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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130907023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913090702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913090702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-09
- Tag1913-09-07
- Monat1913-09
- Jahr1913
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Srerdn« Nachrichten - k.°","N- Rr.247 fchastliche Ziele tiar der Verein verfolgt: er dal »ach praktischen Gesichtspunkten gehandelt. Ter Mittelpunkt der Arbeiten sollte das L a » d e s m u s e u m sein. Unserer Schule, den Künstlern und Forscher» wir- diese Lammluna von grösstem Nutzen werden. Lie soll kein Alienums- museum sein: »ein. Neue» und Alte» reichen sich hier ver traulich die Hände, gemäß dem Goeiheschen Prinzip: Siede vom Händlichen au», aber wenn Tu kannst, beherrsche die ganze Welt! Tic Lchätze de» Museum» waren zumeist von ihre» Besitzern vergessen und verlassen.' au» den Winkeln und Kellern kamen sie nun wenigsten» in staatliche Keller, wo die Feuchtigkeit sreilich auch noch manches Wertvolle vernichtete. «Ter Redner erinnert hier daran, das, die Sammlung viele Jahre dindurch mangels einer besseren Unterkunft im Keller de» Japanischen PalatS ausvewadrt werden mußte.) Doch was lange währt. wird gut. Kein ge eigneteres Gebäude konnte die Sammlung sinden als den Iägerhof an der Astcrstratze: kein Baumeister hätte ein stimmungsvolleres Museum errichten können. Mi» herzlichem Tank für da» Interesse dcS Protektors. Seiner Majestät des König». Sr. König!. Hoheit des Prinzen Johann Georg, des Landtags, -es Finanzministcr» von Sendewitz schlost der Redner seine Ansprache, in der an manchen Stellen sein glücklicher Humor durchgebrochen war. Wir erstreben nicht eine Sammlung von allerhand Gegenständen, sondern eine Vertiefung in die Volks kunst: ein T e n k in a l soll dieses Mnscnm sein. Tie Kunst wird im Sachscnvolke stet» eine Heimstatt haben. Tie Reihe der Gliitkwünschenden eröfsncte für den verhinderten LtaatSminister des Innern Wirkl. Geh. Rat Rosch e r. Tas Land und die Stadt seien nun um ein wertvolles Besitztum bereichert, dank dem un ermüdlichen Eifer, dem feinen Verständnis, dem liebevollen Sinn und dem alle Schwierigkeiten überwindenden sieg reichen Humor des Vorsitzenden. (Laute Zustimmung.) Ans -er Liebe zur Heimat entspringe die Liebe zum deut schen Vaterlande. Möge das Museum in weite Kreise fegenbringendes Verständnis für das stille Glück im traulichen Heim tragen! — Als Vertreter der Stadt wünschte der Tezernent des Schulamtes, Stadtrat M atthes. dem schönen Werke bestes Gedeihen. Tie Stadt verwaltung habe immer srendig daran mitgearbeitet, das; dem Verein ein Museum werde! — Geheiinrat Er misch als Vorsitzender dcS Sächsischen AlterinmovereiiiS ging aus die Beziehungen zwischen seinem Bereit, und dem Volks kundlichen Verein ein: mit Wehmut habe er die Volkskund ler aus den beiden ihnen überlassenen Räumen des Palais im Groben Garten scheiden sehen. Ihm schwebe der Ge taute an ein S a ch s e n in u s e u m vor, das die Schätze beider vereine. Käme einmal diese Zeit, dann könnten sie beide stolz vor die Regierung treten: Wir haben gesammelt, was zu sammeln war! Vorläufig erhebe sich wie Pallas Athene das volkskundliche Museum, und als Jupiter regiere Senffert. (Grobe Heiterkeit.) Noch sei die Mnscumsarbeit nicht abgeschlossen: in kollegialer Herzlichkeit wünsche er ge deihliche Entwicklung. — Ter Landcsverein Sächsischer Heimakschntz lieb durch Gehcimrat Schmidt die besten Wünsche für fernere Weiterarbeit anssprechcn: auch dieser Verein suche das Bild der Heimat zu erhalten. — Professor Mogk war der Dolmetsch der gratulierenden wissen schaftlichen Abteilung dcS Vereins für Volkskunde, während Oberlehrer Arzt als Delegierter der sächsischen Lehrerschaft deren Freude über das Museum zum Ansdruck brachte: eö müsse die Möglichkeit geschaffen werden, das; die Jugend in engere Verbindung mit der Heimat trete. Gott sei Tank liege eine tiefe Hcimatssehnsucht gegründet im Gemüte des sächsischen Volkes. — Zuletzt betonte Ober lehrer Sattler vom Dresdner Lehrervercin. datz die Hälfte aller Ortsgruppen des Volkskundlichen Vereins von Volksschullehrern geleitet würden. Auch sei das von Dresd ner Lehrern geleitete Heimatkundliche Museum mit dem volkskundlichen eng verwandt. Er überreichte dem Ver ein zum Geschenk ein Buch, in daS sich die Besucher des Museum» eintragen sollen. Mit dem Niederländischen Dankgebet schlob die würdige Feier. Von Dienern wurde den Anwesenden eine sinnige Erinnerungsgabe in Gestalt einer Langbeinschen Zeichnung gewidmet, die die Bekränzung des Museums durch sächsische Landleule an mutig znm Ausdruck bringt. An die Feier schloß sich die Besichtigung des nahe gelegenen Museums, zu dem sich auch der Prinz im offenen Wagen begab. Hofrat Senffert konnte sich der Anerkennung aller Besucher an seinem mühevollen Werke erfreuen. — Einem volkskundlichen Abend internen Charak- ters im „Neustädier Kasino" folgt morgen die Hauptver sammlung des Vereins mit anschliebenöcm F e sr mahl im selben Hause. Sertliches und SSchfisches. Dresden, 6. September. —* Se. Majestät der K ö n i g besichtigte heute vor mittag das Landesmnscnm für Sächsische Volkskunst im Iägcrhofe an der Astcrstrabe und kam hieraus ins Residcnz- schlob. Ter König nahm hier militärische Meldungen und die Vorträge der Herren StaalSministcr, sowie des Ka- bincttssekrctärs entgegen und erteilte um l Uhr dem Kai serlich Russischen Minister-Residenten Baron v. Wolfs Audienz. Hierauf kehrte der Monarch nach Moritzburg zurück. Morgen nachmittag wird sich der König 5 Uhr 19 Min. ab TreSden-Ncustadt zu den K a i s e r m a n ö - vern nach Schlesien begeben und auf die Tauer der selben im Schloße Sibnllenort Wohnung nehmen. In der Begleitung werden sich befinden General ä I» snits Ge neralmajor v. Tettcnbvrn, Fliigeladjuianten Major Frei Herr v. Aoeunerttz und Major v. Metzsch, soivie Hauptmann v. Schweinitz. E» sind befehligt al» Ehrendienst: General der Infanterie v. Löwenfeld, Generaladtutant des Kaisers und al- Ordonnanzoffizier Oberleutnant v. Ferber im Husaren-Regiment Nr. 9. — Schloßbanptmann v. Tümpling nimm» auf Sie Tauer der Anwesenheit des Königs im Schloße Sibnllenort Wohnung. —* Le. Königl. Hoheit Prtn » Iohann Georg ist gestern früh S.45 Uhr an» Sigmaringen wieder hier ei», getroffen. — * Heute vormittag 8,88 tlhr trafen Ihre Königlichen Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Karl von Bourbon-Sizilien. Infan» und Infantin von Spanien, au» Sigmaringen kommend, zum Besuch Ihrer Königl. Hoheiten de» Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg hier ein. Tiefe hatten sich zur Begrüßung ihrer Verwandten auf dem Hauptbahnhofe eingesunden —* Ter Präsident von Euba. General Jose M. Gvmezund Familie ist auf seiner Europa-Reise über Berlin in Dresden eingeiroffen und im »Hotel Bellevue" abgcsticgen, von ivv auö die Weiterreise im Automobil nach Prag erfolgte. —* Dem stellvertretende» Direktor der Deutschen Bank, Filiale Tre-den, Elcmens Jauch wurde daS Ritterkreuz l. Klasse vom Albrechtsordcn verliehen. —* Dem Stadtgendarmen Riedel in Dresden wurde die Friedrich-Aiigust-Medaille in Silber verliehen. — * Tem Dresdner Königlichen Hvskünsthändler Hermann Holst ivnrdc der prcnbische Rvte Adlcrorden 4. Klasse verliehen. —* Militärisches. Ter Kommandierende General des 19. Armeekorps Exzellenz v. Kirchbach in Leipzig begibt sich am Montag, den 8. -. M., 7 Uhr 1 Mi», nachm, nach dem Truppenübungsplätze Zcithain, »m am Dienstag der 7 Uhr vorm, beginnenden Brigadebesichtigung der 47. Jn- fanterie-Brigade (Inf.-Rcg. Nr. 1:19 und 179) beizuwohnen. Hierauf reist er 8 Uhr 59 Min. nachm, ab Rtesa nach Rcichenbach i. V-, um am Mittwoch an den 7 Uhr vorm, ihren Anfang nehmenden Briaadebesichtignngcn der 88. Infanterie-Brigade sInf.-Reg. Nr. >94 und 18i) und der 49. Fcldartillcrie-Brigade sFeldart.-Rcg. Nr. 82 und 98) teilznnehmcn. Tie Rückreise nach Leipzig erfolgt am 19. d. M„ l Uhr 24 Min. nachm, ab Rcichenbach Ob. Bahn hof. In Begleitung Sr. Exzellenz befinden sich am 8. und 9. d. Nt. Oberst und Ehes des Gcncralstabcs Fvrtmüller und Major und Adjutant des General-Kommandos von Eschwegc und am 19. d. M. Oberst Fvrtmüller und Masor im Gcneralstabe Hentsch. —* Militärtransporte. Am heutigen Sonnabend wur den verschiedene Truppenteile des l2. Armeekorps mit der Eisenbahn nach dem M a n ö v e r g e l ä n d e in der Lau sitz befördert. Insgesamt waren hierzu 13 Sonöerzüge vorgesehen, und zwar 2 Sonderzüge für daS 192. In fanterie-Regiment von Neuhammer nach Hirichfelde, 2 Sondcrzüge für daS 198. Infanterie-Regiment von Ncu- hammcr nach Ostritz, 8 Sonderzüge für das 182. Infanterie- Regiment (2 von Freibcrg nach Weibenberg und t von Königsbrück nach Pommritz), I Sonderzug für das 3. Bat. Infanterie-Regiments Nr. 178 von Köntgsbrück nach Zittau. 2 Sonderzüge für das 18. Husaren-Regiment von Zcithain nach Zittau und Grostschönau und endlich drei Sonderzüge für das 20. Husaren-Regiment von Zcithain nach Hirschfelde. —* Ter Sächsische Staatsbeamtcnbund (Sitz Dresden) vcranstaliet morgen Sonntag im Deutschen Buchhändler- hau'e in Leipzig eine Wandcrvcrsammlung. Der Bun desvorsitzende, Bau-Obersckrctär Tänzler, Dresden, hält bei dieser Gelegenheit einen 'Vortrag über die Frage: „Soll sich die sächsische Statsbcamtenschast einer fortschrei tenden oder einer rückläufigen Beamtenpolitik zuwcnden?" Zu dieser Versammlung haben alle sächsischen Staats beamten Zutritt. Zu der sich anschliebcndcn nichtöffent lichen Sitzung werden nur BundcSmitgliedcr zngclassen. —* Als erste Vslkövorstcllung dieser Spielzeit findet im Königlichen Opernhauic Montag, den 15. S e p- rember, eine Aufführung der romantisch-komischen Oper „Wenn ich König war " von Adolphe Adam statt. Die Vorstellung beginnt um 8 Uhr. Tie Eintritts karten zu dieser Vorstellung werden, wie bisher, durch den Rat der Stadt iPersonalamt) summarisch an Arbeiter- und Bcrussvcrcine abgegeben. Bei der groben Anzahl solcher 'Vereine, die um Karten nachgesucht haben, ist es nicht mög lich, alle zu berücksichtigen. Die Eintrittskarten können deshalb nur wechselweise abgegeben werden. Diejenigen Vereine, welche bei der Verteilung mit bedacht worden sind, erhalten besondere schriftliche Mitteilung hierüber. 'An Dienstboten soll in der städtischen Tienstbotcnkrankcnkaise (An der Kreuzkirche 18, 1. Stock) eine Anzahl Karten ein zeln abgegeben werden. Die Abgabe solcher Karten erfolgt jedoch nur gegen Vorlegung des Dienstbuches an die Dienstboten zur Benutzung für ihre Person. Schriftliche oder telephonische Bestellungen können nicht berücksichtigt werden. Im übrigen werden Einzelkartcn weder an den Kassen der Königlichen Hofthcater oder des Invalidendanks, noch im Pcrsonalamtc abgegeben. Der Einzelverkauf der Karten durch die Vereine beginnt nickt vor Dienstag, den i>. September. —* Die Frage: „Wo sind die Toten?" erörterte gestern abend ein Ncivnorker Rechtsanwalt Rutherford in einer nach dem Ausstellungsvalast cinberufencn Versammlung. Einen solchen Andrang hat der Saal noch nicht zu ver zeichnen gehabt: in der 8. Stunde schon war der große Raum überfüllt. Aus dem Zugang von der Lennsstraßc nach dem Konzertsaal staute sich die Menge, so daß >,0 Uh» sogar die Garten«orr der Ausstellung geschlossen werden muhten. Der Redner gab tn englischer Sprache eine mehr «US zweistündige Abbaiidluug über da» Thema, dessen Frage er au« der Bibel heraus zu -«antworten sachte Jeder halbe Satz wurde sogleich durch einen nicht überall verständliche» Dolmetscher in» Deutsche übertragen, iva« an die Aiisiiahmesähtgkrit der zumetft aus Frauen bestehen- den Versammlung nicht geringe Anforderungen stellte. In einige Kardinalsätzr zusamtnengrsaht. gingen bte Au«, führungen de» Redners etwa dahin, dah dir Toten wirklich tot sind: dt« Hoffnungen für die Ankunft stützen sich aus da» ErlüsungSwerk Jesu Ehrtstt. das er aus Golgatha ver brachte. und zweiten» auf da» Werk der Auferstehung, da» er bei seiner Wiederkunft an denen vornehmen wird, die er loSgekanst hat. Die Erkenntnis der Wahrheit, dah die Toten nirgend» lebendig, sondern wirklich tot sind, oder, poetisch ausgedrückt. in Jesu schlafen, vermittelt eine wahre Erlösung. Denn der Gedanke, dah geliebte Menschen nach ihrem Tode noch jahrhundertelang in der Hölle Schmerzen erleiden mühten, ist schrecklich. Wie e» schien, nicht in jeder Hinsicht befriedigt, zerstreuten sich kurz vor 11 Uhr die Tausende. Ob überhaupt mir der Zulassung solcher Bor» träge dem Publikum ein Gefallen getan ist, steht sehr dahtn. Wir haben Kanzelredner genug, die da- schwierige Thema >» viel klarerer Weise schon abgchandelt haben. —* Der Allgemeine Hausbefltzerverei« ,« Dresden veranstaltete gestern einen Theater- und Ball- Abend in „Hammer» Hotel" tn Vorstadt Striesen, der außerordentlich gut besucht war. Zunächst fand tm Gom mertheater des schön gelegenen Etablissement» eine Bor- strllung des dort gastierenden ersten oberbayrischen Bauerntheaters „Die Tcgernseer" statt, die da» vter- aktige oberbayrische BvlkSstück mit Gesang und Tanz ..Au» der Art geschlagen" von Johann Wetnold zur Aufführung brachten. Die Vorstellung, der gegen 500 Personen bei wohnten, fand lebhaften und langanhaltcnden Beifall. An die Theateraufsührnng schloß sich ein frohbelebter Ball im Festsaale von „Hammers Hotel", wobei ein anmutige, Damcnslvr in die Erscheinung trat. Eine Tombola macht« glänzende Geschäfte: auch erfreuten „Die Tcgernseer" di« Festgescllschaft noch durch die zündende Vorführung eine» TchuhplatilertanzcS. Die gelungene Veranstaltung, um bi« ich auch diesmal wieder das rührige VergnügungSkomite« mit Herrn Prioatus Förster an der Spitze besondere Ver dienste erworben hat, fand erst tn den Morgenstunden ihren Abschluß. —* Die Einfuhrstelle Reitzenhain tst für die Einfuhr von 'Nutz- und Zuchtrindern auS Oesterreich geschlossen worden. —* DaS schmalspurige BerbindungSgleiS zwischen den Bahnhöfen Potschoppel und Hainsbcrg wird am 19. September in Betrieb genommen. ES stellt die Ver bindung zwischen den beiden Schmalspurbahnen Wils druff—Potschappel und Hainsberg-Kipsdvrf her. —* Der Ring der Lichtspielhäuser. Die Bereinigten Lichtspielhaus-Gesellschaften Lichtspielhaus-Gesellschaft G. m. b. H. und Eontinental-Projektivn G. m. b. H. haben tn Leipzig daS Evlosicum ans dem Roßplatz, den Winter garten in der Eisrnbahnstraße, das Lichtspielhaus Ost- passage in der Eiscnbahnstraße und daS Schloß Lindenfel» in Lcipzig-Plagwitz, die bisher von der Direktion H. I. Fey geleitet wurden, aufgekauft. Alle diese Lichtspielhäuser werden in Verbindung mit dem Astoria-Lichtspielhause unter dem gemeinsamen Titel „V. L." (Vereinigte Licht- ptelhäuscr) wettergcführt werden. In den einzelnen Häusern sind größere bauliche Umwandlungen geplant. —* Polizeibcrichl, 6. September. Fe st ge nommen nrurde am 4. September nach Verübung eines Keller, cinbruchs ein 29jähriger Lumpenhändler. In ihm wurde derjenige Unbekannte sestgestellt, der in den letzten Wochen wiederholt Türklinken abschraubte und stahl. Er scheint insbesondere in der Nähe des HauptbahnhofS gearbeitet zu haben. Geschädigte wollen in der Kriminalabteilung, Schieh- gasse 7, Anzeige erstatten. —* 199 Mk. Findcrloh«. Am 8. September, abends 9 Uhr. oder nach diesem Zeitpunkt wurde, vermutlich vor dem Hause Marschallallee 29 oder auf dem Wege von der Marschallallee zur Prtnzcnstratze, ein Paar wertvoll« Brillantohr ringe verloren. Sie zeigen «in« aus. allende Form: Ein großer Brillant mit breiter Platin- assung ist ans eine Goldplatte ausgeschraubt, an der «tn zweiter kleiner Brillant uird der im Ohr zu befestigende Haken sich befindet. —* Ein Motorrad verbrannt. Auf der Bautzner Straße unterhalb der Mordgrundbrücke geriet heute nach mittag gegen 2 Uhr ein Motorrad in Brand und wurde z»m größten Teile vernichtet. —* Fencrwehrbcricht. Gestern abend 9 Uhr 80 Min. wurde die Feuerwehr nach Wartburg st raße 34 ge rufen. Es handelte sich uw einen blinden Lärm, veranlaßt durch Hcraustreten von Flammen aus einem defekten Ofen. — Heute morgen 4 Uhr mußte die Feuerwehr nach Rosenstraße 1 ausrücken. Es brannte im Borderhause ein Teil des Dachstuhles mit Holzabfällcn und Bodenrum- mcl. Auch aus dem 2. Stock schlugen Flammen, hier war eine Stuhlsänlc in Brand geraten. Die Feuerwehr mußte, um zu dem Brandherde zu gelangen, die mechanische Letter ansstellen und konnte bann das Feuer mit einer Schlauch- leitung unterdrücken. Auch hier bildete die Ursache de» Brandes eine schadhafte Ofenfeuerung. — Heute früh 149 Uhr rückte die Feuerwehr nach Palm st ratze 22 zu einem Balkenbrande aus. sünsakligc „moderne Mysterium" dcS Dichters: „Fran ziska" brachte. Man Kai sich über dieses absonderliche Werk schon in München, Wien und Franksurt berufsmäßig oder ans Passion den Kopf zerbrochen. Der Kritiker des „Berl. Lokalanz." meint, man sollte dieses völlig überflüssige Bemühen in Berlin nicht sortictzcn. Man darf cs ohne jegliche Gewissensbisse getrost den kritiklosen Anhängern Wedckinds überlaßen, sich mit dieser zwischen hochgestimm- tem Wollen und in nichts zerfließendem Können wunder lich schwankenden Schöpfung auscinanderznsctzcn. Sie waren ja auch gestern die Einzigen, die hier und da durch schüchterne Beisallsveri'uche die würdige Ruhe störten, die das Publikum während des ach so langen Abends in mustergültiger Haltung wahrte. Ueber RMumgewinnung. Radium in reinem Zustande wird bekanntlich in Deutschland nicht gewonnen, so daß die deutsche Heilivissen- schasl für den Ankauf von Radium leider auf die Hilfe des Auslandes angewiesen ist. Dennoch ist in Deutschland Radium in einer Form vorhanden, die cs ermöglicht, seine Heilwirkung im Interesse der Kranken auSzunutzcn. Es gibt nämlich in Deutschland eine größere Reihe von Quellen, die einen sehr starken Gehalt an Radium besitzen. Hierzu gehören mehrere nltbcrühmte deutsche Heilquellen, die schon seit alten Zeiten alljährlich das Ziel zahlloser Heilungsuchcnder gewesen sind. Man kannte die heilende Wirkung dieser Quellen, man führte diese aber aus andere Gründe zurück. Erst nach der Entdeckung des Radiums kam man daraus, die Quellen aus Radiumgehalt zu unter suchen. Man halte dabei vielfach Glück, denn es zeigte sich, daß bei manchen deutschen Heilquellen der Gehalt an Radium sehr bedeutend ist. Seit dieser Entdeckung bemüht man sich nun. die Wirkungen des Radiums durch neue Ver fahren möglichst restlos auszunühen. In erster Linie ist von diesen Bädern das schlesische BadLanöcck im Glatzer Bcrgland zu nennen, dessen Quelle als die radiumhaltigste in ganz Deutschland bezeichnet wird. Ilm die Wirkungen des Radiums richtig verwerten zu können, hat man ein besonderes Verfahren ersonnen. Man hat ein sogenanntes „Emanatorium" gebaut, in dem sich die Kranken, denen die Radiumbchandlung verordnet worden ist, alltäglich zu be stimmter Stunde zu „Sitzungen" versammeln. Diese Sitzungen sinden in einem wohnlich eingerichteten, einem Lese- und Konvcrsationszimmcr gleichenden Raume deS Emanatoriuingebändes statt und bestehe» eigentlich in nichts. Die Kranken haben sich keinerlei Bchandlungs- maßnahmen zu unterziehen, sondern sich lediglich in dem Behandlungsräume aufzuhaltcn und dessen Lust einzu- ntmen. Diese Lust enthält das heilende Radium. Sie wird mit Hilfe eines sinnreichen Verfahrens in einem anderen Raume des Gebäudes durch Zerstäubung des radtumhaltigen Qucllwassers erzeugt und durch Röhren in den Inhalalionöraum geblasen, wo sie von den Kranken cingcntmct wird. Außer Bad Landcck haben von deutschen Bädern noch z. B. Neuenahr, Nauheim. Salz brunn usw. radiumhaltige Quellen. Es erscheint übri gens wahrscheinlich, daß künftig auch reines Radium in Deutschland gewonnen werden wird. In der Nähe von Bremen sind, wie berichtet wurde, radiumhaltige Boden schichten entdeckt worden. Die Untersuchungen hierüber sind allerdings noch nicht abgeschlossen. In Amerika wird man. wie uns geschrieben wird, dem nächst mit der „Mäßenherstellung" von Radium beginnen. Man hat im Südwesten von Colorado in den dortigen Minen sestgestellt, daß man bei systematischer Ausbeutung daraus rechnen kann, Nadiumvorrätc zu erhalten, die größer sein werden, als alle bisher auf -er ganzen Erde vorhandenen Nadiummcngen. Tie Ausbeutung des Ra diums hat sich die Chemical Company in Pittsbnrg ge sichert, die vor kurzem tn Paradox Valley Mentrose County 9t Minenansprüche erworben hat. Diese erstrecken sich auf etwa UM Acres erzhaltiges Land. Nach den Be rechnungen und Proben wird die Gesellschaft dort tn jedem Monat eine Ausbeute von 100 Tonnen Erz erzielen, aus denen jedesmal ein volles Gramm Radium gewonnen wer- den kann. Es wird also aus diese Weise möglich sein. all. jährlich 12 Gramm Radium herzustellen. Es wird vielen nicht recht verständlich erscheinen, wenn man hier von „Majscnvroduktioncn" spricht. Es ist dabei aber zu bc- denken, daß jedes Gramm Radium einen ungefähren Wert von 500 009 Mark repräsentiert. Die jährliche Radium- foederiiiig wird also ungefähr 9 Millionen Mark betragen. Weiterhin ist zu bedenken, daß der ganze, zurzeit vor- handcnc Vorrat der Erd» an Radium, über den die Wissen, schast verfügt, nicht größer ist, als die künftig von der Pittsburgcr Gesellschaft in jedem Jahre geförderte Ra- diiimmcnge. l2 Gramm sollen übrigens das jährliche Minimum sein, denn die Gesellschaft rechnet mit Sicherheit darauf, die Erzeugungsmcngc noch erhöhen zu können. Das in Colorado gewonnene Erz wird in die Werke der Ehcmical Company in Canonsburg bet Pittsburg geführt und dort verarbeitet. Das daraus gewonnene Radium wird dann nach dem Radium Research Laboratorium gesandt, wo es für wissenschaftliche Zwecke zur Verwendung in medizinischen Anstalten usw. weiter verarbeitet wird. Interessant tst, wie die Gesellschaft die groben Radtum- lager entdeckt und sich zur Ausbeutung gesichert hat. Der Präsident der Compann, Mr. Joseph M. Fennery. der sich vor einigen Jahren durch die Einführung von Äanabtum bet der Stablsabrikatton einen Namen gemacht hat, erhielt vor zwei Jahren Kenntnis von einem großen Lager von Karnotit, einer Erzart, die stark radiumhaltig ist. Er ver anstaltete ganz im stillen eine genaue Untersuchung des Erzlagers und sicherte sich dann, als er über dessen Wert nicht zweifelhaft sein konnte, die Minenansprüche. Die Folge davon tst, daß demnächst schon mehr Radium erzeugt werden wird, als der augenblickliche Bedarf verlangt. Des halb wird wohl auch ein Teil des europäischen Bedarfs von den Vereinigten Staaten gedeckt werben können. UebrigenS darf man auch, als Folge der Massenfabrika tion, eine Verbilligung de» Radium» erwarten.
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