank wissen. — Die Staatliche Viehverstchernugsanstalt schreibt uns: „Als Mängel der Staatlichen Pferdeversichcrnng werden in Ihrem Blatte vom letzten Mittwoch von angeblich unter richteter Sette die Nachschußprämien, die Beschränkung aus Totalschäden und die EntschüdtgungSzahlung mit Zustim mung der Anstalk angeführt Da die staatliche Anstalt nach jedem von ihr sestgestellten Schaden sofort die Hälfte dem Verein auszahlt, so kommt die Einziehung einer Nachschuß prämie in demselben Geschäftsjahre nicht in Frage. Wenn einmal in einem Verein die Beiträge und Fonds nicht zur Deckung des Bedarfs ausreichcn sollten, so werden die Bei träge für das'nächs e Jahr, wie schon jetzt geschieht, um einen geringen Prozentsatz zu erhöhen sein. Anlangcnd die Totalschäden, so können die Vereine ihrerseits die Ver sicherung auch auf Minderwert usw. ausdehnen; cs werden nur derartige Schäden nicht vom Rückversichcrungsverband mit getragen. Daß die Entschädigungszahlung von der Zu stimmung der Anstalt abhängig gemacht ist, wird in der Praxis voraussichtlich angenehm empfunden werden, da damit persönliche Reibereien, wie sie sonst leicht bei kleine reu Versicherungsgesellschaften Vorkommen, ausgeschlossen werben." — Fremde in Dresden. Hotel Excclsior: Prinz Hei» rich XXXI. zu Reuß, Berlin: Baronin vo» Helmburg, Berlin: Grast» Claudine von Lüttichau, Bunzlau: Hans von Metzsch, Ritter gutsbesitzer, Olbernhau,- Frau von Botz, Lüssow,- Waldfried von Botz, Lüssow,- Baronesse Helene von Heimburg, Potsdam. — Eine persönliche Zulage für die Dresdner Dtadt- bauräte? Der Rat hat den Stadtvervrdneten eine Vorlage zugehen lassen, wonach den S t a d t b a u r ä t e n Erlwein und Wahl eine persönliche Zulage vo» je 5000 Mark gewährt werden sollte. Der Finanzausschuß und der Vor stand der Stadtverordneten aber waren der Ansicht, daß dann auch Stadtbaurat Fleck die gleiche Vergünstigung erhalten müsse. Die Stadtverordneten stellten sich, wie ver lautet, in ihrer Mehrzahl der persönlichen Zulage für alle drei Stadtbanräte ablehnend gegenüber. — In einem vo« der Zentrale für Jugendfürsorge veranstalteten Elternabend sprach im Keglerhcim Sani tätsrat Dr. Dannenberg über „Gesund hei ts fragen". Er gab zunächst einen Ueberblick über die ge schichtliche Entwicklung der Hygiene. Sic sei sv alt wie die Kultur der Völker und habe früher in religiösen und rituellen Verordnungen bestanden. In der Neuzeit sei sie nur wissenschaftlich begründet und rationell ausgebaut worden. Nachdem der Redner erörtert hatte, was ein ge sunder Mensch sei. gab er praktische Ratschläge für eine rationelle Körperpflege. Er besprach in eingehender Weise die Wirkung von Luft, Licht und Wasser auf den mensch lichen Körper und betonte die Notwendigkeit einer sach gemäßen Kleidung lind gesunden Wohnung. — Reicher Bei fall dankte dem Redner für seine interessanten AnS- ührnngen. — Das Finger-Abdruckverfahren im Dienste der Verbrechen-Erforschung. Einen hochinteressanten Vortrag über die Daktyloskopie oder das Finger-Abdruckvcrfabren hielt unter Mitwirkung zweier Beamten der diesigen Polizei-Direktion Herr Krtegsgertchtsrat Dr. M eiß, eine Autorität ans diesem Gebiete im Portepee-Verein. In übersichtlicher Weise führte Redner seine Zuhörer zunächst in das Verfahren ein. Ans Grund der wissenschaftlichen Forschungen der neueren Zeit habe man mit positiver Sicherheit fcstgcstellt, daß die Hand- und Fingcrlinien einer Person bis an ihr Lebensende unverändert blieben und daß diese Linien vollständig individuell und auch nicht bei zwei Menschen dieselben seien. Selbst bei Vernichtung der Linien durch Säuren oder Abschleifen wachsen sic stets wieder nach — und zeigen bas alte Muster. Diese Finger- ober Papillarlinien bildeten für die Polizei eine hoch wichtige Waffe im Erkennungsdienste und für die Ver brechen-Erforschung. Hintcrlasscnc Fingerabdrücke auf den unmöglichsten Gegenständen könnten sichtbar gemacht werden und in kurzer Zeit zur Ermittlung des Täters führen. Bereits im Altertum habe man die Eigenschaft der Papillarlinien, bei jedem Individuum eine andere Zeichnung anfzuwcisen, gekannt und insbesondere im Orient den Fingerabdruck als Unterschrift und Er kennungszeichen verwendet. Infolge der häufigen Scheck fälschungen sei der Fingerabdruck letzt wieder in Amerika zu Ehren gekommen: man drückte ihn neben der Unter schrift aus Schecks und sei aus diese einfache Weile vor Fäl^ schlingen gesichert. Redner gab eine eingehende Schilde rung der Klassifizierung der Linien, ihrer Arten und Unterscheidungsmerkmale. Es sei jogar möglich, au der Beschasseuheit de» Papillarlinien das Alter, sowie den Be rus des Individuums zu erkennen. Vo» jedem Ver brecher würden heute F-ingerabd,ticke gemacht und dieses Material habe der Polizei bereit» wertvolle Dienste ge leistet. Die Pvlizcidirektivn Dresden besitze über 100 ooo Fingerabdrücke und stehe mit den anderen Polizcidirck- tionen der deutsche» Großstädte in »ändiger Verbindung. Trotz der riesengroße» Zahl der Fingerabdrücke erfolge die Feststellung der Persönlichkeit des Gesuchten nach dem System de» Londoner Pvlizeibcomten Hanry auf Grund einer vom Redner erläuterte» ciniacheu Berech nung Es gehöre nur ein Tchranf inii >2 Reihen zu je 32 Fächern dazu. Redner streifte dabei das Bcrtillonsche Meßsystem lSchädelknvchcn Messung» nnd seine Nachteile dem einfachen Daktyloskopievcrfahren gegenüber und schil derte dann eine große Anzahl Fälle, wo der Fingerabdruck zur schnellen Ermittlung des Täters geführt hat. Die rätselhafte» Einbrüche i» die Verkaufsstelle des 48. Fcld- Artillerie-Regiments vor einigen Jahre» habe» ihre Sühne nur einigen ans einer Glasscheibe hinterlaisenen Fingerabdrücken zu verdanken. Auch dürste wenig belannt sei», daß das Hanplvcrdiensl an der Entdeckung des Mordes an den alten Reiitciicmpfünqer Tobt der Daktuloslopie z»- zuschrcibcn ist. Das aufgcsundeuc Spartassenbuch wurde auf Fingerabdrücke untersucht und aus Grund dieser Ab drücke konnte sestgestcllt werden, daß der Mörder Gühlert das Buch in de» Händen gehabt hat. Diese Feststellung ge staltete sich deshalb zu einem gravierenden Beiveismaterial. weil Gühlert jede Kenntnis von dem Buche auss ent schiedcnste in Abrede gestellt hatte. Der Vortrag wurde durch eine große Anzahl von der hiesigen Pvlizeidircition zur Verfügung gestellte Lichtbilder tresslich illustriert. Zum Schluß wurden u. a. im Aeußcrcn vollständig gleiche, aber dennoch verschiedene Personen gezeigt, deren Iden tifizierung nur dlitch das Fingerabdruckverfahren möglich war. Zum Schlüsse wurde das Fingerabdruckverfahren und die Kenntlichmachung der Abdrücke ans den verschieden sten Gegenständen in der Praxis gezeigt. — Ucber die Verantwortlichkeit des Automobilbesttzers nnd seines Chauffeurs sprach vorgestern abend in einer Ver sammlung der „Auto-Liga Sachsen" bei Pctera, Viktoria- straßc, Herr Rechtsanwalt Dr. A. Port ins. Während früher für die zivilrechtliche Haftung nur das Bürgerliche G c s >> tz b n ch maßgebend gewesen sei, käme seit dem Jahre lt»i»9 noch das Automobilhaft- pfltchtgrsctz in Betracht. Danach haste der Ehaufseur grundsätzlich nur bet einem Verschulden seinerseits, sein Herr aber für jeden bei dein Betrieb des Fahrzeuges ent standenen Schaden, sofern ihn nicht ein unabwendbares Er eignis »Verhalten des Verletzten, dritte Personen oder Tiere» hcrbcigeführt habe. Indessen werde es dem Autv- mobilbefitzer in den allerseltensten Fällen gelingen, diesen Einwand erfolgreich geltend zu machen, denn er müsse außerdem den Nachweis erbringen, alles getan zu haben, was nach den Umständen geboten mar, den Unfall ab- zumcnden. Ter Verletzte werde oftmals in die Lage kom me», sich nicht nur auf das Haftpflichtgcsetz, sondern auch auf das Bürgerliche Gesetzbuch zu stützen, denn wenn das erstcrc den Verletzten auch viel günstiger stelle, sv enthalte es doch anderseits manche Beschränkung. Es gewahre kein Schmerzensgeld, beschränke den Hvchstbetrag im Unglücks- fallc auf siOOOO Mark, bet Katastrophen, wv mehrere Per sonen verletzt werden, ans IsiOOOO Mark, bei Sachschaden auf lOOOO Mark. Verlange also jemand Schmerzensgeld oder eine höhere Summe, so werde er sich aus das Bürger liche Gesetzbuch stützen. Der geringste Fehler in der Zu sammensetzung der einzelnen Teile, Versagen der Bremse, Explosionen, Schlingern und Umstürzen des Wagens in folge von Chaussee-Defekten usw. könnten den Automobil besitzer ersatzpflichtig machen, auch wenn er durch Revisio nen, Reparaturen usw. weder Mühen noch Zeit gescheut habe, Unfälle auszuschlicßen. Weiter komme die Haftung des Besitzers in Betracht für jeden Mißgriff des Führers und jeder Person, die bei dem Betrieb des Automobils be schäftigt ist. Da der Entlastungsbeweis des Autvmobil- besttzcrs außerordentlich erschwert ist, sei es dringend zu empfehlen, nicht vhw' Zeugen zu fahren. Bei Fahrgästen hafte der Besitzer nicht ohne weiteres, sondern nur wenn ihn ein Verschulde» trisft. Bestehe aber zwischen dem Auto mobilbesitzer und dem Fahrgast ein Vertrag lAuto- Troschkc, Tranöpvrt-Autv», so greise in mehrfacher Hinsicht eine viel iveitergchende Haftung Platz. Werde ein Auto ohne Wissen nnd Willen des Besitzers in Betrieb gesetzt, so trete der Chauffeur an die Stelle des Eigentümers, nnd der Besitzer bleibe von seiner Verantwortlichkeit frei. Je doch hafte der Chauffeur nur dann, wenn ihm ein Ver schulden nachgewiesen werde. Die große Verantwortlichkeit des Besitzers wäre aber zu trostlos, wenn es nicht im Bürgerlichen Gesetzbuchc einen Paragraphen gäbe, der den Umfang des Schadenersatzes davon abhängig mache, in wieweit der Schaden von ihm oder einem anderen Teile verursacht worden ist. Was die strafrechtliche Haf tung anlange, so sei sie für den Besitzer und Chnnssciir gleich. Beide könnten nur bestraft werden, wenn ihnen ein Verschulden nachgewiesen werde. Der mitfahrcnde Be sitzer könne sowohl als Mittäter wie Anstifter in Frage kommen. Eine Verantwortlichkeit könne auch eintreten. wenn er bei der Auswahl des Chauffeurs nicht die erfor derliche Sorgfalt angewendet habe. Das Reichsgericht gehe in dieser Beziehung außerordentlich weit. Es sehe die Zu- lassnngsbeschcinignng nicht als ausreichenden Nachweis für die Zuverlässigkeit des Chauffeurs au, sondern fordere, daß sich der Besitzer mindestens bei den drei letzten Arbeitgebern des Chauffeurs mündlich und schriftlich erlundige und seinen Chaussenr auch darausbin prüfe, ob er im ent scheidenden Augenblick die Geschicklichkeit und Geistes gegenwart besitze, um eine» Unfall abzuivendcn »nd die Charaktereigenschaften habe, Leben und Gesundheit seiner Mitmenschen nicht zu gefährde». Zwar werde nicht ver langt, daß der Besitzer den Chaussenr niiauSgesetzt be- vbachte. aber er sei zum Eingreifen verpflichtet, wenn er eine gefährdende Handlung des Chaussenrs wahruehmc. Au der Hand einiger Beispiele erörterte der Vortragende darauf das Gesagte praktisch. — Herr Dr. PortiuS teilte dann mit. daß auf ein Preisausschreiben zur Er langung vvn Arbeiten für ein den Mitgliedern Anfang nächsten Jahres zur Verfügung zu stellendes Handbuch eine große Anzahl Arbeiten eingcgangen seien. Das Prcis- richterlollegium habe de» >. Preis im Betrage von 300 Mk. Herrn Rcdnkteul Hüttig znertannt. Einige andere Arbeiten sollen angekaiift werde». Zum Schluß erstattete Herr Glück ein Referat über verschiedene automvbilistischc Neuheiten. Den nächsten Bortrag hält Herr Oberstleut nant v. T sch am m er über „Militarismus »nd Autvmobilism u s". — Alldeutscher Verband. Heute abend 8 Uhr findet in der Gastwirtschaft zum „Reichsbanner", GewandhauSstr. 8, eine M o n a t s v c r f a m m l u n g statt, bei der über den Verlauf der jüngst in Braunschweig abgehaltenen Gesamt vorstandssitzung Bericht erstattet wird. Eine allgemeine Erörterung über die Stellung des deutschen Volkes gegen über den politischen Vorgängen in der Welt schließt sich an. Gäste, Männer und Frauen, sind willkommen. — GeschSflöbesuche. Die Prinzessin von Reich Klipphansen de- suchtc die Photographische Handlung von Earl Plaul, Königl. »nd Priuzl. Hoflieferant, Wallstraße 25, und da» Putz- und Mode- Warengeschäft L. Weidig, Hoflieferant, Watsenhansstraße 84. In letzterem Geschäft kauften außerdem die Prinzessin Mathilde von Lchönburg-Waldenbura, die Gräfin Görtz Schlitz-Oberhessen und die Prinzessin Elisabeth Reuß-Oberloschwttz. TI- «hchch „Dre-btttr Nachrichten" » Freitag. iS. Dezember INI» Teiles
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