Delete Search...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19140724028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914072402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914072402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-07
- Tag1914-07-24
- Monat1914-07
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Sresdner Nachrichten Nr.M Sertliches m»d Sächsisches. Dresden. 23. 2uih —* Oe. Maiestäl der König in Tirol. AuS Land i» Täufers wird uns unter dem 20. Juli berichtet: Den gestrigen Sonntag, der uns herrliches Soinmerwetler brachte, benützte der König zu einem Anssluge »ach dem schönen Sommer- srischensrie Lutlach. Le. Majestät machte die Taiwande- rung mit Prinz Ernst und Gefolge zu Fuß, während die Prinzessinnen-Töchter nnd die Hofdamen mit Stagen nach- solgten. Die hoben Herrschasien waren über die tandschast- ljchen Reize dieser Partie allseits sehr entzückt. Aus der freien AuSsichtsterrasfe des Fremdenhotels „Schwarzenstein" wurde die Jause eingenouimen. Luttach mit seinem sesscln- den GebirgSralnnen sanden der König und sein Gefolge einzig schön, und schwer nennten sich die hoben Herrschaften von diesem gottgesegneten Dorado der Tiroler Alpenwelt. Rach mehrstündigem Aufenthalte erst wurde die Rückwanderung nach Land in TanserS angetreten. Eine hocherfreuliche Ueberraschnng wurde Sr. Majestät abends geboten. Bald nach Eintritt der Dunkelheit erstrahlten die lauschigen Garten und Parkanlagen deS SchloßbotelS Lchrottwinkel. des SommersitzeS des Königs, in feenhafter Beleuchtung. Reben den elektrischen Lampen erglühten unter alle» Bäumen nnd Zträuchern. die der stille Hauch der Lommcrrosen umzieht rote Lampions und sonstige BelenchinngSkörper nnd zauberten in dieser wunderschönen Julinacht ein Bild von seltenem Reize hervor. Bor dem Schlvstboiel gab der H-remdenverkelirsverein Täufers durch die Ortskapelle dem König das erste Begriistnngs-Promenadenkonzerl. Eine große Menge von Sommergästen füllte den Ganen und die Promenade vor dein Hotel, und mitten darunter, in einer lauschigen Raknrlanbe, folgte der König mit Prinz Ernst und Suite den Borlrägcn der Kapelle. Und al-S nach dem dritten Stücke unerwartet die sächsische Königshymne erklang und zugleich das Lchlosthotel und die Gärten in roteul Freudenseuer erglühten, huldigte man in wortlos-weihevoller Stille dem großen Freunde unserer Alvenwelt, dem allseits verehrten Könige vom Lachsenlande. Stehend hörte di Menge die feierlichen Klänge der Sachsendnmne an, bis Ser letzte To» verklang, und brach danach in stürmische Hochrufe auf den König ans. Le. Majestät war über diese spontane Huldigung hoch erfreut. Erst nach Abwicklung des ganzer: Konzcrrprogramms verließ der König den Garten und zog sich in seine Appartements zurück. Heber die Leistungen der Ortskapelle batte der König nur Worte voller Anerkennung: er äußerte, daß er diesen weihevollen Sommerabend nicht so bald vergessen werde. — Heute morgen unternahm der König mir Prinz Ernst Heinrich die Tour in die Zillertaler- Berge. Er stieg vormittags über Lntiach zur Daimerhütte auf. wo er das Mittagsmahl einnahm, und sodann bis zur Lchwar;ensteinhütie der Alpenvereinssekiion Leipzig über die unteren ,Urnen des Schwarzensteins. Bei herrlichstem Wetter erreichte Se. Majestät abends die Hülle, wo genächtigt wnrde. Für morgen ist die 'Besteigung der Schwarzensteinspive j3:!6l Mererl vorgesehen idie, wie bereits berichtet, inzwischen pro- grammäßig erfolgt ist). —* Se. Majestät der König bat die Wahl deS Geh. Forstrals Pros. Dr. Barer znm Rektor der «vorstakademie Tharandt für die Zeit vom l. Rvvcmber 1911 bis mit 3l. Oktober 1915 bestätigt, ferner dem Obersekretär beim Amtsgericht Zittau Friedrich Louis Moritz I a h r aus Anlaß seines Uebertrittes in den Ruhestand den Titel und Rang eineS RechnungSrateS verliehen und genehmigt, daß der Leibiäger Andrich die goldene Berdiensiinedaille an: Bande deS russischen St. Annenordens annehme und trage. —* Aus dem Rathause. Oberbürgermeister Tr. Beutler hat am 16. ö. M. einen mehrwöchigen Urlaub angetreten, den er, wie alljährlich, in Gasrein verbringt. Sein Stellvertreter ist bis zum 25. d. M. Bürgermeister Tr. Kretzschmar, der mit diesem Tage gleichfalls ans Urlaub geht. Die Leitung der Rarsgeschäfte führt von da an Bürger meister Tr. May. -* Ueber den Stand der Bcrgbahnfrage Eossebaude- Oberwarlha erstattete >n der vor einigen Tagen abgevaltenen Hauptversammlung des Bcreins der Interessenten der B i l l e n k o l o n i e O b e r w a r t h a - E o s s e b a u d e der Vorsitzende Herr Tr. med. Otto Müller sOberwarthas Bericht. Er teilte mit, daß Sie Angelegenheit auch in den letzten Monaten rüstig gefördert worden ist und daß die Pläne über den Ban der Balm gegenwärtig noch dem König lichen Finanzministerium vorliegen, das der ganzen An gelegenheit, ebenso wie die Generaldirektion der StaalS- eiscnbahnen und die AmtShanvimannschast sehr sympathisch gegenüberstehl. Ein entsprechendes Kapital zur Begründung einer Aktiengesellschaft ist bereits gezeichnet. Auch hofft man, daß die sächsische Slaatsregiernng den Ban der Bahn durch die Gewährung eines unverzinslichen TarlehenS unterstützt. Ter Vorsitzende wnrde beauftragt, die Angelegenheit nach Möglichkeit weiter zu fördern. Zn der Hauptversammlung erstattete serner Herr Rentier Küster iOberwarthaj den Jahresbericht. Er konnte fcstsiellcn, daß sich der Verein auch im letzten Jahre günstig weiter entwickelt und daß er die Interessen von Oberwartha und Cossebaude jederzeit ge fördert und vertreten har. Tie ausscheidenden Vorstands mitglieder Tr. med. Otto Müller, Rentier Küster und Oberst leutnant z. T. Friedrich wurden einstimmig wieder in ihre Armier beruien nnd Herr Processor Mund . als Ersatzmann neu in den Vorstand gewählt. Tie Versammlung beschäftigte sich weiter mit der Anbringung von Wegweisern, mit der Verbesserung der Beleuchtung >n Oberwartha usw., worüber Beschlüße gefaßt wurden. —* Ter sächsische Pioniertag, die 16. Zusammenkunft ehemaliger Pioniere, Verkehrstruppen und Train, findet am 8. und 9. August in Planen statt. Tie Sitzung be ginnt am Sonnabend mit einem großen Fcstkvmmcrs im Innungshanie. -* W-»eralap»««. Der diesjährige GeneralappeU der Freien Vereinigung ehemaliger Untervfsj- ztere des srüderen 2. Retter-, jetzigen l v. H u s a r e n . R e g i m e n t» fand unter zahlreicher Beteiligung der VeretnSkamerade» aus allen Gegenden . , Ge des Kviiigreiches im Börse,irestaurant t» Leipzig statt. Am Vorabend vereinigten sich die Kameraden z» einem fest tichen KommerS. Der Obmann der Ortsgruppe Leipzig, Kamerad Angermann, begrüßte die Festteilnehmer. Die Festansprache hielt der Vorsitzende der Vereinigung, Kamerad M e i ß n e r - Dresden. Ein telegraphischer Gruß des Kommandeurs des Stammregiments, Oberstleutnants Vobsien, wurde telegraphisch erwidert. Besonderen Beifall zollte man dem von Obermusikmeister Fleschner der Bereinigung gewidmeten Marsch „Husarentreue". — Die Generalversammlung wurde von Kamerad Meiß- ner mit einem Königshoch eröffnet. Der Borsitzende er stattete den Geschäftsbericht über das letzte BereinSjahr, da» 20. seit der Gründung. Die Mitgiiederzahl ist aus 257 gestichen, der Unterstritzuiigsfonds enthält 1331 Mark. Die Versammlung genehmigte den Geschäfts- und Kassen bericht und bestimmte als Ort des nächstjährigen General appells Dresden. — RegimentStag ehemaliger «»Ser. Lomiadeiid. Sonn tag und Montag, 25. bis 27. Juli in Frciberg. Unter den jetzt täglich beim Preßausjchuß eiiigehenden Vliesen ent hält ein wesentlicher Teil Auslagen über die Berech tigung zur Teilnahme am Feste. An dem Regi meiitStag kann jeder gediente 133cr teUnehmen, gleichviel ob er Militürvereinsinitglled ist oder nicht. Jedem Käme raden ist dringend zu empfehlen, möglichst am Sonnabend nach Freiberg zu kommen, weil Sonnabend, abends 8 Uhr, der KommerS in der neuen großen Festhalte, welche bcauem 6906 Teilnehmer faßt, beginnt. Für nicht vorher ange meldete Kameraden findet die Ausgabe der Festkarten nnd -Zeichen am Sonnabend nachmittag im Hotel »Schwarzes Roß" und am Abend in der Fcsthalle statt. —* Deutsche Handwerksausstellung. Auf dem in der kommenden 'Woche in Mannheim stattfinöendcn 16. Ge werbe- lind H a n d w c r k S k a m m e r t a g e wird die Gcwerbrkammer Dresden einen ausführlichen Bericht über die im kommenden Jahre in Dresden slattfindcnde Große Ausstellung „Das deutsche Handwerk" erstatten. —* Der 36. Verbandstag der Schneider»Innungen Sachsens findet gegenwärtig unter zahlreicher Teilnahme in Hainichen statt. Die Verhandlungen wurden von dem Vorsitzenden Hosschneidermeister Schneider- Dres den mit einem Hoch aus den König eröffnet, woraus ein HuldigungStelegramm an den Monarchen abgeschickt wurde. Ter Versammlung wohnten als Ehrengäste Amtshaupt- mann Tr. T r e ch s e I - Döbeln zugleich in Vertretung des Ministeriums des Innern, ferner Bürgermeister Schulz, Direktor Pslugbcil von der Schneidersachschnle und andere »amhaste Persönlichkeiten bei. Ter Jahres- und Kassenbericht wurden genehmigt und dem Gesamtvvrstand Entlastung erteilt. Aus der UnterstUtzungSkasse konnten an zahlreiche alte Meister namhafte Unterstützungen gezahlt rverdeil. Das Vermögen des Verbandes beträgt rund 12 990 Mk. Mit dem VerbandStag war auch eine Lehr lings-Arbeiten- A u S st e l l u n g verbunden, für welche eine ganze Anzahl schöner Ehrenpreise zur Ver fügung standen. —* Mord an der Ehefrau. In der vergangenen Rächt zwischen 11 und 12 Uhr ermordete in Riede rgorbrtz der Arbeiter Himmel seine Ehefrau dadurch, daß er ihr mit einem Draht die Kehle durchschnitt. Himmel ist flüchtig und hinterläßt drei unerzogene Kinder,- er ist 38 Jahre alt und stammt aus Thürmitz bei Aussig. Seine Frau, eine geborene Müller, stammte auS Bannewitz und zählte 32 Jahre. Sie hatte in Erfahrung gebracht, daß ihr Mann, der zurzeit beschäftigungslos ist, ein Liebes verhältnis unterhielt, und machte ihm darüber Vor würfe. Infolgedessen kam cs zwischen den beiden Ehe leuten zu Lkandalszcnen, in deren Verlaufe der Mann seiner Frau eine Trahtschlinge um den Hals legte und zuürehte. Dann floh er aus dem Hause, und man weiß bis setzt noch nicht, wo er sich aufhält. Man nimmt an, daß ihn seine Geliebte auf der Flucht begleitet. Die Frau wurde heute früh im Bette erdrosselt ausgefundcn. Die Aufhebung der Leiche durch die Behörde erfolgte heute vor mittag gegen 10 Uhr. Dem Flüchtigen wird im Orte ein schlechtes Leumundszeugnis ausgestellt. — Von anderer Seitc erhalten wir noch folgende Schilderung des Tat bestandes: Im Grundstück Roßtaler Straße 5 in Nieder gorbitz war es heute vormittag Hausbewohnern aus gefallen, daß gegen 9 Uhr die Fensterläden der Wohnung des Schlossers Johann Himmel noch nicht geöffnet waren. Tie Hauswirtin Ehrenhold forschte daraushin nach und be merkte hinter einem Fenster die 7 Jahre alte Tochter Grete. Nach Oeffnung des Fensterladens erklärte das kleine Mäd chen weinend: »Der Vater hat in der Nacht unsere Mutter erstochen, wenn wir Lärm machen und nicht ruhig sind, wolle er uns drei Kinder auch töten!" Tie Hausbewohner brachten daraufhin das Mädchen und ihren vierjährigen Bruder durch das Fenster ins Freie und fanden bei weiteren Nachforschungen die Frau mit durchschnittener Kehle in ihrem blutdurchtränktcn Bette. Neben der Frau lag ihr zweijähriges Töchterchen in friedlichem Schlummer. Nunmehr wurden sofort die Gemeindebehörde und die zu ständigen Gendarmen Hörning iObergorbitzj und Jordan iDöltzichenj in Kenntnis geletzt, während später noch Ver treter der Lanöeskriminalpolizci und der Staatsanwalt schaft am Tatorte eintrafen. Nach der behördlichen Leichenschau hat der 1881 in Türmitz bei Aussig geborene Schlosser seine um ein Jahr jüngere Frau vermutlich mit einem Rasiermesser die Kehle b u r ch g e s ch n i t t c n. Wie die zerzausten Haare usw. erkennen lassen, hat zwischen den Ehegatten ein Kampf stattgefundcn. —* Ei« LtcdeSdra«« hat sich schon wieder in der ver. gangeuen Nacht abgespielt, »»d zwar in einen, «vrnselde zwischen Sobrigau und Gaustritz. Dvrt versuchie gkstrr» abend ui» ll Uhr der i» Kauscha beim Gutsbesitzer Schneider bedienstete 1» Jahre alte Kuhwärter Anton Böhm die beim Gutsbesitzer Wagner in Gaustritz dienende 22 Jahre alte Magd Jda Nvackzu erschieße». Er ver- letzte das Mädchen aber nur durch zwei Schüsse i» den Oberarm nicht allzu schwer. Hieraus richtete er die Waste gegen sich selbst und brachte sich tödliche Verletzungen bei, Beide wurden beute morgen, der Kuhwärter tot, aus. gefunden. Das Mädchen wurde aus Anordnung des Niedersedlitzex Arztes, nachdem dieser einen Notverband angelegt hatte, nach dem Stadtkrankenhaus Johannsladt Dresden übergesührt. Verschmähte Liebe soll der Grund zur Tat sei». Böhm hatte gestern abend auch die Absicht gehabt, den Liebhaber der Noack zu erschießen, doch hatte dieser die Flucht ergriffen. —* Pilzvergiftungen. An den Folgen einer Pilz. Vergiftung ist am Dienstag abend die Gattin des Nerven- arzles Dr. Ernst Beyer in Zittau gestorben. Frau Dr. Beyer hatte dieser Tage Steinpilze zubercitet, sic aber nicht gleich aus die Tafel gebracht, sondern irvch einige Zeit aufgehoben. AlS die Pilze dann gm Montag ausgetischt wurden, bemerkte Herr Dr. Beyer an dem Pilzgertcht einen eigenartigen Beigeschmack und warnte seine Gattin vor dem Genüsse. Frau Dr. Bener aß aber doch von den Pilzen und erkrankte sehr schwer an Pilzvergiftung. Ob- wohl Herr Dr. Bener alle Mittel anwandte, dem tückischen Gift entgegeilzuwirken, gelang es ihm nicht, seine Frau zu retten. — In P l a » e n !. B. erkrankten, nachdem bereits am Dienstag der Büfettier Harnisch nach dem Genuß von Pilzen, die er von einem Manne aus Falkenstein ge kaust hatte, ins Krankenhaus geliefert werden mußte, unter Vergiftungserschcinungeil in der Nacht znm Mitt woch der Fichtestraße l2 wohnende Handarbeiter Weber, seine Frau und der fünfjährige Sohn. Sie hatten Pilze gegessen, welche die Frau selbst gesammelt und zubereitet hatte. Ein Arzt, welcher den Erkrankten vorerst Gegen mittel verabreichte, ordnete die Ueberführung der drei Per sonen nach dem Krankenhause an. Ob es sich um verdorbene oder giftige Pilze bandelte, konnte in keinem der beiden Fälle sestgestelll werden. Lebensgesahr besteht bei den Er krankten nicht. ES kann nur dringend geraten werden, lediglich solche Pilze zu sammeln, die man genau kennt, und nur frische Pilze zu genießen. —* Neue Tränkeimcr für Pferde. Der Alte Tier schutzverein stellt jetzt wieder 100 Stück neue Trünkeimer aus, die er dem Schutze deS Publikums empfiehlt. Alle Jahre wird eine große Zahl dieser Eimer gestohlen oder böswillig oder ans Ueöermut unbrauchbar gemacht. Der Verein richtet deshalb an alle, die ein Herz für die dürstenden Tiere haben, die herzlichste Bitte, ihm jede andere Verwendung, als zu T r ä n k z w e ck e n , anzuzeigen. Er ist auch gern bereit, demjenigen eine Be lohnung zu gewähren, der ihm derartige Mitteilungen über den Verbleib entwendeier Eimer angibt, das; er die betreffende Person gerichtlich belangen lassen kann. * Polizeibericht, 23. Juli. Am 20. Juli nachmittags will ein junger Mann einem Schulkunden ein Fahrrad, Marke Göricke, Westphalen, Nr. 256 192, zur Ablieferung an einen Fahrradhändler, von dem er cs sich geliehen hatte, übergeben haben. Das Fahrrad ist nicht abgeliesert worden. Die Kriminalpolizei bittet um sachdienliche Mitteilungen über den Verbleib des Rades. —* Ein mysteriöser Klub in Berlin bemüht sich schon seit Monaten, durch seinen »Direktor", 1000 Mitgliedschaften an den Mann zu bringen. Gegen einen Mitgliedsbeitrag von 5 Mk. für zwei Monate, 25 Mk. für das Iaht sichert der Klub der bedürstigen Menschheit wunderbare Kräfte zu; das Glück könne seinen Mitgliedern nicht fehlen. Natürlich ist es dem Direktor nicht um das Glück der Menschheit, son dern um die hohen Mitgliedsbeitrüge zu tun. Gleichartige Institute bestehen auch an vielen anderen Orten. Besonders suchen sie vom Ausland, meist von London aus, ihre Opfer. Sie wenden sich nur an die weniger gebildeten Volkskreile und an die unreife Jugend. Vor einer Verbindung mit ihnen wird dringend gewarnt. Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Schwindelfirmen in Lübeck, Parade 1, er teilt an Hand ihres reichhaltigen Materials kostenlos Auskunft. Eine hohe Belohnung ist für die Wicderbcschafsnng einer in der Nacht zum l2. Juli 1911 in Berlin gestohle nen Benzin-Kraftdroschke ausgesetzt. Der Kraft wagen ist ausfallend groß, marstallbraun lackiert, offene Karosserie, Marke N. A. G., Type K. 5, Polizei-Nr. I c'c 8000, Motor-Nr. 6171, Fabrik-Nr. 6051. Der Wert des Wagens betrügt 12 000 Mt. Um sachdienliche Mitteilungen an die Kriminalpolizei Dresden wird gebeten. — * Tödlicher Automobilnnsall. Gestern Mittwoch nach mittag wurde aus der Canalcttostraßc die Fabrikdirektors- witwe Rosalinde Fischel, Wintergartenstrabe 15 wohnhail. von einem Automobil umgesahrcn nnd schwer verletzt. Nach dem Krankenhaus gebracht, gab sie dann ihren Geist aus. —* Gerettet. Am Montag gegen V46 Uhr nachmittags iel, wie erst jetzt bekannt wird, der sieben Jahre alte Schulknabe Ticde oberhalb Antons in die Elbe. Er wurde von dem kurz - entschlossen nachspringenden Expedienten Fritz Jander wieder an das Land gebracht. -* Feuerivehrbcricht. Gestern nachmittag 146 Uhr wurde die Feuerwehr nach Dürer st raße 8» alarmiert. Es wurde Rauchniederschlag festgeslellt. Abends T«8 Uhr war Wormser Straße 12 in der Kellerwohnung an einer kleinen Stelle Wasser hervorgetrcten, was den Inhaber ver anlagte, die Feuerwehr zu alarmieren. — Oesfentliche Versteigerungen in auSwLrtige« Amtsgerichte». Donnerstag, 27. August. Pirna: Hermann Otto Lorenz' Grundstücke in Copitz: t. Blatt 159, 6,1 Ar groß, auf 56660 M. lesen. Wir müssen aber zugestehen, daß uns diese Vorfälle, wenn mir nicht durch ein besonderes Interesse irgendwie daran beteiligt sind, ziemlich gleichgültig lassen. Ter Auto- mobilunsall ist etwas ganz Alltägliches geworden. Mit Be dauern stellen wir das wohl fest und finden uns damit ab, daß unser Mitgefühl nicht sonderlich davon in Anspruch ge nommen wird. Nicht immer ist das so gewesen. Ich erinnere mich noch genau jener Zeit, in der alles, was mit dem Automobilsport iuiammenhing. das Publikum so leidenschaftlich interessierte, wie cs setzt stir die Lnstschisser eine begeisterte Bewunderung hegt. Ter Lustschisser ist der Held des Tages. Durch ihn wird für unsere Begriffe die Verachtung der Gefahr in der schlagendsten, kühnsten Form dargestelll. Es gab eine Zeit, in der wir in dem Antomobilfahrer diese heldenhafte Per- 'önlichkcit 'ahen. Mußte sich doch der Automobilsport, wie es heute bei der Lustschiisahrt der Fall ist, erst durch eine düstere Totenschau gleichsam lautern, um, nachdem er eine große Anzahl von Opsern gcsorderr hatte, zu einer gewissen Vervollkommnung zu gelangen! Er erwarb sich dadurch die scheue Ehrfurcht der Menge: das Automobil schien ihr lange eine Art menschensressender Minotaurus zu sein. Begegnete man ihm an den Straßenecken und ans den Landstraßen nicht niit einem leisen Schaudern, wenn sein Getute Stadl und Land erfüllte, und erzeugte cs nicht eine Angst, als wenn irgendein fabelhaftes, wildes Tier abenteuerlich cingedrungcn wäre? Man kann daraus schließen, daß die allgemeine Emp findung gegen dieses neue Ungeheuer die war, das; man sich ans alles von ihm gefasst machte, nnd in diese Erwartung mischte sich angstvolle Bewunderung. Lieferte es nicht übrigens täglich Beweise dafür? Es offenbarte, ohne Ver steck zu spielen, wozu es fähig war. Neben seiner Schnellig keit, seiner Kraft und seiner Nützlichkeit zeigte es auch seine Wildheit. Tödliche Katastrophen dienten als Warnung, sich leinen fürchterlichen Launen anzuvertrauen. Es war klar, daß der Mensch in dem Automobil eins seiner gefährlichstens Spiele erfunden Halle, und diejenigen, die sich diesem Spiele! widmeten, verkannten auch seine Gefahr nicht. Sie gingen darauf ein. Es übte dieselbe Anziehung aus sie aus, wie jetzt die Luftschiffahrt aus ihre unerschrockenen Brüder, die sich auf ihren Flugmaschinen in die Lüste entführen lassen nnd ganz vom Zufall des Windes, der Laune des Motors und der geringsten Handbewegung ihrer Führer abhängen. Das Gefühl, mit dem der Mensch der Gefahr gcgcnüber- steht, ist eigentümlich. Wir sträuben uns alle gegen eine unvorhergesehene Gefahr wider Willen, die man als „brutale Gefahr" bezeichnen könnte. Sie überrascht uns und ist uns zuwider. Zie wird von uns wie eine Grobheit des Schick sals, eine Unhöslichkeit des Zufalls ausgesaßt. Kann eine Brücke, über die wir täglich gehen, einstürzen? Wir empören uns schon gegen den bloßen Gedanken, denn eine Brücke hat standhaft zu sein. Wir verknüpfen m unserem Denken nie eine wahrscheinliche Gefahr mit der Benutzung der Brücke. Ein Unfall scheint uns hier unlogisch nnd verursacht uns in diesem Falle ein instinktives Unbehagen. Wenn mir aber ein schwer zu leitendes Pferd besteigen, dessen Fehler uns vorher bekannt sind, wissen wir, wenn wir es zwischen die Schenkel nehmen, welchen Unannehmlichkeiten mir ausgesetzt sind. Es ist eine Gefahr da, aber ivir erwarten diese Gcsahr und dulden sie. Spielt uns also das Tier einen Streich, so werden wir über diesen Vorfall nicht weiter erzürnt sein, wenn wir, ohne großen Schaden zu nehmen, davongekommen sind. Es wird sogar die Empfindung in uns erzeugt, das; die Gesabr in dieser Form recht annehmbar erscheint. Ja, ich gehe selbst so weit, zu sagen, das; sie wie ein geheimer Kitzel, eine versteckte Anziehung wirkt. Nach einer glücklich über standenen Gefahr sind wir ganz besonders zufrieden, wir lind wie von einer physischen und seelischen Fröhlichkeit er füllt. Tie Gefahr ist also ein Vergnügen. Aus die Erregung folgt eine Abspannung. Dies Gefühl, das in der Gefahr liegt, erstreckt sich auch aus den Uysall. der die eventuelle und häufig tatsächliche Folge davon ist. Sind leine 'Nachwirkungen nicht zu unangenehm, rust er dieselben seelischen Wirkungen hervor. Es ist mir immer ausgefallen, daß Leute, die einem Unfall entgingen nnd mehr oder minder in Gefahr gewesen waren, dann hinterher in ganz besonders guter Laune waren, in die sich etwas Eitelkeit und Stolz mischte. Bor einigen Jahren war ich in dieser Lage. Ich saß in einem wild dahinianscndcn Automobil. Wir wollten einer» Kind, das sich plötzlich aus dem Wege befand, ausweichen und rannten an einen Telcgravhcnvfahl. Der Zusammcn- prall war heftig, der Wagen war sehr beschädigt, doch muß ich eingcstchcn, daß ich nach der ersten Angst, die die anderen und ich durchgcmacht hatten, nach der unangenehmen Erschütterung, die wir durch den Stoß erlitten hatten, doch an den Vorfall durchaus keine schlechte Erinnerung be wahrt habe. Im Gegenteil, als wir im schnell besorgten Wagen in das Hotel, das wir verlassen hatten, wieder zu- rückkehrtcn und ivie alle Gefährten um den Tectisch herum saßen, ist mir die Viertelstunde nachher als höchst an genehmes Intermezzo im Gedächtnis geblieben. Sich den Tee nach seinem Behagen mischen zu dürfen, plaudern, sich bewegen zu können, an das Fenster zu treten, hinausz»- sehen. all das erschien mir plötzlich als etwas Ucberraschen- dcs, Angenehmes. Tic Gefahr verleiht -cm Leben einen neuen Wert. Aus diesem Gefühl heraus ist auch die andauernde Gunst entstanden, deren sich jeder tollkühne Sport erfreut und erfreuen wird. Dieser Nimbus ist und bleibt un bestreitbar, denn die Aussicht aus Gefahr hat einen gemal- tigen Einfluß aus unsere Einbildungskraft. Sie erhält dadurch etwas Mysteriöses und Verführerisches. Ist cs nicht, als ob die Gefahr ein seltsames, neues Element gleich sam in sich versteckt.? Das Unbekannte, das s^x verbirgt, er regt unsere Phantasie und reizt unsere Neugierde. Die Leute, die waghalsige Taten unternommen haben und irgendeiner Katastrophe entgangen sind, erscheinen uns da durch von anderen Menschen verschieden. Sie habe» das kennen gelernt, von dein wir nichts wissen. Wie auS dem Jenseits zurückgckehrt. stehen sie nun vor uns. und dies«
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview