Delete Search...
Dresdner Nachrichten : 04.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191408043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19140804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19140804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-08
- Tag1914-08-04
- Monat1914-08
- Jahr1914
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.08.1914
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Aüv eilige <Fefsv a« Dienstag morgen. DaS Ulanen-Regtment Nr. 1. ein Bataillon Infan terie und eine Maschtnengewkbr-Kvmpagnie sind gestern in Äolisch eingerückt: deutsche Truppen haben auch Czenstvchau und Bendzin besetzt. Die Ortschaften Gottestal, Netzeral, Markirch und der Schluchtpatz sind von französischen Truppen be setzt worden: französische Flieger haben über Belgien und Holland die deutsche Grenze überflogen. Dem russischen Gesandten in Dresden Baron v. Wolfs sind gestern vom sächsischen Ministerium des Aus wärtigen die Pässe zu gestellt worden: der Gesandte hat Dresden verlassen. Der deutsche Botschafter in Paris Freiherr v. Schoe» ist angewiesen worden, von der französischen Ne gierung seine Pässe zu fordern. ES verlautet, das, Gras PourtalöS, der deutsche Botschafter in Petersburg, von dort abgereist ist und über Finnland und Schweden demnächst in Berlin cintresfen wird. Der deutsche N eich Stag wird heute nachmittag I Uhr im Königlichen Schlosse feierlich durch den Kaiser ervssnet. In Berlin und an zahlreichen andere» Orten des Reiches sind russische Spione verhaftet worden: ver schiedentlich wurden Anschläge gegen Telegraphenleitungen versucht. Einer Blättermeldung zufolge hat die italienische Ne gierung Verfügungen getroffen, um die Mobilisie rung der italienischen Armee durchzuführen. Wetteransage der amtl. süchs. LandeSwetterwart«: Böige Südwestwinde, meist heiter, warm, vorwiegend trocken, aber Gewitterneigung. len in voller Erkennung der Gefahr eines solchen Treibens sich dagegen aussprachen, ihre Stimmen verhallten im Winde. Die übergroste Masse dcS russischen Volkes hat stets ein auf tiefen 9k a s s c n unter schieden beruhendes Gefühl der Abneigung gegen deutsches W c s e n u ndArtgchab t. In ihm lägt sich mit Hilfe der Geistlichkeit leicht die Kriegöstim- mung erwecken, abgesehen von den Fabrikarbeitern, deren sich sozialistische Gedanken bemächtigt haben, und die nur daraus warten, öast ein unglücklicher Krieg ihnen Gelegen heit bietet, die bestehende Ordnung umzuwersen. Wen auch nun die Schuld trifst, Nustland hat unü in Frevelmut den Handschuh hingewvrsen. Wir heben ihn aus in klarem Bewußtsein, dah ein u n g e h e u r e r, s ch w e r e r Kamps uns be Vorsicht, aber in der Uebcrzeugung, dast unsere Sache gerecht ist, und dast wir nicht die Schuld an dem grenzenlosen Elend tragen, das über sausende-kommen wird." vr Hurra Germania! -8 In einem stimmungsvollen Artikel „Hurra Germania!" 'T schreibt die „Köln. Ztg.": A „Z wei G c r m a n c n v ö l k c r gegen Nüssen und Franzosen, zwei starke, lebenskräftige Völker gegen gröstenmahnsinnige Unkultur und gegen eine schon überreife .Zivilisation. Kein Zweifel. in wessen Lager das -Heil der Menschheit zu finden ist. Ja, ein Unheil ist der Trr Krieg, aber grast, feierlich und hehr ist er auch. Das spüren d^ wir Deutsche jetzt mit allen Fasern unseres Herzens. Wie ängstlich besorgt erwog ost der Bürger vordem die Ge- ^ «fahren eines drohenden Krieges, wie leicht empfand er als billiges Festrcdnerpathvs eine Acnstcrnng. die mir den Ks» Waffen klirrte! Das ist jetzt vorbei. Der Krieg ist da. Mütter weinen um ihre Söhne, die ins Feld müssen. Frauen um ihre Gatten, gar mancher sieht die Frucht mühc- « I voller Jahre mit einem Schlage fast vernichtet. Aber in T 2 den Jammer, in alle die schweren Sorgen mischt sich »ach A 2 der unerträglichen Spannung ein stolzes, ein erhebendes Gefühl. Ter Dunst des Alltags sinkt, in Svnnengloric steht unsere Mutter, Germania, und winkt mit dem blitzen ,j-4en Schwert! Herauf alle, die ihr den friedliche» Pflug geführt habt, herauf, die ihr im Rauch und Getöse der Fabrik geschäftig wart, die ihr in Schreibstuben, in der ^ stillen Gclehrtcnklause euch mühtet, die Ltnndc ist da. wo Vs es zu verteidigen gilt, was unsere Väter mit Gut und Blut in zwanzig hcistcn Schlachten erkämpft! Hurra Germania! ^ In deiner Not findest du kein kleines Geschlecht! Donner te gleich braust wie aus einem Munde unser Schlachtruf: ^ Hurra Germania!" Der russische Botschafter verlässt Berlin. Gestern lMvntagl mittag '412 Uhr verliest der russische Botschafter in einem Automobil das Botschafter-Palais Unter den Linden. Vor dem Tore standen einige Automobile und Wagen, die das Personal der Botschaft und eine Anzahl Koffer mit dem Archiv der Botschaft sortsührtcn. Zu Kundgebungen kam cs nicht. Die kommende Mobilisierung der italienischen Armee. Wie aus Mailand gemeldet wird, hat dem „Corricrc d'Italia" zufolge das italienische K r i c g s m i n i st c- rinin weitgehende Verfügungen getroffen, um die Mobilisierung der italienischen Armee durch- zusühren, falls die Ereignisse eine derartige Mastnahme notwendig machen sollten. An dem Minislcrrat nahm Ad miral de Rcvl, der Chef des Gcneralstabes, teil. Italiens Dreibnndtrcu«. Der „Meffaggcro" bringt einen Leitartikel des Abgeord neten Professor Labrivla, des Vorkämpfers der revolutio nären Demokratie, in welchem sich dieser in scharfen Worten gegen den Zarismus und Slawismus wendet: Italien dürfe allerdings kein Vordringen Oesterrcich- UngarnS über Eattaro hinaus dulden, ebensowenig aber ein Vordringen Serbiens und des Slawentums an die Adria- küste, und vor allem nicht, dast Griechenland als verkappter Genosse Frankreichs die Meerenge von Otranto sperre. Ans diesen Forderungen ergebe sich klar die Stellungnahme Ita liens bei der europäischen Auseinandersetzung. « Flugzeugführer gesucht. Diejenigen n i ch t dienstpflichtigen Personen, die sich im Besitze des Flugzeugführer-Zeugnisses be finde» und keine vertragliche Verpflichtung mit der Heeres verwaltung sür die Zeit der Mobilmachung geschlossen haben, werden im Interesse des Vaterlandes hierdurch a u f- gefordert, sich dem Dienste des Vaterlandes als Flug zeugführer zurVcrfüg u » g z n stelle n. Die Meldungen sind umgehend persönlich oder schriftlich unter Beifügung des Führerzengnisscs und eventuell vorhandener Milttär- papicre an die nächstgclegcne Flicgcrersahabtcilung in Posen, Darmstadt oder Töbcritz zu richten. Die Gestellung der Wehrpflichtigen. Seit dem frühen Morgen meldeten sich am Sonntag deutsche Heerespslichtige und Freiwillige auf der deutschen Botschaft und dem deutschen .Konsulat in Wien. Ter Andrang steigerte sich im Laufe des Tages. Abends verlieben bereits Hunderte von Reichsdeutschen mit «chnell-ügen dt, Stadt, n» flch auf der nächsten Grenz» station zu stellen. . Etwa 1000 Gestellungspflichtige, -um Teil in Part» lebende Deutsche, haben Brüssel verlassen. Unzählige Deutsche waren auf dem Nordbahnhofe anwesend und begleiteten dt« abfahrenden Züge mit dem Gesang der „Wacht am Rhein" und anderer vaterländischer Lieder. Sin aus Parts am Sonntag nachmittag eingetroffener Belgier tetUe der „Agence HaoaS" mit. daß in Paris kein Auto- Omnibus und nur wenige Züge verkehren. Seit S Uhr vormittags wurde keine Fahrkarte mehr au-gegeben. Viele deutsche Männer. Frauen und Kinder warten aus dem Nordbahnhose auf die Zusammenstellung eines Zuge-, der sie zur Grenze bringen soll. Bewachung aller militärischen Gebäude. Wie das halbamtliche Bureau Wolfs von unter richteter Stelle erführt, sind wichtige militärische Gebäude gegen den öffentlichen Verkehr durch Posten gesperrt. Der Zutritt ist nur gegen besondere Erlaub- nis aestattet. Ebenso wichtig wie diese Mastnahme zum Schutze der Gebäude gegen Beschädigungen und Anschläge ist jedoch die Mitwirkung der Bevölkerung. Wir empfehlen aber unseren Mitbürgern dringend, die Beobachtung aller verdächtigen Persönlichkeiten die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Eisenbahnverkehrobeschränkungen in Deutschland. Von Montag abend ab sind bereits arvste VerkehrS- beschrünknngen eingetreten. Auf allen Linien fallen zahlreiche N a ch t sch n e l l z ü g e aus. so z. B. auf der Anhalter Bahn allein sechs V-Züge, ein Eilzug und ein Persvnenzug. Zur allgemeinen Kenntnis wird gebracht: Es ist erneut darauf hingcwiesen worden, dast argen alle Per sonen. die bei einem Anschläge gegen die Eisenbahnen und Kunstbauten aus frischer Tat ertappt werden, aus der Stelle die schärfsten Maßnahmen anzuwendcn sind. Alle irgendwie verdächtigen Personen sollen sofort festgcnvmmen und den zuständigen Militärgerichten zur Aburteilung und sofortigen Strafvollstreckung zugcsührt werden. Ein kaiserlicher Guadencrlast. Das Armcevcrvrdnnngsblatt veröffentlicht einen Gnadenerlaß des Kaisers, nach dem allen Pcrsv- nen des Heeres, der aktiven Marine und der Schutztruppcn vom Feldwebel abwärts, sowie allen unteren Militär- bcamten des Heeres, der Marine und der Schntztruppen die gegen sie verhängten Geld- und Freiheitsstrafen bzw. deren noch nicht vollstreckter Teil erlassen wird, sofern die ledig lich wegen militärischer Verbrechen oder Vergehen ihnen anfcrlcgten Strafen insgesamt 5 Jahre, die lediglich wegen gemeiner Verbrechen, Vergehen oder Uebcriictiingcn ihnen an erster Stelle und an Stelle der Geldstrafen nuserlcgten Freiheitsstrafen insgesamt l Jahr, bei Zusammentreffen militärischer und gemeiner Verschlungen die wegen letzte rer verhängten oder in Ansatz gebrachten Freiheitsstrafen l Jahr, die Freiheitsstrafen insgesamt 5 Jahre nicht über steigen. Ausgeschlossen von der Begnadigung sollen jedoch diejenigen Personen werden, l. die unter der Wir kung von Ehrenstrafcn stehen, 2. die wegen eines mit dein Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte bedrohten Ver brechens oder Vergehens verurteilt worden ,ind. auch wenn die Ebrenstrafc nicht erkannt ist, 3. die während der Straf verbüßung, sofern sie bereits begonnen hat, oder während einer voransgegangenen Untersuchungshaft sich schlecht ge führt haben. Ans Personen des Bcurlaubtenstandes findet der Gncidcncrlast entsprechende Anwendung, sofern sie aus Anlast der gegenwärtigen Mobilmachung cinbcrnscn wer den oder zur Stellung gelangen. Proklamation des Grosthcrzogö von Baden. Die „Karlsr. Zig." veröffentlicht folgende Prokla mation des Gr o st li e rz o gs: An mein teures badisches Bolk! Unser Kaiser ruft zu den Waffen. In dem schweren Kampfe, den Deutschland zu führen sich anschickt, handelt cs sich um die Ehre und die Existenz unseres Vaterlandes, um unsere höchsten und heiligsten Güter. Ich weist, daß mein teures Volk mit unbedingler Hingebung und Treue die schweren Pflichten erfüllen wird, die an uns hcrantrcten werde», vor allem unsere Söhne und Brüder, die ins Feld ziehen, und von denen ich sicher bin und erwarte, das; sie, eingedenk des WaffenruhmcS ihrer Väter, tapfer und selbstlos ihr Leben cinsctzen werden sür das Vaterland. Aber auch die übrigen Glieder des Volkes werden, des bin ich gewiß, in ernster Ucberzengnng die Opfer zu bringen bereit sein, die gefordert werden müssen. Gott schütze und erhalte Deutsch land! Prinz Oskar von Preußen, der am 1. August mit Gemahlin in Liegnitz eintraf, hat dort die Führung des K ö n i g s - G r c n a d i e r - N c g i m e n t s übernommen. 1800 Nottrauungcu in Groß-Berlin. Eine Umfrage bei den Standesämtern der Stadt- und Landgemeinden Groß-Berlins hat ergeben, dast am Sonnabend und Sonntag schätzungsweise 1800 Not- tra nungen vollzogen wurden. Bcttag sür Prcnßcn. Durch Allerhöchsten Erlast ist sür Preußen ein außerordentlicher allgemeiner Bcttag angcordnci worden, der am 5. August begangen werden soll. Unterdrückung der dcutschseiudlichcn Blätter im Rcichslaud. Infolge der Erklärung des Kriegszustandes wird die so so r t i g e Unterdrückung aller d e n t s ch f e i üb lich e n B l ä t t c r im Neichsland erwartet. Notkrcditc. Die außerordentliche Stadtverordnetenversammlung in Köln bewilligte einstimmig einen Kredit bis zu 6 Millionen Mark zur Beschaffung von Lebensmitteln im Notfälle. — Allen einbcrufenen städtischen Arbeitern wird durch vierzehn Tage nach der Einberufung der Arbeitslohn gezahlt. Schließung der Schulen in der Nhcinprovinz. Der Lbcrprüsidcnt der Nhcinprovinz hat sämtliche Behörden ersucht, die ihnen unterstellten Schulen schließen zu lassen. Bezüglich der höheren Schulen ist dies durch das Provinzialschulkollegium angeorndet worden. Es ist aus tunlichste Mitwirkung der Schulkinder und auch der Schüler der höheren Lehranstalten bei den Erntc ar b e i t e n hinzuwirkcn. Für die Krankenpflege im Kriege. Ter Vorstand des Deutschen Tcchnikerverban- des hat beschlossen, der Genossenschaft freiwilliger Kranken pfleger im Kriege vom Roten Kreuz sein in Sonders- Hansen in Thüringen gelegenes Erholungsheim so fort zur Verfügung zu stellen. * Achtung! Russische Spione! Nach zuverlässigen Nachrichten bereisen russische Ossizierc und Agenten in großer Zahl unser Land. Die Sicherheit des Deutschen Reiches fordert, dast ans patriotischem Pflichtgefühl heraus neben den amtlichen Or ganen das gesamte Bolk unbedingt dazu mitwirkt, solche gefährliche Personen unschädlich zu machen. Durch rege Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht kann jeder an seiner Stelle zum glücklichen AuSgang des Krieges beitragen. Auf das Vorhandensein von russischen Spionen in Deutschland wurde auch hingcwiesen in einer Besprechung, die der Chef der Presseabteilung des Großen General st abs Major Nicolai mit Vertretern der Press« hatte. Der Press« wurde «itgeteUt. dass der «rosse Generalstab lhr für die wirksame Mitarbeit tn dieser ernsten Zeit Dank wisse und daß alles geschehen solle, um ihre schwere Ausgabe zu erleichtern. Selbstverständlich dürfe bis auf weiteres nicht «in Wort über deutsche Truppentransporte, über die Durchführung ber Mobilmachung in bte Oeffcntltch. keit dringen. Unser Land ist von Spionen und Agenten durchzogen, die nur darauf lauern, dass irgendwo «ine unbedachte Nachricht in die Zeitungen gelangt. Schärfste Kritik und äußerste Zurückhaltung sei deshalb un» bedingt geboten, insbesondere auch sür die Provtnzpresse, die vielleicht nicht in gleicher Weise wie dt« Berliner Zeitungen in der Lage sei, die Tragweite auch anscheinend ganz un bedeutender Meldungen sofort richtig abzuschätzen. Wenn die Stunde gekommen ist, wird der Große Generalstab mit seinen Meldungen nicht zurückhalten. Vorerst gibt es nur eine Forderung: -lertranen» unbedingtes Vertraue« in die oberst« Armeeleituug. Das Weitere wirdsichschon finden. Major Nicolai schloß seine Ansprache mit der im ausdrück lichen Aufträge des Chefs des Großen Generalstabs gegebe nen Versicherung, der Gencralstab werde mit seinen Mel dungen auf keinen Fall Schönfärberei treiben, werde sachlich und offen alles sage», was zu sagen ist. Wir sagen entweder nichts, aber wenn wir etwas sagen, i st eS wahr. Verhaftungen russischer Spione tn Berlin. Unter den Linden fielen gestern iMontagj vormittag, den zahlreichen Passanten zwei Personen auf, bte sich tn Diakontssenkleidung jl) befanden. Die Polizei wurde benachrichtigt, und man brachte die „Frauen" nach einem benachbarten Hotel. Hier wurden sie untersucht, und man stellte alsbald fest, daß es Russen männlichen Geschlechts waren. Die weiteren Ermittlungen werden ergeben, ob der Verdacht, daß man es mit Spionen russischer Nationalität zu tun hat. be-irünbet ist. — Gestern (Montags morgen wurde auf der Wannsecbahn ein Russe ver haftet, der eine preußische Infanterte-Uni» fvrm trug. Diese Uniform entsprach aber nicht den Vor schriften und stach etwas allzu deutlich von den Uniformen ab, in denen wir letzt unsere Soldaten und Offiziere zu er blicken gewohnt sind. Er wurde im Zuge festgenommen und auf dem Potsdamer Platz der Polizei übergeben. — Unsere politische Polizei hat in diesen Tagen ein sehr großes Stück Arbeit zu leisten. Alle Kvrridore waren beute mit russischen und französischen Männern und Frauen dicht ge füllt unü eine größere Anzahl Vernehmungen fanden statt. — Auch in Johannisthal wurden verschiedene russische Staatsangehörige verhaftet, die in dem Verdacht standen, ein Attentat auf die aroße Z e v v e l i n h a l l r zu planen. Die Verhafteten, unter denen sich auch zwei be kannte I v h a n n i s t h a l c r Flieger russischer Nationalität befanden, wurden gestern IMontagj früh dem Berliner Polizeipräsidium zugcsührt. — Ferner ver suchten zwei Engländer in den letzten Tagen bei ver schiedenen Flugzeugfabriken in Johannisthal Flug- np parate verschiedener Konstruktion anzukaufen. Als sich herausstclltc, dast die Maschinen ins Ausland gehen sollten, wurde der Verkauf inhibiert. Verhaftung des Vertreters der „Nowoje Wremja". In Steinau bei Hanau wurde der russische Journalist Meint low, der Berliner Vertreter der russischen Zeitung „N o >v o i c Wremja", ein bekannter Deutschen hasser, wegen S p i o n a g e v e r d a ch t s verhaftet. Er ist der Schwiegersohn eines deutschen Gerichts- diencrs in Steinau und weilte bei diesem zu Besuch. Melnikow soll sich durch photographische Auf- n a h m c n der Spionage schuldig gemacht haben. Eine freche russische Herausforderung. In einem am Knrsiirstendamm in Berlin gelegenen Cafä, wo eine ans Russen zusammengesetzte Kapelle konzertiert, kam es zu einem Tumult. Kaum hatte die Kapelle begviincii, die russische Nationalhymne zu spielen, als ein einziger Schrei der Entrüstung die Töne der slawischen Melodie erstickte. Wie der „Verl. Lok.-Anz." schreibt, drangen die Anwesenden mit Stühlen aus d' e Musiker ein, die sich nur durch eilige Flucht in Sicherheit bringen konnten. Als die Russen verschwunden waren, wandte sich der Zorn gegen das Lokal. Tische und Stühle gingen in Trümmer, Gläser und Spiegel zersplitterten. Einbehaltung der russische« Erntcarbeiter. Ein Vorschlag, der gegenwärtig besondere Beachtung ver dient, wird in den Blättern gemacht. Er betrifft die Einbehaltung der russischen Ernte arbciter, die noch auf deutschem Boden weilen. In der Zahl von weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten stellen sie ein volles russisches Armeekorps dar. Genau so wie mcrn in Oesterreich alle serbischen Reservisten kurzer hand verhafte, halte man diese russischen Reservisten bei unS sofort unter militärischer Bewachung — wozu Landsturm- leute genügen — und lasse dir Erntcarbciten vollenden und interniere sie dann an geeigneten Orten. Es ist das «ine Pflicht der Selbstcrhaltung. Französische Spionageoersuchc. Montag früh um 1 Uhr wurde in Muttcnz bei Basel ein ehemaliger französischer Offizier wegen Bricstaiibcucinfnhr verhaftet. Es wurden 150 Brief- tauben bei ihm beschlagnahmt. Der Verhaftete wurde dem Gefängnisse Licscthal überwiesen. Kriegserklärung Japans an Rußland? Am Sonntag war in Berlin die Nachricht verbreitet, Japan habe Rußland den Krieg erklärt, doch ist bisher keine Bestätigung erfolgt. Bestätigt wird nur, daß in Wien zwischen dem japanischen Botschafter und dem Grase« Bcrchtold eine Reihe vertraulicher Besprechun gen stattgesunden hat, deren Ergebnis indessen «och nicht bekannt geworden ist. Vom österreichisch-serbischen Kriegsschauplatz. Die „Rcichspvst" schreibt: Gegenüber den Gerüchten von Kämpfen zwischen österreichisch-ungarischen und montenegri nischen Truppen wird an hiesiger amtlicher Stelle mitgeteilt, das; Montenegro keine Feindseligkeiten gegen Oesterreich-Ungarn eröffnet habe. Aus Sofia meldet die „Neichspvst", das; Serbien die ganze Bevölkerung des serbischen Mazedoniens unter 50 Jahren zu den Fah nen berufen habe. In Wcles bei Aöprülü sei es zu einer Metzelei der Bulgaren gekommen. Ganze Scharen der mazedonischen Bevölkerung und serbische Deserteure seien ans Ucsküb und Kotschana geflüchtet und hätten Auf nahme in Küstendil erbeten. Schwede» mobilisiert. Der schwedische Kricgsininistcr hat zum Schutze der Neutralität Schwedens die Mobilmachung angcord- net. Die Haltung Rumäniens. Die Zeitung „Seara" weist die Zweifel über die Hal tung N u in äniens im Falle eines europäischen Krieges zurück. Die Gefahr für Rumänien liege bei Rußland. Sein Platz sei daher an der Seite des Dreibundes/ Das Blatt „Adverul" lehnt ein Zusammengehen sowohl mit Nustland alö auch mit Oesterreich-Ungarn ab. Indessen werde Rumänien sich entscheiden müssen. Wenn notwendig, werde es mit Oesterreich-Ungarn, wenn notwendig mit Rußland gehen. Vorläufig müsse es bereit sein. Ei« Konzentrationskabinett tu Frankreich. Wie der „Voss. Zig." über Brüssel gemeldet wird, hat das französische Ministerium Viviani sich zu einem Kon- zcntrationSkabinctt umgewandelt. Viviani behielt den Vor-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview