02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.04.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130406027
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913040602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-04
- Tag1913-04-06
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und Umgrbuna am Ta,» ^'^77: MM Mzgsbr ...- zugeste«, s»SH««d a» dt» OaD»«,,»«», am Morgen in rin« S«iam»a»»gat»» «tzalirn. 57. Jahrgang, 94. Ver«s»-«etü-r »i«ri-qihrl. ILr Pr»», »«n d«I IZgitch zwei. m-II»» Zutraaung <»n Sonn- un>> Montagen nur »ininaN s.su M., »urchauowLnige Nom. Millionäre dl« .1,dO M. Bei einmaliger Zu- iiellung durch die Polt NM.lohne «estellgeidi. Au « land. Oestcr- neich-llngarn n,«i> «r., Schweig »>«L Art»., Italien 7,17 Lire. - Nachdruck nur mit deutlicher vuellen- angab» („Dresdner Nachr.">zulMg Un- »erlangi» Manuskripte «erd.nichiaufdewahrl. Telegramm-Adress«: Nachrichten Tresden. Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichardt in Dresden. L^»uptgescbäftsstellc: Marienstrasfe 58/)0. Sonntag, 6. April 1913. Fernsprecher: n . 2t»r>6 « :rk,»,. Nnseigen r,u,f Annahme von Ankün- kigungrn bi» nochin 5 Uhr. LonmagL nur Marienstrasze 58 von I I bi» ' ,1 Uhr. I,r rinspaltigk Zeile <elwn »1 Silben) 50 Ps. die zweispaltig, Zeile aus 2eHsette 70 Pf. die l..»0 M.. Familien Nachrichten au» Drer.» den die emspali. Zeile 25 Pf. — Zn Hum »nern nach Sonn und Feiertagen erhöhier 7arif. — AuLwSri'ye Vlusiräge nur gegen Norausbezahlung IcdeLBelegdlall lOPf. »» S7 Viklovisstrssss S/7 ksumkunst" -—-- - S/7 Vlktorlsstrssss S 7 VHIigs vrsLitsusststtungsn. ZsLrv eitrczo «Lefoi?. Eine Dcpnlalion -cs G r e n a d i e r - N c g > - qnents Nr. INI bcgil» sich anläßlich de» llöjAirigen Ehcs. jjuviläums -es Kaisers nach H v m b » r g, um -ein Kaiser Die Glückwünsche -es Regiment» a»Sz»sprechen. Das Hcrzvgspaar vo >, Eninberland trifsl mit -einen Kindern am tt>. April z,im Besuche -es Kaiscrvaares ÜL Hvmbnr g «in. i Die N o i l a » d u n g -es „Z. l" in Frankreich hat fkcinc militärischen oder d i p l v in a l i s ch e n W c i t c r u ii g e n nach sich gezogen. In Gens kam es am Freitag wegen der Ratifizie fr u n g -cs G o t t h a > d v e r t r a g c s -nrch den fikaiivnal- fral zu großen K n n -ged n g e n. Die Antwort -er n c r b ii n d e t c n Balkan- sst a a t e n aus die F r l c ö e n s v v r s ch l ä g e iß de» Mäch ten zugestellt worden: die Verbündeten » e l> in e n die Bor Kchlägc mit einigen Bvrbchalten an. Aus ganz Albanien lausen Meldungen über jP l ü n d c r u n g c ii durch die Serben ein. Russische R e g i e r u u g S k r e i s e glauben, daß der Streit um die bulgarisch-serbische (Grenze noch giroßc uiid schwierige B e r w i ct l u » g c n im befolge habe» »vcrdc. i. Iie Notlandung der „z. 4" in Frankeich ihot erfreulicherweise keine militärischen oder diplomatischen VLcilcrungen »ach sich gezogen. Die Angelegenheit ist non .französischer Leite, wie auch in Deutschland anerkannt »vcrden muß, in durchaus taktvoller und böslicher Weise erledigt worden. Diese Auffassung herrsch! auch in Berliner Regierungskreise» vor. Wie die „Nene Prenß. Korrespondenz" erfährt, erkennt man in Berliner vssi- ziellen Kreisen die loyale Behandlung, die den In sassen deö in Luncville nicdergcgangcnen Zeppelin-BallonS von seiten der französischen Militär- und Zivilbchörden zu teil geworden ist, aufs wärmste a». Dagegen findet Man in deutsche» Fachkreise» a u f s ä l l i g, daß der Gencral- Inspcktciir des französischen Lustfahrwesens, General Frlschauer, eigen- mit seinem Stade von Paris nach Lunc- villc abgefahren ist, um die Untersuchung des Zivischcnsalls persönlich zu leite». Diese Untersuchung hätte sehr wohl von den örtlichen Militärbehörden vorgenomme» werden können. Unter diesen Umständen scheint die Annahme nicht gerechtfertigt, daß man in Frankreich den Wunsch habe, aus dem Zwischenfall zugunsten der eigenen Orientierung keinen Nutzen zu ziehen Plan kann sich daher nicht verhehlen, daß -ic Angelegenheit für die deutsche Lnslsahrlcchnik und ihren Vorsprung von den verhängnisvollsten Folgen begleitet sein wird. Diese deutschen Befürchtungen über Konstrnktionscvthüllungen werden, wie der „P. R." geschrieben wird, non anderer Leite nicht geteilt. Der „Z. I", schreibt die genannte Nach richtenquelle, befand sich ans einer Probesahri zum Zwecke der Abnahme durch die militärische Priisungskommissio». Diese Probefahrt galt allein den faktischen V e i st ii n g c n des Luftschiffes, sie batte daher m it de in A >l s p r o b e » militärischer E i n b a » > e n ni ch t s zu tun. Aus diesem Grunde sehlie» auch ant dem in Frankreich gelandeten Zeppelin alle die F n st r» m e „ l e und B v r k e h r n n g e n , die er besessen hätte, wenn er bei der Landung sich schon ini Besitz der Militärbehörde befunden hätte und für diese ans einer Dicnstfahrl begriffen gewesen wäre. Die Ankunft aus dem Exerzierplätze bei Metz erfolgte, wie schon kurz gemeldet, Freitag nachmittag I Uhr. Das Luftschiff konnte wegen heftigen Windes zunächst nicht in die Halle gebracht werden. Das Luftschiff „Z. I" wurde aus der Rückfahrt von Luneoille durch den Kapitän bl l n n d geführt. Die drei Offiziere der Abnahmekommission sind abends mii der Eisenbahn >» Metz eingeirofsen. Frankreich atmet auf. In Frankreich herrscht allgemein das Gefühl der Be freiung von einein beklemmenden Drucke vor, und in Dcittschland wird dieses Gefühl nicht minder nvrherrschcn, denn man vcrhelitt sich nicht, daß der Zwischenfall leicht c r n st erc Folge n für die beiden Länder hätte haben können. Wie ein Ruf der Erlösung geht cs durch die Pariser Presse, indem sie den Lchlnßsav der amtlichen Note über die Landung »nd den Ansenihali des „Z. t" in Lunevillc iviedergiltt. Man ist froh, daß alles ruhig ab- g ela nsen. La schreibt das „Journal -es Dubais": „Freuen ivir uns darüber, wie der Zeppelin-Zwischenfall bcigeieg, ist. In dieser Zeit der RUlttärvorlagen hälie er leicht ein s ch l i m m e s E n d e n e h m en tö n n e n. Zum Glück lntt man bald cingesehen, daß die Lpionage- thcorie. lächerlich ivar. Wie Hütten diese dcuischen Osiizlerc in Uniform mit dem Riesenhallvn von l4>> Nieter lZängc die Absicht habe» können, »»bemerkt über die sranzösiichen Festungen hinznflicgen, nur um unsere Pioniere bei der Arbeit zu sehen? Eine Unlersnchnng wäre nicht einmal nötig gewesen, um zii zeigen, daß die Deutschen weniger dumm sind, als wir ihnen anfangs zlimniclc»." — In der „^anteriie" heißt cs: „Das eigenartige Abenteuer batte leicht ernste Folgen haben können, wen» die s r a » z v s i s ch c n Behörden nicht kaltes Blut bewahrt Hütten und die Ocfseiitlichkeil nicht ruhig geblieben wäre." Auch der „Evenement" singt der Beovlkernng von Vuneville ein Lob lied: „Ter Unfall hat keinerlei Folgen gezeitigt. Die ll a t i o n a l i st i sch c Presse ist vielfach stolz ans die Behandlung der deutschen Offiziere durch die französischen Behörden und die Bevölkerung." Wie aus Vuneville gemeldet wird, hatte der Führer des „Z. 1" von seiner Abfahrt dem Bürgermeister für die durch Ucbcrmachung des Ballons »nd den Ordnungsdienst ver ursachten Ausgaben WOll NU. überwiese». General Hirschhancr sagte z» einem Berichterstatter: Da- Ab en lener, das dem deutschen l/ustschlssc zugestoßen ist, ist ein ganz gewöhnliches »nd kann morgen einem französische» widerfahren. Der Gedanke, daß cs sich irgend wie um Lpionagc handle, ist vollständig ausgeschlossen. Wir haben wohl einige Photographien gesunden, aber sic waren ohne jedes Interesse und auch nicht während dieser Fahrt ausgenommen worden. Die übrigen bcschlagnahmien Papiere batten keinerlei Bedeutung. Es ist allerdings sicher, daß die Führer während der Fahrt sich urehrcrer Apparate und wahrscheinlich auch Papiere ent ledigt habe», die ihnen unbegnem werden konnten. Wir werde» Nachforschungen ansicllcn, hoffen aber nicht, irgend welche Anzeichen von Spionage zu finden. Der naiio- nalistischc Deputierte vv» Nanen, Major Driant hat das Vnstschiss genau besichtigt und! gibt in der „l?ibrc Parole" eine eingehende Lchilde-I rung davon. Er sei einen Augenblick ans der Plattform geblieben und habe sich vvrznsiellen versucht, wie die daselbst zur Bedienung der Maschinengewehre aufgestellle» Mann schaficn die französischen Flugzeuge angreisen würden. Iedensalls möchte er den französischen Fliegern den Rai geben, sich daran zu erinnern, daß die Maschinengewehre der „Z."-Vnf!schiffe vorn ausgestellt werden, und daß cs daher vorteilhall sei, sic von hiitten anzngrcisen. Die Zeppelin - Affäre »nd die englische Presse Die englische Presse sieht das Mißgeschick des Zeppelin- bttislschisfes nur als e l » e Tragi t o mödi e an, und h e iz l diesmal nicht. Die Kouilnentare sind sachlich und ge recht. Die Frage eines i n l e r n a ! i v n a l e n V ns i- gesetzes wird wieder einmal ansgcroitt, und der Wen der öenischen tzuliskoile in anSgcdehnlem Maße besprochen Nur der „Standard" macht eine lose Bemerkung: „Obgleich das tznstschiss noch nicht von der Mililärvcnvaltting über nommen ivar, so waren doch dennche Offiziere an Bord, die sich sicherlich nicht nur an der Schönheit der oslsranzösi- schen Vandschasi ersrcnlen." Man sich!, woraus hingezieli wird, aber das ist eine Ausnahme, die inan nicht ernst zu nehmen braucht. Verständiguttl; deä Kaisers. Die „Delag" in Frankfurt a. M. hatte, es übernommen, den Kaiser am Donnerstag abend in Homburg von der Bindung des Zeppelin-Kreuzers in Frankreich in Kcnninis zu setzen. Im Schlosse war von der vcrunglückien Falirl des „.'s. l" noch nichts b e k a n n l. Nach einer Hamburger Nachricht, die wir »nr unter Vgrbehnll ""d lediglich des wegen micdergcben, weil sic von sonst vorzüglich unter richteter -teste herrühn, Hai der Kaiser sofori nach Be- kannttvcrden der Landung des „Z. l" durch den Ehcs des Milttärkavinetis eine genaue Untersuchung der Gründe der Landung und einen sofortigen eingehen den Bericht anordnen lassen. Daß der Kaiser die Personalien des militärischen Führer- und seiner Be gleiter sofort nach dem Friedrichshasener Telegramm cin- sorderte, bestätigt sich nicht nur, der Kaiser hat vielmehr — nach dieser Quelle — seinem Mißmut über das Ereignis ziemlich deutlich Ausdruck verliehen. Vom Balkan. Erklärungen Lsasonows. Wie ans Petersburg gemeldet wird, wurde ein Dce, den der Minister des Auswärtigen Ssasonvw den Abge ordneten der Rcichsduma gab, mit einem Expos- über die äußere Politik Rußlands eingclcitct. M cb rcrc Abgeordnete und -er Dlimapräsidcnt Rodzianto rieb teten Fragen an den Minister, der daraus linier Zitierung der Akten »nd Korrespondenzen der russischen Botschafter ausführlich nntivvrleic. L s a f v n v iv stellte i» Benin ivortiing der an ihn gerichteten Fragen scsi, daß R n ß lan - keine kriegerischen Verwicklungen z » sülchten habe. Die Forderungen der Balkanverbündeten würden mehr oder ivcniger erfüllt werden. Die geringste Genngtuiing würde Montenegro erfahren, denn cs werde Skutari nicht crlraltcn. Der Ministerpräsident glaube, daß der Streit um die b » lgari s ch -- j e r b i s ch e r c >t z c noch große und schwierige Bcr iv i ck - lungcn im >tz etvlgc habe n w erde. Die Entwick lung der militürlichen Operaiiviien habe die Serben weiter »ach Süden geführt, als ihnen der Bündnisvertrag erlaube. 'Bis beule mäßen beide Parteien dieser Frage wenig Wichtigteit zu. -a sie g'aublcn, daß der Kaiser von Ruß land die oberste Entscheidung in dieser Frage treffen werde. Kunst und Wissenschaft. j* Wochrn-Spiclplan der Königl. Hosthcatcr. Opcrn- y a u s. Sonntag: „Das Rhcingold" l'rßl- Montag: ki. Bolksvorstcllung: „Die lnsttgen Weiber von Windsor". Frau Fluth: Elin Gladittch a. G. tR. Dienstag: „Der fliegende Holländer". Daland: H. Wissiak a. ltz. l'/aßs. Mittwoch: „Die Bvhdmc" l^-R. Donnerstag: „Samson und Dalila" l'^I. Freitag: „Aida" l'f.>R. Sonnabend: .sinn ersten Male: „Oberst Ehabert" l'-^s. Lvnntaa. l:l. April: „Daö Rheingvld" i'rßl- RkonGg, l-t. April: „Oberst Ehabert"^!'— L ch a u sp > e ll, q u S : Sonntag: „Fannys erstes Stück" l'aR- Montag: „Hanncles Him- melsahrt" «"». Dienstag: „Die Räuber" Mittwoch: „Kyrttz Pnrilz" Donnerstag: Für die Sonnabcnd- Abvlinenteir des Ich April: „Iphigenie auf Tauris" i'-tzs. Freitag: „Der Raub der Sabinerinnen" l'^Rs. Sonnabend: Zum ersten Male: „Genoveva" l7>. Sonntag, lß. April: „Genoveva" l7>. Montag, II. April: „Der Tvr und der Tod", „Wetterleuchten" l',-8>. f^* Mitteilungen ans dem Bureau der Königliche« Hof theater. Im Königl. O v c r » h a n s c gebt Dienstag, de» 8. April, Richard Wagners „F l i e g e n d c r H p l l a n d e r" mit svlgender Besetzung in Szene: Senta: Frg» Plaschke- von der Osten, Holländer: Herr Plaschke, Erik: Herr Lem bach. Marn: Frl. n. Ehavanne, Ltcnermann: Herr Rüdi ger. Als Taland gastiert Herr Wissiak vom Stadttheaier in Ltraßbnrg aus Engagement. Sonnabend, den l,'. Avril, findet die E r st a ii sfii st rittig der Mnsiktragödie „Obers, Ehabert" von Her mann W. v. Waltershaulcn statt. Zur Erstaussührnng von Friedrich Hebbels „Geno veva" im Königl. Schauspielhaus. Der eigentlichen Tra gödie ist im Sinne des Dichters der zehn Jahre später entstandene und zuerst in Kühnes „Europa 1852" er schienene Epilog, das „Nachspiel zur Genoveva", wie es bisher bei allen Bühncnaiissülnungen geschah, angesügt worden. Nicht weil es die beliebte „Bcrivhnnng" bringt, sondern nm seiner dichterischen Schönheit willen. Trotz eines äußeren Wicderslndens »nd Zusammenfügens wird ja auch der Sinn der Tragödie dadurch nicht aufgehoben. Hebbel bat leise, aber doch deutlich genug znm Ausdruck gebracht, daß die schmerzvoll tragische Entscheidung be stehen bleibt. Es bleibt Siegfrieds tieslasiender Gram und bitterer Schmerz der Reue, cs bleibt auch Genovevas To ni naher Licht und ihr Entschwebe» in reinere Sphären. Keine „himmelblaue Versöhnung" also, wie man irrtümlich gemeint hat, sondern ei» Hinanshcbcn in das Reich des Reinen und Ucbersinulichcn. Ein kurzes musikalisches Zwischenspiel soll nach dem schrillen Ansklang der Tragödie zu diesem Epilog, den Hebbel mit ticfinncrem Anteil und in wahrer Begeisterung schrieb, hinüberlcitc». -f* Königl. Schauspielhaus. „Hofinarichall von Kalb in einem reichen, aber geschmackloien Hosklcid mit Kam ner- hcrrnschlüsscln, zwei Uhren und einem Degen. Ehapeau- bas »nd frisiert » Io H-risson. Er fliegt mit großem Ge kreisch aus den Präsidenten zu und breitet einen Bisam- geruch über das ganze Parterre." Ans Sturm und Drang und unbändigem Abscheu gegen verlogenes Geschmeiß gab der sniige Schiller seinem Hofmarschall in „Kabale und Liebe" diesen berühmt gewordenen Steckbrief mit. Diese Rrgicvorschrist, die nicht nur in bezug ans de» Bisam- gcruch, sondern auch ans das große Gekreisch mit einiger Vorsicht verwendet werden muß. verleitete den Gast der gestrigen Vorstellung, Robert Schvlz vom Ltadtibeater i» Düsseldorf, den Hofmarschall als eine Posseinigur niederer Art zu geben, die völlig aus dem Rahmen der sorglich getönte» Ausführung des Königl. Lchanipiel- hauscs siel. Er übertrieb, wo -er Dichter schon reichlich gibt, das Geckentum wurde zur Eloivuerir. die Albernheit zur Farce — die komischen Ausdrucksmittel zielten ans Gnlericwirkungcn ab. Als Ergänzung und Bereicherung ! des sorglich gewählten Ensembles dürste Herr Scholz nach > dieser Leistung nicht in Frage lommcn. — Die neue Aus siattung, die im verflossene» Sommer bei den ,Festspielen in Lauchstcdt zuerst verwendet wurde, zeichnet sich du ich Geschmack und Stilcchtheit ans »nd wirkt im guten Sinne slimmniigsördcrnd. Ria» bat sich mii Glück an echte alle Vorbilder gehalten. In der bescheidenen schlicknen Umwelt des armen Musikcrheimes stört kein fremdes, unpassendes Gerät, und der Glanz, der den Präsidenten und Lad» Ritt svrd umgibt, ist fürstlich und gediegen, ein Meisterstück pvinclimcr Rokokvcinrichlnng ist namentlich das Arbeiis Zimmer des Präsidenten. Der geschickt gewählte Rahmen lwb natürlich »och die grasten Leistungen des Abends, die M e h nert als Präsident. H e r m i n e K örne r als La du. Walilbcrg als alter Miller boten. Aus der schlichten Ergriffenheit und initklingenden Erbitterung, mj, der Alfred M c n c r den Kammerdiener gab. klang cs wie die Not der Zeit. Das Theater wies — eine Sellenheit im Königl. Schanspielhamc — Lücken aus. 1i^. v* Die Volks-Srng-Akadcmic batte gestern einen Glonztag: sie führte unter I o h a n n c s R e i ch e r < s Leitung vor mehreren Tausend Zuhörern in der städtischen Ausstellungshalle Beethovens ü o I <-m n l a„s. die sie nächstens auch in Berlin singen wird. Und zwar in einer io ausgezeichneten Art. dost selbst dem aiisprnchvollsien Znbörcr fast alle Wünsche erfüllt wurden, esu bedauern blieb lediglich der in den räumlichen Bei- liälinisscn begründete Mangel einer Orgel, die bin und wieder mit ihrer mächtigen Füllt ras! dem Ganze» noch mein Gewalt verliehen Halle. Was der Elwr leistete, iielli dem geiangspadagogischen Ucbnngsbetrjebe der Akademie ein Preiszcngnis ans. Eine sirnssc. nnselilbare Disziplin waltete in der gestrigen Ausführung ihres segensreichen Amtes. Tie Ebore „tasten" bis ans das kleinste Sechs.zelin- tel, und an Bemühungen um vertieften Ausdruck winde nirgends gespart. DaS Hobe b geriet den Sopranen, die erst gegen -en Schluß hin ein wenig müde wurden, vor-
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