Delete Search...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.12.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19131204012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913120401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913120401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-12
- Tag1913-12-04
- Monat1913-12
- Jahr1913
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.12.1913
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Ra«-V«bte»»E a ^»r. »st, Ton«,»Stag. L. Dezember IVI» «e»re « der Elsässer und Zurufe: Niemals!) Ich kann ia die Quell« nennen. Mir iiat das der Abgeordnete van Ealler ge sagt. «Miiiuicnlaitges Gelächter bei den Elsässern und links.) Ich ziehe daraus keine weiteren Folgerungen. Wenn Sie mich anhören, werden wir, glaube ich. in dieser Beziehung einer Meinung sein. Mir ist mitgeteilt worden. «S würde als Lvitzwort gebraucht, und zwar gebraucht es der Elsässer im gutmütigen Sinne seinen Landsleuten gegenüber. (Au- ruse: Nein!) Verletzend wird es erst iui Munde eines N l ch t e l s ü s s e r s. Ich halte es für müh lg. darüber zu streiten, ob der Elsässer eine Berechtigung hat zu sagen, daß er durch das Wort beleidigt wird. Tatsächlich iühlt er sich beleidigt. Früher ist der Gebrauch des Wortes ausdrücklich untersagt worden an einzelne» Steilen, und ich kann in Uebereinstimtüung mit dem Kriegsmiilister die Erwartung aussvrecheu, dast »ach den jetzigen Botkominnissen und Ersakruligen das Wort in Zukunft nicht mehr gebraucht werden wird. iBraoo!) Ader, meine Herren, ich trete den Herren doch wirklich nicht zu nahe, wenn ich meine, die Elsässer sollten doch nicht emvsittdlicher sein als andere. Der Elsässer nennt den Deutschen, wenn er von ibi» spricht, mit Borliebe einen Schwaben. iGroße Unruhe. Abg. Lcdebour ISoz-I rust: >)» einer jo ernsten Lache solchen lllk zu reden!) Die Alt deutschen regen sich darüber nicht aus. ebeusoioenig wie ivlr uns ansregen, wenn »ns von Baner» oder Sachsen mit Aus drücke» bedeutet wird, das? wir sZurnse: Zaupreußen!) — Preußen und keine Bauern oder Lachse» sind. (Heiterkeit.) Man sollte das nicht sür ernst nehmen. Aber im ganzen wie im einzelnen, die Elsässer haben sich tatsächlich be. leidtgt gesuhlt. Das aber bildet doch noch in keiner Weise eine Rechtfertigung dafür, das: in der Folge tatsächlich Offi ziere oder Mannschaften beleidigt werden. iHört! Hört!) Das ist tatsächlich geschehe». Ich will dabei vorweg bemerke», daß die Behauptung, die von einein der Herren Borredner hier ausgesprochen wurden ist, nämlich von einem miß- handelten und besudelten Unteroffizier, eine Erfindung ist. Sie in nicht richtig. «Hort! Hört!) Fm übrige» hat sich nach der dienstlichen Meldung des Generalko m m a n d o s, auf die ich mich beziehe, die Angelegenheit folgender maßen abgespielt: A in ü. N v v c in b e r, als Leutnant v. Formier durch die Stadt ging, fanden An sammlungen statt. K i n d e r warfen mit Steinen nach ihm. «Rufe bei den Sozialdemokraten: Kinder!« Am Nachmittag desselben Tages versammelte sich eine johlende Bk enge vor der Kaserne. Ans die beiden Mannschaflsvertreter, die Leutnant v. Forst»er nach seiner Wohnung begleiteten «Hört. hört! bei den Lozialdemvkrgten), wurden Steine aus der Menge geworfen. Am I««. 'November schrien und fohlten etwa hundert Menschen, hauptsächlich junge Leute, hinter Offizieren ans der Straße her. Am W. 'November wurden mehrere Offiziere in der Nähe des SchloßplatzeS non Arheiter». Kanalschisfern und Zungen umringt und angeschrien. Zwei von den Schreiern wurden vom Militär sestgcnommen und an die Polizei abgeaeben. Am -8. No vember sammciie «ich während der Turnstunde der Offiziere in der städtischen Turnhalle eine Menae an der Kanalbrücke. Als die Ossiziere herauskamcn. wurde von der Menge ge sohlt und gebrüllt. Ein Arbeiter von etwa 18 Jahren rief dem Leutnant v. Forstner Schimvsworte nach. Er wurde scstgenommen. Das war unzweifelhaft gesetzlich berechtigt. «Widerspruch bei den Sozlaldemokrgten.) Um zwei Offi ziere. die von der Kaserne nach Hause gingen und dabei die Hauptstraße pulsiere» mußten, sammelten sich Menschen und schrien. Daraus befahl der NeaimcntSkommandciir. um die Offiziere vor weiteren Befchimpfunaen zu schützen, dem Leutnant Schadl mit einem Zuge nach dem Schloßplatze zu rücken und diesen zu säubern. Auch, wenn hierzu for mell eine gesetzliche Befugnis nicht vorliegt iHört, hört! linksi. so ist die Maßregel doch lediglich aus dem Bestreben entstanden. Schlimmerem vorzubeu gen. «Stürmische Heiterkeit und große Unruhe links.) Wenn die Herren ihre Znruse in einer Form machen wollten, daß dabei eine geregelte Diskussion möglich ist, würde das die Sache erleichtern. Die Herren, die vor mir zu Worte gekommen sind, haben gesprochen von einer Er bitterung und lebhaften Erreaung. die in den letzten Tagen des November in Zubern geherrschl Hai. Wenn bei dieser erbitterten Stimmung der Oberst der Ansicht war: ..Wenn ich in dem Moment, wo die Offiziere auf dem Schloßplatze von der Menge belästigt werden, sofort eingreife, so ver hüte sch etwas Schlimmeres, so verhüte ich eventuell tätliche Beleidigungen der Offiziere", so ist das vollkommen ver ständlich. iGroßc Unruhe links.) An die Räumung des Schloßplanes haben sich dann weitere Patronillengänge an- geschlosscn, bei denen das Militär gegen ÜO Personen, darunter zweifellos auch einige unbeteiligte Passan ten. verhaftete iLebhaskc Aba-Ruse links. Abg. Stadt- Hagen. Svz.: Vcider nur ein Staatsanwalt), die bis zum nächsten Morgen in der Kaserne sestgehalten wurden. «Zu- rusc von den Sozialdemokraten: Auch, das iü richtig, was? Andauernde Unruhe.i Fch will mich durch Ihre Zwischen rufe nicht mehr stören lauen und werde darauf nickt mehr antworten, vielleicht hören Sic dann auf! (Sehr gut! recht«.i Soweit scügestellt werden konnte, lag die gesetzliche Befugnis zu diesem Borgehcn nicht vor, insoweit es sich nicht um Festnahmen ans irischer Tat gehandelt haben sollte, in welchem Falle die Feiigenommenen sofort an die Poli- zelorgane Hanen abgegeben werden müssen. «Hört! hört! links: Unruhe.i Das Militär ist in jeder Weise cin- geschrillen in der Ansicht, daß die Zivil- und Sicherheits- organe vertagt und dem Militär bei den bisherigen Vor kommnissen keinen oder keinen genügenden Schutz gewährt Härten Tie Zivilbehörüen von Zabern bestreiten dies aus das allereitiichiedenste. «Lebhaftes Hört! hört!) Zn diesen lun'uchüch nichi nur rechtlichen, sondern tatsächlichen Fragen stehen sich also die Ansichten der Lokal- behorden schroff einander gegenüber. Wer von beiden absolut recht hat, ist mir nach der Vorlage der gegenwärtigen Unierinchungsverhandlungcn zu ent scheiden unmöglich. «Lachen links. Unruhe.) Ob es in der Zukunsr möglich sein wird, «Stürmische Zwischen rufe links! das kann ich im Augenblick nicht sagen. iGrvßcr Lärm links. Abg. Leücbonr lSoz.): Das ist ihre Bankrotterklärung!« Wenn mich die Herren nur aus- reden lassen wollten und nicht ihr Urteil durch Zwischen rufe uuSivrnchen, bevor ich meinen letzten Satz zu Ende gesprochen habe. «Lehr gut! rechts. Abg. Lcdebour: »Oh, Ritter, der Satz war zu Ende!" Große Heiterkeit.) Tas Militär erklärt, daß lelbst bei der vorgenommencn Verhär tung der zivilen Sicberheitsorgane in Zabern es diesen nicht möglich ist. an jedem Ort der Stadt, wo eine Ungesetz lichkeit passiert, sofort zur Stelle zu sein. «Heiterkeit.) Ich glaube, das ist nach der Vorgeschichte nicht ganz unberech tigt «Große Unruhe.) Die Militärbehörden ver treten den Standpunkt, daß sie Mtlitärbeleidigungen, die ihnen zugesügt werde», nichi aus sich sitzen lassen dürfe» und daß das namentlich in diesem Falle nicht geschehen kann, wo es sich nicht um vereinzelte Belästigungen gehan delt Hai, ionüern nach dem, was ich Ihnen mitgeteilt habe, um eine große Kette non anicinandcr folgenden Be leidigungen. «Lebhafte Zwischenrufe links, aus denen man hcranöhön: Der Rekrut muß sich eben alles gefallen lassen und der Satz war noch nicht zu Ende! Heiterkeit.) Ob wegen Verletzung der Gesetze zivilrechtliche Entschädigungsansprüche geltend gemacht werden können, werden die Richter entscheiden müssen. Ich bitte aber auch in diesem ernsten und in vieler Beziehung sehr lranrigen Falle, nicht zn vergesse», daß die Armee das Recht hat, sich gegen direkte Angriffe zu s ch ü tz e n. iErneute stürmische Gegcnruic links: anhaltender Lärm.) Sie hat nicht nur das Recht dazu, sonder» auch die Pflicht! «Andauernder Lärm.) Wenn sic es nicht tut. kann keine Armee in der Welt bestehen, lvebhaft« Unruhe, lebhafte Zustimmung rechts.) Der Rock de» Königs must unter allen Um- ständen respektiert werben! (Großer. andauernder Lärm links.) Es ist dt« Pflicht der Behörden, die Men schen am Leben zu schützen. Daß e» wrntgsten» das ve. mußtsein dieser Pflicht war. was die Militärbehörden in Zabern vrranlatzte. etnzuschreiten. das ist für mich nicht zweifelhaft: auch wenn in der Folge bei den Maßnahmen, die ergriffen worden sind, die gesetzlichen Grenzen nicht ein gehalten wurden. iAha! Großer Lärm links.) Ich muß aber bet dieser Gelegenheit scharfe Verwahrung dagegen einlegen. baß der Abgeordnete Pcirote» unter einem nicht liiißznvristehenden Hinweis aus die Offiziere von Zabern von Hochverrat gesprochen hat. «Lärmende Znrnse links: Es war Hochverrat!) Das darf meines Da fürhaltens nicht geschehen, ich lege jedenfalls Verwahrung dagegen ein. iErneute Zurnie und Lärm links.) Man darf das Wort nickt gebrauchen, io lange nicht einer des Hoch- Verrats schuldig erkannt worden ist. «Neuer großer Lärm. Zurufe.) Es ist nicht richtig, dir traurigen Vorgänge in Zabern nicht als aus besonderen Umständen hervor gegangen. sondern als den Ausdruck eines tiefgehenden allgemeinen Gegensatzes zwischen Zivil- und Militär- Verwaltung anseben zu wollen. Ich Imbe objektiv dargelegt «Lachen linksi. wie die Vorfälle entstanden sind. Sie sind aus ver- hällnismäßig kleinen Ursache» aus kränkenden Worten in der Kaserne, aus bubenhasten Schmähungen auf der Straße entstanden, nnter fortgesetzten Steigerungen von Wirkung und Gegenwirkung gewachsen. Sie sind weder sür die allgemeinen Umstände bei uns charakteristisch «Sehr richtig! rechts. Unruhe ttnksi, noch kann oder muß ein allgemeiner Gegensatz zwischen Militär und Zivilverwaltung als Ur sache für diese Unstimmigkeiten in Zabern angesehen wer- de». Meine Herren, ich glaube, wir alle wollen, so wenig erfreulich alle diese Vorgänge sind, nicht lediglich an der Vergangenheit scstkleben, sonder» mir wollen ans die Zu kunft sehe». iGrvßcr Lärm links.) Für die Zukunft kommt es vor allem darauf au. daß an dem Herde, wo die Erregung entstanden ist, daß in Zabern wieder nor male Zustände einkehreii, damit Vorgänge wie die jetzigen, bei denen eine gesunde Kooperation zwischen den Organen der Gewalten nicht st a t t g e s u n- den hat. nicht wiederkeliren können. Dazu gehört ein an dauernder Kontakt zwischen militärischen und Zirsilbehvr- dcn, das ist die Wiederherstellung des guten freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Militär und Bevölkern»-!. wie cs in Deutschland allgemein ist. und wie eS in Zabern bis vor kurzer Zeit besonders gut gewesen ist. iHört. hört!) Die LandeSverivaltuilg und die Militärverwaltung arbeiten gemeinsam auf dieses Ziel hi». «Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ein General ist nach Zabern entsandt morde», um von militärischer Seite das Nötige zu tun. Wenn aus einer gestrigen Pressenotiz etwa geschlossen werden sollte, daß er dauernd nach Straß- bürg zurückgekchrt ist, io ist das falsch, sein Kommando ist noch nicht beendet. Es ist aber durchaus notwendig, und wir sprechen die ernste Hoffnung aus, daß die elsässtsche Bevölke rung dieses Bestreben der Vebordcn von sich aus unter stützt, sonst kann eS nicht zum Ziele führen. Ich habe das Vertrauen zu der clsässtscken Bevölkerung, auch wenn sich ihrer infolge dieser Ereignisse eine Erregung bemächtigt hat, daß sie a»f dieses Ziel mit den Behörden hinarbeiten wird. Gerade mit Rücksicht auf die Erregung, die im Elsaß herrscht, und die sich nach Deutschland erstreckt bat. gerade mit Rücksicht darauf habe ick mir Mühe geneben, den Fall objektiv -arzulegen. «Unruhe und Lachen bei den Sozial demokraten.> Meine Herren, ich habe ihn obiektiv darge- leat. «Lärmender Widerspruch.) Ich habe die Tatsachen dar- gcslellt und nach den Tatsachen aeurtcilt. ich habe sie objek tiv dargestellt und mich ieder leidenschaftlichen Darstellung bei dieser Gelegenheit enthalte». Ich habe vorigen Montag gesagt, und damit will ich schließen: Die Autorität der oHentlichen Gewalt muß ebenso aeschützl werden wie die Autorität des Gesetzes. Dabei bleibe ich. dabei werde ich bleiben. «Beifall rechts, andauernder Lärm und Zischen bei den Sozialdemokraten.) Prelchischer KriegSminifter v. Aalkenhayn: Meinen Ausführungen bei der Beantwortung der kurzen Anfrage über die Vorgänge in Zabern habe ich kür die Zeit vom 6. bis II. November, aus die sie sich bezogen hatten, nichts hinzuzufugen. Eines freilich konnten sie nicht enthalten und haben sic nicht enthalten: die Zusicherung nämlich, daß sich die Militärbehörden den von lärmenden Tumulten und hetzerischen Preßorganen .... <Bei diesen Worten bricht bei den Sozialdemokraten. Elsässern und dem Zentrum minutenlanger tosender Lärm aus. Biele Ab geordnete drängen in äußerster Erregung nach vorn und rufen: «Unwahrheit!" «Skandal!" Abg. Lede- bour sLoz.j springt auf die Treppe zur Tribüne und schreit den Kriegsminister an. Vergebens sucht der Prä sident Ruhe zu schassen. Endlich legt sich die Erregung, und der Kriegsminister fährt fort): Darf ich meinen Satz wieder hole»'? «Erneuter Lärm bei den Sozialdemokraten und Elsässern). Tie Zusicherung nämlich, daß die Militär behörden den von lärmenden Tumulten und hetzerischen Preßorganen gestellten Forderungen sich sügen sollten. «Wiederum bricht auf der Linken ein Entrüstungs sturm aus. Man hört Zuruse: Herunter von der Tri büne! Unverschämtheit! Das ist ja der Korstner in Per ion!) Das ist in Wahrheit der springende Punkt, um den sich seil dem S. November der ganze Spektakel in Zabern drehte. iErneute lärmende Unruhe bei den Sozialdemo kraten.! Es handelt sich nicht um die mehr oder weniger übertriebenen Verfehlungen des Leutnants oder seiner Rekruten. lLärmende Zurufe: Oberst!) Jeder im Lande weiß, daß deren Angelegenheiten in den Händen der Vor gesetzten liegen. «Schallendes Gelächter bei den Sozialdemo kraten.) Wie gesagt, um alle diese Dinge handelt eS sich nicht, sondern um den ausgesprochenen Versuch, durch Preß- trcibereien. durch Erregung und durch systematische Be schimpfungen einen ungesetzlichen Einfluß aus die Entscheidungen der zuständigen Behör den ausznüben. «Lärmender Widerspruch bei den Sozialdemokraten und Elsässern.» Ich will ohne weiteres zügelten. daß ein Zurückweichen der Militärbehörden viel leicht für den Augenblick Ruhe in Zabern geschaffen hätte, aber das wäre nur eine trügerische Ruhe gewesen. «Beifall rechts, Gelächter bei den Sozialdemokraten.» Der Appetit kommt bekanntlich beim Essen «Zustimmung rechts, Lärm links», dann würde der Versuch sicherlich Nachfolger gehabt haben. Um Vorwände mären diejenigen, die letzt diesen Skandal gemacht haben «große Unruhe links), nicht verlegen gewesen: denen, die die läppischen Geschichten in der Kaserne zu solchen Zwecken ausgebeutet lxiben, würde cs immer möglich sein, etwa» lill' solche Zwecke zu finden. Aus diese Weise würden wir uns schnell einem Chaos nähern. (Lärm.) Biele Elemente, nicht nur in der in Be tracht kommenden Gegend, wünschen das aber sicherlich nicht im Interesse der Ordnung und der Nusrechterhaltung der Gesetze. «Gelächter bei den Sozialdemokraten.) Tic Armee kann vor jenen Elementen, die ich meine, mögen sie sich auch noch so wild gebärden, nicht zurückwcichen. «Großer anhaltender Lärm bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, ich sage doch bloß meine Meinung. Dazu bin ick verpflichtet. Es ist in den Reden der Interpellanten viel von der Notwendigkeit der Wahrung der BolkSrcchte gesprochen worden. Ich bin ganz gewiß derselben Auffassung, da aber die Armee bekanntlich ein Teil des Volkes ist sGe- lächter bei den Sozialdemokraten) und wahrlich nicht der un wichtigste, was die unbestreitbare Tatsache beweist, dast ohne die Armee nickt ein Stein dieser stolzen Mauern stände. tLrbhaster Vetfall rechts, große Unruhe links.» Kein Arbeiter könnte sei» Brot in Frieden verdienen ohne die Armee. Zu de» LebenSbedinaunge» der Armee gehört aber auch, wie der «auerftoss zum Atme», daß dir Autorität, die Disziplin und da» Ehrgefühl hochgehalten werden. iStürmische Zurufe bei den Sozialdemokraten: Auch von den Offizieren? Zuruf: WackrS!) Daß eine Armee ohne Disziplin schon im Frieden nicht den Namen verdient, haben schon vor mir erfahrene Männer ausgesprochen. Lesen Tie die Worte des Feld- marschall« Moltke darüber nach, der es besser gesagt hat. als ich es könnte. Kann aber irgend iemand. der nicht von Partelletdenschaft verblendet ist. glaube», daß es der Disziplin tn der Armer förderlich wäre, wenn man von außen her durch unverantwortliche Treiber die pslichtmäßigen Ent- schließnngen der vrrantworiitchen Stellen beeinträchtigt? tZurilf bei den Sozialdemokraten: Das sagen Sie dem Reichstag!) Ich bitte, mir die Worre nicht im Munde zu verdrehen. Ich spreche vor dem Reichstag von den Vorgängen in Zabern. Was da« Ehrgefühl der Armee bedeutet, weiß ieder. Ich rufe dieSoldate» hierzu Zeugen, die in ernster Stunde aus dem Felde der Ehre für das Schicksal des Vaterlandes gekämpft haben! Da helfen den Soldaten keine Reden, da helfen ihnen nur die Disziplin und das Ehrgefühl. sLehhaste Unruhe links. Zurufe: Was soll das hier!) Ich meine hiermit durchaus nicht llebert,ebung. Ich meine das Ehrgefühl, daß es den Soldaten nicht einen Augenblick zweifelhaft sei» soll, wie sie sich zu verhauen haben, wenn es sich um die Entschei. düng zwischen Schande uud Tod handelt. «Andauernde große Unruhe links. Ruse: Zur Sache!) Ein solches Ehr- gesijhl dem Mann, ob er Ossizier oder Soldat ist. anzuer. ziehen, ist nicht leicht. Es wäre unmöglich, wenn man for dern wollte, daß ein Soldat dauernd planmäßige Be- schimpsungen ertragen soll. lZurufe bei den Soz.: Die Sol daten wurden durch Vorgesetzte selbst beschimpst.) Mau sagt, es komme nur die Beleidigung eines jungen Offiziers in Frage. Man müsse ihn einfach megiagen. Nach meine» Berichten sind nicht mir iunge Offiziere beleidigt. Aber selbst, wenn das richtig märe, frage ich mich, ob denn die Leute, die das ansühieil, kein Verständnis dafür haben, was in unserer 'Armee ein iunger Offizier und Untervssi- zier bedeutet. «Gelächter links.) Ich schätze das ehrwürdige Alter sehr hoch, n», so mehr, als ich leider auch schon darin etngerückt bin tHeiterk.it rechts», aber ich bin ganz gewiß, daß die besten Lehre» des ehrwürdigsten Greises das Bei- spiel eines einzigen frischen, jungen Offiziers oder Unter offiziers nicht ersetzen. «Stürmisches. andaucriides Gelüch- ter links: Bravo rechts.) Die Armec braucht iunge Führer so sehr, daß sie gern die manchmal etwas täppischen A e u ß c r il n g e n eines jugendlichen Uebermutes in den Kauf nimmt. iHört, hört! Großer Lärm ttnkö >>»d im Zentrum.) Bei der Beurteilung solcher Fälle behält da« Wort unseres Reglements volle Gültigkeit, daß Unter- tassungen und Versäumnisse eine schwerere Belastung bil den als ein Fchlgreisen in der Wglii der Mittel. sVebbastes Hört, hört! links) Dieser Grundsatz muß vorangerückt werden bei der Bewertung der Vorgänge in Zabern. Der Minister verliest dann einen'Artikel des «Zabernrr Tagcbl ", der die militärischen Maßnahmen verteidigt. Daraus fährt der Minister fort: Ferner ist mir eine Pro klamation des Zaberner KrciSdircktors mitgeteilt wor den: „Aus Anlaß der jüngsten Vorgänge in Zabern und Dcttiveilcr, wo Militärpersvncn durch flegelhafte Zuruse beleidigt wurden «Hört, hört! rechts), und wo das Militär daraufhin gezwungen war «Hort, hört! rechtst, zur Selbst hilfe zu greisen, fordere ich im Aufträge des Staatssekretärs die besonnenen Bürger aus. gegehenensalls dazu beizutra- geu. daß Personell, die Offiziere und Mannschaften durch Zurufe beleidigen, dingfest gemacht und dem Richter behufs Bestrafung zuaesührt werden. Tic Betreffenden würden dadurch nicht nur sich um den guten Ruf des Bürgertums, der durch das iinaiistäiidige Auftreten einiger Buben kompromittiert wird «Hört, hört! rechts), verdient machen, sondern auch dem Militär jeden Anlaß zum Selbstschutzc nehmen." Dieser Schilderung habe ich nichts hinzuzufügen und ebensowenig den Ausführungen des Reichskanzlers über die Rechtslage. Roch eins möchte ich streifen: Die Armee ist eine furchtbare Waffe, und sie muß cs sein, wenn ihr Zweck erreicht werden soll. Sie ist nicht geschaffen, um den polizeilichen Sicherheit», dienst zu erfüllen, und cs ist im höchsten Grade bedauer lich. mir selbst auch, daß in unserem Falle es nötig war. nach wiederholten Warnungen der Militärbehörde an die Zivilbebörde. «Hört, hört! rechts.) Ebenso ist es mir im hohen Grade verhaßt, wenn es zum Einschreiten kommen muß. <In drohendem Tone:) Schreitet die Armee aber einmal ein «Stürmische Heiterkeit links), so sind Härten ganz unvermeidlich. «Andauernder Lärm links.) Es mar vorher die Rede von provozierenden Spaziergängen der Offiziere. Ia, sollen denn die Offiziere in Zabern nicht spazieren gehen können'? Tas nennt ein deutscher Rciclis- tagsabgcordnetcr provozieren! sZurufe links.) Herr Röser sagte, cs sei sonderbar gewesen, daß, als zwei Bataillone alarmiert wurden, auch die Maschinengewehre alarmiert wurden. Leben wir denn in Deutschland, oder wo leben wir? Maschinengewehre gehören doch zur Armee. «Große Unruhe links.) Ueberlegen mir uns doch einmal, meine Herren, was wäre denn besser, daß ein Offizier in Zabern, dem man unflätige Lchimpfworte zürnst, dem Betreffen den den Degen in den Leib stößt ... sStürmischcs Hört! Hört! links und großer Lärm. Abg. Ledebour ruft: Aufforderung zum Morde!) Ein Offizier darf sich nicht öffentlich beschimpfen lassen. Tas ist nicht möglich. Ist cs da nicht besser, wenn die Leute mitgehcn und ihnen helfen, den Uebeltätcr ruhig anzupacken und ihn der Polizei zn Über bringern Dann hat man von der Aufforderung zum Tot- schlag gesprochen. Ich verstehe nicht, wie so etwas aus- gesprochcn werden kann. Der Leutnant hat nach allen An gaben in der Instruktionsstlinde gesagt: «Wenn mich oder wenn Sie" «große Heiterkeit und Aba!-R»se links) „einer so angreift, so wehren Sic sich redlich und gehen Sie ihm zu Leibe." Ist das ein Ausrcizen zum Totschlag'? Dann bat ein anderer Redner einen hohen General der deutschen Armee als DypuS der übermütigen Soldateska mit Rücksicht auf sein Auftreten im Reichstage bezeichnet. Meine Herren! Im Reichstage sind schon mehr Leute entgleist. Man sollte doch diese Sache, die 7 Jahre zurückliegt. nicht setzt noch Nach trägen. (Zuruf bei de» Sozialdemokraten: Sr ist aber doch derselbe wie damals!) Meine Herren! Das ist ia das beste an ihm. «Stürmischer Beifall rechts, andauernde Unruhe links und im Zentrum.) Abg. Fehrenbach (Zcntr): Wir wollten an unserem Teile heilend aus die Schäden wirken und hatten, was ick namens meiner Partei erkläre, die Erwartung, daß die Reden des Reichskanzlers und des KriegSmtnistcrs uns Vorarbeiten würden. Diele Erwartung ist nicht erfüllt. iStürmische Zu stimmung.) Was heute vorgetragen wurde, klingt wie ans einer anderen Welt. sLehr richtig!) Es wurde nichts gesagt, wie Abhilfe erfolgen soll. Hoffentlich war der Ton des Kriegsmtnistcrö nicht die Resonanz von Unterredungen, die kurz vorher stattgcsunden haben, sonst wäre der heutige Tag ein Unglückstag sür das Deutsche Reich. «Langanhaltende große Zustimmung link» und im Zen trum.) Der Behauptung des Leutnants, er habe mit dem Ausdruck „Wackcs" nur gewisse streitsüchtige Leute gemeint» messe ich keinen Glauben bei. Die Elsässer haben das Recht, sich Beschimpfungen zu verbitten und eine strenge Be strafung de» Sünders zu verlangen. Wer das nicht ver- steht, hat keinen Blick tn die Seele des Volkes getan, hat kein Gefühl für daö Gefühl des Volkes. iGroßc Zustim mung links »nd im Zentrum.) Nicht notwendig ist es. an ein ungerechtfertigtes Eingreifen Deimlings zu denken.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview