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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.05.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130515027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913051502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913051502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-05
- Tag1913-05-15
- Monat1913-05
- Jahr1913
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Dresdner Nachrichten Rr.M LtaatSsekretär v. Iago« i« Wie«. Wie«. Hu Ehren -es Staatssekretär- v. Iagow fand deute mittag bet», deutschen Botschafter und Frau v. TIchirschku ein intimes Fr übstück statt, woran außer sämtlichen Mitgliedern der Botschaft die Gesandten von Bauern »nd Sachsen mit den Herren der Gesandtschaft leilnadmen. Die »lymplsche» Spiele i« Athen 1914. Athen. Der 2l u s s ch n ß für die olympischen Spiele hat beschlossen, die ausländischen Flieger cinzuladen, an einem internationalen F l i ege rivei t- bewerbe bei den olnmpischen Spielen im Jahre 1914 leilzunehmen. Berli«. In der Krebs st raße in Treptow stürzte beim Ausrichten eines Straße,ibahnmasteS die schwere Krone herab. Sin Arbeiter wurde am Kopse lebensgefährlich verletzt. Einem anderen wur den die Füße zerschmettert. Beuthen, Bei der gestrigen Frühschicht fehlten 18 199, abends 9979 und heute früh 11977 Grubenarbeiter. Kopenhagen. «Priv.-Tel.» Der hiesige deutsche Gesandte legte beute, am Todestag König Friedrichs, an dessen Sarge im Aufträge Kaiser Wilhelms einen Kranz nieder. Athen. Der K o h l e n a r b c i t c r st r e i k im Piräus iü bee u d e t. Sertliches und Sächsisches. Dre soen. 14. Mai. * Se. Majestät der König begab sich deute vor mittag w Mir mit .ihren Kouigl. Hoheiten dem Kron- p r i u z e n . den P rinz e n F riedri ch (5 h r i st i a n und E r u ü H e inri ch und den drei Prinze s s i n ir e n vom Hauplbahnhvse aus nach Schandau und unternahm von dort einen Ausflug nach dem Groben Zschirnstein und dem Papstitein. Die Rückkehr erfolgt nachmittags im Auto mobil über r>in,»ere-dori nach Wachwitz. —* Se. Majestät der König beabsichtigt, in diesem Jahre eine Landesreise nach Ortschaften des Dele- galionsbezirks L a u d a — Pfafsroda, Nenhause», Seissen — zu unternehmen. —* Se. Kvnigl. Hoheit der Prinz Friedrich Ehrt st i a n empfing vorgestern mittag 19 Mir eine Depu- lalivn Ser tz'hrislnstirchparochie. bestehend ans den Herren Pfarrer Lie. Dr. W a r m n t l,, Inslizrat Dr. Mar Schubert und Hoflieferant Förster. Herr Pfarrer Dr. Warmiith begliit'kwiiufchre den Prinzen im Name» der Elttistiisknchgenieinde zum Einzug in Strehlen. Der Prinz unterhielt sich aufs freundlichste mit den Herren der Deputation. — * Se. Kouigl. Hoheit P r i n z I o h a u n G corg be suchte gestern die Galerie E r n s>. A r n v l d und bcsich tlgte die ausgestellten Kollektionen Westeudorp, Frenhvld Hertel. Siegivald Dalil. ivivie die Einzelwerke von Evrinrb, Humbnich, llhde, Hügel. Liebermann »iw. — Ferner be suchte der Prinz die Knustanssteilung von Emil Richter, Prager Straße. und besichtigte mit grobem Interene die Sammlung Porträts von H. Schmiechen, sowie die Iag0- bildkollektionen von Earl v. Dombroivski. —* 2lm Psingslsonnabend verstarb in Dresden der im 84. Lebensjahre stehende ehemalige Oberlehrer am Kranen schütz Heinrich Stichler. Der Verstorbene, der am 98. November 1899 geboren war und das ,>riedrichslädter Seminar besucht har, in vielfach auch literarisch tätig ge wesen. So leitete er eine Heit lang die „Kinderianbc" und war Plilarbeiter an verschiedenen Dresdner Heilungen. Der Verstorbene halte sich bis in seine letzten Tage ein reges Interesse an allen Tagesereignissen, insbesondere aber a» allem, was seine geliebte sächsische Heimat betraf, Ui erhatleu geivnbi. * Besuch amerikanischer Ingenieure in Dresden. Von Len herzliche» Wechselbeziehnngen, die zwischen deutschen »nd amerikanischen wissenschaftlichen »nd lechnischen Kreisen nnd Körperschaften bestehen, legt der Veinch von etwa 19n Mit glieder» des größten n»a heroorrageudsien Hngeittenr- verelns der Vereinigten Staaten, der „M,iern-,»i >>;ci>,-iv G dleebanioal lsnuinoe,^". Seren Sitz Neivnvrk ist, ein glänzen des Zeugnis ab. Diese Herren, welche nilt ihren Damen eine Reisegesellschaft von etiva 3>>9 .Kopsen bilden werden, folgen der Einladung des Vereins Deutscher Ingenieure, der über 99N9N Mitglieder zählt, von denen viele bei ihren Sindienreisen in Amerila die herzlichste Aufnahme seitens des obengenannten amerikanischen Vereins gesunden haben. Die Reisegesellschaft trifft am 19. Juni in Hamburg ei», be gibt sich alsdann zur Hanvlversammlnng des Vereins Deutscher Ingenieure nach Leipzig, ivo auch der Bausach- Ansstellnng ein eingehender Besuch gewidmet werden soll, und besucht dann Dresden. Berlin, Potsdam, Köln, Frankftirt und Münchcn. Die ganze Reise geschieht in einem von der Hamburg - Amerikanischen Pakeisahrt-Akticngesell- schaft gestellten Ertrazng. In Drcsdc n kommt die Gesell schaft Mittwoch, 9.5. Juni, a» nnd wird bis znin Mittag des 99. Juni Gast des Dresdner Bezirks-Vereins Deutscher Ingenieure sein. Das Programm umfaßt am Nachmittag des 95. Juni eine Antomobilsahrt nach der Bastei mit Spaziergang nach Rathen, Dampferfahrt nach Pirna und Automobilsahrt zurück nach Dresden. Am Abend desselben Tages findet aus Einladung der Stadl Dresden ein Emp fang im Ratbanse statt, der nächste Vormittag ist Besichti gungen der Sammlungen Dresdens nnd einiger Fabriken sowie der Technischen Hochschule gewidmet. Ein Nbschicds- lunch vereinigt nochmals die amerikanischen Reisenden mit ihre» Dresdner Wirten, worauf um 2 Uhr die Weiterreise nach Berlin erfolgt. Zahlreiche ho-e Staatsbeamte, Männer der Wissenschaft und Vertreter der Industrie haben ihre Be- tetligung an den Festlichkeiten in Aussicht gestellt, so daß der Veranstaltung .ein glänzender Erfolg nicht fehlen dürfte, was sicher zur wetteren Verbreitung des Rufes unserer Stadt als Hort der Gastirethett. der Künste und des feinen Geschmacks beitragen wird. -* Baa»«sahrtea des KS«iglt» Sächsische« Vereins für Luftfahrt. Der Verein führte mit den Ballonen „Wett in" und «Heyden I>" außerordentlich genußreiche Pfingst« fahrtcn aus. „W ettin" »nt«? Führung des Herrn Mager, städt iGarsebachs mit den Herren Fabrikanten Kühne und Günther als Mitfahrer stieg am Sonnabend den 19. d. M., 7 Uhr abends, in Reick auf. Die ganze Fahrt stand voll- ständig im Zeichen des PflngstzauberS. Lautlos glitt der Ballon durch die beispiellos klare Abendluft. Au-blicke gleichzeitig »ach Böhmen und in die Preußische Eben« ge staltend. Leipzig wurde im Lichterglanz der Nacht über-, flogen. In den Bergwäldcrii am Knsshänscr schmetterten die Nachtigallen ihr Frühllngslled, während 12 Uhr nachts von allen Kirchen des Thüringer Landes -aS liebe Fest der Maien eingeläiitet wurde. Der Kurs führte direkt aus Se» Harz zu und drohend schien Vater Brocken den Weg zu sperre», aber ein Vallastopser ließ den Ballon steigen und Sicht in der Näke des Herentanzplatzes vorbei zog das Luft fahrzeug seine Bahnen. Weiter ging es über Hildesheim nnd Hannover. Bei Sonnenaufgang weidete sich der Blick Ser Luftfahrer an einem neuen, in große Fernen reichende» Panoramai den ausgedehnten Mooren der Weser-Marsch. Störche und Lnmpsvögel zogen ihre Kreise um den allmäh lich der Erde sich wieder nähernden Ballon. Infolge See- näde wurde nach zwölfstündiger Fahrt 7 Uhr morgens bei Oberneiiianö in der Nähe von Bremen sehr glatt gelandet. — Ballon „H e » d c n I I", der am ersten Pfingstseiertag 7 Ubr 45 Min. vormittag in Nünchritz-Wetßig ausstieg, legte in einer geiiußrelchen TageSsahrt annähernd denselben Weg zurück und landete sehr glatt tm Grüppenbührencr Moor nördlich Oldenburg. —* Vom Kornblumentag. Ans de» Antrag des König!. Lachs. Militärvereinsbundes bat das Ministerium des Innern aenehmigt. daß die durch 'Verordn«»» vom 12. De zember 1919 bewilligte öffentliche G e l d s a m in l u n g zittii Besten der deutschen Veteranen aus de» Feldzügen bis mit 1879 71 und der Kämpfer in Ehina nnd Afrika, sowie in de» deutschen Kolonien durch Verkauf von Kornblumen in kleineren Orten, wo dieser Kornbliimcntaa an einem Sonntage vder mit einem anderen örtlichen Feste ver bunden werde» soll, statt am 9. Leptembrr 1919 an einem anderen — aber »nr an einem einzigen Tage — innerhalb der Heit vom 39. August bis mit 7. September 1913 veranstaltet wird. —* Ein Kindcrbinmenkorso wird in Verfolg einer von Frau Fabrikant Hietz aegebenen Anregung am 31. Mai, dem Kinder nnd Ingendhilsstage i'Vlumentag! in Dresden und Umgebung in der Herknlesallee des Königl. Großen Gartens veranstaltet werden. Hn der Festlichkeit, die für Dresden etwas neues ist, sind alle Kinder willkommen. Sie sollen sich und ihr Wägelchen für den Korso ganz nach 'Belieben schmücken. H»m Schmuck sind Blumen zu ver wenden. Hnr Belebung des Bildes erwartet man auch Kinder in der Tracht von Bauern, Gärtnern, Tirolern. Fischern. Jägern, Higennern, bekannten Märchensigurcn und dergleichen mehr. Im Rahmen des Korso sind ver schiedene Darbietungen für die kleine Weit geplant. In der Erwartung, daß recht viele Eltern sich und litten Kindern im Dienste einer guten Lache die Freude der Teilnahinc an dem Umzug be reiten werden, in die Einschreibgebühr ans den niedrigsten Benag von 95 Psennigen sür ein Kind festgesetzt worden. «Kauz umsonst ließ sich die Veransialiung nicht dnrchsührcn, weil sie Unkosten verursacht nnd kür den guten Zweck des Blnmentages einen Ueberschuß bringen soll. Anmeldungen zu», Kinderblnmenkorso. die möglichst bald, spätestens aber bis 90. Mas bewirkt werden sollen, nehmen entgegen die Geschäftsstelle sür den Kinder- lind Iugendhilssiag. Biltoriaitraße Ui, l., die sämtlichen Annahmestellen der Firma Paul Märksch, Färberei und :lieinigniigswerke in Äresdcn und den Vororten und das Spielwarenhatis von L. A. Müller, Prager Siraßc 39. —Psingstverkehr aus der Elbe. Auch die Betriebs mitte! der Sächsisch-Böhmische» Daiiipsschissahrls-Gesellschast erfreuten sich während des Pfingstfestes einer überaus starken Benntznng. Außer den planmäßig für den Fcier- tagsverkchr vorgesehenen 997 Fahrten ivnrden noch 7 1 Sonderfahrten eingelegt, so daß der gesamte Fahrpark der Gesellschaft von früh bis in die Nacht un ausgesetzt in Bewegung war. Gcschäftsjnbiläiim. Der Inhaber der Pavicr- nnd Schreil'warenhandlung Herr P a » l S ch w crdgeb n rth , liier, Rosensiraßc 94, begeht beute sein 95jührjgcs Geichäsls- jiibilänin. —* 'Nach dem Truppenübungsplatz Königsdrück sind iicnlc das > 3, I ä g c r - B a t a i l l v n und das 4 8. Feld- a r t i l l e r i e R c g i m c n c zur Abhaltung von Exerzier- bezw. Schießübungen ausgeriickt. Dort ist heute auch das 178. Infanterie-Regiment ans Kamcnz eingetrofscn. Die Rückkehr des l78. Regiments in seine Garnison erfolgt am 19. Juni. —Kaufmanns-Erholungsheime. Le. Mas. der König hat das Protektorat über das Lachtische Heim ver deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime und Staaisministcr Gras Vitzthum v. Eckstädt den Ehrcnvorntz des sächsischen Ausschusses für dieses Heim übernommen. -* Mcharl>.Wag»er.Gehe»'kta«e 1« »«. « spiele». Bon Freitag abend an gelangt anläßlich der Richard-Wagner-Gedenkseter die Filmbtographt« Richard Wagner- zur Vorführung. Der Film wird von stimmungsvoller Musik Richard Wagner- umrahmt sein. Die Direktion hat sich auch sür dies« Borsührung das alleinige AusfttbrungSrccht für Dresden gesichert. —* Das «»«ig'Friedrich-August-Bad »« Klotzsche wird mit seiner neuen Wassermärmanlage morgen, am IS. Mai. dem allgemeinen Verkehr wieder übergeben. Der Damen- S ch w t m m - P e r e i n „ThettS" au- Dresden will am Sonntag, den 18. Mai d. I.. von 3 Uhr nachmittag» ab der Wiedereröffnung des Bades durch ein Tchauschwtm- men mit mannigfaltigen Vorführungen eine besondere Weihe geben. ES werden dt« gewöhnlichen Eintrittspreise erhoben. Abonnementskarten und Ehrenkarten — mit Ausnahme der für die Vertreter der Presse — haben für die Dauer des Schwimmen- keine Gültigkeit. —* «Snigsparade. Wie in dem Vorjahre, wird bei der Parade am Geburtstage de- König- Sonntag, den 2S. Mai. unmittelbar hinter dem Standorte des Königs eine Tribüne errichtet werden. Karten sür diese sind von beute ab in den bekannten Verkaufsstellen zu erhalten. -* Mehrere jnngc Dresdnerinnen. darunter «in 13 jähriges Schulmädchen, hatten sich in die Indianer des Zirkus Sarrasani «verliebt" »nd waren ihnen nach Cott bus nnchgcreist. Einer der Väter fuhr mit zwei Kriminal- gendarmen, nichts Gutes ahnend, im Automobil nach Cott bus, wo er auch alsbald seine Tochter unter den Indianern entdeckte und mit »ach Hause nahm. Auch die anderen vermißten jungen Mädchen wurden daselbst bald ermittelt und gleichfalls nach Dresden zuriickgebracht. -* Obdachlose Touristen. In Aussig meldeten sich während des Psingsisestes nachts zahlreiche Fremde, meist Lachsen, beim Pvlizctamte, die kein Quartier finden konnten. Fünf der Herren nahmen mit Arrestzelle» ür Jugendliche als Nachtguartier vorlieb. * Bericht der Laudeskriminalpoli-ei. Am 21. April 19i3 erhielt die Krtminalbrtgade Leipzig Mitteilung davon, daß TagS vorher in Schüneseld ein Vermieter und sein Abmieicr mittelst Einbruchs bestohlen worden seien. Dem Abmicter fehlte eine Kassette mit 2009 Mk. barem Gelde und 9 Sparkassenbüchern mit hohen Einlagen, während -er Ver mieter nur 35 Mk. bar nnd ein Buch verloren haben wollte. Die Tatortsbcsichtigung »nd die weiteren Erörterungen be lasteten den Vermieter in der Weise, daß er sich nach an- ängltchem hartnäckigen Leugnen zu dem Geständnisse her« bciließ, den Diebstahl zum 'Nachteile seines Abmietcrs selbst verübt und den seinigen, um den Verdacht von sich ab-u- lenken, vorgetänscht zu haben. Der Dieb hatte die gestohlene Kassette noch unervfsnet aus seinem Ofen stehen, so daß st« dem Bestohlenen wieder ausgehändigt werden konnte. - * Grober Unfug. Die Spaziergänger des Schoner! G r nndc s wurden am Nachmittage des dritten Pfingst* cicrtages dnrch einen widrige» Rauchgeruch belästigt, da in mitten des Grundes ein Komposthausen tu Brand gesetzt worden war. dessen Rauch sich gegen abend über das ganz« Tal ansbrcitetc. — * Feucrwehrbericht. Gestern abend rückte die Wehr nach Lchandauer Sir. 1 8 ft aus. In einer Küche des l. Stockes im Vordergebäuöe brannten der Fußboden und die Balkenlage infolge schadhafter Feucrnngsanlage. Der Küchenvscn mußte abgetragen werden. — Landgericht. Die 9. Strafkammer verhandelt al- Bernsnngsinslanz gegen den Geschäftsführer des Verbandes der Brauerei- und Müh lenz arbeiter Wilhelm Albert Otto Polster aus Dresden wegen Vergehens gegen 8 153 der Gewerbeordnung, nach dem P. am 14. Mürz 1913 vom Schöffengericht Pirna zn 5 Tagen Gefängnis verurteilt worden war. Die Verz aulassung dazu ist folgende: Im August 1912 traten die Arbeiter und Müller der Hamisch-Mühlc in Hütten in eine Lohnbewegung ein, trotzdem der Inhaber der Firma F. S. Hämisch, Heibig, kurz vorher den Arbeitern den Lohn er höht hatte. Da die Lohnbewegung auch ans andere Betrieb« Übergriff, trat der Verband Ler Brauerei- und Mühlen arbeiter mit einem umfangreichen Lohntarif hervor. Die Arbeitgeber lehnte» ab, mit der Organisation der Ar beiter zu verhandeln. Heibig seinerseits stellte den irr seinem Betriebe beschäftigten Müllern eine Ausbesserung in Aussicht, forderte aber gleichzeitig, daß die Arbeiter aus der Organisation austreten sollen nnd bemerkte, Satz di« Weigerung, auszutrcten. der Kündigung glcichzuachten sei. Nächsten Montag darauf blieben sämtliche organisierte» Müller der Hamisch-Mühle von der Arbeit weg. Zcibig fand jedoch sofort ErsaG so daß der Betrieb nur einige Tage vollständig zu ruhen brauchte. Jetzt aber trat die ge werkschaftliche Organisation der Arbeiter mit Hochdruck i» Tätigkeit. Mitte September und am 15. Oktober wurde« in der Königsteiner Gegend an die Abnehmer und Kon« sumcntcn von Produkten der Firma F. S. Hämisch Flug blätter verteilt, die von Polster verfaßt und herauSgcgebc« worden waren. Die Flugblätter erhielten die Aufforde rung. die Produkte der Hamisch-Mühlc zu bonkottieren unk» von dem Bezug der Mühlenerzcugnissc abzuschen, bis „Herr Heibig zu einem ehrlichen Frieden geneigt sein würde". Im zweiten Flugblatt heißt cs: „Alle diejenige« Bäckermeister, die ihre Geschäftsverbindungen mit der Hamisch-Mühle gelöst haben, möchten sich beim 'Verbände der Brauerei- und Mühlenarbcitcr bezw. bei dem Ge schäftsführer Polster melden, damit deren Namen nicht in eine demnächst zu veröffentlichende schwarze Liste aus genommen würden." Beeinflußt durch diese Rundschreiben, haben denn auch zwei Bäckermeister in Rücksicht auf die s ü l> r » n g in die Weltliteratur ivon den ältesten Heilen bis zur Gegenwarts im Anschluß an das L c b e n n n d S ch a s s e n G o c t h e s. Die drei starke» Bände umfassen zusammen über 9999 Seiten und sind als Ganzes betrachtet ein rühmliches Dokument ernster deut scher Gelehrtenarbcit. Ein ungeheures Material ist hier znsammengctragcn. sorglich gesichtet nnd io verarbeitet, daß aus tausend Einzelheiten ein Ganzes wurde. Eine volle tiilijchc Würdigung dieser in des Wortes voller Be deutung ..pnramidalen" Leistung müßte mit sorglichem Ein gehen auf die einzelnen Bücher mit ihren zahlreichen Ab teilungen und Unterabteilungen verbunden sein, das im Rahmen einer kurzen 'Betrachtung zu viel Platz be anspruche» würde. In dem Hcitranm von zehn, oft durch schwere Kranthc.it belasteten Jahren ist das Wert ent standen. das in würdiger Ausstattung bei Georg D. W. Eoilwen in München verlegt wurde. Interessant ist die Anlage dieser Einsührnng durch die enge 'Verbindung mit dem Leben und Schassen Goethes. Goethe ist sür Bartels der wahrhaft deutsche Dichter, der stch nach langer Heit, nach Jahrhunderten wieder zeigte. Goethe ist ihm nicht mehr und nicht minder als die Wieder geburt des deutschen 'Volkstums. „So wie Goethe nur die Angen anftat tio zitiert Bartels! nnd sie anderen öffnete, war Deutschland unmittelbar auch da, und so viele herr liche Anlagen, Trefflichkeit. Gesinnung nnd Gemüt, Herz lichkeit nnd Wahrheit, kurz so viel eigentümliche Kenn zeichen. die den Deutschen kundgeben und von allen Völkern so sicher absondern, zeigten sich auf einmal, daß der Erweckte sich selber anstaunte, in einem solchen Lande der Wunder, in einer solchen poetischen Gegenwart zu leben." Im Spiegel Goethes sucht nun Bartels alle Er scheinungen. die in die lange Zeitspanne dieses gesegneten Dichterlebens und darüber hinaus fallen, zu betrachten. Die Ausführung dieser Absicht konnte nur aus der Basis einer gründlichen Heitkenntnis und der Sicherheit eines gereisten Urteils gelingen. Man muß gestehen, daß Bartels hier etwas Ungewöhnliches geschaffen hat, das sich weit über Literaturgeschichten in u-«um clalpftini erhebt »nd namentlich gereiften Lesern eine Fülle von Anregung gibt. Die Darstellung zerfällt in vier Bücher I. Buch: Goethes Frühzcit. Die Herrschaft de'- französischen Klassik. 9. Buch: Goethes Jugendblüte. 'Volks- und 'Naturpoesie. Das Genie. 3. Buch: Goethes Mannesjahrc. Klassik und Romantik. 4. Buch: Goethes Alter: Weltliteratur. Be wundernswert ist der Bienenfleiß, mit dem Bartels das Material znscnnmcngctragen hat, eine ganz besondere Be- tähigung ist sür diesen Teil der gewaltigen Arbeit er forderlich. Die nötigen statistischen Angaben, ohne die cs bei cincr Einführnng in die Weltliteratur natürlich nicht geht, sind sehr geschickt mit Schilderungen des Hustäiidlichen und den Werturteilen verknüpft. Bartels will nun nicht als Alleinherrscher >m Tempel seines Wissens und seiner Er fahrung throne», sondern beschwört alle großen Geister, deren kritische Urteile von Bedeutung oder siir die Stellung Bartels von Belang sind. Goethe ist mit Zitgten über nicht weniger als 949 verschiedene Dichter aller Böl ler und Helten vertreten. A. W. Schlegel mit l4l, dann solgcn Schiller, Herder, Lessing. Grillparzer, Geliert mit nicht viel weniger, nnd auch Theodor Fontane, Karl Gutzkow, Heinrich Heine. Gottfried Keller. C. G. Körner, Otto Ludwig, Friedrich Hebbel, Friedrich Schlegel, Friedrich Lpielhagen, Adolf Stern, Ludwig Tieck, Ludwig Uhland kommen mit interessanten Aeußernnacn über wichtige literarische Fragen zu Worte. Die Verarbeitung dieser Zitate, die enge Verbindung mit eigenen Urteilen macht große Aufmerksamkeit des Lesers erforderlich, um fremde Meinungen von denen des Verfassers zu trennen. Eine schärfere Schciduna märe hier vielleicht nicht unangebracht gewesen. Die Ltofscintrilung wird durch folgende Angaben am besten charakterisiert: Im ersten Buche werden außer der französischen Klassik und der sich an sie anschließenden fran zösischen Dichtung des achtzehnten Jahrhunderts die italie nische Literatur vom fitnizehnten bis zum Ende dcS acht zehnten Jahrhunderts, die römische Literatur, die englische Literatur imit Ausnahme des Dramas der Elisabethischen Zeit! bis zum Beginn der Selbständigmachung und die deutsche Literatur von Luther bis Klopstock, Lessing und Wieland, sowie die ältere dänische und niederländische Literatur behandelt, alles, was einigermaßen innerhalb des Gesichtskreises der vom französischen Akademismus be herrschten Geschlechter lag. Im zweiten Buche, dessen erstes Kapitel „Goethe und Herder" heißt, finden die Bibel, also die hebräische Literatur, Homer und die griechische Dichtung ttnit Ausnahme des Dramas!, die keltische und germanische Dichtung der alten Heit, Volkslieder und 'Volksmärchen» darauf Shakespeare nnd das englische Drama, der englische Roman des achtzehnten Jahrhunderts, der deutsche Sturm und Drang Darstellung, eben die Welt Herders und des jungen Goethe, die sich auch sür uns noch zum Ganzen rundet. Das drille Buch bringt die deutsche klassische Dich tung, natürlich ein besonderes Kapitel «Goethe und Schiller", die griechische Tragik, die das Ideal unserer beiden Heroen im reifen Mannesaltcr war. die ältere deutsche Romantik und im Anschluß daran die ältere italienische Dichtung (Dante, Petrarca, Boccaccio! und die klassische spanische Literatur, die jüngere Romantik und im Anschluß daran die Dichtung des Mittelalters. Sv bleiben für das letzte Buch die orientalischen Literaturen und die neueren Entwicklungen der englischen, italienischen, fran zösischen, deutschen, der kleinen germanischen und der slawischen Literaturen. Man sicht, daß Adolf Bartels sich ein gewaltiges Ge biet mit deutscher Zähigkeit eroberte und seine Erfahr»,i, gen nutzbringend für die ganze große Sache zu verwerten suchte. Wenn man Bartels gerecht bleiben will, muß man die ganze große Arbeit im Auge behalten und sich nicht durch die Werturteile irritieren lassen, zu denen er sich beim Ein tritt der Literatur in die neue Zeit häufig veranlaßt fühlt. Selbst die, die den Standpunkt von Adolph Bartels mit Ueberzengung teilen, werden nicht ohne Kopfschittteln an den kritischen Würdigungen vvrttbergehcn. mit denen cp
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