02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.01.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130129026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913012902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913012902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-01
- Tag1913-01-29
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UN» Um-obnn- «« Lag« bmst» al« Udentl Mrgade -s in »in« Ltsamlauogab« «halt«». S7. Jahrgang. II 28. Mittwoch, 29. Januar 1913. v«<««r-Gebühr o»««elt»hrl. lür Dr«,. j>»n t«I täglich tw«l. «o»,«rZutta,un,<an «o»n< und Montag»» »ui «inmalto.oo M, »urch-uawärtia-ltmn. «Wmiäk« »i, k,00 M. «»I »tninatt,»» Zu- Polung durch di» Polt d M.<»hn»8«IttIIi«Id). Die d«n Leiern von Dreoden u. Unigedun, am Lag» vorder p>< gel>«ll>«n >bend.Bu«- gaben erhalten dl« au», »ärttaen vegtehcr mit »er Morgen-Au-aab» auiammen. — «ach. »ruck nur mit deui- llcher Luellenangad» <,Dr«»d. Nachr ") ,u- Mig. — Unoerlangie Manustrtvi« werden nicht ausbewahn. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. 1858 Druck und Verlag von Liepsch äc Reichardt in Dresden, ^cruxtgescbäftsstelle: Marienftraste 58/^0. Fernsprecher: II . 2«»« . 3601. Anzeigen-Taris. Annahme von Anlkkn. diaungen bi» nachin S Uhr. Sonntag» nur Marienstrahe 3« von N bi» '/,l Uhr. 2 ie einspaltige 6>rundzkiie <ro. 8 Stlbenj 30 Pi., Aami!ienNaä,rtchlkn au» Dresden 2L Pf : die zweispaltige ^Zeil, aufTertseiie 7<>Pf.die zweispaltige Reklame, zeile l.50 M. - I« Nummern nach Sonn- und Feiertagen die einspaltige Hrundzeile 35 Nf.. FomUten. Nochrlchien au» Dres den die Arundzeile 30 Pf. — Auswürtige Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. -- Jedes Delegblatt kostet 10 Pf. «Mt fföt'Zier iSISININ I VI V UVI k^IüLs! pisninos l-iarmoniums r: erste» IRnnqses. Förster KoniZI. 8äcsts. iloküekersnt Orssclsn, LsrilrLl-DlisLlsr-s'LSSLLS. Der König begab sich heute früh im Sonderzuge nach Leipzig, um der Stadt einen dreitägigen Besuch abzustatten. Der Reichstag erledigte heute zunächst einige kurze Anfragen: er will die zweite Lesung des Etats bis zum 14. März beenden und bis Psingstcn alle seine Arbeiten erledigen. Die B u d g e t k o m m i s s i o n des Reichstages strich die Ostmarkenzulage für die Beamten der Ncichspost- und Telcgraphenverwaltung. Die Tarisverhandlungcn im Holzgewerbe werden am 3. Februar unter Vorsitz des früheren Mini sters Freihcrrn v. Berlepsch fortgesetzt werden. Der rumänische Ministerpräsident Ma jore scu erhielt vom Deutschen Kaiser das Grohkreuz -eS Roten Adlcrordens. Die Delegierten der Türken und der Balkanverbündetcn weilen noch immer in Lon don, um neue Verhaltungsmaßregeln abzuwartcn. Die Mehrzahl der in K o n st a n t t n o p e l verhaf teten Personen wurde wieder k r e t g c l a s s c n. Der Bankräuber Brüning ist jetzt nach Berlin übcrgeführt worben. Hinter dem Grafen v. O st h c i m wurde von Wien aus ein Steckbrief erlassen. Schweige«. Ist es die Ruhe vor dem Stürm, die allerseits herrscht? Aus Konstantinopel wird nur gemeldet, das, die Psorlc noch mit der Abfassung der Antwortnote an die Gros;. Mächte beschäftigt ist, die den neuen Herren anscheinend die selben Schwierigkeiten bereitet, wie den europäischen Di plomaten seinerzeit die Fertigstellung der Kollcltivnotc. Die türkischen Delegierten in London sind noch ohne Ant wort aus Konstantinopel, ob sie bleiben sollen oder nicht, nur die Ncrlkanbelegiertcn machen öfters von sich reden, um zu zeigen, daß sie auch noch da sind. So drohen sic der Ocfsentlichkeit gegenüber nach einem Zwischenräume von einigen Tagen immer wieder, daß sic die Verhandlungen abbrechcn werden, hoffen aber gleichzeitig, daß sich die Türken doch noch dazu verstehen werden, mit ihnen weiter zu verhandeln. Hätten die Balkandclcgicrtcn all ihre vielen Drohungen bereits in die Tat umschcn wollen, mühten sic London längst verlassen haben, auch in der ver gangenen Woche wäre dazu bereits Veranlassung gewesen, als die Umwälzungen in Konstantinopcl erkennen liehen, dass die neue Regierung in Stambul in eine Abtretung Adrianopclö nicht willigen wolle, zumal die Balkanabgr- sandtcn ständig erklärt haben, ohne Adrianopcl wären die Verhandlungen völlig zwecklos. AuS der Verzögerungs taktik des Herrn Dr. Dancw und seiner Kollegen geht her vor. datz die Drohungen nicht so ernst zu nehmen sind. Von Interesse ist übrigens, das, die Meinungsverschie denheiten unter den Balkan floaten absolut nicht weichen wollen. Wie bereits einem Teile der Leser ge meldet, liegen die Meinungsverschiedenheit darin begrün det, dah Serbien und Griechenland mehr Zugeständnisse erhalten, als ihnen nach dem Balkanvcrtrag zustchen. Ruß land unterstützt die Ralkanstaatcn gegen Bulgarien. Der Korrespondent der .„Köln. Ztg." in London glaubt, dah diese Frage durch friedliche Mittel dauernd nicht gelöst werden könne. Konflikte vor Tschataldscha. Aus K o n st a n t i n o p e l wird gemeldet: Hartnäckig umlaufende Gerüchte besagen, dah in der Armee vor Tschataldscha zwischen Anhängern der Iungtürlcn und denen des früheren Kriegöministers Nazim Pascha ernste Zwistigkeiten entstanden seien. Es sei sogar zu einem blutigen Konflikt unter den Truppen gekommen. Eine authentische Bestätigung dieser Gerüchte fehlt. Talaat Bei hat sich am Montag nach Tschataldscha begeben. Ans Konstnntinopel liegen ferner noch folgende Nachrichten vor: Ter zweite Kammerhcrr des Sultans Reschw Bei ist srcigclasse» worden und soll sich jetzt unter englischem Schutze befinden. Mehrere Anhänger des früheren Kabi netts, darunter der Sohn des früheren Schcil ul Islam, M»chlor Bei. haben sich an Bord eines russischen Dampfers geflüchtet. Auch dem Sohne deS srühercn Grohwcsirs Kiamil soll eS gelungen sein, zu flüchten. — Der ans Kon stantinopel infolae des Staatsstreiches entflohene Polizei- präfckt ISmail Essend: ist in Odessa eingctroffen. — Ein Irade des Sultans gibt die Ernennung des Prinzen Said Hnlim -um Minister des Aeuheren bekannt. Die Mehr zahl der verhafteten Personen ist wieder kreigclassen worden. Eine bemerkenswerte Ordensauszcichnung. Der Deutsche Kaiser hat dem rumänischen Minist e r Präsidenten Majorcscu das Grobkreuz des Noten AdlerordcnS verliehen. Neueste Drahtmelduuge« vom 23. Januar. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.» Präsident Kaempf teilt mit, dah er gestern in Gemeinschaft mit den beiden Vizepräsi denten dem Kaiser die Glückwünsche des Reichs tages übermittelt habe. — Abg. Bassermann lnatl.s fragt an, ob dem Reichskanzler die Vergewaltigung des deutschen NnsicdlerSStößel in Marokko durch französische Truppen bekannt sei, und welche Schritte im Interesse des Geschädigten getan seien. Geheimrat Lehmann erwidert, dah sich Stößel in Sicherheit und Freiheit be finde. Die Verhandlungen mit Frankreich schweben gegenwärtig und werden noch einige Zeit in An spruch nehmen, da der Tatbestand auf beiden Seiten ver schieden dargestcllt wird und voraussichtlich noch Erhebun gen erforderlich sind. — Weiter fragt Bafsermaun an. ob dem Reichskanzler bekannt ist, dah die neue i chinesische E l e m e n t a r - S ch u l o r d n u n g vorsieht, dah in jeder höheren Elementarschule eine fremde Sprache, und zwar in der Regel Englisch, gelehrt werden muh, und ob der Reichskanzler für eine G leichst: llung der deutschen Sprache eimreten will. Geheimrat Lehmann teilt mit, dah nach der chinesischen Eleincntar- Tchnlordnniig in den höheren Schulen fremder Sprachunter richt cirigeführt werden kann, ober nicht muh. Es sind bereits Schritte zugunsten der deutschen Sprache getan wor den. — Endlich fragt Abg. Basscrmanu an, ob dem Reichs kanzler Mitteilungen darüber geworden sind, daß zwischen Frankreich, England und Rußland bestimmte Vereinbarungen über eine Abgrenzung der gegenseitigen Interessensphären in den armenischen, syri schen und arabischen Gebietsteilen der Türkei getroffen wor den sind. Gehcimrat Lehmann: Dem Reichskanzler sind die Gerüchte bekannt, nach denen mebpere Mächte sich über die Abgrenzung der Interessensphären in der asia tischen Türkei geeinigt haben sollen. lHört, hört!) Irgend welche amtlichen Berichte liegen darüber nicht vor. Um gekehrt lassen dagegen unzweideutige und vertrauens würdige Erklärungen der Vertreter der genannten Groß mächte das Vorhandensein derartiger Vereinbarungen als ausgeschlossen erscheinen. (Lachen Lei den Sozialdemokra ten.» — Abg. Dr. Gradnaucr lSoz.» wünscht Auskunst über die neue Militürvorlagc. Major Hoffmaun erwidert: Die verantwortlichen Stellen der Rcichsrcgierung sind sich darüber einig, dah unsere Rüstung zu Lande erneut einer Verstärkung bedarf. (Hört, hört!» Uebcr den Umfang der vorzuschlagcndcn Ver stärkung können zurzeit keine Mitteilungen gemacht wer den. da der Bundcsrat noch nicht darüber beschlossen hat. lLachen bei den Sozialdemokraten.» — Daraus wird die Beratung des Etats des Reichs« mtL des Innern fortgesetzt. Der Pvstctat in der Budgetkommissio«. Berlin. Die Budgetkommission des Reichstages hat in ihrer heutigen Sitzung gegen 12 Stimmen die Ost- markenznlage für die Beamten der Reichs-Post- und Tclcgraphenverwaltnng gestrichen. Ein Antrag des Re ferenten, die Titel Unterstützungen für höhere und mitt lere Beamte und Außerordentliche Unterstützungen für Kanzlei- und Unterbcamte entsprechend zu erhöhen, wurde mit der gleichen Mehrheit abgclehnt. Ein Zcntrumsantrag. Unterbcamtcn mit weniger als 1509 Mk. Gehalt für das dritte und jedes folgende eheliche Kind unter 18 Jahren eine Zulage von je 100 Mk. zu gewähren, wurde zurück gezogen und dafür eine Resolution angenommen, in der der Reichskanzler ersucht wird. K i n d c r z u l a g e n sur die Reichsbeamten einzuführen. Eine weitere uationallibcralc Resolution, nach der den unteren und mittleren Beamten, die mit höheren Steuern belastet sind als in Preußen, eine Ausglcichssumme gewahrt werden soll, wurde abgclehnt. Staatssekretär v. Jagow beim Kaiser. Berlin. Ter Kaiser nahm heute im Königlichen Schlosse den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes v. Jagow entgegen. Kuaft und Wissenschaft. -f* Mitteilungen aus dem Bnrean der Königliche« Hos« theater. Die Generalöirektion hat das Legcndcnipicl „Der verlorene Sohn" von Wilhelm Schmidtbonn zur Auf führung sür das Königliche Schauspielhaus angenommen. Herr Walter Bruno Jltz vom Staötthcatcr in Breslau wurde vom Herbst ö. I. ab für das Königliche Schauspiel haus verpflichtet. Im Königlichen Opern Hause wird Donnerstag, den 30. Januar, die Oper „Samson und Dalila" von Saint-Saens aufgesülirt. Die Besetzung der Hauptparticn ist die folgende: Daliia: Fr!. Tervant, Samson: Herr Löltgen (zum erstenmal». Obcrpriestcr: Herr Soomcr »zum erstenmal». Abimelech: Herr Ermold. Hebräer: Herr Zott- mayr. Zu der am Donnerstag, den 80. Januar im Königlichen Schauspielhause stattsindcnden Uraussührung des Dramas „Der Tyrann" von Heinrich Lilienscin be ginnt der Vorverkauf Mittwoch, den 20. Januar, vor mittags 10 Uhr. an der Kaste des Königlichen Schauspiel hauses. In der Lesehalle und im Jnvalidendank hat der Vorverkauf bereits begonnen. -s-* Ferdinand Nöckmanu begeht heute seinen 7 0. Ge burtstag. Ter mit den Titeln eines Königlichen Kammervirtuosen. Professors und Sofrats ausgezeichnete treffliche Violoncellist ist erst vor reichlich cinem Jahre von der Stätte seines anstrengenden Berufes geschieden. Volle fünfzig Jahre hat er in unermüdlicher künstlerischer Tätig keit an hervorragender Stelle in der König!, musikalischen Kapelle gewirkt, unter vier sächsischen Königen und süni Generalintendanten. Als Vorsitzender des Dresdner Ton- künstlcrverctns erwirbt er sich noch alljährlich neue Ver dienste um das Dresdner Musikleben. Möae sich der Künstler, dessen aeseanece Lebensarbeit bei Gelegenheit der Feier seines fünfzigjährigen Jubiläums in der Könial. Kapelle ausführlich qcwürdigt wurde, noch lanae des Ge nusses seines wohlverdienten Ruhestandes erfreuen. — Da Herr Hosrat Böckmann die Feier seines 70. Geburtstages sorgfältig geheim zu halten wußte, so hatte man von einer ossizicllen Veranstaltung abgesehen. Trotzdem waren in der Wohnung des Künstlers zahlreiche Blumcnspendcn, Tele gramme und Glückwunschschreiben eingegangcn, die ein be redtes Zeugnis ablcgen von der Wertschätzung, Liebe und Verehrung, deren sich das Geburtstagskind allseitig erfreuen darf. 's* Der Mozart-Berein hatte an die Spitze seines Pro gramms zur zweiten M n s i k a u s f ü h r u n g Mozarts Sinfonie in E-Dur gestellt, dem Salzburger Meister damit einen Gruß sendend zum 157. Geburtstage. Das lichtvolle Werk eignet sich in hohem Grade zur Verbrcitunq festlichen Glanzes. Die Wiedergabe unter Führung des Professors Mar v. Haken lieh nicht viel von dem Sonncngoldc vermissen, das in dem dithyrambischen Liede an die Freude bergehoch getürmt liegen. Harmloser Erheiterung war Ver ändere Teil der Zwcistunden-Aufführnnq zugcdacht. Er brachte in szenischer Darstellung zunächst I. Scb. Bachs Kasscc-Kantate imit Streichinstrumenten, Flöte und Cem balo». für die Picanöcr als Textdichter zeichnet. In der Musik zu diesem Opercitcu-Einaktcr beweist der alte ThomaSkautor, dah er reichlich viel Sinn bat sür die Aus gestaltung des Komischen. Die Charakteristik der drei Per sonen. insonderheit des alten Schlendrians und seines reizend schalkhaften TöchtcrchcnS. trägt ergötzliche Züge von erlesener Feinheit. Mit der Wiedergabe durch ein Ber liner Ensemble, Frau Sophie H e y m a n u - E n g e l, Otto Schwcndy (Bah-Bariton> und Wilhelm Becker (Tenor», konnte man im allgemeinen recht zufrieden sein, musika lisch und auch im Spiel. Mehr noch allerdings zündete das ganz entzückende „Bändel-Terzett von Mozart. Die vortreffliche Ausführung fand außerordentlich starken Bei fall, so daß das lebensprühende Merkchen zweimal geboten werden muhte. Die Klavierbegleitung führte Dr. Artur Chitz mit Geschmack und rühmlicher Sicherheit aus. Den Abend beschloß jenes lustige Intermezzo, das für die Ent- Wicklung der Busfo-Opcr von weittragender Bedeutung geworden ist: I.» 5crva poärona von Pergolcsc (mit Streich instrumenten und Cembalo». Man konnte sich aufrichtig freuen am Neichtnme süßer Melodik, die dem durchsichtig gearbeiteten Werke gegeben ist. Den oben genannten Künstlern gesellte sich A. Chlodwig (Berlin» als Schau spieler zu, der in seiner stummen Rolle einen hinreichend langweiligen Simpel zeichnete. Mit Umsicht leitete Max v. Haken auch die Heiterkeiten, die den Vcrcinsmitglicdcrn und ihren Gästen eine Stunde frohen Genichcns brachte. L. I'. -?* Die Littcrarische Gesellschaft vermittelte ihren Mit gliedern gestern abend die Bekanntschaft zweier Schrift stellerinnen Lulu von Straub und Tor neu und Grete M c i s c l - H c h. Beide haben sich durch ernste Arbeit in der literarischen Welt und in Publikumkreiscn durch ernste Arbeit einen Namen gemacht. Die Veröffentlichung deS Fräuleins von Strauß und Torney tragen die Signatur einer dichterisch kräfti gen Persönlichkeit Mit den Roman strickenden und häkelnden Damen Hot sie nichts gemeinsam. In ihren Natnrichildernngen tönen manchmal Klänge, die auf eine Verwandtschaft mit der Droste Hinweisen, die Linienführung ihrer Balladen hat einen ausgesprochen männlichen Zug. Die neuen Stücke, die sie gestern bot. waren rühmenswerte Proben einer ansehnlichen Be gabung. Die „Blume Tulipan" behandelt einen Stofs, dcr Balladcndichter schon oft gereizt hat: das Erwachen der rächenden Nemesis, die den Schuldigen geheimnisvoll und unerbittlich hcimsucht. Tic Dichterin hat dem alten Thema neue und starke Klänge abzngewinnen gewußt —, Eingang und Abschluß sind namentlich von großer Schönheit. »Rüh rend ist das Nonnenlied mit dem ergreifenden Refrain: Klage der Nonne, die in der Ehristnacht, einem uralten, aus Herzciiscinfalt geborenen Gebrauch folgend, eine leere Wiege schaukeln muß. In diesem Stück klingt cs wie der Schrei der Kreatur, wie Jammern niedergedrückter Fraueniebniucht. Nicht so stark ist der „Zug des Todes" in dem ein Vorgang beim Rückzug der großen Armee behan delt wird. Hier erhebt sich die Dichterin nicht über Her gebrachtes. Von den beiden lyrischen Dichtungen weist „Die grüne, grüne Zeit" starke lyrische Qualitäten auf —. Das Gedicht „Gott" ist tief und ganz persönlich empfunden, ist aber im sprachlichen Ausdruck nicht sehr originell. Die Dichterin, eine nicht gerade siegreiche Interpretin ihrer Poesien, empfing den lebhaften Dank der gefesselten Hörer. Aus die schmale, schlanke Norddeutsche mit ihrer herben, ein wenig strengen Art folgte Frau Grete Mcisel-Heß, in der Erscheinung ganz behagliche Wienerin. Man weiß, daß diese kluge und tatkräftige Frau zu vielen wichtigen Lebensfragen sehr energisch das Wort zu ergreifen pflegt. Sic zählt zu denen, die wirklich cimaS zu fugen wissen. Sie"
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