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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.11.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19131128012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913112801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913112801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-28
- Monat1913-11
- Jahr1913
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.11.1913
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Bon den in beide» Altersklassen diesmal gewählten Stadtverordneten gehören llder konservativen, 14 der n a t t o n a l k i b e r a l e n und 4 der sozial demokratischen Parker an, wührcnd 1 sich wild be zeichnet. Bon den neu et »trete »den Herren gehören I der toi'servatiue», K der nativnalliberale» und 3 der soziaidcmokratische» Partei an. Bo» den bisherigen Stadtverordneten wurdcn w t e d c r g c io a i> l t : Gregor, Grützncr, Hahnee, Janetz, März, Merbitz, Scholz, Schivarze, Wendschuch als Ansässige und Eliri'tvph, Gärtner. Haupt, Jungntckel, Kuhl- mann, Kühne, Radisch, Lchnrichi, Schuster, Wasmuth und Wetzlich II a!s lsuansässige. St c n treten In dnsKollcgt » m ein die Herren Bär, Dülfer, Fallcnbcck, Nägel, Naue, Nosenmüllcr, Schmidt. Schütz, Louiiiag und Uhlig. Bon bisherigen Stadtverordneten scheidet mit Ende des Jahres insvlge Nicht-Wiederwahl aus dem Kollegium ans Adam tLoz.i. Auf eine Kandidatur verzichtet hatten die bisherigen Stadtverordneten Buck, Günther, Metzler. PcterS, Renz, Sack und Sarsert. Sertliches und EäMches. — Bel Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Mathilde fand vorgestern abend 1-9 Uhr eine Soiree statt, zu der Ihre Königlichen Hoheiten P r i n z und Prinzessin Johann Geor a und Prinzessin Iojepha von Bourbon-Sizilien erschienen waren. Äusterdem waren Einladungen an mehrere Damen und Herren der Hofgesellschaft ergangen. Bor Beginn des Soupers hielt der Direktor der „Urania" in Berlin, Goerkc, einen tzichlbilder- uorlrag: „Mit dem „Imperator" nach Newnork". — Ter Generalkonsul der Republik Per», Adols Weis, der seit SV Jahren in Dresden lebt und zahlreiche Ver dienste nm den Export Sachsens hat. vollendet morgen sein 83. Lebensjahr. — Todesfall. Im 7V. Lebensjahr starb gestern hier der König!. Süchi. Oberstabsarzt a. D. Herr Hosrnt Tr. Earl Friedcrich- - Aus dem Landtage Die Debatten des zweiten Tages in der Zweiten Kammer zogen sich cbcnsalls bis in die Abendstunden hin. Der sozialdemokratische Redner Sinder- inann brachte sachlich wenig neues, würzte seine Ausführungen aber mit verschiedenen versteckten Spitzen gegen Monarchie und Königshaus. Eine» lebhaften Erfolg hatie danach Staats- mtnister Gras Bitzthum, der scharf gegen die Sozial demokraten polemisierte. Die Verleihung polftocher Rechte ohne Steuerzahlung lehnte der Minister entschieden ab, aber auch ein Becbvt der Teilnahme der Beamten an Konsumvereinen. Die Verweigerung der Bcstäiigung sozialdemokratischer Ge- meindcbeamten begründete er damit, dag solche Beamte nicht die Interessen des Staates vertreten könnten. Nach Ansicht des Ministers sei der Höhepunkt der Sozialdemokratie vielleicht überschritten, und man werde ihr Programm möglicherweise bald in der Deutschen Bücherei zu Leipzig in der Abteilung „Tote Literacur" unterbringen können. Der Abgeordnete Brodaus besprach danach in der Hauptsache Iustizsragen und wandte sich besonders gegen die Versetzung von Staatsanwälten in Richter- stcllen. Eine lücrbci gefallene Bemerkung gab aber dem Justiz- minister Dr. Nagel Gelegenheit, jeden Snstemwechsel in der Justizverwaltung im Punkte der Besetzung der Richierstellen in Abrede zu stellen, und weiter feierlichst zu erküren, dast in seinem Ressort kein Pfennig an Bcamtengehältern gespart worden sei. Bezüglich des Wechsels in den Richtcrstcllen beries sich der Minister auf sriiher in beiden Ständckammern geäußerte Wünsche. Die Abgeordneten Merkel, Dr. R o t h und -pof - m a n n beendeten mit Borbringung verschiedener Details aus dem Etat die Sitzung. — Innere Kolonisation. Ein nationalliberaler Antrag im Landtag ersucht die Regierung, dast sie im Bundeörate dahin wirke, saß die innere Kolonisation knlturenlvscr Ge biete und die Vermehrung deS kleineren und mitt leren Bauerntums von Reichs wegen planmästig ge fördert werde, auch cm Königreich Sachsen den kleinen und mittlere» Grundbesitz fordere und seine Znrückdrüngung nach Möglichkeit verhindere und zu verpachtenden staatlichen Grundbesitz, soweit angängig, so verteile, dast die Bewirt schaftung in kleineren und mittleren Betrieben ermöglicht wird. — Wegen Anlegung eines ElbansschissungSplatzcs für Stetzsch-Briesnitz hat der Gcmeindcvorstand Rehselö iStetzschj mit der Strasten- und Wasserbau-Inspektion Ver handlungen gepflogen. Es ist aber lein befriedigendes Er gebnis erzielt worden, „da die Verhältnisse nicht geeignet seien, die Anlegung eines solchen Platzes zu befürworten". Aufwendungen von seiten der Gemeinde in Höhe von lvvvv Mark würden an Einnahmen jährlich nur 120 bis 150 Mark gcgcnüberstchcn. Auch der Versuch, mit den Gemeinden VrieSnitz und Kem nitz gemeinsam diesen fiskalischen AuSschifsungsplatz zu unterhalten, ist durch die Antwort des Strasten- und Wasscrbanamtes hinfällig geworden. — Tie Kurven-, Sturz- und Glettflnge Alfred Friedrichs sollen nächsten Sonntag nachmittag >»2 Uhr ihren Anfang nehmen. Friedrich ist 22 Jahre alt und von Berus Maschinen bautechniker. Er widmete sich seit November 1909 dem Flug wesen und trat zuerst in die Dienste der damals gerade ge gründete» Flngmaschine Wright, G. m. b. H., bei der er das Fliegen erlernte. 1911 legte er die Prüfung als Flugzeug führer auf Wright-Doppcldecker ab. Seit Anfang 1912 fliegt er „Taube" und wurde als Flieger der Allgemeinen Flug gesellschaft durch eine Reibe hervorragender Dauer- und Rekvrdfliige bekannt. Seit dem 1. Juni 1913 ist er Etzcspilot der Spori-Flicger-Gcscllschaft m. b. H. und fliegt die Apparate der Etrich - Flieger - Werke, G. m. b. H., bei vorgenannter Gesellschast. — Die „Sachscitt'-Fahrt nach Bautzen, die vom Sächsischen Verein für Luftfahrt für gestern geplant war, mutzte wegen des schlechten Wetters ausfallcn. — Rektor a. D. Ahlwardt sprach am Mittwoch abend im kleinen Saale des „Palmcngartens" vor einem ge ladenen Publikum über: „Die Vertrustung Deutsch. lan-S". Die Versammlung leitete Herr Buchdruckeret- bcsitzcr Opitz. Ter Redner des Abends schickte seinen Ausführungen die Bemerkung voraus, das; er mit der Ver sammlung den Zweck verfolge. Ihr die Gedanken und Pläne zur Prüfung und Begutachtung vorzulcgcn, die er dem nächst im Deutschen Reiche agitatorisch zu vertreten ge dächte. An einer Reihe von Beispielen, die meist dem hiesigen GeschäftSlcben entstammten, schilderte er. wie die kleinen Existenzen immer mehr durch das Trustkapital be drückt und vernichtet würden. Aus allen wirtschaftlichen Gebieten seien diese Monopoltsicrungöbcstrebungcn wahrzu- nchmcn. Berlin z. B. sei überhaupt nur noch eine Truststadt. Bei Betrachtung dieser betrübenden Verhältnisse tauche nun die Frage auf, woher das ungeheure, mit vielen Milliarden arbeitende Trnstkapital eigentlich komme. Auf Grund langjährigem Studiums der einschlagcnden Verhältnisse habe er lNcdnerj sich eine feste Meinung darüber gebildet, mit der er aber bisher sehr schwer Glauben gefunden habe. Als vor ISO Jahren der Jesuitenorden aufgelöst wurde, sei dessen ungeheures Vermögen nach Amerika ge gangen, und von dort komme eö nun als Trustkapital wie der nach Europa. Die Sozialdemokraten redeten und träumten von einer Expropriation des Besitzes, während das icftiitischc Geld dies unterdessen besorge, ohne das; sic etwas davon merkten. Mit Hilfe dieses Trustkapitals raub ten die Jesuiten die Katholiken und Protestanten gleicher maßen aus und verschonten sogar die unteren Judcnschichten nicht, während sie mit den oberen in engem Bündnis ständen. Das deutsche Volk müsse endlich einmal erfahren, das, cs dieser Orden zum Abgrund führe. Der JcfuitiSmus sei mit der wirtschaftlichen Herrschaft nicht zufrieden. Er hole nach allen Letten aus und habe es bereits verstanden, sich fast der gesamten Preise zu bemächtige». Was habe man dagegen zu tun? Als Abwehrmittcl komme in erster Linie die Gründung eines großen nationalen Kredit institut« in Frage, ähnlich wie die von Friedrich dem Großen gcsclmsfcne preußische Nationalbank. Habe der Mittelstand eine solche Gcldanelle, so sei es mit seiner weiteren Zertrümmerung vorbei, und die deutsche Nation würde wieder einer AuswärtSbewegung entgcgengehen. — In der Debatte sprachen drei Herren, die sämtlich Herrn Ahlwardts Darlegungen beistimmten. In seinem Schluß worte forderte dieser zur Gründung einer Bereinigung auf. um die gekennzeichneten Ziele zu verfolgen. — Die Vereinigung für Literatur und dramatische Volkskunst hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch künst lerische Vorträge von Gaben aus allen Gebieten der Kunst geschmackbildend und veredelnd ans weitere Kreise zu wirke». Durch stimmungsvolle, in ihrer äußeren Form schlichte Veranstaltungen sollen Angehörige aller Stände, vor allem aber aus unbemittelte» Kreisen, aus die wert vollen Schätze unserer Literatur und volkstümlichen Kunst hingewiesen werden, der Frivolität, Oberflächlichkeit und Ptkantcric modcrnei vielbesuchter Unterhaltungen soll die geiundc Kost gemittsticscr und reiner, froher Kunstwerke entgegengesetzt werden. Ans diesem Grunde verdienen die Bestrebungen von allen Seiten ausrichtige Förderung. Bisher haben sich auch schon eine große Zahl bewährter, an gesehener Künstler und Künstlerinnen in den Dienst der guten Sache gestellt. Immerhin ist der Vereinigung ein immer weiteres Wachstum von Herzen zu wünschen. Der U nterhalt » n g Sal> cnd a m SN ittw 0 ch war der Lnrik Goethes gewidmet. Frl. Laura Napvoldi trug eine große Reibe mehr oder weniger betanntc Gedichte von Goethe vor. In ihre», Bestreben, den seelischen Inhalt der Dichtungen zu erschließen, ging sie znweite» inioiern zu weit, als sie ihrem theatralisch-dramatische» Ausdruck zu sehr die Zügel schießen ließ, während doch gerade bei lnri- schen Vorträge» die Person des Vortragenden in den Hintergrund zu treten hat. Tie Anwesenden spendeten der Rezitators» beifallsfreudigen Tank. — Ter Vorsitzende wies noch auf de» Dienstag, am 2. Dezember, stattsindc»- deu Künstlernbeud hin und bat nm wohlwollende Förde rung der guten Bestrebungen vor allem durch die Presse. — Der Thauksgivingday. der 27. November, wurde gestern vvn der a m c r i t a » i s ch c n Kolonie in Dresden und ihre» Freunden festlich begangen. Mittags versam melten sich im Albcrt-Prunk-Saal des „Europäischen Hofes" etwa hundert Herren mit ihren Damen zur Festtafel, die vom Generaldirektor Scndig nuss Ge schmackvollste hergcrichtet war. An großen runden Tischen zu 22 Gedecken »ahm inan Platz, deren Schmuck silbernes und goldenes Tafelgeschirr und Vlnmcnbcetc, die sich in der Mitte zum Sockel manncshoher Vasen wölbten — an die Pracht der Ausstattung des Soupers nach der Eröss- nung des König!. Schauspielhauses erinnerte. Zur Rechten deS amerikanischen Konsuls Mr. Vurrell saß Hosrat Behrens, zur Linken Herr Sendig. Tie rings um die große» Tafeln gruppierten Tische, an denen die zurzeit i» den Scndig-Hotels wohnenden Amerikaner dinierten, schmückten Sternenbanner-Fähnchen. Tic ersten Toaste Rudolf Sendigs und des amerikanischen Konsuls galten dem Präsidenten Wilson und dem König und dem Kron prinz von Sachsen. Die Pansen des erlesenen Mahles füllte Herr Papa ropn los mit seinem klangvollen Tenor durch den Vortrag von Arien aus „Aida", „Bohämc" nnd „Bajazzo" aus. In humorvollen Trinksprüchcn scicrie Gencraldirekior Scndig die den Dresdnern liebste Nation: die Fremden, die da sind. Hofrat Behrcnö, der Vorsitzende des FrcmdcnvcrkchrsvercinS, das Ehepaar Sendig. der Amcrilancr Salomon die Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika. In der fünften Stunde wurde die Tafel aufgehoben, ein Tee im Hotel „Bcllevu e" schlost sich an und abends trafen sich die Mit glieder der amerikanischen Kolonie im Hotel „Rcichs- p 0 st". — Das Konzert des Russischen Hilfsvcreins findet heute abend pünktlich V28 Uhr im Vcrcinshaus statt. Mitwirkcndc sind: das St. Petersburger Gcsangsanarlctt, die Mitglieder der St. Petersburger Kaiserlichen Hosopcr M. Tschu- vrnnnikofs il. Tciiorj. N. Sa sänoff (2. Tenors, Professor am Kaiserlichen Konservatorium K. Kedräff il. Baß) und N. Kedräff s2. Baß): ferner König!. Hoi- konzertmcister Professor Georg Wille lCelloj und Künial. Hvfschauspielcr Lothar Mchncrt. Am Vcchstein: Kapellmeister Alfred E l ö m a n n. Karten bei F. Ries. Scestraße 2t, und Ad. Brauer, Hauptstraße 2. sowie von lU/2 ttbr ab an der Abendkasse. Die Konzcrtbcsuchcr werden gebeten, ihre Plätze rechtzeitig einzunchmen. Ihre König!. Hoheit Frau Prinzessin Johann Georg, sowie Sc. König!. Hoheit der Kronprinz haben ihr Erscheinen zu dem Konzert in Aussicht gestellt. — Zu dem Volkskircheukonzert, das Sonnabend, den 6. Dezember, abends 8 Uhr, in der Krcuzkirche vom Bach- verein nnd Krcuzkirchcnchor veranstaltet wird szur Anfsührnng gelangt das WethnachtS-Oratorium von Bach unter solistischcr Mitwirkung von Frauen Kammersängerinnen Nast, Nahm-Rcnnebaum und Herren Kammersänger Plaschkc »nd Konzertsänger Tödtcnj, ist den Vereinen, die Eintrittskarten zu den Volksvorstcllungen erhalten, eine beschränkte Zahl Eintrittskarten zu S5 Pfg. Einschließlich Programmbuchj überlasten worden. Der Kartenverkauf an die Mitglieder der Vereine beginnt am Dienstag nachmittag. Für Dienstboten werden Karten zu diesem Konzert in der Dicnstbotenkrankenkasse iAn der Krcuzkirche 18) abgegeben. — Die Postbesörderung vom Festlaude «ach de« Rord- sec-Inselu Amrum, Föhr, Svlt, Pellworm, Nordstrand und Röm kann beim Eintritt strengen Frostes meist nur durch Eiöboote ansrechterbatten werden: nach den Inseln Borkum, Juist, Langeoog, Tpickerovg und Wangcoog ist sie zeitweise ganz unterbrochen. Ta die Pakete unter diesen Umständen oft längere Zeit in den Abgangshäfen des Festlandes lagern uiüffen, ist die Versendung leicht verderblicher Gegenstände nach den genannten Inseln zur Winterszeit nicht ratsam. Es empfiehlt sich eine besonders dauerhafte und wasserdichte Verpackung, da bei der schwierigen Beförderung auf dem Wasserwege die Sendungen zuweilen den Unbilden der Witte rung auögesctzt sind. — Luthcrseftspiel. Auf wiederholt an ihn ergangene Anfragen und Bitten, die Aufführung cincö Lutherscst- svtels bctr., hat der D c u t! ch ° E v a n g c l i s ch c B 0 l k s- fcftspiclverein beschlossen, eine solche für >916 biö >917 ins Auge zu fassen. Ein besonderer Ausschuß prüft sämtliche vorhandenen Luthersestspielc in Hinsicht aus ihre Ausführbarkeit. Die Aufführung, die der Deutsch-Evange lische VolkSfcstspielvcrein vvr mehreren Jahren bot, hatte einen großen Erfolg nach innen und nach außen. Ter Reinertrag betrug damals etwa 38 000 Mk. — Prozeß Rocksch. s7. BerhandlungstagI Zu der gestrigen Bcrhandlung waren 16 Zeuge» aus der engeren und weitere» Umgebung Dresdens geladen. Ihre Ver nehmung ergibt die Bestätigung, das; die Brüder Rocksch sede Gelegenheit benützten, Bekanntschaften anzuknttpfen. Im Sommer 1909 befand sich Georg Rocksch zur Sommerfrische in Gottleuba, sein Bruder Eduard in Hartha. In dieser Zeit empfing er die Besuche deö Hauptangcklagten. In Ge sprächen mit den Bekannten wurde dann der Wunsch nach einer Person mit einigen Hundert Mark ausgesprochen, da sich mit einem geringen Betrage viel Geld verdienen lasse. Auf die Erwiderung, daß sie als „Bankiers" doch soviel haben würden, antwortete Kurt Rocksch, daß er als Bankier nicht salbst spekulieren -dttrs«. Bel anderen Zeugen wnrde das Geschäft mit einem Schreiben cingcleitet, i» dem die Firma Rocksch mitteilte, daß sie die Adresse einem Geschäfts freunde verdanke, und dann Prämiengcschäste empfahl. Mit Vorliebe wandte» sie sich an solche Personen, die die Technik und die Gefahren deS Börsengeschäfts nicht kannten: eine Aufklärung gaben sic diese» Leute» nicht, sonder» stellten das Börsengeschäft als verlustlos dar, IchlimmstcnsaUs wür den sie dabei nichts verdiene», das eingezahlle Geld aber zurückerhalten. Hafte einer erst einmal etwa« eingezahlt, dann wurde er zur Hingabe weiterer Beträge durch die Aeußerunq veranlaßt, er solle ichnell weitere Gelder ein- zahlen, um die ersten zu rette». Ein 'Risiko sei insofern nicht vorlnrnde», als die Kurse schon gestiegen seien. Die zuletzt vernommenen Zeugen sind um Betrage von einigen Hundert Mark bis über 4000 Mark geschädigt. Die Zeugen wurden ftlstemattich dahin getäuscht, daß ihre Lache bei Rocksch i» guten Händen läge. Einem aus Rückzahlung drängenden Kunden wurde geschrieben, das; die Firma große Prozesse führe nnd jetzt nicht zahlen könne. Die Prozesse gewinne sie aber sicher. Kurl Rocksch befand sich zu dieser Zeit im Bade Juist: wie er selbst behauptet, hatte er damals „die Tasche voll Geld": er backte jedoch nicht daran, einen seiner Gläubiger zu befriedigen. Im Bade erhielt Kurt Rocksch von dem Mitangeklagten Garger einen Brief, worin dieser ihn zu überreden suchte, einen gewissen März mit einem Iahresgehalt von 4800 Mark zu engagiere», wofür März im Lause des Jahres 30 000 Mark „hereinbringcn" würde. „Sollten die Leine wirklich etwas merken," schrieb Garger weiter, „dann würde er slir die gehörige „Verruderung" sorgen. Er habe ein Fräulein gewonnen, das für das Ge schäft mit tätig lein wolle, zunächst werde es seinem „Hans wurst" aus de» Zahn suhlen" Dieser zynische To» war im Verkehr der Schwindler untereinander üblich. Uebrigens war es »»zittrcfsend, daß dem Angeklagte» Garger ein Fräu lein zu den angedeutete» Geschästsmanipulattonen zur Ver fügung stand. Nachmittags wird die Verhandlung auf heute, Freitag, früh -'49 Uhr vertagt. — In Nr. 326 war ans Seile 9 gesagt worden, Rechtsanwalt Endler lTcbnit)) habe sich, obwohl er von der Wertlosigkeit der Peiroleumkuxe über zeugt gewesen sei, doch mit einem größeren Beilage daran beteiligt. Tas ist ein Irrtum unsererieits. Rechtsanwalt Endler bat nur eine Anzahl Herren gegen Rocksch vertreten und diese vor Weiterungen bewahrt. Er hat bereits 1909 die Nockschs bei der Königliche» Staatsanwaltschaft Dresden zur Anzeige gebracht. Das Verfahren ist damals leider ein gestellt morden. — Die Unterschlagungen des Gcmeindcrcgistrators Drinks in Kemnitz betrage» nach einer amtlichen Fest stellung rund 2800 Mark. Die Unterschlagungen waren so geschickt verdeckt, daß ihre Auffindung sehr schmierig war. Auch der Biichcrrcviivr bat sic nicht finden können. — In unseren Redaktions-Schaukästen, Marienstraße 38, stellte die Photographische Handlung von Oskar Bohr, neben Eafä König, neue Bilder vom Tage aus, »nd zwar von den Fallschirm-Abstürzen Thomicks von der „Sachsen" am 20. November. — Geschctftsbesiich. Prinzessin Alir und Prinzessin Anna be suchten gestern in Begleitung von Frau Oberhofincistcri» von der Gabclcnv Linsingen und Fräulein von der Decken die Geschäftsräume der Firma H. ZehrscId, Künigl. Hofl., Victoriastraße 21, Ecke F-crdinandp!ay. Deutsch-französische Verhandlungen. Frankreich und Deutschland sind augenblicklich, wie man weist, tm Beariss, eine Liguidation ihrer k l e i n a s i a t i s ch e n Interessen vorzunehmcn. Bei diesen Verhandlungen, die in Berlin geführt werden, handelt eö sich, kurz gesagt, darum, von Frankreich Akttonsfrciheit für die Bagdadbahn zu er halten, indem Frankreich seine finanzielle Beteiligung an. dem deutschen Unternehmen in Höhe von 30 Prozent an. Deutschland abiritt. Die Bereitwilligkeit der französischen! Negierung zu diesem Schritt hat da und dort eine gewisse, Ucbcrraschung hervorgcrufen, und es ist deshalb nicht un-i angebracht, nach ihren Gründen zu forschen. Hierüber führt, die „Magdcb. Ztg." aus: i Als Deutschland vor etwa zehn Jahren die Konzession. zum Bau der Bagdadbahn erhielt, bot die deutsche Regie-! rung Frankreich eine Beteiligung an dem Unternehmens an. Tie französische Diplomatie lehnte das Angebot ohne; weiteres ab, und zwar ans politischen Gründen, die sich > aus dem Bündnis mit Rußland und dem „herzlichen Ein-! vernehmen" mit England ergaben. Rußland befürchtete > von der neuen Bahn eine Erleichterung der türkischen ^ Truppcnkonzcntration, England sah die Bahn als einen 1 Wettbewerb mit dem britischen Wege nach Indien an und wohl oder übel mußte Frankreich sich damals ihrer Haltung anichließen. Die französische Finanz folgte jedoch der fran zösischen Diplomatie nicht, sondern beteiligte sich nach länge ren Verhandlungen unter den Auspizien der Banque Otto mane für fast ein Drittel an dem deutschen Unternehmen: die französische Beteiligung beläuft sich, wie bekannt, auf 30 Millionen. Inzwischen hat sich aber die politische Lage erheblich geändert. Rußland gab nach der Begegnung in Potsdam von lOll seinen Widerstand gegen die Bagdad bahn auf und auch England tat dies, nachdem es sich den Endpunkt Koweit gesichert hatte. Nun hatte Frankreich keinen Grund mehr, sich ablehnend gegen ein Unternehmen zu zeigen, an dem französisches Kapital bereits interessiert war. Im Augenblick, wo Deutschland mit der Türkei und mit England wegen der Bagdadbal,»frage in Verhandlung trat, war es natürlich, daß man sich in Frankreich fragte, welchen Nutzen man aus der finanziellen Beteiligung an der Bahn ziehen konnte. Man kam zu dem Ergebnis, daß der finanzielle Anteil nichts als eine Last für die Bangue Ottomane sei, Sa die Beteiligung nicht auSrcichc, Frank reich einen Einfluß ans das Unternehmen zu sichern, und außerdem die Titres der Bagdadbahn zum Handel an der französischen Börse nicht zugclassen sind. Und da anderseits dem deutschen Berwaltungsrat die französische Beteiligung hinderlich erscheinen konnte, war cs nur natürlich, das; die französischen und deutschen Finanzkrcisc dem Gedanken nähcrtralen, den französischen Anteil zu liquidieren. Diese ursprünglich rein finanziellen Ver handlungen haben sich nun zu politischen ausge dehnt, indem die Regierungen beider Länder sich entschlossen, an den Unterhandlungen ihrer Finanzkreisc sich zu betei ligen. Frankreich besitzt die Konzessionen für die kleinen Eisenbahnnetze in Syrien und im Norden von Anatolien. DaS deutsche Bagdadnntcrnchmcn besitzt dagegen die Kon zession, die Linie im Norden der eigentlichen Bagdadbahn ivctter zu führen, und es besteht die Absicht, sic nach einem Orte in Syrien, etwa Suvas, auszudehnen. Die Kon zession für diese syrische Teilstrecke sucht nun mehr Frankreich als Entschädigung für seinen finanziellen Rücktritt zu erlangen, und dies ist einer der Gegenstände der Verhandlungen, in denen die Interessen beider Länder zur Vermeidung gegenseitiger Konkurrenz genau begrenzt werden sollen. Denn Frank reich will für seine nördlichen Bahnlinien natürlich An schluß an die Bagdadbahn haben. So ergibt es sich, daß die Berliner Verhandlungen zweifacher Art sind: 1. technisch-üfonvinttche Verhandlungen zur Regelung der Frage der nördlichen und syrischen Bahnlinien, 2. finan zielle Verhandlungen zur Festsetzung der Bedingungen für das Ausscheiden Frankreichs aus dem Bagdad-Unter nehmen. Die seit ungefähr vierzehn Tagen in Berlin gepfloge- uen deutsch-französischen Verhandlungen sind, wie die „N. G. G." von unterrichteter Seite hört, letzt so weit gediehen, daß eine Orientierung der beiderseitigen Interessen ge schaffen »nd eine kleine Pause cingetreten ist. Die Be vollmächtigte» Deutschlands sind, wie zur Er- gänzung und Richtigstellung anderer Mitteilungen er wähnt sei, der Un.'crstaatSsckrctär Ztmmcrmann, der Wirk liche Lemitivnsrut v. Noscnberg und der Botschaftsrat von Radowitz: als deutsche Sachverständige für die finanzielle Seite sind die Dilekroren der Deiuschen Bank von Gwinncr und Dr. Helfferich zugczogcn. Die französischen Be- v 0 l l m ä ch t t g t > n sind der Botschafter Eambo», der Be» PS
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